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SÄ langsam» Europa
Sriropa braucht Part« Regierungen
Norman Davis hat, als er vor einigen Tagen zu einem kurzen Besuch in London weilt», der englischen Negierung auf die Frage, ob und wann die Vereinigten Staaten von Amerika sich an der Abrüstungsdebatte zu beteiligen beabsichtigten, geantwortet, daß Washington nicht eher in die Verhandlungen eintretcn wird, „bis die Europäer sich einig geworden sind". Diese Antwort kennzeichnet nicht nur deutlich die amerikanische Einstellung gegenüber den europäischen Problemen. sondern sie beleuchtet auch und mindestens ebenso deutlich die Situation in Europa selbst. DaS Wort »bis die Europäer sich einig geworden find", trifft tatsächlich den Nagel auf den Kopf; es heißt: Wann wollt ihr denn nun endlich Ernst machen mit eurem Abrüstungsprogramm, wann wollt ihr denn endlich eure tausend Friedensbetellerungen verbindlich erklären, wann wollt ihr euch endlich einigen über das Ziel und die Methode der Befriedung Europas? In der Tat: es geht alles unendlich langsam inEuropa. Man sprach bisher von Asien als einem Kontinent, auf dem die Zeit keine Nolle spielt, aber eS scheint, daß gegenwärtig auch Europa dabei ist, sein geschichtliches Tempo zu verlangsamen. Die westeuropäischen Völker sind unrevolutionär. alt und müde geworden, sie fürchten Entscheidungen und Neuerungen.
Aehnlich scheint eS jetzt mit der Abrüst u n g s f r a g e zu gehen und es hat den Anschein, daß sie sich mit besonderer Schwere und Langsamkeit bewegt. So zum Beispiel kehrte der Lordsiegelbewahrer Eden vor gut zwei Wochen von seiner europäischen Rundreise mit dem besonderen Bescheid auS Paris zurück, daß die französische Stel- Ilmgnahme zu den neuen Abrüstungsvorschlägen in den nächsten Tagen schriftlich übermittelt würde. Bis heute ist jedoch noch keine Antwort erfolgt, und wenn die optimistischen Verlautbarungen stimmen, soll sie der britischen Regierung noch Ende dieser Woche überreicht werden.
Wer nach den Gründen dieser für die europäische Politik so überaus charakteristischen Schwerfälligkeit forscht, wird als erstes auf jene merkwürdige Mentalität der „S i e- gerstaaten" stoßen, die durch eine ungeheure Trägheitinbezugaufpoli- tische Entscheidungen bestimmt ist und die jedes frische Tempo in der Neuordnung und Befriedung der europäischen Verhältnisse verzögert, manchmal sogar verhindert. um den durch das Versailler Diktat geschaffenen Status quo möglichst lange zu erhalten.
Der andere, kaum minder wichtige Grund ist in der i n n e r P o l i t i s ch e n S ch w ä ch e der maßgeblichen europäischen Regierungen gegeben. ES ist nun einmal so in der Geschichte. daß politisch wichtige Entscheidun- gen nur von starken Regierungen getroffen werden können, eine Voraussetzung, die lei- der nur für das nationalsozialistischeDentsch» land und das faschistische Italien zutrifst; die beiden anderen maßgebenden Verhandlungspartner sind entscheidend durch ständige innere Schwierigkeiten gehemmt und geschwächt.
Für Frankreich liegt die Schwäche der Re- gierung auf der Hand. Das Kabinett Dou- mergue ist ein ausgesprochenes Notkabinett, und obwohl es in Tardieu und Her- riot sowohl die Rechte als auch die Linke beteiligt hat. erfreut es sich kaum der Gunst der maßgeblichen Parteien.
D«, StltLjHsster
Donnerstag, den IS. Miirz
Nicht gerade ganz so schlimm ist eS mit
dem englischen Kabinett bestellt. Aber auch hier sind innere Spannungen und Schwierigkeiten nicht mehr zu übersehen. So zum Beispiel machen maßgebliche englische Zeitungen Stimmung für eine Umgestaltung des Kabinetts, vor allem für eine Neubesetzung deS Außenministeriums. Dazu ist als Symptom zu beachten, daß die Wahlen für die Londoner Stadtvertretung gegen die Regierungsparteien entschieden worden sind.
Trotzdem bleibt das Problem. Die Ab- rüstungsfrage muß gelöst werden, und es ist die Ausgabe der jungen revolutionären Völker. die alten müden Völker mitzureißen und die Befriedung Europas zu erkämpfen.
