Nr. 112

Donnerstag, 17. Mai 1934

108. Jahrgang

er GeseMcliakter

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KiMkß ikk A Mim« WM» Deutsche«

Feierliche Eröffnung des zweiten deutschen Arbeitskongreffes in Gegenwart des Führers

lk. Berlin, 16. Mai.

Mittwoch mittag wurde im Sitzungssaale dcs Prcußcnhauses der zweite deutsche Ärbeitskongreß tu Gegenwart des Füh­rers, des Vizekanzlers von Papen, der Kichsminister Dr. Frick, Dr. Goeb­bels, Scldte, Rust und Eltz - Rüben ach, der Staatssekretäre des Rei­ches und Preußens, der Reichsstatthalter, der Länderiniuister, der Gauleiter der NS.- LAP., aller Treuhänder der Arbeit und zahlreicher anderer Persönlichkeiten des Poli­tischen und wirtschaftlichen Lebens feierlich eröffnet.

Der Leiter des Führeramtes der Deut­schen Arbeitsfront, Schmeer, ervffnete den Kongreß.

Stiftungen der Deutschen Arbeitsfront

Während die Versammlung sich von den Plätzen erhob, gedachte er der verun­glückten Bergleute von Buggin­gen. Die Deutsche Arbeitsfront habe eine Stiftung errichtet, aus der die Ehefrauen und Eltern der verunglückten Arbeitskame­raden unterstützt und die Kinder bis zum 18. Lebensjahr, besonders begabte darüber hinaus, unterhalten werden. Dem ober­ichte fischen B e r g b a u g e b i e t hat die DAF. am Jahrestage ihres Bestehens zwei Millionen, dem Waldenburger Äergrevicr 500000 RM. zur Ver­fügung gestellt und die für Siedlungen im Wurmrcvier bestimmte Summe bou zwei auf fünf Millionen erhöht. Wei­lers werde nicht nur für das Nuhrgebiet, sondern für alle Bergbau gebiete die N r l a u b s v e r g ü t ü n g künftig von der DAF. bezahlt.

Sie Rebe -es Führers -er DAF., Sr. Letz

Nun ergriff Dr. Ley das Wort zu einer ausführlichen Rede, in der er Rechenschaft ablegte über Arbeit und Ziele der Deutschen Arbeitsfront. Er erinnerte an den vor einem Jahre vom Führer erhaltenen Auftrag zur Übernahme der Gewerkschaften. Drei Wege seien zur Umorganisation offen gestanden: Verbot der Neubildung von politischen und gewerkschaftlichen Organisationen, oder Bil­dung eines Einheitsverbandes der Arbeiter und Angestellten, dem ein Einheitsverband der Unternehmer gegenübergestellt worden wäre, oder aber die Durchführung des nationalsozialistischen Hoch­zieles, der Volksgeineinschaft, die Arbeitneh­mer und Arbeitgeber vereint. Dieser dritte Weg, der weitaus gefährlichere und schwie­ligere, wurde gewählt. Die Ereignisse haben die Richtigkeit dieser Wahl bestätigt. Trotz aller Schwierigkeiten ist es gelungen, die Arbeitsfront von 5 auf 23 Millionen Mitglieder zu bringen.

Die nächste Aufgabe war, das Chaos der Verbände und der zerrütteten Kassen zu be­seitigen. Manche Verbände, nicht nur marxi­stische, hatten bis zu 7 Millionen RM. Schulden. Es gelang, in kurzer Zeit Ordnung zu schaffen.

In nicht ganz 3 Monaten waren die Schulden abgetragen und bereits neue Bankguthaben an­gelegt.

lim zu prüfen, ob die DAF. nicht nur auf dem Papier stehe, wurden im ganzen Reiche große Kundgebungen angesetzt. Er habe auch die Betriebe besucht und mehr als 70 000 deutschen Arbeitern die Hand gedrückt. Der 12. November und schon jener Freitag vor- her, an dem der Führer in der Siemens­stadt sprach, haben gezeigt, daß

-er Arbeiter -er treueste Sohn -er Ration

geblieben war. Für diese Treue und dieses Vertrauen soll dem deutschen Arbeiter uiiil darüber hinaus dem ganzen deutschen schassenden Volk Dank gesagt werden.

