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Der Gesellschafter

Lage durch die bisherigen Besprechungen nicht gebessert eher verschlechtert hat. In englischen Kreisen hat man überaus starke Bedenken gegen die von Frankreich und seinen Freunden vorge sch lagenen B ü n d n i s s y st e m e.

Die französische Presse, die sich anscheinend in die Hoffnung gewiegt hatte, daß die Sicherheitsthese Barthous glatt durchdrun­gen werde, ist natürlich sehr erbost über das scheitern ihrer Erwartungen und schimpft in allen Tonarten aus Henderson, Eden und auf die Briten und Italiener im allgemeinen.

So war von vornherein die Stimmung für die neuen Vorschläge, die auf der Präsi­diumskonferenz eventuell zur Sprache kom­men sollten, sehr flau. In der Tat werden die vom Präsidenten der Abrüstungskonfe­renz Henderson dem Präsidium und damit dem Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz oorgelegten Entwürfe einer gemeinsamen Entschließung kaum wesentlich zur wirklichen Belebung der längst zu Tode erörterten Fragenkomplexe verhelfen.

Zusammensassend wird darin erklärt, daß der Vorschlag Rußlands, die Konferenz in eine dauernde Friedenskonferenz umzuwan­deln. erst einer Prüfung der Regierungen unterwerfen werden müsse, ehe er Gegen­stand der Beratungen bilden könne, daß die Ansichten, wie sie durch die Regierungen Frankreichs, Italiens, Englands und Deutsch­lands in ihren Noten vom 1. Januar, vom 4. Januar, vom 29. Januar und vom l6. April 1934 ausgedrücki wurden, eine gewisse Möglichkeit bieten, zu einer Verständigung zu gelangen; daß zum Zweck einer wirksamen Besprechung aber unbedingt alle interes­sierten Mächte zur Teilnahme an der Konfe­renz gewonnen werden müssen.

Was die praktische Seite der Erörterungen betrifft, so solle der Hauptausschuß mit allen Abrüstungsfragcn en bloe befaßt werden, während die politische Kommission sich auf die Sicherheitsfragen beschränken soll. Aber und damit resignierr Henderson letzten Endes doch die Vorbedingung für alle Weiteren Arbeiten der Kommissionen und Ausschüsse sei eine politische Vorbe­reitung. Ehe diese nicht wesentliche Fort­schritte gemacht habe, stehe jede weitere Ar­beit vor denselben unlöslichen Schwierig­keiten, wie alle bisherigen Versuche.

Der Entschließungsentwurf Hendersons ist ein ausgesprochenes Verlegenheitserzeugnis. Eine Menge sich gegenseitig aufhebender Ent­schließungen sind in dieses Schriftstück hinein- gepreßr worden, um auf diese Weise eine Einstimmigkeit wenigstens für die wenigen tasächlichen Anregungen der'Entschließung zu erreichen. Besonders bezeichnend ist es, daß Henderson die vollkommene Unfähigkeit der Konferenz eingesteht, als solche weiter zu ar­beiten, und daß die direkten Verhandlungen wieder in den Vordergrund geschoben wer­den. So gibt er zn, daß gegenseitige Hilfe­leistungspakte am besten von den daran in­teressierten Mächten selbst unter einander verhandelt werden sollen.

Henderson selbst läßt sich Vollmachten für "die persönliche Weiterführung der Verhand­lungen geben.

Schließlich wird die Möglichkeit offen ge­lassen. daß der Hauptausschuß und der poli­tische Ausschuß für sie Abrüstungskonferenz wweit nötig, weitere Ausschüsse schaffen sol­len. die sich mit E-nzelfragen befassen. Damit beginnt der Bandwurm der Ausschüsse wie­der. der die Konferenz schon früher zum L eerlaus veruitnlt hat.

Fenderfon droht mit Rücktritt

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde» auf Anregung des polnischen Außenministers Beck die Absätze des Entschließungsentwurfes, iu denen von der Möglichkeit gesprochen wor­den war, den Standpunkt Frankreichs, Ita­liens, Englands und Deutschlands auf einen Nenner zn bringen und in denen das Präsi­dium mit einer entsprechenden Aufgabe betraut wurde, gestrichen. Der polnische Antrag erfolgte nicht aus politischen Erwägungen, son­dern ging davon aus, daß Polen an den Son­derbesprechungen der großen Mächte nicht be­teiligt gewesen sei.

