Nr. 86
Samstag. 14. April 1934
108. Jahrgang
er G esellscli Mer
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Dr. Goebbels über die MW Lage
Slls MlM in Kürze
R-ichsminister Dr. Goebbels sprach gestern abend im Rundfunk über die politische Lage.
Obergebietssührer Axmann gibt bekannt, daß sich 1,2 Millionen deutscher Jungen und Mädchen am Neichsberusswettkamps beteiligt haben.
Tcr Reichsvertehrsminister hat angeord- nct, daß mit Wirkung vom 1. Mai ein Kraftfahrzeugbrief eingrstihrt werden wird, um die Sicherung des Eigentums zu gewährleisten.
Der Handgranatenattentäter von Unter den Linden ist nunmehr ermittelt worben.
In Kärnten sind zwei Heimwehrkompanien zur NSDAP, übergetreten.
Dis Schweizer Negierung ist gestern um- gcb'ldet worden.
Aus dem Memelgebiet werden erneute Deutschenverfolgungen gemeldet.
In Stuttgart fand gestern eine große Bauernkundgebung statt, bei -er auch der Rcichsstatthalter sprach.
Auf Antrag des württ. Landesbauernführers Arnold wurde eine Neugliederung der Landesbauernschaft Württembergs vor- aenommen.
Ahnregelung für den 1. Mal
Berlin, 13. April.
Anläßlich der erstmaligen Begehung des Feiertages der nationalen Arbeit am 1. Mai war im vorigen Jahre eine Verfügung ergangen, wonach die Löhne für diesen Feiertag ausnahmsweise weitergezahlt werden sollten. Jetzt hat der Reichsarbeitsminister eine Entscheidung hahin getroffen, daß künftig hinsichtlich der Bezahlung ausfallender Arbeitszeit für den ans einen Wochentag fallenden 1. Mai das gleiche gilt wie für sonstige Wochenfeiertage. Sofern also für solche Feiertage die Weiterzahlung des Lohnes sonst nicht erfolgt, ist auch für den 1. Mai künftig eine Lohnzahlung nicht vorgesehen.
Mim
UlMIrl
Berlin, 13. April.
Dcr Polizeipräsident in Berlin gibt bekannt: Der Maler Erwin Lchulze, der sich unter dem dringenden Verdacht, den Handgranalen an sch lag Unter den Linden am 21. 3. 1934 ansgeführt zu haben, seit dem 1. 4. 1934 ^ befindet, hat die Tat eingestanden. Das Geständnis bestätigt die in den Berliner Mor- genblättern vom 12. April bekanntgegebene Veröffentlichung, daß die Handgranate aus dem -lchchgeschoß des Hauses Unter den Linden 15/7i> geworfen worden ist. Nähere Einzelheiten können im Interesse der weiteren Untersuchung noch nicht bekanntgegeben werden.
AmiSiruzuwMs im Haufe Goebbels
Berlin, 13. Avril.
Frau Magda Goebbels, die Gattin des -neichspxDvagandaministers, wurde am Freitag "cnymüiag von einem Mädchen entbunden.
, AWarter EKOverWOlM ml Aallershaufener MsrhMWß
^ Schweinfurt, 13. April.
. Freitagnachmittag-Berhandlung
^vmtershausener Mordprozesses erstat- ^'r sachverständige Dr- Walter Heß on der-Chemischen Untersuchungsanstalt in 19si> r t ein Gutachten, in dem er fest- Nrücc der Mordsache auf dem Schloß
ullen mit aller Bestimmtheit aus ^ ^9iole des Angeklagten Liebig geschossen
Berlin, 14. April.
