Dienstag, den ill. April 1984
Seite 8 - Nr. 82
De» tzes«U,chast«r
WiWnd vestrasl, Skstmich beschönigt Greuel
Aui persönliche Weisung des Preußischen Mnisterprästdenten G ö r i n g, der den untergeordneten Behörden korrekte Behandlung Der Häftlinge zur Pflicht gemacht hat, ist qegen eine Anzahl von Kriminalbeamten ein Verfahren anhängig gemacht worden, das nunmehr nach beschleunigter Durchführung durch die Zentralstaatsanwaltschaft vor dem Landgericht Stettin seinen Abschluß gesunden hat.
Danach wurden verurteilt: Der Kriminnl- ,ingestellte Dr. I. Hoffman n wegen gefährlicher Körperverletzung und Amtsverbrechen zu 3 Jahren Zuchthaus, die Kiminal- nngestellten Karl Salis und Fritz Plei - „es zu je 5 Jahren Zuchthaus, der Kraftfahrer Gustav F i n k zu zehn Jahren, der Mischer Willi H e r m a u n zu sechs, der Musiker Heinrich R i eh t e r zu 2 Jahren, der ikellner Walter Treptow zu 9 Monaten Kefängnis und der Kriminalassistent Pani (yrafniider wegen Begünstigung zu 300 Neichsmark Geldstrafe verurteilt.
Dieses Urteil zeigt mit aller Deutlichkeit, daß Uebergriffe im nationalsozialistischen Staate nicht geduldet werden. Es widerlegt auch die nicht nur in den Emigrantenblättern, sondern auch im österreichischen Rundfunk mit Vorliebe verbreiteten Nachrichten, daß mit Duldung der Behörden in den deutschen Konzentrationslagern Mißhandlungen usw. vorkämen.
Während so der nationalsozialistische Staat durch die Tat die Lügenhaftigkeit der Greuel- mürchen erweist, beschränkt sich die österreichische Regierung unter dem Druck der gesamten Auslandspreise auf Mitteilungen über die Verhältnisse in den österreichischen Konzentrationslagern, ohne den Pressevertretern Gelegenheit zu geben, sich von der Wahrheit dieser Mitteilungen zu überzeugen. Staatssekretär für Sicherheitswese» Karwinski erzählte Freitag zum ersten Male den Pressevertretern, baß „nur" 750 Nationalsozialisten und 114 Sozialdemokraten in den Konzentrationslagern interniert wären, denen es bedeutend besser gehe als den Insassen der Konzentrationslager in Deutschland. Nach Ansicht des österreichischen Regierungsmitgliedes seien in Wöllers- dors nur 24 „leichte" Fälle von Ruhr vor- gxkvmmen — bei einer Verpflegung, die jedem Häftling je Tag 6 Schilling (fast drei Reichsmark) kostet. — Bei den 750 Nationalsozialisten handelt es sich um Personen, die ihre polizeilichen Strafen bereits abgesessen haben, zu einem geringeren Teil auch um Personen, die festgehalten werden müßten, weil sie sonst eine regierungsfeindliche Tätigkeit entfalten würden. Nationalsozialisten, die sich verpflichten, sich regierungsfeindlicher Tätigkeit zu enthalten, würden sofort freigelassen.
Die Ernsthaftigkeit der Ausführungen des Staatssekretärs, der übrigens versprach, eine Besichtigung des Wöllersdorfer Konzentrationslagers — das Lager m Kaisersteinbruch soll aufgelassen werden — durch die anslän- dischen Pressevertreter zuzulassen, unterstrich ei» gleichzeitig im Heimwehrorgan „Oester- reichliche Abendzeitung" erscheinender Aufsatz, in dem es hieß, daß die Nationos- sozialisten „eine Rasse seien, auf die man nur mit der Faust ei»- wirken könne".
Bezeichnend!
Zwischen der Ravag und den Vertretern der angelsächsischen Presse ist es am Freitag zu einem Zwischenfall ge- > kommen. Die englische Rundfunkgesellschaft
(..British Broadeasting §o.") hatte den Wiener Vertreter der „Newyvrk Times" und des ..Daily Telegraph". Geddie. ersucht, im österreichischen Rundfunk einen V ortrag über die Lage in Oesterreich zu halten. Tie englische Rnndsunkgesellschafl wandte sich an die Navag mit der Bitte um .Zulassung des Vortrages. O h n e A n g a b e von Gründen teilte jedoch die Ravag mit. das; sie diesen Vortrag unter keinen Umständen zu lassen könne. Die übrigen angelsächsischen Pressevertreter haben es daraufhin abgelehnt, diesen R»nd- fnnkvortrag an Stelle von Geddie zu halten. lieber die Gründe dieser merkwürdigen Haltung werden von amtlicher Stelle keinerlei Mitteilungen gemacht. Offenbar wurde eine sachliche Darstellung der Lage in Oester- reich als unerwünscht angesehen.
