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Einweihung der Stuttgart, 21. Marz.

Z Pein langen Für und Wider einer Ver­breiterung der Neuen Weinsteige wurde durch rasches Handeln unserer neuen Stadt­verwaltung ein ebenso rasches Ende bereitet.

Gestern, anläßlich des zweiten Jahres- angrifss gegen die Wirtschaftsnot, übergab Oberbürgermeister Tr. Strölin die ver­breiterte Straße dem Verkehr. Fahnen wehten an beiden Seiten der Straße, noch frh man die Merkmale des erst vollendeten Baues. Äni Anfang der heute wirklich breiten Straße sind in großen Lettern die Jahres­zahlen 18311934 angeschrieben. Sie er­innern an den Altmeister der Straßenbau- tunst Etzel, dem weiter oben ein Denkmal, feiner Verdienste um Württembergs Ver­kehrsnetzwesens wegen gesetzt wurde. Oben, am Mbe der Weinsteige, also bereits in Deger­loch, hatte sich Degerlochs Bevölkerung aus­gestellt und wartete auf den großen Augen­olick. dessen Zeuge sie sein sollte. In den ersten, regnerischen Frühlingstag klang der von der Straßeubahnerkapelle gespielte Beethovensche ChorDie Himmel rühmen des Ewigen Ehre".

Die Ehrengäste, unter ihnen Wirtschafts- Minister Lehn ich, Finanzminister Dr. Dehlinger, Polizeipräsident Klaiber, Oberregierungsrat Jack vom Arbeitsamt Ltnttaart, Vertreter des Arbeitsdienstes und der städtischen Banämter, nahmen vor dem festlich geschmückten Pult Aufstellung, als der Vorstand des Tiefbauamtes das Wort ergriff und Oberbürgerm. Dr. Strölin als Vertreter der Stadt die Fertigstellung der Straße meldete. Oberbürgermeister Dr. Strölin führte in seiner anschließenden Rede folgendes aus:

Das Werk, das hier geschaffen wurde, ist von großer Bedeutung für den Verkehr der Stadt Stuttgart. Die Bedeutung wird noch erheblich größer werden, wenn diese Straße in Bälde eine Zubringerstraße zur Reichs­autobahn wird.

Dieses Werk, für das die Stadt Stuttgart rund 1 Million Mark aufgewandt hat. konnte vielen Menschen Arbeit und Brot geben. Diese haben ihre amne Kraft einae-

neuen Weinsteige

fetzt, um die mühsamen und schwierigen Bauarbeiten durchzusühren.

Ich danke den Unternehmern und den flei­ßigen Volksgenossen aus dem Tiesbau- gewerbe. die diese Arbeit geleistet haben. Ich danke der Straßenbahn, die die Gleise um­gebaut, dem städt. Tiefbanamt, seinen Jn- genieuren nnd Baumeistern, die die umfang- reichen Projekte bearbeitet und den Bau ge­leitet haben. Mein Dank gilt ebenso dem Technischen Landesamt und der staatlichen Forstverwaltung für die Förderung der städt. Arbeiten.

Ich übergebe am heutigen Tage die N e u e W e i n st e i g e im Ein­vernehmen mit dem Polizeipräsidium wieder dem öffentlichen Verkehr mit dem Wunsche, daß sie in noch stärkerem Maße als bisher eines der wichtigsten Bindeglieder zwischen Stadt und Land wird. Ich hoffe, daß durch sie viele Gäste in unserer schönen Stadt Stuttgart Einkehr halten.

Ich gebe hiermit die Straße frei.

MiiMervrMent Söring in Brandenburg

Finowfurt, 22. März.

Während der Führer in Unterhaching den Arbeitern den Spaten in die Hände drückte, eröffneten in der Provinz Brandenburg Ministerpräsident Hermann Göring und Oberpräsident Gauleiter Wilhelm Kube mit dem ersten Spatenstich die Arbeiten für den Bauabschnitt der Reichsautobahn Ber­lin-Stettin in Finowfurt bei Eberswalde.

Nach einer kurzen Begrüßung auf der fest­lich geschmückten Tribüne durch den Leiter der oversten Baubehörde sprach zunächst Gauleiter Kube.