Nach Beck sprach Barthou. Er stellte die Sicherheitssrage wieder in den Mittelpunkt und lehnte den wesentlichsten Teil des An­trages Hendersons ab. Auch er sei dafür, daß Deutschland wieder in die Konferenz zurückkehre, aber er sei dagegen, daß man es ausdrücklich zurückhole. Es müsse mit dem gleichen freien Willen zurückkommen, mit dem es die Konferenz verlassen habe.

Wie man erfährt, ging es bei den Ver­handlungen des Präsidiums sehr lebhaft zu. Henderson erwiderte dem französischen Außenminister in ungewöhnlich scharfer Weise, wobei er sich mit lebhaften Gesten im­mer wieder gegen Barthou wandte und schließlich mit seinem Rücktritt drohte.

England zahlt letzt keine KrtegMuldenrate

Washington, 5. Juni.

In der englischen Antwortnote auf die amerikanische Aufforderung, am 15. Juni die fällige Kriegsschuldenrate zu zahlen, wird der Standpunkt vertreten, daß Groß­britannien es für notwendig halte, die Zahlung dieser Rate a u s z u s e tz e n.

Dagegen hat Finnland der Regierung der Vereinigten Staaten mitgeteilt, daß es

seine am 15. Juni fällige Kriegsschuldenrate in Höhe von rund 167 000 Dollar bezahlen werde.

Parlamentarisch!

Tätlicher Angriff auf Papanastasiu in der griechischen Kammer

Athen, 5. Juni.

In der griechischen Kammer ereignete sich ein Zwischenfall, als der frühere Minister­präsident Papanastasiu in scharfen Worten den Kriegsminister Kondylis angriff. Darauf warf ein Abgeordneter einen Stuhl gegen Papanastasiu, der am Arm ver­wundet wurde. Unter großem Lärm wurde die Sitzung aufgehoben. Der Ministerrat wird in einer Sondersitzung zn dem Vorfall Stellung nehmen.

Schwere Me bet den eanrnmrMrn

Ille. Saarbrücken, 5. Juni.

Die Volks- und landesverräterische Tätig­keit des Führers der Saarmarxisten. Matz Braun, in Verbindung mit seinen eine einwandfreie Kontrolle ängstlich vermeiden­den Geschäften haben innctt"tti, der Sozial­demokratischen Partei des Saärg'ebiekes eind schwere Krise ausgelöst. So ist der lang­jährige Geschäftsführer der Buchdruckerei und des Verlags der sozialdemokratischen Volksstimme" und des Emigrantenblattes Deutsche Freiheit", Ernst Klopfer, aus der Sozialdemokratischen Partei ausgetreten und hat gleichzeitig alle Stellen niedergelegt. Die Ursachen dieses Schrittes sind in schwer­wiegenden Meinungsverschiedenheiten mit Matz Braun zu suchen.

Gleichzeitig ist. wie man hört, der lang­jährige frühere Vorsitzende der Sozialdemo­kratischen Partei in Saarbrücken, Valentin Schäfer, aus der Partei ausgetreten.

DieSaarbrücker Zeitung" wendet sich in scharfem Tone gegen die Terrorlügen der Pariser und der Emigrantenpresse. Das Blatt schreibt u. a.:Wir haben alles Inter­esse daran, die Burschen festzustellcn, die sich erdreisten, die Disziplin der Saarbevölkerung in ein fragwürdiges Licht zu stellen, um die deutsche Sache zu schädigen. Es ist gar nicht schwer zu erraten, was diese Greuelfabrikan­ten beabsichtigen. Es paßt ihnen nicht, daß in Genf die Frage der ausländischen Polizei­truppen nicht in ihrem Sinne entschieden wurde. Zwar ist auch Herr Kn o x, wie wir hören, nicht ganz zufrieden. Wenn daraus aber die marxistische Presse schließen zu dür­fen glaubt, sie müsse dem Präsidenten der Negierungskommission Zubringerdienste lei­sten. dann scheint uns das etwas verwegen zu sein. Wer sich mit dieser Presse identifi­ziert, wird mit ihr desavouiert, und danach dürfte Herr Knox kein Verlangen haben ..."

Straßenschlacht in Roubaix

Marxistenüberfall auf Abg. Henriot Barrikadenkämpfe Mehr als 100 Ver­letzte

Paris, 5. Juni.

