Sette 8 — Rr. 7t
Der Gesellschafter
Donnerstag, den 29. März lgZi.
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Aus allen Teilen des Reichsgebiets gehen, wie Wirtschaftsminister Tr. Lehnich bekamti- gibt, von den verschiedensten Wirt'chaftS- gruppen Klagen darüber ein. daß in zuneh- mendem Maße von örtlichen Stellen ins» besondere von Verbänden und Berufsvertretungen. die Bevölkerung aufgefordert wird, ihre Einkäufe nur ..am Orte" zu tätigen. Bei aller Anerkennung der Verbundenheit. die zwischen der Ortsbevölkerung und den einheimischen Ortsgeschäften gegeben ist. wird bei derartigen Aufforderungen übersehe», daß das Reichsgebiet ein ein- Zeitliches Wirtschaftsgebiet darftellt und daß eine große Reihe wirtschaftlicher Unterneh- mungen in ihrem Absatz, soweit sie unmittelbar mit dein letzten Verbraucher in Verbin. düng treten, an örtliche Grenzen einfach nicht gebunden werden können. Solche Unternehmungen werden deshalb durch die geschilderte Beeinflussung der Bevölkerung, nur am Orte zu kaufen, in empfindlicher Weise getrosten und geschädigt. Die Folge eines solchen örtlichen Wirtschaftsprotektionismus ist daher eine ernsteStö- cung des wirtschaftlichen Wie- d era » s b a u w e r ke s innerhalb der Ge- samtwirtschaft.
Dazu kommt, daß teilweise noch solche Aufforderungen. soweit sie sich an Beamte und Angestellte behördlicher Betriebe richten, ge- legentlich mit Androhung dienstlicher Nachteile für den Fall der Nichtbefolgung bekräs- tigt werden. Es bedarf keiner besonderen Darlegung, daß derartige Androh un- gen ungesetzlich sind: sie stellen einen in jeder Beziehung unberechtigten Eingriff in die Entschließungsfreiheit des einzelnen dar, gegen den mit aller Schärfe ein- geschritten werden müßte. Das Polizeipräsidium Stuttgart, die Oberämter und die Ortspolizeibet,ördep werden ersucht künftig derartigen Aufforderungeil an die Bevölkerung, einerlei, vn„ sie ausgehen, mit Nachdruck entgegenzuireten.
Bekämpfung des
AiMer- und Schtvarzarbeiterlums
Tie Landesbauernschaft teilt mit:
Dir ungeheure Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren hat auf allen Gebieten der Volkswirtschaft ein Pfuscher- und L ch w a r; a i b e i t e r t u in übelster Sorte gezüchtet. Besonders breit und sehr zum Schaden der reellen Gärtner haben sich diese Elemente auch auf dem Arbeitsgebiet der Gartenaussührenden und Friedhofs- aärtner gemacht. Leute, die den Gärtner- oeruf nicht genügend oder überhaupt nicht erlernt haben, bieten ihre Arbeit den Gartenbesitzern und Grabstelleninhabern zu Preisen an. die oft weit unter den tariflich festgesetzten oder ortsüblichen Löhnen liegen, so daß es dem anständigen Gärtner, der feinen Gehilfen und Arbeitern die ihnen zustehen- den Löhne zahlt von vornherein unmöglich ist, Aufträge zu erlangen. Die unausbleibliche Folge dieses Unwesens ist eine Funahme der Arbeitslosigkeit bei den gärtnerischen Ar- beitgebern und Arbeitnehmern.
Damit sind aber die Schäden des Pfuscher- tumZ bei weitem noch nicht erschöpft. Der Pfuscher ist in vielen Fällen auch S ch w a r z- arbeiter. Er zahlt weder Steuern noch soziale Abgaben für die Personen, die er vorübergehend beschäftigt. Außerdem ist aber dei Schaden, den Pfuscher in Gärten und
bei Grabbepflanzungen anrichten, so groß, daß auch im Interesse der Gartenbesitzer und Grabstelleninhaber keine Möglichkeit der- säumt werden sollte, diesem Treibei. Einhalt zu gebieten.
Persönlicher Besuch zwecklos
Vor längerer Zeit machte der preußische Minister des Innern die Feststellung, daß sich die Fülle mehren, in denen Oberbürgermeister und Bürgermeister unmittelbar beim Ministerium vorstellig werden, ohne zuvor mit den zuständigen Kommimalaufsichts- behörden Rücksprache gehalten zu haben. Ta nun in Württemberg ähnliche Erfahrungen gemacht wurden, hat der württembergische Innenminister Dr. Schmid die preußische Anordnung übernommen.
