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Der Kelellschastir
Der Tag der Hunderttausend
I. Süddeutscher Hundwerkertag in Stuttgart
Stuttgart, >6. April.
Nach der großen Kundgebung der Beamten und der des Arbeitsdienstes traten dieHand - werter aus Württemberg und Baden auf den Plan und bekundeten, daß Schwabens Handwerk genau so voran ist, wie Schwabens Arbeiterschaft. Schau am frühen Morgen liefen Sonderzüge ans allen Gauen Württembergs und Badens ein und brachten unzählige Meister, Gesellen und Lehrlinge in die schwäbische Hauptstadt. Im Hof der Rote- biihlkaserne, wo die große Kundgebung, die unter der Schirmherrschaft von Reichsstatthalter Ni u r r stand, stattfand, hatten sich 60 000 die von überall her gekommen waren, aufgestellt. Genau so prächtig wie die Straßen der Stadt, war auch der Hof der Rotebühlkaserne geschmückt. Ein strahlend, blauer Himmel wölbte sich über dem von Menschen schwarzen Platze.
Die sinnvolle Ausschmückung des Hofes selbst, die geschmückte Eingangspforte, die vielen Symbole des neuen Reiches und das Wahrzeichen des alten, in seiner Tradition wurzelnden Handwerks, ließen den neuen Geist erkennen. Es ist dies die erste Kundgebung ihrer Art in ganz Deutschland überhaupt, ein Zeichen dafür, daß das Schwaben-Handwerk ans dem Boden nationalsozialistischer Wirtschaftsordnung steht.
Auf der Ehrentribüne, auf der man u. a. Reichsstatthalter Gauleiter Murr, Reichshandwerksführer Präsident Schmid, Ministerialrat Dr. Wienbeck als Vertreter des Reichswirtschaftsministers, Ministerpräsident nnd Knltminister M e r g e n t h a l e r, Finanzminister Dr. Dehlinger, Innen- und Jnstizminister Dr. Schmid, Wirtschaftsminister Dr. Lehnich, Generalleutnant Lieb- mann mit seinem Stab und Polizeigeneral Schmidt-Logan, Oberbürgermeister Dr. Strölin, sowie führende Persönlichkeiten der Partei, der SA., SS., der HI., NSBO. und der NS.-Hago, des badischen Handwerks, der Industrie, der Landwirtschaft und des Handels sah, hatten 3 stämmige Schmiede vor einem Amboß Aufstellung genommen.
Währenddem im Hof der Rotebühlkaserne die große Kundgebung vonstatteu ging, wurden auf dem Stuttgarter Marktplatz und im Stuttgarter Schlachthof Parallel-Kundge- bungeu mit über 3 5 0 0 0 Menschen abgehalten.
Vor der großen Ehrentribüne sah man Iunghandwerker in den alten Zunfttrachten, als 600 Fahnen, an deren Spitze Reichsstatthalter Gauleiter Murrin Begleitung des Reichshandwerksführers Schmid schritt, durch ihren Einmarsch die Kundgebung eröff- neten. Die Klänge des Badenweiler Marsches wurden von den metallischen Klängen der ans den Amboß einschlagenden Schmiede abgelöst
Als erster Redner trat R e i ch s st a t t h alter Murr vor das Mikrophon und führte dabei folgendes ans:
RMsstattbalier Murr
Was die heutige Kundgebung von denen vergangener Jahre grundsätzlich unterscheidet, ist die Tatsache, daß heute der Handwerker nicht mehr gezwungen ist. Kundgebungen im negativen Sinn zu veranstalten, um sich das Gehör der Regierung zu verschaffen.
Diese Kundgebung hat positiven Charakter; sie will die Beteiligung und Mitarbeit des Handwerks am Ausbau des Reiches so eindrucksvoll wie möglich aeitalten.
