Nr. 108

Samstag, 12. Mai 1934

108. Jahrgang

er OeseUfctmkter

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Iss Neueste m Kürze

Der Hitlerjugend ist nunmehr eine aktive Beteiligung an der Gestaltung des Rund­funks übertragen worden.

Ter Dreier-Saarausschutz hat dem Völker­bundsrat den 27. Januar 1835 als Nbstim- mungstermin sür das Saargebiet bor- geschlagen.

Im Konzentrationslager Wöllersvers in Oesterreich ist eine Hungerrevolte aus­gebrochen.

lrin österreichischer Gefangenenaufseher ist mit fünf inhaftierten SA.-Leuten aus Oester­reich nach Deutschland geflohen.

Der Generalstreik in Barcelona ist ge­scheitert.

Aus Griechenland werden starke Arbciter- unruhen gemeldet. Es gab eine große Zahl von Tote» und Schwerverletzten.

Auch in Marokko ist es wiederholt zu star­ken Ansruhraktionen gekommen. In Fes fand eine Demonstration gegen den Sultan statt.

Keine AbrWiMssitzimgrn am 29. Mai?

London, 11. Mai.

Henderson hatte am Donnerstag eine Unterredung mit dem Vizepräsidenten der Abrüstungskonferenz, P o l i t i s. An- schließend ging er in Begleitung des Leiters der Abrüstungsabteilung des Völkerbnnds- rates Aghnides zum Quai d'Orsay, wo der französische Außenminister ihm zu Ehren ein Frühstück veranstaltete. Die Unterredung des französischen Außenministers mit Hen­derson begann während des Frühstücks und wurde am Nachmittag fortgesetzt. Bisher ist über ihren Inhalt nichts Näheres bekannt geworden.

Tie amtliche Mitteilung über die Unter­redung stellt lediglich fest, daß die Unter­redung bis 16 Uhr gedauert hat und am Freilag fortgesetzt wird.

In gut unterrichteten Kreisen verlautet, das Henderson und Politis während ihres Gedankenaustausches die allgemeine Lage der Abrüstungskonferenz sehr eingehend geprüft hätten und hierbei zu der Ueberzeugnng ge­langt seien, daß sie durchaus nicht vielver­sprechend sei. In französischen Kreisen habe man nach der Erklärung, die Henderson vor seiner Ahreise aus London abgab, kaum etwas anderes erwartet und lege sich daher setzt, wie man glaube, mit Berechtigung, die Frage vor, ob Henderson unter Umständen auf die Einberufung des Hauptausschusses, die grundsätzlich für 29. Mai vorgesehen war, zunächst nicht verzichten wolle.

Verbot der Teilnahme an kirchen- politischen KundgMiMk sür die M.

Berlin, 11. Mai.

Das Presseamt der Obersten SA.-Führung teilt mit: Um die Versuche gewisser Elemente. Angehörige der SA. in kirchrnpolitische Streitigkeiten hineinzuzirhrn und dadurch dem Ansehen und der Geschlossenheit der SA. zu schaden, ein für allemal unmöglich zu machen, hat Stabschef Nöhm einen Erlaß an die SA. herausgegeben, in dem angeord­net wird, daß jegliche Teilnahme von SA.- Angehörigen an kirchenpolitischen Demon­strationen verboten ist. Gleichzeitig wird jede Art von Amtshinderungen oder Maß­nahmen gegenüber den Pfarrern beider Konfessionen untersagt.

Sie nächste Sitzung der Transfer- Konferenz am Dienstag

Berlin, 1l. Mai-

Der Unterausschuß der Transferkonferenz hat am Freitag ebenso wie in den letzten Tagen Sitzungen abgehalten. Infolge der am Sonntag und Montag in Basel stattftn- denden Generalversammlungen, an denen Leon Frazer, sowie auch Dr. Schacht teil­nehmen, findet die nächste Sitzung erst ain Dienstag nachmittag statt. Die Bespre­chungen über technische Einzelsragen werden über das Wochenende fortgesetzt.