Die Anordnung enthält die Weisung, sämtliche schwebenden Fragen zusammen mit den örtlichen Kommunalaussichtsbehörden zu erörtern, und erst dann vorstellig zu werden, wenn sich die Aufsichtsbehörde mit dem Vor- trag der Sache einverstanden erklärt hat. Dieses Einverständnis wird selbstverständlich nur beschränkt erreicht werden können — bei Besoldungssrageu überhaupt nicht, da es meistens nicht erforderlich ist. Strenge Einhaltung dieser Maßnahme ist allen Beteiligten zur Pflicht gemacht.
Wie groß lst -er Fettgehalt -et Me?
Im Reichsgesetzblatt find die Tage die Vor- fchriften über den Fettgehalt und Kennzeich- nung von Käse veröffentlicht worden. Mit Wirkung ab l. April 1934 sind demnach bei Käse die folgenden acht Fettstufen zu unterscheiden.
1. Doppelrahmkäse mit einem Mindestfettgehalt von 60 v. H.
2. Rahmkäse mit einem Mindestsettgehalt von 50 v. H.
3. Vollfettkäse mit einem Mindestsettgehalt von 45 v. H.
4. Fettkäse mit einem Mindestsettgehalt von 40 v. H.
5. Dreiviertelsettkäse mit einem Mindestsettgehalt von 80 v. H.
6. Halbfettkäse mit einem Mindestsettgehalt von 20 v. H.
7. Viertelfettküse mit einem Mindestfettgehalt von 10 v. H.
8. Magerkäse mit einem Fettgehalt von weniger als 10 v. H.
Alle Käse müssen, soweit in der Verordnung für einzelne Sorten eine besondere Bestimmung nicht vorgeschrieben ist, mindestens als Halbsettkäse in den Verkehr gebracht werden. Für hochwertige Käse — z. B. Gervais. Bel- Paese, Emmentaler, Camembert — ist ein höherer Fettgehalr als 20 v. H. vorgeschrieben.
Streckenleistung von etwa 10000 Kilometer im Jahre angenommen wird:
1. Tilgung des Anschaffungspreises 250 NM.; 2. Garage 120 NM.; 3. Versicherung 90 NM.; 4. Reparaturen 80 NM.; 5. Bereifungskosten 30 RM.; 6. Treibstoffe und Oel 320 RM.; ergeben zusammen 890 NM.
Man wird nicht behaupten können, daß die Summen zu hoch angesetzt sind; sie dürf. ten im Gegenteil an der untersten Grenze liegen. Die monatlichen Aufwendungen belaufen sich also einschließlich der Tilgungsquote auf rund 75 NM. Das ist aber gerade für die Masse der Bevölke- rung, die es ja für den Motor zu gewinnen gilt, noch zu hoch, weil sie von ihrem Einkommen einen solchen Betrag einfach nicht entbehren kann. Deshalb heißt es: einsparen! Der höchste Unkostbetrag ist der für Benzin und Oel mit 320 Mark. Eine zu Buch schlagende Verbilligung der Kraftfahrzeughaltung hängt also eng mit den Lreibstosspreisen und diese wiederum mit den hohen Zöllen und dem Spiritusbeimischungszwang zusammen. Aber auch die anderen Posten müssen, und sei es auch nur im einzelnen geringfügig, herabgedrückt werden. Die Industrie muß ihre Gewinnkalkulation auf das allerschärsste abstellen, der Händler seine Provisionen bescheiden halten, was ihm desto leichter fallen wird, je mehr der Umsatz steigt; die Versicherung muß zur Prämienverbilligung kommen, und der gesamte Kundendienst am Auto einschließlich der Reparaturwerkstätten muß zu der billigeren Fahrzeughaltung sein Teil beisteuern. So und nur so kommen wir der Verwirklichung der Volkswagen-Idee immer näher und näher.
Der Volkswagen muß kommen
Der tiefere Sinn unserer Motorisierung.
. Pm ,,Krastiabr-Preiiedien!t" des DDAC. leien wir folgende» Aussatz aus der Feder Dr Beruh, von Oterendorps, der gerade für Sie breite Oessentlichkeit von Interesse ist.