Reichsminister Tr. Goebbels hielt Freitag abend über alle deutschen Sender eine Rundsunkansprache. Er führte u. a. ans:
Man muß sich im Geist um zwei Jahre zurückversetzen, um die Größe der Vorgänge, die sich in Deutschland in den vergangenen 14 Monaten abgespielt haben und noch abspielen, voll abmessen zu können. Sonst wird man leicht ungerecht gegen die Zeit und ihre nicht mehr abstreitbarcn gewaltigen Erfolge auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens. Hätte es beispielsweise nicht fast wie ein Wunder gewirkt, wenn nn März 1932 die deutsche Arbeitslosigkeit binnen 4 Wochen um weit über eine halbe Million gesunken wäre! Heute ist es Wirklichkeit geworden. Es wirkt geradezu kleinlich, um nicht zu sagen, lächerlich, wenn ein Teil der Anslandspresse angesichts dieser Tatsachen auch jetzt noch versucht, die Erfolge zu bagatellisieren. Denn sie sprechen in ihrer Größe für sich selbst und bedürfen keiner Lobredner. Heute wird wieder gedacht, geplant und geschaffen. Heute werden schon überall wieder gelernte und geschulte Arbeiter gesucht. Tie Regierung hat Hand angelegt, und das Volk hat ihr dabei geholfen. Dadurch nur werde cs möglich, in etwas über Jahresfrist die Hälfte des Weges zurückzulegen, für den der Führer sich am 1. Mai 4 Jahre ansbednngen hatte: die Wirtschaft ist wieder ausgelebt und die deutsche Arbeitslosigkeit um die Hälfte gesunken.
Niemand weiß besser als wir, daß dafür vom ganzen Volk große Opfer gebracht worden sind. Der Arbeiter hat sich in diesen Monaten der Wiederingangsetzung unserer Produktion zum großen Teil mit Löhnen begnügen müssen, die nicht dazu ausreichten, ein dem hohen Kulturstand unseres Volkes entsprechendes Lebensniveau zu halten. Er hat sich diese Aufgabe mit einem Heroismus ohnegleichen unterzogen. Denn er hat gelernt, daß es oft notwendig ist, bei der Lösung des einen Problems schwere Opfer zu bringen, um die Lösung des anderen erst möglich zu machen. Er hat in der Erkennt
en London, 13. April.
Der britische Außenminister ist gegenwärtig mit der Prüfung der deutschen Antwort in der Frage der Erhöhung der deutschen Heeres-, Flotten- und Luftsahrtvvr- anschläge beschäftigt. Er beabsichtigt, nach vollendeter Prüfung, die naturgemäß einige Zeit in Anspruch nehmen wird, eine diesbezügliche Erklärung im Unterhaus abzugeben. In politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß auch Simon zu dem Ergebnis kommen wird, daß die Erhöhung des deutschen Wehretats als gerechtfertigt angesehen werden m n ß.
Die französische Presse gibt sich naturgemäß alle Mühe, die deutsche Note als unstichhaltig hinzustellen, wobei sie aber ihre Unzufriedenheit darüber nicht verbergen kann, daß man in England diese Meinung nicht zu teilen scheint.
Wer hat Grund zur Beunruhigung ?
„Matin" und „Echo de Paris" berichten auf Grund von Informationen ans angeblich „sicherer Quelle aus Straßburg", daß in der Pfalz und in der Nheinprovinz gegenwärtig Vorbereitungen getroffen würden, um längs der Saargrenze Hitlerverbände aufmarschieren zu lassen für den Fall, daß in Paris oder im übrigen Frankreich Unruhen ausbrechen sollten. Die SA.-Abteilun- gen Hütten, erklärt das „Echo de Paris", Anweisung erhalten, in diesem Falle sofort ins Saargebiet einzurücken. Es handle sich vor allem „um die braunen Regimenter Nr. 69, 245. 246 und 258 aus Trier und Birkenseld. Ans der Pfalz würden sich die
Nit die,er Zujammenyange manchmal megr Vernunft bewiesen, als jene Kreise der Wirtschaft, die da glauben, die von der Regierung durchgeführte Beruhigung des Produktionslebens finde ihren zweckmäßigsten Ausdruck in einer dnrck nichts gerechtfertigten Lohnherabsetzung, ergänzt durch eine noch weniger gerechtfertigte Preis- und Dividendenerhöhung. In seiner Rede am 21. März schon hat der Führer diese Kreise eindringlich verwarnt. Sieseien auch heute noch einmal daraus aufmerksam gemacht, daß es nicht we i- ter geduldet werden kann, die Errungenschaften unserer Zeit zu sabotiere n. Auch das Gesetz zum Schutz der nationalen Aroeit stellt einen sozialen Fortschritt und nicht einen sozialen Rückschritt dar. Die Negierung ist unermüdlich tätig, um durch weitere Maßnahmen den allgemeinen Lebensstandard unseres Volkes für alle Schichten und Stände zu heben. Damit auch erst begründen wir den neuen nationalsozialistischen Staat, . jenes wirtschaftliche und soziale Fundament, ans dem er unerschütterlich ruht. Die nationalsozialistische Bewegung leitet den Staat nach großen weltanschaulichen Grundsätzen und läßt sich in der Durchführung ihrer, auf weite Sicht gesehenen Prinzipien durch nichts und niemanden beirren.
