Nr. 60
Dienstag, 13. März 1934
108. Jahrgang
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Volkstum als Watte
Bon Gerhart Drabsch,
Reichsfachamtsleiter im Reichsbund Volkstum und Heimat
tzs ist das Wesen der Wende, in der wir leben, daß sich die Völker von neuem ihrer selbst bewußt werden, sich schärfer denn je voneinander abheben und zu einer National- gestaltuug ihrer Staatswesen schreiten. Diese Umgestaltung vollzieht sich in Etappen, aber es ist anzunehmen, daß dasjenige Volk, das sich am klarsten völkisch ordnet, am besten das Gesetz der Wende erfüllt und einmal Vorbild und vielleicht Sieger in diesem Ablauf des Geschichtsangenblickes wird.
Das Volkstum ist in dem Kampse um die nationale Neuordnung die stärkste Waffe. Sprache, Tracht, Sitte, Gebärde und Behausung sind die Formen, an denen sich ein Volk erkennt und für ein anderes sichtbar wird. ES ist das offenkundigste Kennzeichen unserer völkischen Not, daß der tragende Untergrund unseres Volkes, die Schicht der Arbeiter und Bauern, nicht mehr singt, tanzt, spricht und gestaltet in jener ursprünglichen Weise, die noch um die Wende des 18. Jahrhunderts vorhanden gewesen ist.
Weil der Arbeiter nicht mehr singt, begreift er auch z. B. ivenig von einer g e st e i g e r - len musikalischen Darbietung. Man glaube nicht, daß in ein Konzert geführte Arbeiter sehr viel von dem vorgetragenen musikalischen Gebilde mitnehmen und begreifen. Vielleicht erstaunen sie. fühlen sich geehrt, aber sie werden dadurch nicht geformt und verpflichtet. Und es kommt doch heute alles daraus an, daß unsere Kultur verbindlich erlebt wird!
Aus dieser Erkenntnis heraus muß die praktische Volkstnmsarbeit aufgebaut werden. Wir müssen den starr gewordenen Untergrund unseres Volkes wieder locker machen, wir müssen dem Volk buchstäblich den Finger, den Fuß, das Ohr führen, und zwar muß mit den einfachsten und faßlichsten Dingen begonnen werden. Das ist nicht von oben herab geurteilt, im Gegenteil: die Parole „Die Kunst dem Volke!" ist eine Losung, die wir unerbittlich bekämpfen müssen, weil sie Kultur und Volk hochmütig aus- cinanderreißt, als habe eine privilegierte Oberschicht etwas an die Masse zu vergeben. Die Zusammenführung von Volk und Kunst wird so lange unfruchtbar bleiben, bis unser Volk aus eigener, neugcweckter Fülle heraus sich die Tinge der Kunst und Kultur wieder selbst zu eigen macht.
Die Vorarbeit für eine solche Begegnung von Volk und Kunst kann nur von einer einsatzbereitenJungmannschast geleistet werden. Aus ihren Reihen müssen Stoßtrupps ins Land gehen, die den Bauern. Mann. Weib und Kind auf eine unerhört einfache Weise zu erschüttern versuchen, die mit ihnen singen, spielen, tanzen, ihnen zeigen, wie man in ihrer Landschaft richtig bauen muß nach Stoff und Maß. die den Frauen und Mädchen das Spinnen und Weben beibringen, die ihnen Trachten zeigen, die sie für die Feldarbeit und die sie sür den Feiertag tragen sollen, die die Jugend auf dem Land hellhörig machen für Brauch und Sitte und neue, ihrer Altersstufe angepaßte Lebens- und Gemeinschaftsformen; kurz, die die Menschen dort anregen. in ihr eigenes Selbst hineinznsteigen und niit ihrer gegebenen Gemeinschaft aui erne neue herzliche und fruchtbare Weise Zusammenleben.