Es ist erstaunlich, wie in dem einen Jahre der nationalsozialistischen Regierung die Idee des Volkswagens breiteste Schichten des deutschen Volkes ersaßt hat. Unsere führenden Männer haben nicht nur technisch-materiell der Kraftfahrt mächtige Impulse gegeben, sondern auch psycho- ko gisch den Boden für eine stärkere Motorisierung des Verkehrs mit ungeahnter Wucht vorbereitet. Gewiß, selbst bei aller Anerkennung der Leistungsfähigkeit und Preiswürdigkeit unserer Klein- und Kleinstwagen, sowie der Krafträder muß mau doch zugeben, daß das Zeitalter des Volkswagens kaum erst angebrochen ist. Wenn nicht nur jeder Hundertzwouzigste, sondern jeder Fünfzigste oder Vierzigste Deutsche einer, Wagen halten kann, so sind dafür eine Reihe von Voraussetzungen nötig.
Der Volkswagen mutz erstens erheblich billiger als der heutige Kleinwagen sein, zweitens müssen Haltungs- und Betriebskosten eines Kraftfahrzeugs bedeutend gesenkt werden, und drittens muß das Einkommen breiter Volkskreisr steigen. Ter letzte Faktor steht in ursächlichem Zusammenhang mit den beiden elfteren.
Es ist nun wohl nicht anzunehmen, daß selbst bei weiter langsam ansteigenden! Wirtschastsausschivuiig die Einkommensumme des Einzelnen sich in den nächsten Jahren über dos normale Maß hinaus erhöhen wird, denn in erster Linie kommt es unserer Regierung daraus an. alle arbeitslosen Volksgenossen in den Beschäftigungsprozeß einznreihen. Die Einkommensbildung wird sich also vorerst in den unteren Schichten vollziehen, da allerdings in breiten Kreisen. Aber diese können für die Haltung
eines Kraftfahrzeugs leider uoch nicht in Frage kommen. Das sind die Einkommen bis zu etwa 3000 Mart jährlich.
Die nächste Gruppe, die ein Einkommen von 3000 bis 5000 Mark hat, wird bei siegreicher Fortführung der Arbeitsschlacht naturgemäß davon Nutzen ziehen und besonders in der oberen Grenze immer mehr in die Lage versetzt, sich ein Kraftfahrzeug an- zuschasfen. Wenn dieser Fall bald eiutritt, so ist damit zweifelsohne ein sehr großer Schritt zur weiteren Motorisierung getan, denn in der Einkommenspyramide nimmt diese Gruppe bereits einen sehr breiten Raum ein. Nach oben verschmälert sie sich sehr stark; so gab es z. B. lauf Grund der letzten Zählung) 1928 fast 2 Millionen Personen mit einem Einkommen von 3000 bis 5000 Mark; darüber hinaus gehenden Verdienst hatten nur etwas mehr als 1,2 Millionen Personen.
Dem kommenden Volkswagen wird es Vorbehalten bleiben, diese breite Schicht von 2 Millionen zu Kraftfahrern zu machen, und damit kommen wir zum ersten Punkt der Voraussetzung zurück. Schon heute kann man wohl — auch nach dem technischen Stand der Dinge — die Forderung aufstellen, daß das Volksautv nicht viel mehr als 1000 Mark kosten darf. Ein solcher Preis kann und wird von einer großen Anzahl Volksgenossen aufgebracht werden, wenn durch den (jetzt schon in Angriff genommenen) Ausbau der Absatzfinanzierung die Anschaffung erleichtert wird. Für einen solchen Wagen — natürlich wird es kein Luxusfahrzeug, sondern ein richtiger Gebrauchswagen ohne alles überflüssiges Beiwerk sein — läßt sich folgende Kostenrechnung aufstellen. ! wobei eine Lebensdauer von 4—5 Jahren, i ein Durchschnittsverbrauch an Oel und Ben- ! zin von 7 Liter je 100 Kilometer und eine !
Ein Eierkuchen wird gezeichnet
Menzel saß eines Abends in seiner Stammkneipe und war so müde, daß er in seiner Ecke einschlief, nachdem er kaum etwas getrunken hatte. Ein halbes Stündchen mochte er gedämmert haben, da wachte er Plötzlich auf und hatte das Gefühl, daß er jetzt etwas essen müsse. Er bestellte also beim Kellner einen Eierkuchen. Doch kaum hatte er ein Paar Bissen gegessen, als ihn wiederum der Schlaf überkam, und als er nach einem halben Stündchen aufwachte, mußte er zu seinem Bedauern seststcllen, daß der Eierkuchen kalt und nicht mehr zu genießen war. Um aber wenigstens irgendeinen Genuß von der Sache zu haben, zog Menzel seinen Skizzen block hervor und zeichnete den kalten Eier tuchen, dessen verschrumpelte Formen sein Malerange reizten.
„Sagen Sie mal. wie sind Sie denn mir Ihrer Geflügelfarm zufrieden?"
