Lette S — Nr. I<l0
Der Gesellschafter
Mittwoch, de« 20. Juni isz<
/Vlkreti Nrnkscli
Oanäoslelter Oesterrcick ller dI8O/VO.
Als am 30. Januar 1933 der Reichspräsident vonHindenburg den aus niederösterreichischen Bauerngeschlecht entstammenden Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt hatte, da trafen sich wenige Tage später in Salzburg drei Vertreter jener politischen Geistesrichtung, die ihre jahrzehntelange Herrschaft in allen deutschen Ländern aus die Zerrrissenheit und Uneinigkeit des deutschen Volkes aufgebaut hatten. Der würt- tembergische Staatspräsident Bolz, der bayrische Ministerpräsident Held und der österreichischeBundeskanzler Dr. Dollfuß. Ausführlich wurden die Maßnahmen besprochen, die zu treffen wären, um den durch alle deutschen Länder gehenden revolutionären Volkssturm Einhalt zu gebieten und die eigene Herrschaft zu sichern.
Am 5. März gab aber das deutsche Volk eine klare Antwort aus diese dunklen Pläne finsterer Mächte. Der Traum von einem Wiedererstehen der Mainlinie zerstob wie Spreu vor dem inachtvollen Bekenntnis gerade Süddeutschlands zur nationalen Einigung. zur nationalsozialistischen Revolution. Auch Oesterreich — das seit St. Germain zu einer „Unabhängigkeit" von Frankreichs und anderer Geldmüchte Gnaden verurteilt ist und deshalb nicht mitstimmen durfte — schloß sich in den gewaltigen „Ein-Volk—ein-
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beim Leßrsbnis äes 8^ - Druppküllrers VVinklei- im Krüksakr 1934
Reich"-Kundgebungen am 6. Mürz diesem Bekenntnis des unter Adolf Hitlers Führung stehenden deutschen Volkes an. Von allen Bergen loderten die Freudenfeuer und mehr als eine Million Deutsch-Oesterreicher hob an diesem Abend die Hand zum Schwur:
Wir wollen heim ins Mutterland,
Zu dem wir uns bekennen!"
Die Innlinie
Was den Herren Bolz und Held mißglückt war, das wollte nun Dr. Dollfuß noch einmal versuchen. An die Stelle der Mai n li nie sollte die Jnn- linie treten. Am 7. März 1933 erließ die Regierung Dollfuß ein Versamm- lungsverbot, das sich ausschließlich gegen die NSDAP, richtete, da zu dieser Zeit sich selbst in den Versammlungen sogenannter „Kanonen" der anderen Parteien kaum ein Paar Dutzend Leute einsanden. Zugleich wurde eine Pressenotverordnung erlassen, die ausschließlich gegen die nationalsozialistische Presse angewendet wurde. Die Heimwehr des Fürsten S t a r h e m b e r g. eine zum größten Teil aus vorbestraften und verbrecherischen Elementen zusammengesetzte Soldateska, sollte diesen Maßnahmen der Regierung den notwendigen Nachdruck verleihen.
In den ersten acht Wochen nach diesem Versammlungsverbot hat sich die Zahl der Ortsgruppen der NSDAP, in Oestereich verdoppelt, mitten in den Hochburgen des schwarzen und weiß-grünen Klüngels erstanden starke Trutzburgen des Nationalsozialismus.
Da ging die Regierung weiter. Am 4. Mai verbot sie die Uniformen der NSDAP-, SA-, SS.. HI. Es half nichts. Im weißen Hemd, oft mit nacktem Oberkörper marschierten SA. und SS. durch die Märkte und Dörfer des Donautales und in den engen Bergtälern der Alpen.
E Mm i. Mrestag des Verbots ^ der REIM tn SesterreiA
Vergebens versuchte man einen strafbaren Tatbestand aus der Existenz der nationalsozialistischen Bewegung zu konstruieren. In den letzten Maitagen wurden überfallsartig alle Parteihäuser in Oesterreich besetzt, alle Führer bis zum Ortsgruppenleiter und seinen Mitarbeitern verhaftet, Schriften durchwühlt und jede Wohnung nationalsozialistischer Amtswalter von unten nach oben gekehrt. Das Ergebnis war eine Blamage: Die Richter, die über die Verhaftung der Nationalsozialisten zu entscheiden hatten, verfügten die Freilassung der Festgenommenen.
