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Keine neue englische Abrüstungsinitiative
og. London, 18. Mai.
Das englische Unterhaus hatte Freitag einen großen Tag. Es fand die mit großer Spannung erwartete außenpolitische Aussprache statt, die ihren Höhepunkt in zwei bedeutsamen Erklärungen über die Haltung Großbritanniens zur gegenwärtigen Abrüstungslage fanden.
Ein Reigen oppositioneller Redner eröffnet? die Debatte. Der Wortführer der Arbeiterpartei, Gripps erging sich ausführlich in eine Besprechung der fernöstlichen Fragen und phantasierte im Zusammenhang mit dem japanischen Flottenbesuch ,m Mittelmeer von einem japanisch-türkisch- deutschen Bündnis. Der Oppositionsliberale Ucland meinte, daß das Deutschland im Versailler Vertrag gegebene Abrüstungsversprechen „nicht so durchgreifend" sei.
Der Konservative Locker-Lampson verlangte eine Reform des Völkerbundes, die Konservativen Keyes und Cazalet traten für bestes Einvernehmen mit Japan ein.
Sie Erklärungen Nr 3ohn Simons
Nach Zurückweisung der gegen die Negierung gerichteten Angriffe wegen ihrer Fernostpolitik lehnte Sir Simon eine Verquickung der Völkerbundreform mit den Abrüstungsverhandlungen ab. .Wenn wir versuchen würden, das Völkerbundstatut ohne Deutschland zu revidieren, dann würden wir immer den großen Nachteil haben, daß eine der Großmächte nicht dazu gehört, und gleichzeitig würden wir einer außenstehenden Großmacht beinahe unbegrenzte Möglichkeiten geben, einen Druck auszuüben."
Zum Problem der Wirtschaft- lichen Sanktionen sagte Simon, daß diese Frage von der englischen Regierung aufs genaueste geprüft werde. Solche finanzielle und wirtschaftliche Sanktionen könnten aber nicht leichtfertig ohne die Gefahr eines Krieges angewandt werden. Außerdem müßten etwaige Sanktionen nicht nur auf kleine, sondern auch auf große Staaten anwendbar sein
Der englische Außenminister ging dann auf den Kernpunkt der Aussprache, nämlich die Lage der Abrü st ungs Verhandlungen in Genf über. Er lehnte die Ansicht vollkommen ab, daß man sich jetzt am Ende eines unglücklichen Abenteuers befinde. Es fei besser, jedwedes Opfer und lebe neue Anregung ins Auge zu fassen, als sich vor die Tatsache zu stellen, daß nichts Wirkungsvolles in Genf getan werden könne. Es sei gelungen, einen sehr bedeutsamen Beitrag zu erhalten: nämlich eine von der deutschen Regierung angenommene for- melle Erklärung darüber, welches die Abänderungen in den englischen Vorschlägen sind, die von der deutschen Regierung angenommen werden könnten. Es fei eine fehl schwierige Angelegenheit, schwarz auf weis von den Staaten zu verlangen, welches ihre Forderungen sind."
Abschließend erklärte der englische Außenminister. er versichere in seinem Namen und im Namen der englischen Negierung, das England alles tun werde, um die Welt vor dem schweren Unheil zu retten, das bei einem Zusammenbruch der Abrüstungskonserenr eintreten würde.
Die Unterhausaussprache wurde durch den Präsidenten des Staatsrates Baldwin abgeschlossen. Seine mit großer Spannung miiammww.enen Ausführungen gingen in der Hauptsache darauf hinaus, daß die englische Negierung alles vorbereite, um
nötigenfalls AulriistmigsmaßnahMN
zu ergreifen. Ein Plan für die Küsten- Verteidigung Englands zur See und in derLuft sei bereits vorhanden. Die Durchführung der Pläne gehe entsprechend der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage langsam vor sich. Wenn sie aber von lebenswichtiger Notwendigkeit für die Verteidigung Englands würden und ivenn die Wolken sich sehr verdichteten, dann könnten sie mit größerer Geschwindigkeit ins Werk gesetzt werden.
