seit« L - Nr- 51
D« Seseilschattik
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Das Unterhaltungsblatt der RS. Nreste Württemberg
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Rlir- / Anzing / zrablimsmiim»
Und wieder zieht der März ins Land Mit Sonnengold als Festgewand.
Die Bächlein plaudern und rauschen.
Sie wissen Märchen wunderbar Dom guten Jahr, vom guten Jahr Don, großen Glück, das kommen mutz - O laß mich lauschen, lauschen'
Alfred Huggenberger.
Da ist der März, es schrei! der Star Die Sonne steigt der Schnee wird rar, lind ob's chr lieb ist oder leid.
Die Lerche muß jetzt aus die Heid'.
Hans Relststng.
Doll Hostnnngssreude ist der März; er hat ein rechtes Jungenherz, der Storch fliegt ein, es schwätz! der Star, > der Wiese wächst das erste Haar.
Fritz Butz.
lind stürmisch taut der Märzenwind.
Die Schneeglöckchen die ersten sind.
Der Bach rauscht wild ums Mühlenhaus. ' Der Ackrer wirst den Samen aus. !
Otto Linck. i
Aber der Bauer ist vorsichtig und bleibt dem März gegenüber ewig mißtrauisch. Er soll nicht regenreich und feucht sein. .Mürz allzufeucht macht das Brot leicht", oder: „Ans Mürzenregen folgt kein Sommersegen". Auch Schnee lrebt man im Märzen nicht mehr. „Märzenschnee, tut Frucht und Weinstock weh." „Langer Schnee im März bricht
dem Korn das Herz." Also wünscht man gutes Wetter? Jawohl: „Märzenstaub bringt Gras und Laub." Es soll also Sonne scheinen. aber es soll nicht zu warm werden, das Wachstum soll noch nicht beginnen. „Märzengrün soll man mit Hvlzschlegcln wieder in die Erde schlagen." „Schlägt im Märzengrün der Fink, ist es ein gefährlich Ding." Darum gilt es als wünschenswert:
„Märzenwind. Aprilenregen
bringen im Maien großen Segen."
Mvimtsschau
März
Nun aber drängt das Höste» der Menschen ungestüm dem Frühling zu. Fri lange andauerndem Ringen zwischen Frühling Und Winter gewinnt der Frühling immer mehr das Feld, und er reckt seine Siegesfahne immer höher. Die Gedanken fliegen in kühnem Hoffen und Ahnen der nenen Feil entgegen. ES ist wie Mörike sagt:
Frühling läßt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen ichon,
Wollen balde kommen. —
Horch, von fern ein leiser Harsentvn!
F.ühling, >a, du oisr's!
Dich Hab ich vernommen.
A > ein alter Dolksreim spricht verheißungsvoll zu
Hasen, die springen.
Lerchen, die singen
Werden sicher den Frühling bringen.
De° Kalender setzt auch kühn auf den ,'t. März den Frühliugsbeginn au. und „An Mariä Verkündigung >2ö.) kommen die Schwalben wiederum". Au den warmen Weinberghalden fange» die Weingärtner zu oohren und zu schassen au nach dem alten Spruch:
Mariä zieht die bedeckten Reben aus llnd nimmt den leichten Frost in Kaus.
Schon vorher versuchte inan es da und dort einmal im Garten, denn Gertraud ist die erste Gärtnerin". Und
.Ist Gertrude <17.) sonnig,
Wird's dem Gärtner wonnig."
Immer noch kühner steigen die Gedanken und Pläne
Es führt Sankt Gertraud Dre Kuh zum Kraut.
Die Bienen zum Flur Und die Pferde zum Fug.
Aber uralte Bauernersahrung lehrt, daß um verlockenden Märzwetter nicht zu trauen st't. Wohl gehl da und dort schon der Ackers- mann durchs Feld. Aber vielleicht doch zu irüh. Alte Bauernweisheit sagt:
Nimmt der Mär;
- Len Pflug dein, Sterz,
Hält April Ihn wieder still.