AulostratzentuiMl durch den Mvntblank?
Sicherem Vernehmen nach beschäftigt sich die französische Regierung sehr lebhaft mit den Vorarbeiten hinsichtlich des geplanten Tunneldurchstichs durch den Montblanc. Durch diesen Tunnel soll das ganze Gebiet um den Montblanc wesentlich für den modernen Reiseverkehr erschlossen werden. Auch die benachbarten schweizerischen und italienischen Landschaften nehmen naturgemäß an diesem bedeutsamen Projekt lebhaften Anteil. Schon bilden sich in den größeren Ortschaften des französischen Savoyen Ausschüsse. die sich die Förderung des Tunnel- Plans angelegen sein lassen. Bemerkenswert ,st hierbei besonders, daß dies der erste gewaltige Tunnel sein würde, der nicht sowohl der Erschließung für den Eisenbahnverkehr, sondern für die Durchführung einer Autostraße bestimmt ist.
Es läßt sich denken, daß die Nachricht von dem beabsichtigten Durchstich des höchsten europäischen Berges, so, wie sie allgemeines Interesse weckt, ganz besonders die Bevölkerungskreise der dem Montblanc anliegenden Täler auf den Plan gerufen hat. In Kundgebungen und Volksversammlungen an den Hauptorten Savoyens dürfte sich die Bevölkerung geschlossen beteiligen. Die parlamentarischen Vertreter deS Gebiets in der fran- ösischen Deputiertenkammer nehmen eben- alls daran teil.
I Jede deutsche Familie geht in I I die NS-Bolksrvohlfahrt! I
Fortschritt» im Bergwerk
In Amerika hat man eine Maschine erfunden, die man als die umwälzendste Erfindung aus dem Gebiet der Bergbaumethoden bezeichnet und die bereits in England cingeführt ist. Diese Maschine kann von einem einzigen Mann bedient werden. Ihre , Aufgabe besteht darin, Kohle zu laden, und zwar hat sie eine Leistungsfähigkeit von anderthalb Tonnen in der Minute. Ein Mann würde mindestens zehn Stunden brauchen. um dre gleiche Arbeit zu leisten. Noch vor hundert Jahren bedeutete die Erfindung der Grubenlampe eine ungeheure Erleichterung. Hatte man damals in den Schächten gefährliche Gase, so steckte man einen Mann in seine ältesten Kleider, tränkte sie mit Wasser und gab ihm eine Stange in die Hand, an deren Ende eine Kerze befestigt war. Er stieg in die Mine hinab, kroch den Gang entlang und leuchtete die Wände ab. Wenn es dann eine Explosion gab, so war es um ihn geschehen. Er hatte sich süc die Kameraden geopfert, hatte sich opfern müssen.
da sonst eine Fortsetzung der Arbeit unmöglich gewesen wäre. Heute gibt es etwa zwanzig verschiedene Grubenlampen, die so eingerichtet find, daß sie sofort anzeigen, wenn m der Grube Gas vorhanden ist. Diese Erfindungen find fast alle im Laufe der letzten fünfzehn Jahre gemacht worden. Eine der besten Hilfen gegen die explosiven Gase sind die Maschinen- die Lust in die Gruben pumpen. Seit der Einführung all dieser Maschinen ist die Zahl der Nnglückssälle ganz er- heblich herabgegangen.
Ein liberristigeröteuerznliler
Ein Steilerzahler so recht nach dem Herzen der französischen Steuerbeamten ist der greise Louis Deshouillöres in Paris. Der alte Mann, der bereits in den siebziger Iah. ren ist, kann aber gleichwohl nicht als das Muster des Steuerzahlers angesehen werden, so sehr man auch seine Bereitwilligkeit, seine Verpflichtungen bis aufs letzte zu erfüllen, anerkennen mag. Denn die Art, wie er sie erfüllte, kann nur als übereifrig bezeichnet werden.
Der alte Deshouillöres hatte dieses Jahr leine Steuer nicht voll bezahlt, es war da
Im Anschluß an seinen Sieg im Zugspitz- flug unterhielt sich der Stellvertreter des Führers. Rudolf Heß, mit einem Mitglied der Schriftleitung der NSK.