Das Handwerk besitzt eine stolze Tradition! Es hat Jahrhunderte gegeben, da das deutsche Handwerk dem wirtschaftlichen und kulturellen Leben seinen Stempel aufdrückte. Auch der Wettkampf zwischen Industrie und Handwerk, den ein liberalistisch-marxistisches Zeitalter dem Handwerk anfgezwungen hat, ist zugunsten des letzteren entschieden worden. Die Tatsache, daß der Wert der Persönlichkeit das Handwerk besonders auszeichnet, hat es alle Krisenzeiten überstehen lassen. So bildet es heute wieder einen wertvollen Bestandteil des Volkes und ist auch eine der ersten und wertvollsten Stützen der nationalsozialistischen Bewegung gewesen.
Ohne den deutschen Handwerker, so bemerkte der Reichsstatthalter, lebten wir heute nicht in einem Staat, av dessen Spitze Adolf Hitler steht.
Um des Wertes der Persönlichkeit willen, den die nationalsozialistische Regierung im Handwerkerstand erkennt, wird sie auch zu
Reichsstatthalter Murr u. Reichshandwcrks- führer Schmidt nehmen den Vorbeimarsch der Handwerker ab
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diesem Stand stehen und auf sein Wohlergehen und seinen neuen Aufschwung be- sorgt sein; denn nur aus der Wohlfahrt der einzelnen Berufsstände kann sich die Wohlfahrt des Volksganzen aufbauen.
Mit dem Ausdruck einer festen Zukunfts- hossnnng für eine neue Blüte des Hand
werks und damit für eine neue Blüte der gesamten Nation schloß Reichsstatthalter
Murr seine mit großem Beifall aufgenommene Ansprache.
! Im Namen des Ehrenmeisters des denk- ! scheu Handwerks, des Reichspräsidenten
! Generalfeldmarschalls v. Hindenburg, be- i grüßte der
! RetkManbumköMrer MWent Schmidt
: die Tausende süddeutscher Handwerker. Im ^ Mittelpunkt seiner Ausführungen stand der ! Gedanke des deutschen Sozialis- ' m u s, der auch im Bereich des deutschen
Handwerks seine Verwirklichung finden müsse. Sodann stellte der ReichKhandwerks- führer folgende drei Gesichtspunkte als Ausgangspunkte seiner Rede ans.
1. Der deutsche Sozialismus muß verwirklicht werden.
2. Das wirtschaftliche Denken und Handeln aller selbständigen Unternehmer muß nach neuen wirtschaftlichen nnd ethischen Grundlagen ansgerichtet werden.
3. Im Hinblick ans den Wirtschaftsersolg müssen alle monopolistischen Bestrebungen zur Beherrschung nnd Ausbeutung der Roß stofsqnellen abgestellt werden.
Auf Grund dieser Leitsätze müßten, in führte Präsident Schmidt weiter ans, die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Sozialismus verwirklicht werden. Adolf Hitler arbeite mit allen Mitteln daran, der neuen sozialistischen Wirtschaftsordnung zum Durchbruch zu verhelfen. Dabei spiele das Handwerk eine wesentliche Rolle. Nach einem Rückblick auf die große kultur-schaffende Zeit des deutschen Handwerks im Mittelalter und seine gesunde ständische und soziale Ordnung bemerkte der Redner, daß auch heute noch das deutsche Handwerk, das schon so und so oft tvtgesagt worden sei, lebendig in der Mitte des Volkes als diszipliniertes Wirtschafts- Heer stehe. Und heute stehe es Adolf Hitler zur Seite mit dem festen Willen, mit ein Borkämpfer für den deutschen Sozialismus zu sein. Erste Voraussetzung für den Erfolg in diesem Kampf sei nicht nur die Schaffung von Organisationen. Vielmehr komme es darauf au, daß jeder Einzelne innerlich mitgehe, daß das innere Verstehen dem Handwerker des neuen Reiches Sicherheit und Freude schaffe, ohne die er nicht arbeiten könne.
Mit einem glühenden Glaubensbekenntnis an das deutsche Handwerk und an das deutsche Volk schloß der Reichshandwerksführer, besten Ausführungen mit viel tausendstimmigem Beifall begrüßt wurden.
