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Der (üescllschaster

die Regierungen Frankreichs, Englands und Italiens gewandt, nin ihre Auffassung über die Aktion einzuholen, die sie vorbereitet hat. um die deutsche Einmischung in die inneren Angelegenheiten Oesterreichs sestznstellen und die sie ihnen übermittelte.

Die Besprechungen, die zwischen den drei Regierungen hierüber stattfanden, haben zu einer übereinstimmenden Auffassung über die Notwendigkeit geführt, die Unabhängig­keit und Integrität Oesterreichs gemäß den gellenden Verträgen aufrechtzuerhalten."

Die englische Presse ist übereinstimmend der Ansicht, daß das Ende des Dollsuß-Re- gimes unvermeidlich geworden ist. Nur 10 oder 20 v. H. der Bevölkerung stehen hinter Tollfuß. Tie Nationalsozialisten haben eine Anhängerschaft von mindestens 40 bis 50 v. H. hinter sich. Taß irgendein Staatsmann mit so geringer Unterstützung des Volkes wie Dollfuß den Frieden aufrecht erhalten könne, ist nicht anznnehmen. Mit Recht fragt sich die britische Presse, warum die österreichische Regierung die Ausrüstung der Marxisten ge­duldet habe; d o ch n u r, w e i l s i e h o f f t e, iu ih u e n Bundesgenossen gege n den N a t i v n a l s v z i a l i s m ns zu tinde n. Tie Nativiial'ozialisten waren aber klug genug, sich still zu verhalten.

Großbritannien

für wirkliche Unabhängigkeit Oesterreichs

Wie stark in England das Gefühl ist, daß nur eine wirkliche Unabhängigkeit Oester­reichs die Befriedung Mitteleuropas herbei­führen kann, zeigt ein allem Anscheine nach offiziös inspirierter Leitanfsatz desDaily Telegraph", in dem erklärt wird, daß die Menschenopfer des Systems Dollsuß-Fey jede Erörterung der von Wien geplanten Un- abhängigkeitsgarantic unmöglich gemacht hat.

Die englische Regierung habe bereits be­kannt gegeben, daß sie keinen Ein- wand erheben werde, wenn D e u t s ch l a n d u n d O e st e r r e i ch e i n e Zollunion abschlössen. Auch würde sich England nicht zur Einmischung veranlaßt fühlen, w e nn O e st e r r e i ch d u rch eine Volksabstimmung nationalso- 'i i a l i st i s ch würde und e n t s ch l os­te n w ä r e, s e i n G e s ch i ck mit dem d e s n a t i o n a l s o z i a l i st i s ch e n Deutschland zu verbinden.

Klägliche Rechtfertigung

des österreichischen Bundeskanzlers

Es hat internationale Heiterkeit erregt, wie sich Bundeskanzler Dr. Dollfuß in einer Unterredung mit einem Sonderbericht­erstatter desDaily Expreß" zu rechtfertigen versuchte. Nach seiner Ansicht war die Nie­derschlagung des marxistischen Aufstandes der größte Kchlag gegen die Na­tiv n a l s o z i a l i st e n" (!?). Er (Dollfuß) habe Sympathien für die sozialistischen Ar­beiter und wolle etwas für sie tun (mit Hau­bitzen!). Er hätte keine Ahnung gehabt von den starken Rüstungen der Marxisten. Die Arbeiter würden sich jetzt nicht den Nationalsozialisten zuwenden, weil sie die Marxisten nicht unterstützt haben; die Natio­nalsozialisten seien nicht annähernd so stark wie man in Deutschland glaube (er hat also von den Nationalsozialisten so wenig Ahnung wie von den Rüstungen der Marxisten!). Nun wolle er den Kampf einstellen und d i e Wirtschaft von der Politik tren­nen. (Ta lachen auch die Gönner Dollfuß' über solche Kindlichkeit!) Im übrigen glaubt Tollsuß, daß ihm Frankreichs Unterstützung erhalten bleibe.

Ein Orden für den Maffenmorö

Der Bundeskanzler hat dem Vizekanzler Feyals Zeichen des äußeren Dankes und der Anerkennung für die deni Vaterland in schwerster Zeit geleisteten hervorragenden Dienste" die Insignien des großen Ehren­zeichens am Bande verliehen.

Sie Linuidation des Aufruhrs

Bisher wurden in Wien und im übrigen Oesterreich sieben Todesurteile ausgesprochen und sechs davon

ollstreckt. Außerdem wurden für ver­haftete Teilnehmer hohe Kerkerstrafen von 15 Jahren bis zu lebenslänglich ausgespro­chen. Die Wiener Arbeiterbank AG., die Geldanstalt der Sozialdemokratischen Partei, wurde aufgelöst.

