Mittwoch, 21. Februar 1934

108. Jahrgang

Nr. 43

Der Oelettlrli alter

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IiplmtWs Wetirenuen m Sesterreirh

Dollfuß zwischen zwei Fronten / Die Schulden den 1730 Toten des

marxistischen Aufstandes

ok. Wien, i/0. Februar.

Noch ist die-Erregung über den Marxistin scheu Aufstand und seine, Frauen und Kin der nicht schonende brutale Niederwerfung nicht adgeklungen und schon steht Oester­reich wieder im Mittelpunkt der europäischen Äusinertsamkeit. Ein diplomatisches Wett­rennen hat eingesetzt um eine sogenannte Lösung des österreichischen Problems, die niemals eine Lösung sein kann, weil mit fal­schen Voraussetzungen gearbeitet wird: mit Sem natnr- und vernunftwidrigen, künst­liche» Gegensatz DeutschlandOesterreich lind mit einer Regierung, deren Schwäche gerade in der Vorwoche aller Welt offenbar gewor­den ist.

Die sogenannte Lrei-Mächte-Erklärung zur Unabhängigkeit Oesterreichs ist nicht zu- standegekommen. weil Deutschland diese Un­abhängigkeit irgendwie bedroht, sondern nnr deshalb, weil ein nationalsozialistisch, also deutsch regiertes Oesterreich niemals d a s politis ch e A n ß c n w e r k e i n e r f r e m- den Macht zur Beherrschung des § ndo st r a n m e s sein könnte, weiters aber auch deshalb, weil man mit dieser Erklärung die Beschwerde der österreichischen Regierung beim Völkerbund über die Einmischung frem­der Ttaaien m innere Angelegenheiten Oesterreichs zu verhindern hofft. Denn eine objektive Untersuchung über die fremden Einmischungen in österreichische innere Angelegenheiten mühte gerade jene Staaten, die nicht genug über die angeblich vom Nationalsozialismus bedrohte österreichische Unabhängigkeit" schreien können, am schwersten belasten.

Das französisch-italienische Ringen um die Vorherrschaft in ganz Südostenropa wird auf österreichischem Boden ansgetragen. Da­her beeilt sich Italien, die Dreiecks-Verhand­lungen Nom-Wien-Budapest zu be­schleunigen, die Ungarn und Oesterreich wirt­schaftlich und politisch eng an Italien bin­den sollen, darum droht und knurrt die Kleine Entente, die Treuhänder Frankreichs lni Südosten ist. Es ist aber unverständlich, warum Italien, dessen Führer sich doch im klaren sein mutz, daß ein in der Mehrheit seiner Bevölkerung gegen die Regierung stehendes Oesterreich niemals ein Eckpfeiler einer weitschauenden Politik sein kann, seine Gunst einem Hänfen von Abenteurern wie der Heimmehr leiht, obwohl man sich auch in Rom der Einsicht nicht verschließen kann, daß jede Lösung des österreichischen und damit tüdostenropäischen Problems ohne Deutsch­land keine Lösung ist.

., Die österreichische Regierung ist in diesem diplomatischen Wettrennen in keiner benei­denswerten Lage. Sie kann sich w eder auf das eigene Volk stützen, noch luagr sie es, sich klar zu dem einen oder anderen Bewerber zu b e- k e n nen und muß deshalb inaiicheUuliebens- würdigkeit von ihren sogenannten Freun­den einstecken. Am deutlichsten hat aber England, das nicht unmittelbar an dem ^'ploinatischen Ringen im Südostraum in- 'eressiert ist, sein Urteil über Oesterreichs der­zeitige Regierung gefällt. Man kennt die HnUung der englischen Presse seit dem Ans- b'mch dxs marxistischen Ausstandes; es war nur ein konsequentes Beharren bei dieser d"ß der englische Gesandte in -dien gelegentlich des 'letzten Diplomaten sP^tanaes ,m Buudeskansteramte an Tr oIO die Frage stellte, warum di« w^,dr"uiig, die doch über die Be- der Marxisten unter-

di----»

dert hat. Dr.

ren geantwortet.