Wenn man Sanktionen ergreifen wolle, dann müsse man auch bereit für einen Krieg sein. Es gebe keine wirksamen Sanktionen, die nicht den Krieg bedeuten würden. Sanktionen zu ergreifen, ohne für den Krieg vorbereitet zu sein, würde daher bedeuten, daß man kein ehrlicher Treuhänder der Nation wäre. Es sei daher sehr wichtig, daß England der Welt klar mache, welche Stellung es in Europa einnimmt. Kein Krieg könne in einer Demokratie erfolgreich zu Ende geführt werden, wenn das Volk nicht dahinter stehe. Und das Volk würde nicht dahinter stehen, wenn es nicht überzeugt wäre, daß es von seinem Standpunkt ein gerechter Krieg wäre. Baldwin ließ klar durchblicken, daß die englische Regierung sich insbesondere mit den vorbereitenden Maßnahmen für eine etwaige englische L u f t a u f r ü st u n g befasse. Zur Luftfrage erklärte Baldwin noch, daß eine Begrenzung der Luftstreitkräfte wahrscheinlich die einzig durchführbare Form einer Luftabrüstung sein würde. Bei Erzielung einer solchen Begrenzung würde keine einzelne Macht genügend Ueberlegenheit be-
Eroße außenpolitische Aussprache im Unterhaus
sitzen, um der Versuchung zu einem Angriff zu unterliegen.
Nach der Rede Baldwins vertagte sich das Unterhaus für die Pfingstferien bis zum 29. Mai.
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Die Doppelzüngigkeit der sranzö- lifchen Politik — Ungeheure Verantwortung des Völkerbundsrates
kl. Genf, 18. Mai.
Man erinnert sich: In der Abrüstungsfrage erhob Frankreich ein geradezu hysterisch anmutendes Geschrei nach Sicherheit. Als England, um eine Weiterführung der Abrüstungsbesprechungen zu ermöglichen, Sicherheitszusicherungen in Aussicht stellte, ließ Frankreich — das, wie sich in diesem Falle zeigte, es nur darauf angelegt hat, die Abrüstungsverhandlungen zum Scheitern zu bringen — nichts mehr von sich hören.
Genau das gleiche Manöver spielt sich jetzt in Genf bei den Verhandlungen über die Saarabstimmung ab. Auch hier hat Frankreich „Sicherheiten" verlangt — für eine ungestörte Abstimmung und für die Sepera- tisten nach der Rückkehr des Saargebietes ins Reich. Als Deutschland diese Sicher- heilen gegeben hatte, in einer den Verträgen entsprechenden, fast alle Mächte befriedigenden Form, da sie außerordentlich weitgehend waren, weigerte sich Frankreich, die Frage des Abstimmungstermines zu erörtern und macht, um diesem Manöver den Anschein einer Notwendigkeit zu geben, in der Sicherheitsfrage neue Schwierigkeiten.
Beim Völkerbundsrat liegt nun die ungeheure Verantwortung für die Erledigung der Saarfrage. Kann er sich nicht entschließen, seinen Pflichten nachzukommen und die enticbeidenden Beschlüsse über die Saarabstimmung zu fassen, so steht die Schuldfrage für diese neue Blamage des Völkerbundes einwandfrei fest.
«Belgien geht nicht mit Frankreich durch dick und dünn"
Der ehemalige belgische Ministerpräsident Poullet wendet sich in seinem Blatte scharf gegen die Auffassung, daß Belgien mit Frankreich durch dick und dünn gehen müsse. Belgiens Schicksal sei nicht notwendigerweise mit dem Frankreichs verknüpft. Insbesondere müsse Belgien wie England in der Saarfraae neutral bleiben.
Ser Lan-eshandwerkMtmr über die Preisgestaltung im Handwerk
Stuttgart, 18. Mai. In einer vom Württ. Handwerkskammertag einberufenen Versammlung der Führer der Landesfachverbände des württ. Handwerks sprach dieser Tage Landeshandwerksführer Bätzner über die Preisgestaltung imHand- werk. Neben der Zurückweisung einiger irrtümlich gemachter Unterstellungen begrüßte er die Verordnung des Württ. Wirt- schaftsministeriums bezüglich der Preisüberwachung beim Bauhandwerk, da diese dem ehrlichen Handwerker nur einen Schutz bieten könne, denn diese richte sich ja nicht zuletzt auch gegen die Preisschleudere r, die in gleichem Maße wie die Preistreiber als Schädlinge der Volkswirtschaft anzusehen seien. Als Preisschleuderer sei dabei der zu betrachten, der unter den Ge- ste h u n g s ko st e n Arbeiten ausführt, die er nur deshalb zu den niedrigen Preisen ausführen kann, weil er seine Lieferanten nicht bezahlt, Schulden macht, seinen Arbeitern keine Tariflöhne bezahlt und dergleichen mehr. Aufbaugewinnler müßten rücksichtslos ausgemerzt ' werden, da wir Nationalsozialisten nicht jahrelang gekämpft hätten, damit einige ruchlose Burschen Geschäfte machen könnten. Es sei ein Unding, daß die Substanzmittel, welche das Handwerk in den letzten zehn Jahren verbraucht habe, durch den nationalsozialistischen Staat binnen ein Paar Wochen ersetzt werden könnten. Jede Preissteigerung könne nur parallel mit der Bewegung der Kaufkraft erfolgen.