„Ach danke, die Brutalität meiner Hühner läßt nichts zu wünschen übrig!"
Plötzlich schrie der kleine Murkel herzzer- drechend.
Die Mutter eilte zu ihm. „Was hast du denn?"
„Ich habe mir gestern mit dem Hammer aus die Hand geschlagen!"
„Und da weinst du heute?"
Das Kind schluchzte: „Gestern warst du doch nicht zu Hause."
Einige verheiratete Herren hatten eine Nach! lustig durchgebracht und unterhielten sich ein paar Tage später darüber.
„Das war eine Nacht, was?" sagte der eine, „ich bin schließlich ans der Wache gelandet."
„Sie Glücklicher", meinte der andere, „ich fand den Weg nach Hause!"
DeeklmgeHeAer
Ei» Botksrvman aus Schwaben Bo» Iden ko von Kraft
27s
Sie wird ein wenig rot. was er freilich nicht sehen kann. Vielleicht spürt sie plötzlich seine Nähe auch anders, als sie'sie bisher empfanden. Tenn sie erhebt sich mit einem Male, hüllt sich ganz fest in ihr Dnch und icheint es eiliger zu haben als bisher. „Also, David dann dank' ich schön! Ich mag dich >a auch! Wenn sie so wüstes Zeug schwätzen über dich ich hab's ja nie nit geglaubt. IeNcl aber glaub' ich's nvch weniger . . . Und >etzt ichtasst auch recht gut! Gelt?"
Er tapp! mit dem bloßen Fuß in die (leine Wasserlache, „In — jeut schlaf' ich, Madie!"
Sie geht . . . David Pfeffer einen halben Schritt hinter ihr. um ihr leise die Tür zu Minen. Er weiß, wie man sie ansinn muß, damit sie nicht knarrl. Schon steht sie halb oiien.
Da kehrt Bärbel nvch einmal um. wirst rasch beide Arme um seinen Hals und küßt ch». „Vergelts Gott. Tavidle!"
Er steht da — vergißt, znznuiachen. Kanin hörbar tasten sich ihre Füße die Treppe hinunter ... Er horcht ihnen nach, bis sie völlig versickern. Dann erst schließt er wieder. Zieht den Schlüssel ab. Schiebt ihn in die Tasche. Oder vielmehr: will ihn in die Tasche schieben. Tenn es gehl nicht. Da ist etwas, ivovon er abgleitet: ein Stück dünnes, glattes Leder, oder was es schon sein mag.
Seine Hand tastet danach, während seine Gedanken noch bei dem Mädchen sind. Ter Kuß aus den Lippen brennt ihn. Er fühlt,
daß es so ein ganz unschuldiger, guter Gelegenheitskuß ist, wie ihn junge Mädchen haben, die noch nicht sehr viel von der Liebe wissen. Ein Kuß ohne Hintergrund . . . Dennoch brennt er ihn. Von wo ist ihm dieser Kutz zugeflogen? Von der Freundschaft? Von einer ganz, ganz kleinen Neigung? Oder nur von der Dankbarkeit, die ja im Grunde überhaupt nicht küssen kann?
Während seine Gedanken noch mit dem Kuß spielen, beschäftigen sich seine Hände mit dein Ding, das er aus der Tasche her- ausgesingert hat. Ach, ja — richtig, jetzt weiß er, wie es da hineingekvmmen ist: Er hat es aufgetesen, als er hinter dem Gespenst hergelaufen ist. Freilich — das ist es! Und wenn ihn seine Finger nicht täuschen, so ist es ein Schuh. Ein Pantoffel.
So zerwühlt, müde und durchtaltet er ist. nimmt er sich dennoch Zeit, Licht zu schlagen. Das Talgstümpschen. das neben seinem Bett steht, ernährt nur eine dürftige Flamme. Doch sie reicht ans. Was er da in Händen hat. ist ein gestickter Schlappschuh mit schwarz belederter Spitze und großen blauen Sternen auf ockergelbem Grunde . . . Ein seltsames Kleidungsstück !ür eine abgeschiedene Seele!
Er schiebt es unter sein Kisten, setzt das Hütchen ans die Flamme. Es wird tiefe Nacht. Ein nebelhaftes Viereck, steht das Fenster im Schwarzen. Nun'ist es wieder ganz still un Haus. Auf dem Bettpfosten hängt die Hose zum Trocknen. Beim Fußende stiert ein Knhkopf unter dem Strohsack hervor. Es riecht nach Fleischerladen und Gerbsäure ... !
Ob wohl die Bärbel bei ihrem Eberhardj auch so unschuldig znknßt —?