er bis vor kurzem noch mit den Rätin!, rr Bundesgenossen gegen L'Llozmlisrnus rechnete seinen erbitterten

nicht verhin- jat mit Ausflüch- weil er nicht zugestehen

"'acht hat. .Selbst wenn "lterreichische,,

den

die "er nun Gegnern ge-

der Plan, Problems

eine Lösung im Rahmen

des

des

Piermächtepaktes herbeizuführen, Gestalt an­nähme, könnte diese Lösung auch nur erreicht werden n a ch Bildung einer Regierung, die sich aitf eine Mehrheit in der deutschen Bevöl­kerung Oesterreichs stützt, also e r st, wenn d e m' Nati o n a l s o zia lis m us jener Einfluß auch in Oesterreich eingc- räumt wird, der ihm auf Grund seines die M hrheit der Bevölke- r nnga u sinachende n A nhange s z u - 2 o in m t. Erst ein innerpolitisch geordnetes -and befriedetes Oesterreich wird die Grundlage für die Regelung aller Südostfragen abgeben

von

FaWniümrbaM verhaltet

Nürnberg, 20. Febr.

Wie der Polizeibericht meldet, wurden der Polizei; B a p r e n t h der 27iäh-

rige Kaufmann Willi G r a n b n e r, der tOjährige Kaufmann Kvnrad G r n bcrt und dessen 22jähriger Sohn Walther, sämt­lich in Nürnberg wohnhaft, wegen Ver­ausgabung von Falschgeld sestgenommen. Sie hatten bei der Festnahme rund 500 M. Falschgeld in Ein- und Fünfmarkstücken bei sich. Das Falschgeld war in der Wohnung Willi Graubners hergestellt worden.

Gm in Berlin

Berlin, 20. Febr.

Auf seiner Rundreise durch die europäischen Hauptstädte traf am Montag um 23.55 Uhr der englische Großsiegelbewahrer Eden am Bahnhof Friedrichstraße in Begleitung von drei Herren ein. Im Aufträge des Auswärtigen Amtes waren der Vortragende Legatronsrat Tr. Fr owein und der Referent für Eng­land im Auswärtigen Amt, Legationsrai Frei­herr v. P kessen, zu seiner Begrüßung im Bahnhof erschienen. Die englische Abordnung begab sich ins Hotel Adlon, wo sie für die Zeit ihres Aufenthaltes in Berlin Wohnung ge­nommen hat.

LnsiverteidiWgMssen find nnerlMlh!

General Göring über die Notwendigkeit der deutschen Gleichberechtigung

in der Luft

London, 20. Februar.

DieDaily Mail" veröffentlicht eine lange Unterredung ihres Sonderberichterstatters Ward Price mit General Göring. Der preußische Ministerpräsident sagte dabei u. a.:

Deutschland muß eine intensive Luftflotte haben, falls die anderen Großmächte nicht bereit sind, ihre Bombenflugzeuge aufzu­geben, und ich glaube nicht, daß sie dazu be­reit sind. Wir haben gemeinsame Grenzen mit Frankreich, Belgien, Polen und der Tschechoslowakei. Ich muß zwischen 30 und 40 Prozent der gesamten Flugzeugstärke die­ser Länder haben. Dies ist die beschei­dene defensive Luft st reitmacht die die nationale Sicherheit Deutschlands schützen würde. Wir haben keine Miltär- flugzenge und auch keine Flugzeugabwehr­geschütze. Diese Tatsache macht die Reichs­wehr und die kleine deutsche Küstenverteidi­gungsflotte so gut wie zwecklos. Denn wenn es einem unserer Nachbarn einsiele, uns an­zugreifen, so könnten seine Flugzeuge unsere Bevölkerung vernichten und unser Gebiet zerstören, ohne daß er einen einzigen Sol­daten über die Grenze schickt. Ans diesem Grunde verlange ich

eine beiensive LuMrettmaKk

die ans Kampfflugzeugen besteht und eine angemessene Ausrüstung mit Flugzeng- abwehrgeschützen. Den defensiven Charakter dieser beiden Waffenarten unterstrich der General noch in weiteren Ausführungen.

