Nr. 68
Samstag, 10. März 1934
108. Jahrgang
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SliMMkige des Reichs
Von Reichsminister Dr. Frick.
Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Kanzler des Deutschen Reichs durch den greisen Reichspräsidenten von Hindenburg, bestätigte das deutsche Volk am 5. März 1933 mit nahezu 18 Millionen Stimmen dem Volks- kanzlerdie Macht. Im Flammenschein des Reichstagsbrandes, durch die Terror-Morde der Marxisten, in ungeheurem Erwerbslosenelend sah das Volk eine entsetzliche Zukunft und wandte sich dem Rufer im Streite, dem Führer aus der Not zu. Fast sechs Millionen Erwerbslose, namenloses Elend, fürchterliche Hoffnungslosigkeit und wüstester Straßenterror — das waren die äußeren Zeichen einer Notzeit, wie sie unser Volk kaum jemals erlebt hatte. Klassenkampf und hadernde Parteien auf der einen Seite, Zersetzungserscheinungen mit separatistischen Tendenzen in den Ländern andererseits, schienen Reich und Volk der Auflösung zuzuführen.
Da rettete Adolf Hitler mit der Reichstagswahl vom 5. März 1933 die Zukunft. Die Mehrheit des deutschen Volkes folgte in jubelndem Erlösungsschrei dem Führe r.
Nun aber hieß es, das Eisen schmieden, solange es heiß war!
Eine historische Stunde des Reichs war gekommen, die, ungenützt entschwunden, unabsehbares Verhängnis bringen mußte. Aber die Stunde wurde genützt. Schon im Februar hatte die Reichsregierung Kommissare in einzelne Landeshauptstädte entsandt und davor gewarnt, irgendwelche -Sabotage der Reichsregierung gegenüber zu wagen. Machtvoll von der ungeheuer um sich greifenden nationalsozialistischen Volksbewegung in allen Teilen des Reiches unterstützt, ging die Reichsregierung zielbewußt auf die Üebernahme aller Macht, auch in den Ländern, vor.
Noch am Abend des 5. März, dem Tage des Sieges, entsandte ich einen Reichskommissar nach dem widerspenstigen Hamburg und befahl ihm die Üebernahme der Staatsgewalt. Am folgenden Tage geschah dasselbe in B r e m e n und inHesse n, am 7. März übernahm ein Reichskommissar die Staatsgewalt in Baden und Württemberg In Preußen hatte Reichsminister Göring und in Sachsen Manfred v. Killinger die Staatsgewalt übernommen; alle anderen Länder waren bereits in sicherer Hand. Nur in Bayern saß noch Ministerpräsident Dr. Held. Die Zustände in diesem Lande wurden von Stunde zu Stunde bedrohlicher, die Aufrechterhaltuug der Ruhe und Ordnung war im höchsten Maße gefährdet! Die Reichsregierung mußte eingreifen. Am 9. März 1933 iu den Nachmittagsstunden gingen an den Ministerpräsidenten Dr. Held und an den Generalleutnant von Epp Reichsdiensttelegramme ab, in denen es u. a. heißt:
„Da die infolge der Umgestaltung der politischen Verhältnisse in Deutschland hervorgerufene Beunruhigung in Bevölkerung öffentliche Sicherheit und Ordnung in Bayern gegenwärtig nicht mehr gewährleistet erscheinen läßt, übernehme ich für die Reichsregierung gemäß H 2 Verordnung zum Schutze von Volk und Staat Befugnisse Oberster Landesbehörden Bayerns . . und übertrage Wahrnehmung dieser Befugnisse Generalleutnant von Epp in München.
Der Reichsinnenminister Dr. Frick."
