Nr. 108
Samstag, 12. Mai 1934
108. Jahrgang
er OeseUfctmkter
Lczugspreise: In der Stadt tezw. durch Agenten monatl. -v'. 1.50, durch die Post monatlich NMk. 4.40 einschl. iSpsgLeförderungs-Gebühr
zuzüglich 36 M Zustellgebühr Einzelnummer 10 Pfg. Lei höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rückzah- wng des Bezugspreises. -
Lrattonalforiailiftifthe Lasesreitirns
Alleiniges Amtsblatt für sämtliche Behörden in Stadt und Oberamtsbezirk Nagold
Beilagen: Pflug und Scholle - Der deutsche Arbeiter Die deutsche Krau < Das deutsche Mädel > Brunnenstube
Telegramm-Adresse: „Gesellschafter" Nagold // Gegr. 1827 §
Bilder vom Tage - Die deutsche Glocke > Hitlerjugend Schwabenland-Heimatland -- Sport vom Sonntag
Fernsprecher SA. 42S / Marktstraße 14 / Schließfach 55 §
Postscheckkonto: Stuttgart Nr. 1008b / Girokonto: Oberamtssparkasse Nagold 882 / Bei gerichtl. Beitreibung, Konkursen usw. gelten die Bruttopreise
Anzeigenpreise: Die i spickt. Millimeter-Zeile oder deren Raum 6 pfg., Familien-, Ber- eins-Anz. u. Gtellenges. 5 pfg. Bell. 18 pfg., Sammel-Anz. 500/0 Aufschlag. » Für das Erscheinen von Anz. in bestimmt. Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telef.Aufträge und Chiffre - Anzeigen wirb keine Gewähr übernommen.
Iss Neueste m Kürze
Der Hitlerjugend ist nunmehr eine aktive Beteiligung an der Gestaltung des Rundfunks übertragen worden.
Ter Dreier-Saarausschutz hat dem Völkerbundsrat den 27. Januar 1835 als Nbstim- mungstermin sür das Saargebiet bor- geschlagen.
Im Konzentrationslager Wöllersvers in Oesterreich ist eine Hungerrevolte ausgebrochen.
lrin österreichischer Gefangenenaufseher ist mit fünf inhaftierten SA.-Leuten aus Oesterreich nach Deutschland geflohen.
Der Generalstreik in Barcelona ist gescheitert.
Aus Griechenland werden starke Arbciter- unruhen gemeldet. Es gab eine große Zahl von Tote» und Schwerverletzten.
Auch in Marokko ist es wiederholt zu starken Ansruhraktionen gekommen. In Fes fand eine Demonstration gegen den Sultan statt.
Keine AbrWiMssitzimgrn am 29. Mai?
London, 11. Mai.
Henderson hatte am Donnerstag eine Unterredung mit dem Vizepräsidenten der Abrüstungskonferenz, P o l i t i s. An- schließend ging er in Begleitung des Leiters der Abrüstungsabteilung des Völkerbnnds- rates Aghnides zum Quai d'Orsay, wo der französische Außenminister ihm zu Ehren ein Frühstück veranstaltete. Die Unterredung des französischen Außenministers mit Henderson begann während des Frühstücks und wurde am Nachmittag fortgesetzt. Bisher ist über ihren Inhalt nichts Näheres bekannt geworden.
Tie amtliche Mitteilung über die Unterredung stellt lediglich fest, daß die Unterredung bis 16 Uhr gedauert hat und am Freilag fortgesetzt wird.
In gut unterrichteten Kreisen verlautet, das Henderson und Politis während ihres Gedankenaustausches die allgemeine Lage der Abrüstungskonferenz sehr eingehend geprüft hätten und hierbei zu der Ueberzeugnng gelangt seien, daß sie durchaus nicht vielversprechend sei. In französischen Kreisen habe man nach der Erklärung, die Henderson vor seiner Ahreise aus London abgab, kaum etwas anderes erwartet und lege sich daher setzt, wie man glaube, mit Berechtigung, die Frage vor, ob Henderson unter Umständen auf die Einberufung des Hauptausschusses, die grundsätzlich für 29. Mai vorgesehen war, zunächst nicht verzichten wolle.
Verbot der Teilnahme an kirchen- politischen KundgMiMk sür die M.
Berlin, 11. Mai.
