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Nagolder Tagvlatt »Der Gesellschafter'

Donikcrstag, den 11. Juli 1835

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Der Alltag bringt so viel Freuden auf die Welt. Das Seltsame daran ist, daß sie nichts kosten und daß sie eigentlich nur der Arme genießt. Der Wohlhabende überfüttert seine Genußfähigkeit, darum werden seine Nerven unempfindlich gegen die meisten Reize. Wer kennt die Lust: in leichten Klei­dern. die nicht einengen, mit flachen Ab­sätzen. ohne Kopfbedeckung, mit langen, federnden Schritten, die sich aus der Hüfte

lösen, durch den leuchtenden Sommer zu schreiten? Es wird alles klein und bedeu- tungslos: Der Körper erzittert wie in, Rausch, die Lungen atmen tief und genuß­süchtig, die Beine werden zu Wundern, die uns eine neue Welt erschließen! Um das Glück des Essens zu erkennen, muß man den Schmerz des Hungers einmal ganz aus­gekostet haben. Jeder könnte diese Lust ver­spüren. aber wir sind an Ordnung gewöhnt- Mahlzeiten find dazu da. um inuegehalten zu werden, auch wenn man ohne Freude ohne Sinn und Zweck etwas zu sich nimmt.

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Viele Menschen freuen sich . das ganze Jahr auf die Reise, sie machen lange vorher ihre genauen Pläne, bestellen ihr Quartier, bereiten alles aufs sorgfältigste vor und. . sind hinterher doch enttäuscht. Woran mag das liegen? Vielleicht waren ihre Erwartun­gen zu groß, vielleicht haben sie aber auch irgendwelche greifbaren Fehler begangen, die bei einiger Ueberlegunq zu vermeiden ge­wesen wären.

Es gibt so viele Möglichkeiten, eine Fe­rienzeit schön und genußreich zu gestalten. Wer kräftig und gesund ist und Freude am Wandern hat, wird vielleicht am meisten Gewinn von einer Wanderung haben. Man sollte jedoch nicht allein wandern. Man braucht unbedingt eineri Gefährten, diesen aber soll man sehr vorsichtig wählen. Vor allem muß er jemand sein, der einem un­bedingt sympathisch ist. Er muß unterhal­tend sein, darf aber doch nicht zu viel reden; er muß die Natur lieben, soll aber nicht überschwenglich sein, denn das können wir auf die Dauer nicht ertragen. Er muß ein guter Fußgänger sein, muß aber auch Ver­ständnis dafür haben, daß man sich nicht überanstrengen möchte.

Sehr abwechslungsreich kann eine Ferien­reise sein, wenn man sie zu Rad unternimmt. Auch dabei gilt das gleiche: nicht allein und nur mit einem Menschen, der als Reisebe­gleitung geeignet ist. Radfahrer sollten die Hauptstraßen meiden und sich an die Ne­benwege halten, denn gerade das gehört zu den Vorzügen des Radfahrens. Man kann auf diese Weise den Autos aus dem Weg gehen. In den heißen Mittagsstunden sott man rasten-, man soll auch die Strecke, die man an einem Tage zurücklegen will, nicht zu groß bemessen.

Wer sich ganz unabhängig von Unter­künften machen will, wird für die Ferien sein Zelt im Freien aufschlagen. Er soll das aber nur tun, wenn er wirklich unempfind­lich gegen Kälte. Wind, Feuchtigkeit. Regen. Hagel, Mücken und allerlei unangenehme Zutaten ist. Machen ihn diese unvermeidli­chen Störungen aber nervös, so ist eine solche Zeltreise nichts für ihn und er würde von seinem Urlaub mehr Schaden als Nutzen haben.

Besonders reizvoll ist eine Bootfahrt die Flüsse entlang. Die Ufer bieten meist viel Sehenswertes. Wir belauschen die Tierwelt und freuen uns an allerlei Gewächsen, die wir bisher noch nicht kannten.

Wo wir uns aber auch aufhalten, sollen wir es uns nicht nehmen lassen, uns für

Sagen und Geschichte der Gegend zu inker- esfieren. Am richtigsten ist es, vor Antritt der Reise sich über die Geschehnisse, die sich einst in der Gegend des Ziels ausgetragen haben, zu unterrichten. Wir sollen uns auch vorher mit den Sehenswürdigkeiten ver­traut machen. Wer mit geschlossenen Augen und ohne Kenntnisse durch die Gegend geht, kann ebensogut zu Hause bleiben.