Verbot der reichsdeuWen Presse

Die Verbreitung der reichsdeutschen Presse ohne jede Ausnahme durch Post oder im Straßenverkauf wurde bis einschließlich 16. Mürz verboten.

Wieder Schießereien in Wien

Der geschlagene und angeblich bereits völlig vernichtete Republikanische Schutzbund hat sich am Sonntag wieder gerührt. In den Abendstunden feuerten Schutzbündler von einem Dach in der Nähe des Reuman- Hofes mehrere Schüsse auf Polizei und Heim­wehrleute. die ihrerseits das Feuer erwider­ten. Das zahlreiche Publikum auf den Straßen flüchtete in die Nebenstraßen. Eine sofort vorgenommene Haussuchung verlies ergebnislos.

Dieser Vorfall bestätigt die in der Bevöl­kerung allgemein vertretene Auffassung, daß, entgegen den offiziellen Erklärungen, der Schutzbund entschlossen ist, seine Tätigkeit mit veränderten Methoden fortzusetzen.

Montag, den 18. Februar

Irr Reichskanzler za dea Wirrea ia Oesterreich

Revolution in Wien: 1660 Tote nationale Revolution in Deutschland: 27 Tote - Unterredung Ward Prices mit dem Führer

London, 17. F-ebr.Daily Mail" veröffent­licht eine Unterredung des Reichskanzlers mit ihrem Sonderberichterstatter Ward Prie e.

Ser Reichskanzler zu den Ereigniffen

Der Korrespondent bat H itle r zunächst, ihm seine Ansichten über die öster­reichische Lage zu geben. Hitler habe geantwortet, einige Leute glaubten, daß die deutschen Nationalsozialisten etwas mit den Unruhen in Oesterreich zu tun hätten. Dies sei vollkommmen falsch.Wir sympathisieren weder mit Herrn Dollfuß, noch mit seinen Gegnern. Beide Seiten wenden falsche Me­thoden an. Nichts Ständiges kann durch die gewaltsamen Methoden erreicht werden, zu denen sie gegriffen haben. Es sei für die österreichischen Sozialisten unmöglich ge­wesen, durch ihr Vorgehen die Macht zu er­reichen. Gleicherweise sei es für Dollfuß un­möglich gewesen, die Gegner durch die von ihm angewandten Mittel auf seine Seite hinüber zu ziehen. Jedermann wisse, daß man Häuser durch Granatenfeucr nicder- legcn könne, aber solche Praktiken würden einen Gegner nicht überzeugen, sie würden ihn nur verbittern. Der einzige Weg. in e i n e r R e v o l u t i on Erfolg zu haben, bestehe darin, daß m a n seine Gegner fasse, indem man sie überzeuge.Das ist es, ums wir in Deutschland erzielt haben. Herr Tollsuß auf der anderen Leite hat versucht, einen Staatsstreich durchzuführen. Er hat die Ver­fassung verletzt und seine Methoden waren von Anfang an zum Fehlschlag verurteilt."

Angenommen, man wäre in Deutschland in ähnlicher Weise zn Werke gegangen, was wäre dann das Ergebnis gewesen? In Oesterreich seien 1600 Personen getötet und 40005000 Personen verwundet worden. Deutschlands Bevölkerung sei elfmal so groß, wie die Oesterreichs, so daß in Deutschland die Verluste 18 000 Tote und 50 000 Ver­wundete betragen haben würden. Wie sind die Tatsachen? Die Gesamtzahl un­serer in Unruhen getöteten Geg­ner betrug 27, und die Zahl der Verwundeten 150. Unter ihnen befan­den sich weder eine Frau noch ein Kind. Auch ist kein Haus zerstört, kein Laden ge­plündert worden. Wenn man den Unter­schied zwischen dem gegenwärtigen Regime in Oesterreich und der nationalsozialistischen Regierung in Deutschland sehen wolle, dann brauche man nur eine Photo von Berlin.mit einer Pholrmrupyie »es Wien vvn heute ver­gleichen. Die Kritiker Deutschlands werden sagen:O ja, aber die österreichischen Sozia­listen waren schwer bewaffnet!" Auch die deutschen Kommunisten seien dies gewesen, fuhr Hitler fort. Man habe alle menschen­möglichen Waffen in ihrem Besitz gefunden. Der Grund, warum die deutschen Kommuni­sten sie nicht benützten, bestehe darin, daß sie durch Ueberzeugung zu der Sache der Nationalsozialisten gewonnen worden seien. Beweis dafür seien die Wahlen vom vergan­genen November, bei denen nur 2 Millionen Menschen gegen das neue Regime in Deutsch­land stimmten, während die deutschen Kom­munisten früher 6 Millionen und die Sozial­demokraten 7 Millionen zählten. Die übrig bleibenden 11 Millionen der früheren Geg­ner des Nationalsozialismus seien nicht unterdrückt, sondern bekehrt worden.