Im Auftrag des Reichswirtschaftsministers sprach als dritter Redner Ministerialrat Dr. Wienbeck, der die Grüße des Reichswirtschaftsministers überbrachte, der zu seinem großen Bedauern am Erscheinen verhindert war. Als Sinn und Ursache dieser ersten gewaltigen deutschen Handwerkerkundgebung bezeichnte der Redner die Tatsache, daß endlich
Maler in alten Trachten
Dt»n»tag. de» r7. April lSSl
fenes langersehnte Ziel erreicht sei: e i u ein i- ges Handwerk in einem einigen Volk. Ministerialrat Dr. Wieubeck berichtete dann ausführlich über alle jene gesetzgeberischen Maßnahmen, die zum Schutze des deutschen Handwerks und darüber hinaus zum Schutze und zur Wiedergesunduug der deutschen Wirtschaft von der Reichsregierung getroffen worden seien.
Diese Gesetzgebung müsse jedoch, um wirksam zu werden, auch mit einem neuen Geist erfüllt werden. Nur so diene sie der neuen Erziehung des Handwerks, besten Aufbau im Führer- und Leistungsprinzip begründet sei.
Das Schlußwort der Kundgebung sprach Haudwerkskammerpräsident M. d. R. Pg. Bätzner. Er verlas drei Telegramme an den Führer Adolf Hitle r, den Reichs- wirtschastsministers Dr. Schmidt und den Führer der Deutschen Arbeitsfront, Pg. D z L e y. Auch dankte er den Handwerkern Württembergs nnd Badens für die unverbrüchliche Treue, die sie durch ihr^ Erscheinen am heutigen Tage kundtaten.
Mit dem machtvollen Gesang der National. Hymnen, die ans tausenden Kehlen klangen, schloß die gewaltigste Kundgebung, die Stutl- gart seit der Machtergreifung gesehen hat.
Anschließend nahmen die Spitzen der Behörden und des Handwerks vor dem Neuen Schloß den Vorbeimarsch der Handwerkervcrtrclnu- gen ab.
Nach Rückkunft am Sonntagabend marschierten die Nagolder mit den Altenstei - ger Handwerkern geschlossen durch die Stadt zum Stadtbahnhof voran die Stadtkapelle, die wie in der Frühe in Calw den halbstündigen Aufenthalt mit flotten Märschen angenehm verkürzte.Am Stadtbahnhof sprach dann Reichstagsabgeordneter Philipp Baetzner in markanten Worten über Zweck und Ziel des heutigen Aufmarsches in Stuttgart an dem sich über i00 000 Handwerker beteiligt hatten und forderte die Anwesenden auf, jeder in seinem Stand fest zusmmenzuhalten und aus eigener Kraft am Aufbau des Handwerks mitzuhelfen. Ein dreifaches Sieg Heil vom NS.-Hago-Lei- ter Kappler ausgebracht, beschloß die denkwürdige Kundgebung, worauf die Handwerker aus Richtung Altensteig den Zug bestiegen und die Nagolder geschlossen zum Adolf Hitlerplatz marschierten und sich dort auflösten.
Eröffnungsfeier für die Stuttgarter Mnftvtetmusftellung
Stuttgart, 15. April.
Im festlich geschmückten großen Saal der Stuttgarter Schlachthofbörse fand am Samstagvörmittag die feierliche Eröffnung der 6. Landes sch au für Mastvieh nndFleischerzeugnisse statt, die von der Landesbauernschaft Württemberg und der Stadtverwaltung Stnttaart in diesen Tagen veranstaltet wird. An der Spitze der zahlreichen Ehrengäste sah man u. a. als Vertreter der Württ. Regierung die Minister Dr. Lehn ich. Tr. S ch m i d und Dr. Dehlinger, während die Stadt durch Oberbürgermeister Dr. Strölin und Stadtkämmerer Hirzel vertreten war. Ebenso waren die Führer und Stabsleiter der württ. Landesbauernschaft, die Vertreter der Partei und der Behörden vertreten. Nach dem Vortrag der Ouvertüre zu Ri.enzi durch eine SA.-Kapelle nnd Gesangsdarbietungen des Metzgerinnnngschvrs Stuttgart hielt der Hauptabteilungsleiter II, Köhler, die Eröffnungsansprache.