Ministerpräsident Göring. dem mehrere, kleine Arbeiterkinder Blumensträuße über­reicht hatten, betonte, daß der Gauleiter Wilhelm Kube es gewesen sei, der die Kur­mark aus Not und Schmach zum Lichte die­ser herrlichen Bewegung geführt habe. Der

Minislei pcäsideilt wandte sich scharf gegen die ceakiiouären Kreise, die immer uns ihren Nationalismus gepocht hätten.

Auch diese Autostraßen sollten im Wech­sellaus der Wirtschaft neue Arbeit schassen dadurch, daß sie das Volksautomobil för­dern, damit auch der minderbemittelte Volksgenosse nach des Tages schwerer Arbeit hinaus könne in die Natur. Jedoch könnten nicht staatliche Aufträge allein dem Arbeiter Brot geben; jeder Einzige im deutschen Daterlande müsse Prüfen, wie er selbst, und sei es durch die kleinste Anschaffung deu Arbeitsmarkt entlasten kann.

Nach dein Horst-Wessel-Lied wurden dem Ministerpräsidenten 20 der ältesten SA.- Männer der Standarte 207 vorgestellt.

Der Ministerpräsident vollzog dann mit den Worten:Der Arbeit den Verdienst, der Arbeit die Ehre" den ersten Spatenstich. Nach ihm stieß der Oberpräsident mit den Wor­tenEhrt die Arbeit" den Spaten in die märkische Erde.

Unter dem Jubel der Menge setzten sich

dann die Wagen in Bewegung; durch da- ceich beflaggte Finowfurt ging es nach Niedersinow. wo der Ministerpräsident unk der Gauleiter der Einweihung des SchiffT« Hebewerkes beiwohnten.

Sie Feier im iSouaMnitt Mannheim »er MikksMltobM

Mannheim, 21. März.

Ter vom Führer zum Großkampftag de> Arbeitsschlacht erklärte 21. Mürz wurde auch ms den Gauabschnitt Mannheim der Reichs- aukvbahn am sog. Dossenwald. dort >vv die lüuttige Reichsanwbahn die Nord- Süd-Eisenbahn schneiden wird, ausgedehnt. Mehrere tausend Arbeiter der Baustelle waren angetreten, um die richtungweisend! Rede des Führers anziihören. Bor Beginn s der Rede sprach Neichsstatthalter, Gauleiter Robert Wagner und der Leiter der Lau- oesstelle Baden-Württemberg des Reichs- I z?ropagandaministeriums, Moraller, zu j Sen Versammelten.

Einweihung her CWsheSenierks Musinm

Niedersinow, 21. März.

Das Schiffshebewerk Nieder finow das größte der Welt, ist in Gegenwart des Stellvertreters des Führers Rudolf Heß. Ministerpräsidenten Neichsminister General Göring. des Reichsjustizmimsters. des Reichsfinauzministers, mehrerer Augehörigei. des diplomatischen Corps, der Gruppenfüh­rer Staatsrat Ernst und Prinz August Wilhelm, des Oberpräsidenten Staats rat Kube, Oberst Wecke und zahlreicher anderer Persönlichkeiten, von Reichsverkehrs­minister von Eltz-Rübenach feierlich seiner Bestimmung übergeben worden.

Die feierliche Handlung vollzog sich in Nahmen der Uebertragung der Rede des Führers aus Unterhaching in Anwesenheit tiner nach vielen Zehntausendeil zählenden Menschenmenge, starker Abteilungen SA. NSBO., HI. und des Arbeitsdienstes. Etwa 100 Hakenkreuzfahnen leuchteten bei der Feier weichin in das märkische Land. ReichS-

:'erket,rsminister von Ettz - Rübenach hielt eine Rede, in der er daraus hiuwies. daß das Bauwerk als Ganzes, wie in seinen Einzelheiten eine Qualitätsarbeit allerersten Ranges darstelle, die Zeugnis davon ablege daß auch in Zeiten schlimmster Not der Ar­beitswille des deutschen Volkes nicht ge­brochen worden sei.