Das Werk wäre nur halb geschaffen wor­den, wenn es nicht gelungen wäre, auch den Unternehmer in seiner überwältigenden Mehrzahl dieser Gemeinschaft zuzuführen. Enn es nicht gelingt, den Menschen neu tu gestalten, sind alle neuen Staatsformen, neuen Wirtschaftsformen und neuen Ge­

sellschaftsformen lediglich schöne Konstrnk- > tionen. Regieren heißt aber nicht i Gewalt anwenden, sondern ein Volk erziehen, auch wenn es mühsam ist. So galt Dr. Lehs dritte Reise in der Hauptsache dem deutschen Unternehmer. Das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit wurde verkündet. Dieses Gesetz hatte aber mir dann Sinn und Wert, wenn es gelang, die Menschen zur Anständigkeit und Ehre zu erziehen. Der Menschheit groß- ter Feind, der Unverstand mußte beseitigt werden. Es muß die ver­heerende Meinung ausgerottet werden, daß Menschen anderen Standes deshalb schon Lumpen seien, weil sie ihre Interessen ver­treten. Interessengegensätze wird cs immer geben; es muß sein, daß der eine fordert und der andere bewilligt oder abschlägt, aber beide Teile sollen offen und ehrlich zueinander sein.

Wir milen Herrenmenschen züchten,

Menschen von Stolz, der gegründet i st ans der Leistung. Die Gemeinschaft aber ist das endgültige Ziel, durchpulst von dem Gedanken der Anständigkeit und Ehre. Wir wollen keine knechtselige Arbeiterschaft und keine verängstigte Arbeitgeberschast.

Eingehend schilderte dann Dr. Ley Auf­bau und Organisation der Deutschen Arbeitsfront, die der Organisation der NSDAP, gleich ist. D i e N S D A P. i st d e r Kern, der Führerorden, die Deutsche Arbeitsfront ist die Gemeinde.

Als richtunggebend wird der Typ des deutschen Arbeiters zu gelten haben, der die höchstmögliche Disziplin in seiner Arbeit oerkörvert. Das sind die Menschen, die j

Berlin, 16. Mai.

Das Reichskabinett verabschiede:? am Dienstag ein Gesetzüber dieFeuer­be statt ung. durch das eine einheitliche Regelung für das ganze Reichsgebiet herbei- gcführt wird und die sehr weitgehenden Ver­schiedenheuen beseitigt werden, die in den einzelnen Ländern noch bestanden.

Ferner beschloß das Reichskabinett. dem Herrn Reichspräsidenten den Erlaß einer Verordnung über die Stiftung eines Ehrenpreise- für alle Kriegs­teilnehmer, sowie für die Witwen und Eltern gefallener, an den Folgen von Ver­wundungen oder in Gefangenschaft verstor­bener oder verschollener Kriegsteilnehmer vorzuschlagen.

Beschlossen wurde auch ein Ergän- zungsgesetz zum Gesetz über Titel. Orden und Ehrenzeichen vorn 7. April 1933. durch das den in den Nach­kriegsjahren hervorgetretenen Ordensmiß- brauch ein Riegel vorgeschoben wird. Das Tragen von nichtzugelassenen Orden wird unter Strafe gestellt.

Ein Gesetz zur Aufhebung des Rechts zum Tragen einer Wehr­machtsuniform trifft eine Regelung, wonach das Tragen von Uniformen für die Verabschiedeten der alten Wehrmacht nach den gleichen Gesichtspunkten erfolgt wie für k»ie Verabschiedeten der neuen Wehrmacht.

Ein Gesetz zur Ergänzung des Gesetzes zur Aenderung von Vorschriften auf dem Gebiet des allgemeinen Beamten-, des BesoldungZ- und des Versorgungsrechtes ordnet an, daß die Bezüge der Angestellten und Arbeiter der Länder. Gemeinden und sonstigen Körper­schaften des öffentlichen Rechts herabzusetzen sind, soweit sie höher liegen als die Dienst­bezüge der gleich zu wertenden Dienstver­pflichteten beim Reich.