Syndikus Metzger nahm gleichfalls zu diesem Thema Stellung. Er forderte hierbei das gesamte Handwerk auf, das in den Anordnungen des Herrn Wirtschaftsminister erwähnte Material restlos zur Verfügung zu stellen, um auf Grund desselben die erforderlichen Prüfungen zu ermöglichen. Es sei nicht daran zu zweifeln, daß auf Grund des Ergebnisses der eingehenden Prüfung der Verhältnisse das vielfach gestörte Vertrauen zwischen Verbraucherschaft und Hand- werk im allgemeinen wieder hergestellt werden könne. Nach dem Treiben dieser Elemente, die es bekanntlich in jedem Beruf gebe, dürfe jedoch nicht ein ganzer Beruss- stand beurteilt werden.
Präsident Dempel nahm zum Schluß die Gelegenheit wahr, zu betonen, daß im Interesse des Ansehens der nationalsozialistischen Bewegung auch vor gleichgeschalteten Führern der handwerklichen Organisationen nicht Halt gemacht werde, wenn sie ihre Pflichten gegenüber ihrer Gefolgschaft, ihrem Berfsstand und der Volksgemeinschaft verletzen sollten.
kommt Mt ln Frage!
Immer wieder werden unkontrollierbare Gerüchte über eine Jnflationsgefahr in die breitere deutsche Oeffentlichkeit gestreut, die in unverantwortlicher Weise eine unnötige Atmosphäre der Unruhe erzeugen. Neichs- bankpräsident Dr. Schacht hat sich anläßlich eines Interviews sehr klar g e g e n eine sogenannte Tevalvierung der deutschen Reichsmark etwa nach dem Beispiel anderer Länder ausgesprochen und darus hingewiesen, daß er in dieser Hinsicht mit dem Reichskanzler, dem Reichswirtschaftsminister und dem Reichspropagandaminister, die sich wiederholt energisch gegen solche Versuche gewehrt haben, einig gehe.
Dieser Erklärung des Reichsbankpräsidenten kommt in den Tagen der gegenwärtigen schwierigen Transferverhandlungen eine besondere Bedeutung zu, da es ja ein offenes Geheimnis ist, wie ernst zurzeit die deutsche Devisenlage aussieht. Es ist bezeichnend, daß Schacht an den zähen Durchhaltungswillen des deutschen Volkes appelliert und damit zum Ausdruck bringt, daß man an zuständiger Stelle in der Transferfrage alles daran setzt, um mit den Auslandsgläubigern zu einer Regelung zu kommen, die nicht nur im Interesse Deutschlands liegt.
Ausländische Pressestimmen, die sich umfassender mit den Berliner Transferverhandlungen beschäftigten und die man zweifellos auch mit einer gewissen Vorsicht aufnehmen muß, sprechen neben mancher alarmierenden Nachricht auch von Vorschlägen, die wir der Orientierung halber nicht unerwähnt lassen möchten. In Dänemark spricht man sich für ein Moratorium aus, um die im Aufbau befindliche deutsche Volkswirtschaft im Interesse des internationalen Verkehrs nicht zu stören. England soll sich angeblich sehr energisch für ein Clearing- Verfahren einsetzen. Wie man im einzelnen zu derartigen Versuchsballons auch stehen mag, wir identifizieren uns mit der Auf- sasfung des Reichsbankpräsidenten, daß lediglich eine vernünftige Regelung des inter nationalen Wirtschaftsverkehrs sowohl den Gläubigern als auch den Schuldnern helfen kann. Die Beseitigung der Exportschwierigkeiten ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die volkswirtschaftliche Zahlungsfähigkeit Deutschlands. Daß künstliche Inflation irgendwelche Vorteile bieten könnte, ist Heller Wahnsinn.