Nie soll man es versäumen, mit den Bewohnern der Gegend zu sprechen. Man erführt von ihnen vieles über Land und Leute, woran man sonst acht- und ahnungs­los vorübergehen würde. Der Einheimische sieht nun einnial vieles mit andern Augen an als der Fremde, und seine Fachkenntnis ist der beste Führer für den Ortsfremden. Man wird sich, wenn man sich von den Ein­heimischen beraten läßt, bald wie zu Hause fühlen. Und mehr kann man sich von einer Reise gar nicht wünschen. W. K.

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Statt der warmen Gemüse bevorzugen wir an heißen Sommertagen, einen kühlen Salat. Dem Einwand, man könne nicht immer Salate essen, ist entgegenzuhalten, daß man es nur verstehen muß, die Salate verschiedenartig und reizvoll anzurichten. Tie verschiedenen Salatsoßen lassen sich leicht ein wenig verändern wir haben würzige Kräuter in Menge, die wir nur richtig an­wenden müssen, um Abwechslung im Ge­schmack zu erzielen.

Was den Salat selbst betrifft, so werden wir uns im Sommer vorwiegend an den zarten Kopssalat halten, müssen aber beim Einkauf daraus achten, daß die Blätter nicht etwa lederig und hart sind. Weich, hell und dünn muß der Salat sein. Man soll den Salat immer mindestens eine halbe Stunde vor dem Anrichten, in kaltes Salzwasser legen und ihn dann mit frischem Wasser ab­spülen. Alle nicht tadellos frischen Blätter sind zu entfernen.

Die Salatsoße soll man in der Salatschüs­sel mischen und anrühren, ehe man den Salat hineingibt.

Die einfache Salatsoße setzt sich aus Essig und Oel zusammen. Natürlich darf man nur wirklich gutes Salatöl verwenden. Man nimmt auf 1 Eßlöffel Essig 3 Eßlöffel Oel, dazu 1/2

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Daß der Badeanzug keineswegs nur zum Baden und Schwimmen, sondern auch zum Ansehen da ist. ist ganz klar, und man möchte deshalb neben dem sportlichen Ein­schlag auch nicht auf die modische Gestal­tung verzichten.

Der moderne Badeanzug besitzt diese Vorzüge und die entzückenden neuen Mo­delle. von denen wir leider nur eine typische Form im Bild zeigen können, sind außer­dem noch allen praktischen Anforderungen gewachsen. Das Material, Wolle und als neue Kombination auch Wolle mit Kunst­seide. kann beliebig strapaziert werden und bewährt sich im Wasser ebensogut wie bei den geselligen Spiele» am Strand.

Was nun die modische Linie angeht, so zeigt sie allerlei hübsche Details: es gibt die verschiedenartigsten Formen des Ausschnit­tes. die fast alle im Rücken sehr tief gehal­ten sind, um eine gleichmäßige Bräunung zu erzielen; es gibt Träger, die durch sinn­reiche Verschlüge verändert und verstellt werden können; es gibt sorgfältig durch­dachte Schnittformen, die jede Figur ver­bessern und es gibt endlich Korkknöpfe, die allgemein sehr beliebt find.

Die Modefarbe ist Blau in allen Schattie- rungen. daneben wird auch Weiß bevorzugt, das dann oft mit dunkleren Tönen vorteil­haft verarbeitet ist, ferner Rot in allen Nüancen. Braun und ein leichtes zartes

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Teelöffel Salz, s/i Teelöffel Pfeffer, Tee­löffel Senf, Vs Teelöffel Zucker.

Diese Soße kann man verfeinern, indem man 1 hartgekochtes, seingewiegtes Eidotter hineingibt, oder ein gequirltes rohes Eigelb. Auch Zusatz von etwas Sahne und ferner von feingewiegten Kräutern, wie Petersilie,- Schnittlauch, Dill, Kerbel usw. zu empfehlen. Ferner schmeckt es sehr gut, wenn man fein­gewiegte Zwiebeln in den Salat tut. Auch Kapern, feingewiegte Pfeffergurken, sowie fein­geschnittenen Chicoree oder Sellerie kann man hinzutun.

