Nr. 72
Dienstag, 27. März 1934
108. Jahrgang
er G eselllcli alter
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MiniMoke WchliijchruWli nach Mmich
30 Waggon Kriegsmaterial in der Umgebung von Wien eingetroffen Hakenkreuzfahnen über Stadt und Land
ek. Wien, 26. Mär;.
In Wien herrscht m der Bevölkerung seil einiger Zeit große Beunruhigung über W n j s e n t r a n s p v r l e. die in den ersten Montagen über italienische Gren;-
stationen eingetroffen sind. Es handell sich um 30 Waggon. Daß es sich dabei nicht „m eines der häufigen Gerüchte handelt, geht daraus hervor, daß es gelungen ist. d i e N n in in e r n der Güterwagen fe st; u st e l l e n.
So wurde Kriegsmaterial aus den Güter- wag/ ! , 186488, 251 718, 18,2232, 132614.
l55 ! i > und > 004 709 in Brunn am Gebirge südlich von Wien aii-r-geladen. Die Waggons FLG. l 000 368. t 009 388. t 004 226. 164 659. >016 534 und >67 003 gelanglen nach Felix- dvu bei Wiener-Neustadl, während in das Tiiiopenübiiiigslager Kaiser-Ebersdvrs. östlich von Wien, die restlichen Waggvnladun- gen gekniet wurden, darunter vier österreichische Güterwagen 483 526. 483 761. 483 552 und 483 219. die je einen Panzer- k r a i t w a g e n enthielten.
lieber den Zweck dieser Kriegsniaterial- bejchainnigen wird von den Behörden naturgemäß strengstes Stillschweigen bewahrt. Man nimm, aber an. daß sie zur Ausrüstung der 'veimwehrsoldateska dienen, was naturgemäß große Erregung in der Bevölkerung Hervorrust.
A-e M tsnaMalMKe Bewegung wächst!
Während die Negierung über die neue Verfassung berät, die den derzeit Regierenden die Ministerposten aus Lebensdauer sichern und das Volk zur Gänze von der Mitarbeit ansschalten soll, wächst die Erbitterung in der Bevölkerung m das Ungemessene. Insbesondere aus Arbeiterkreisen, die im blutigen Bürgerkrieg den wahren Wert ihrer marxistischen Führerschaft kennen gelernt haben, kommen überall neue Anhänger zur nationalsozialistischen Bewegung, die nach nenn Monaten Verbot stärker denn je ist.
So trieb am Samstag mittag über Wien ein Ballon mit einer großen Hackenkreuzfahne, Polizeiflieger suchten ihn vergebens herunterzuholen. Im Salzburger Vorort Maxglan wehte kürzlich auf einer an der Hauptstraße stehenden hohen Fichte eine Hakenkreuzfahne, die her-
> unterzuholen erst nach vielen Stunden mög- ! lich war. Auch in anderen Orten Salzburgs,
so in E b e n, in G r ö d i g und in Itzling, wurden aus Bäumen und Schornsteinen gehißte Hakenkreuzfahnen und Hakenkreuzfeuer j aus den Berghöhen stürmisch begrüßt.
Innsbruck, die Stadt des Gauleiters ofer, war kürzlich wieder einmal von einem ranz leuchtender Hakenkreuzfeuer umgeben. Die Beitrittserklärungen zur NSDAP, können in zahlreichen Orten Oesterreichs kaum ausgearbeitet werden, so zahlreich sind sie.
Jollsntz will «nlMiroüiekl ml» llis Llbkuszeil »giert«
Die Grundzüge der nuen österreichischen Verfassung
! Die nunmehr vorttegenoen amuiMn uno halbamtlichen Verlautbarungen über die neue österreichische Verfassung, die seit zwei ! Wochen Gegenstand der intensivsten Bera
tungen des österreichischen Kabinetts ist, zeigen das Bestreben der Regierung, jeder i Willensäußerung des Volkes
«uszuweichen und selbstherrlich bis ans Ende des Lebens ihrer Mitglieder zu regieren.