Auf eine Frage des Korrespondenten er­klärte er, die Behauptung, daß die Opelwerke bereits Ueberstnnden machen, um Flugzeug- moioren herzustellen, für völlig unrichtig und fügte hinzu, daß z. B. die Opelwerke Sie Herstellung solcher Motoren eingestelli haben.

Der General schilderte daun die Lage, die er bei Uebernahme des Luftfahrtministeriums vorgefnnden hatte: Es gab keine sechs erst­klassige moderne Maschinen in ganz Deutsch­land. Unser Personal ist von bester Quali­tät. Unsere Organisation ist wahrscheinlich die beste in der Welt, aber unser FlugzeuH- inaterial bleibt an Beschaffenheit noch wert hinter dem anderer Nationen zurück. Als ich ins Amt kam. fand ich. daß die brutschen Luftverkehrslinien Maschinen gebrauchten, die lO und 1l Jahre alt waren. Ich habe darauf bestanden, daß die Betriebssicherheit in den Vordergrund der Erwägungen gestellt wurde. Alle Passagiermaschinen haben jetzt mehrere Motoren. Wir bauen jetzt nur erst­klassige Passagiermaschinen und haben einige im Auslande, besonders in den Bereinigten Staaten, gekauft. Auf die Frage, »b nicht die Reserve an ausgebildeten Fluqzeugfüh- rern sehr groß sei. erwiderte General Göring: Wir haben getan, was uns möglich war.

um die Aufmerksamkeit der deutschen Jugend auf die Wichtigkeit der Lustfahrt zu lenken. Alle Länder können ihre Piloten in ihren Liiftstreitkräften ausbilden. Wir können dies nur durch Sport tun.

Alte Typen eingeschlossen, besitzt Deutsch­land jetzt rund 300 Zivilslugzenge.

Ter Gedanke, daß sie für einen Angriff auf ein anderes Land benutzt werden könnten, das eine Lnftstreitmachl besitzt, ist absurd. Vor allem kann ein Zivilflngzeug nicht schnell genug aufsteigen. Man kann einen Kraftwagen für militärische Zwecke geeignet machen, wenn man ein Maschinengewehr hineinstellt, aber ein solcher Kraftwagen würde gegen einen regulären Panzerwagen nichts ausrichten können. Dasselbe gilt auch von den Flugzeugen.

Der Berichterstatter fragte: Glauben Sie als einer der großen Flieger des letzten Feldzuges, daß das Flugzeug eine entschei­dende Waffe im Kriege ist?

Der General erwiderte: Gegen ein Land ohne Luftverteidigung wie Deutschland ist sie sicher entscheidend.

Die Frage, ob er einen Krieg in Europa für wahrscheinlich halte, beantwortete der General: Ich bin kein Prophet. Aber nie­mand kann leugnen, daß es eine ungeheure Menge von eventuellen Kriegsursachen gibt. Ich hoffe, es sind noch genug Menschen am Leben, die sich an den letzten Krieg erinnern und sich klar machen, daß ein neuer Krieg, wo er auch beginnen würde, sich ausbreiten würde, bis die europäische Zivilisation in einem allgemeinen Blutbade zugrunde ginge. Ich sage mit allem Nachdruck, daß die

enropüWe Solidarität außerhalb des Völkerbundes

gesucht werden muß, der niemals seinen Charakter als Bund der Sieger gegen die Besiegten und als ein Bündnis zum Schutze der Siegesbeute verloren hat. Am besten wäre es. wenn alle Staatsmänner in Europa alte Frontsoldaten wären.

Der Berichterstatter fragte, ob General Göring einen neuen Krieg zwischen Deutsch­land und England, z. B. wegen der Kolo­nien, für wahrscheinlich halte.

Der General lachte geringschätzig und sagte: Wer daran denkt. Krieg in Europa zu beginnen, um Kolonien in Afrika zu erlan­gen, muß wahnsinnig sein. Auch haben wir kein Gefühl der Rachsucht gegen England. Die Engländer find Angelsachsen und nahe Blutsverwandte der Deutschen, ein Punkt, aus den wir Deutsche großes Gewicht legen.