Lüiare, Todaustragen
Mare - Zodaustragen
Heftige Winde aus Nordost und weiche, ^ mer und Winter wurden dann und wann auch warme Fohnsiürme von Süden, strahlender. in besonderen, miteinander kämpfende» verblauer Himmel und wirbelndes Schneetreiben,! mummten Gestalten dargestellt, die ein Wech
strenge Nachlfrösie und warmer Mittagssou nenschein, der nach den letzten Eiskrumen und Schneezuugen in den Tchatteiibereichell verborgener Waidwinkel leckt — Kampf zwischen Winter und Frühling: das ist der Zustand im März. Des Menschen Herz, seine Hoffnung und sein Wille stehen bei diesem Kampf ans seitei. des Frühlings, und wenn sein schwacher Arm und seine geringe Kraft auch niemals ausreichen, in dieses gewaltige Ringen einzugreifen, so versucht er es doch in sinnbildlicher Weise.
So kommt schon ans vergangenen Zeiten die uralte Sitte des Dodaustragens, das meist am Sonntag Lätare. an Mitfasten, geübt wird. Es war immer eine feierliche, ganz wichtige Sache, an der die Menschen mit Leib und Seele beteiligt waren. Unter Gesang oder Lärmen wurde eine Strohpuppe o. ä. herumgeführt und dann ins Wasser oder ans die Feldmark des Nachbardorfes geworfen oder verbrannt. Der Tod wurde hinausgetragen und nun sollte der Sommer eingebracht werden. Ein mit bunten Bänderi», Brezeln, Eierschale» behängtes Bäumchen oder Stäbchen wurde von Haus zu Haus getragen „Den Tod haben wir Hinausgetrieben, den lieben Sommer bringen wir wieder." Dafür bekämet, die Träger Gaben ' von Eiern, Kuchen Obst oder auch Geld Sonn
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I« März
Alfred Dollmar.
selgespräch miteinander führen und wobei natürlich der Winter zu verlieren hatte.
Bei diesem Todaustragen liefen die Kinder in Schlesien eiligst davon, nachdem der Tod ins Wasser geworfen war. Keines sab sich um, keines wollte das letzte sein, daß es nicht der Tod einhole. Bei den Versuchen, den Tod auf die Markung des Nachbardorfes wegzuwerfen und zu verbrennen, kam es dann und wann zu Zusammenstößen, denn man wollte doch nicht das Unglück, die Krankheit, die sich mit diesem auf der Markung verbrannten oder vergrabenen Tode verbinden könnte, auf die eigene Markung gebracht wissen. Wilhelm Mannhardt schreibt über den Brauch des Tod anstragens und seine tiefere Bedeutung folgendes:
„An Nürnberg trugen festlich geschmückte Mädchen eine Puppe in einem offenen kleinen Sarge, von welchem ein weißes Leichentuch herabhing, oder einen grünen Buchenzweig mit in die Höhe gerichtetem Stiel, woran ein Apfel statt des Kopfes befestigt war, in einer Schachtel und sangen dabei: „Wir tragen den Tod ins Wasser, wohl ist das!" oder: „Wir tragen den Tod ins Wasser, wir tragen ihn nein und wie der raus." Das Gemeinsame der in Franken, Thüringen, Meißen, dem Vogtland, Schlesien, der Lausitz weitverbreiteten Formen desselben Brauches ist es, daß eine mit dem Tod bezeich- nete weibliche oder männliche Figur aus Stroh oder Holz, von jungen Leuten des anderen Geschlechtes herumgetragen, ins Wasser, in eine» Tümpel geworfen oder verbrannt wurde. Nach dem Austragen des Todes wird vielfach sofort der Sommer in Gestalt eines grünen Maibaumes oder eines Baumes mit daran gehängter Puppe eingebracht. Ich erinnere nur au die Lausitzer Sitte, wonach die Frauen, die dabei keine Männer dulden, mit Trauerschleiern behängt umziehen, eine Strohpuppe mit einem weißen Hemde bekleiden, mit einer Sense und einem Besen in der linken und rechten Hand aus.