Zlnsbelastung und Preisgestaltung
Eine neuerliche Bekanntmachung des Württ.
Wirtschaftsministeriums
Bei der Durchführung der vom Wirtschaftsministerium erlassenen Bekanntmachung über Auskunftspflicht in der Bauwirtschaft vom 24. April 1934 (vgl. WLZ. vom 25. April 1934) zeigt es sich, daß vielfach Unklarheit darüber besteht, welche Aufwendungen der einzelne Unternehmer in seinen Kalkulationen als Kosten verrechnen darf.
EZ handelt sich vor allem um die Frage, in welchem Umfang die aus Kapitalschulden herrührenden Zins- und Tilgung-Verpflichtungen berücksichtigt werden dürfen; hier wird z. T. eine Auffassung vertreten, die unter keinen Umständen anerkannt werden kann.
Es ist grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, daß ein Unternehmer in feiner Preiskälkulation eine Verzinsung des in seinem Betrieb arbeitenden eigenen und fremden Kapitals in Rechnung stellt, er muß sich aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen bewußt sein, daß es seine Pflicht ist, die Höhe dieser Kapitalverzinsung so niedrig wie möglich zu bemessen, damit nicht durch ungerechtfertigte Gewinne und dementsprechend überhöhte Preise der Erfolg der staatlichen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und Beseitigung der Arbeitslosigkeit beeinträchtigt wird. Neben der absoluten Höhe des Zinssatzes ist die Frage von entscheidender Bedeutung, für welches Kapital eine Verzinsung in den Preis eingerechnet werden dars. Es ist klar, daß es sich hier nur um das Kapital handeln kann, das u n- ter normalen wirtschaftlichen Verhältnissen zur Durchführung des betreffenden Betriebes erforderlich ist.
Unter keinen Umständen kann geduldet werden, daß ein Unternehmer, der aus irgend welchen außerhalb des normalen Wirtschaftsverlaufs liegenden Gründen zusätzlich Fremdkapital ausgenommen hat, die aus dieser Sonderbelastung sich ergebende Verpflichtung zur Zinszahlung oder gar zur Tilgung dieser Schulden in seine Selbstkostenberechnung als Kostenbestandteil übernimmt. Wenn auch viele Betriebe infolge der Verlustwirtjchaft der vergangenen Jahre ! heute mit besonderen Verpflichtungen be- ! lastet sind, so werden sie trotzdem Verstand- ! ins dafür haben müssen, daß es n i ch t a n- i gängig ist die von der nationalsozialisti- l scheu Staatsführung erstrebte Belebung der Wirtschaft dadurch zu gefährden, daß ver- » sucht wird, diese Sonderbelastungen durch i entsprechend erhöhte Preise in der Gegen- > wart auszugleichen. Sie werden sich damit > begnügen müssen, die Sonderverpflichtungen aus den Erträgnissen abzudecken, welche , ihnen aick Grund einer normalen L e l b st k o st e n b e r e ch n u ng und der jetzt vorhandenen guten Beschäftigung zu- fließen, und dabei je nach ihren besonderen Verhältnissen — vorübergehend auf
einen mehr oder weniger großen Teil de- Zinsertrages für das eigene Kapital zu verzichten.
Bei der Prüfung der eingereichten Selbstkostenberechnungen wird jedenfalls der Frage der Zinsbelastung ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden; es wird unter diesen Umständen der Erwartung Ausdruck gegeben. daß die beteiligten Kreise im Bewußtsein ihrer Verantwortung gegenüber der Gesamtwirtschaft bet ihrer Preispolitik diesen Forderungen Rechnung tragen.
Die LMen der deutschen Nullen- fahret in Moskau
Moskau, 18. Mai.
Die Leichen der deutschen Ballonfahrer sind in Moskau eingetroffen. Bei der Ankunft des Zuges auf dem Bahnhof wurden ihnen militärische Ehren erwiesen. Es waren Vertreter der Sowjetregierung, der Luftfahrtbehörden, der deutschen Botschaft und der deutschen Presse anwesend.
