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Seite K
Nr. 173
NagolLrr Tagblatt »Der Gesellschaft«"
Samstag, den 27. Juli 193S
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tue sein Tagewerk so gut er kann und a» Glied des Ganzen, dem er dient und der- pflichtet ist.
Niemals aber werdet Sklaven euerer Arbeit, sondern bleibet über sie Herr! Wir müssen es fertigbringen, mitten in der Mühe deS TageS. auch wenn die Arbeit noch so drängt, einmal aufzuschauen und inS Weite zu bucken, damit wir nicht in der Enge unse- re« Daseins ersticken, sondern fühlen, wie groß und bunt die Welt ist und wie herrlich eS ist. in ihr leben und wirken zu dürfen. Sin solches Aufblicken im Gewühl der Arbeit gibt Kraft; es läßt uns zu einem Felsen erstarken. der der Brandung deS Lebens stand-
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<Au« der Schrift von Dr. A. Seifert: Dom K«tschen Wesen.)
„SesterrMs Kolk gegen SnMurg'
Liroler und Vorarlberger Ehristlichsoziale gegen di« Habsburg-Propaganda
Men, 2S. Juli.
Wenn bisher da und dort außerhalb Oesterreichs die Ansicht vertreten wurde, daß die Bevölkerung Oesterreichs auch nur zu einem größeren Teile die Rückkehr der Habsburger herbeisehne, so werden diese Kreise durch eine unmißverständliche Erklärung der „Tiroler Bauernzeitung", des amtlichen Blattes des christlich - sozialen Tiroler Bauernbundes, eines besseren belehrt, das u. a. schreibt: „Es kommt nicht darauf an. daß die Aristokraten. Offiziere und hohen Beamten, die in ihren guten Jahren an der Seite der schwarzgelben Fahnen gestanden sind und m i t Wehmut an die gute alte Zeit zurückdenken, den neuen Kaiser mit Begeisterung bejubeln würden. Es kommt vielmehr darauf an, ob das Volk, das früher ebensowenig gute Zeiten hatte wie heute, sich mit Recht von einer Monarchie bessere Zeiten erhoffen kann, und ob die Jugend, die kein persönliches Verhältnis zur alten Monarchie hat, die bis jetzt dem, was den Alten eine wertvolle Erinnerung ist. fremd gegenübersteht, ob diese Jugend, die heute auch schon bis zu den Dreißigjährigen hinaufreicht. imstande ist. das Verständnis und die Liebe zur monar- chistischen Staatsform zu gewinnen." Wenn man bedenkt, daß gerade in Tirol mit der Habsburgerpropaganda schon vor Jahren begonnen wurde, so ist dieses Eingeständnis, daß das Volk — alte Aristokraten und pensionierte Offiziere ausgenommen — von den Habsburgern nichts wissen will, sicherlich hochinteressant.
In Vorarlberg ist man noch schärfer geworden. Der Vorarlberger Landtag hat am Mittwoch ein Gesetz beschlossen, um der „Inflation" von Ehrenbürgerernennungen zu steuern. Nach diesem Gesetz dürfen nur wirklich um die Gemeinde verdiente Personen zu Ehrenbürgern ernannt werden. Das Gesetz wendet sich in der Hauptsache gegen die Ernennungen Ottos von Habsburg zum Ehrenbürger insbesondere kleiner Gemeinden, wo der Klerus bestimmenden Einfluß ausübt.
..Für Zavoo Reichsmark in den Simmel"
Wir würden uns der Blasphemie schuldig machen, schrieben wir das. Und wir würden es auch als Blasphemie betrachten, würde das in irgendeinem kirchen feindlichen Blatte behauptet. Da aber der Berliner ..Angriff" eine Photokopie des Originalschreibens der Schwester Alphonsa vom Lr- den der Benedi k t inerinnen aus Kempten <R heinland) veröffentlicht, das sie an einen Herrn Ollig Wessels in Idafehn in Ostsriesland gerichtet hat, so kann uns kein Vorwurf gemacht werden. Wohl aber stellen wir fest. daßdieSchwesterAlphonsaihrer Kirche schwersten Schaden zuge-
Oer kreis ckes kiiiirers kür ckas diürbiirA lirnneii. Oer vnia kütirer tzestittete „6roöe kreis von Oeutsctitavck" kür ckas cktssjäkrige dlürkurg kennen nm 28 ffult. Oer Cntwurt stammt von k>rok. Klein- dtüucken. «Heinrich Hofsmann, K.1
Von cken engliseke» I.uktmanüvern. Oin kilck von cken groLen rweltägigen Ollktmanövern, <!ie über cker englischen llauptstackt veranstaltet vvurckeo: Oebunssbomben wercken dereilLesteüt,
fügt hat, denn nicht einmal in der Zeit des übelsten Ablaßhandel? im 15. und 16. Jahrhundert hat man «olche ..Geschäitstüch- tigkeit" in der „Seelsorge" an den Taa zu legen gewagt.
Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: .
„Sehr verehrter Herr Wessels! Sie werden sich erinnern, wie ich etwa Mitte November bei Ihnen einen Besuch machte, und wir uns bei einer Tafle Tee unterhalten haben. Ich freue mich sehr, daß Ihnen was daran liegt, in den Himmel zu kommen. Nun hören Sie meinen Rat, meinen Vorschlag: Ich will alles aufbieten bei Tag und Nacht, mich ganz hinopsern. darr, itSiesicherhineinkommenund hoch hineinkommen, aber unter der einen Bedingung, daß Sie gleich 50000 RM„ fünfzigtausend Mark, stiften für den Kirchen» und Klosterbau in Hannover. Sie tun damit ein wahrhaft apostolisches Werk, denn dort ist für 1300 Katholiken noch in einem Tanzsaal Gottesdienst, und das Kloster soll ein Anbetungskloster werden für die ganze norddeutsche Diaspora. .In Hannover müssen wir ein Anbetunaskloster haben', hat
Bischof Barss selig gesagt. Der Herr Probst von Hannover, der die Sache in der Hand hat. besteht darauf, daß ich die 50000 Mark b e s ch a f fe.
Und nun, mein Freund, seien Sie kluger Handelsmann, ein Held, Sie haben ja bei Ihrem Autounglück, von dem Sie mir erzählten, schon einmal die Nähe der Ewigkeit gespürt, seien Sie ein heiliger Franziskus, der alles Irdische wie Kot erachtet im Vergleich mit dem Himmel! In den Himmel muß ich kommen, für den Himmel ist mir nichts zu viel und zu schwer! Sie haben ein langes Weltleben hinter sich und können selbst nicht mehr viel für den Himmel tun. hier haben Sie Gelegenheit durch eine einmalige Stiftung von 50000 NM. leicht in den Himmel zu kommen und durch die Gründung auch noch vielen anderen den Weg zum Himmel zu bahnen. Sehen Sie. wenn Gott der Herr Ihnen einen Schlaganfall schickt und Sie plötzlich vor seinem Richterstuhl stehen, was nützt Ihnen all Ihr Geld dann? Schenken Sie es ihm aber zu Lebzeiten, so machen Sie sich Ihren Richter zum Schuldner und der Heiland ist dankbar. Er läßt keinen Trunk kalten Wassers, aus Liebe gereicht, unbelohnt. Und ich verspreche Ihnen auch meine innigste Dankbarkeit im Leben und nach Ihrem Tode — ja ich bin bereit. Sie in den Himmel zu lasten und selbst draußen zu bleiben, wenn es lein müßte oder wenn ich schon vor Ihnen darin wäre, wieder herauszukommen und Sie zuerst hineinlassen. Nun also — ein größeres Anerbieten kann Ihnen nicht gemacht werden — feien Sie klug!!!
Schicken Sie darum das Geld bitte gleich nach Hannover, ich lege Ihnen ein fertiggeschriebenes Postscheckkonto bei und schreiben Sie mir auch gleich, damit ich Ihnen danken kann. Nun wünsche rch Ihnen von ganzem Herzen alles Gute, Gottes Segen, langes Leben. Gesundheit. Frieden des Herzens und Hauses.
Mit liebem freundlichem Gruß! Ihre in Gottes Liebe dankbare Sr. Alphonsa OSB."