Ter Korrespondent fragte den Kanzler, ob die Entwicklungen in Oesterreich die Hal­tung Deutschlands zu Oesterreich beeinflussen werden.

Hitler antwortete: Keineswegs. Tie Poli­tik, die ich führe, wird nur vvn deutschen In­teressen beherrscht. Es werde sich selbstver­ständlich ans den Ereignissen dieser Woche ergeben, daß die gegenwärtige österreichische Regierung ihr Ansehen gestärkt linden werde, aber aus der anderen Seite würden die öster­reichischen Nationalsozialisten an Zahl zn- nehmen. Er drücke nur seine Private und persönliche Ansicht aus, aber es sei seine Ueberzeugung, daß besonders die Arbeiter Oesterreichs sich der nationalsozialistischen Sache anschließen würden, als natürliche Reaktion gegen die Gewaltmethoden, die die österreichische Negierung gegen sie ausgeübt habe.

Ser Friebensvakt mit Bolen

Ter Korrespondent sagte weiter dem Kanz­ler, daß der deutsche Friedenspakt mit Polen der Welt als eine große Ueberraschung ge­kommen sei, und daß einige Leute ihn als Absicht auslegen, die Grundlage für einen gemeinsamen Angriff Deutschlands und Polens auf Rußland mit einem Hinblick aus Gebietserwerbung, zu bilden.

Hitler habe hierauf ungläubig gelacht und gesagt: W a s! W i r s o l l e n G e b i c t v o n Rußland nehmen? Lächerlich!

Der Korrespondent fügt hier ein. daß Hit­ler zwar in seinem vor 10 Jahren geschrie­benen BuchMein Kamps" den Erwerb neuen Gebietes in Rußland als Heime für zukünftige deutsche Siedler empfohlen hatte, daß aber der seither stattgesundene Rückgang in der Geburtenziffer die Ausdehnung der deutschen Bevölkerung abgestoppt habe, so daß die Notwendigkeit für ein vergrößertes Gebiet weniger wichtig sei.

Im weiteren Verlauf der Unterredung habe Hitler gesagt:Alle Versuche, die Grundlage für einen dauernden Frieden in Europa zu legen, seien bisher fehlgeschlagen, da die öffentliche Meinung der Ansicht ge­wesen sei, daß Polen und Deutschland un­versöhnliche Feinde wären. Er habe niemals diese Ansicht gehabt. Das erste, was er ge­tan habe, als er zur Macht gekommen sei. sei gewesen, daß er Schritte zur Eröffnung von Verhandlungen mit den Polen ergriffen habe. Er habe gefunden, daß die Polnischen Staatsmänner sehr großzügig seien und ge­nau so friedlich gesinnt wie er selbst. Tie Kluft, die man für unüberbrückbar gehalten habe, sei überbrückt worden. Die beiden Nationen seien einander nahe gekommen, und er hoffe ernstlich, die neue Verständi­gung werde bedeuten, daß Deutschland und . Polen endgültig alle Gedanken, zu den Waf­fen zu greifen, nicht nur für 10 Jahre, son­dern für immer aufgegeben hätten."

Zur innorm Lage DmWlandö

habe der Kanzler gesagt, daß viele Tausende aus den Konzentrationslagern bereits wie-, der sreigelassen worden seien und er hvfse, daß noch mehr freigelassen würden. Sie seien nicht aus Motiven der Rache interniert worden wie in Oesterreich, sondern weil diese Gegner nicht die Wiederherstellung der politischen Gesundheit Deutschlands stören sollten. Man habe ihnen Zeit gegeben, ihre Ansicht zu ändern. Sobald sie bereit seien, sich zu verpflichten, ihre feindselige Haltung aufzugcben, würden sie entlassen werden.

Der Berichterstatter fragte hierauf:Ist es Ihre Absicht, daß Dimi troff. Po­tz off und Tanesf sreigelassen werden sollen?" Hitler antwortete:Das Gericht bat gesprochen... Der Spruch wird erfüllt." Dies sei der genaue Wortlaut der Antwort Hitlers gewesen," unterstreicht der Korre­spondent.