Das Presseamt der Obersten SA.-Führung teilt mit: Um die Versuche gewisser Elemente. Angehörige der SA. in kirchrnpolitische Streitigkeiten hineinzuzirhrn und dadurch dem Ansehen und der Geschlossenheit der SA. zu schaden, ein für allemal unmöglich zu machen, hat Stabschef Nöhm einen Erlaß an die SA. herausgegeben, in dem angeordnet wird, daß jegliche Teilnahme von SA.- Angehörigen an kirchenpolitischen Demonstrationen verboten ist. Gleichzeitig wird jede Art von Amtshinderungen oder Maßnahmen gegenüber den Pfarrern beider Konfessionen untersagt.
Sie nächste Sitzung der Transfer- Konferenz am Dienstag
Berlin, 1l. Mai-
Der Unterausschuß der Transferkonferenz hat am Freitag ebenso wie in den letzten Tagen Sitzungen abgehalten. Infolge der am Sonntag und Montag in Basel stattftn- denden Generalversammlungen, an denen Leon Frazer, sowie auch Dr. Schacht teilnehmen, findet die nächste Sitzung erst ain Dienstag nachmittag statt. Die Besprechungen über technische Einzelsragen werden über das Wochenende fortgesetzt.
27 . ZlUlM MS
Quai d'Orsay ist
gl. Paris, 11. Mai.
Im französischen Außenministerium ist seit der letzten Sitzung des Dreieransschusses zur Vorbereitung der Saarabstimmung bemerkbare Nervosität ausgetreten. Nach den im Pariser Außcnamt vorliegenden Nachrichten hat der Drcier-Saarausschuß unter Vorsitz des Barons Aloisi in seinem in der nächsten Woche im Völkerbundsrat zur Verhandlung gelangenden Bericht vorgcschlagen. die Abstimmung im Saargebiet am 27. Januar 16 3 5 — 17 Tage nach dem im Diktat von Versailles vorgesehenen frühesten Zeitpunkt — dnrchzuführen. Darüber hinaus — und das beunruhigt die Franzosen am meisten — soll der Abstimmungs- a » sschnß außer den Vertretern Deutschlands und Frankreichs, sowie des Völkerbundes nur ans Vertretern solcher neutraler Staaten bestehen, die den Vertrag von Versailles nicht unterschrieben haben. Schlieklicb werden
Hungerrevolte
elr. Wien, 11. Mai.
Im Konzentrationslager Wöllersdorf, in dem sich die Verhältnisse nach der Besichtigung durch die ausländischen Pressevertreter wieder wesentlich verschlechtert haben, ist es zu einer Hungerrevolte gekommen. Die im Lager befindlichen Nationalsozialisten demonstrierten wegen der völlig ungenügenden Verpflegung und schlugen die Fenster einzelner Baracken ein.
Als dazu noch in einerBaracke eine Hakenkreuzsahne sestgestellt wurde, ohne daß man herausbekommen konnte, wie diese Fahne in das Lager gelangt ist, versuchten die mit der Bewachung betrauten Heimwehrmannschaften mir brutaler Gewalt gegen die Häftlinge vorzugehen. Der W i d e r st a nd der Häftlinge war aber derart groß, daß erst ein ans Wiener- Neustadt herbeigeholtes U e b e r f a l l komme, n d o nach längeren Anstrengungen die Ruhe wieder Herstellen konnte.
Oesterreichischer Gefangenenaufseher mit fünf SA.-Häftlingen nach Deutschland geflüchtet
München, 11. Mai.
Der österreichische Pressedienst meldetr
Aus einem Bezirksgerichtsgesängnis in Oberöfterreich entfloh am Donnerstag der Gefangenenaufseher Le ja mit fünf inhaftierten SA.-Männern, deren Abschiebung in Pas Wöllersdorfer Konzentrationslager unmittelbar bevorstand. Die sechs Flüchtlinge haben am Freitag die bayerische Grenze Passiert und sind in Passe.« eingctrosscn.
MmüMMeuchrlmord an Kärntner SS.-Mann
ek. Wien, 11. Mai.
