Seite 5 - Nr. 127
Der Gesellschafter
Dienstag, den S. Juni 1984.
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Die Katastrophe von Lack
Die Legende vom „Kamerad Schnürschuh" Das Nibelungenlied und -leid der deutschösterreichischen Regimenter
Wenige Tage nach dem glorreichen Sieg am Skagerrak, der weit über die Neichsgren- zen hinaus in jenen ersten Juni-Tagen des Jahres 1916 stürmische Begeisterung auslöste. brachte der Heeresbericht die ersten Nachrichten von der gewaltigen Offensive der Russen in Wolhynien und Ostgalizien, von dem Durchbruch der österreichisch-ungarischen Front bei Olyka. der Zertrümmerung einer ganzen Armee — Ereignisse, die die Kampfhandlungen vor Verdun und die bis dahin erfolgreiche Offensive in Ita - lien entscheidend beeinflußten. Nicht zu Unrecht hat diese Katastrophe im ganzen Reiche tiefste Empörung ausgelöst, so tiefe Empörung, daß man sich geradezu grundsätzlich nicht mehr mit den Einzelheiten dieses Unglücks befaßte. Man gewöhnte sich daran, von dieser Zeit ab die ganze österreichischungarische Armee als minderwertig zu betrachten — eine Anschauung, die man auch heute noch immer in den weitesten Kreisen der Reichsbevölkerung findet und die doch grundfalsch ist.
Sie nationalen Gegensätze in der k. u. k. Armee
Wer im Reiche kannte, wer kennt die alte österreichisch-ungarische Armee? Das Reichsheer war eine geschlossene nationale Einheit; die österreichisch-ungarische Armee setzte sich aus Angehörigen von zehn verschiedenen und auseinanderstrebenden Nationen zusammen, unter denen die zweistaatstreuen Völker nicht einmal die Hälfte des Heeres ausmachten. Nur 25 v. H. der Armee waren Deutsche, und nur 23 v. H. Magyaren; zum Teil, oft zum größeren Teil, staatsfeindlich waren — zumindest nach der Vernichtung der Linientruppen im Herbstfeldzug 1914 — die 13 v. H. Tschechen, 4 v. H. Slowaken. 8 v. H. Polen. 8 v. H. Ruthe- nen (Ukrainer), 2 v. H. Slowenen, 9 v. H. Kroaten und Serben, 7 v. H. Rumänen und 1 v. H- Italiener. Schon 1915 durften die Ausgehobenen ganzer Regimentsergänzungsbezirke nicht mehr an der Front verwendet werden, und schon in den ersten Kriegs- monaten mußten mehr als einmal deutsche, d. h. deutschösterreichische Truppenteile mit den schwersten Blutopferu den Verrat und die Feigheit der andersnationalen Truppenteile bezahlen.
Es gibt wohl kein beredteres Zeugnis für die Leistungen der deutschösterreichischen Truppen im'Weltkriege, als die nachfolgende Statistik (die. wie alle anderen Angaben, der wertvollen Broschüre von Otto Gallian „Der österreichische Soldat im Weltkrieg", erhältlich im Kampfring-Verlag, München. Barerstr. 36, 3. Preis RM. 1.50, entnom- men ist):
Die Durchschnittsverluste an Toten betrugen in der österreichisch-ungarischen Armee während des Weltkrieges (aus je 1000 Seelen der Bevölkerung) 2 9 bei den Deutschen, davon 44 bei den Deutschmährern. 37 bei den Kärtnern, 84 bei den Deutschböhmen. 30 bis 34 bei den deutschen Alpenländlern.' (Steirern. Tirolern, Salzburgern und Vorarlbergern). 27 bei den Ober- und 22 bei den Niederösterreichern und Wienern. 28 bei den Magyaren. 22 bei den Tschechen. 23 bei den Rumä
nen. 19 bei den Welschtirölern, 15 bei den Görzern und 6 bis den Jstrianern.
Wie es zue Katastrophe kam
Am 4. Juni 1916 trat die Heeresgruppe Brussilow zum Angriff gegen den von österreichisch-ungarischen Truppen in Wolhynien an. Bei Olyka werden 9 russische Divisionen mit 148 Bataillonen gegen 2 Vr österreichisch-unga- rische mit 30 Bataillonen, nach Heranziehung der letzten Reserven 83 Ba- taillonen. eingesetzt. Im ganzen Angriffsraum stehen nur 3 aus Deutschen b e- stehenden Divisionen: Die Wiener
25., die sudetendeutsche 29. und die Wiener
13.. sowie einige verstreute deutsche Regimenter; selbst bei der reichsdeutschen Südarmee in Ostgalizien ist nur eine einzige (reichs)deutsche Division. Die Front selbst ist zu Beginn des Angriffes von 3 ungari- schen Honved-Divisionen und 4 flämischen besetzt.