Im Anschluß an die Uebertragung de* Führerrede nahm am Schiffshebewerk Nie­derfinow der gerade aus Fmowfurt einge­troffene Preußische Ministerpräsident Göring das Wort zu einer Ansprache, in der er u. a. ausführte: Soeben hat der Führer die Frühjahrsschlacht der Arbeit eröffnet unt dem deutschen Arbeiter die Parole zuge> rufen: Fangt an! Ein gewaltiges Werk liegt jetzt vor euch. In allen deutschen Gauei müssen sich aufs neue fleißig die Hände regen, um neue Werte zu schassen. Es soll den deutschen Menschen, die immer noch ab­seits sieben und von Almosen leben müssen.

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Die neue Weinsteige bei Stuttgart

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Herr von Ayaß war für gewöhnlich über­aus empfindlich und verletzbar. Diesmal aber «initiierte er den Stich des Grafen mit Ge­nugtuung. Fühlte er doch, wie er lediglich aus einem Gefühl hilflosen Neides hervor- züngette . . .Na, dann also viel Glück zu Ihrer Verantwortung, Herr Graf!" antwor­tete er, indem er, nach ehrerbietigem Gruß, vollends seinen Wagen bestieg.Und sollte sie es doch einmal gestatten, daß Sie zu mir hinauskommen, so möchte ich schon jetzt um die besondere Ehre gebeten haben!"

Graf von Dillen nickte nur und fuhr grü­ßend mit der Hand empor. Der Kammerrat lüstete in weitem Bogen den Hut. Dann trennten sie sich. Aber während der eine mißvergnügt an seine Geschäfte ging, die in diesen Tagen wahrhaftig nicht leicht waren, fuhr der andere unbeschwert in den schönen Wmtertag hinaus, der sich, ihm zum Genuß, immer klarer und sonniger vor ihm aus­breitete.

Später dann, an der Ecke, wo ein Feld­weg von der allgemeinen Straße zur Seite abbog, tippte Herr von Schaß den Kutscher mit der Spitze seines Stockes in den Rücken. Geradeaus. Lukas! Zum Herrn Amtmann!"

Der Mann auf dem Bock nickte und trieb die Pferde an . . .

Während Lukas nachher, mit gütiger Er­laubnis seines Herrn, imSchwanen" ei­nen Schoppen trank, stand die Kutsche vor­nehm und feierlich vor dem Hause deS Amt­manns. Und sie wurde, wie stets, von den Bürgern. Handwerkern und Bauern, die vor­

überkamen, mit Genugtuung begrüßt, mit Neugierde beobachtet und voll Hoffnung ver­abschiedet. Rückte man doch mit ihrer Hilfe ziemlich unmittelbar au die Tischseite des Königs . . .

Die Leut'", sagte David Pfeffer, der durch das Gereifte Geäst der Gärten deu kammer- rätlichen Wagen stehen sah. um den sich das Spinuwerk kleinstädtischer Legenden webte, die Leut' taxieren den Herrn nach seinem Gaul . . . Gucken Sie mir, Herr Pfarrer: Nit einer, der vorbeigiug', ohne den Fuch­sen die Krupp' abzuklvpfen! Und dabei schauen s' doch immer nach den Fenstern vom Amtmann hinauf, als ob sie ihn oder den Herrn Kammerrat selbst unter den Fingern hätten."

Pfeffer", antwortete Johann Sebastian Frasch.du hast eine dreckige Gosch'! Aber vielleicht Haft du nit Unrecht? Am End' hat jedes von uns sein getreuestes Spiegelbild darin, was er am liebstell pflegt? Und ein gut gestriegelter Gaul war' mir, meiner Treu, noch nicht die schlechteste Passion."

David nickte und zog an seinem Glase, in welchem ein guter Reinstäler Perlte. Er saß dem Pfarrer gegenüber in der großen Wirtsstube, während sich Lukas, der Kut­scher, in einem kleinen Nebenraum gemütlich tat, wie es sich für rechte Leute, zumal, wenn sie aus Stuttgart kamen, gehörte.

Um diese Stunde war's imSchwanen" friedlich und still. Die alte Schwarzwälder Uhr, die, wie Christian Kühnle behauptete, noch auS der Zeit des Juden Süß stammte und ein durchaus hölzernes Werk besaß, tickte herzschwach von der getäfelten Wand herab; Drckschwanz, der Kater, döste mißge­launt auf der Ofenbank; das Bärbele kam hin und wieder aus der Küche, um nachzu­sehen. ob die Gläser nicht etwa leer gewor­den wären.