Sehr schmackhaft ist eine Sahnensoße. Man streicht ein hartgekochtes Eigelb durch ein Sieb und mischt es mit einem rohen Eigelb. Hierauf gibt man 3 Eßlöffel saure Sahne daran, ferner 1 Teelöffel Zitronensaft, sH Tee­löffel Zucker, 1 Prise Salz und 1 Prise Weißen Pfeffer. Man kann die Sahnensoße auch noch auf andere Art bereiten, indem man nämlich 4 Eßlöffel dicke saure Sahne gut verquirlt und mit 1 Eßlöffel Essig oder Zitronensaft, 1 Tee­löffel Salz, 1 Prrje Pfeffer, 1 Teelöffel Zucker mischt. Man kann auch 1 Teelöffel gewiegten Schnittlauch daran geben.

Beliebt ist zu Kopfsalat auch eine Speck­soße. 60 Gramm hellgelb gebratene Speck­würfel werden mit einem Eßlöffel Essig oder einem Teelöffel Zitronensaft. Vs Teelöffel Salz, 1 Prise weißem Pfeffer, 1 Teelöffel Zucker und IV 4 Teelöffel Mostrich gemischt. Auch mit einer guten Mayonaisensoße kann man den Salat überziehen.

Im Sommer liefern auch die Gurken uns manchen köstlichen Salat. Wir können sie, in dünne Scheiben geschnitten, entweder in einer Sahnensoße anrichten, oder in der einfachen Salatsoße, die man aus einem Eß­löffel Oel, 5 Gramm Salz, einer Prise weißem Pfeffer und V- Eßlöffel Essig oder Zitronen­saft zusammenrührt.

Tomaten werden zu Salat in Scheiben ge­schnitten, mit ein wenig Salz bestreut und mit vier Eßlöffeln Oel, einer Prise weißem Pfeffer, einem Teelöffel feingewiegten Kräu­tern, V- Eßlöffel Essig oder Zitronensaft und einer kleinen Prise Zucker gemischt.

In diese gleiche Salatsoße kann man auch allerlei gekochte, erkaltete Gemüse geben.

Photo: Gschwindi'

wie Spargel, Bohnen, Mohrrüben. Sellerie^ Blumenkohl usw.

Auch Mischsalate sind sehr schmackhaft.

Sehr gern werden vielfach geriebene Mohr­rüben gegessen, mit einer Mayonnaisenfoße überzogen, der man etwas Zitronensaft zu­gefetzt hat.

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Der Ehemann: Wilhelm von Humboldt:

Der Rat der Frauen ist wie ein Stern,, der durch die Wüste des Lebens leitet. Er zeigt die Richtung. Wie man es machen soll, um dieser Richtung durch Klippen und Um­wege zu folgen, ist der eigenen Betriebsam­keit überlasten, die immer bei weitem klein­licher ist und sein muß. Woraus dann auch wieder die Pflicht der Frauen entsteht, zu­frieden zu sein, wenn man im Geist und Sinn gehandelt hat, und das Mangelhafte in der Ausführung zu übersehen und zu ver­zeihen."

Der Hellseher: Otto von Bismarck:

Die Ueberzeugung einer Frau ist nicht so veränderlich; sie entsteht langsam, nicht leicht; entstand sie aber einmal, so ist sie we­niger leicht zu erschüttern."

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Es ist besonders unhöflich, gegen seine Freunde nicht höflich zu sein. Freundschaft ist kein Freibrief für schlechtes Benehmen.

Es zeugt von schlechter Erziehung, wenn man nicht pünktlich ist. Hat man kein Zeit­gefühl. muß man es sich anerziehen.

Es ist unhöflich, bei einem Besuch Hunde mitzubringen und. außer in dringenden Fäl­len. zu telephonieren.

Eine Schlagaderverletzung erkennt man an dem sprunghaft hervortretenden Blutstrahl. Hier ist es mit der Heißwasterbehondlung nicht getan. Man bindet das Glied oberhalb der Wunde ab und holt den Arzt.

Warzen lasten sich meist entfernen, wenn man sie täglich mehrere Male mit Kreide einreibt. Auch Rizinusöl ist ein gutes War­zenentfernungsmittel.