Bei Sapanow durchbricht ein russischer Angriff die Stellung des aus Polen bestehenden Schützenregiments 16. das im Gegenstoß völlig versagt. Das Wiener 84. Infanterieregiment muß unter schwersten Verlusten die Lage einigermaßen Herstellen. Am 5. Juni überrennen die Russen nach schwerster Artillerievorbereitung die Stellungen der ruthenischen 2. und der ungarischen 70. (Landsturm-)Division. Die Szekler vom 82. Regiment kämpfen wie Löwen; das ruthenisch-Polnische 4 0. Regiment gibt sich ohne Widerstand gefangen, z. T. flutet es zurück und löst eine Panik aus.
Jetzt braust Wiener Landwehr zum Gegenangriff heran, während rechts die Ruthe- uen zurückfluten. Nach Abschluß der Kämpfe zählt das Wiener Landwehr-Infanterieregiment 1 80 Feuergewehre von 3000, mit denen es den Angriff begann...
Das Unheil nimmt seinen Lauf
Am 6. Juni verbreitert sich der russische Durchbruch; die ungarischen Landstürmer, die sich bisher wacker gehalten hatten, müssen zurück: die ruthe nischen Regimenter der 11. Infanterie-Division versagen restlos; das 58. (S t a n i s l a u e r) Regiment läuft einfach davon, das 89. (Eindecker) gibt sich gefangen, das 95. (Czortkower) versagt; das Kommando der 4. (rutheni - schen) Jnfanteriebrigade GM. Prüfe- nowsky ist am 6. Juni unauffindbar, das 22, (gleichfalls ruthenische) „funktioniert" nicht, Jetzt ist das Chaos unvermeidlich; die leicht zur Panik neigenden ungarischen Regimenter fluten zurück — Batterien der 70. Honved- division ohne Aufenthalt sogar 80 Kilometer weit.
Die letzte Reserve der Heeresgruppe Lin - singen — eine ruthenische Brigade — wird in das Chaos gezogen, ehe sie noch recht angetreten war. 5 (reichs-)deutsche Bataillone der Brigade Jach mann können auch nicht mehr Helsen.
Mit Verlusten von 33 000 Mann hat Brussilow die österreichisch-ungarische vierte Armee vernichtet; 45 000 Mann sind gefangen, 66 Geschütze und 150 Maschinengewehre verloren,
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Eine Anzahl reichsdeutscher Divisionen und die deutschösterreichischen Divisionen riegeln nun das Loch von Luck ab. Am 8. Juni wird tschechische Landwehr bei Raznicze durchbrochen, Deutschmährer vom Re- giment 99 stellen die Lage her. Tags daraus wird eine ruthenische Landwehrbrigade bei Siemki durchbrochen, ein Flankenangriff der deutschmährischen 9 9er, von einem einzigen Bataillon durchgeführt, wendet hier das Unheil ab. Noch einmal müssen die 99er am 11. Juni einen Durchbruch durch die Stellungen der ru- thenischen Landwehr bei Kophli gutmachen. Ströme grenzdeutschen Blutes fließen: die 99er, die am 4. Juni noch 18 Kompanien mit je 200 Gewehren zählten, weisen trotz des Zuschubes von 3 Marschbataillonen am Ende der Kämpfe nur 10 Kompanien von je kaum 100 Mann auf. Einmal gelang es den Russen, mit 16 Bataillonen in die Stellung eines Bataillons einzudringen — da blieben alle 16 Offiziere des Bataillons tot am Kampfplatz.