Ob nun Herr Ollig Wessels nach der freundlichen Erinnerung an den Schlaganfall so „klug" war. ein „guter Handelsmann" zu sein und durch die einmalige Stiftung von 60 000 RM. sich den göttlichen Richter zum Schuldner gemacht hat. wissen wir nicht. Schwester Alphonsa hat für 50 000 RM. viel geboten, das soll nicht bestritten werden — vor allem einen wertvollen Einblick in das Denken gewisser Leute, die Glaube und Religion sagen und ganz ge» wöhnliche Geldgeschäfte meinen.
Entgleisung findet ihre Strafe
l). L. K. Bei einer im November 1984 von der Deutschen Elaubensbewegung in Leipzig abgehaltenen Kundgebung war nach einem Vortrage des Prinzen zur Lippe über das Thema „Rasse und Glaube" während der Aussprach auch der Schriftsteller und Abteilungsleiter beim Rundfunk in Stuttgart, Kurt Eggers, mehrfach hervorgetreten. Dabei hatte Eggers Aeuße- rungen gebraucht, die zur Einleitung eines
Verfahrens gegen ihn führten. Es wurde ihm vorgeworfen, daß er Einrichtungen der Kirche und ihre Diener beschimpft habe. Nach der Anklage sollte Eggers unter Bezugnahme auf die Geistlichkeit von „Dunkelmännern" gesprochen und das Abendmahl als die „in Päckchen verpackte Seligkeit" bezeichnet haben, die mit dem Motto verteilt werde «Frißt du sie. wirst du selig, srißt du sie nicht, wirst du nicht selig". Nach umfangreicher Zeugenvernehmung und langer Beratung gelangte die Große Strafkammer des Landgerichts Leipzig zu dem Ergebnis, daß für den ersten Punkt der Anklage ein klarer Beweis nicht erbracht worden sei. Die Aeuße- rung über das Abendmahl sei aber in diesem oder einem ähnlichen Wortlaut gebraucht worden. dessen Sinn die Hörer auch erkannt hätten, was nach den Zeugenaussagen nicht bezweifelt werden könne. An Stelle einer an sich verwirkten Gefängnisstrafe von zwei Monaten wurde der Angeklagte zu 500 Mark Geldstrafe verurteilt (während der Staatsanwalt, der beide Fälle als erwiesen erachtete, eine Gesamtsumme von 8 Monaten Gefängnis beantragt hatte). In der Urteilsbegründung wurde vom Vorsitzenden der Strafkammer ausdrücklich betont, daß es sich in dem Angeklagten um einen von starker nationaler Leidenschaft erfüllten Kämpfer handele. Seine Worte seien keine übel berechnete Beschimpfung gewesen, sondern eine Entgleisung, wobei der Angeklagte sich jedoch ihrer Tragweite bewußt gewesen sei. Die Aeßerung, berechtigte Empörung ausgelöst habe, hätte darum auch ihre Strafe finden müssen.
Blüten aus alten Protokollen
„Der Beschuldigte gab auf Vorhalt Unwahrheit die Ehre".
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„Auf die Aufforderung, mir zur Wache zu folgen, antwortete der Verdächtige, ich solle ihm den Buckel lang rutschen. Nachdem dies geschehen war, schritt ich zur Verhaftung.
„Als ich zur Namensfeststellung schritt, sagte der Beschuldigte, ich sei ein Esel. Letzteres kann mir das ganze Dorf bestätigen."
Aus einer Diebstahlsanzeige: „Ich bin durch Verheiratung in den Besitz eines Rindviehs gekommen".
„Das Obergericht hat die Identität des gepfändeten Schweins mit dem Richter erster Instanz als schlüssig angenommen".
„Der Blitz schlug gestern in eine Kuhherde. Eine Kuh war sofort tot, mehrere vorübergehend".
„Der Zeuge wollte anfangs die Strafanzeige unterdrücken, weil der Beschuldigte versprach, ihm den Mund mit einem Klafter Buchenholz zu stopfen."
„Am Flußufer fand ich die Leiche eines neugeborenen Kindes. Diese Kinderleiche dürfte von einem Dampfschiff stammen".
„Als ich die Frau des Verhafteten zur Rede stellte, zeigte sie mir ein sehr flegelhaftes Entgegenkommen".
