«eite S - Re. S1
De« Gesekfchajt«»
Freitag, den 2. März tSSl
Freiwillige vor!
Reiht euch ein in die Kampffront der NS.-Bolkswohlfahrt
Me vmi a» ihn« Mr» Ah
Zeitschriftenschau
Verantwortungsbewußte Männer, die ihre j Nation liebten, hatten bereits kurz nach dem Kriege erkannt, daß es eine Ehrenpflicht ist, j wenigstens einmal im Jahre derjenigen zu gedenken, die für uns bei der Verteidigung der Heimat ihr Leben gelassen haben. Als private Einrichtung von Verbänden und Vereinen schufen sie den Volkstrauertag, der zugleich ein Tag der Trauer über den Zusammenbruch des Deutschen Reiches war. Jahrelang haben sie um die gesetzliche Anerkennung dieses Feiertages gerungen, aber da sie nur der Vergangenheit nachtrauerteil und nicht als politische Soldaten für eine bessere Zukunft kämpften, so blieb ihnen der Erfolg versagt.
Der Nationalsozialismus, der von entschlossenen Frontkämpfern geschaffen wurde, hat auch diese Frage mit genialem Scharfblick gelöst. Der Volkstrauertag wurde zum Heldengedenktag. Wir beklagen jetzt nicht mit Tränen die unzähligen Opfer eines sinnlosen Mordens, sondern wir erkennen, daß Unzählige dieses Opfer freiwillig gebracht haben und daß aus dieser Saat viele Jahre später herrliche Früchte aufgegangen sind. Die meisten derjenigen, die auf die Schlacht- selder des Weltkrieges hinauszogen, gingen ja nicht unter dem Druck einer unbequemen Pflicht, sondern aus freiem Entschluß, in der Einsicht, daß ihr Opfer notwendig war. ln der Erkenntnis, daß nur ihr Opfer die Not wenden könnte.
Nicht jeder, der von einer Granate niedergemäht wird, ist ein Held; ein Held ist aber derjenige, der dieses Schicksal innerlich be- jaht hat im Sinne des königlichen Wortes: Es ist nicht notwendig, daß ich lebe, sondern es ist notwendig, daßichmeinePflicht tue. Nur wenn wir im gleichen Geiste der toten Helden gedenken, nur wenn wir auch heute unsere Pflicht erkennen und sie ohne Murren tun, sind wir ihrer würdig.
Diese Pflichten liegen auf den verschiedensten Gebieten. Nicht immer ist es erforderlich, daß wir mit der Waffe in der Hand für das Vaterland eintreten. Wir können auch aus andere Weise Opfer bringen. Das Winte r h i l f S w e r k hat es jedem von uns gezeigt, wie solche Opfer aussehen, die man auch mitten im Frieden für sein Vaterland bringen muß. Auch dabei ist das Opfer allein nichts, der Geist, in dem eS gebracht wird, entscheidet. Die widerwillig gegebene Mark ist weniger wert als der freudig geopferte Pfennig.
Auch wenn daS Winterhilfswerk am 1. April zu Ende geht, find weitere Opfer notwendig. Die NS. -Volkswohlsah rt, die bisher ihre ganze Kraft daraus konzentrieren mußte, unsere Aermsten vor Hunger und Kälte zu schützen, wird erst dann ihre eigentliche Arbeit aufnehmen können. In jedes Haus, in jede Wohnung muß sie einen Boten entsenden, der dort nach dem Rechten steht, der die Schwachen stützt, die Unwissenden belehrt, den Heimatlosen Vater und Mutter ersetzt. Nur Menschen, die mit dem Herzen ganz bei der Sache find, nur Menschen, die es mit dem Nationalsozialismus ernst meinen, find sür diese Arbeit geeignet. Wir wissen, daß viele solcher Menschen unter uns leben. Sie müssen nur erst ihre Aufgabe erkennen und den Entschluß fassen, sich in diesem entsagungsvollen, aber
segensreichen Kampfe für die Nation ein- ^»setzen. Auch heute heißt es wieder, wie ,rm August 1914: „Freiwillige vor!" Wer mitkämpfen will, reiht sich ein in die Kampf, front der NS.-Volkswohlfahrt.