Die deutschen Ballonftteger durch Sauerstoffmangel getötet
lieber das Ergebnis der Untersuchung au der Absturzstelle des deutschen Höhenballons „Bartsch von Sigsfeld" treffen aus Sebesch einige Einzelheiten ein. Darnach lag die gelbe Ballonhülle, die an mehreren Stellen zerrissen war, auf einer Wiese, 10 Kilometer von der Station Idriza und 40 Kilometer von dem Orte Sebesch entfernt. Bei der Ballonhülle lag die offene Gondel, die teilweise eingedrückt und zerfetzt war. Der kilometerlange Weg, den der Ballon auf dem Boden schleifend zurückgelegt hat, ist noch deutlich zu erkennen. Am Abend des 13. Mai wehte bei Sebesch ein Wind von etwa 10 Meter in der Sekunde, der den Ballon kreuz und quer durch Buschwerk und über Sümpfe und Wiesen getrieben hat. U. a. trieb der Ballon auch durch die Ortschaft M e - tisch tschi, deren Bewohner am nächsten Morgen zuerst auf den Vorfall aufmerksam wurden, da der Ballon das Dach eines unbewohnten Gebäudes beschädigt und mehrere Telegraphenstangen umgeworfen hatte. Als dei Ballon über dem Olbitasee Hinwegtrieb, ist ans der Gondel die Leiche Dr. Schrencks her- ansgefallen. Sie wurde am 15. Mai von Bauern und Grenzwächtern aus dem See herausgefischt.
Die Untersuchung der Leichen ergab, daß sie nur leichtere Schrammen und Quetschungen davonaetraaen batten, die von Baumästen und von Gegenständen in der Gondel herrühren. Der Tod war jedoch schon lange vorher eingetreten. Nach der in der Tasche Masuchs gefundenen Notiz hatte der Ballon am 13. Mai um 9.45 Uhr früh eine HöhevonlO 000 Metern erreicht. Dann hat offenbar die Sauerstoffversorgung der Flieger nicht mehr gearbeitet. Die Flieger haben das Bewußtsein verloren und dann an Sauerstoffmangel den Tod gefunden. In diesem Sinne äußerte sich auch Professor Kohlförster.
Schuldfrage in der Pforzheimer Eisenbahnkatastrophe noch nicht geklärt
Pforzheim, 18. Mai.
Aus amtlicher Quelle erfahren wir, daß zur Klärung der Schuldfrage nach dem Eisenbahnunglück 5 Angehörige der Reichsbahn verhaftet worden sind. Es sind dies der Lokomotivführer der Unglücksmaschine, Brand, der Reservelokomotivführer Brugger, die Bahnwärter Wüst und Bo eres. Der schwerverletzte Rangierer Augen st ein, dessen Befinden zu ernster Besorgnis Anlaß gibt, ist noch nicht vernehmungsfähig, so daß die Untersuchung über die Ursache des Zusammenstoßes noch nicht abgeschlossen werden kann. Der Karlsruher Lokomotivführer, der den Arbeiterzug von Mühlacker führte, wurde zu seiner Vernehmung ebenfalls in Haft genommen.
Weiter erfahren wir von einem zuverlässigen technischen Gewährsmann, daß die „Unglücksweiche" in der Tat eine ausgesprochene Unglücksweiche ist. In einer fehlerlosen technischen Bahnhofsanlage kann es niemals Vorkommen, daß, wenn nicht höhere Umstände Mitwirken, einem einfahrenden Zug von einer Weiche Gefahr droht. Wird ein kommender Zug gemeldet, so werden in einer neuzeitlichen Anlage vom Stellwerk ans mit einem Hebeldruck sämtliche Weichen an dem betreffenden Gleisstrange gesperrt. Die Unglücksweiche im Pforzheimer Bahnhofsgebiet macht hiervon eine einzige Ausnahme. Sie ist der Gesamtheit der vom Stellwerk aus erfaßten Gleis- und Weichenanlagen nicht angeschlossen; sie muß vielmehr gesondert bedient werden. Ob die Weiche kurz vor dem Zusammenstoß nun falsch oder richtig gestellt war, darüber liegt noch keine amtliche Feststellung vor.
In den Krankenhäusern sind noch zahlreiche Leichtverletzte eingetroffen, Tie Zahl der Schwerverletzten betrügt 30. Eine ganze Reihe sind noch gefährdet wegen Infektionsgefahr, Am häufigsten sind Schenkel- und Beckenbrüche. Arm- nnd Kopfverletzungen sind es weniger, Leichtverletzte haben meistens Fleischwunden durch Holz- und Glassplitter davongetragen. Nur in zwei Fällen waren Schädelbrüche vorhanden, von denen einer tödlich verlies.