Nicht anders war es bei den anderen deutschstämmigen Regimentern; gegen oft mehr als 2.0 fache U ebermacht ver-
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2?. Das Wort des preußischen Minister- Präsidenten Hermann G ö r i n g: „Das deutscheVolk mußeinVolk von Fliegern werden", ist keineswegs eine Utopie, sondern hat wirklich tiefe Bedeutung, Selbstverständlich darf dieser Ausspruch nicht so aufgesaß: werden, daß nun jeder Deutscher ein Flieger sein müßte, im Gegenteil, er soll nur in der deutschen Jugend Interesse für die Fliegerei wecken, denn ihr wird in Zukunft noch größere Bedeutung zukommen, als in der Gegenwart. Die beste Schule aber, ein wirklicher schneidiger Flieger zu werden, ist die Segelfliegerei. Wohl würden wir auch unsere Jugend „motorisieren", aber der Versailler Vertrag hat uns diese Möglichkeit, fördernd und schaffend zu sein, genommen.
Oft trifft man nun Menschen, die da glauben. Segelfliegen sei eine Spielerei von solchen, die genügend Zeit und Muße haben, ihrem Vergnügen nachzugehen. Diese oft vertretene Ansicht ist durchaus irrig.
Ganz eindeutig sei deshalb sestgestellt: der Segelflug ist keine Spielerei, sondern eine wirklich ernste Angelegenheit.
Es gibt wenig Sportarten, die so viel Arbeit verursachen wie gerade der Segelflugsport. Gleichzeitig gibt es aber auch keinen Sport, der soviel Vergnügen bereitet wie das Segeln. Segelfliegen stählt den Körper un- gemein und erfordert ein großes Maß Kameradschaftsgeist. Dieser Kameradschaftsgeist ist aus der Arbeit geboren, denn beim Segeln sind immer Gruppen von 15 Mann beisammen. Sie sind auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Zuerst wird das Flugzeug von der Gruppe in freien Stunden gebaut und wenn es dann glücklich den ersten Rutscher macht, fliegen ein bis zwei Mann. Die andern, ja die andern müssen beim Start helfen.
Bekanntlich besitzt ein Segelflugzeug keinen Motor. Aus diesem Grunde müssen immer 10—12 Mann ein Gummiseil ausziehen.
bissen sich die s u d e t e n d e u t f ch e n 42er. 74er, 92er und 94er. der Wiener Landsturm. die niederösterreichischen 4 Ser und die deutschschlesischen 1er in daS Gelände und hielten es. Sie waren mit den reichsdeutschen Divisionen die „Korsettstangen" dieser Front, sie verhinderten den Zusammenbruch der Ostfront.
*
Gerade in diesen Tagen, in denen das deutsche Oesterreich abermals einen erbitterten Kampf um seine Heimat führt, in dem sich fremde Mächte häuslich einrichten wollen, ist es. notwendig, Verständnis für die Kameraden aus Deutsch-Oesterreich zu wecken — ein Verständnis, das dem Binnendeutschen, der niemals die völkische Not im gleichen Maße zu spüren bekommen hat, noch vielfach fehlt. Man hat im Reiche den österreichisch-ungarischen Soldaten etwas verächtlich „Kamerad Schnürschuh" genannt; daß der Deutsch- Oesterreicher diese Geringschätzung nicht verdient, das zeigte er in allen Schlachten des Weltkrieges, das zeigt er auch heute, da er jedeVerfolgung, denVerlustvon Freiheit und Existenz auf sich nimmt, um ohne jede Hilfe von außen, aus eigener Kraft seine Heimat, die Adolf Hitlers Heimat ist. deutschzuerhalten.
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durch das Las Segelflugzeug in die Lust geschnellt wird, zwei weitere Kameraden haben die Ausgabe, den Schwanz der Maschine so lange festzuhalten, bis das Kommando „Los- lassen" ertönt.
Da meistens im Tal gelandet wird, muß die „Kiste" wieder an den Startplatz geschafft werden. Also zurück. Alle, gleich welchen Standes sie sind, schleppen das Flugzeug den Uebungshang hinauf. Dieses Zurückholen erfordert viel Arbeit und vor allen Dingen, nie darf die Lust flöten gehen.
Viele Menschen glauben auch, daß Segelfliegen gefährlich sei. Das ist aber nicht so! Im Gegenteil, der Segelflugsport fordert weniger Opfer als jede andere Sportart. Außerdem ist es Vorschrift, daß die Piloten einen Sturzhelm tragen, so daß auch ein „Kopfstand" ungefährlich wird.
Der Kameradschaftsgeist erzieht jeden Einzelnen; wenn er nicht mithift, wissen Segelflieger genügend Mittel und Wege, ihm die Mitarbeit beizubringen.