Es gibt im Lande nur wenige und kleine Konventikel, die das bis heute noch nicht inagesehen haben. Wenn beispielsweise Zeitungen, tzie vor der nationalsozialistischen Revolution nicht oder nur wenig zur Beseitigung des volkszerspaltenden Klassenkampfes getan oder geschrieben haben, heute meinen, sie könnten die deutsche Volksgemeinschaft durch Wiederbelebung konfessioneller Gegensätze stören, so beweisen sie damit nur, daß sie von der neuen Zeit keinen Hauch verspürt haben, unterschätzen aber andererseits offenbar die Entschlossenheit, mit der wir gewillt sind, solche Versuche zurückzuschlagen. Es gibt in Deutschland weder eine Arbeiter- noch eine Bürger-, weder eine protestantische, noch eine k a t ll o l i s cki e. sondern nur noch
braunen Regimenter 17, 18, 22 und 23 in Marsch setzen".
Hierzu ist zu sagen: Es handelt sich bei dieser Falschmeldung um den Versuch einer gefährlichen Brunnenver- giftung, nur geeignet, im französischen Volke falsche Auffassungen über die Gefühle des deutschen Volkes gegenüber Frankreich hervorznrnfen. In Deutschland denkt kein Mensch daran, aus den Schwierigkeiten eines fremden Nachbarvolkes irgendwelchen Nutzen ziehen zu können oder ziehe» zu wollen, trotz gewisser Erfahrungen, die Deutschland seinerseits in ähnlicher Situation hat machen müssen. Das deutsche Volk ist demgegenüber der Auffassung, daß nicht Schwierigkeiten, sondern nur gesunde Verhältnisse beim Nachbarn dem eigenen Lande von Nutzen sein können.
Gegenüber der vorstehenden Phantasie- meldüng sei nochmals aus nachstehende französische T a t s a ch e n m e l d u n g hingewiesen, die ihrerseits sehr viel eher ge- eignet sein könnte, m Deutschland Venn- rnhigung hcrvorzurufen:
Nach einer Meldung des „Matin" aus Straßburg sind weitere Festungsanlagen an der französischen Q st grenze mit Mannschaften belegt worden. In die Kasematten von Neun- Hofen, Lembach, Drachenbronn, Rödern sowie Groß-Hatten seien die Besatzungen eingerückt. In der Gegend von Neunhofen (drei Kilo meter von der. pfälzischen Grenze) sei die Festungsbelegschast durch weiter zurückliegende Reserveaar n i s o st e n verstärkt worden.
eine deutsche Presse. Tie Konfessionen in ihrer Betätigungsfreiheit zu beschützen, ist Sache der Regierung. Sie wird diesen Schutz wahrscheinlich wirksamer ausüben, als Zeitungen und Parteien. Ihre Hintermänner haben auch am allerwenigsten ein Recht dazu, der Regierung und dem Nationalsozialismus. die allein die Kirchen vor dem Ansturm des Bolschewismus gerettet haben, deshalb Nenheidcntnm vorznwer- fen, weil sie auf dem Gebiet des Politischen die alleinige Totalität für sich beanspruchen, sonst aber jeden nach seiner Fasson selig werden lassen.