27 . ZlUlM MS

Quai d'Orsay ist

gl. Paris, 11. Mai.

Im französischen Außenministerium ist seit der letzten Sitzung des Dreieransschusses zur Vorbereitung der Saarabstimmung bemerk­bare Nervosität ausgetreten. Nach den im Pariser Außcnamt vorliegenden Nachrichten hat der Drcier-Saarausschuß unter Vorsitz des Barons Aloisi in seinem in der nächsten Woche im Völkerbundsrat zur Verhandlung gelangenden Bericht vorgcschlagen. die Ab­stimmung im Saargebiet am 27. Januar 16 3 5 17 Tage nach dem im Diktat von Versailles vorgesehenen frühesten Zeitpunkt dnrchzuführen. Darüber hin­aus und das beunruhigt die Franzosen am meisten soll der Abstimmungs- a » sschnß außer den Vertretern Deutschlands und Frankreichs, sowie des Völkerbundes nur ans Vertretern solcher neutraler Staaten bestehen, die den Ver­trag von Versailles nicht unter­schrieben haben. Schlieklicb werden

Hungerrevolte

elr. Wien, 11. Mai.

Im Konzentrationslager Wöllersdorf, in dem sich die Verhältnisse nach der Besich­tigung durch die ausländischen Pressever­treter wieder wesentlich verschlechtert haben, ist es zu einer Hungerrevolte gekom­men. Die im Lager befindlichen National­sozialisten demonstrierten wegen der völlig ungenügenden Verpflegung und schlugen die Fenster einzelner Baracken ein.

Als dazu noch in einerBaracke eine Hakenkreuzsahne sestgestellt wurde, ohne daß man herausbekommen konnte, wie diese Fahne in das Lager gelangt ist, ver­suchten die mit der Bewachung betrauten Heimwehrmannschaften mir brutaler Gewalt gegen die Häftlinge vorzugehen. Der W i d e r st a nd der Häftlinge war aber derart groß, daß erst ein ans Wiener- Neustadt herbeigeholtes U e b e r f a l l kom­me, n d o nach längeren Anstrengungen die Ruhe wieder Herstellen konnte.

Oesterreichischer Gefangenenaufseher mit fünf SA.-Häftlingen nach Deutschland geflüchtet

München, 11. Mai.

Der österreichische Pressedienst meldetr

Aus einem Bezirksgerichtsgesängnis in Oberöfterreich entfloh am Donnerstag der Gefangenenaufseher Le ja mit fünf inhaf­tierten SA.-Männern, deren Abschiebung in Pas Wöllersdorfer Konzentrationslager un­mittelbar bevorstand. Die sechs Flüchtlinge haben am Freitag die bayerische Grenze Pas­siert und sind in Passe.« eingctrosscn.

MmüMMeuchrlmord an Kärntner SS.-Mann

ek. Wien, 11. Mai.

Wie erst jetzt bekannt wird, beklagt die nationalsozialistische Bewegung in Kärnten allein in den letzten zwei Wochen den Tod von vier Parteigenossen, die dem Terror des Systems zum Opfer gefallen sind. Die meiste Empörung hat der Tod des SS.-Mannes Peter Brückl inKlagenfurt hervor­gerufen. Brückl war von einer aus 20 Mann bestehenden Schutzkorpsstreife beim Abbren­nen eines Hakenkreuzfeuers ertappt worden. Statt nun den Mann, wie es Vorschrift ge­wesen wäre, der nächsten Behörde zu über­geben, warfen die Heimwehrban­diten Brückl einen steilen Ab­hang hinunter, wobei Brückl tödliche Verletzungen erhielt.

Die Behörden sind nicht gegen die brutalen Schutzkorpsmärmer eingeschritten, sondern haben den ganzen Fall verheimlicht. Brückl wurde in aller Stille beerdigt und seine An-

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sehr unzufrieden"

noch Sicherheits-Vorkehrungen vorgeichlagcn, die gcraoe das Gegen­teil von dem sind, was die SePa - ratisten und Präsident Knox h a b e n m ö ch t e n.