Reue BrrWismilleiile gegen Nm Welcher
Die Vernehmung der Polizeibeamten im Waltcrshausener Mordprozeß
Schweinsurt, 8. April.
Der vierte Verhandlungstag begann mit der Vernehmung des Gendarmeriehauptwachtmeisters Melber, des ersten Sicherheitsbeamten, der am Mordtage dort ein- getrofsen war. Er betrat das Schloß durch das Hauvtportal und traf dort Liebig mit dem Polizeidiener. Nach Ansicht Melbers scheint die Behauptung der Frau Werther. daß der Täter durch die Kofferkammer gekommen und gegangen sei, unmöglich zutreffen zu können. Liebig, der sofort vom Zeugen gestellt wurde, erklärte, daß er nichts gemacht Hütte. Er wurde sofort aus Blutspuren untersucht und mußte sich bis aufs Hemd ausziehen; auch seine Fingernägel wurden von dem Beamten einer genauen Untersuchung unterzogen. Alan fand aber an Liebig nicht die g e- r i n g st en Blut s p n r e n. Liebig gab zu, eine Waffe zu besitze«! sie lag auch tatsächlich in der Schublade seines Zimmers. Melber holte sie dort heraus. Es handelte sich um eine Selbstladepistole, die g e p u tz tnnd frisch geölt war.
Damit ergibt sich ein Widerspruch zur Aussage des Polizeihauptmanns Fischer, der. wie der Verteidiger hervorheot, in seinem Gutachten ausdrücklich erklärt hat, er habe die Waffe Liebigs ungeputzt und uii- geölt in die Hand bekommen und°es sei frisch aus ihr geschossen worden. Es muß also, so meinte der Verteidiger, in der Zeit zwischen Beschlagnahme und Nebergabe an den Sachverständigen mit ihr hantiert worden sein. Der Staatsanwalt fragte den Zeugen, ob die Waffe nach der Bcsichlagnahme an andere als Gerichtspersonen gelangt sein konnte. Melber erklärt das für ausgeschlossen. Immerhin bleibt der Widerspruch zunächst bestehen.
Im weiteren Verlauf des WalterShanse- ner Mordprozesses gab Oberkvmniisfar Brau n vom Erkennungsdienst Nürnberg, der mit seinen Kollegen Meier und Rast- Vogel am zweiten Tage nach dem Mord nach Waltershausen beordert worden war, eine genaue Schilderung der an Ort und Stelle wahrgenvmmenen Einzelheiten. Bezüglich der- im Zickzack verlaufenden Blutfpnren auf dem Teppich der Frau Werther könne man. wie er sagt, verschiedener Ansicht sein, nnd ! es sei auch möalicb, dasi diese Spuren, durch !
die blutenden Hände hervorgerusen wurden.
Braun berichtete außerdem über den Einbruch in der Nacht vom 5. zum 6. Januar 1988, Es war im ersten Stock im Südbau des Schlosses ein Fenster eingeschlagen, was den Anschein erweckte, als ob dort der Dieb eingestiegen sei. Tie zertrümmerte Scheibe war zunächst nnanfsindbar: spater ergab ein Gang durch den Schloßgarten, daß unter das Fenster ein Hansen Glasscherben ge- , bracht war, offenbar um vorzntäufcheu, das; der angebliche Dieb durch das Fenster eingestiegen sei. Außerdem wurden in den Zimmern, durch die der Dieb gelaufen sein > soll, z ahlrei ch e F i n g e rabdrücke w a h.r g e n v m m e n , die von dem j n n g e n B a r v n vv n W altersha n- s e n, s eine r Ehef r a n nnd eine m früher auf dem Schloß beschäftigten Kraft w a g e n f n h r e r h e r- r ü h r t e n.
Es ist dem Zeugen außerdem verdächtig vorgekommen, daß der Korten einer in einem der erbrochenen Zimmer stehenden Weinflasche eingedrückt, von dem Inhalt aber nichts getrunken war, Obertommissar Braun hielt es auch für auffällig, daß der Dieb die von dem Einbrnchzimmer zu den anschließenden Räumen führenden Türen gewaltsam geöffnet haben sollte, obwohl in allernächster Nähe nnd sehr in die Augen fallend die Schlüssel zu diesen amren hingen.