Es muß bei dieser Lehre ganz deutlich werden, daß die Verwirklichung dieser Dinge reinen Aufwand und Umstand erfordert, son- daß das Wesentliche bereits geschieht durch ein neues Verständnis und Umgehen mit den einfachen Dingen der deutschen S-eele und des Stoffes. Auf die Selbstgestal- kommt es an. und wenn es gelingt, die Willigkeit zu solcher Selbstgestaltung neu zu wecken und die ersten Handgriffe für solches Lun von einem Dorfe, besonders von einer ^""Lwstunschaft, geschehen sind, dann ist die ntscheidende Aufgabe des Stoßtrupps be- In erster Linie muß natürlich « .s^"§mannschaft des Dorfes zum Mittun s-on werden, denn jede Landschaft
am bewußtesten in ihrer Jungmann-
schast, die ja auch innerlich noch ausgeschlos- ! ^ sen und bereit für neue Wege und Ziele ist.
Wie für den Bauern, so muß auch für ! ! den Arbeiter der Weg gefunden werden, auf j dem er zu einer Gestaltung seines Lebens kommt, die wahr, herzlich und von gutem menschlichem Maß ist. Die von der nationalsozialistischen Gemeinschaft „Kraft durch Freude" geplante Gestaltung des Feierabendwerkes dürfte die Möglichkeit dazu er- j öffnen. Auch hier werden Stoßtrupps der ! Jungmannschaft des Volkes anzusetzen sein, um zu echter Lebens- und Festgestaltung ! hinzuführen. Es ist sicher, daß für die i städtische Welt andere bewegende Bräuche I und Weisheiten und Spiele gewählt werden ! . müssen als für das Land. Aber der Sinn ! und die Wahl des Einfachen und Schlichten ! ist auch hier das Nichtige. Nicht nur ! in die Gestaltung der Werkgemeinschaft muß ! die Lehre hineinwirken, sondern auch in das i
Familienleben und seine Ordnung. Wer dein Arbeiter den Weg zum Verständnis der Kraft und Bedeutung des Volkstums ebnen will, muß ihn unmittelbar an die Ursprünge heranführen.
Aus der klaren Erkenntnis heraus, daß ohne eine derartige praktische Volkstumsarbeit die Seele unseres Volkes und seine Gestalt nicht die Prägung und Reinigung erfahren kann, die es für die Durchsetzung seines Kampfes in der Welt braucht, hat der Stellvertreter des Führers dem Reichsbund Volkstum und Heimat mit der einheitlichen Zusammenfassung der gesamten Volkstumsarbeit im neuen Reiche beauftragt. So ist der Reichsbund die Schmiede, in der die Waffe des Volkstums für uns geläutert und neu geschliffen wird. Tie deutsche Jungmanschaft könnte sich keine bessere Einsatzmöglichkeit wünschen!
MM auf dem Hast Wrfsel-Platz iu Berlin
Rede des Reichsministers Dr. Goebbels
j Berlin, 12. Mürz.
! Unter stärkster Anteilnahme der Berliner > Bevölkerung wurde am Montag nachmittag, ! dem Jahrestag der entscheidenden Berliner ! Stadtverordnetenwahlen, auf dem Horst- ! Wessel-Platz in Anwesenheit der Mutter und der Schwester Horst Wessels : und des Reichsministers Dr. Goebbels sowie j zahlreicher Abordnungen im feierlichen Rah- ; men der erste Spatenstich für die ! Umgestaltung dieses großen j Platzes vollzogen.
I Um 16 Uhr fuhr Reichsminister Dr.
! Goebbels, begeistert begrüßt, vor, um ! zunächst die Mutter und die Schwester Horst ! Wessels herzlich zu begrüßen. Die Feier j wurde von Fanfarenbläsern des Jungvolkes ! eröffnet. Nach Begrüßungsworten des Oberbürgermeisters Dr. Sahm sprach Staatskommissar Dr. Lippert. Er wies in seiner Rede daraus hin, daß an der Berliner Bevölkerung, zumal an ihren handarbeitenden Schichten, nicht nur ideell, sondern auch materiell, seit den sogenannten „Gründerjahren" nach 1872 bis in die Nachkriegszeit hinein schwer gesündigt worden sei. Wenn man die Umgebung dieses Platzes oder benachbarte Viertel der Berliner Innenstadt abschreite, so finde man überall „Wohnquar- tiere". die diesen Namen überhaupt nicht verdienten, Schandmale einer vergangenen libe- ralistischen Epoche, im Zeichen des Hochkapitalismus und gerissener Bauunternehmer errichtet, mit dem einzigen Ziel, möglichst viele Menschen auf möglichst geringem Raum elend und unwürdig zusammenzupferchen. In diesem System der trostlosen Mietskasernen gründlichst Wandel zu schaffen, sei die Aufgabe der nationalsozialistischen Führung auf Jahre.
