Der Gesellschafter
Seite 1 Sir. 3.1
Tn Kempten
fehlt es an Arbeitskräften!
Kempten, 11. Febr.
Auf dem Tchcuilmarkt in Kempten machte man die Wahrncymung, daß jüngere Leute zwischen 16 und 18 Jahren fehlten; ebenso war Mangel an Melkern und Obermelkern; bei der weiblichen Abteilung fehlte es vvrab an landwirtschaftlichen Dienstboten, die melken können. Auch vom Tienst- botenvermittlnngstag ü. Wemding wird berichtet, daß viele Dienstherren, die einen Dienstboten suchten, unverrichteterdinge wieder ab- ziehen mußten. Allgemein war die Klage, daß es schwer ist, Diensrknechte und Tiensrmägde zu bekommen.
Schluß mit den verbummelten Ernmbslejen!
Heilbronn, 11. Februar. Das Arbeitsamt teilt mit: Aus dein vor einigen Tagen veröffentlichten Polizeibericht war zu entnehmen, daß vereinzelt Empfänger öffentlicher Unterstützungen die Unterstütznnqsbeträge nun größten Teil in Alkohol nmsetzen. I m nationalsozialistischen Staate wird nicht mehr geduldet, daß öffentliche Mittel auf diese Weile vergeudet werden. Tie Familienangehörigen dieser Säufer geraten dadurch unverdientermaßen in größte wirtschaftliche Bedrängnis. In jedem Fall, der dem Arbeitsamt zur Kenntnis kommt, wird in Zukunft die Unterstützung n n r n o ch z n eine m F ünftel dem Unterftützunasemp- fänger ausbezahlt, während die restlichen vier Fünftel denen Angehörige erhalten. Außerdem wird der Betreffende, abgesehen von der volizeilichen Bestrafung, vom Arbeitsamt in eine empfindliche Ordnungsstrafe genommen.
Vom Spiel in den Tsd
«igmaringeii, II. Febr. Am Freitag vergnügten sich in Lauchertal Schulkinder mit dem althergebrachten .,S troh m a n n- treiben". Bon Sigmaringendorf her kam das mit zwei Pferden bespannte nnbeladene Fuhrwerk des hiesigen Landwirts Hermann Kern. Plötzlich scheuten die Pferde angesichts des Strohmanns und nahmen Reißaus, direkt auf die Kinderschar zu. Tie siebenjährige Rom Kern und die zehnjährige Franziska Kessel kamen nicht mehr rasch genug vvu der Straße weg und Pier d e n u d W a g e u gingen ü ber die beiden M ä d ch e u hinweg. Tabei erlitt die Schülerin Rosa Kern, eine Enkelin des Fuhrwerksbcsitzers. so s ch w ere i u u e r s Verletzungen, daß das Kind in den Morgenstunden des Freitags st a r b. Die Veri'tznngen der Franziska Kessel sind nach dem Urteil des Arztes leichterer Natur.
Rote und schwarze Staatsfeinde unschädlich gemacht
Schwere Zuchthausstrafen für Sprengstoff- Verbrecher
Leipzig, 1-. Febr. TaS Reichsgericht verurteilte nach zweitägiger Verhandlung am Samstag wegen Vorbereitung zum Hochverrat bzw. Beihilfe hierzu in Tateinheit mit schwerem Diebstahl, teilweise im wiederholten Rückfall und Sprengstoffverbrechens den 84jährigen Kraftwagenführcr Wilhelm Steigner zu 8, den 41jährigen Schlosser Adolf Appel und den 34jährigen Dachdecker Heinrich Frenz zu je 7, sowie den 32jährigen Steinbrecher Philipp Nikolai, zu 5 Jahren Zuchthaus. Gegen sämtliche Angeklagten wurde Stellung unter Polizeiaufsicht verfügt und ihnen für die Dauer der erkannten Strafe die Ehrenrechte aberkannt. Auf die Strafen wurden je 10 Monate der Untersuchungshaft angerechnet.
Die ans Gonsenheim stammenden Angeklagten hatten gemeinsam mit einem inzwischen nach Frankreich geflüchteten kommunistischen Gesinnungsgenossen am 28. Febr. 1933 das Sprengstofflagcr der dem Bonner Bergwerks- und Hnltenvcrein gehörigen, bei Mainz gelegenen Bndenheimer .Kalksteinbrüche beraubt lind das Diebesgut in einem Schacht in der Nähe von Schloß Waldhansen versteckt. Geraubt wurden n. a. 121 Kilo Donarit -
Sprengstoff WOK Sprengkapseln sowie 60 Zündschnuren und Zündlichter. ^
Einen schwere» Schlag gegen die illegale ; KPD. in Nordbayern konnte die Nürn- ; bergcr Politische Polizei durchführen. Nach wochcnlangen Beobachtungen gelang es ihr, den gesamten n e u a u f g e z o g e n e n i l l c g a l e u A P v a r a t d e r KPD. in Nürnberg a nf; ndc ck'e n. Sämtliche Funktionäre, über 20, wurden verhaftet.