In einer Versammlung in Roubaix, in der der rechtsstehende Abgeordnete Henriot vor geladenem Publikum über die innen­politische Lage sprechen sollte, kam es Montag abend zu schweren Zusammenstößen. Der Ver­sammlungssaal war durch ein starkes Polizei­aufgebot abgesperrt, das die Versammlungs­besucher genau kontrollierte. In den um­liegenden Straßen hatten sich lange vor Oeffnung der Saaltüren antifaschistische Gruppen versammelt, die die Hörer Henriots zurückzuhalten versuchten und ihnen schließ­lich zu Leibe rückten. Das Polizeiaufgebot mußte verstärkt und sogar berittene Polizei eingesetzt werden, um die An­greifer zurückzudrängen.

Als die Demonstranten sich zur Wehr setzten, kam es zu einer regelrechten Straßenschlacht. An verschiedenen Stellen der Stadt wurden Barrikaden errichtet, die von der Mobil­garde gestürmt wurden.

Erst gegen 20 Uhr war die Ruhe einiger­maßen wieder hergestellt, so daß Henriot vor zirka 2000 Hörern sprechen konnte. Die Lärm- und Tumultszenen wiederholten sich nach Schluß der Versammlung. Wiederum mußte Polizei gegen die Demonstranten Vorgehen. Bei den Zusammenstößen sind über 100 Personenverletzt worden. Um Mitter­nacht schien die Ruhe wieder hergestellt zu sein.

W Wc auch anders stmeil kmeii

Dr. Goebbels vor den Vertretern der Deutschen Arbeitsfront

Berlin, 5. Juni.

Die Gauwalter und Gau-Propagandawarte, sowie die Schriftleiter der Deutschen Arbeits­front, die zurzeit an einem Schulungskursus bei Berlin teilnehmen, wurden heute nachmit­tag von Reichsminister Dr. Goebbels empfan­gen.

Dr. Goebbels wies darauf hin, daß es not- ! wendig sei, sich immer wieder klar zu machen, > wie glücklich die Ereignisse seit der Machtüber­

nahme durch die nationalsozialistische Bewe­gung sich gefügt hätten. Man konnte sich vor­stellen, daß es auch anders hätte kommen kön­nen, und daß der Nationalsozialismus in einem erbitterten Bürgerkrieg einen kommunistischen Aufstand hätte Niederschlagen müssen. Daß diese Tinge vermieden worden seien, sei das Verdienst deS Führers und der Bewegung. Die­jenigen, die heute kleine Sorgen und Schön­heitsfehler zu kritisieren sich unterfingen, könn­ten dies nur tun, weil sie keine Möglichkeit ge­habt hätten, große katastrophale Ereignisse un­ter ihre Kritik zu nehmen. Dadurch, daß diesen jeglicher Zwischenfall erspart worden wäre, hätten sie jedes Augenmaß für die tatsächlichen Verhältnisse verloren und seien in einem Augenblick unzufrieden, wo die Entwicklung sich vollkommen glatt vollzöge. Gegen diese depres­siven Erscheinungen sei es Sache der alten Parteigenossen, Front zu machen.

Im Anschluß an die Ansprache des Ministers besichtigten die Gauwalter, Gau-Propaganda- warte und Schriftleiter der Deutschen Arbeits­front das Reichsministerium für Volksaufkiä- rung und Propaganda.

Hohe italienische Auszeichnungen für Admiral Raeder und Kapitän DenM

Berlin, 5. Juni.

Der König von Italien hat dem Ehef der Marineleituug, Admiral Tr. h. c. Raede r, das Großoffizierskreuz des Ordens des Hei­ligen Mauritius und Lazarus und dem Chef des Stabes der Marineleitung, Kapitän z. S. Dens ch, das Kommandeurkreuz des Ordens der Krone von Italien verliehen.

Schlesien schwer heimgesucht

Grauenhafte Unwetterverheerungen Dir gesamte Ernte vernichtet

Breslau, 5. Juni.

In der Umgebung des Königshainer Spitz­berges ging, wie erst jetzt bekannt wird, am Sonntagmitiag ein furchtbares Un­wetter nieder, das besonders in Wartha, GierischwalSe und Banau schweren Schaden anrichtete.

