Seit, S — Nr. 1«
Der vesellschaster
Dienst««, de» 12. Juni Mi
Nicht 24, sondern 2Z
Die Deutsche Reichspost hat bekanntlich die Gebühr für einen „Doppelbrief" im innerdeutschen Verkehr am 1. Dezember 1933 von 25 Rpfg. auf 24 Rpfg. herabgesetzt, so daß also der Doppelbrief wieder das 2fache der Gebühr für den einfachen Brief kostet. Unberührt von dieser Tarifänderung ist die Gebühr für den einfachen Ausländsbrief ge» blieben, der nach wie vor 25 Rpfg. kostet.
In letzter Zeit häufen sich in auffallender Weise die Fälle, in denen Briefsendungen nach dem Ausland ungenügend, und zwar besonders Briefe mit 24 anstatt 25 Rpfg. sreigemacht werden.
Aus der unzureichenden Freimachung können dem Empfänger und dem Absender durch Nacherhebung des fehlenden Freimachungsbetrags leicht Nachteile entstehen, so daß es sich empfiehlt, auf die richtige Freimachung der Briefsendungen nach dem Auslände besonders zu achten.
Flamme empor!
Ein Erlaß des Kultministers über das Fest der Jugend lautet: Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volks» bildung und der Reichsminister des Innern geben folgendes bekannt:
„Aufruf zur Feier des Deutschen Jugendsestes am 23. Juni 1934.
Wie im vergangenen Jahre wird di« Deutsche Jugend zum Deutschen Jugendfest, das am 23. Juni gefeiert Werden soll, aufgerufen. Wieder soll sich an den Sonnwendfeuern das im Nationalsozialismus geeinte deutsche Volk versammeln, um altes ehrwürdiges Brauchtum unserer Vorfahren zu Pflegen und Kraft und Entschlossenheit für neue Aufgaben zu gewinnen. Der Reichssportführer ist beauftragt, für die junge Mannschaft des Reiches Wettkämpfe auszuschreiben. damit am Tage des Deutschen Jugendfestes die besten sportlichen Leistungen der Jugend als Dienst am deutschen Volk gewertet werden.
Die Durchführung der abendlichen Sonnwendfeiern ist dem Jugendführer des Deut- schen Reiches übertragen, durch den im vergangenen Jahre nahezu die gesamte deutsche Jugend in der Hitler-Jugend geeint wurde. Im Zeichen dieser geeinten Jugend sollen sich die deutschen Volksgenossen um die Sonnwendfeuer scharen und hier geloben, in Einheit und Kraft das zu vollenden, was der Führer von uns verlangt. Zum äußerlich sichtbaren Zeichen der Volksverbundenheit und als einmütiges Bekenntnis zum Deutschen Jugendfest sollen Männer, Frauen und Jugend an diesem Tage das Festabzeichen tragen, das von der notleidenden Thüringer Porzellan-Industrie heraestellt worden ist und das Abzeichen der Hitler- Jugend zeigt.
Zweitausend Arbeiter haben es in mühe- voller Handarbeitt vollendet und dadurch Arbeit und Brot erhalten, so daß das Deutsche Jugendfest auch im Dienst der Arbeitsbeschaffung steht. Möge daher jeder Volksgenosse bedenken, daß der Kauf des Abzeichens auch ein kleines Opfer für das große Ziel des Führers bedeutet, jedem deutschen Volksgenossen den Segen der Arbeit zu geben."
Kultmknister Professor Mer- genthaler hat dazu bestimmt, daß am
Samstag, den 23. Juni d. I., der Unterricht an allen württembergischen Schulen auZ- fällt.
Alle Lehrer und Schüler sind zur Teilnahme am Fest der Jugend verpflichtet. Etwa geplante Kinderfeste find auf diesen Tag zu legen und in das Fest der Jugend einzugliedern. Wo aus wichtigen Gründen noch ein Kinderfest abgehalten werden soll, ist der Tag als Ferien- taa zu zählen. Um eine einheitliche Durchführung des Festes zu gewährleisten, werden vom Kultminister, Landessportführer und Gebietsführer der HI. Richtlinien herausgegeben, die für sämtliche Schulen, Turn» und Sportvereine und Jugendorganisationen verbindlich sind.