Kmi>lder3>gmdwilsnkdllche> Mjsr«
Der Neichsjugendwettkampf vom S. bis IS. April
Deutschland ist seit alters her daS Land der Arbeit, das Land des Erfolges gewesen. Gewissenhaftigkeit und Treue seiner Arbeiter sicherten ihm diese Stellung vor allen anderen Nationen der Welt. Um der deutschen, berufstätigen Jugend Gelegenheit zu geben, ihr Können in friedlichem Wettstreit zu messen, findet vom 5. bis 15. April ein Reichsjugend-Wettkamps statt, der von allen staatlichen und amtlichen Stellen aufs Nachdrücklichste unterstützt wird. Deutschlands Jugend soll sich in diesem Wettkampf seiner Väter würdig erweisen.
„Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen."
Unser Führer hat unzählige Male betont, daß Deutschland Werke des Friedens bauen will. Deutschlands Stolz sind die schaffenden Hände aller seiner Volksgenossen, Deutschlands Wunsch ist es aber auch, diese in den Wettstreit der Nationen zu führen, damit sich unsere Jugend wieder den Platz an der Sonne erkämpft, den unsere Väter inne- hatten. Der nationalsozialistische Staat stellt sich bewußt und mit Absicht in den Dienst einer möglichst gründlichen und tiefgehenden beruflichen Ausbildung.
So ist der Reichsberufswettkampf nicht nur Sache der Jugend, sondern Sache des ganzen deutschen Volkes. Zum erstenmal findet ein Wettkampf statt, der alle Berufsklassen umfaßt. Die Dämme der Begrenzung sind niedergerissen, der Jungarbeiter genau so wie der junge Angestellte kämpfen um die Siegespalme.
Entscheidend ist einzig und all- ein die Leistung. Dieser Wettkampj soll gleichzeitig eine Selbstprüfung sür jeden einzelnen sein, jeder, der daran teilnimmt, soll seine Fehler erkennen und die Leistung des anderen würdigen. Mit Kameraden, die im selben Berufe stehen, soll er streiten, wie er es vom grünen Rasen her gewohnt ist. Ohne Kamps kein Sieg! Selbstver- stündlich soll kein Strebertum, kein Konkurrenzkampf und kein Handeln aus ich-süchti- gen Gründen um sich greifen, sondern es soll eine nationalsozialistische Gemeinschaftsarbeit im Dienst deS Volkes werden.
ES ist zu hoffen, daß sich sowohl die einzel- nen Betriebe, wie die Schulen und Privatpersonen, in den Dienst der Sache stellen. Alle sollen sie den PulSschlag des über Stände
und Klassen geeinten deutschen Volkes
sichten.
Eine Woche lang werden also in unzähli- gen Werkstätten und in unzähligen Betrie- ben junge Deutsche bei der Arbeit sitzen und ihr Bestes geben, den Sieg im friedlichen Wettkamps zu erringen.
„Wir glauben, wrr arbeiten."
«Alles sür Deutschland".
E >,» Zwiegespräch
„Mutter — sag' - hast Du auch alles richtig bestellt? Beim Gärtner auch?"
„Beim Gärtner? Ja, Kind, was soll ich denn beim Gärtner bestellen?"
„Also richtig vergessen? Mutter! Hast Du denn nicht an meinen Brautkranz gedacht? Und an die Sträuße von Martha und Elfriede? Und an die Blumen für den Altar, für die Tafel?"
„Kind nun beruhige Dich doch, das läßt sich ja alles noch nachholen aber Du nimmst doch den Brautkranz mit Deinem Schleier zusammen von Friedrich u. Cie. -
„Einen künstlichen Brautkranz na Mutter, ich danke recht sehr dafür - ich will einen lebenden Kranz von echten Myrten "
„Aber Liebes — das kann ich doch nicht bezahlen — ist denn das notwendig?"
„Ja Mutter - was stellst Du Dir denn eigentlich unter einem Kranz von lebenden Myrten vor? Weißt Du denn, daß mir mein Blumengeschäft schon einen Myrtenkranz machen kann, der nur die Hälfte eines künstlichen kostet? Es gibt natürlich auch sehr gute Aussüh- iungen und ganz moderne und vornehme - aber teurer als die künstlichen sind sie bestimmt nicht!"
„Ist das möglich?"
„Und noch etwas, Mutter - weißt Du, daß die Myrte Sinnbild ist? Weißt Du, daß ne Reinheit und Keuschheit bedeutet?"
„Kind nein ich bin wirklich gerührt selbstverständlich sollst Du Deinen lebenden Myrtenkranz haben - ich will gleich zum Blumengeschäft gehen."