Glauben Sie", so fragt der Korrespon­dent weiter,daß diese Leute freigelassen und außerhalb der deutschen Grenzen gebracht werden?"

Hitler habe geantwortet:Das werden sie sicherlich", obgleich er glaube, habe Hit­ler gesagt, daß ihre Freisprechung nicht der Meinung des deutschen Volkes entsprochen habe, werde der Spruch des Gerichts erfüllt werden.

Wichtige Beschlüsse des Reichskabinetts

Berlin, 17. Febr. Das Reichskabinett ge­nehmigte in seiner heutigen Sitzung ein Gesetz zur Aenderung der Ver­ordnung über die Devisen­bewirtschaftung vom 23. Mai 1932, das zur Ausfüllung gewisser Lücken des materiellen und prozessualen Strafrechtes für Devisenvergehen notwendig geworden war. Durch das Gesetz wird die Verfolgung in Strafsachen wegen Devisenvergehens verein­facht und wirksamer gestaltet.

Ferner verabschiedete das Reichskabinett

Mi.

ein Gesetz über K a s s e n v e r e i j - g u n g e ii in der K r a i> k e n v e r s i ch c - run g, wodurch das Recht der Knssenver- Llnigungcii übersichtlich geregelt wird. Ax bisher in verschiedenen Verordnungen rrlasi jenen Vorschriften werden in die Reichsver- sicherungsvrdnung eingegliedert und hierbei Unstimmigkeiten beseitigt, sowie Mängel, die sich in der Praxis ergeben haben, behoben.

Das vom Reichskabinett genehmigte Ge^ setz über die R e a l st e u e r sp e r re

1 9 3 4 ist notwendig geworden, weil die gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse einen Verzicht auf die Realsteucrsperre nicht zulassen. Durch die Aufgabe der Nealsteuer- sperre würde die Wirtschaft der Gefahr er­höhter Belastung ausgesetzt werde». Den Ge­meinden, die für das Rechnungsjahr 193Z ihre Steuersätze gesenkt hatten, soll die Mög­lichkeit gegeben werden, im nächsten Rech­nungsjahre unter bestimmten Voraussetzun­gen auf den normalen Stand zurückzukom­men, wenn sich die Fortsetzung der Senkung als untragbar erweisen sollte. Eine besondere Regelung sieht das Gesetz für den Fall vor. daß ein Land ein anderes Land in sich auf- uimmt. In diesem Falle tritt eine Verein­heitlichung der Steuersätze ein.

Das Kabinett nahm ferner ein Gesetz über Hinausschiebung der Be­steuerung der toten Hand an, die für notwendig gehalten wird, weil sich Schwierigkeiten hauptsächlich wirtschaftlicher Art der Erhebung der Steuer entgegenstell­ten. Die Veranlagung und Erhebung dieser Steuern wird bis ans weiteres ansgesetzt. Es handelt sich hierbei um eine Ersatzsteuer zm Grunderwerbssteucr für Grundstücke, dir ihren Eigentümer nicht oder selten wechseln.

Schließlich verabschiedete das ReichSkabi- nett das vom Neichsininisteriiiin für Bvlks- anfllärnng und Propaganda vvrgelegte L i ch t s p ie l g e s e tz , das eine völlig neue Regelung der Filmprüsung und auch neue Bestimmungen für das Lichtspielgewerbe ent­hält. Während bisher die Wirkung der ge­samten Regelung des LichtspielwefcnZ. ins­besondere auf dem Gebiete der Filmzensnr. eine rein negative gewesen ist. erwächst dein neuen Staat die Ausgabe und eVrantwor- tung, possitiv am Werden des deutschen Fil­mes mitzuarbeiten. Dieser Aufgabe kann der Staat nur gerecht werden, wenn er dem ge­samten Herstellunasvoraana des T-ilnisckmi- fens seine Aufmerksamkeit zuwendet. Das neue Gesetz regelt die Aufgaben und Rechte des Neichsfilmdramaturgen, dem die Vor­führung der Film obliegt. Die Verantwor­tung der Reichsregieruug wird durch dieses Gesetz auch auf dem Gebiete des Filmwesens eine größere werden als bisher.

Alfred RofenSerg

sprich! zu Deutschland und zur Wett

Berlin, 18. Febr. Ter Beauftragte des Führers zur Ueberwachung der Schulung und Erziehung der gesamten nationalsozia­listischen Bewegung, Reichsleiter Alfred Rosen berg, spricht in Gegenwart des Führers am 22. Februar, 8 Uhr, vor ge­ladenen Gästen im Sitzungssaal des Reichs­tages in der Krollopfer. Das Thema lautet: D e r K a m P f u in d i e W e l t a n s ch a n - u n g". Der Vortrag wird vom Deutschland­sender übertragen und dann weitergeteitet nach Süd- und Nordamerika, Afrika und Asien.