V v in sch w äbis ch e n A in t m a n n z u i»
peruanischen S o n n e n P r i e st e r
„Schwanenwirt", sagte der Häberles-Berte, wobei er zwei Fäuste machte, als ob er ei
nen Stier Niederschlagen wollte, „wenn du mich für einen feigen Hund hältst, so sag's lieber gleich! Dann weiß ich, woran ich bin, und kann gehen. Ein feiger Hund bin ich nie nit g'wesen . . . Aber ein Wesen von Fleisch und Blut muß es sein, wo man zlipacken kann! Verstehst? Meinswegen der Teufel... Wie's aber heut iu der Nacht g'wesen ist
„Und du hast's g'sehn?" stotterte Christian Kühnle, der wachsbleich hinter dein Tisch bei seiner Frühsuppe saß, wobei er einen Lössel nach dem andern verschüttete. „Du hast's gottwahrhaftig g'sehn?"
„Gvttwahrhaftig. Schwaneuwirt, mit diesen meinen Angen! Wie ich die Tür aufinach'. ist's dag'standen. Berte, Hab' ich gedacht, jetzt ist's 'rum! Einen Kops hat's gehabt — stras' mich Gott, wenn er kleiner war als wie ei» junges Kalb. Und Urigen, sag' ich, Augen ... Die konnten einem gleich das Herz wegbren- nen. Halb wie ein Stier hat's ansg'sehen und halb wie ein wilder Mensch, und ans der Nüstern hat's Rauch und Feuer g'futzget. daß du's schier nit hast anshalten können! Und dann die Stimm', Schwanenwirt! Die herrgvttsdunderschlächtige Stimm'!"
„Recht hast!" kreischte Ulrike, das Schank- mädchen. „Eine Stimm' hat's g'habt als wie ein Bär! „Hiinuh!" hat's gemacht . . . Ich Habs ganz deutlich g'hört: „Huuuh!""
„Und ich bleib' nit länger!" schrie die Grvßmagd Julle dazwischen, ohne sich um den Text der andern zu bekümmern. „Und ich pack' mein' Sach und geh'! In einem Hans, w» die wilden Stiertvps nur so Rauch und Feuer sutzgeu. bleib' ich nit! Und Wenns für zwei Krouentaler die Woch' war'!"
Christian Kühnle schickte abermals einen Löffel Suppe über Bord ans die Tischplatte, so zitterte ihm die Hand. „Du hältst deine Gosch'. Julle! Verstehst?"
„Nix halt' ich! Gar nix halt ich! Ich sag' nur, was wahr ist. Fraget doch den Berte. Schwanenwirt! Der wird's Euch sagen, wie sie's beut' schon im ganzen Städtle herumschwätzen, daß bei uns der Teufel einlogiert ist . . . Und ich Hab' ihn selbst schwätzen gehört! Unten im Hof. wo der Schuppen ist. da hat er g'schwätzt — wahrscheinlich mit einer abgeschiedenen Seel', wo er g'holt hat."
„Mit einer --?" Frau Elsbeth vollen
dete nicht. So siedeheiß wallte ihr das Blut zum Herzen.
„G'wiß, Frau! G'wiß! Der Nachtwächter hat's auch g'hört! Der hat's herumerzählt. Sogar der Herr Pfarer weiß davon und soll g'sagt haben, daß das ganz gut sein kann, so was. daß der Teufel eine Seel' holt, wo auf der Erd' in Sünden g'lebt hat und i» Sünden dahingangen ist."
„WaS sagt der Nachtwächter?" erkundigte sich der Schwanenwirt.
„Der Nachtwächter", berichtete der Knecht, „wär' grad drüben die Gast' vor dem Haus des Herrn Amtmanns entlanggegangen und hätt' die zweite Stund' ausg'rufen. Und das ist wahr. Schwanenwirt: denn ich hab's selbst g'hört. Und grad, wie er sagt: „Zwei Wege hat der Mensch vor sich — Herr, den schmalen führe mich!", grad da hätt' er in der Hofeck' bei uns rumoren hören und hätt' herübergespickt, um zu sehen, was es war'. Und da, sagt er — und das ist g'wiß wahr. Schwanenwirt —. da hat? er g'sehen. wie wenn zwei miteinander ringen täten und hört sie auch schnaufen und schwätzen. Er hätt die Hellebard' gepackt und war' vor ! sichtig näher g'schlichen. Aber wie er endlich > ganz nah ist. war' plötzlich alles weg g'we sen. und 's hält' nur so höllisch g'stunken nach Pech und Schwefel und faulem Fleisch."
Fortsetzung folgt.