Auf die Nächstliegende Frage, ob ein derartiger Flug nicht doch zu viele Gefahrenmöglichkeiten in sich berge, als daß ein Mann in der politischen Stellung des Stellvertreters des Führers sich beteiligen sollte, antwortete Rudolf Heß: „Fliegen birgt nur größere Gefahr in sich sür denjenigen, der erst das Fliegen lernt, nicht aber für den geübten Flieger. Ich halte eine Autofahrt aus vereister Straße für viel gefährlicher.
Frage: Sind Sie heute noch geübter Flieger, bzw. haben Sie sich sür diesen Flug besonders vorbereiten können?
Antwort: Die Fähigkeit, ein Flugzeug zu steuern, verliert man meines Erachtens überhaupt nicht. Zu einem besonderen Training sehlt mir die Zeit. Ich habe aus der mir völlig neuen Maschine mich zweimal eine halbe Stunde ein fliegen können.
Frage: War diese Maschine auch in der Konstruktion völlig neu?
Antwort: Jawohl, es handelt sich um die erst neuerdings von dem Konstrukteur MesserschmidI herausgebrachte und bei den Bayrischen Flugzeugwerken in Augsburg gebaute 36 BFW mit 14 s Motor, die mir die Stadt Nürnberg als Besitzerin für diesen Flug zur Verfügung gestellt hat. Nürnbergs Oberbürgermeister Liebel hat sich ja. wie Sie gesehen haben, hier selbst davon überzeugt, wie leistungsfähig die MaschM ist.
Frage: Hat der Flug besondere Anforderungen an Flieger und Maschine gestellt?
Antwort: An den Flieger nicht mehr als jeder andere Flug, der sportlichem Wettkampfe dient, in größere Höhe führt und somit entsprechenden Lustdruckwechsel mit sich bringt. Die Maschine selbst war lediglich im Gebiet des Gebirges starken Beanspruchungen ausgesetzt, da der verhältnismäßig
noch ein Rückstand von 20V Franken, zu dessen Begleichung er sich außerstande sah. wenn er sich auch mit seiner kleinen Pension bis aufs äußerste einschränkte. Da kam eines Tages die Mahnung. Und die Mahnung war für den französischen Kleinbürger in seiner Genauigkeit etwas so Aergerliches, daß er sich allsogleich in seinen Bratenrock zwängte und, so schnell ihn seine alten Beine tragen konnten, zur Steuerkasse eilte. Dort zog er sich vor dem Schaltersenster bis auf das Hemd aus und legte alles bis aus die Unbeschreiblicher» aus das Schalterbrett hin. Hin vor die Augen des ihm voll sprachlosen Erstaunens zuschauenden Kassierers.
„Hier", sagte der alte Mann. „Geld habe ich nicht. Ta ist mein bester Anzug, und laßt mich in Frieden!" Der Beamte hatte sich von seinem grenzenlosen Erstaunen noch nicht erholt und starrte immer noch auf die Kleidungsstücke, als der Greis längst verschwunden war. Dieser war zitternd vor Kälte, immer im Häuserschatten dahineilend, in seine Wohnung gelangt. Gleichwohl war er einem der überall spähenden Berichterstatter nicht entgangen. So kam denn sein Bild schon am nächsten Tage in die Oeffent- I lichkeit, das Bild des Steuerzahlers, der sich ! lieber bis auss Hemd auszieht, ehe er seine ! Steuern schuldig bleibt.
starke Gegenwind von etwa 60 Stkm. erhebliche Böen erzeugte, die auch die ganze Aufmerksamkeit des Führers erforderten. Im übrigen wäre die mit zwölffacher Sicherheit gebaute Maschine auch wesentlich schwereren Böen ohne weiteres gewachsen gewesen.
Frage: Haben Sie mit der Nennung zu diesem Flug einen Politischen Zweck verbunden?
Antwort: Ich habe mich in erster Linie a» diesem Flug natürlich aus sportlicher Freude beteiligt. Darüber hmauS glaube ich, kann es nichts schaden, wenn dre Jugend steht, daß einer der Männer, denen das deutsche Volk die Politische Führung mitanvertraut hat, in einem sportlichen Wettkampf sich voll einsetzt und ferne Erholung und Entspannung auf einem Gebiet sucht, für das gerade die junge deutsche Generation von jeher Verständnis hat.
Frage: Waren Ihnen die sportlichen Geg- ner und die anderen im Wettbewerb liegen- den Maschinen bekannt?