Abfahrt desi.llr!allbelMs.Nast dar

Stuttgart, 18. Februar.

<Z Die Straßen um den Stuttgarter Haupt­bahnhof waren am Sonntagmorgen belebter als bei den besten Schneeverhältnissen auf der Alb und im Schwarzwald. Aus Nord und Süd, Ost und West kamen die Urlauber mit geschulterten Latten und einer frohen, hoffnungsvollen Stimmung anmarschiert. Scherzworte flogen hin und her, alte Be­kannte wurden begrüßt und über dem gan­zen Stimmengewirr lag dankbare Freude für diese wirklich soziale Tat. Aus allen Sparten setzten sich die tausend Arbeiter, die das Glück hatten, unter den ersten Gewinnenden der FeierabendorganisationKraft durch Freude" zu sein, zusammen. Bergknappen aus Neckarsulm mit ihren schwarzroten Federbüschen, Arbeiter, die schon Jahrzehnte hinter der Drehbank stehen, Kauflcute und Angehörige aller Berufe waren vertreten.

Nur kurze Zeit dauerte es, und der ganze Zug war am nördlichen Eingang ausgestellt. Amtswalter mit Tafeln, auf denen die Be­stimmungsorte Rvsenheim, Schliersee und Bahr. Zell standen, führten die langen Ko­lonnen gut aufgelegter Menschen au. Es war ein seltsames Bild, das diese Arbeiter jeden Alters mit ihren vor Freude glänzen­den Augen boten. Als Reichsstatthalter Murr erschien, setzte sich der Zug in Be­wegung und stellte sich auf dem Kopfbahu- steig der Bahnsteige 1 und 2 auf, wo ein kleines, mit den Symbolen der nationalen Revolution und Tannengrün geschmücktes Pult stand, von dem aus der Neichsstatt- halter an die versammelten Urlauber und ihre Angehörigen eine kurze, aber grund­legende Ansprache hielt. Reichsstatthalter M u r r führte folgendes aus:

Ich freue mich, Zeuge des ersten Urlauber- zugsKraft durch Freude" sein zu dürfen.

Ter Nationalsozialismus beschreitet auch in der Freizeitgestaltung bewußt neue Wege. Kaum ein Arbeiter kann heute aus eigenen Mitteln Deutschland kennenlernen. Wer sein Vaterland aber nicht kennt, kann es auch nicht lieben. Deshalb senden wir bewußt und mit Absicht unsere Volksgenossen dort­hin. wo sie unter gewöhnlichen Umständen nicht hinkommen können.

Doch sie sollen auch losgelöst sein vom Alltag und in einer neuen, schönen Um­gebung Kraft schöpfen für den Alltag. Tie Urlanbstage, die Sie nun erleben, sollen Ihnen vsteder Freude geben und die Kraft, um die Lorgen des Alltags zu überwinden. Ich freue mich. Ihnen alles Gute wünschen zu dürfen. Ziehen Sie hinaus mit offenem Herzen und Gemüt. Nehmen Sie die Schön­heit unseres Vaterlandes in sich auf, kommen Sie zurück neugestärkt für Ihre Arbeit, aber auch im Glauben an die hohen Ideale des Nationalsozialismus.

Nach einem vom Neichsstakthalter aus­gebrachtenSieg Heil" auf den Führer hies- der stv. Präsident der Reichsbahndirektivu Stuttgart, Honold, die Iahrtteilnehmer im Namen der Reichsbahn mit folgenden Worten willkommen:

Im Namen der Reichsbahn heiße ich Sie in ihrem Bereich herzlich willkommen. Ge­willt, allen Freude zu bereiten, hat sich die Reichsbahn in den Dienst der Feierabend­organisation gestellt. Sie haben die Bahn zum größten Teil stets nur dazu benutzt' um von zu Hause zu der Arbeitsstelle zu ge­langen. Heute aber beginnen Sie Ihre Fahrt aus einem der schönsten Bahnhöfe Deutsch­lands, haben einen Souderzug mit Eilzugs- wagen neuester Bauart, und genießen, ob­wohl erst einige hundert Kilometer elektri­siert sind, die Vorzüge des elektrischen Bez triebs. Rußsreiheit und schnelle Fährt ans