Im Anschluß daran sprach Oberbürgermeister Dr. Strölin. Er berührte zunächst die Tatsache, daß Stuttgart heute den neuzeitlichst eingerichteten Viehhof habe. Dies komme zunächst den Metzgern als Unter-
Ein Volksromnii aus Schwaben Von Zdenko von Kraft 40j
Er war schon ganz für den Marsch nach der Hauptstadt gerüstet und sah eigentlich, wie es Frau Lydia schien, ganz stattlich aus. Der lange blaue Rock mit der roten Weste war ziemlich abgetragen, saß aber der gereckten Gestalt wie angegossen. Dazu trug er eine gelbe Hose von modischem Schnitt, die in die hohen Schaftstiefel verlief, die ausnahmsweise gewichst nnd gebürstet waren. Der weiße Kragen saß ihm fast ebenso gut wie einem Herrn vvn Stand. Und nur der schwere filzene Zweispitz, den er bescheiden in der Hand hielt, zeigte die Spuren vieler Unwetter, die er gewiß nicht unter dem schützenden Dach einer bequemen Kutsche verbracht hatte.
„So nobel, Pfeffer?" sagte die Amtmännin, als sie ihm einen Topf Kaffee vorsetzte, an dem er sich für den Marsch stärken sollte.
„Dank der Freundlichkeit!" entgegnete er. „Ein Spitzbub, der weniger tut, als er kann. Wer mit einem Herrn üben soll, wo vor dem Kaiser singt, muß zusehen, daß er ein bißle reputierlich ausschaut!"
„Und was habt Ihr da in dem großen Nänzle, Pfeffer, das Euch vvn der Schulter baumelt?"
„In dem Ränzle? Noch nix, Frau Amtmännin. Da soll erst was hinein!"
Sie trat einen halben Schritt zurück, machte schmale Lippen. Meinte sie doch nicht anders, als daß er sie um Zehrung bitten wolle.
Er aber lächelte nur nnd sagte, er müsse noch für den Herrn Amtmann etwas Klei
dung mitbringen, wie der ihm noch beim Abschied aufgetragen habe. „Einen wollenen Schlafrock, damit es sich der gnädige Herr doch auch ein bißle kommod machen kann, wenn ihn schwitzen sollt' bei der großen Anstrengung. Und dann ganz besonders die Pantoffel, wo er im Jäscht vergessen hat . . . Wissen Sie, Frau Amtmännin: So g'stickte mit schwarz belederten Spitzen und blauen Sternen auf gelbem Grund — hat er g'sngt, der Herr Amtmann!"
„Der Mann, der Mann — der vergeßliche Mann!" klagte die Amtmännin, während sie in Schränken und Truhen kramte. „Da, Pfeffer: Hie wür' der Schlafrvck! Den kann er haben! Aber die Pantoffel, die saudummen? Grad von zwei Tüg erst Hab' ich drum herumg'sucht wie narret und nur den einen g'sundcn." Sie bückte sich, holte ihn ans der Lade hervor. „Gucket, Pfeffer, hier war' er: blaue Stern' nnd schwarze Lederkappen! Es sind, wahrhaftigen Gotts, recht honorige Pantoffel g'wesen. Ganz heimlich Hab' ich sie ihm q'stickt zu seinem Geburtstag, dem Mann, damit er was Warmes an die Füß' kriegt, wenn er früh ans dem Bett hinausgeht und über den kalten Gang — besonders im Winter .. . Und jetzet ist mir noch einer da, und ich kann suchen, wie ich will. — verändere ist verschwunden, grad wie wenn ihn der Teufel wegg'hvlt hätt'!"
„Meiner Treu — ein nobler Pantoffel, Frau Amtmännin!" David Pfeffer nahm den Schuh prüfend in die Hand und besah ihn von allen Seiten. „Ein saumäßig nobles Schühle! Wer da das andere dazu hätt', der könnt' lachen, mein' ich."
„Ach, du liebe Zeit! Bor drei Täg sind's noch beisammen g'wesen. Hab' sie ihm selber hing'stellt vors Bett, wie ich immer tu', damit er nit barfüßig geht in seiner Ungeduld. Und am andern Morgen — schier heulen
könnt' maist — hat er nur noch den einen . . . Jetzet grad wenn ich nur wüßt', wo er hingekommon ist, der andere!"