8u Me, es sticht mich!
Durch den milden Winter sind besonders viel Plagegeister am Leben geblieben, und in diesen Wochen wimmelt es nur so von Mücken und Fliegen, daß man sich vor ihnen nicht mehr zu retten weiß. Ueberall, wo stehende Tümpel, Wassertonnen und Dungstoffe der Brut ein sicheres Aufkommen ermöglichen, entwickelt sich die unangenehme Gesellschaft zu nie geahnten Mengen. Jeder Haus- und Gartenbesitzer wird natürlich bemüht sein, einen Feldzug zur Vernichtung des Ungeziefers ins Werk zu setzen; es kommt nur darauf an, daß man die einzelnen Arten unterscheidet und sie entsprechend bekämpft.
Die Stechmücken, die unzählbaren Plagegeister
Am meisten werden wir Wohl von der Stechmücke geplagt. Wenn auch die Wissenschaftler behaupten, der außerordentlich tiefe Grundwasserstand in diesem Jahr nehme einer übernormalen Entwicklung der Mückenbrut jede Voraussetzung, so wird doch der Siedler noch unzufrieden genug sein. Die Eier der Mücke werden mit Vorliebe in Regenwassertonnen und Jauchefässer abgelegt. Nach zwei bis drei Tagen schon schwimmen die Stechmückenlarven herum. Zum Atemholen stecken sie ein langes Atemrohr an die Oberfläche des Wassers.
Am besten fängt man di« Vernichtung schon bei der jungen Brut an. Man legt nach Möglichkeit die Regentümpel trocken und entfernt alle entbehrlichen Wasseransammlungen. Findet man in einzelnen Behältern bereits Mückenlarven vor, dann übergießt man
die Oberfläche des Masters mit einer dünnen Oel- oder Petroleumschicht (auf 10 Quadratmeter Wasserfläche etwa 1^/4 Liter Petroleum) und führt dadurch den Erstickungstod der Larven herbei. In Tümpeln und Seen helfen die Enten, fast alle Fische und eine Reihe von Singvögeln bei der Vernichtung. Außerdem sind die Fledermäuse, Kröten und Frösche eifrig auf der Jagd nach der Mückenbrut.
Habt kein Mitleid mit den Fliegen!
Der Vernichtungsfeldzug richtet sich außer egen die Mücke, — auch die Fiebermücke ist ei uns heimisch — gegen die Fliege, und zwar speziell gegen die S t e ch fl i e g e, die zwar erst im Spätsommer und Herbst den Menschen lästig wird, aber d"ch nicht früh genug bekämpft werden kann. Denn sie sowohl wie ihre Verwandte, die Stubenfliege, können als Krank- keitsüberträger sehr viel Schaden anrichten. Man desinfiziert mit Chlorkalk oder Saprol- lösung ständig die Brutorte der Fliegen, also Abfallhaufen, Düngerstätten usw. Im Hause selbst tun die bekannten Fliegenfänger gute Dienste. Treten aber in bestimmten Räumen, in Stall- oder Küchenräumen die Plagegeister besonders zahlreich auf, dann versuche man es einmal mit einem Staubpräparat. Zu Tausenden werden dann die Fliegen zur Erde fallen, aber da sie nur betäubt sind, muß man sie sofort zusammenkehren und verbrennen.
Am heimtückischsten sind die Bremsen
Schädlicher noch als die Mücke und Fliege ist die Bremse, die Tieren und Menschen außerordentlich lästig werden kann. Vor allem Rinder und Pferd' leiden unter diesem argen Blutsauger. Schlimm ist es, daß man sie kaum bekämpfen kann. Es bleibt nur übrig, den ge- plagten Tieren bei der Abwehr der Bremsen behilflich zu sein und sie vielleicht im Hochsommer mit einem stark riechenden Präparat, dem Bremsenöl, einzureiben.
Humor
Zwei Standpunkte
Er: „Wenn ich den Kerl einmal treffen sollte, der dich sitzen ließ, obgleich er schon mit dir verlobt war, werde ich ihm die Knochen im Leibe zerschlagen."
Sie: „Aber. William, ich habe ihm den gemeinen Streich, den er mir spielte, doch längst verziehen!"
