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Die Abteilung Schadenoerhütung" der NS.-Bolkswohlfahrt

Der Amtsleiter für Vvltswohlfahrt bei der Obersten Leitung der P. O. in Verbindung mit dem Reichsministerinm für Volksanf- klärung und Propaganda und dem Innen­ministerium hat der neuen Abteilung Schadenverhütung" in der NS.- Volkswohlfahrt dieAufgabeK amPs der Gefahr", der Verhütung bon Schä- den und Unfällen, gestellt.

Solch eine Planvoll gelenkte Volkserziehung nach erbbiologischen Gesichtspunkten kann als eine Teilaktion der bevölke­rungspolitischen Aufklärung, die im September ihren Anfang nahm, sich nun aber ihrem Ende nähert, gedacht sein.

Das Volk must zur Schadenverhütung er­zogen werden. Wir Nationalsozialisten wis­sen, daß dieses Volk heute, nachdem der Führer ihm die Grundidee des National- sozialismus Gemeinnutz geht vor Eigen- nutz ins Herz Pflanzte, rerf dazu ist. Wir werden immer wieder rufen: Deine Kraft gehört vorerst deinem Volke, der Nation , deiner Familie und dann erst dir selbst. Und wenn wir dies Volk immer wieder er­fassen, wenn wir den Einzelnen zu dieser heiligsten Pflicht aufrufen, muß das große Werk gelingen, aber dafür muhte erst der Nationalsozialismus kommen.

Die neue AbteilungSchadenverhütung" in dem Amte für Volkswohlfahrt bei der Obersten Leitung der P. O. ist in der Lage, infolge ihrer gewaltigen Organisation diesen Schadenverhütungsgedanken in das kleinste Dorf, in die kleinste Werkstatt täglich zu tragen. Wenn jeder deutsche Mensch diese große Pflicht, die er an seinem Volk und an sich zu erfüllen hat, erkannt hat, dann wird es auch ein leichtes sein, diese un­geheuren Zahlen an Opfern und an Milliar­den von Volksvermögen eiuzudämmen.

35 Gaue, 1000 Kreise, zirka 30 000 Orts­gruppen stellen sich in den Dienst dieses Gesahrenabwehrkampfes. Durch Presse, Rundfunk, Film und Vorträge werden wir jeden aufrufen zum Kampf gegen die Gefahr. Ein eigenes Zeitungs­organ wird geschafft werden, in dem wir vor allem dem einfachen Volksgenossen ver­ständliche Abhandlungen in leichter, er­zählender Art bringen.

Vor allem den werktätigen Menschen in den verschiedensten Betrieben und Büros gilt unser Warnruf, ihm, dem Arbeiter, der von tausend Gefahren umgeben ist, aber auch der Hausfrau in ihrer Wirtschaft und den Kindern auf der Straße.

Der Nationalsozialismus hat eS sich zur Pflicht gemacht, das Volk vorm Untergang zu retten und hat sich drei Ziele gesetzt: Vermehrung des Volkes, Verhinderung erb­kranken Nachwuchses, Reinheit der Rasse. Jetzt tritt noch die Erhaltung des deutschen Menschen und die Not- Wendigkeit, ihn vor Gefahren jeglicher Art zu bewahren, hinzu. Fast 30 000 Menschen, also eine ganze Stadt, finden den Tod durch Unfälle aller Art. Hnnderttausender Men­schen Kraft wird durch Schäden aller Art gebrochen.

Ein jeder muß Mithelfer fein. Bei diesem ungeheuren und umfangreichen Arbeitsgebiet kann die AbteilungSchadenverhütung" der NS.-Volkswohlfahrt natürlich nicht sachver­ständige Mitarbeiter auf allen Gebieten ein- ietzen vielmehr ist ans die Richtlinien und das Material aller auf diesem Gebiet

arbeitenden Organisationen, Verbände, Ver­eine und Behörden, zurückzngreifen.

Der neue Gesichtspunkt ist nur eine Zusammenfassung aller bisher getrennt arbeitenden Stellen in einer Organi­sation, die alle diese Bestrebringen sammelt, miteinander in Einklang bringt und sie durch das engmaschige Netz der Ortsgruppen und Vertrauensleute der NS.-Vvlkswvhl- sahrt bis ins kleinste Torf trägt.