Das ebenfalls verabschiedete Gesetz über Aenderung der Vorschriften über die R ei ch sfl u ch t st e u e r gestaltet diese Steuer wirksamer und schließt vorhandene Lük-

mit dem Eisen ringen: Schmiede, Schlosser, Mechaniker. Jeder kann seine Nrbeitsfehler verbessern, nur nicht der Mensch, der mit dem Eisen ringt. Dreht der Mechaniker ein Loch um ein Tausendstel Millimeter zu weit, so hat das ganze Stück keinen Wert mehr.

Am 1. Oktober wird die neue Organr- sationssorm der DAF. restlos durchgeführt sein. Tann wird jeder, der in Deutschland lebt, gezwungen sein, am Ausbau unseres Staats-, Wirtschafts- und Gesellschafts- iebens Mitarbeiten müssen.

Das vergangene System predigte die Lebensverneinung. Dieser Lebensverneinung setzt der Nationalsozialismus

Lebensfreude. Lebenswille und Lebensbejaimng

entgegen. Wir glauben an dieses Volk und seine Kraft und wissen, daß jede Kraft allein ans der wahren und ehrlichen Freude her­aus geboren ist. Für das Wollen des Nationalsozialismus konnte daher kein ein­facherer und klarer Ausdruck gefunden wer­den alsKraft durch Freude." In diesem Monat allein fahren hunderttausenoe Men­schen mit den Nrlauberzügen in alle deut­schen Gaue. Rund 20 000 Berg-Kumpels fahren in diesem Monat zur See. Im Aachener Gebiet ist eine Siedlung von 5000 Häusern in Auarift genommen.

Es ist, als ob das Volk sich ans dem lenen Wollen neue Formen bildet. Tic Uten überlieferten Gesellschaftsformen sind ibgetan. Das gesamte deutsche Volk befin­det sich heute rm gleichen Marschtritt, im zleichen Nythmus der nationalsozialistischen Weltanschauung. Wer da noch glaubt, an alten überlebten Formen festhalten zu kön-

ken. Es wird darnach künftig hie Freigrenze bei Vermögen von 200 000 M. auf 50 000 M. herabgesetzt. Ferner sollen im Falle der Ab­wanderung auch die Personen zu einer letzten großen Abgabe herangezogen werden, die in den Steuerabschnitten, die im Jahre 1932 und in den folgenden Jahren endeten, ein Einkommen von mehr als 20 000 M. gehabt haben.

Das Gesetz zur Regelung des Ar­beitseinsatzes soll den Bedarf der Landwirtschaft mit den notwendigen Arbeits­rechten sicherstellen und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in den Großstädten wirksamer gestalten. Das Gesetz schafft die Möglichkeit, Bezirke mit höherer Arbeitslosigkeit für zu­ziehende Personen, die sich dort als Arbeiter oder Angestellte betätigen wollen, von einem bestimmten Zeitpunkt ab zu sperren. Gedacht ist zuerst an eine Anordnung für das Wirt­schaftsgebiet Groß-Berlin. Die Beschäftigung von Personen, die mit dem Lande verwurzelt und mit landwirtschaftlichen Arbeiten vertraut sind, in nicht landwirtschaftlichen Berufen oder Betrieben kann verhindert werden.

Das Reichskabinett verabschiedete alsdann das vom Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda vorgelegte Theater- g e s e tz, durch das die Theater in Deutschland rechtlich in Träger einer öffentlichen Aufgabe umgewandelt werden; sowie ein Ergänzungs­gesetz zum Reichskulturkammergesetz, wonach die Anstalten der Musik und der bildenden Künste und die in diesen tätigen Personen in die Reichsmusikkammer bzw. in die Reichs­kammer der bildenden Künste nach Maßgabe der Bestimmungen des Theatergesetzes einbe­zogen werden.

Schließlich wurde ein Gesetz über die Um­wandlung wertbeständiger Rechte und ihre Behandlung im landwirtschaftlichen Entschul­dungsverfahren (Roggenschuldenge­setz) angenommen, das den Grundsatz der allgemeinen Umwandlung der Roggen- und Weizenrechte in Reichsmarkrechte enthält. An die Stelle von je einem Zentner Roggen oder Weizen tritt ein Betrag von 7.50 RM. oder 9.50 RM.