Zum Schluß stellte der Korrespondent eine Frage über

die kommunistische Gefahr.

General Göring erwiderte: Sie besteht noch

SaS Neueste iu Kürze

Reichsminister General Göring erklärte in einem Interview, daß Deutschland im Hin­blick auf die Rüstungen seiner Nachbarstaaten ein« defensive Luftstreitmacht verlange.

Minister Eden, der englische Lordsiegel­bewahrer, hat mit Reichskanzler Hitler eine längere Aussprache gepflogen.

Kommerzienrat Röchling wurde in dem gegen ihn anhängig gemachten Schulprozeß zu der Geldstrafe von 800 Franken ver­urteilt.

Der Vorsitzende des Außenausschusse» des polnischen Sejm, Radziwill, erklärte, daß der deutsch-polnische Pakt noch in dieser Woche ratifiziert werden würde.

Das Standrecht in Oesterreich soll ab heute wieder aufgehoben werden, falls keine neuen Unruhen ausbrechen.

minier. Sie ist nur unter die Erde getrieben. Die kommunistische Gefahr wird so lange schwelen, wie sie nicht in anderen Ländern ausgelöscht ist. Die Konzentrationslager- Waren notwendig. Wenn wir den Kom­munismus nicht gebrochen hätten, so würde er uns gebrochen haben. Ich würde niemals erlauben, daß Gandhi in meiner Gegenwari als ein Freiheitsheld gepriesen wird; denn ich betrachte ihn als einen englanbseindlichen bolschewistischen Agenten in Indien.

Nach Dimitroff gefragt, sagte der General: Dimitross hat vielleicht den Reichstag nicht in Brand gesteckt, aber er hat sein Bestes getan, um das deutsche Volk zu entflam­men. Er war der tätigste bolschewistische Agent in Deutschland. Ich habe ihm im Gerichtshof gesagt, daß er den Galgen ver­diene, sei es auch nur wegen seiner verbreche­rischen und aufrührerischen Tätigkeit in Deutschland vor dem Reichstagsbrand. Das ist noch immer meine Private Ansicht.

Pistolen für politische Leiter

Berlin, 20. Februar.

Die Morgenblätter veröffentlichen eine Meldung des prenßschen Pressedienstes der NSDAP., wonach der Führer den politischen Leitern (bis einschließlich Ortsgruppenleiierrst Ser NSDAP, das Recht verliehen hat, zum Dienstanzng eine Pistole zu tragen.

Stanbrecht in

ganz Sesterreich mstseWea

Die Trauerfeier für die Wiener Gefallenen Wien, 20. Februar.

Für die Gefallenen der Bnndesexekutive fand am Dienstagmittag die Trauerfeier statt. Vor dem Rathaus war ein Altar er richtet worden, vor dem die 50 Särge der Gefallenen in langer Reihe ausgestellt waren. Die Einsegnung vollzog zunächst ein evangelischer Seelsorger, ein altkatholischer Biickiof und inm Sckstuß der Kardinaler?, bisch'of Dr. In nitzer. Neben dem Altar hatten die Bundesregierung, das diploma­tische Korps, das hohe Militär, die Spitzen der Behörden und die Vertreter der öfftmt- lichen Körperschaften Aufstellung genom­men.

Nach der Einsegnung bestieg der Bundes- Präsident Millers als erster die Tribüne und erklärte, den Jrregeführten werde ver­zeihende Milde gewährt werden. Das Bit­terste sei, daß die Toten im Kampf gegen die Brüder und Söhne des eigenen Vater­landes gefallen sind.

Bundeskanzler Dollfuß hob hervor, daß dank der Pflichttreue der Toten eine nnermeßbare Katastrophe für Oesterreich be­seitigt worden sei, die Bundesregierung habe die Anweisung erlassen, daß am Mittwoch früh um 7 Uhr das Standrecht in ganz Oesterreich aufzuheben sei, falls nicht neue Ver­blendung diesen Entschluß der Regierung verhindern sollte. Instinktive Vergeltungs­gefühle müssen setzt für immer zurücktreten

Nach weiteren Ansprachen setzte sich der Tranerzng nach dem Zcntralfriedhof in Be­wegung.