Von einem Recht des Volkes, das in der bisherigen Verfassung im Artikel 1 verankert
> war, ist im neuen Verfassungswerk keine
! »tede mehr. Es ist bezeichnend, daß das neue
! besetz mit den Worten beginnt: „Im Na-
i wen Gottes, des Allmächtigen,
! gibt sich der Bundesstaat Oesterreich eine
neue Verfassung".
! Alle Rechte werden in der Re
gierung vereinigt. Die Regierung erläßt aus eigener Machtvollkommenheit Gesetze, die sie zwar vorher einer oder mehreren der zu bildenden vier Kammern zur Begutachtung vorlegt, doch ist sie in keiner Weise an eine Ablehnung eines Gesetzes durch die Kammern gebunden. Diese vier Kammern sind: Der aus 40 bis 50 aus zehn Jahre vom Bundespräsidenten über Vorschlag der Regierung ernannten Mitgliedern bestehende Staatsrat, der aus 30 bis 40 Mitgliedern bestehende Kulturrat, der aus 70 bis 80 Mitgliedern bestehende Wirtschaftsrat und der aus je zwei Mitgliedern (Landeshauptmann und Landesfinanzreferent) jedes Landes bestehende Länderrat.
20 Mitglieder des Staatsrates und des Wirtschaftsrates, 10 Mitglieder des Kultur- rates und 9 Mitglieder des Länderrates bilden den Bundestag, der die von der Negierung vorgelegten Gesetze beschließen, aber nicht abündcrn darf. Verwirft der Bundestag eine Gesetzesvorlage, so kann die Negierung eine Volksabstimmung einleiten. Ein Volksbegehren ist ausgeschlossen. Weder die Kammern, noch der Bundestag haben das Recht. Gesetze zu beantragen. Ihre Verhandlungen sind nicht öffentlich, ihre Mitglieder genießen keine Immunität. Die Immunität' ist anssthließ- lich dem Bundesprästdenten und den Regie- rungsmitgliedern Vorbehalten.
Der Bundespräsident erhält die Befugnis, die Verfassung fe nach Bedarf ohne Zustimmung einer Körperschaft abzuändern.
Damit ist die Regierung jeder Kontrolle durch das Volk entzogen. Sie kann auch nicht durch ein Mißtrauensvotum des Volkes oder der Körperschaften — die nicht als Volksvertretungen bezeichnet werden können, weil das Volk nicht den geringsten Einfluß auf ihre Zusammensetzung hat — gestürzt werden.
Strittig sind noch zwei Fragen: Die Wahl des Bundesprästdenten und' die Inkraftsetzung der Verfassung. Die Christlichsozialen sind für die Wahl des Präsidenten durch das Volk und die Inkraftsetzung der Verfassung durch das bestellende Niimosparlament — die Heiniwebr w'll alles im Vcrordnungs- wege erledigt wissen.
Sie Neuordnung der Wedrsormationen
Nach längeren vertraulichen Besprechungen über die Eingliederung der Wehrsormationen — Heimwehren, Ostmärkische Sturmscharen, Freiheitsbund, christliche Turner — ist nebenbei bemerkt: ohne Hinzuziehung des Vizekanzlers Feh) eine Vereinbarung zustande- gekommen, die in ihren Grundzügen folgendes vorsieht:
Die genormten Formationen — jedoch ohne die Bauernwehren des Landbundes — werden zu einer einzigen „Wehrsront" zu- sammengesaßt und der „Vaterländischen Front", die Dr. Dollfuß untersteht, eingegliedert. Führer der Wehrfront wird Fürst Starhemberg, der dafür auf einen Sitz in der Regierung verzichtet hat. Vizekanzler Feh und der Führer der Ostmärkischen Sturmscharen, Justizminister Dr. Schuschnigg, scheiden aus den Wehrverbänden aus. Die bisherigen Wehrverbünde bleiben als Unterabteilungen der neu zu organisierenden Wehrfront bestehen.
