Mittwoch, 7. März 1934

108. Jahrgang

Nr. 55

er GeseUtcliakter

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Das Bekenntnis zum neuen Staat

Sinn und Zweck der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Deutscher

Vom Gaubcaustragten sür den Gau Württemberg

Pg. Freiherr !

Ochsten, die Arbeitsge m einschafl Katholischer Deutscher, kurz AKD. genannt, in den meisten Gauen des Reiches ihre Arbeit ausgenommen hat, soll sie nun­mehr auch im Gau Württemberg in Tätigkeit treten.

Um von vornherein jegliches Mißtrauen gegen diese Organisation ansznschalten, son­dern im Gegenteil alle gutgesinnten Kräfte zur freudigen Mitarbeit anzuregen, sei im Folgenden Entstehung. Zweck und Arbeits­programm der AKD. in kurzen Zügen dar­gestellt. Vor allen Dingen sei betont, daß es sich bei der AKD. nicht etwa um eine neue politische Massenorganisation des katholischen Volksteiles handelt, sondern daß die AKD. im Aufträge des Führers von seinem Stell­vertreter mit Erlaß vom 3. Oktober 1933 inS Leben gerufen ivnrde. In diesem Erlaß heißt es wirtlich: , . .,

einerArbeitsgememschml Katholischer Deutscher". In der ^Arbeits­gemeinschaft werden Männer zusammen- gefaßt. die ihre Kräfte und Kenntnisse in aktiver Arbeit sür folgende Ausgaben ein-

sehen wollen: .... ^ ^

I. In dem katholischen Volksteck da^ deutsche N a I i o ii a l b e w » ß t i e > >> Z" stärken, eine ehrliche, rnclyaltloie Mila.-nit Nationalsozialismus zu vertiefen und

am .....,-

zu vermehren, die Reihen aktiver Kampier

zu vergrößern. ,

2. Im besvnöeien nir cm klares Ver­hältnis Zivilehen Kirche. Staat

n n d N § D A P. bis m die letzten Jnsta.-zen zu svrgem Mißverständnisse von vornherein aus dem Wege zu räumen und alle Sto- rnnasversnehe im Keime zu verhindern.

Ans diese Weise soll trotz aller konfessio­nellen Grenzen die völkische Einheit vertieft und ansgebaut werden und sollen die katholischen Werte restlos dem. Neubau de?- Reiches fruchtbar gemacht werden.

Die Arbeitsgemeinschaft ist somit keine Masienorganiiativn. ne verzichtet aus Mai- senwerbung und nimmt korporativen Bei­tritt nicht entgegen.

Die Rcichsleitnng besteht aus'chließlich aus erprobten Kämpfern, den Parteigenos­sen: Staatssekretär Hans Dauser - Mün­chen, Major a. D. Hermann von Detten - Berlin und Regierungspräsident Rudolf zur Bonsen-Köln. Die oberste Leitung hat Vizekanzler von Papen übernommen, zum Reichsgeschäftsführer wurde Dr. Gras Thun bestellt. DieArbeitsgemeinschaft Katholischer Deutscher" ist für die oben ge­nannten Ausgaben innerhalb der Reichs­grenzen die von der Reichsleitung der Ns.-- DAP. einzig und als maßgeblich anerkannte Stelle. Die Gliederungen der NSDAP, haben die Arbeitsgemeinschaft in ihrer Tätigkeit bei allen sich bietenden Gelegenheiten zu unter­stützen.

München, 3. Oktober 1933.

gez. Rudolf Heß."

Aus diesem Erlaß geht die Zielsetzung der AKD. mit aller Klarheit hervor. Es kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden, daß die Arbeitsgemeinschaft nicht irgendeine einseitige Interessenvertretung kirchlicher oder staatlicher Belange darstellt, die durch eine Massenorganisation wirksam und stark gemacht werden soll, sondern es handelt sich hier um eine Art Amt, um ein Gremium von Mitarbeitern, eben um eine tatsächliche Arbeitsgemeinschaft, die von staat­licher Politischer Seite eingesetzt wurde, um für ein organisches Zusammenwirken von Kirche und Staat zu sorgen. Denn der Staat steht nicht mehr gleichgültig den christ­lichen Konfessionen gegenüber, sondern er hat ganz klar ausgedrückt, daß er höchstes Interesse daran hat, daß die unersetzlichen Werte der beiden christlichen Konfessionen Zur vollsten Entfaltung kommen müssen. Die Tätigkeit der AKD. muß diese neue Linie selbstverständlich ganz klar wiedergeben. Sie darf nicht zu einem Vereinsbetrieb herab­sinken, sondern hat immer Stellung und