Das Neueste in Kürze

In Berlin fand gestern der zweite deutsche Arbeitskongretz statt, bei dem der Führer eine grundlegende Rede hielt. Dr. Leh gab einen Rechenschaftsbericht über das erste Tätigkeitsjahr der deutschen Arbeitsfront und gab das Programm für das zweite Jahr be­kannt.

Bei Hannover ist ein V-Zug entgleist. Ein Toter und acht Schwerverletzte sind geborgen worden. Wahrscheinlich sind der Lokomotiv­führer und der Heizer auch tot; sie konnten noch nicht geborgen werden.

Bei Mons in Belgien hat sich ein furcht­bares Bergwerksunglüü ereignet. Man rech­net mit 44 Toten.

Bei Dünkirchen stürzte ein französisches Marinewasserflugzeug ins Meer. Die Be­satzung wurde durch den deutschen Dampfer Dresden" gerettet.

nen, der wird zertreten und vernichtet wer­den.

Es lebe das ewige Deutsch­land! Es lebe der Führer!

Die Schlußworte Dr. Leys wurden mit Heilrufen auf Deutschland und auf den Füh- cer ausgenommen. Dann betrat der Führer, nachdem er sich zuvor an Dr. Leh mit Händedruck gewandt hatte, das Rednerpult.

Dir UM -es Führers

In seiner Rede vor dem zweiten Arbeits­kongreß der Deutschen Arbeitsfront ging der Führer ans von den großen organisatori- schen Leistungen des heutigen Deutschlands, von denen eine der größten sicherlich die Er­fassung der im wirtschaftlichen Leben stehen­den Menschen sei. Sie sei innerhalb der kur­zen Zeit eines Jahres gar nicht denkbar in ihrem bisherigen Erfolg, wenn nicht von vornherein ganz bestimmte Hoffnungen vor­handen gewesen wären, die ihre Erfüllung geradezu erforderten. Im deutschen Volk habe sich unbewußt eine große und tiefe innere Sehnsucht nach einer Erlösung aus den früheren Formen unseres organisatori­schen Lebens geltend gemacht, um so mehr, als Theorie und Wirklichkeit bereits weit auseinandergesallen waren. Der Theoriedes marxistischen Sozialismus stand die harte Wirklichkeit gegenüber, die überall das ge­naue Gegenteil zeigte. Auf allen Gebieten sei

die umrxisti M Theorie durch die marxistische Maxis widerlegt

worden.

Das habe das Volk auch empfunden. Mil­lionen waren innerlich schon der Ueberzeu» gung, daß der bestehende Zustand unerträg­lich geworden war.

Aber dieser Wandel der Ueberzeugunc fand keinen Ausdruck infolge des Behar­rungsvermögens der Menschen durch die Unfähigkeit, sich selbst umzustellen, durch den mangelnden Mut. den ersten Schritt zu tun und das Unvermögen der Führer der breiten Masse, sich eine klare Vorstellung von dem zu machen, was hätte werden sol­len.

Man könne dem deutschen Arbeiter keinen Vorwurf daraus machen, daß er nicht den Weg zum Volk, zur Volksgemeinschaft oder gar zum Nationalsozialismus ociuudeu habe, wenn doch auf der anderen Seit« Millionen sogenannter Bürger den Weg ebenfalls nicht sahen, von denen man doch Hütte annehmen dürfen, daß ihnen ihre höhere Bildung und ihre größere Einsicht das Finden dieses Weges hätte erleichtern müssen! Nein! Die Unvernunft ist überall dieselbe gewesen, in der Arbeiterschaft genau so wie in unserem Bürgertum,inunserem Unternehmertum. In sarkastische« Worten geißelte der Führer unter tosendem Beifall die engstirnigen, kleingeistigen und ichsüchtigen Gesichtspunkte, die alsweltan­schauliche Probleme" damals die Seelen die- ser Männer eines vergangenen Regimes quälten und drückten. Wir hätten nicht in wenigen Monaten diese Welt überrennen und nicht die Gewerkschaften beseitigen kön­nen, so erklärte der Führer, wenn ihr Glaube an die Richtigkeit der eigenen Jder noch vorhanden aewelen wäre.

Wirksame Maßnahme« gegen Landflucht

Wichtige Gesetzesbeschliiffe des Reichskabinetts