Das Amt für Volkswohlfahrt bei der Obersten Leitung der P. O. hofft jetzt mit dem Beginnen dieses großzügigen Schadeu- verhütuugswerkes eine grundlegende, wichtige Hilfsmaßnahme sür den gesamten Nusbari der nächsten Jahre in die Wege zu leiten.

EaKtmstündlgeMküte aus Sande! und Handwerk

Berlin, 6. April.

Tr. Leg beauftragte Dr. von Renteln mit der Aufstellung der Vorschlagslisten sür die Sachverstänoigen aus Handel und Hand­werk. Der Führer der Deutschen Arbeits­front, Staatsrat Dr. Ley, hat mit den Arbeiten zur Ausstellung der Vorschlags­listen ans Handel und Handwerk den Füh­rer der Reichsbetriebsgruppen Handel und Handwerk in der Deutschen Arbeitsfront be­auftragt.

Der Führer der beiden Reichsbetriebs­gruppen. Amtsleiter der NS.-HAGO. Tr. von Renteln, hat für jeden Treuhänderbezirk bereits Beauftragte zur Durchführung die­ser Arbeit bestimmt. Die Führung der Reichsbetriebsgruppen Handel und Hand­werk hat sich ferner mit den zuständigen Spitzenorbaiüsationen in Verbindung gesetzt, um einheitliche Richtlinien für eine Zusam­menarbeit innerhalb der einzelnen Gruppen zu gewährleisten.

In Ausführung der von dem Führer der Deutschen Arbeitsfront gegebenen Richt­linien für die Vorschlagslisten der Sachver­ständigen aus Handel und Handwerk hat der Amtsleiter der NS.-HAGO., Dr. von Renteln, unter den 13 Bezirken der Treu­händer der Arbeit für Südwestdeutschland folgenden Beauftragten ernannt: Pg. van Raay, Karlsruhe in Baden.

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Ich bitte um Auskunft...

Briefkasten desGesellschafters"

NM« dixjcr Rubrik verlliientlichen Wir die aus unserem Leserkreis an oie Nesarrlou gcriumicii Ammgen. Den Imsen ist jeweils die letzte Aluinnementssuittung beiMegen, ferner Nullvorro falls brsMKe Auskunft, gewünscht wird. Die Beantwortung der Anfrage« erfolgt iewetl« Damstass. Kkrk die erteilten Auskünfte übernimmt die Redaktion nur die vretzgesetzkche Beranrworrung.

K. 8. Jeder deutsche Schaffende muß der Deutschen Arbeitsfront angehvren. Ein Ar­beitsloser muß sich, sowie er Arbeit bekommt, ebenfalls anmelden, wobei klarzulegen ist. weshalb die Anmeldung bisher unterblieb.

^A. B. Es ist an sich schon richtig, daß Sie von Ihrer Krankenkasse nach 26 Wochen Behandlung ausgesteuert werden. Sie kön­nen aber, wenn Sie freiwilliges Mitglied sind, jederzeit austreten, und wenn Sie Pflichtmitglied sind, Antrag auf Befreiung stellen. Wenn Ihr Bronchialkatarrh tat­sächlich noch nicht ausgeheilt ist, haben Sie keinen Anspruch auf Behandlung bei einen: zweiten Krankheitsfall. Sobald Sie jedoch Nachweisen können, daß Sie geheilt sind, d. h. keinen Arzt und keine Arzneimittel und keine Arbeitsunterbrechung mehr benötigen, ist diese Sperrfrist aufgehoben.

E. N. Die zuständige Stelle für Entgegen­nahme von Anträgen auf Reichszuschüsse für Instandsetzungsarbeiten ist das Bürgermei­steramt. Die nächsthöhere Stelle ist das Oberamt, die höchste Stelle die Landeskredit­anstalt in Stuttgart, Friedrichstraße 24. Sie können erst dann Antrag auf Ehestands­darlehen stellen, wenn Sie Ihr Aufgebot eingereicht haben. Und Möbel kaufen kön­nen Sie erst dann, wenn Ihr Antrag ge­nehmigt ist und Sie im Besitze der Gut­scheine sind.