>. von Raßler

Pflichten eines Amtes anszudrücken. Da­durch wird am sichersten allen etwaigen fal­schen Gegenströmungen innerhalb der AKT. von vornherein ein Riegel vorgeschoben und andererseits eine Basis des unbedingten Vertrauens sür die zukünftige Arbeit ge- schaffen.

Die AKD. wurde von der Reichsleitung der NSDAP, eingesetzt, und hat den In­teressen der NSDAP, und des neuen Staa­tes zu dienen. Sie hat nationalsozialistischen Geist in den katholischen Volksteil zu tragen sie hat nationalsozialistische Interessen bei der Gestaltung des Verhältnisses von Kirche und Staat zu vertreten. Nur auf diese Weise hat die AKD. Sinn in einem totalen Staate und trägt ihrerseits dazu bei, daß aus der Aufspaltung der Volksgemeinschaft in kon­fessionelle Interessengruppen ein einheitlicher Wille über die konfessionellen Grenzen hin­weg zustandekommt.

Dieser Ausgangspunkt der AKT. hat auch im Vorgehen der Beauftragten zum Aus­druck zu kommen: in erster Linie haben diese für die Erziehung zum Nationalsozialismus nnd tür die Abwehr gegnerischer lz. B. im Geiste des Zentrums getarnt geführter) Strömungen tätig zu sein. Wenn in zweiter Linie es hin und wieder auch notwendig ist. ungerechtfertigten Angriffen auf die katho­lische Religion, die Kirche und einzelne Ka­tholiken entgegenzulreten. so geschieht dies, um Mißverständnisse, die sich dem Erzie­hungswerk entgegenstellen, abzuwehren. Da­für. daß Kirche und Staat ihren überaus wichtigen Funktionen in geregelter Zusam­menarbeit dienen können, daß nicht durch irriae Neberarifse in der Kompetenz oder

durch Einflußnahme destruktiver Elemente Reibungen oder Konflikte zum Schaden für die Staatsautorität, Volksgemeinschaft und unseren katholischen Glauben entstehen, soll die AKD. alle Kräfte einsetzen.

Tie Praktische, aktive und Politische Arbeit wird von den Gau-, Kreis- und Ortsbeanf- tragten getragen, die entsprechend der gleich­namigen Gebietseinteilung der NSDAP, vom obersten Leiter der AKD. er­nannt werden. Vorschläge bezgl. der einzusetzenden Persönlichkeiten haben die Gau beauftragt en für die Kreise und die Kreisbeauftragten für die Orts­gruppen einznreichen. Um diese leitenden Männer werden sich Referenten sür die ver­schiedenen Fragen der AKD. gruppieren.

Zur Mitarbeit sind nur solche Männer willkommen, die sich in aktiver Arbeit an diesen Aufgaben beteiligen wollen und kön­nen, denn der deutsche Katholizismus soll ans einer durch seine Verpflichtung mit liberalistischen Parteiformen entstandenen P a s s i b i t ä t zum aktiven und offen­siven Kampf um die Neugestal­tung von Volk und Reich erzogen werde n.

Es wird jedem Denkenden klar sein, daß gerade bei der besonderen Eigenart der Ver­hältnisse in Württemberg die AKT. hier vor ganz besonders schwierige Aufgaben gestellt ist, daß sie jedoch, vertrauensvolle und ehr­liche Zusammenarbeit aller Beteiligten vor­ausgesetzt, überaus segensreich für Volk. Staat und Kirche wirken kann. Es ist daher eine möglichst rege Mitarbeit aller V o l k s g e n o s s e n, die von der unbedingten Notwendigkeit einer restlosen, auch innerlichen Eingliederung des katho­lischen Volksteiles in die große deutsche Volksgemeinschaft überzeugt sind, dringend erforderlich.

Zuschriften und Beitrittsmcldungen sind bis auf weiteres an die oben vermerkte An­schrift des Gaubeauftragten zu richte».