Ein Einbau in die Verfassung, wie er von Starhemberg angestrebt wurde, findet nicht statt, dochträgtdieRegierungnach wie vor die Kosten der Wehrverbünde. Amtlich wird die Zahl der Angehörigen der Wehrsront mit 30—40 000 angegeben; im Ernstfälle kommt aber, wie der marxistische Februaraufstand bewiesen hat, höchstens einDrittelin Betracht.
Die Verordnung der Negierung, daß jeder Betrieb für je 25 Angestellte einen Angehörigen der Wehrformationen einstellen muß, wird mit aller Schärfe durchgeführt werden. Auf diese Weise hofft Dr. Dollfuß eine Verminderung der Wehrformationen auf eine ihm ungefährliche Stärke zu erzielen.
Britischer Fragebogen an Frankreich
Die Frage -er „Ausführungsbürgschasten" eg. London, 26. März. Der Abrüstungsausschuß des britischen Kabinetts ist am Montag zu einer Sitzung zusammengetreten. Wie man erfährt, beschäftigte er sich mit der Aufstellung eines Fragebogens, der der französischen Regierung zur Aufklärung einzelner Punkte der letzten Note, insbesondere über die „Ausführungsbürgschaften" zugestellt werden soll. Dem
Gefährliche CWNNMN in Frankreich
Putschvorwürfe von Rechts und Links — Blutige Bersammlungsschlachten
in Toulon und Tours
gl. Paris, 26. März.
Seit Wochen bewirft sich die Rechts- und Linkspresse gegenseitig mit Vorwürfen und Enthüllen, daß die andere Gruppe den gewaltsamen Umsturz plane. Erst vor wenigen Tagen konnte der rechtsstehende „Matin" Urkunden veröffentlichen, die auf marxistische Bürger- kriegsvorbereitiingen Hinweisen, ohne daß es den Linksblättern bisher gelungen wäre, die Echtheit dieser Dokumente überzeugend zu widerlegen. Dafür unternimmt der sozialistische „Populaire" nunmehr den Versuch, die Gefahr eines Militärputsches an die Wand zu malen. Angeblich soll der Generalkommandant des 2. Militärbezirks in Amiens die Aufstellung einer Liste jener Industriellen eingeleitet haben, die auch im Falle von Spannungen ihre telefonischen Verbindungen aufrechterhalten müssen. Ohne eine Gewähr für die * Echtheit dieses Dokuments zu übernehmen, schließt das iMirxistische Blutt daraus auf einen geplanten Militärputsch und glaubt damit die Aufmerksamkeit von den marxistischen Rüstungen abgelenkt zu haben.
Die Regierung scheint die Gefährlichkeit dieser an Hysterie grenzenden innerpolitischen Spannung erkannt zu haben. Ministerpräsident Doumergue wandte sich am Samstag in einer Rundfunkansprache an das französische Volk, in der er zur Ruhe und zum Vertrauen in die Regierung aufforderte. In der Oeffent- lickkeit wird dieser Avvell allerdings nur als
Zeichen dafür betrachtet, daß der Vertrauensvorschuß, der dem Kabinett der nationalen Einigung nach den blutige« Februartagen gewährt wurde, im Schwinden ist.
Jedenfalls nehmen die Spannungen in Frankreich zu. Das zeigt sich auch in den immer häufiger werdenden Versammlungsschlachten. So kam es Samstag in Tours zu blutigen Zusammenstößen zwischen Marxisten und Gegnern, bei denen auch Schüsse gewechselt wurden. Drei Polizeibeamte wurden verletzt.