Diese Beschlüsse des Dreier-Ausschusies und dazu die Einstellung der britischen Re­gierung, di? die französische Haltung in der Saarfrage noch weniger billigt als die in der Abrüstungsfrage, haben im französischen Außenministerium erkennen lassen, daß Außenminister Barthou in der nächsten Woche im Völkerbundsrat bei der Behand- tnng der Saarsrage keine allzu gün­stige Lage vorsinden wird. Nach dem krampfhaften Geschrei über die Zweibrücke­ner Kundgebung, die in einendeutschen Mißerfolg" »mzusälschen nicht gelungen ist, ist die P a r i s e r P r e s s e i n d e r S a a r - frage sehr zurückhaltend gewor­den. ein weiterer Beweis für die Verle­genheit der französischen Negie­rung s k r e i j e.

« Wöllersdorf

gehörigen erst zwei Stunden vor dem Be­gräbnis verständigt.

In St. Leonhard im Lavanttal starb der SS.-Mann Hans Schleinzer an den Folgen eines Hiebes, den er von einem Hilfspolizisten erhalten hatte. Beim Begräbnis kam es zu großen Kundgebungen von etwa 2000 Per­sonen.. Als die Menge das Horst-Wefsel-Lied sang räumte die Gendarmerie mit gefälltem Bajonett den Friedhof.

In Hermagor starb Pg. Hans Gasser an den Folgen einer Lungenentzündung, die er sich geholt hatte, als er trotz schwerer Krank­heit einer Putzschar eingereiht wurde. In Völkermarkt starb an einer im Gefängnis erworbenen Lungenentzündung der SA- Mann Fritz Eitlsörg.

Sitterjugend au die Front - auch im Rundfunk!

kk. Berlin, 11. Mai.

Die Hitlerjugend die Hoffnung und Zu­kunft der Nation erhält nun auch eine ihrer Bedeutung entsprechende Würdigung im Rundfunk. Es wird ihr ein entsprechender Eins! ußau fdieProgrammge stal­tun g eingeräumt; soweit an Jugendsendun­gen Jugendliche beteiligt sind, werden diese Sendungen von der HI. durchge- führt:

Dafür erhält die HI. zwei große Aufgaben: An der Gestaltung der Sendungen mit Verantwortlichem Ernst mitzuarbeiten und die Jugend an den Rundfunk heranzufüh­ren. Zur Schaffung eines Gemeinschaftsemp­fanges ist die Ausrüstung der HI. mit brauch­baren Empfängern notwendig. Es wird Auf­gabe der Jugend-Funkwarte sein, den Rund­funkempfänger zum treuesten Freund der Ju­gend zu machen.

Schließlich ist noch die Schaffung einer Reichsfnnkschule der HI. geplant. Befähigte Jugendfunkwarte soll auch der Weg zur Amateurfunkerei geebnet werden.

Das hauSwirtschaslliKe Zahlk ter jungen Mädchen

kk. Berlin, 11. Mai.

Ein Nunderlaß des Präsidenten der ReichZ- anstalt sür Arbeitsvermittlung und Arbeits­losenversicherung gibt Richtlinien für die Durchführung des hauswirt­schaftlichen Jahres der jungen Mädchen. Danach soll ein örtlicher Aus­schuß, in dem das Arbeitsamt durch eine weibliche Fachkraft vertreten ist, die Be­schaffung von Haushaltungen, die junge Mädchen ausnehmen sollen und können, zu besorgen. Die Frage der Zusätzlichkeitt Wird in jedem einzelnen Falle geprüft werden, da auf keinen Fall bislier bekckäk-

tigte Hausgehilfinnen entlas­sen bzw. die geplante Einstellung einer Hausgehilfin unterbleiben soll.

Die Landhilfe darf ebenfalls in keiner Weise beeinträchtigt werden. Ebenso darf kein Mädchen in das hauswirtschaftliche Jahr vermittelt werden, das für die Lehrstellen­oder Arbeitsvermittlung, insbesondere für die Landwirtschaft, in Betracht kommt. Tie Vermittlung solcher junger Mädchen in indu­strielle Arbeit ist unerwünscht.