Allein, sie wurden es nur ganz langsam. Der Pfarrer war ei» sehr mäßiger Mann, und was den langen Pfeffer berraf. so hatte Herr Kühnle erklärt: Solange es bei ihm noch spuke, gab es keine Kreide; erst, wenn er wieder seinen heiligen Frieden hätte, könne man davon reden, ihn mit etwas Be­sonderem zu begießen . . .

Und Herr Johann Sebastian Frasch, der sonst kein übler Fürsprech des langen Stet- ieners war, hielt dem Wirt darin die Stan­ge. Denn auch ihm gefiel es nicht, daß sich David mehr an die sauberen Mädchen hielt als an den unheiligen Geist und die Tage beim Schwanenwirt bald nicht anders nahm, als wenn er zahlender Gast wäre.

Namentlich daS Geschiele nach der Bärbel entging ihm nicht. Und als sie Ivieder ein­mal in die Küche gegangen war, einen Blick des Geigers hinter sich herziehend, so lang wie eine Brandleiter, kollerte er los, ohne seine Worte nach den Regeln des höfischen Anstandes zu setzen:Pfeffer, du bist ein rechter Fetz! Selbigsmal in Stuttgart Hab' ich dich bloß gefragt, ob du G'spenster zu fangen wüßtest. Von dem Madie Hab' ich nie nix g'sagt. Und was die Bärbele ist: Hall dich zurück, sag' ich! Sei uit narret! Ich Hab' so einen Riecher, als ob du besser tatst, an der doppelt vorbeizugucken . .

Vorbeigucken?" David machte sich so klein, wie es ihm bei seiner Länge möglich war. .Ja. Herr Pfarrer, das ist halt so eine Sach'! Von nur aus guck' ich ja gar nit . . . Aber wenn sie so an mir vorüber­geht so mit ihre rote Bäckle und der g'schmacken Brust, no ja. Herr Pfarrer, sehen Sie, da nimmt's mir von selbst die Augen aus dem Kopf ich mag wollen oder I nit."

Herr Frasch schlug die Faust auf den Lisch.Jetzet bist mir aber sein still, du uar-

reter Mensch du! Dreh halt deinen Riebet nach der Wetterseite wenn du nit rmbegehr lich ein bißle Sonnenschein vertragen kannst, und schließ die unfrommen Klappen! Oder meinst wirklich, daß du dein' Seel' so ganz sauber auswafcheu köuutst. um im Gärtle vom Schwanemvirt auf die Pirsch gehn zu dürfen?"

David senkte den Kops.Ich tu's ja nit. Herr Pfarrer! Sie werden schon recht haben Ich könnt's auch gar uit! Ein Gockel wie ich Paßt auf die Miste. Und wenn ich ein paar Schöpple g'hoben Hab' und mein Geigle un­term Kinn halt', bin ich auch zufrieden da­mit so. wie's schon alles ist. Nur manchmal man hat so seine jämmerlichen Tag denk' ich, daß es doch noch was Besseres geben könnt' als das viele Sausen und daß es just beim Bärbele g'weseu wär', wo ich damit hält' aufhören können. Aber das ist wohl auch nur so ein katzjämmerlicher Aberglaube. Wenn die Flasch' größer g raten wär' und der Schwanemvirt weniger geizig, tät ich aus einem lustigeren Loch blasen meiner Treu!" Die Augen, in denen noch ein wenig Rührung schwamm, begehrlich auf das Glas des Pfarrers gerichtet, das fast noch voll war. seufzte er auf.

Herr Frasch verstand deu Blick gar wohl. Aber abweisend schüttelte er der, Kopf. Wenn du keinen Kreuzer im Beutel hast, so laß dir den Durst vergehen! Ich Hab' dirs schon einmal g'sagt und sag' dirs ivieder: Erst nimm mir das Gespenst beim Wickel! Vorige Nacht ists wieder dag'wesen, wie die Mägd' erzählen. Wer aber wie ein Ratz ge­schlafen hat. das warst du!"

Nit wahr, Herr Pfarrer! G'schlafen Hab' ich nit! Dag'Iegen bin ich und hab's tappen hören ..."

Fortsetzung folgt.