G. M. Die Krankenkasse hat nach den ge­setzliche» Vorschriften gehandelt.

G. D. Unserer Auffassung nach sind Sie nicht verpflichtet, den Nachfordernngen der Baufirma nachzukommen, wenn Sie einen Vertrag über eine bestimmte Summe abge­schlossen haben. Halten Sie sich ruhig au diesen Vertrag, denn wenn die Baupreise inzwischen gestiegen sind, so ist dies nicht Ihre Schuld. Von einer Geldentwertung zu reden, die in Ihrem Vertrag vorsichts­halber erwähnt war, und das Steigen der Baupreise mit einer Inflation in Verbin­dung zu bringen, ist nicht nur eine an den Haaren herbeigezogene Umdeutung des Ver­trags, sondern eine geradezu sträfliche Ge­fährdung des Vertrauens in die deutsche Wirtschaft. Sie find auf Grund des Schrei­bens Ihrer Bausirma durchaus in der Lage, einem Prozeß rmt Ruhe entgegenzusehen.

F. R. Die Auskunft, die Ihnen Ihr Notar gegeben hat, ist richtig. Sie müssen sich zwecks Todeserklärung Ihres Vaters an Ihr zuständiges Amtsgericht wenden und den Antrag auf Todeserklärung dort stellen. Ta hiefür Nachfragen in Amerika nötig sein werden, müssen Sie damit rechnen, daß die endgültige Regelung einige Zeit erfordert.

L, S. Sie können nicht mehr als 25 V« Auf­wertung beanspruchen. Sie hatten beim Eintritt in Ihre Firma eine Kaution zu stellen. Diese .Kaution stellt, wie Sie selbst schreiben, ein Sparkonto dar, wurde also als Bankgut­haben eingetragen. Sie können daher auch nicht eine 50lOOProzentige Aufwertung verlangen, wie dies der Fall wäre, wenn Ihr Geld zur Anschaffung von Maschinen oder sonstigen bleibenden Wertgegenständen angelegt worden wäre.

I. W. Sie können gegen das Verlangen der Amtspflege ans Stellung einer Hypothek nickits unternehmen. da diese Lkorderuna tu

Rech! besteht. Die freie Behandlung erfolgt nur 6 Monate lang und nur. wenn es sich um einen leichten Fall handelt. Ob Erven Vorhanden sind, die auf den späteren Nach­laß deS Patienten spekulieren, spielt natür­lich dabei keine Rolle, schon deshalb nicht, weil es ja im freien Ermessen des Patienten steht, zu seinen Lebzeiten mit seinem Geld anzufangen, was er will, und also auch sich von seinem Geld verpflegen zu lassen, wenn er krank wird. Abgesehen davon aber hat der Staat natürlich das Recht, ja sogar die Pflicht, sich zur Deckung seiner Unkosten zu­nächst an die privaten Mittel des Patienten zu halten, denn er kann doch nicht die Steuerzahler damit belasten, solange noch Privatmittel zur Verfügung stehen. Eine solche Handlung würde durchaus gegen den Grundsatz des Gemeinnutzes verstoßen.

F. B. Da die Aufsicht über die Bauspar lassen in Württemberg ausgehoben wurde, vermögen wir Ihnen keine andere Auskunsi zu geben, als Sie an das Reichsauffichts­amt der Privatversichernngen, Berlin VV 15. Ludwigskirchplatz 3/4 zu verweisen. Sie er­halten' dort genaue Auskunft.

G. B. Sie können ohne die Hochschulreife nicht Landwirtschaftslehrer werden. Die Bestimmungen sind in den letzten Tagen er­neut verschärft worden, so daß keinerlei Aussicht besteht, eine Ausnahme derselben zu erlangen. Sie haben mit der mittleren Reifeprüfung und einer praktischen Tätrgkeri von 2Vr Jahren und einem viersemestr.geu Studium ailf der Landwirtschaftlichen Hoch­schule die Möglichkeit, die Fachprüsuug für praktische Landwirte abzutegen. Für die Laufbahn eines Landwirtschaftslehrers müs sen Sie die Hochschulreife, 2 Jahre Pral tische Tätigkeit und ein sechssemestriges Slu dium nm akademischer Abschlußprüfung Nachweisen können. Wir raien Ihnen, wenn Sie auf dieser Laufbahn durchaus bestehet, sich entweder Privat aus das Maturum vor bereiten zu lassen vder mit einer der höher m Schulen in Ludwigsbnrg (Gymnasium oder Realgymnasium) in Verbindung zu treten. Wir machen Sie aber darauf aufmerksam daß diese nachträgliche Prüfling mit ziem­lichen Kosten für Sie verknüpft ist, da immerhin einige Zeit über der Vorbereitung verstreichen wird.