Das Verbot
Da kam der Regierung ein kleiner Zwischenfall in Krems an der Donau zu Hilfe.
Für den Heimwehrmann Feh. der Vizekanzler war und den Bundeskanzler Dr. Dollfuß, der sich gerade in London als der „kleinste Staatsmann Europas" feiern ließ, war das die langersehnte Gelegenheit, mit einem Schlage gegen die NSDAP, vorzugehen: In den Abendstunden des 19. Juni beschloß die Negierung, derNL-DAP. jede politische Betätigung zu verbieten und die SA. und SS.. HI. und B d M. aufzulösen. Schwerste Verwaltungsstrafen — vor dem Gerechtigkeitssinn der Richter hatte man Angst, weshalb man die politischen Aburteilungen der Zuständigkeit der Gerichte entzog — bedrohten jeden, der diese Politische Betätigung — auch wenn sie nur im Erheben des Armes zum Hitler-Gruß bestand — fortzusehen wagte. Der Landesinspekteur Theo Habicht, MdR-, und alle reichsdeut- schen. in Oesterreich ansässigen Parteigenossen, wurden verhaftet und über die Grenze geschasst, jene Gauleiter und Amtswalter, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, hinter Schloß und Riegel gesetzt.
Am 21. Juli schließlich wurde den Druckereien mitgeteilt, daß sie die Konzession verlören, wenn sie nationalsozialistische Zeitungen weiterdrucken.
Und doch — der große Schlag Fehs gegen die nationalsozialistische Bewegung erwies sich als
Schlag ins Wasser
Denn jetzt erst zeigte es sich, daß das Urteil. das der Reichsdeutsche über die aus zehn Nationen bestehende alte österreichisch-ungarische Armee gewonnen und gedankenlos nach dem Zusammenbruch der Habsburger- Monarchie allein auf den Deutschösterreicher angewendet hatte- daß der Oe ster- reich er schlapp sei. jeder, aberauch wirklich jeder Grundlage entbehrt.
Jetzt erst zeigte es sich, wie tief die Lehre Adolf Hitlers, des größten Sohnes Oesterreichs, in das Volk gedrungen war. Wohl sonderte sich Spreu vom Weizen, politischer Flugsand siel ab; aber es kamen ungezählte neue Kämpfer in die Reihen der verbotenen Bewegung, die in diesem Jahre nicht nur innerlich, sondern auch zahlenmäßig stärker geworden ist, als sie es unter normalen Verhältnissen je hätte werden können.
Vergebens füllte die Regierung die Gefängnisse; vergebens warf sie Arbeiter und Angestellte wegen ihrer nationalsozialistischen Gesinnung auf die Straße und entzog Ar
beitslosen die Unterstützung; vergebens nahm sie Gewerbetreibenden die Konzession: Die Bewegung wuchs und wächst weiter!
Vergebens schuf sie den „österreichischen Menschen", versuchte ihn geschichtlich und philosophisch und wirtschaftlich zu beweisen: wenn einer an seine Existenz glaubte, dann war es ein vor der Auflösung stehender Altersschwacher oder ein vorbestraftes Element. das sich auf diese Weise — und um im Trüben fischen zu können — wieder der Gesellschaft eingliederte.
Unter den Bauern Niederösterreichs aber ging der Trostspruch einer schlichten Frau aus dem Volke um, der das ganze Wollen des Volkes umriß:
„Jetzt, liave Leut', derft's net verzag'n.
Und sollt's no ärger kemma!
Was wir zutiafst im Herzen trag'n.
Das kann ka Mensch uns nehma.
Das richt' uns auf und gibt uns Kraft!
Und stürzert selbst der Himmel ein.
So hilft uns oans, was alles schafft:
Von ganzem Herzen — Deutsche sein!"
H. Binder *)
Hakenkreuze Überall
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Deutsches oder „unabhängiges" Oesterreich?
Dollfuß und sein Anhang begründeten ihren Kamps gegen den Nationalsozialismus. dessen Anhänger mit der zunehmenden Schärfe des Kampfes geradezu vogelsrei wurden und seither schon schwere Opfer an Leben und Blut gebracht haben, mit der Notwendigkeit, die „Unabhängigkeit" Oesterreichs zu erhalten.
