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Der Gesellschafter
Freitag, de« 11. Mai
Erstem Ist rin Arles mir SettemtK gekemmm
Gestern habe ich einen Brief bekommen, aus Oesterreich. Aus dem Gefängnis. Auf großen Umwegen, durch viele Hände ist er zu mir gekommen. Nun halte ich ihn in der Hand, den Brief, den mein Kamerad vor vielen Wochen schrieb. Nun sitzt er hinter grauen Mauern, — begraben. Wann wird er wieder frei werden, der Arme? Eineinhalb Jahre dauert seine Strafe!
Eineinhalb Jahre! Wie warst du doch sonnig und jung, lieber Kamerad, du warst ein Prächtiger HH.-Führer.
Mit seinen lachenden Augen bezwang er die trotzigsten Jungen.
Der Brief liegt vor mir. Und alte Erinne- rungen tauchen auf. — Ich sehe ihn wieder wandern, marschieren mit seinen Jungen. Voran ein kleiner mit dem Wimpel. Und jeder wäre für seinen Führer durchs Feuer gegangen. Jetzt haben sie keinen Führer. Ihr Führer ist Verbrecher geworden.
Welcher nationalsozialistische Führer ist in Oesterreich noch frei, welcher noch kein Ver- brecher! Sie mußten alle dran glauben. Hart ist das Los dieser Besten und Treuesten.
Einmal saßen wir am Lagerfeuer. Es war ein herrlicher Sommerabend. Und wir sangen unsere Freiheitslieder, und der Wald rauschte sein Lied dazu. Da sagte er mitten unter dem Singen: „Das schönste, was wir haben, ist unser deutscher Wald. Alles könnte ich misten, aber meinen Wald niemals!"
Armer Kamerad!
Und ich erlebe wieder den Tag, wo sie uns holte«. Mit dem gefällten Bajonett kamen sie anmarschiert.
Mitten durch die Stadt haben fie uns geführt, damit alle die verbrecherischen Nazi» sichrer sehen sollten. Und man hat uns gesehen.
Aber überall sahen wir Freundesblicke und zum Hitlergruß erhobene Hände.
Dann kamen die Verhöre. Er hielt sich tapfer, er hat keinen verraten. Sie schlugen ihn — aber er war ein Soldat Adolf Hit- lers.
Dann wurden wir abtransportiert ins Kreisgericht. Und da begann unser Gefängnisleben. Das graue Haus hatte uns auf- enommen, verschlungen, wir waren Verbreer geworden — einer von vielen!
In einen viereckigen Gefängnishof mündeten unsere vergitterten Fenster. Jeden Morgen riesen wir uns durch diese ein Heil Hitler zu. Am Abend vor dem Schlafengehen wieder. Das wurde uns aber rasch abgewohnt! Wir bekamen Fasttage. Dunkelzelle und er Prügel. Als wir dann in unsere Zellen zurückkamen, hatten wir das kuschen gelernt. Kein „Heil Hitler" wurde mehr laut.
aber die Hand hoben wir lautlos durch die Gitterstäbe in die goldene Freiheit zum Hitlergruß.
Viele Wochen vergingen. Allmählich wird man zur Maschine, nur die Sehnsucht nach draußen bleibt. Endlich, nach 10 Wochen wurde ich gegen Gelöbnis einstweilen auf freien Fuß gesetzt. Noch einmal blickte ich durch die Gitter hinüber zu dem Zellenfenster meines Kameraden. „Lebwohl lieber Kamerad!" Aber er sah nicht heraus ... Viele Morgen hat er noch geschaut, auf den Hitlergruß gewartet, aber keine Hand hob sich, da wußte er. daß ich frei war.
Ja ich war frei. Aber glücklich war ich nicht. Ich mußte immer an meinen gefangenen Kameraden in dem gräßlichen grauen Haus denken.
Dann kam die Gerichtsverhandlung und ich flüchtete. Alle II Kameraden wurden verurteilt. Auch er. der HJ.-Führer. 18 Monate Kerker.