Er: Ich aber nicht den, den er mir spielte!"
Das Hindernis
Besucherin: „Ist Frau Vor zu Hause?"
Mädchen (nach einigem Zögern): „Möchten Sie nicht den Schleier abnehmen?"
Besucherin: Aber warum denn?"
Mädchen: „Wenn Sie eine Warze auf der Nase haben, ist Frau Bor nicht zu Hause."
Freundinnen
Findest du meine neuen goldenen Ohrringe hübsch?
Ja. Sie paffen so gut zu deinen plombierten Zähnen.
Deutsche Männer! Deutsche Frauen! Deutsche Jugend!
Millionen Deutscher können nicht schwimmen und versagen sich dadurch eine Erholung, die Körper und Seele in gleicher Weise stählt.
Abertausende wollen schwimmen und rufen vergeblich nach Schwimmgelegenheit am Ort.
Tausende von Nichtschwimmern ertrinken jährlich, weil im Falle der Gefahr hilflos« Zuschau,r nicht retten können.
RechMKmMote
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E Lest -i« offizielle AufflÄuvgsichriff:
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Im nationalsozialistischen Staat muß da» anders werden! Wertvolle Volkskraft darf nicht mehr ohne Not aufs Spiel gesetzt werden!
In einem einzigartigen Vorstoß ins Lager der Nichtschwimmer wird die Reichs-Schwimm-Woche in geschlossenem Einsatz alle Gliederungen und Formationen der Nation mobilisieren und jeden Volksgenossen vor die Forderung stellen:
„Lerne schwimmen, übe dich im Retten, kämpfe mit uns gegen den nassen Tod, setze dich dafür ein, daß überall Schwimm-An- lagen geschaffen werden, hilf uns bei der Aufklärungsarbeit!"
Die offizielle Aufklärungsschrift zur Reichs- Schwimm-Woche: „Schwimme richtig!", Lehrmittel und Schwimmfibel zugleich, gibt dem Nichtschwimmer die theoretische Grundlage, dem Schwimmer und Retter Gelegenheit, sein Können zu' überprüfen.
In allen Orten werden die Ortsausschüsse der Reichs-Schwimm-Woche zu einer Kundgebung lufrufen, die jeden angeht, der sich einsetzt für ein kräftiges, gesundes und zielbewußtes Geschlecht, bei dem die Forderung erfüllt sein wird;
„Schwimmen
muß Volksdrauch werde«!
»rrler»»» Ftari»»»»«
Zeitroman von Helmut Messerschmidt
Urheber-Rechtsschutz für die deutsch« AuSgab« Drei Quellen-Verlag. LüuigSbrück (Ga^
23. Fortsetzung.
Entsetzt fuhren sie auseinander.
Mit hocherhobenen Händen, als wolle er gleich zuschlagen, stand der Bauer vor ihnen. Er zitterte am ganzen Körper vor maßlosem Zorn.
„Eck vergeet miü ... Eck vergeet miü Wat häff eck di gesaggt!? Mak dat du rut kömms! Rut, segg eck, rut!!"
Bredenkamp war sofort in Abwehrstellung gesprungen.
Hanna schrie auf.
„Papa ...! Heinrich! Um Gottes willen!"
Sie fiel ihrem Vater an die Brust.
Der schob sie von sich.
„Rut, segg eck!!"
Bebend standen sich die zwei Männer gegenüber.
Hanna warf sich Bredenkamp in die Arme und zerrte ihn zur Tür hinaus.
Draußen hing sie schwer an seinem Halse.
„Du ... es ist egal, was nun noch kommt... ich halt es hier nicht mehr aus..."
Bredenkamp führte Hanna, sie halb tragend, in die Küche. Die Magd, die dort hantierte, schickte er hinaus.
Mit tröstender Zärtlichkeit streichelte er Hannas Hände.
Seine Erregung ebbte ab. Er hatte rasch die Fassung wiedergewonnen.
„Du tust mir leid. Liebes. Du wirst es jetzt schwer haben."
Das Mädchen jammerte: „Nein, ich bleib nicht hier... ich kann nicht mehr..."
„Morgen steht das alles schon viel anders aus. Und je schwerer es uns gemacht wird, um so fester müssen wir zusammenhalten."