Spät nachts traf im Reichsministerium des Innern das Diensttelegramm Generalleutnants von Epp ein, in dem er meldete, daß er am 9. Mär- 1933 um 22.20 Uhr die Regie- rnngsgewoi' »on Bayern aus den Händen oes
Ministerpräsidenten Dr. Held übernommen habe. — Wenige Tage vorher hatte Dr. Held anläßlich einer Wählerversammlung der Bayr. Bolkspartei in Bamberg noch erklärt, daß „Bayern die Vormundschaft eines Staatskom- mysars nicht ertragen werde und daß man in Bayern wissen werde sich zu schützen . . . und in einer anderen Rede drohte er, den ueichskommissar an der bayerischen Grenze verboten zu lassen! Das war eine klare, gar nicht mißverständliche Drohung, die mit dem größten Bestall von allen Feinden des Reiches quittiert wurde. Hier mußte rasch und gründlich durch- Nsgrstfen werden. — Nun war auch in Bayern me Staatsgewalt in einwandfreier, durchaus Mler Weise in die Hände des Reichs ge
nommen, und General von Epp, der Befreier Münchens von der roten Rätediktatur, konnte zum zweiten Male in der Hauptstadt des Bayernlandes — und diesmal als der Repräsentant der Reichsgewalt — einziehen! Das Volk jubelte! Ein Sehnsuchtstraum des deutschen Volkes begann Wirklichkeit zu werden: EinVolk — einFührer — e i n Re i ch!
Die alten Reichsfahnen flatterten und neben ihnen Hakenkrenzfahnen, die Symbole des neuen Reichs. In raschem Zugriff binnen wenigen Tagen waren alle widerstrebenden Staatsgewalten in der Hand des Reichs, und damit war die große staatspolirische Revolution in die festen Bahnen der Gesetze geleitet.
Aber alle diese gewaltigen und in der Folge sich zu geschichtlichen Ereignissen gestaltenden Geschehnisse waren nur möglich, weil das deutsche Volk in der Stunde der Entscheidung sich hinter den Führer und seine Idee gestellt hatte.
Zwei entscheidende Tatsachen brachten die Märztage 1933: Die Vernichtung des Parteien st aates und damit die Beseitigung des zersetzenden marxistischen Klassenkampfes und die Zusammenballung der Staatsgewalt in den Händen d e^ ReiHs regMrun g.
eg. London, 9. März. j
Das von inneren Korruptiouskrisen schwer - erschütterte Frankreich des Jahres 1934 hat ! auch außenpolitisch eine unglückliche Hand; was ; seinen Gegnern seit dem Weltkriege nicht ge- ^ lungen ist, das hat es jetzt allein zustande- i gebracht: Die Trennung von Groß- j b r i t a n n i e n.
Donnerstag hat der französische Landesver- leidigungsrat noch einmal die Stellungnahme zu den englischen Abrüstungsvorschlägen durchberaten und alle Einwände aufrechterhalten. Jetzt soll die französische Antwort an England sertiggestellt und am Montag nach London abgesandt werden. Ihr Inhalt wird das erwartete Nein Frankreichs sein.
Die Folgewirkung dieser Haltung Frankreichs zeigt sich jetzt schon deutlich in der englischen Politik. Da eine Abrüstungsvcreinbarung nicht mehr zu erhoffen ist, stellt sich die Regierung und die öffentliche Meinung Großbritanniens auf eine Anpassung der englischen Landesverteidigung an den Stand der französischen Rüstungen ein. In Frankreich wiederum „beunruhigt" man sich über diese englischen Maßnahmen und fordert zur Aufrechterhaltuug der militärischen Ueberlegenheit neue Rüstungen. Der ewige Kreislauf des Wettrüstens beginnt — einzig und allein Deutschland steht wehrlos da!
Sechs neue englische Geschwader
Die britische Regierung hat im Haushaltsplan für 1934 die Heeresausgaben gegenüber dem Vorjahre um 1,65 Millionen Pfund Sterling auf 39,6 Millionen erhöht. Diese Erhöhung bezieht sich in der Hauptsache auf die Verstärkung der Luftverteidigungskräfte, die am Donnerstag nachmittag vorn Unterstaatssekretär für das Flugwesen, Sir Philipp Sassoon, im Unterhaus eingehend begründet wurde.
„Die Zeit ist gekommen, Ivo wir es uns nicht länger leisten können, die Tatsache zu übersehen, daß alle Nationen zwar von Abrüstung reden, daß aber fast alle außer uns selbst ihre Luftrüstungen in starkem Maße erhöhen. Wenn andere Nationen nicht auf unseren Stand Herabkommen wollen, dann fordert unvermeidbar die Sicherheit Großbritanniens wie die des Britischen Reiche-,, daß wir neu baue», um ans ihren Stand zu kommen."