David Pfeffer hatte den Kaffee ausgetrun- ken und leckte sich die Lippen. Sorgfältig rollte er den Schlafrock zusammen, um ihn in sein Ränzel zu stecken. „Ich sag', Frau Amtmann: Es ist schier so, daß man nimmer nit weiß, was man glauben soll. Wie wenn alles verhext wär'. sag' ich. Beim Schwanenwirt drüben g'spensterlet's, daß man keine ruhige Nacht hat, nnd der Herr Amtmann, der doch als studierter Herr von Geistern nichts wissen will, muß es selbst erleben, daß ihm die wunderschönen Pantoffel grad vor der Nas' weg aus dem Haus verschwinden. Und so exlra seine Pantvsfel: mit schwarzen Lederkappen und den schönen blauen Sternen! Ich mein', der Herr hätt' g'wiß eine große Freud', wenn er sich wiedersinden tat', der andere?"
„G'wiß, Pfeffer, ganz g'wiß! Sollt' ihm nit ankvmmen auf ein Schöpple oder auch zivei. Sv ein g'schickts Pantöffele!" Sie bekam nasse Augen. „Aber wo will man's suchen, Pfeffer?"
Ter lange David stand in der Tür, das Ranzel üder der Schulter, den Hut in der Hand. „Jetzet ist Zeit, daß ich geh', Frau Amtmännin. Drunten wartet schon einer ans mich — der Nöhrle ans Nenhausen, wo beinah Marschall vvn Frankreich geworden wär'. Den mag ich nit länger stehenlassen. Vergelt's Gott für den Kaffee! Und was das Pantöffele betrifft: Ich will nix g'sagt haben, Frau Amtmännin . . . Aber, wenn's einer bringcn tät' — nit wahr, das mit den zwei Schöpple soll ein Wort bleiben?"
„Freilich, Pfeffer! Natürlich! Aber ich fürcht', der ist verloren für immcr. Höchstens, daß ihn der Teufel fänd'!"
„Hat ihn schon!" sagte der Pfeffer für sich und machte einen Kratzfuß an der Amtmännin vorbei und zum Haus hinaus. Den Hut setzte er sich nicht eher auf, als bis er um die Ecke herum war, wo Gottlieb Rohr schon eine ganze Weile auf ihn wartete.
Eines Abends, a I s N a p o l e o n nach Stuttgart kam
Als Pfeffer und Röhrle ain nächsten Tage die Residenz wirklich erreicht hatten — sie waren tüchtig durchgefroren und mußten unterwegs in mancher Wirtschaft einspreche». um sich von innen heraus warm zu machen —, begann es schon leise zu dämmern.
Ueberall merkte man den feierlichen Tag. Schon aus den Landstraßen war mehr als einer unterwegs, der sonst gewiß daheim geblieben wäre, zumal die Luft scharf war und ein übler Wind vom Norden herunterblies. Allein heute trug man eben wärmere Kleider und eine dickere Haut; der allmächtige Kaiser der Franzosen ivar nicht jeden Tag zu sehen, und es lohnte schon dre Mühe, festzustellen, um wieviel pomphafter er sich wohl noch tragen mochte als der eigene König.
Das Eßlinger Tor und den Bärenplatz fanden Pfeffer und sein berühmter Genosse denn auch schon dicht besetzt. Da wimmelte es von Bürgern und Handwerkern, Geringen nnd Vornehmen, die sich in Gruppen zu- sammenschlvffen nnd das bevorstehende Ereignis besprachen, von dem sie sich die ausschweifendsten Erwartungen machten.
Die Zugänge zum Schloßhof waren ein Stück weit abgericgelt. Allein eS reichte doch hin, wem, man den Hals streckte, bis nach der Auffahrt zu spicken, vorausgesetzt, daß man nicht schon früher das Glück hatte, den Franzosenkaiser während seiner Einfahrt zu sehen, die vvn der Planie ans am sichersten zu überblicken sein mußte. Forts, folgt.