Wie erst jetzt bekannt wird, beklagt die nationalsozialistische Bewegung in Kärnten allein in den letzten zwei Wochen den Tod von vier Parteigenossen, die dem Terror des Systems zum Opfer gefallen sind. Die meiste Empörung hat der Tod des SS.-Mannes Peter Brückl inKlagenfurt hervorgerufen. Brückl war von einer aus 20 Mann bestehenden Schutzkorpsstreife beim Abbrennen eines Hakenkreuzfeuers ertappt worden. Statt nun den Mann, wie es Vorschrift gewesen wäre, der nächsten Behörde zu übergeben, warfen die Heimwehrbanditen Brückl einen steilen Abhang hinunter, wobei Brückl tödliche Verletzungen erhielt.
Die Behörden sind nicht gegen die brutalen Schutzkorpsmärmer eingeschritten, sondern haben den ganzen Fall verheimlicht. Brückl wurde in aller Stille beerdigt und seine An-
SMWWW
sehr unzufrieden"
noch Sicherheits-Vorkehrungen vorgeichlagcn, die gcraoe das Gegenteil von dem sind, was die SePa - ratisten und Präsident Knox h a b e n m ö ch t e n.
Diese Beschlüsse des Dreier-Ausschusies und dazu die Einstellung der britischen Regierung, di? die französische Haltung in der Saarfrage noch weniger billigt als die in der Abrüstungsfrage, haben im französischen Außenministerium erkennen lassen, daß Außenminister Barthou in der nächsten Woche im Völkerbundsrat bei der Behand- tnng der Saarsrage keine allzu günstige Lage vorsinden wird. Nach dem krampfhaften Geschrei über die Zweibrückener Kundgebung, die in einen „deutschen Mißerfolg" »mzusälschen nicht gelungen ist, ist die P a r i s e r P r e s s e i n d e r S a a r - frage sehr zurückhaltend geworden. ein weiterer Beweis für die Verlegenheit der französischen Negierung s k r e i j e.
« Wöllersdorf
gehörigen erst zwei Stunden vor dem Begräbnis verständigt.
In St. Leonhard im Lavanttal starb der SS.-Mann Hans Schleinzer an den Folgen eines Hiebes, den er von einem Hilfspolizisten erhalten hatte. Beim Begräbnis kam es zu großen Kundgebungen von etwa 2000 Personen.. Als die Menge das Horst-Wefsel-Lied sang räumte die Gendarmerie mit gefälltem Bajonett den Friedhof.
In Hermagor starb Pg. Hans Gasser an den Folgen einer Lungenentzündung, die er sich geholt hatte, als er trotz schwerer Krankheit einer Putzschar eingereiht wurde. In Völkermarkt starb an einer im Gefängnis erworbenen Lungenentzündung der SA- Mann Fritz Eitlsörg.
Sitterjugend au die Front - auch im Rundfunk!
kk. Berlin, 11. Mai.
Die Hitlerjugend — die Hoffnung und Zukunft der Nation — erhält nun auch eine ihrer Bedeutung entsprechende Würdigung im Rundfunk. Es wird ihr ein entsprechender Eins! ußau fdieProgrammge staltun g eingeräumt; soweit an Jugendsendungen Jugendliche beteiligt sind, werden diese Sendungen von der HI. durchge- führt:
Dafür erhält die HI. zwei große Aufgaben: An der Gestaltung der Sendungen mit Verantwortlichem Ernst mitzuarbeiten und die Jugend an den Rundfunk heranzuführen. Zur Schaffung eines Gemeinschaftsempfanges ist die Ausrüstung der HI. mit brauchbaren Empfängern notwendig. Es wird Aufgabe der Jugend-Funkwarte sein, den Rundfunkempfänger zum treuesten Freund der Jugend zu machen.
Schließlich ist noch die Schaffung einer Reichsfnnkschule der HI. geplant. Befähigte Jugendfunkwarte soll auch der Weg zur Amateurfunkerei geebnet werden.
Das hauSwirtschaslliKe Zahlk ter jungen Mädchen
kk. Berlin, 11. Mai.
Ein Nunderlaß des Präsidenten der ReichZ- anstalt sür Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung gibt Richtlinien für die Durchführung des hauswirtschaftlichen Jahres der jungen Mädchen. Danach soll ein örtlicher Ausschuß, in dem das Arbeitsamt durch eine weibliche Fachkraft vertreten ist, die Beschaffung von Haushaltungen, die junge Mädchen ausnehmen sollen und können, zu besorgen. Die Frage der Zusätzlichkeitt Wird in jedem einzelnen Falle geprüft werden, da auf keinen Fall bislier bekckäk-
tigte Hausgehilfinnen entlassen bzw. die geplante Einstellung einer Hausgehilfin unterbleiben soll.