Was Segeln kostet? Ja. Segeln ist ausnahmsweise billig. Der monatlich zu entrichtende Beitrag beträgt eine Reichsmark. Das Flugzeug selbst stellt sich vielleicht auf dreihundert Mark. Natürlich ist hierbei zu bedenken, daß diese Maschine dann jeweils einer ganzen Gruppe gehört. Wenn nun mal — es soll selten Vorkommen — viel Geld in der Kaste ist, wird ein Pferd oder ein Auto zum Hangschleppen gemietet, dann wird die Fliegerei natürlich zu einem besonderen Fest.
So beruht der Schwerpunkt des Segelfliegens heute noch in seiner Bedeutung als Sport, wenn auch seine Bedeutung für Meteorlogen, Frachtverkehr usw. nicht verkannt werden darf. Auf alle Fälle aber ist das Segeln eine der schönsten Sportarten, die wie heute besitzen, und Segelflieger behaust- ten, daß sie sich nie wohler fühlen, als wenn sie durch die Luft schweben und den Steuerknüppel bedienen.
Zeitroman von Helmut Messerschmidt
Trheber-RechtSschntz für die deutsch« Ausgabe: Drei Quellen-Verlag, LöuigSbrück (Sa.)
18. Fortsetzung.
Er saß Hanna gegenüber, genau so, wie er am Abend vorher ihrem Vater gegenübergesessen hatte. Nur daß er am Abend als gehetzter Flüchtling um Obdach flehte und jetzt als sicher Geborgener mit dem Mädchen Plauderte, das seinem Herzen am nächsten stand.
Bei seinem Bericht über seine Verhaftung und seine Flucht wurde Hanna bleich und rot
Plötzlich sprang sie auf, nahm seinen Kops impulsiv in beide Hände und drückte ihn fest an sich.
„Ja. du, hier soll dir nichts geschehen!"
Dann rannte sie schnell hinaus.
Hanna kam wieder mit Kaffee, Brot und Butter und bewirtete ihn mit freudigem Eifer.
Am Nachmittag lies sie für ihn in die Stadt.
Zuerst ins Rathaus. Dort fragte sie sich ms zu Willi Barnscheid durch.
Der hatte sie schon mehrfach mit Breden- kamp gesehen und kannte sie daher.
«Was macht Heinrich?" fragte er besorgt.
«Wissen Sie denn schon?"
«Natürlich. Seit gestern abend. Sie wollten etwas abholen bei mir, ja?"
«Ja, und das soll ich keinem Menschen sagen."
«Dafür wäre auch ich Ihnen sehr dank- Bitte, nehmen Sie es ganz unauffällig, gebe es Ihnen gleich. Inzwischen nnter- palten wir uns noch ein bißchen. Sagen Sie veinrich, daß bei seiner Mutter alles in
Ordnung ist. Anscheinend hat man seinen Namen nicht erfahren. Bis heute mittag hat sich nichts ereignet. Ich war in der Mittagspause noch einmal da. Frau Bredenkamp ist verhältnismäßig ruhig. Gehen Sie nicht hin. Sie darf noch nicht wissen, wo sich Heinrich aufhält. Wie geht es ihrem Herrn Vater?"
„Oh, ich d anke, er hat nur noch Beschwerden, wenn das Wetter umschlägt."
„Erinnern Sie sich des Tages, an dem er aus dem Feldlazarett nach Hause geschasst wurde?" Barnscheid griff nach einem Aktendeckel.
„Ja, ja. Wie haben wir uns damals gefreut darüber, daß sich das so fügte!"
„Bitte halten Sie Ihr Täschchen bereit, ich gebe Ihnen jetzt das Papier für Heinrich. Das damals hat sich nicht von selber gefügt, Fräulein Hanna!"
„Wie meinen Sie das?"
„Es dürfte für Heinrichs Aufenthalt bei Ihnen vielleicht ganz wertvoll sein, wenn ich Ihnen sage, wie das damals kam, obwohl er mir ausdrücklich verboten hat, es Ihnen zu verraten."
Hanna war ganz erstaunt.
„Ist da hinter mir jetzt jemand hinausgegangen oder hereingekommen?"
„Ein Mann ist hinausgegangen", antwortete sie.
„Also ist niemand mehr hinter mir?"
„Anscheinend nicht."
„Hier . . . bitte sofort verschwinden lassen. So, ich danke Ihnen. Das haben Sie sehr geschickt gemacht. Also, Ihr Vater . . . daß Ihr Vater damals heimgeschafft wurde, hat Heinrich veranlaßt."