„Weißt Du Mutter, ich möchte einen Reif rund herum, aber nicht nur einreihig - sonst verschwindet er auf meinem üppigen Haar sonst aber nichts — verstehst Du - keine Spangen oder Kränzchen, das paßt nicht zu mir — aber am Kleid und am Schleier möchte ich Zweige - gelt Mutter und dann bestell' auch gleich das übrige
„Kind - bitte - geh doch selbst mit, dann kannst Du Deine Wünsche sagen — ich möchte Dich doch wirklich zusriedenstellen - an Deinen: großen Tage!"
„Ja Mutter nicht wahr, die Kirche darf ich doch schmücken lassen — ich muß Blumen um mich haben, sonst ist alles so kalt und leer. Mit Blumen lebt alles und ich bin dann auch nicht so allein . . . weißt Du . . . Mutter . . . Blumen sind wie die beste Freundin . . . still, fröhlich, lächelnd . . ."
„Ja Kind es sind wohl doch Boten Gottes."
„Also Mutti komm laß uns gehen ."
Humor
Die Gnädige kam in die Küche:
„Minna, lassen Sie mich noch einmal dazukommen und sehen, wie Sie den Briefträger küssen."
„Ich habe das ja auch nicht gerne, gnädige Frau, aber was kann ich dazu, wenn Sie dauernd auf so leisen Filzlatschen rumgehen?"
Heiratsannoncen im 20. Jahrhundert
Liebesheirat. Hellblonde, 19 Jahre alt, schlanke, träumerische und hübsche Willy-Fritsch-Schwär- merin, möchte einen berufstätigen, eleganten Herrn, der ein eigenes Auto hat, zwecks Liebesheirat kennen lernen.
Uebersall
Fräulein Gertrud Lämmchen, eine ehrsame Jungfrau in abgeklärten Jahren, wird eines Abends bei der Heimkehr von einem Fremden aus der Treppe umarmt und geküßt. — Der ! Fremde verschwindet darauf hastig und Fräulein ! Lämmchen findet ihre Fassung wieder, entdeckt j aber, daß ihre Handtasche plötzlich verschwun- : den ist. — Sie bekämpft den aufsteigenden Aer- ! ger mit den Worten: „Die zwei Küsse waren s ja schließlich die zwei Mark wert, die noch in der Tasche waren."
Deutsche Rechtserneueruug Bon Th. Otto Koellreutter (Universität München)
In dem kürzlich erschienenen Februarheft der „Süddeutschen Monatshefte" dem der Reichsjuri stenfiihrer und Reichsjustizkommissar Dr. Frani ein Geleitwort vorausgeschickt hat, gibt der Mar burger Deutschrechtler Professor Merk einen ausgezeichneten und tiefschürfenden Abriß von, Sinn und Wesen der deutschen Rechtserneuerung. Seine Ausführungen ruhen auf völkischer Grund läge. Er geht davon aus, daß die Seele eines Volkes auch in seinem Recht lebt, das „keineswegs eine bloße Technik oder ein Inbegriff denk notwendiger Begriffe, sondern ein Reich seelischer Werte ist". Deshalh sind genau wie für de» Staat auch für das Recht die weltanschaulichen Grundlagen entscheidend.
Die heutige deutsche Rechtsnot besteht nach Merk darin, daß dieser organische Zusammenhang zwischen dem Volk und seinem Recht gelockert und damit das Volk seinem Recht entfremdet wurde.
Weg und Ziel deutscher Rechtserneuerunq liegen i» der Rückkehr und dem Sichbesinnen auf die völkischen Grundlagen unseres Rechts. Deutsche Rechtserneuerung kann also nur aus einer deutschen geistigen Umkehr kommen, aus einer Besinnung auf die im deutschen Recht schlummernden völkischen Werte, aus denen heraus das Recht der Gegenwart entsprechend de» Bedürfnissen unserer Zeit schöpferisch »eugeslal- te, werden muß.
Die fliegende Feuerwehr
Auch so etwas gibt es schon im Jahrhundert der Technik. In den weiten riesigen Wäldern des nordwestlichen Canadas sind zahlreiche Be obachtungsposten errichtet, die sofort jeden Waldbrand der Zentrale Mitteilen. Von hier aus werden sofort Schwimmerflugzeuge an den Brandherd geschickt, auf irgend einem der cana scheu Seen wassert die Maschine. Die mitge brachte Motorpumpe tritt in Tätigkeit, die Piloten werden zu Feuerwehrmännern. Hat der Brand gefährlichen Charakter angenommen, so werden sofort Brieftauben mit Alarmmitteilungen ausgelassen und binnen kurzer Zeit ist Verstärkung da. Durch diese Methooe sind die Waldbrände in Canada energisch bekämpft wor den, sonst dauerte es oft wochenlang, bis die Feuerwehrkolonne durch die ungangbaren Wälder an den Brandherd herankam.