Pariser Mordmaffia entlarvt

Aufsehenerregende Wendung im Mordfall Prince: Doch vergiftet Selbstmordversuch einesStavisky treudankbaren Staatsanwaltes"

ZI. Paris, 6. Mürz.

Was dem mit großem Lärm arbeitenden französischen Staatsapparat nicht gelungen ist nicht gelingen konnte, weil er gerade in seinen Spitzen zu enge mit den Partei- unp Finanzinteressen um den Staviskh- Skandal verquickt ist das gelang einem kleinen, bereits abgesägten Polizeikvmmissar namens B o n n y: Licht in das Treiben einer bei den höchsten Behörden beheimateten Mordmaffia zu bringen.

Es ist noch erinnerlich, daß über die ge­richtliche Untersuchung der Leiche dos in Dijon ermordeten Gerichtsrates Prince eine amtliche Mitteilung.ausgegeben wurde, in der ausdrücklich festgestellt worden war. daß von einem Giftmord an dem Gerichtsrat keine Rede sein könne. Wenige Tage später gelang es dem früheren Polizeikommissar Bonn h, der abgesetzl worden war, weil er angeblich in der Ver­folgung des Staoisky-Skandals zu lässig ge­wesen sei in Wahrheit, weil er als pflicht­treuer Beamter m ehr in Erfahrnng g e b r a ch t h a t t e, a l s g e m i s ? e n.V v r- gesetzten angenehm fein konnte die seit Wochen gesuchten Abschnitte der S t a v i s k y - S ch e ck s. die Auf­klärung darüber enthalten, wer alles von den Geldspenden dieses Großbetrügers lebte, aus. sehr schnelle Ar: zustande zu bringen. Jetzt erst wurde die Witwe Staviskhs verhaftet, die zum Erstaunen nicht nur der französischen Oeffentlichkeit sich mehr als zwei Monate frei bewegen konnte, ohne irgendwie von den französischen Behörden belästigt zu werden.

Die französische Regierung scheint erst aus dieser privaten, zur eigenen Rehabiliterung von Vonny gemachten Leistung erfahren zu haben, daß es auch unbestechliche Beamte in Frankreich gibt. Nicht zu­letzt unter dem Druck der öffentlichen Mei­nung betraute der Justizminister nunmehr Bonny mit der Aufklärung des geheim­nisvollen Mordes an Gerichtsarzt Prince,

der von Unbekannten nach Dijon gelockt und ans die Eisenbahnschienen gelegt wurde, wo mehrere Züge ihn zermalmten. Bonny ist der Ansicht, daß die Haupttäter nicht in Dijon, sondern in Paris selbst zu suchen sind, weshalb er sehr wider Erwarten der interessierten Kreise noch nicht nach Dijon abgereist ist. Wohl aber hat er einen Sachverständigen neuerdings mit der genauen Untersuchung der Lungen, der Nieren und der Leber des ermordeten Gerichtsrates beauftragt und schon nach wenigen Stunden das aufsehen­erregende Ergebnis in der Hand gehabt:

Es gelang, einwandfrei festzustellen, daß sich im Körper Princes ein Giftstoff befindet, der wegen der geringen Menge der vorhan­denen Spuren noch nicht näher sestgestellt werden konnte. Es soll sich um eine Art Chloroform handeln, was die Vermutung bestätigen würde, daß P r i n c e z n e r st be­täubt wurde. Die von gewissen Kreisen ansgesprengle Version, daß Prince Selbst­mord begangen hätte, ist damit erledigt.

SZaviskys Freund, der Staatsanwalt

Die durch Bonnh begonnene Lüftung des Geheimnisses um Staviskhs Gönner, scheint die dringend notwendige Säuberung des Be­amtenkörpers zu beschleunigen. So wurde ans Grund eines jetzt plötzlich aufgesnndenen Briefes, in dem der engste Mitarbeiter des mit der Untersuchung des Staviiky-Srandals beauftragten Generalstaatsanwaltes Pres- sard, der Staatsanwalt Hurlaux, Sta­viskyin treuer Dankbarkeit" bat. für ihn Fürsprache einzulegen, Hurlaux nunmehr vom Präsidenten der Republik seines Postens enthoben. Hurlaux hat daraufhin einen Selbstmordversuch mit Gift un­ternommen, der jedoch rechtzeitig verhindert werden konnte.