K. D. Ohne genaue Kenntnis Ihrer finanziellen Verhältnisse läßt sich eine Aus­kunft schwer geben. Der Bürgermeister Hai an sich das Recht, Gesuche um Reichs;»- schüfst sür Bauarbeiter: abzulehnen, wenn er den Eindruck hat, daß die Voraussetzungen dazu nicht gegeben sind. Wenn der Bür­germeister Ihnen jedoch die Genehmigung des Gesuches schon so halb zugesagt hat, so bleibt Ihnen die Möglichkeit, beiin Innern Ministerium Beschwerde zu führen. Dort wird entschieden, ob der Bürgermeister in. Recht war, oder nicht. Die Beschwerde haben Sie beim Oberamt einzureichen, lieber die Frage, ob Sie überhaupt zu einem Ge­such berechtigt waren, entscheidet aber vor­her die Landeskreditanstalt in Stuttgart, Friedrichstraße 24. Wir raten Ihnen daher, sich zuerst dorthin zu wenden, und Ihre Verhältnisse dort genau darzulegen. Nur wenn die Landeskreditanstalt Ihr Gesuch an­erkennt, haben Sie Aussicht mit einer B«. schwerde beim Oberamt.

Ein Bolksroman aus Schwaben Bon Zdenko von Kraft

Und er wollt's auch nicht! Er wollte sich in sein Bett legen, die Decke über die Ohren ziehen und davon träumen, wie er es mor­gen und übermorgen und dann in aller Zu­kunft halten sollte, wenn er von hier wie­der fort war und in andern Städtchen an­dere Mädchen nach ihm blinzelten. Wahr­haftig, das wollte er! Gute Nacht, Bärbel mitsamt deinem Viellieben Schatz in der Kammer!

Dies war Messers Vorsatz. Und dennoch: So fest er auch in ihm saß, so wenig sollte er vorerst in Erfüllung gehen. Noch hatte er sich nicht die gelbe Weste vom Leibe geknöpft, geschweige denn die Decke über die Ohren gezogen, als er, die Daumen rechts uno links in die Armlöcher gehakt, jäh mnehielt.

Unten regte sich etwas. Menschen sprachen. Ein Mann und eine Frau, wie ihm schien. Aber nicht zärtlich und heimlich, sondern mehr wie im Streit. Namentlich die Stimme des Mannes schien erregt zu sein, obschon er sich offenbar bemühte, nicht laut zu wer­den. Wer in aller Welt hatte nm diese Stunde im Hof etwas zu suchen? Denn aus dem Hof kamen die Stimmen daran war kein Zweifel.

David Pfeffer schlich sich an sein Fenster und öffnete es lautlos. Dann schob er den Kopf übers Vorbrett, nur knapp so weit, daß er hinabschauen konnte. Irgendwo mußte inzwischen der Mond hinter den Gie­beln sein, denn es war ziemlich hell gewor­den. Flaue Schatten wechselten mit weißen SchneeslächeNi

Pfeffer hatte nur ein kleines Gesichtsfeld. Allem es genügte ihm. Schräg rechts unter ihm, mitten in der Hauswand, war ein röt­licher Schimmer. Das war das Fenster von Bärbels Kammer. Zu ebener Erde aber hatte jemand die Haustür geöffnet und war einige Schritte in den Hof hinausgetreten, um emporzuspähen. Jetzt erkannte er ihn: Es war Christian Kühnle. Offenbar war er eben erst aus dem Bett gestiegen; denn er trug nur Unterhosen und dicke Hauspatschen an den Füßen, während er den Oberkörper zum Schutz vor der Kälte in die gemnstcrte Bettdecke gehüllt hatte. Unter der Tür selbst stand Frau Elsbeth. Pfeffer konnte sie nicht sehen, doch er erkannte sie an der Stimme.

's ist g'wiß nix, Christian!" flüsterte sie, und Pfeffer sah, wie sie den Arm vorstreckte, um den Mann ins Haus hineinzuziehen. Sie wird halt Licht g'macht haben, weil-"

Der Schwanenwirt unterbrach sie voll Un­geduld:Schwätz doch nit so saudumm her­aus, Alte! Licht? Lichi hat doch keine Stimm'!"

Du wirst dich verhört haben, Mann..."

Einen Dreck Hab' ich mich verhört! Es ist jemand bei ihr ich sag dir's!"

Aber, Christian! Wer sollt' um diese Zeit-'

Halt die Gosch', daß ich was hören kann!"

Sie verstummte.