Auch während eines Vortrages des Abgeordneten Pbarnegaray in Toulon, der besonders durch seine Vorstöße in der Stavisky-Angelegenheit und wegen der Pariser Februarunruhen bekannt geworden ist, kam es in den neben dem Versammlungsraum liegenden Straßen zu Demonstrationen die vom Komitee zur Bekämpfung des Faschismus inszeniert worden waren. Zusammenstöße blieben nicht aus. Nach dem „Matin" sollen sie so ernst gewesen sein, daß die Polizei nach Schluß der Versammlung Dbarnegarays die Ruhe auf der Straße überhaupt nicht mehr wiederherstellen konnte. Erst nachdem 250 Mann Mobilgarde zur Verstärkung herangeschafft worden waren, konnten die Straßen von den Demonstranten gesäubert werden. Mehrere Marineoffiziere in Uniform wurden von den Antifaschisten tätlich angegriffen. Ein Fähnrich wurde sogar schwer verletzt.
Das Reaefte in Kürze
Bei den italienischen Abgeordnetenwahlen stimmten 96 Prozent der Wahlbeteiligten für die Regierung Mussolini.
Hitlers „Mein Kamps" ist nunmehr in italienischer Sprache erschienen. Der Führer widmet der Uebersetzung ein eigenes Vorwort.
Die österreichische Verfassung zeigt, soweit sie jetzt schon bekannt ist, die klare Absicht von Dollfuß, jede Willensäußerung des Volkes zu unterbinden.
Rach langen Verhandlungen ist nunmehr die Streikgefahr in der amerikanischen Automobilindustrie beseitigt worden.
Reichsstatthalter Murr hatte die württem- bergischen Kreisleiter zu einer Besprechung nach Stuttgart berufen, um ihnen Richtlinien für die Durchführung der Arbeitsschlacht zu geben.
französischen Botschafter in London sollen bereits entsprechende Weisungen zugegangen sein.
In der französischen Presse nimmt nach wie vor die Frage eines Garantiesystems einen breiten Raum ein. Uebereinstimmend wird aber betont, daß für England nach wie vor die Bereitwilligkeit der anderen Mächte zur Abrüstung, insbesondere in der Luft, entscheidend bleibt.
Wehrmacht
fördert die nationale Arbeit
Spenden einer Garnison
kic. Berlin, 26. März'.
Wie aus Kiel berichtet wird, hat die Wehrmacht dort an Spenden zur Förderung der nationalen Arbeit vonAugustbis Ende Februar mehr als 840000 Reichsmark gesammelt. Von den Dienststellen allein wurde ein Sammeleraebnis von 64 50.0 Reichsmark erzielt.
ss v. K. „Sa" für Mjjvltni
Das vorläufige Endergebnis der italienische« Abgeordnetenwahlen
Rom, 26. März.
Amtlich wird folgendes vorläufige Gesamtergebnis der Wahlen zur italienischen Abgeordnetenkammer bekanntgegeben:
Die Zahl der Wahlberechtigten betrug- 10 433 536, die Anzahl der abgegebenen Stimmen beläuft sich auf lO 041 997; W a h l- beteiligung 96,25 Prozent. Hiervon lauteten auf Ja 10 025 9 1 3 Stim- m e n, auf Nein 15 265 Stimmen. Ungültig waren 1219 Stimmen.
Die Abstimmung am Sonntag hat sich in ganz Italien in größter Ordnung und ohne jeden Zwischenfall vollzogen. *
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italienisch
Ein Vorwort des Führers
Mailand, 26. März.
Im Verlage Bompiani in Mailand kommt in diesen Tagen die italienische Uebersetzung des Werkes des Führers „Mein Kampf" in Buchform heraus. Der Führer hat dazu folgendes Vorwort geschrieben:
„Kämpfer, die für erhabene nationale Ideen kämpfen, sind lebensstark und zukunftsreich. Sie halten ihr Schicksal selbst in Händen. Ihre gemeinschaftsbildenden Kräfte sind dann nicht selten Werte von internationaler Geltung, die für das Zusammenleben der Völker untereinander segensreicher wirken, als die „unsterblichen Ideen" des Liberalismus, die die Beziehungen der Nationen verwirren und vernichten.
Faschismus und Nationalsozialismus, in ihrer weltanschaulichen Grundhaltung innerlich verwandt, sind berufen, einer fruchtbaren internationalen Zusammenarbeit neue Weae