„Aber ich kann doch nicht..."
„Hanna, es wäre Frevel, wenn ich Ja' sagen würde. Denk mal: die Aufregung dadurch, daß der Opa ... von uns gegangen ist. Die Hai auch deinen Vater mächtig mitgenommen. Sonst wäre er nicht gleich so ... so wild gewesen. Schlaf erst mal darüber ... du wirst sehen, das renkt sich schon wieder ein. Denk an unsere Znkunst, dann geht es!"
„Ach, Heinrich ... alles ist... so schwer!"
.Ha, jetzt im Augenblick. Morgen schon nicht mehr und übermorgen ist es halb vergessen ... Ich mutz jetzt wohl fort von hier... Leb' wohl. Liebes!"
„Wohin willst du denn gehen?"
Das weiß ich selber nicht..."
Bredenkamp stand mit seinen wenigen Habseligkeiten auf der Straße.
In ihm bebte noch der Aufruhr, den der Auftritt mit Schulte-Dieckhoven verursachte, und die schmerzvolle Zärtlichkeit des Abschiedes von Hanna klang noch nach in seiner Seele.
Er war wieder ausgestoßen und flüchtig.
Und stand nun ganz allein.
Er fühlte sich so müde, daß er am liebsten in das Büro der französischen Besatzung gegangen wäre, um zu sagen: „Hier bin ich, macht mit mir, was ihr wollt, nur gönnt mir ein bißchen Ruhe!"
Mechanisch schritt er seinen Weg. Kam in die Stadt, stieg mühsam die Treppen zur Wohnung seiner Mutter hinauf, schloß die Korridortür ans, schleppte sich in sein alteS Zimmer, warf sich auf sein Bett und schlief sofort tief und fest.
Er war zu müde, um sich ausznkleiden.
Am anderen Morgen kam er nur dadurch rechtzeitig zur Schule, daß er zum ersten Male seit Wochen wieder über die Ruhrbrücke ging und auf ein Lastauto sprang, bas nach Essen fuhr.
Jetzt war wieder Klarheit in ihm, so daß er sein Leben neu zu ordnen vermochte.
Er kam zu dem Schluß, vorläufig in der elterlichen Wohnung zu Hausen und den Mitbewohnern des Hauses zu sagen, die Franzosen hätten die Ausweisung zurückgenommen, weil sie als Irrtum festgestellt worden sei. Die würden für die Weiterverbreitung dieser Darstellung schon sorgen. Der einzige, der würde stören können, Albert Brinkmann, war nicht mehr im Orte.
Sollten die Franzosen wirklich kontrollieren, obwohl dies durch den Besatzungswech- sel unwahrscheinlich erschien, würde er sich als Untermieter Ewald Möllmann ausweisen.
Den ersten Abend vertrieb er sich damit, die ganze Wohnung, die so plötzlich von der Mutter verlassen worden war, in Ordnung zu bringen.
Aber schon am nächsten Abend quälte ihn die Langeweile.
Jetzt wäre er gern mit seinen Freunden wieder in den geheimen Ruhrkrieg gezogen. Doch hatte er die Verbindung mit ihnen noch nicht von neuem ausgenommen.
Immerhin konnte er doch schon etwas vorbereiten.
Er holte das sorgsam versteckte Paket hervor, das ihm Schnell am ersten Ostertag in Elberfeld gegeben hatte und das er heimlich mit ins Besetzte Gebiet genommen hatte. Nach dem Gewicht des Pakets zu urteilen, mußte eine ansehnliche Menge Propagandamaterial darin enthalten sein.
Unter der ersten Verpackung war eine zweite. Als er diese entfernt hatte, stieß er auf eine dritte.
Donnerwetter, dachte er, das sieht ja bald aus wie ein Julklapp.
Zwei Kartons lagen schon neben ihm. Nun öffnete er den dritten.
Aha, Holzwolle.
Die Papiere sind aber wirklich sorgfältig verpackt!
Er legte eine kleine Schachtel frei, die wiederum fest verschlossen war.
Endlich hatte er sie offen.
Aber er sah keine Flugblätter.
Sondern lauter schmale rote Dosen.
Bredenkamp nahm erstaunt eine heraus und las den Aufdruck.