„Er saß betrunken im Wirtshaus und belästigte die anderen Gäste durch schamhafte Redensarten".
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Sonntag. 28. Juli
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8.00
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18-00
Haienkonzcrt Zenangave. Wetterbericht Gymnastik Bauer, bör zu!
Orgelkonzert
Sendepause
Die Küsiabnrgicstipiele am Dbcr- rhcin bei Waldslmt Morgenieicr der Hitlerjugend „Menschliches — Nllznmeuschliches Unterhaltungskonzert Einlage: Hörbericht vom Nur burgrenucn
Hörbericht vom Nürbiirgrenne» Mittagskonzert I Stand des Rennens auf dem Niirburgring Mittagskonzert II Kinderstnnde U nterhaltungskonzert Hörbericht vom Niirburgrennr« „Kleine melodiöse Stücke" Buntes Nachmittagskonzert Die Viertelstunde für Handel und Handmerk Eröffnungsfeierlichkeiten des NcckarkanalS Mannheim — Heit- bron»
18.30 18.45 19.3»
20.00
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Fohanu-Straub-Abcnd Unterhaltungsmusik Zetuingabe, Nachrichten, Wetterund Sportbericht Tanziunk
-2.00 llntcrbaltungsmnlik
Monlag, 29. Juli
Choral — Morgcnspruch Wetterbericht Gymnastik k Frühkonzert —7.10 Frtthnachrtchtcn WaüerstandSnieldungcn Gymnastik II Fuukwerbnngskonzert Franeninnk Sendepause
„Hammer »nd Pflug" Schlosikonzert l
Zeitangabe, Wetterbericht. Nachrichten
Schlobkonzert II „Allerlei von Zwei bis Drei"
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Sendepause
Musik am Nachmittag 'Nachmittagskonzert ..Eröffnung des Dentschland- lagcrs in Kuhlmühke"
„Kleine Jnstrnmental-Soli" Ausschnitt aus einer Massenkundgebung des Ncichsbnndcö der Kleingärtner «nd Kleinsiedlcr in Braunichweig Nachrichtendienst Tanzmusik
Zeitangabe, Nachrichten, Wctter- und Sportbericht Kunst der Fuge 2.00 Kammermusik
Dienstag, 30. Juli
8.45 Cboral — Morgrnivrnch Wetterbericht — Vaucruiuiik 6.00 Gymnastik l 6.30 Frübkonzert 7.00 bis 7.10 F-rüh,rachrich!e„
8.00 Wasierstandsmeldungen 8.10 Gymnastik H
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Fnnkwcrbnngskonzert
Sendepause
„Hammer «nd Pilug" Mittagskonzert I Zeitangabe. Wetterbericht, Nachrichten
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Sendepause
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„Musik am Nachmittag" NachinittagSkonzert Französischer Sprachunterricht „Das deutsche Nnndsunkschrist- tnm"
Tanzen macht Svast! Nachrichtendienst „Gute Laune!"
Zeitangabe. Nachrichten, Wetter- nnd Sportbericht Musik zur Nacht 2.00 Nachtmusik
Mittwoch. 31. Juli
8.45 Cboral — Morgenivruch Wetterbericht — Baucruiunk 6.00 Gymnastik l
6.30 7.00 8.00 3.16
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13.15 14.00 18.00 18.30 16.0» 17.00
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Frübkonzert
bis 7.1» Frtihnachrtchten Watte rstandsineldnngen Gymnastik II Fuukivcrbnngökonzcrt Sendepause
„Hammer und Pflug" Mittagskonzert
Zeitangabe, Wetterbericht. Nachrichten
Mittagskonzert
„Allerlei von Zwei bis Drei"
Sendepause
Jnngmädel. hört zu!
Musik am Nachmittag Nachmittagskonzert Lernt morse«!
„Badesittcn von einst"
Unterhaltungskonzert
„Wie wird das Dritte Reich
regiert?"
Nachrichtendienst
Stunde der jungen Nation
Fm Dreiviertel-Takt!
Einlage: „Die heitere Moralpauke"
Zeitangabe. Nachrichten, Wetter-
nnd Sportbericht
Saardicnft
Abendmunk nnd Tanz -2.00 Nachtmusik