In Wartha, einem bekannten schlesischen Wallfahrtsort, strömten die Wassermassen von den Bergen wie Wildbäche durch die Straßen. Mehrere Wohnungen wurden unter Wasser gesetzt. Vielfach wurden Brücken weg­gerissen. Das Dorf Dierischwalde wurde wäh­rend des Fronleichnamsgottesdienstes von dem Wolkenbruch betroffen. Das Wasser drang i n d i e K i r ch e, so daß die Gemeinde flucht­artig das Gotteshaus verließ. Die Dorf­straßen glichen reißenden Strömen. Das Wasser schoß durch Wohnungen, Scheunen und Ställe. Große Bäume wurden entwurzelt. Vom Wasser mitgeschlepptes Holz und Einrichtungs­gegenstände schwammen auf den Straßen. Zahlreiches Kleinvieh ist in den Fluten um­gekommen. Die Bauern standen teilweise bis zum Leib im Wasser, um das Vieh aus den Ställen zu retten.

Nachdem das Wasser abgeflossen ist, zeigt sich überall ein Bild des Grauens. Aus vielen Gärten und Feldern sind die Anpflanzungen restlos w e g g e s ch w e m m t. Die Gemein­den Banan und Tierischwalde sind insofern doppelt schwer betroffen, als sie bereits im Vorjahre durch ein Hagelunglück in große Not geraten find.

Auch m öWrankreich:

Das schwere Unwetter, das seit 24 Stunden wütet, nimmt nach letzten Meldungen geradezu katastrophale Ausmaße an. In der Nacht zum Meuiag ging ein neuer schwerer Wolkenbruch r. Mehrere Gehöfte sind voll­kommen von der Außenwelt abgeschnit - t e n. Mehrere Kraftwagen wurden von den Wassermassen fortgespült. Die Eisenbahn­linien verschiedener Nebenstrecken stehen unter Wasser, so daß der Verkehr eingestel! t werden mußte. Zwei Menschen wurden durch Blitzschlag getötet. Truppen sind entsandt worden, um der Bevölkerung bei der Rettung ihrer Habe und bei den Aufräumnngsarbeiten behilflich zn sein. Viel Vieh ist in den Fluten umgekommen.

Württemberg

Manfred v. BrauKM wird empfangen

Suttgart, 5. Juni.

Der Sieger im Internationalen Eifelren­nen. der Rennfahrer Manfred v. Bra li­eh i l s ch, der am Dienstag mit seinem Renn­wagen in Stuttgart zu einer Begrüßung im Daimler-Benz-Werk in Untertürkheim ein­getroffen ist. wurde am Dienstag vormittag kn Vertretung des dienstlich verhinderten Oberbürgermeisters, von Stadtkämmerer Hirz el auf dem Stuttgarter Rathaus be­grüßt. Dem Empfang wohnten unter ande­ren die Mitglieder der gemeinderätlichen Technischen Abteilung und des Bürger­meisteramts, svwie die Direktoren der Firma Daimler-Benz, Untertürkheim, und eine Ab­ordnung der Arbeiterschaft dieses Werks bei. Stadtkämmerer Hirzel beglückwünschte den jungen Mercedes-Benz-Fahrer mit herzlichen Worten zu seinem glänzenden Sieg auf dem Nürburgring. Dieser Sieg habe, so führte Stadtkämmerer Hirzel aus, freudigen Wider­hall in der Stuttgarter Bevölkerung gefun­den. Daß die Farben von Daimler-Benz in schwerster Konkurrenz zum Siege gelangt

_ Mittwoch, den 8. Ju ni IM

seien, sei ein weithin sichtbarer Beweis für die Leistungsfähigkeit des Unternehmens die nur möglich sei, wenn von der obersten Spitze bis zum letzten Arbeiter alles freudig zusammen arbeite. Dem mutigen Führer, der den neuen Mercedes-Benz-Wagen in hartem Wettkampf mit hervorragenden Gegnern zum Siege geführt habe, sprach er die Am erkennung der Stadt Stuttgart für seine glänzende Leistung aus. Als Zeichen dieser Anerkennung überreichte sodann Stadtkäm­merer Hirzel im Auftrag des Oberbürger­meisters dem Sieger im Eifelrennen IM

diePlakettederStadtStuttgart

In seiner Erwiderung dankte Manfred v. Brauchitsch für die ihm zuteil ge­wordene Ehrung und gab seiner Freude dar­über Ausdruck, daß er in Stuttgart so herz­lich begrüßt worden sei.