Antwort: Die anderen Maschinen waren mir aus der Nennungsliste ebenso bekannt, wie die Namen der Führer. Teilweise kenne ich die Führer als Flugkameraden früherer Zeiten. Ich hatte die Freude, unter den Zuschauern meinen alten Jagdstaffelführer aus der KriegSzeit, Stark, und einen weiteren Piloten meiner einstigen Jagdstaffel begrüßen zu können.
Frage: Werden Sie an weiteren Wett- bewerben um den Zugspitzpokal teilnehmen?
Antwort: Das kann ich heute noch nicht sagen. In erster Linie wird es davon ab- hängen. ob ich nächstes Jahr wieder im gegebenen Augenblick zwei Stunden Zeit zur Teilnahme habe. Ich kann nur wünschen, daß oft fliegerische Wettbewerbe, wie der heutige vom Deutschen Lustsport-Verband, dessen Präsident Bruno Lörzer selbst anwesend war, so gut durchgeführt werden. Solche Wettbewerbe steigern die Leistungen unserer jungen Flieger für den internationalen Wettbewerb, der der Jugend aller Nationen zugute kommt.
Rudolf Heß als Sportsmann
Der Stellvertreter des Führers über den Zugspitzflug
«in Bolksroman auS Schwaben Von Zdenko von Kraft
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Hatte das Volk vorhin über den hcunge- schickten Ratsschreiber gelacht, so drohte jetzt ein wahrer Sturm des Uebermuts anszü- brechen.
Der Major hatte ein Gesicht, röter als der Kamm einer Pute. Wer weiß, wie es wei- tergeaangen wäre, wenn nicht just in diesem Augenblick der Kanonendonner, der inzwischen verstummt war, mit erneutem Dröhnen angezeigt hätte, daß der König kam. Das trieb den Offizier augenblicklich zu seiner Pflicht zurück und machte die Hälse der Harrenden so lang, daß sie schnell das Lachen vergaßen.
Die große Stunde war endlich da. Vom Turm der Stiftskirche schlug es zehn. Der Geschützsalut von der Gänsheide herab war keine Minute zu früh gekommen. Mit dem ersten Schuß, dessen Donner von den Berghängen zehnfach zurttckgeworsen wurde, begann auch wieder das Glockengeläut. Feierlich hing es über der festlichen Stadt. Der erste König von Württemberg fuhr mit dem gesamten Hofstaat in die Stiftskirche.
Nach dem Gottesdienst war im Weißen Saal des Schlosses Galatafel. Draußen indes begannen sich die Mauern der Schaulustigen langsam auszulösen.
„He — Allerlei"
David Pfeffer fühlte sich am Rockschoß festgehalten, gerade, als auch er im Begriffe stand, sich mit Gottlieb Rohr aus dem Gedränge fort und in irgendein rechtschaffenes
Wirtshaus zu flüchten. „Geh, Röhrle, tu mir die Lieh, und dreh ein wenig den Kops, ob da hinten einer was will von mir!"
Röhrle tat, wie ihm geheißen. „Stimmt Pfeffer: Da kommt wer! Aber warm» guckst denn nit selbst über die Schulter?"
,LVeil ich nit für neugierig gelten mag, sobald mir der hinten mein Schößle ansreißt."
„Ich reihe dir's nit aus, wenn dp stehen- bleibst. Allerlei", sagte der Verfolger. „Und wenn stch's weist daß du der Pfeffer anS Stetten bist, so häng' ich dir wohl gar nvch was an!"
Nun verhielt David den Schritt, „Röhrte — steht er auch?"
„Ja, er steht auch!"
„Jetzt erst drehte Pfeffer sich vollends herum. Er hatte erwartet, daß ihn irgendein Spitzbnb zum besten habe. Daher verwunderte er sich nicht wenig, in dem Manne hinter sich Herrn Johann Sebastian Frasch zn erkennen, den er vori mancher Predigt her kannte. Bereitwillig flog ihm der Hur vom Kopse, den er manch Höherstehendem zum Verdruß gern aufbehrelt; denn dem lustigen Pfarrer gegenüber, der niemals von sich ans eilten Unterschied machte, inachte er ihn ohne Widerrede selbst. „Ha no, der Herr Pfarrer!"
„Setz auf!" sagte Frasch, der sich in dem guten Rock, den er sich für heute nun doch hatte anschinden müssen, nicht wohlsühlte. „Du kennst mich also? Das ist brav! Und wenn ich nit fehl bin, sv kenn' ich dich auch. Du bist wohl der lange Pfeffer ans Stetten, der so gut Esel sangen kann?"