Die nächsten Tage dürften neue Sensatio­nen in diesem Skandal von bisher in der Weltgeschichte kaum je erreicht«'» Ausmaßen bringen.

Jas Sierml» in Kürze

Der Führer legte gestern de« Grundstein zum Richard-Wagner-Nationaldenkmal in Leipzig. Bei dieser Gelegenheit wurde ih« der Ehrenbiirgerbrief der Stadt Leipzig überreicht.

Von der Leipziger Messe wird allgemein ein guter Geschäftsgang gemeldet.

Der Reichsverkehrsrat ist ans heut« zu einer Tagung zusammenberufe« worden.

Bei Bioskau ereignete sich gestern ein« Eisenbahnkatastrophe, bei der nennzehn Tot« zu beklagen sind.

Bei Lübeck stürzte gestern «in deutsches Sportflugzeug ab, wodei ein Insasse getötet wurde.

Das Erbgesundheitsgericht in Berti» hat gestern seine Tätigkeit ausgenommen.

Staviskys Privatsekretär

der Entführer Princes?

Die Frau mit dem weiße» Hund

Paris, 6. Mürz.

Echo de Paris" bringt neue, Aufsehen erregende Mitteilungen zum Fall Prince.

Ein Mitarbeiter des Blattes will bei dem Wagenwärter der Garage, in der der Wagen des inzwischen verhafteten Privatsekretärs Staviskhs, Romagnino, nnterge- stellt ist, erfahren haben, daß der Wagen in der Nacht zum 21. Februar, also m der Nacht des Todes des Gerichtsrates Prince nicht in der Garage war. Ter Wagenwärter soll sich erinnern, daß Frau Romagnino. wenn sie den Wagen benutzte, stets von einen: großen weiß-schwarzen Hunde be­gleitet gewesen sei. Nach Zeitungsberichten habe man mm unweit des Ortes des Leichen- fnndes eine Frau einem Kraftwagen mit einem weißen Hund entsteigen sehen, der kurz darauf nach Paris zurück gefalnen sei.

An anderer Stelle bringtEcho de Daris" eine lange Kombination seines nach Dijon entsandten Sonderberichterstatters, der in Ermangelung von Berichten über Tatsachen seine Fähigkeiten als Detektiv spielen läßt und behauptet, daß Prince Har nicht mehr- lebend in Dijon gewesen sei, daß das in Dijon angeblich von ihm anfgegebene Tele­gramm an seine Frau ebenso gefälscht ge­wesen sei wie der polizeiliche Meldezettel im Hotel und daß Prince im Zuge während einer vier Minuten dauernden Durchfahrt durch einen Tunnel getötet und seine Leiche aus dem Zuge geworfen worden sei, worauf die Mörder sie später auf den Schienen ge­funden hätten.

WieHavas" berichtet, hat der Staats­anwalt in Dijon, der am Sonntag bei In- stizminister Cheron war. Dijonern Presse­vertretern gesagt, daß die Negierung den Fall Prince restlos aufzuklären entschlossen sei. Zur Deckung der dazu notwendigen hohen Kosten seien reichliche Kredite vor­gesehen. Die Ermittlungen gingen von zwei Annahmen aus: die eine komme zu dem Schluß, daß . es sich um ein politisches Verbrechen handele, nach der anderen nt es ein R a ch e a k t. Letzteres könne zum Bei­spiel der Fall sein, wenn ein Angeklagter dessen Bestrafung Prince während seiner Berufsausübung gefordert habe, die Tat be­gangen hätte.

Mrkftierstun-e

zur Eröffnung der Automobilausstellmlg Berlin, 6. März.

Am Donnerstag, zwischen 10 und 11 Uhr, wird die feierliche Eröffnung derInternatio­nalen Automobil- und Motorradausstellung Berlin 1934"ü der alle deutschen Sen­der verbreitet werden. Damit alle Arbeiter und Angestellten der deutschen Automobil- Industrie Zeugen dieser Siegesfeier der Kraft­fahrzeugwirtschaft sein können hat sich doch die Belegschaft bei der deutschen Automobil­industrie in diesem Jahre verdoppelt wird in allen Werken derKraftfahr-- zeugindustrie während der Rundfunk­übertragung eine Feierstunde eingelegt.