Da erkannte er, was er in Händen hielt und war zu Tode erschrocken:
Er hatte . . . Sprengstoff geschmuggelt!
Als hätte er sich die Finger verbrannt, so schnell legte er die Patrone wieder in die Schachtel, packte schleunigst alles wieder zusammen und lief, obwohl es schon spät war, zu Theo Sirötaen, um ihn zu bitten, daß er Schnell zu Bredenkamp bestelle.
Schnell kam nach einigen Tagen. Er geriet in Hellen Zorn, als er hörte, daß Bredenkamp das Paket geöffnet hatte.
„Ich Hab' mir nichts dabei gedacht," bat Heinrich um Entschuldigung. Aber er fühlte, doch deutlich, daß er Schnell enttäuscht hatte.
Der nahm ihm das heilige Versprechen ab, keinem Menschen etwas davon zu sagen. Und setzte hinzu: „Wenn das rauskommt, dann fliegst Sn selber rein, denn du hast das Zeug rübergeschafft!"
Wenige Tage später wurden zwei Eisen- j bahnbrücken durch Sprengstoffanschläge schwer beschädigt: die eine lag zwischen Hügel und Werden, die andere zwischen Werden und Kettwig.
Fast unmittelbar darauf wurden in Essen ! sieben Deutsche verhaftet: Albert Leo Schlage- § ter, Hans Sadowski, Georg Werner, Alois Alfred Becker, Georg Zimmermann, Karl Bisping und Karl Max Kulmann. j
Sie wurden angeklagt, Sprengstoffattentate auf Bahnanlagen ausgeführt zu haben. !
In der Anklageschrift hieß es:
„. . . außerdem Schlageter und Werner, im April 1923 in Werden und Kettwig absichtlich den Bahnkörper zerstört zu haben, indem sie das Geleise mit Hilfe von Sprengstoffen in die Luft sprengten oder zu sprengen versuchten, oder indem sie Anordnungen zur Vollbringung dieser Tat gaben mit dem erschwerendem Umstand, daß diese Handlungen einen tödlichen Unfall verursachen konnten . .
Am 9. Mai fiel das Urteil:
Schlageter zum Tode, Sadowski zu lebenslänglicher Zwangsarbeit, Werner zu 20 Jahren Zwangsarbeit, Becker zu 15 Jahren Zwangsarbeit, Zimmermann zu 10 Jahren Zwangsarbeit, Kulmann zu 7 Jahren Gefängnis und Bisping zu 5 Jahren Gefängnis.
Am 26. Mai schrie ganz Deutschland auf:
In einer Sandgrube auf der Golzheimer Heide bei Düsseldorf war Albert Leo Schlageter von den Franzosen erschossen worden.
Bredenkamp raste: „Ich hätte es verhindern können! Hätte ich doch das Paket nicht herausgegebenl Ich hätte es verhindern können . . .!"
Erst viel später erfuhr er, daß das Todesurteil gegen Schlageter nur wegen einer Sprengung bei Calcum gefällt worben war. die vor Ostern erfolgte, und daß man die Anschläge bei Werben und Kettwig in der Strafzumessung nicht berücksichtigt hatte.
Einmal in dieser Zeit sah Bredenkamp Schnell wieder.
Der war sehr gedrückt. Schlageter war sein Kamerad gewesen. Schon bei den Kämpfen gegen die polnischen Insurgenten in Oberschlesien.
„Wir haben den Kampf verloren!" sagte er und ging traurig seiner Wege.
*
Allmählich wurde es ruhiger. Der aktive Widerstand gegen die Besatzung brach zusammen. Die Ruhrbevölkerung fing an, sich der aufgezwungenen Gewalt zu fügen, weil jeder kleinste Versuch, sich zur Wehr zu sehen, drakonische Strafmaßnahmen für ganze Städte und Bezirke zur Folge hatte, die auf die Dauer unerträglich wurden.
Ludger Worringen wurde vom Kriegsgericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, die durch seine dreimonatige Haft als verbüßt angesehen wurden. Man hatte ihm wirklich nichts Nachweisen können. Zudem war Albert Brinkmann, der Angeber und einzige Zeuge, unauffindbar.
(Fortsetzung folgt).