Gestern nun ist dieser Brief gekommen, den er mir aus dem Zuchthaus schrieb. Leider ist viel zensuriert, aber ich freue mich doch etwas von meinem Kameraden zu hören. Er schreibt mir u. a.:
Was mich anbelangt, so wurde ich mit dem (zensuriert) am 7. November 1933, von w. N. nach Karlau überstellt. (Vom Untersuchungsgefängnis ins Zuchthaus.) Natürlich geschlossen, und zwar jeder Nationalsozialist an einen gemeinen Verbrecher. Unser Ersuchen uns zumindestens zusammenzuketten, blieb erfolglos. Die Fahrt durch den herbstlichen Wald war herrlich. Um so drük- kender empfanden wir die düsteren Gewölbe von Karlau, mit seinen meterdicken Mauern. Hier war ich durch neun Tage nun mit dem (zensuriert) beisammen. Habe in ihm einen Prächtigen Kameraden gefunden. Nach neun Tagen, kamen wir aus dem Keller, wo wir bis dahin waren, vier Stockwerke höher. Wir verbüßen unsere Strafe in Einzelhaft. Können dadurch schon im September 1934 heraus. Die vorgeschriebenen drei Probemonate sind nun vorüber. (Ob wir es überhaupt aus- halten?) Jedes Reden, außer mit den Beamten bei Vorbringen irgendwelchem Ersuchens usw. strengstens verboten. Die Kameraden sehe ich nur beim Gottesdienst und den täg- lichen Spaziergängen. Meine Tageseinteilung ist wie folgt: Um halb 7 Uhr morgens auf- ftehen. Frühstück besteht aus Brot und drei
mal in der Woche Kaffee, viermal Eiubrenm suppe. Dann Spaziergang von halb 9 bis 9 Uhr. Dann Säcke (Tüten) kleben bis 5 Uhr nachmittags. Mindestens 800 Stück täglich. Im übrigen die Kost wie in Wr. Neustadt?
Dies ist das Leben eines HJ.-Führers. Ich habe es nur 10 Wochen mitgemacht und bin schier verhungert. Was müssen diese Armen ertragen, weil fie deutsch fühlen. Das Hakenkreuz, das euch Deutschen Symbol ge- worden ist, Symbol des neuen Deutschlands, ihm wurde es Schicksal.
Ihr seht eure Fahnen, sie flattern über allen Straßen, sie sind Selbstverständlichkeit geworden. Denen aber find sie noch immer das große Wunder. Und wenn wir Flüchtlinge das erstemal deutschen Boden betreten, das erstemal wieder „Hei! Hitler" grüßen dürfen, ohne verhaftet zu werden, und durch die Straßen gehen, in denen die Fahnen flattern, dann ist für uns Horst Wessel erstanden. mit seinem prophetischen Ruf: „Bald flattern Hitlers Fahnen über allen Straßen!"
Mögen sie uns verfolgen und uns in Gefängnisse sperren, mögen sie uns prügeln und hungern lassen, es hilft ihnen nichts.
Der Geist Horst Wessels ist mit diesen Verfolgten. Und sie fühlen es, auch Oesterreich wird frei werden. Sie werden flattern die Fahnen, in Wien und in Graz, in Innsbruck und Klagenfurt, denn — ein ganzes Volk will diese Fahne, steht zu dieser Fahne.
Margot Jaeger.
Ein neues deutsches Sportflugzeug
tücker-FIugzeugbau-GmbH. in Berlin-JobanniS- at dieses neue Schul- und Svortfluazeug vom —.Äungmann" berausgebracht. Es bat eine Spannweite von 7,40 Meter, ist mit einem 80-PS.» Motor ausgerüstet und bietet Raum für einen Führer und einen Fluggast. Das Flugzeug ist für Kunstslüge zuaelassen.
Die
thal
Typ
Wühlmäuse
Es gibt so allerhand Zeitgenossen, die gegenwärtig behende und beflissen dabei sind, dem BdM. am Zeug zu flicken. Nicht, daß wir keine Kritik ertragen könnten. Das können wir sogar recht gut. Nur muß sie offen und ehrlich sein, und einem andern Geist entspringen, als die feige, hinterhältige und vergiftende Tätigkeit reaktionärer Wühlmäuse, die wir seit Wochen in stetig steigendem Maße verspüren mußten.