Jedenfalls stehen wir ans der Wacht. Wir werden es nicht dulden, daß das Werk unseres Glaubens irgendwo auch nur den geringsten Schaden erleide. U n j e re Langmut ist nicht Schwäche. Tie sieghafte Kraft des Nationalsozialismus geht über alle Stünke- reien hinweg.
Wir haben Besseres und Wichtigeres zu tun. Die deutsche Nation steht in einem zähen Ringen um ihre Gleichberechtigung. Die Frage der Rüstungen scheint nunmehr in ihr entscheidendes Stadium einzutreten. Ter Führer hat den Standpunkt der deutschen Ehre aufrecht erhalten. Wir müssen unsere Grenzen beschützen können, um in Frieden zu arbeiten und die Wohlfahrt unseres Landes zu mehren.
Wir hoffen immer noch, daß die Staatsmänner, denen das Schicksal der Nationen anvertraut ist, zu einer auch für uns erträglichen Lösung der internationalen Probleme kommen. Unser Standpunkt des Rechts ist unverändert. In ihrer Hand liegt es nun, der ganzen Welt Wohlfahrt, Glück, Festigkeit und Aufstieg zu sichern. Deutschland ist bereit, an dielen edlen Zielen mitzuarbeiten.
Es braucht dazu: JmJnnern Einigkeit. ArbeitundBrot. Nach außen Frieden, Ehre und Gleichberechtigung.
Klarer Kurs in -er KirKemrage
Botschaft des Reichsbischofs
Berlin, 13. April.
Reichsbischof Ludwig Müller und das Geistliche Ministerium der Reichskirche, in das nunmehr, wie Donnerstag gemeldet, Ministerialdirektor Jäger berufen wurde, haben gemeinsam eine Botschaft erlassen, deren Inhalt geeignet ist, den Weg zum Frieden in der Evangelischen Kirche zu weisen.
Die für alle evangelischen Christen außerordentlich bedeutsame Botschaft befaßt sich mit der derzeitigen Kirchentage, zu der sie betont, daß es im Augenblick die vordringliche Aufgabe sei, die äußere Organisation der Ncichskirche mit aller Kraft zu betreiben, wobei die Fragen des Glaubens und des Bekenntnisses unberührt bteilt» e n. Es sei wichtig, daß die Frage der Organisation nicht mit denen des Glaubens und des Bekenntnisses vermischt werde. Deswegen sei ausdrücklich ein Laie maßgeblich mit der Lrganisationsarbeit betraut worden.
Durch diese Botschaft ist die Situation für den deutschen evangelischen Christen nunmehr insofern klar, als er weiß, daß der äußere Nahmen seiner Kirche allen Feinden und Widerstünden zum Trotz festgefügt wird- — In diesem festgefügten Rahmen ist Raum für die Erhaltung des Bekcnntnisstandes und des Glaubensgutes der evangelischen Christen in allen bestehenden Ausprägungen.
Neuregelung der Schutzhaft
durch den Reichsminister des Innern Berlin. 13. April.
Auf Anordnung des Reichsinnenministers war das Reichsministerium des Innern bereits seit längerer Zeit damit beschäftigt, die Bestimmungen über die Verhängung und Vollstreckung der Schutzhast für das Reichsgebiet auszuarbeiten. Diese Bestimmungen sind nunmehr fertiggestellt und den Landesregierungen durch einen Runderlaß zur genauesten Beachtung mitgeteilt worden. Dieser Runderlaß beruht aus der Erwägung, daß die Stabilisierung der staatlichen Verhältnisse es heute znläßt. einschränkende Bestim-
CiM prüft hie deutsche Autumi
Französische Hetze bei gleichzeitigen Truppenoerstärkungen an der
deutschen Grenze