Die Verhandlung geht am Montag vormittag weiter.
KkkkeMuk
Jahr für Jahr gehen unermeßliche Werte des BvdenbaueZ durch die Gefräßigkeit schädlicher Kerfen zugrunde. Diese keineswegs geringen Verluste bleiben nicht ohne Einfluß auf die Ernährnngssrage des Volkes. Daher ist es unsere Pflicht, das von der Natur selbst dargebotene. billige Vorbeugungsmittel, den sachgemäßen Vogelschutz, in Anwendung zu bringen. Er fordert in erster Linie Vermehrung der im Rückgang begriffenen nützlichen Vogelarten durch Darbietung von Nistgeräten für die Höhlenbrüter und Erhaltung der Hecken als Niststätten für wirtschaflich wertvolle Freibrüter.
Bedauerlicherweise muß man die Erfahrung machen, daß auch heute noch stets zu Beginn des Frühjahrs eine gewisse Ausrottungswut den Hecken gegenüber Platz greift. Datz Abbrennen der Gebüsche an den Feldrainen ist eine Geflogenheit, die dem Landwirt keinerlei Nutzen, wohl aber doppelten nnd dreifachen Schaden bringt. Die wenigen Grashalme, die aus einem Fleckchen Boden mehr wachsen, nachdem ein Busch herausgehauen wurde, sind nie so viel wert, wie die nützliche Tätigkeit eines einzigen Vogel- Pärchens, das dort früher wohnen konnte, und das mit seiner Nachkommenschaft ein weit größeres Gebiet von schädlichen Kerfen
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Oarum wsrcis lVMglie^ im kkSieiisluftseiiutrbun«
gesäubert und so einen reichen Ernteertrag ermöglicht hätte.
In manchen Gegenden hat seit der Hecken- rodung der gefährliche Widersacher des Landwirtes, der Drahtwurm, in er- ! schreckendem Maße zugenommen und dadurch ' die Wetterführung des Feldbaues in Frage i gestellt, weil seine natürlichen Bekämpfer. ^ Star, Rebhuhn. Fasan. Lerche auf den kahlen ! Ackerflächen keine Nnterschlupfmöglichkeir mehr fanden und daher abwanderten. Dort wo noch Feldgehölze erhalten blieben, wird man kaum von einer Mäuseplage bedroht werden, weil unsere besten Mäuscjäger. Bussard und Eule, mitten in den Aeckern Aufblockmöglichkeit haben, von der aus sie das Erscheinen ihrer Beute, der Mäuse, in Ruhe abwarten können. Es empfiehlt sich daher, auf strauchlosen Ackerflächen niedrige Holzkrücken aufzusteUen als Ansitzgelegenheit für die Mäusefänger.
Jeder, der gewillt ist, am Aufbau unserer Bodenwirtschast mitzuarbeiten. muß die volkswirtschaftlichen Maßnahmen des fach- gemäßen Vogelschutzes durchführen nnd dazu gehört auch der Heckenschutz.
Bauer, schone die Hecke! Du bewahrst dich vor Schaden, steigerst deine Ernte und trägst so dazu bei, unsere Volksernähruug vom Ausland unabhängig zu machen!
Bekämpfung der Feldmäuse im Frühjahr
Infolge des starken Auftretens der Feldmäuse im Herbst 1933 und des verhältnismäßig milden Winters besteht die Befürchtung. daß in einzelnen Gegenden im Frühjahr eine erneute starke Vermehrung der Feldmäuse eintreten wird. Besonders an höher gelegenen mit Gras bewachsenen Stet- len wie Böschungen, Eisenbahndänunen »sw. werden diese Schädlinge jetzt beobachtet. Beim Eintreten milder Frühjahrswitterung werden sie von hier ans aus die angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen übergehen. Daher muß die Bekämpfung rechtzeitig durchgesührt werden. Gemeinden und größere Bezirke schließen sich hierzu zweckmäßigerweise zusammen. Die Auswahl der Bekämpsuugsmittel muß den örtlichen Erfahrungen augepaßt werden.
Durch unsachgemäßes Auslegen (breitwür- figes Ausstreuen aut die Oberfläche) des Giftgetreides sind vielfach Schäden im Reb- huhu- und Fasanenbestand und unter de» Vögeln eingetreten. Deshalb muß bei Anwendung des Giftgetreides darauf geachtet werden, daß dieses mit Hilfe von Legeflinten tief in die Mauselöcher hineingebracht wird. Die belegten Mäuselöcher dürfen nicht zugetreten werden.