Die Politische und konfessionelle Reaktion weiß, daß ihr grimmigster und unerbittlichster Feind dieIugend ist. Deshalb bedient sich auch die Reaktion jener Wühlmäuse, ergänzt ihre Schar durch zielbewußte
Mittemachtsspuk
Ein Paddelboot mit „Flügeln"
Der Erfinder Fritz Buddig hat beim Studium des Vogelfluges einen neuartigen Antrieb erfunden. Len er zunächst bei einem Boot in Anwendung gebracht bat. Er bat an seinem Boot zwei Flügelflossen angebracht, die sich im Gegensatz zu dem Ruberantrieb nicht vorwärts und rückwärts, sondern auf und nieder bewegen. Es entsteht eine Sauawirkung, die das Boot vorwärtsziebt. Der Antrieb erfolgt entweder durch die Hand oder mit üeu Nütze». Der Erfinder »um bei Fortsetzung feister «ersuche «ich das
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Wir liegen irgendwo ganz weit droben in den Allgäuer Bergen in einem Heustadel. Kein Bergbach rauscht bis hier herauf, keine Kuhglocke bimmelt, kein Föhnsturm tobt, kein Hund — nichts ist zu hören. Die ganze Welt schläft den Schlaf des Gerechten. Heimlich bummelt der Mond über die Zinnen und Schrofen, lugt durch die Dachritzen und guckt in alle Fenster und lacht sich eins oder macht verwunderte Augen, je nachdem.
Auch der „Lulu" schläft, wer weiß, wie! Er hat das ganze Gruppenvermögen, er allein weiß, wohin es morgen geht, er ist der Blitzableiter für alle Gruppengewitter, er hat die meiste Erfahrung, er ist der Ael- teste, er trägt die Verantwortung, er ist der Führer, kurzum, es ist also kein Wunder, daß gerade er plötzlich zwischen zwei und drei Uhr nachts eine Anzahl Püffe zwischen die Nippen kriegt. Wie der Blitz saust er hoch, und sein „Morgengebet" fällt etwas derb aus.
„Ja, Himmelsackelzement, was is denn los?" Eine beschwörende Hand legt sich vor seinen Mund, und eine vor Aufregung zitternde Stimme haucht im Flüsterton:
„Lulu! Horch doch a moleü"
„Hä?"
„Hörscht nix?"
„Was denn?"
„Ich glaub, da senn Einbrecher!"
„Und ich glaub, du hast einen Vogel!"
„Na, jetz hör' doch a mole!"
Lulu horcht mit angehaltenem Atem lange und hört nichts.
„Also vorhin Hab' ich's ganz deutlich
Schölt!"
„Dja, du hast deutlich gesponnen!"
„Wenn ich aber ganz deutlich was gehört habe?"
„Ach, du wirst geträumt haben. Glaubst du denn, da kommen nachts welche daher und stehlen uns das Heu unter dem Hin- tern weg? Das holt man sich doch leichter von der Al»»."
und
„Ja, aber unsere Räder?"
„Sind alle draußen im Nebenraum abgeschlossen."
.Ha, aber..."
,LVenn du jetzt nicht bald auf deinen fünf Buchstaben liegst und die Klappe hältst, dann kannst du was erleben. Dann lass' ich dich drunten auf der Landstraße Wache schieben, bis du einen Vollbart hast."
Lulu redet sich langsam in die Hitze, und da ist es Zeit, daß das Gespräch beendet wird. Ein paar brummige Höflichkeiten werden noch gewechselt, dann sägt er wieder, bis er nach etwa zehn Minuten neuerdings aufgerüttelt wird.
„Was gibt es denn schon wieder?"
^Lulululululu, jetz, jetz, jetz!!!!"
„Du himmelschreiender Idiot!"