Herr Kühnle tappte sich hart unter das Fenster. Einen Augenblick fah Pfeffer von oben seinen Kops nur wie eine Kugel auf den Schultern. Dann hörte er ihn sagen: Frau da drin ist wer!"

Ich glaub's nit!"

Aber ich glaub's! Ich hör' eine Stimm'."

Aber, Mann! Mit wem sollt' sie denn schwätzen? frag' ich."

Mrt wem-* Sr trat wieder zur Tür.

Das will ich gleich haben. Schnell, Alte! Mach die Tür zu und komm mit! Wird sich gleich weisen, wer recht hat du oder ich/

Christian du wirst doch nit-?"

Natürlich werd' ich! Zu die Tür'! sag ich. Und-"

Mehr verstand Pfeffer nicht. Der Wirt verschwand im Hause; mail hörte daS Drehen eines Schlüssels.

Eine Sekunde stand David ganz starr. Aber nur eine. Schon in der nächsten wußte er, was er zu tun hatte. Mit einein Ruck riß er das Laken von seinem Bett und warf es sich über Kopf und Schultern. Es war groß, fiel lang an ihm nieder. Dann griff er nach einem Blechtopf und einer alten Ofenzange. Und dann stürzte er hinaus und die Treppe hinunter keinen Augenblick zu früh; denn von der anderen Seite, wo die Stiege von unten emporführte, hörte er schon die tap­penden Schritte des Wirtes.

Jetzt bog Christian Kühnle um die Ecke. Aber auch der lange Pfeffer war bereits zur Stelle. Er nahm den Topf vor den Mund und hauchte hinein dumpf und schauer­lich. Das gab einen dunklen Laut, der zu- und abnahm, je nachdem er den Topf weiter anpreßte oder vom Mund entfernte.

Der Wirt stand still. Hätte ihn jemand Plötzlich an seinem Platz festgenagelt, er hätte nicht regloser sein können. Nur die schlotternde Unterhose an seinen Beinen ver­riet, daß noch Leben in ihm war. Starr glotzte er auf die weiße Gestalt, die sich lang­sam und feierlich auf ihn zubewegte und plötzlich den Arm erhob einen endlosen weißen Arm, der nur die Länge der Ofen­zange noch gestreckt wurde.

Hnuuuh!" machte es grollend. Und dann noch einmal:Hnuuuh!"

Der Geist! Herr Jesus der Geist!"

Der Schwanemvirt stand noch immer. Pfeffer zauderte. Söllte cr's wagen, noch

näher zu kommen? Das Licht hier auf dem Gang war zwar nur gering und unsicher. Aber das Bettlaken hatte große Löcher: wie sie eigentlich einem zünftigen Gespenst nur wenig anstanden. Auch die Ofenzange be­gann unter dem gestrafften Linnen langsam hervorzulugen. Wenn Kühnle nur einen einzigen leisen Verdacht faßte-

Allein er faßte keinen. Ganz plötzlich, wäh­rend Pfeffer einen letzten zögernden Schritt machte, riß er sich von der Stelle und pol­terte die Treppe in solcher Eile hinab, daß er unten fast Frau Elsbeth umriß.Der Geist, Alte! Herr Jesus im Himmel! Der Geist! Der Geist!"

Die Bettdecke war ihm von den Schultern geglitten. Er ließ sie liegen. Vor der ehe- liehen Schlafkammer trat er sich auf die ge­lösten Bänder seiner Unterhose und schlug hin. An der hilfreichen Hand der Wirtin rappelte er sich wieder auf. Und als er end­lich mit ihr in der rettenden Stube stand deren Türschlüssel er so oft umdrehte, daß er den Bart abbrach, troff, trotz der kalten Januarnacht, der Schweiß von ihm, als wär's in den Hundstagen gewesen.

Auch dem Geist war's ziemlich warm ge­worden. Den Blechtopf in der einen und die Ofenzange in der anderen Hand, trollte er sich zu Bett. Denn eS war ein sehr armer und sehr gutmütiger Geist . . .

Wie sich David Pfeffer einen Teller Suppe verdient

Es war schon voller Tag. ia, sogar die Sonne blinzelte ein wenig durch das Baum- geäst draußen und fiel auf die blank ge- scheuerte Tischplatte, als David Pfeffer in die Wirtsstube hernnterkam. Trotzdem war der Schwanemvirt noch nicht da. A)er Platz, an dem er seine Morgensuppe zu löffeln Pflegte, war leer, Teller und Holzlöffel noch unberührt. (Fortsetzung folgt.)