„Ach so — ?" David begriff, daß der Pfarrer nicht weit weg gestanden haben mochte, als er den aufgeblasenen Ratsschreiber heim- geschickt hatte. „No ja, Herr Pfarrer: Wenn die feinen Herren chre noble Jagd haben,
zu der unsereins höchstens als Treiber dazu- kvmmt, so müssen wir uns eben mit geringerem Vieh begnügen."
Johann Sebastian Frasch zwinkerte. „Hast ein böses Maul, Pfeffer — das ist wahr! Das hätl' schier für die Kanzel g'langt, wenn die drunten gar zn lustig schnarchen... Aber unter uns Predigern: Kannst du wirklich mir Esel sangen?"
„Nein — auch Pfarrer! Die schnappen nach meinen Rockschößen!"
„Daß dich der Henker, Pfeffer —! Ich Hab' dir doch nix getan?"
„G'wtß nit, Herr Pfarrer! Ich tu' Ihnen fa auch nix!"
Herr Frasch tchmunzelte ihm zn. „'s ist schon recht. Mir darfst ja kommen mit dem Marsch! Ich bin gewohnt, die Narren zu nehmen, wie sie sich einfinden."
„Gandig, Herr — genau so mach' ich's auch!"
Ter Pfarrer plusterte die Backen ans und sah zu dem langen Menschen belustigt empor. der trenherzig auf ihn niederschaute. „Sag einmal, Pfeffer: List du, abergläubisch?"
„Wenn ich nüchtern bin, Herr Pfarrer, nit grad arg."
„Und wenn du betrunken bist?"
„Das ist leichter g'sragt als beantwortet. Ein Betrunkener glaubt, daß er nüchtern war'; und das ist Aberglauben. Wenn er aber einmal sv schwer geladen hat. daß er weiß, daß er betrunken ist, so wird er wieder rechtgläubig. Da aber keiner nie nit wissen kann, wieviel als daß er geladen hat, so tut er am besten, alles zu glauben und es den Nüchternen zn überlassen, ibm das Rechte vom Falschen wegzuzwirnen!"
„Jetzet laß die Umweg', Pfeffer! Glaubst du an Gespenster?"
„Wenn Sie so die richtigen meinen, die mit den langen Hemdern herumspazieren und dazu mit rostigen Ketten rappeln? Rein!" „Tätst gern eins fangen?"
„Ja no — es dürft' halt auch nit viel giftiger sein als ein Ratsschreiber!"
„'s ist gut, Pfeffer! Vielleicht kommt das noch." Frasch dachte einen Augenblick nach. „Den Christian Kühnle kennst wohl, den Schwanenwirt?"
David kratzte sich hinterm Ohr. „Bös kenn' ich den. Herr Pfarrer! Sein Remstäler ist gut und sein Schillerwein nvch besser. Und sein Mädle, was die Bärbele ist, am allerbesten. Aber seine Kreide ist mir zn dick. Das geht m den vierten Taler!"
„D'rnber ließ' sich noch schwätzen. Am End' hatt' ich ein Vorschlag sür dich. Wenn ich sagen tät': .Pfeffer, mmm dein Geigle und komm zum Schwanen! Ich Hab' da zwei Paare anfgeboten, die dort Hochzeit machen. Bleib da so Wochen zwei oder drei! Spiel ans. was die Saiten halten! Ich will dir für richtige Zehrung, eine gute Kammer und täglich einen Sechsbätzner extra gutstehen. Und was die Kreide betrifft, will ich nvch obendrein für einen Schwamm sorgen!" - Was meinst, Pfeffer, wenn ich so sagen tat' —: Was tätst du darauf antworten?"
Dem langen David glänzten die Augen, Er ahnte, daß es dem Pfarrer vollkommen Ernst lvar. Die Sorge vor dem kalten Januar, namentlich ehe noch die Fastnachts- mnsik aiigmg. drückte ihn schon seit langen, ein wenig. Nun guckten überdies noch zwei braune Mädchenaugen zu ihm herauf, die ihm zn taugen schienen. Gab's da noch allzuviel zu überlegen? „Herr", rief er, „dann tät' ich sagen: „Einen Esel und einen Pfarrer Hab' ich schon g'fangen! Jetzet fang' ich noch einen Wirt, in Gottes heiligem Namen ein G'Penst und, will's der Himmel, vielleicht noch was Besseres!" (Fortsetzung folgt.)