Deel Gebäude durO Blitzfchlag vernichtet

Rapoltshofen, OA. Gaildorf, 5. Juni. Am Samstag hat der Blitz die Scheuer des Kan Seeger entzündet. In wenigen Minute,, stand das ganze Anwesen in Hellen Flammen. Durch den Wind wurde nach kurzer Zeit die Scheuer des Friedrich Bölz vvm Feuer ersaßt, das dann auch noch aus das Anwesen des Friedrich Dietrich Über­schlag. Nur dem Umstand, daß es während des Gewitters regnete, ist cs zu danken, daß das Feuer nicht noch größeres Ausmaß an­nahm, denn der Wasservorrat war infolge der langen Trockenheit sehr gering. Insge­samt sind zwei z u s a m m e n g e b a u te Anwesen und eine Scheuer ein Raub der Flammen geworden.

Komplizierter Mg des Zimmelsfeuers

D-epoldshofen, OA. Leutkirch, 5. Juni. Bei dem Gewitter am Sonntag schlug der Wh in die elektrische Leitung und zersplitterte einen Mast, von da aus nahm der Blitz den Weg in das etwa 250 Dieter entfernte Wohnhaus des Bauern Rudolf Heine, durchschlug die Decke des oberen und un­teren Zimmers, riß die Lichtleitung von der Wand, ging in d>e Küche durch den Back­ofen und hinterließ dort ein großes Loch im Boden, von da aus nahm der Blitz den Weg durch die Leitung in den Viehstall, ent­lang einem eisernen Träger, und tötete eine Kuh. Im ganzen Ort waren die Licht-, Kraft- und Radioleitungen gestört.

Schillers Mroßmchte gestorben

Möckmühl, OA. Neckarsulm, 5. Juni. In Würzburg starb dieser Tage die Urgroßnichte Friedrich v. Schillers, Frau Thekla Groß- mann. Sie stammte ab von Schillers Schwester Luise, die 1799 den Pfarrer Franckh in Cleversulzbach heiratete. Die Familie Franckh-Schiller zog von Cleversulz­bach, wo Schillers Mutter neben Mörikes Mutter beerdigt liegt, nach Möckmühl. Hier wurde im Jahre 1808 als letztes Kind der Familie Franckh-Schiller Christiane Franckh geboren. Sie verheiratete sich mit dem Sohn des Schultheißen Kühner von Unterschefflenz. Von den beiden Töchtern Luise und Amalie heiratete die elftere den Sohn des Kanzleiassistenten bei der Landesgestütskommission in Stuttgart, Franz Anton Kolb. Er war der Vater der Thekla, hatte in Stuttgart eine Blumen­fabrik und war später in den Vereinigten Staaten verschollen. Sie heiratete den Kauf­mann Karl Großmann, der später Fabrikdirektor in Triest war. Thekla Groß­mann stand dem Schiller-Musem und dem Schiller-Verein sehr nahe. Die Tochter der Am a l i e K ü h n e r, die sich mit K a r l Krieger vermählte, lebt noch in Möckmühl und ist bekannt wegen ihrer Schiller-Samm­lung.

Vom Grabe des Mannes - zur Zodesfabrt

Friedrichshafen, 5. Juni. Am Samstag abend befand sich die in den 40er Jahren stehende Arbeitersfrau Horn aus Kehlen im Kraftwagen eines Verwandten mit ihren zwei Kindern, vom Grab ihres ersten Mannes kommend, auf der Heimfahrt. Aus bisher noch nicht festgestellter Ursache geriet das Kraftfahrzeug über die Fahrbahn in den Straßengraben, wobei die Frau heraus- ge feh le udert und gegen einen Baum geworfen wurde. Dabei trug sie außer einem Kieferbruch schwere Kopfverletzun­gen davon, denen sie in der folgenden Nacht an hiesigen Karl-Olga-Krankenhaus erlag.

Graf Zeppelin" wieder daheim

Friedrichshafen, 5. Juni.

Graf Zeppelin" ist Dienstag früh 7 Uhr von seiner Südamerikafahrt glatt ge lau- det. Bei seiner Ankunft hatten sich trotz der frühen Morgenstunden zahlreiche Zuschauer eingefunden.

Unter den Passagieren befand sich auch der brasilianische Bischof Müller. Er äußerte sichsehrbegei st e r t über seine Zep­pelinreise und beabsichtigt, am 23. Juni wieder im Luftschiff nach Brasilien znrückzukehren. Während seines Enropaaufenthalts will der Bischof in Rom den Papst und außerdem Konnersreuth besuchen.

Das Luftschiff, das 18 Passagiere und 150 Kilo Post an Bord hatte, hat wegen günstiger meteorologischer Verhältnisse die Rückreise von Pernambuco nach Friedrichshafen in 78 Stun­den znrücklegen können.