Mrdsr v. Zobeltik EtMben
Berlin, ! l. Febr. Ter bekannte Dichter und Schriftsteller Feodor v Zob ltitz ist am Samstag früh, 7ö Jahre alt, an Herzschwäche gestorben.
WM
Feodor b. Zobeltitz stammte aus einem Mei- ßen'schen Uradelsgeschlecht. Er diente einige Jahre in einem Kavallerieregiment, um sich nach seinem Abschied der Bewirtschaftung seines väterlichen Guts zu widmen. Nach den ersten schriftstellerischen Erfolgen ergab er sich ganz der Feder. Seine zahlreichen Romane wurden uno werden viel gelesen.
Zobeltitz gründete 1897 die Zeitschrift der Bücherfreunde, die noch heute im Mittelpunkt der Büchersammler steht. Er war Präsident der Gesellschaft der Bibliophilen- und Mitglied der Berliner Literarischen Gesellschaft.
Neuyork, 10. Febr. Die Ost- und Nordoststaaten werden seit Donnerstag von einer ungewöhnlichen Kältewelle heimgeincht. Im Eisenbahn- und Straßcnbahnverkehr kam eS oietfach zu erheblichen Störungen. D i e Schiffahrt mußte teilweise eingestellt werden. Am Freitag früh würben in Neuyork etwa 24 Grad Celsius unter Null gemessen. Die Obdachlvsen- nttterkünste sind überfüllt. Die Notstands- arbeiien mußten eingestellt werden. Etwa 80 000 Arbeitslose sind davon betroffen.
Auch in Washington herrscht ungewöhnliche Kälte. Der Freitag war mit 24 Grad unter Null der kälteste Tag seit dem Jahre 1912. Die Folgen für die sonst an ein mäßiges subtropisches Klima gewöhnte Bundeshauptstadt sind schwer. Mehrere Personen sind erfroren. Glatteis mhrte zu zahlreichen Unfällen.
In den Gebirgsgegenden erreichte das : Thermometer einen noch tieferen Stand. In Highpont (Neujersey) wurden 10 (Krad I Kälte gemessen. Zum erstenmal seit 60 Jahren ist der Ontarivscc wieder ; u g e s r o r c n.
21 Todesopfer der Kältewelle in USA.
Neuyork, 11. Febr. Die ungewöhnliche Kältewelle, die ganz Nordamerika heimsucht, hat bereits "1 Todesopfer gefordert.
«MWOMM Wuft sich auf ArbeMMafsling
Stuttgart, 11. Febr.
Vor wenigen Wochen konnten wir berichten, daß die Oeffentliche Bausparkasse Württemberg in einer Sonderzuteilung am 16. 12. 1933 7 Millionen RM. aus Mitteln der Sparkassenorganisation ansgeschüttet hatte. Und schon wieder war es ihr möglich, am 20. Januar 1934 bei der 16. ordentlichen Darlehensvergebung 682 Verträge mit einer Vertragssumme von RM. 6 521000.— zuznteileu.
Die G e s a in t z u t e i t n n g c n der Oeffent- lichen Bausparkasse Württemberg belaufen sich ans 39,5 Millionen, das sind über 59 Prozent des G e s a m t v e r t r a g s b c- st an des. Das Ergebnis ist insofern besonders erfreulich, als die zugetcilten Gelder dem Bauhandwerk zufließen und ausschließlich der Beschaffung von Winterarbeit dienen.
Zum SA.-Ehrenführer ernannt
Weimar, 11. Febr. Herzog KarlEduard von Coburg ist zum Ehrenführer der SA. im Range eines Gruppenführers, zugeteilt zum Stabe der Gruppe Thüringen, ernannt worden.
Schweizer Polizei für Liechtenstein
tu. Bern, II. Febr. lieber Ersuchen der liechtensteinischen Regierung hat die Schweizer Bundesregierung n a ch L i e ch t e n st e i n Polizeiorgane entsendet, die zur Verstärkung des Grenzschutzes und fremdeii- polizeiltchen Dienstes verwendet werden.
Sport-Nachrichten
Handball
TV. Nagold Vaiersbronn 8:3 (Bericht folgt!.
Fußball.
1. FC. Calmbach 1. Sp.V. Nagold 1. Tore»:» 2. Mannschaften 18:2
Dieses torlose Treffen lieferten sich zwei gleichwertige Gegner in einem ungemein fesselnden bis zum Schlußpfiff spannendem Kampfe. Beiderseits wurden abwechslungsweis klare Toi- gelegenheiten herausgearbeitet, doch vereitelten hüben und drüben die Schlußmänner jeden Erfolg.
Calmbach hatte, wie aus der dortigen Vorschau ersichtlich, mit einem knappen, aber sicheren Siege gerechnet. Die Punkteteilung ist jedoch dem Spielverlauf entsprechend gerecht. Schiedsrichter Harter-Enzberg zeigte sich nicht in Bcsi- form.