Die jeden Mittwoch erscheinende „Deutsche Flugillustrierte" bringt einen aufschlußreiche» Bildbericht über die Tätigkeit der fliegenden Feuerwehr. - Flugkapitän Willi Stör, der be- bekannte Kunstflugmeister wird dem Leser vorgestellt — ein Flug mit der Deruluft nach Moskau läßt uns in Wort und Bild die Schönheiten dieses Fluges erleben. — Die Bekleidung der deutschen Segelflieger — Leonardo da Vincis Versuche, das Problem des Muskelkraftfluges zu lösen, — die Anfänge des deutschen Flugwesens in Johannisthal — der deutsch-polnische Luftverkehr — sind andere, ebenfalls reich bebilderte Aufsätze der „Deutschen Flugillustrierten". Jede Nummer kostet 20 Pfennig in der Buchhandlung Zaiser, Nagold. Probehefte kostenlos
Am Kreuzweg von Souville steht ein Kriegerdenkmal, das der tapferen deutschen Armee an dieser Stelle, wo sie am weitesten in den Kranz der Forts um Verdun eingedrungen war, gesetzt worden ist. Dieses und ! andere Bilder von deutschen Gräbern in Feindesland bringt die Wochenschau (Verlag W. Eirardet, Essen) zum Heldengedenktag. In der Reihe „Werke deutscher Kunst" zeigt sie in einigen vortrefflichen Aufnahmen das Maximiliangrab zu Innsbruck. Außerdem veröffentlicht sie zahlreiche Photos vom Bürgerkrieg in Oesterreich.
Auf alle in obiger Spalte augegebeue« Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung «. NS Zaiser. Nagold, Bestellungen entgegen.
DekkuMHeAer
Ein Volksroman aus Schwaben Von Zdenko von Kraft Nachdruck verboten 6j
„David", war die etwas unsichere Antwort, „da hast du nit unrecht: Man sollte es uit denken . . . Wenn's aber doch sv ist, so hat es seine guten Grund'. In der Schlacht gibt's Kanonen und hunderttansend Flinten und solches Zeug. Hier aber? Kanonen gibt es da überhaupt keine: und was die Flinten vetrisst, so hat sie nur der andere, während du ans 'nem leeren Kästle hockst, von dem du eigentlich lieber auch uir wissen möchtest."
„Richtig! Aber der Mut. Nöhrle? Die männliche Courag'? Die sieggewohnte Faust?"
Gottlieb Rohr setzte sich aufrechter. Sein Gesicht nahm einen strengeren Ausdruck an, was seine Begleiter in der Dunkelheit freilich nicht sehen konnten.
„Das ist es, Psefserle: die Courag'! Du wirst mir g'wiß nit die Courag' absprechen wollen? Aber guck: Man muß sie auch zu gegebener Zeit zurückhalten können. Wenn ich mich hier wollt mit einer Handvoll Landstreicher hernmschlagen, so war das grad, als wenn der Napoleon Stetten belagern tat'. Das macht er einfach nit, gelt?"
„Hm . . . Und wenn hier einer kam', um dir den Daumen in die Kehl' zu drücken, ckitst du dich also auch nit verteidigen?"
„Ssst!" Rührle winkte ängstlich Schweigen. „Laß doch die kleinmütige Red'! Es kommt ja Loch keiner . . . Und wenn einer
Er unterbrach sich mitten im Satz. Ans der rechten Watdseite erklang ein kurzer, gedämpfter Pfiff. Fast zu gleicher Zeit blinkte Cm Licht aus.
„Heilige Dreieinheit!" stotterte der Neu- hausener. „Sie sind da!" Behende, wie es ihm niemand zugetraut hätte, glitt er von der Truhe herab. David Pfeffer sah ihn über die schwach erleuchtete Straße huschen. Im nächsten Augenblick verschwand er im Walde.
„Halt!" ries jemand weiter vorn. Gleichzeitig blendete ein starkes Licht den Selbstmörder-Karle — der, des schlechten Weges wegen, abgestiegen war und den Gaul am Zügel führte — so, daß das Pferd scheute, und er selbst in den Graben geriet. Er stolperte und siel hin. Schnell aber raffte er sich Wiederaus und tat ein paar hastige Sprünge.
„Steh — oder es knallt!" brüllten ein paar drohende Stimmen. Die Blendlaterne schwenkte ihren Lichtkegel der fliehenden Gestalt des Fuhrmanns nach; dadurch kam der Karren selbst ins Dunkel.