Die jungen Mädchen sollen im hauswirt- schastlichen Jahr nicht nur Kenntnisse ver­mittelt bekommen, sondern auch unter den fraulichen und erzieherischen Einsluß der Hausfrau gestellt werden.

M Mt jm IahmimWuilt MM LMtls«

Berlin, II. Mai.

Zur Durchführung der Landhilfe für 1934 hat. wie das VDZ.-Büro meldet, der Prä­sident der Reichsanstalt für Arbeitsvermitt­lung und Arbeitslosenversicherung Anwei­sungen herausgegeben.

Er betont darin u. a., die Landhilfe wolle weiterhin der Arbeitslosenhilfe den unmit­telbaren Weg zur Scholle erschlü­gen. Tie Meldung zur Landhilse solle grund­sätzlich freiwillig erfolgen. Da man voni arbeitslosen Jugendlichen aber nicht immer erwarten könne, daß er die moralische Ver­pflichtung zur Annahme einer für ihn be- reitgestelltcn Arbeitsgelegenheit und die Vor­teile tür ihn selbst erkenne, hätten die Ar­beitsämter die Pflicht, eine planmäßig? ndividuelle Arbeitsberatuna

der in Betracht kommenden Arbeitslosen durchzusühren. Der Grundsatz der Freiwil­ligkeit schließe es nicht aus, daß bei einem in jeder Hinsicht geeigneten Arbeitslosen auS einer wohlbegründeten Ablehnung einer an- gebotenen Hilfsstelle geschlossen werden müsse, daß er der Arbeitsvermittlung nicht zur Ver- fügung stehe. Die Gesamtzahl Ser Landhel­fer dürfe im Jahresdurchschnitt i 6 0 0 0 0 nicht übersteigen.

Die Anteile der einzelnen Landarbeitshelfer einschließlich der bei Inkrafttreten dieses Er­lasses vorhandenen Landhelfer setzt der Präsi­dent für den Jahresdurchschnitt wie folgt fest: Ostpreußen 23 000, Schlesien 11500, Branden­burg 13 000, Pommern 11000, Nordmark 12 500, Niedersachsen 13 000, Westfalen 13 000, Rheinland 12 000, Hessen 10 500, Mitteldeutsch­land 7500, Sachsen 7000, Bayern 15 000, Südwestdeutschland 11000. Bis auf weiteres stehen einer Ueberschreitung der Kon­tingente um ein Viertel nichts im Wege. Vor­aussetzung der Forderung sei die Zusätzlichkeit der Landhelferstelle. Nachdem u. a. auch durch die Landhelfer die Lage der Landwirtschaft im vergangenen Jahr erleichtert wurde, müsse die von der Reichsanstalt gezahlte Beihilfe auf dem Durchschnittssatz von 15 Mark monatlich be­grenzt werden.

Besserungen für das deutsche Schul« wesen jn Ungarn

ks. Budapest, 11. Mai.

Nach Mitteilungen des neuen Präsidenten des ungarländischen deutschen Volksbildungs­vereines, Minister a. D. Dr. Gratz, ist nach längeren Verhandlungen mit der ungarischen Regierung eine Vereinbarung zustande ge­kommen, wonach der Unterricht der Kinder deutscher Muttersprache wirksamer gestaltet und der deutschen Sprache im Volksschul­unterricht ein größerer Raum als bisher ge­währt wird. (Hoffentlich sabotieren die nie­deren Verwaltungsbehörden nicht wieder wie schon so oft die Zusagen der Regierung an das unaarländische Deutschtum!)

SleiOsminister Narre ja Breslau

Breslau, 11. Mai.

Zur Teilnahme an der großen Schlesischen Kundgebung in Breslau traf am Freitag Neichsminister DarrS in Breslau ein. Kurz nach seiner Ankunft empfing er die Besuche detz Oberpräsidenten Brückner, des Obergruppenführers und Polizeipräsidenten Heines und des Bauernführers Freiherrn v. Rhbnitz.