Was es mit dieser „Unabhängigkeit" aus sich hat, bedarf keiner langatmigen Erklärung. Oesterreich wurde zu einer Selbstständigkeit gezwungen, die bei seiner Lebensunfähigkeit als Staatswesen in um so tieferer Abhängigkeit von den inter- nationalen Finanzmüchten hineinführte.
Zu dieser finanziellen und wirtschaftlichen Abhängigkeit kommt die unglückliche gcvpvli- tische Lage, die so lange unglücklich sein mu ß, als nicht eine starke Macht dafür bürgt, daß nicht weiterer deutscher Boden an andere volksfremde Staaten verloren geht.
*i Niederösterrcichischer Dialekt. Derft's - vitrf! ihr, no - noch, kemma - kommen, ka - kein, oans - eines.
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Eines aber kann Oesterreich auch als sogenannter „unabhängiger" und „selbständiger" Staat nicht versagt werden: Daß es sich als deutscher Staat nach deutschen Lebensgesetzen einrichtet. So tief in jedem Deutschösterreicher die Sehnsucht nach der Wiedervereinigung mit dem deutschen Mutterlande verankert ist. so weiß doch jeder, daß die Zeit für die Heimkehr ins Reich erst hranreifen muß.
Dafür aber will Deutschösterreichs Volk seine Heimat heute schon zu einem innerlich gesunden und starken, also nationalsozialistischen Gemeinwesen machen. Wenn die Volksgenossen im Reich sich befreit haben von Klassenkamps und Bonzentum, Zerrissenheit und Ausbeutung, dann darf das den Deutschen Oesterreichs nicht versagt werden. Deutschösterreichs Volk will Unabhängigkeit. Unabhängigkeit vor allem von den Puppen internationaler Drahtzieher, Unabhängigkeit von den sich jetzt als „österreichische Menschen" gebenden P f r ü n d e n n u tz n i e ß e r n, die vorgeben, für Oesterreichs Unabhängigkeit zu kämpfen, in Wahrheit aber die Unabhängigkeit ihrer Korruption verteidigen.
Wollersdorf — die Schmiede der Volksgemeinschaft
Verfassungsbruch aus Verfassuugsbruch ist im letzten Jahre in Oesterreich gefolgt, un-
l'Iiire Klebeniul'lvl'. die in rzunr Oeslerreildi ru setzen 181
menschliche Qualen, unmenschliches Leid sind von der Regierung über alle gekommen, die ihr deutsches Blut nicht verleugneten. Die größte Schande aber — eine Kultur- s ch a n d e E u r v p a s — sind die sogenannten Auhaltelager, in denen die Negierung Dollfuß alles konsiniert, was nur irgendwie im Verdachte nationalsozialistischer Betätigung ist. Gehalten werden die dort Festgehaltenen wie Galeerensträflinge.
Und trotzdem — diese Anhaltelager bewirken das. was die Regierung Tollfnß nicht haben will. Eine Gemeinschaft entsteht in jeder einzelnen Baracke, die kein Terror und keine Gewalt mehr zu zerreißen vermag. Da liegt der 75jährige General neben dem Bauernknecht vom Hochgebirge, der Hochschulprofessor neben dem Arbeiter, der Gewerbetreibende neben dem Bauern und Studenten — und sie alle werden hart im Glauben an die heilige Idee des Nationalsozialismus, eisen- hart im Glauben an den Führer.
Aber nichi nur in den Anhaltelagern. auch außerhalb von ihnen wächst die Gemeinschaft der Deutschen Oesterreichs eine heilige, erhebende Notgemeinschaft. Wo der Terror des Shstems eine Familie des Ernährers beraubt, da springen Hunderte von Volksgenossen ein die zwar selbst kaum zn leben haben, und helfen. In den Alpen gibt es ein Dorf, au-: dem 50 Männer in die Kvnzentrationslagei gebracht wurden; ein kleiner Fabrikant opfer: seither fern ganzes Vermögen, um den An gehörigen dieser Männer die Miete und der Lebensunterhalt zu bezahlen.
Der Sieg des Glaubens
Und jeder deutsche Oesterreicher weiß: Dei Kampf mag noch lange dauern oder bald beendet sein, der Sieg des Glaubens an dic nationalsozialistische Idee ist sicher! Die Negierung mag lügen und verdrehen, wie im-