Dle Rebe Ir. Goebbels
Nachdem der Bademveiler Marsch verklungen war, hielt Neichsminister Tr. Goebbels die Festrede. Dr. Goebbels führte u. a. ans:
Dieser Platz ist für uns in der Vergangenheit der Inbegriff der kommunistischen Gegnerschaft gewesen. Es war in der ersten Hälfte des Januar im Vorjahr, da marschierten wir zum erstenmal in breiter Angriffsfront auf diesem Platze auf. Noch einmal behauptete sich damals das große Unter- menschentnm gegen die Handlegung der nationalsozialistischen Revolution aus diesem Platz. Niemand von uns konnte damals ahnen, daß 14 Tage später schon das Reich in unserem Besitz sein würde. Unterdes sind 13 Monate ms Land gegangen. Im Verlauf dieser 13 Monate hat Deutschland ein anderes Gesicht bekommen. In diesen 13 Monaten haben wir die Macht aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens gebraucht. Wir haben umwälzende Reformen ans den Gebieten der Politik und Wirtschaft vorgcnommen und sind dabei vor keiner harten Maßnahme zn- rückgeschreckt. Allerdings waren wir der Meinung, daß man das Volk nicht dadurch erobert, daß man
^ ! e i n e H ä u s e r u n d M i e t s k a s e r n e n . mit Kanonen und Maschinen- ! gewehren n i e d e r l e g t. Wir waren i der Ueberzeugung. daß das Volk im ! Grunde genommen das bestewill ! und daß. wenn eine Staatssührung sich der : Hilfe und Gefolgschaft des Volkes versichert. ! sie dann in besten Händen und in bester Hut
"In diesem Viertel, das uns umgibt, ist der härteste Kampf um die Wiedererneuerung des Deutschen Reiches geführt worden. Hier standen unsere Kameraden Abend für Abend dem Tode Auge in Auge gegenüber. Hier haben sie dem Gegner Stück um Stück des feindlichen Geländes abgerungen. Ungezählt sind die, die in diesem Kampf ihr Blut, wenn nicht gar ihr Leben hingegeben haben. Deshalb können wir heute hier sicher stehen; weil Blut einbesetzt worden ist, war es den unseren möglich, den härtesten und erbittertsten Gegner in die Knie zu zwingen und unserer Idee zu verpflichten.
Es ist kein Zufall, daß der junge Student Horst Wessel am Ende für die neue Lehre auch sein Leben hingeben mußte, daß einer von oben nach unten ging und deshalb die Kraft hatte, von unten nach oben zu steigen, daß einer sein Leben hingeben mußte, um den anderen den Weg freizulegen, daß einer seine offene Brust den Speeren des Gegners darbieten mußte, um die Massen freizümachen, und daß die Fahnen nicht frei flatternd durch die Straßen dieses ehemals feindlichen Gebietes getragen werden konnten, wenn sie nicht vorher mit dem Blut von symbolhaft emporgewachsenem Werk geheiligt worden wären. Und deshalb, meine Kameraden, tun wir gut daran, in Erinnerung an den schweren Kampf, der hinter uns liegt, und in Gedanken des schweren Kampfes, der vor uns liegt, uns das Bild dieses Mannes, der gewissermaßen zum Prototyp aller nationalsozialistischen Märtyrer wurde, immer vor Augen zu halten, in seinem Geiste mit dem Werk zu beginnen und in seinem Geist das Werk zu vollenden.
Heute morgen bin ich mit dem Führer durch den Berliner Osten gefahren und habe mit eigenen Augen wieder einmal sehen können, was ich Hunderte und Hunderte Male sah: wieviel Not, wieviel Elend und wieviel Verzweiflung hier noch zu Hause sind.
Sollten wir die Liebe, die uns aus diesem ärmsten Deutschland entgegengebracht wird, nicht mit der gleichen Liebe beantworten müssen? Wäre einer bei uns skrupellos genug, das Vertrauen, das ihm da auf offenen Händen entgegengebracht wird, zu mißbrauchen? Nein!