„Was? Heinrich?"
„Ja, und ich Hab ein bißchen geholfen dabei."
„. . . Heinrich und . . . Sie?"
*
Ein wenig später machte sich Hanna frohgesinnt auf den Heimweg. Sie harte eine schöne Tat Bredenkamps erfahren . . .
Während sie noch einige Einkäufe besorgte,
kam sie in die Nähe der Bredenkampschen Wohnung.
Irgend etwas Besonderes schien sich hier abzuspielen. Menschen strömten zusammen. In banger Ahnung näherte sie sich dem Auflauf.
Vor Bredenkamps Haus standen französische Soldaten.
Als sie das sah, erschrak sie so sehr, daß sie sich an eine Mauer anlehnen mutzte, um nicht umzusinken.
„Da ist Haussuchung", hörte sie jemand sagen, „wer mag da wieder was verbrochen haben?"
Um Gottes willen, dachte Hanna, was werden sie seiner Mutter jetzt antun? Wie mutz ihr das furchtbar sein!
Sie wartete lange. Die Menschen gingen allmählich ihrer Wege. Wenn sie noch weiter hier stehen blieb, mußte sie den Soldaten anffallen.
Tief erschüttert schlich sie sich davon . . . *
Bredenkamp war ihr ein Stück Weges entgegengegangen.
„Wie siehst denn du aus?" rief er, als er tie kommen sah.
..Ach, Heinrich ... bei euch ist Haussuchung jetzt ... ich Hab die Franzosen stehen gesehn."
„Das ist ... bitter. Aber das Hab ich mir gedacht. Irgendwo ist immer ein Verräter. Mutter wird mir diese Stunden ja nie verzeihen. Aber ich glaube nicht, daß sonst noch was zu befürchten ist, denn sie werden nichts finden."
„Ich ... ich habe Angst!"
„Aber Hanna . . ."
„Ach, mir ist so . . . eigenartig."
„Du bist keine Aufregung gewohnt. Warst du bei Willi Barnscheid?"
„Ja." Sie gab ihm den falschen Ausweis.
Bredenkamp las: „Ewald Möllmann. Schöner Name! Merk dir mal, Hanna, wenn es brenzlich wird, heiße ich Ewald Möll-
mann . . . Aber was ist dir denn? Hanna . . . nicht weinen!"
«Du ... ich Hab solche Angst!!"
Heinrich schlang den Arm um sie und führte sie fort von der Straße.
Ein seltsam weiches Gefühl stieg in ihm auf und ergriff ganz von ihm Besitz.
Das Mädchen drückte den Kopf an seine Schultern und schluchzte.
„Hanna, Liebe . . ., mach es nicht noch schwerer als schon alles ist. Es ist nun einmal so gekommen . . . Wir können jetzt nichts mehr ändern . . . Wir müssen alles tragen . . . Wir haben schon so viel durchgemacht . . . Auch das jetzt, das wird vorübergehen . . . Einmal wird alles anders . . . Hanna! ... Sei doch tapfer!"
Hanna brachte kein Wort heraus. Ihre vorher gewaltsam niedergekämpfte Erregung brach jetzt ungehemmt hervor und schüttelte sie in haltlosem Weinen.
Bredenkamp streichelte zärtlich ihr Haar.
Auch er schwieg. Was hätte er auch noch sagen sollen?
Dann leuchtete plötzlich eine wundersame Erkenntnis in ihm auf und überstrahlte den schmerzvollen Augenblick mit einer Flut von Licht. Er zog das Mädchen fest an sich:
„Hanna, du ... ich Hab . . . dich lieb!"
Ihr Weinen brach unvermittelt ab. Langsam hob sie den Kopf und sah ihn durch Tränen hindurch groß an, als habe er Unfaßbares gesagt.
„Ja ... ich Hab dich immer lieb gehabt - . . all die Jahre hindurch . . . und ich muß drr das endlich sagen."
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Bredenkamp wartete an der Altenburg auf die drei Kameraden.
In ihm war Klingen und Singen und lauter Jubel. Er fühlte sich stark und frei und wußte mit Sicherheit, daß er jetzt siegreich jeden Strauß ausfechten würde. Hanna hatte ihm ihr« Liebe bekannt. Hanna batte ihn gÄküßt . . .
(Fortsetzung folgt).