Die Landhilfe darf ebenfalls in keiner Weise beeinträchtigt werden. Ebenso darf kein Mädchen in das hauswirtschaftliche Jahr vermittelt werden, das für die Lehrstellenoder Arbeitsvermittlung, insbesondere für die Landwirtschaft, in Betracht kommt. Tie Vermittlung solcher junger Mädchen in industrielle Arbeit ist unerwünscht.
Die jungen Mädchen sollen im hauswirt- schastlichen Jahr nicht nur Kenntnisse vermittelt bekommen, sondern auch unter den fraulichen und erzieherischen Einsluß der Hausfrau gestellt werden.
M Mt jm IahmimWuilt MM LMtls«
Berlin, II. Mai.
Zur Durchführung der Landhilfe für 1934 hat. wie das VDZ.-Büro meldet, der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung Anweisungen herausgegeben.
Er betont darin u. a., die Landhilfe wolle weiterhin der Arbeitslosenhilfe den unmittelbaren Weg zur Scholle erschlügen. Tie Meldung zur Landhilse solle grundsätzlich freiwillig erfolgen. Da man voni arbeitslosen Jugendlichen aber nicht immer erwarten könne, daß er die moralische Verpflichtung zur Annahme einer für ihn be- reitgestelltcn Arbeitsgelegenheit und die Vorteile tür ihn selbst erkenne, hätten die Arbeitsämter die Pflicht, eine planmäßig? ndividuelle Arbeitsberatuna
der in Betracht kommenden Arbeitslosen durchzusühren. Der Grundsatz der Freiwilligkeit schließe es nicht aus, daß bei einem in jeder Hinsicht geeigneten Arbeitslosen auS einer wohlbegründeten Ablehnung einer an- gebotenen Hilfsstelle geschlossen werden müsse, daß er der Arbeitsvermittlung nicht zur Ver- fügung stehe. Die Gesamtzahl Ser Landhelfer dürfe im Jahresdurchschnitt i 6 0 0 0 0 nicht übersteigen.
Die Anteile der einzelnen Landarbeitshelfer einschließlich der bei Inkrafttreten dieses Erlasses vorhandenen Landhelfer setzt der Präsident für den Jahresdurchschnitt wie folgt fest: Ostpreußen 23 000, Schlesien 11500, Brandenburg 13 000, Pommern 11000, Nordmark 12 500, Niedersachsen 13 000, Westfalen 13 000, Rheinland 12 000, Hessen 10 500, Mitteldeutschland 7500, Sachsen 7000, Bayern 15 000, Südwestdeutschland 11000. Bis auf weiteres stehen einer Ueberschreitung der Kontingente um ein Viertel nichts im Wege. Voraussetzung der Forderung sei die Zusätzlichkeit der Landhelferstelle. Nachdem u. a. auch durch die Landhelfer die Lage der Landwirtschaft im vergangenen Jahr erleichtert wurde, müsse die von der Reichsanstalt gezahlte Beihilfe auf dem Durchschnittssatz von 15 Mark monatlich begrenzt werden.
Besserungen für das deutsche Schul« wesen jn Ungarn
ks. Budapest, 11. Mai.
Nach Mitteilungen des neuen Präsidenten des ungarländischen deutschen Volksbildungsvereines, Minister a. D. Dr. Gratz, ist nach längeren Verhandlungen mit der ungarischen Regierung eine Vereinbarung zustande gekommen, wonach der Unterricht der Kinder deutscher Muttersprache wirksamer gestaltet und der deutschen Sprache im Volksschulunterricht ein größerer Raum als bisher gewährt wird. (Hoffentlich sabotieren die niederen Verwaltungsbehörden nicht wieder wie schon so oft die Zusagen der Regierung an das unaarländische Deutschtum!)
SleiOsminister Narre ja Breslau
Breslau, 11. Mai.
Zur Teilnahme an der großen Schlesischen Kundgebung in Breslau traf am Freitag Neichsminister DarrS in Breslau ein. Kurz nach seiner Ankunft empfing er die Besuche detz Oberpräsidenten Brückner, des Obergruppenführers und Polizeipräsidenten Heines und des Bauernführers Freiherrn v. Rhbnitz.