üsten, vor stemwerfenden Buben verfolgt, bis zur Grenze tragen und dort zerreißen, worauf sie jenes nämliche Hemd an einen schönen Wal^baum hängen, oiesen abhaaen und heimtragen. In der Oberlausitz wird der Tod, eine Figur aus Stroh und Hadern, mit dem Hcmde de- letzten Toten und dem Schleier
der letzten Braut im Dorfe angetan, von der stärksten Dirne auf einer Stange einheegetra- gen, sodann mii Steinen und Stecken beworfen, und zuletzt in einem Wasser vor dem Dorfe er- säuft, worauf alle Teilhaber des Zuges ein grünes Zweiglein brechen und heimdringen. Ganz ähnlich wird in Böhmen und Mähren unmittelbar nacheinander der Tod aus dem Dorf getragen, der Sommer ins Dorf getragen, wobei die den Tod darstellende Puppe, die ebenfalls vielfach mit einer Sichel in der Hand ausgerüstet ist, zuerst zerschlagen oder zerrissen bezw. im Walde dreimal an eine Eiche geschlagen und so entzweigemacht» sodann von einer Brücke oder einem Felsen in die Tiefe eines Wassers hinuntergesturzt, häufig aber heraus- gezogen, heimgetragen und schließlich verbrannt wird.
Aus dem Gegensatz des nach Austragung des Todes eingebrachten „Sommers" ergibt sich, daß ursprünglich der Winter unter dem Namen des Todes gemeint war.
Wenn der eingebrachte, durch einen grünen Baum dargestellte Sommer nicht sowohl eigentlich die Jahreszeit als den sommerlichen Vegetationsgeist oder die sommerliche Vegetationskraft bedeutet, so wird auch sein Gegensatz, der Tod oder der Winter, den Vegetationsdämon in seiner winterlichen Gestalt nicht als tötend, sondern als tot oder getötet darstellen. Tod also wäre hier nach unserer Ansicht passiv zu verstehen als das getötete vegetative Leben im Winter; nicht die leben ra u b e n d e Naturmacht, nicht die winterliche Jahreszeit sollte durch Vergraben vernichtet werden, sondern der erstorbene Veqetationsdämon (Wachstumskraft) wird in der Erde eingescharrt, um im Frühling aus dem Boden, wiedererweckt und neubelebt emporzusteigen."
Maustreiben in Schlesien
„Nun treiben wir den Tod hinaus.
Dem alten Juden in das Haus,
Dem Reichen in den Kasten,
Morgen woll'n wir fasten.
Den Tod haben »vir Hinausgetrieben.
Den lieben Sommer bringen wir wieder, Den Sommer und den Maien,
Der Blümleiit mancherleien.
Aus Herzensgründe bitten »vir.
So viel sich finden vor der Tür,
Daß an des Hauses Herde Man reich und selig werde."
März Rudolf Sieck
<AuL dem Kalender .Kunst und Leben"!
Anmerkung: Todaustragen und Todaustreiben sind im Grund dasselbe wie Winteraustreiben und Sommertageinholen. Das Sommertagssest ist ganz zu Hause in der Pfalz und in ganz Rheinfranken, also im Westen, das Todaustragen in der Lausitz, in Schlesien, also im Osten. Auch in Siebenbürgen finden wir das Todanstreiben. Nun sind die Siebenbürgener Sachsen keine Sachsen. sondern Franken. Somit ist auch dadurch bestätigt, daß wir es mit einem fränkischen Brauch zu tun haben, der vielleicht auch auf fränkische Einwanderung in Schlesien schließen läßt.