Eine andere Bekümpsungsart wird mittels durchaetührt. Das Gas ist schwerer als die Lust und dringt von selbst in di^ äußersten Schlupfwinkel der Schädlinge ein. Durch das Einatmen der Gase werden die Mäuse sosort getötet
Verhütet Unfälle!
Fast in jeder Stunde. Tag und Nacht kom- men in Deutschland 33 Menschen durch einen Unfall ums Leben. Wieviel Trauer nnd Schmerz ist damit verbunden und wie groß ist die Not, die manche Familien erleben müssen! Darum verhütet solche Unfälle. seid vorsichtig! Nehmt aus der Straße und bei der Arbeit auf eure Gesund- heit und die eurer Mitmenschen Rücksicht und beachtet die Verkehrs- und Unfallvor- schriften.
DerümgeHeAer
Ein Volksromnil ans Schwaden Von Zdenkv von Kraft Z5f
Pfeffer setzte sich, legte kümmelnd beide Beine, die nun wieder in den hohen Schaft- stiefeln steckten, auf einen gcgenüberstehen- den Stuhl und pfiff sich eins. Seine Suppe würde schon komme», auch wenn er nicht in die Küche hineinrief, wo man die Mannsleut' zu keiner Stunde besonders gern sah. Und wenn er Glück hatte, würde Bärbel sie ihm selber bringen, ehe noch ihr Vater zur Stelle war, so daß er wenigstens den Arm ein wenig um ihre Hüfte legen und sagen konnte: „Na, Mädle, siehst du wohl, ob ich ein bißle was tun kann für dich?"
Allein es kam keine Bärbel. Nur Frau Elsbeth schaute nach einer Weile durch die Küchentür, nickte ihm kummervoll zu und setzte sich dann, als er zu essen begann, so dauerhaft neben ihn, daß er alle Hoffnung aufgab, sie abzuschütteln.
Es war ihr anzusehen, das; sie mit dem Erlebnis der verflossenen Nacht noch ganz angefüllt und dringend bedürftig war, es breit und anschaulich weiterzugeben. Zuerst gingen ihr die Worte nicht ganz leicht von den Livpeu. Bald aber kam sie. von Pfeifers Frage» anfgclvckert, in große Fahrt. Ihre Zunge löste sich. Sie beschrieb das Gespenst, von dem sie, da sie ja hinter ihrem Mann die Treppe einpvrgeklvilimen war. kaum euien Zipfel gesehen haben konnte mit ei- n-r Ausführlichkeit, als ivär's stundenlang in der WirtSstube zu Gast gesessen. Es sei so 'chrecklick g"wese». das; sie bis zum Morgen lciu W..,:.' melir habe schließen können, str.
daß sie fürchte, für immer die Ruhe ihres Gemüts verloren zu haben.
Dennoch sei sie noch bei weitem ruhiger als ihr armer Christian, der, noch ganz gebrochen, im Bette liege. Er habe geschworen, die Gänge und Treppen seines Hauses nur noch bei hellstem Tageslicht zu begehen; ja, er wolle, solange er noch in dem verwunschenen Hause leben müsse, eine Eingabe nach Stuttgart machen — und wenn er bis a» den König gehen müßte —, daß man ihm wenigstens zwei Soldaten zuteile, die während der Nacht die Eingänge zu bewachen hätten, damit der Geist keinen Eintritt fände. Sie aber. Frau Elsbeth selbst, halte nichts davon. Und das könne sie auch ganz ausführlich begründen.
„Denn siehst du, Pfeffer, jetzet bin ich ganz sicher, daß es eine abgeschiedene Seel' gewesen ist. Tie gehen alle so traurig und ganz in Weis; herum und haben eine arg jämmerliche Stimm': weil sie so viel leiden müssen. Und guck, ich mein', da können Soldaten nit viel ausrichten. Auf eine abg'schie- deue Seel' zu schießen, wür' nit christlich. Gelt? Und wenn sie's trotzdem täten — man sagt, daß die Kugel abspringt, als ob's ein Eicheubrett wär', und den Schützen trifft. Da kannst eben nix machen."
Pfeffer nickte tiefsinnig vor sich hin. „Und wenn man's trotzdem probierte?"
„Das mit den Soldaten?"
„Nein: Das mit dem Züberle."
„Mit dem Züberle? Wie ist das?"
„Ja. wißt Ihr, Schwanenwirtin, ich weis; natürlich auch nit, ob's hilft. Aber ei» Aehnle von mir hat g'sagt, so was wär' das Beste gegen G'spenster und so. Er hat's noch von der Zeit hergehabt, ivo's ja noch viel mehr Geister gegeben haben soll als heut- zutag'."