David Pfeffer, der nun gleichfalls von der Truhe herabgeglitten war, benutzte das. Auf Nöhrles Hilfe war nicht zu rechnen; der bewahrte sich in irgendeinem Waldversteck sür die Weltgeschichte. Der Selbstmörder-Karle rannte um sein Leben; wenn er davonkam, war das das Aeußerste, was er zu hoffen hatte. Und sich allein mit ein paar bewaffneten Straßenräubern hernmschlagen, um einen leeren Sarg zu verteidigen? Nein! Und also tat denn David Pfeffer das nächste, was ihm zu tun übrig blieb: Er schlüpfte einfach hinein... Warum auch sollte er's nicht wiederum mit der Totentruhe versuchen, die ihm heute schon einmal Glück gebracht hatte? Ade, Nöhrle und Selbstmörder-Karle! Euch sucht man noch immer — ich aber bin schon tot . . .
Es war eine sehr kurze Sache mit dem Suchen. Hundert Schritte von seinem Karren entfernt strauchelte der Fuhrmann zum zweitenmal und siel auf die Nase.
Augenblicklich griffen ein Paar Arme nach ihm. Schritte näherten sich. Und derjenige, der ihn beim Genick hatte, rief in die Finsternis hinein: „Hierher, Schweigerle! Da wär' ja der Braten!"
„Ist recht! Festbalten! Ich komm! Die andern weitersuchen!"
Der Fuhrmann schnappte nach Luft. Er dachte nicht anders, als daß seine letzte Stunde gekommen sei. „Barmherzigkeit" jammerte er. „Barmherzigkeit! Ich tu' euch g'wiß nix . . . Barmherzigkeit!"
„Brüll nit!" antwortete jemand aus dem Dunkel. Und gleich darauf schoß ihm das Licht der Laterne so blendend in die nachtgewohnten Augen, daß er sie schließen mußte. Von hinten preßte ihm ein Kerl die Ellbogen zusammen, während ihn der mit „Schweigerle" Benannte ableuchtete.
„Woher kommst du?"
„Aus Stetten, lieber Herr! Aus Stetten im Remstal — wo's aus Strümpfelbach zugeht ..."
„Wohin unterwegs?"
„Nach Fellbach!" ,
„Was führst du?"
„Nix sozusagen. Noch nix . .
„Was heißt das: „noch"?"
„Daß ich die Fracht erst holen muß, lieber Herr!"
„Aha! Wohl aus Fellbach?"
„Zu dienen: aus Fellbach."
„Und was ist das für eine Fracht?"
„Eine christliche Leich', Euer Gnaden!"
„Potz Herrschaft! Willst du dich über mich lustig machen?"
„Nein — bei meiner armen Seel': Ich
hol' wirklich ein» Leich'!"
„Und was machst du mit ihr?"
„Ich bring' sie nach Tübingen, Herr: auf die Anatomie."
Der verschreckte Fuhrmann sah nicht, wie Schweigerle im Zorn die Fäuste ballte, um ihm eines zu versetzen.
Da aber legte sich sür ihn jemand in« Mittel, den er in der Dunkelheit nicht zu erkennen vermochte, weil das Licht der Laterne immer nur sein eigenes Gesicht be- schien.
„Heide-Kuckuck, Schweigerle, laß ihn lausen! Bei dein ist wirklich nix zu holen."
„Kennst ihn denn?" fragte der Hauptmann.
„Aber freilich, Schweigerle! Weißt, wen wir da verwischt haben?" Er lachte und schlug sich dazu die Hände aus die Ober- schenket, daß es klatschte. „Das ist ja der Selbstmörder-Karle aus Stetten!"
Im nächsten Augenblick war alles wieder ganz anders. Die Laterne verlosch. Man hörte erregte Stimmen, Geschimps und Gelächter. Gleichzeitig kamen ein paar Männer herbei und meldeten, daß sie weit und breit niemand gefunden hätten. Und sie schienen des fast zufrieden zu sein.
„Soll ich ihn loslassen, Schweigerle?" fragte der, der den Fuhrmann sesthielt.
„Wart noch ein bißle!"
Der Hauptmann begann ein zweites Verhör. Ob der Selbstmörder-Karle jemand gesehen habe, der vor ihm die Straße herab- gefahren sei?
Nein. . . DaS heißt — hm. . . Der Selbstmörder-Karle zögerte. Dann aber bekannte er doch, daß er den Christian Kühnle getroffen, der die nämliche Straße eingeschlagen habe.
Fortsetzulig folgt.