Diese Sätze bildeten den Kernpunkt der Rede des Unterstaatssekrctärs, mit der er die Erhöhung derbriti s chenLnf t- streitkräfte um nominell vier, tatsächlich sechs Geschwader be - gr n u d e t e, wobei er aber betonte, daß darüber hinaus die dringende Not w e u- digkeit dieser M a ß n a h m e » bestehen bleibe. England könne es sich nicht leisten, eine Stellung ständiger Unterlegenheit einzunehmen. Großbritannien müsse.
Guie unblutige, aber große und disziplinierte ! Revolution des politischen, wirtschaftlichen und nationalen Lebens des deutschen Volkes war eingeleitet. Heute, ein Jahr nach diesen Er- , eignissen, erinnern wir uns kaum noch der ! ganzen Gewalt dieses Geschehens. Wie ein s böser Traum liegen der rote Terror, der un- s fruchtbare, zersetzende Parlamentarismus, der ! eigenbrötlerische Partikularismus und Sepa- j ratismus, die hoffnungslos dahinsiechende Wirtschaft, die immer mehr anschwellende Erwerbslosigkeit von Millionen und aber Millionen, die roten Straßenmvrde und der Raubbau am deutschen Volke hinter uns.
In ruhiger Sicherheit arbeitet die Reichsregierung, und in Ruhe und Ordnung geht das ganze deutsche Volk seiner Arbeit nach. Und über allen Nöten und Schwierigkeiten unserer Tage steht der Glaube an den Führer, die Zuversicht in die eigene Kraft und das Bekenntnis zur großen Volksgemeinschaft!
Der Glaube an die Kraft unseres Volkes, der Glaube an den Führer und die Treue zu ihm — sie sind es, die den Sieg errungen haben und uns in allen kommenden Kämpfen den Sieg bescheren werden!
Mange rmstslreirträste bestehen. Parirät in der Pust besitzen, „wie auch immer diese Parität erzielt wird".
selbstverständlich fehlte nach diesen deutlich an die Adresse Frankreichs gerichteten Erklärungen nicht ein Hinweis auf die „für militärische Verwendung geeignete" Zivilluftfahrt in anderen Ländern und die Versicherung, daß England natürlich keinen Luft- rüstungswettbewerb einleiten wolle.
Die Aussprache über diese Erklärungen des Unterstaatssekretärs war zunächst nur heiterer Art. Der Arbeiterparteiler Attlee kritisierte die Erhöhung der militärischen Ausgaben, solange die' Abrüstungskonferenz „noch am Leben sei", während der Konservative GNest die üblichen Märchen über die angeblichen deutschen Kriegsrüstungen neu aufwärmte. Als aber Churchill Edens europäische Rundreise als Fehlschlag bezeichnet^ trat ihm Baldwin entgegen, der erklärte, daß die Hoffnung auf das Zustandekommen einer Konvention über die Gleichberechtigung in der Luft noch nicht geschwunden sei.
Deutlich kam in den Erklärungen des Uuterstaatssekretürs und in der Debatte zum Ausdruck, daß es insbesondere die Besorgnis vor der riesigen französischen Luftflotte ist, die Großbritannien zur Ausgestaltung der Luftverteidigung zwingt.
Keine englische SicherheiMLirgschast
Noch deutlicher aber wird das Abrücken Englands von Frankreich durch einen Artikel in „News Chronicle", in dem es u. a. heißt, daß eine politische Bürgschaft für die Grenzen eines anderen Landes immer ein großes Risiko bedeute, da man nicht dafür gerade stehen könne, daß die Politik des betreffenden Landes friedfertig sein werde. Die Engländer hätten stets befürchtet, daß sie dnrch Teilnahme an einem Kollektivsystem in einen Krieg gegen eine Regierung verwickelt werden könnten, die moralisch im Recht, aber technisch im Unrecht sei. Ein Versprechen Großbritanniens, alles zu tun, was gerechl und möglich sei, um eine Verletzung einer Abrüstungsabmachnng zu verhindern oder wieder gutzumachen, würde Frankreich eine viel bessere Gewähr für britische Unterstützung im Falle eines Angriffes geben, als es jemals durch einen politischen Vertrag erlangen könnte. Denn kein politischer Vertrag, auch nicht der Vertrag von Locarno, würde in England so allgemein unterstützt werden, wie ein Abkommen, das der Negierung eine Verminderung der Rüstungsausgaben bei einem gleichzeitigen Gefühl erhöhter Sicherheit gestatten würde.