„Eüwu Zuber?"
„Ja: ein kleines, geschicktes Züberle. Er hat's nie nit anders g'heißen als das ,,G'- spensterzüberle". Und warum? Sie haben, wie er noch ein kleines Büble g'wesen ist. auch einmal einen Geist g'habt im Haus. Und da hat sein Vater, wo ein sehr g'scheiter Mann g'wesen ist, nix andres g'macht als den Zuber mit kaltem Wasser auf die Schwelle gestellt. „G'spenster", hat er g'sagt, „gehen immer bloßfüßig. Wenn da so ein Geist hineiutritt, «erschrickt er, das; es ihn schier verreißt!" — Und so ist's auch wirklich g'wesen, sagt mein Aehnle. Wo man so ein Züberle hing'stellt hat. sind die Geister fortgeblieben. Und darum mein' ich, Schwanenwirtin, ob Jhr's nit auch probieren tätet mit so einem G'speusterzüberle?"
Frau Elsbeth dachte eine Weile ernsthaft nach. Ganz von der Hand zu weisen schien ihr der Rat jedenfalls nicht. Am Ende ihrer Erwägungen schüttelte sie aber doch wieder den Kopf. „Ich denk'. Pfeffer, der Ehristian macht das nimmer. Er ist schon ganz elend z'sammengedruckt. Und ich auch. Zuber hin. Zuber her — der „Schwanen" ist ihm verleidet. Er hat's erst heut morgen g'sagt. „Frau", hat er g'sagt, „ich verkauf'"! Und ich Hab' g'sagt: „Christian, da hast du recht! Jetzet will ich auch nir mehr sagen dagegen!"
David Pfeffer leckte den Löffel aus und legte ihn neben den Teller auf den Tisch. „Verkaufen? Ten „Schwanen"? Sv von heut aus morgen?"
„Das war' keine Sorg'! Ein Käufer, wo nur so drauf spitzen tät', war' da."
„Sv? Trotz dem G'spenst?"
„Weißt, das ist ein so seiner Herr, daß dem das gar nir ausmacht. Du kennst ihn :a auch, Pfeffer: den Herrn Kammerrat von Auaß ans Stuttgart! Ter. wo schon oft hier ^'wejen ist . . . ErinnezA dich? Er ist auch
gut Freund mit dem Herrn Amtmann drüben. Der hat schon dreimal ein Angebot gemacht, im Sommer und dann im Herbst und dann noch einmal auf Weihnachten."
David Pfeffer spitzte die Ohren. „Ei? Ter Herr Kammerrat? WaS Ihr nit saget. Schwanenwirtin! Und Euer Mann hat nein gesagt?"
„Nir wissen hat er wollen davon, 's ist ja auch wahr: Sv ein schönes, rundes Gütle mit einem eigenen Wässerte . . . „Gar kein' Red'!" hat er g'sagt. „Ich verkauf' nit" — Ro ja. du verstehst: Dem Herrn Kammer- rat hätt's freilich gut gepaßt, iveil's mitten zwischen seinem Besitz liegt und ihm, wie er sagt, die Jagd zerschneidet. Er hat recht ein gutes Angebot g'macht — das ist wahr. Und dann im Herbst noch besser, und auf Weihnachten hat er nochmals was zugelegt. Aber was mein Mmm ist. der hat nein g'sagt. Jetzt aber - - ? Ich denk', jetzet sagt er ja. wenn der Herr Kainmerrat noch einmal kommt. Und ich mein", er kommt wieder. Der Herr Amtmann hat erst vorgestern wieder so daherg'redt, ob er sich's noch immer nit überlegt hätt'. der Christian. Und heut früh hat er wirklich g'sagt. er hält' sich's überlegt. Und wenn der Herr von Ahaß nochmals kommen tät'-"
„Schau, schau. Schwanenwirtin!" unterbrach David Pfeffer, indem er durch das Fenster nach dem Hause des Herrn Bernhard Riioff hinüberschielte. „Schau, schau! No ;a, wenn's so ist. kann er ja machen, was er will, der Schwaueuwirt. Dann brauchet Ihr freilich kein Gespensterzüberle mehr!" Er nahm den Löffel, von dessen Spitze noch etwas Suppe abtropfte, und machte' damit ein paar nasse Punkte ans die Tischplatte. „Wann ist das eigentlich g'wesen, Schwanenwirtin, mit dem letzten Angebot?"
Fortsetzung folgt.