Für das Volk sind wir gekommen nnd für das Volk werden wir stehen und fechten.
Viele ans dem Volk haben für uns und unsere Bewegung namenlose Opfer aus sich genommen und nehmen sie auch heute noch ans sich nnd werden sie auch in Zukunft ans sich nehmen müssen. Dafür übernehmen wir die Verpflichtung, für das Volk zu stehen. Und so, wie das Volk uns nicht im S t i ch e läßt, so werden w ir an ch
Sas Neueste tu Kürze
Gestern wurde unter Anwesenheit von Reichsminister Dr. Goebbels der erste Spatenstich für die Umgestaltung des Horst- Wessel-Platzes in Berlin ausgeführt.
Ter Reichsbischof hat eine Verordnung zur Neuregelung der kirchlichen Verwaltung erlassen.
Ab 1. April sollen laut Verfügung des Reichssinanzminifters keine Gehaltsabzüge mehr für die Spende zur nationalen Arbeit getätigt werden.
Reichskanzler Hitler hat an Reichsinnenminister Dr. Frick anläßlich dessen 57. Geburtstages ein herzliches Glückwunschschreiben gerichtet.
Als letzte Rettungsmöglichkeit der gefährdeten Abrüstungssache wurde von England der Vorschlag einer Luftkonferenz gemacht, in der eine Vereinbarung über die Luft- rMungen herbeigeführt werden soll.
In Madrid sind nunmehr 1V8 VVü Arbeiter in Streik getreten. Die innerpolitische Lag" ist sehr gespannt.
unsererseits niemals das Volk i m S t i ch l a s s e n.
Im Anschluß an die Rede des Reichsmini- stcrs vollzog der Bürgermeister des Bezirks Mitte, L a ch. den ersten Spatenstich.---
Reichskanzler Adolf Klller an Nr. Frick
Berlin, 12. März. Reichskanzler Adolf Hitler hat heute an Dr. Frick zu dessen Geburtstag das folgende Schreiben gerichtet:
„Mein lieber Parteigenosse Dr. Frick!
Anläßlich Ihres heutigen Geburtstages drängt es mich. Ihnen aus ganzem Herzen für die langjährigen Dienste zu danken, die Sie der nationalsozialistischen Bewegung und dann dem deutschen Volke geleistet haben.
Nngefangen von der Zeit, da Tie mit dem verstorbenen Polizeipräsidenwn Pöhner- München die erste Entwicklung der national- sozialistischen Bewegung begünstigten und damit eine Arbeit ermöglichten. Bis heute kommt Ihrer Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter, Thüringischer Innenminister und Führer der nationalsozialistischen Reichstagsfraktion ein hoher Anteil am Sieg der nationalsozialistischen Revolution zu. Ihr Wirken als R e i ch s i n n e n m r n i st e r wird für immer verbunden bleiben mit der Liquidation der Politischen Zersplitterung unseres Volkes in der Vergangenheit und dem Neuaufbau eines starken und einigen Reiches.
Indem ich Ihnen zum heutigen Tage meine aufrichtigen Glückwünsche ausspreche, verbleibe ich in treuer Verbundenheit und herzlicher Freundschaft
Ihr gez. Adolf Hitler."
Kein Abzug mehr für die nationale Spende
Vcrlin, 12. März. Der Reichsfinanzmini- stcr hat verfügt, daß die Freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit vom 1. April 1934 ab von den Gehalts- und Lohnbezügen nicht mehr einzubehalten ist. Dies soll auch dann gelten, wenn Beamte usw. die Kasse angewiesen haben, einen gewissen Betrag laufend bis auf Widerruf einzubehalten, diese Erklärung aber bisher nicht widerrufen haben. Eines besonderen Widerrufs soll es hiernach nicht mehr bedürfen.
Neuordnung
der kilWitden Verwaltung
Eine Verordnung des ReichsbischosS Berlin, 12. März.
Der Reichsbischof hat auf Grund des Kirchengesetzes »nn, 2 . März eine Verordnung znr Neuregelung kirchlichen
Verwaltung erlassen.