Jas Neueste tu Kürze
Die Saarkommission hat die vom Landesrat einstimmig abgelehnten Verordnungen in Kraft gesetzt.
Auf den japanischen Delegierten der ersten internationalen Arbeitskonserenz in Genf Wurde ein Mordanschlag verübt.
Der spanische Innenminister hat gegen di« Aufrührer scharfe Maßnahmen ergriffen; bis jetzt jedoch ohne Erfolg.
In Genf wurden die Dokumente des Präsidiums der Abrüstungskonferenz vcröss nt- licht, darunter die deutsche Denkschrift vom 18. Dezember 1933.
Mlkerbuitdsblamage im Welttmidsunkverem
Berlin, 8. März.
Die kürzlich in Genf abgeschlossene Tagung des Weltrundfunkvereins hat, wie das VDZ.» Büro meldet, über dem in einem amtlichen Kommunique in Genf zum Ausdruck gekommenen Inhalt hinaus noch einen interessanten Vorstoß des Institut international de coope- ration intellectuelle gebracht, der in der Richtung erfolgte, die „Nutzbarmachung des Rundfunks im Interesse des Friedens" festzutegen. Hinter dieser harmlos klingenden These verbarg sich der Versuch, den internationalen Rundfunk zu politischen Zwecken auszunutzen. 'Von wohlunterrichteter Seite hört das VD J.- Büro, daß der Vorstoß in dem Rechts- und An- Näherungsausschuß des Weltrundfunkvereins unternommen wurde und daß der Vertragsentwurf vom Völkerbund stammte.
Deutschland sei es aber gelungen, die Vertreter der anderen Länder davon zu überzeugen, daß der Weltrundfunkverein eine unpoliti- s ch e Organisation ist, die der friedlichen Förderung künstlerischer, technischer und juristischer Fragen sowie der Pflege des internationalen Programmaustausches zu dienen habe und die sich deshalb nicht für eine Unternehmung ein- setzen könne, die ausgesprochen politischen Charakter besitzt. Sowohl das Präsidium des Weltrnudfunkvereins, wie auch sämtliche Vertreter hätten Deutschlands Ansicht zu der ihren gemacht und einstimmig beschlossen, den Vertragsentwurf des Völkerbundes auf der Tagung nicht zu behandeln.
Damit sei zum Ausdruck gebracht, daß der Weltrundfunkverein sich auch in anderen auf politisches Gebiet übergreifenden Fragen einer Stellungnahme enthalten wolle. Dieser Grund-, satz wird, so fügt man an unterrichteter Stell« hinzu, den Beifall der gesamten Welt finden, da nunmehr durch Ausschaltung aller politischen Probleme und Streitfälle eine den eigentlichen Rundfunkfragen dienende enge Zusammenarbeit aller Rundfunkländer im Dienste der Völkervcrbindung sichergestellt ist.
Msburs bedeutet Krieg
Eine scharfe Erklärung Beneschs
Paris, 9. März.
Der Sonderberichterstatter des „Petit Pari- sicn" in Prag hatte eine Unterredung mit dem tschechoslowakischen Außenminister Dr. B e n e s ch über die Frage der Wiedereinsetzung der Habsburger in Wien und Budapest. Bcnesch sagte eingangs, er sei mit Dollfuß und Fey der Ansicht, daß die Frage der Herstellung der Monarchie in Oester, reich eine internationale Frage sei, die im übrigen nicht aktuell sei. Sie gehöre deshalb auch nicht zu seinen gegenwärtigen oder fernen Sorgen. Aber gesetzt den Fall, daß morgen durch einen Putsch oder ans andere Weise die Habsburger wieder eingesetzt würden, s o würde d'tr tschechoslowakische Ge - s a n d t e i n W i e n s o f o r t z u r ü ck b e r n - fen werden. Das gleiche gelte, das glaube er sagen zu können, auch vom rumänischen und südslawischen Gesandten. Die Kleine Entente würde mit allen Mitteln sich der Wiedereinsetzung der Habsburger widersetzen. Sie würbe l i e b e r j e d e a n d e r e L ö s u n g annebmen. als gerade diese, da die Herrschaft der Habsburger das Wiederaufleben aller Revisionsgclüste zur Folge hätte.
Wettrüsten beginnt
Große Luftrüstungsdebatte im englischen Unterhaus — Folgen des franz. Abrüstungs-Nein — Deutliches Abrücken Englands von Frankreich