Die ganze Gruppe ist wach geworden. Alles horcht, hält den Atem an und versucht sich die Lage zu erklären. Der Lulu will gerade explodieren, da fällt ihm der Blasius ins Wort:
„Da, horch doch, so wie jetz feilt's schon die ganze Zeit!" Und tatsächlich, es ist nicht zu leugnen. „Rut, rut, rut", schleift es in regelmäßigen, kurzen Abständen- Die Gruppe ist in Hochspannung. Aber der Lulu ist grausam.
„Ha, ihr Dappen, geht doch 'runter und fangt ihn euch selber!"
Es hätte nicht viel gefehlt, und die ganze Korona wäre auf Kriegspfad gezogen. Aber da grunzt eS ganz deutlich dazwischen: „Oui, oui, oui". Nun kommt der Max auch aus daS Geheimnis.
„He, des sen« jo d'Säut"
Alles brüllt vor Lache«. Da war es akfv ein paar Borstentieren zu langweilig geworden, oder es biß sie der Dreck zu ary, und nun rieben sie sich am Freßtrog. Die „Einbrecher" waren entdeckt, und der Spuk war vorüber.
Schürer und Hetzer und gliedert sie ein in ein gar nicht harmloses System heimtückischen Kampfes gegen die gewaltige Jugendorganisation unseres Führers und bezeichnenderweise gerade gegen unseren Bund.
Wir wissen natürlich selber genau, daß wir gerade gegenwärtig mancherlei Blößen bieten, die diese Dunkelmänner für ihre Zwecke ausschlachten können. Unsere Zahl hat sich im letzten Jahr und ganz besonders in den letzten Monaten ungeheuer vermehrt. Dies soll und muß so sein. Denn wir wollen bewußt keine Spezial- und Auslesegemeinschaft, sondern die Volksgemeinschaft der gesamten deutschen Jugend sein und werden. Das bringt natürlich mancherlei mit sich, was uns selber nicht angenehm ist, was wir aber, wenn wir uns selbst treu bleiben wollen, tapfer mit in Kauf nehmen und zu meistern suchen müssen. Aber man lasse den neu dazugekommenen und uns doch Zeit. Es ist doch sinnlos und gemein, etwas, das im einzelnen nicht stimmt, der Jugend als solcher oder dem BdM. in die Schuhe zu schieben. Es geht doch nicht an, jede Klage von Eltern, die für die Auswüchse in der Entwicklung und im Lebenswandel ihrer Kinder, denen sie selbst nicht beizukommen verstanden, nun die HI. oder den BdM. zum Sündenbvck zu stempeln suchen, als willkommenen Ausgangspunkt zu Angriffen gegen unsere große Sache zu benützen. Wir stehen in den Anfängen einer riesigen Erziehungsarbeit. Da wird sich manches äußern, was als mehr oder weniger übler Span von unserm Werk weggehauen und weggehobelt werden mich.
Diese Bemerkungen gelten vor allem den Wühlmäusen aus Unbesonnenheit oder mangelndem Blick und Verständnis für das Ganze. Sie seien hiermit belehrt und gewarnt. Wir haben von manchem Notiz genommen und es damit bewenden lassen, weil wir Wichtigeres zu tun haben, als derartigen Geschichten nachzugehen und weil wir die Hoffnung haben, daß die Betreffenden nach und nach von sich aus eine verständigere Haltung annehmen werden.
Den Wühlmäusen der politischen und kirchlichen Reaktion aber haben wir nichts weiter zu sagen. Augen und Ohren auf und Kampf! Der Kampf gegen die Reaktion ist und war immer schon eine heilige Mission der Jugend. Sie muß ihn, soweit sie gesund ist, führen, weil ihr aus innerstem Antrieb alles Reaktionäre und Spießige zuwider und verhaßt ist. Me reaktionären Kreise find sich dieses Tatbestandes genau bewußt. Und sie wehren sich, wenn gleich — sehr bezeichnend! — mit schäbigen und unsauberen Mitteln. Deshalb keine großen Worte mehr.
Augen und Ohren auf, Kameraden nssd Kameradinnen, «nd Kampf!