Die 2. Mannschaft trat ersatzgeschwächt an und hatte nach Platzverweis zweier Spieler nichts mehr zu bestellen.
Handel und Verkehr
Vom süddeutschen Produktenmarkt. I n-
landsweizen hatte weiterhin ruhige Tendenz, die Umsatztütigkeit hat sich nicht verändert, die Mühlen zeigen bei reichlichem Angebot auch süddeutscher Provenienzen im allgemeinen kein Kaufinteresse und verhielten sich abwartend. Je Liefertermin lagen die Forderungen zuletzt bei 19.85—20.00 NM. ns bzw. franko Mannheim. Man wartet die regierungsseitigen Maßnahmen zur Besserung des Weizenmarktes ab. Roggen lag ebenfalls unverändert ruhig bei unveränderten Forderungen für oft- und norddeutsche Herkünfte. Hafer hatte kleines Geschäft, kleine Partien ans Hinterbaden wurden zu zirka 14.50 NM. angeboten und auch voni Konsum ausgenommen. Die fehlende größere Nachfrage kann sich angesichts des kleinen Angebotes Preislich nicht answirken. Bra ritz e r st e liegt auch in dieser Berichtszcit wieder sehr still. Am W e i z e n m e h l m a r k t sind die Preise weiterhin ohne jede Veränderung. Die Süddeutsche Mühlenvereinigung hat für die ihr angeschlossenen Mühlen den Abnehmern mitgeteilt, daß alle Kontrakte, die vor dem 1. Dezember 1933 'getätigt sind, bis spätestens 28. Februar 1934, alle Kontrakte, die vom 1. Dezember 1933 bis 31. Dezember 1933 getätigt sind, spätestens bis 31. März 1934 abgewickelt sein müssen, nidernfalls Verzugsfolgen eintreten. Man er-, märtet hiervon verstärkte Abrufe im Februar' und März, andererseits wird dadurch der Abschluß neuer Geschäfte nach Ansicht der Fachkreise zunächst in den Hintergrund treten. In Noggenmehl haben bei im allgemeinen unveränderten Preisen die Abrufe stnen befriedigenden Verlauf. Futtermittel liegen still, bei Mühlennachfabri- katen wurde die kleine Nachfrage zu ungefähr bisherigen Preisen befriedigt, wobei kleine Nachlässe gemacht wurden. Für die übrigen Kraftfuttermittel fehlte es an Anregungen, io daß die Tendenz knapp behauptet war.
Montag, den 12. Februar
Stuttgart. Am 7. Febr. fand die 53. vedc.e' liehe Mitgliederversammlung der Ruttgay., Börse statt. Bei der vorgenommenen tz gänzungsivahl des Ausschuss.' wurden auf die Dauer von 3 Jahren wiech,' bzw. neugewählt: Generaldirektor Emi Waibel - Kuchen, Direktor Gaise, tknterhausen, Fink- Stuttgart, Fabritam Eisenlohr - Reutlingen, Direktor )> „ i h e g g e r - Eßlingen und Fabrikant H-,' mann Bnrkhardt-Renilmaen.
Vichpreisc. T v r n h n n, OA. Sulz: l Zugochsen 706 Mt,, l trächtige Kalbin zg; Rind I l 0 Pik. R ottwcr l: junge Arbeit Pferde 760 bis 000 Mk.. ältere Pferde 200 bis 500. schwere Zugochsen 600 bis 820 Mk. Paar, jüngere Ochsen 420 bis 520 Mk. Paar, trächtige Kühe 200 bis 360, WurstU. 90 bis 160, trächtige Kalbinnen 260 bis I Jiingrinder 6 bis 12 Monate 60 bis 130 .1 bi- z 2 Jahre alt 120 bis 230 Mk.
! Schwein-Preise. Blau selben: Milch ! schweine 15 bis 20 Mk. — Creglingev:
! Milchschweine 15 bis 21 Mk. — D o rnhan. OA. Sulz: Milchschweine 12,50 bis 20 Mk.- M nnderkinge n: Milchschweine 13 bi? 20, Läufer 46, Miitterschweine 100 bis M Mark. — K ü nzelsa n: Milchschweine 1.1 bis 20.50 Mk. — Nürtingen: Läufer bis 3» Mk.. Milchschweinc 12 bis 21 Mk. - S ch a r n h anse n: Milchschweine 13 bis 11, Läufer 2l bis 25 Mk. — Schömberg: Milchschweüie 20 bis 27 Mk. — Kottweil: Milchschweine 12,50 bis 16. Läufer 30 bi? 31 Mk. W i n ii c n d e n: Milchschweine 13 bis 22 Mk., je pro Stück.
Frnchtschronne Nagold vom 10. Februa:: Zufuhr: We zea 8,62 Zw., Pnis 0 30—9.50^, nie, sie 5.28 Zlc, Pre-s 8,30 Haber 1,66 Zir. P lis 7.20 -R. Zun hc schwach, Handel gedrückt
Tübinger Fruchtschranne vom 9. Februar. Dinkel 7,50 Mk.. Weizen 9,50 bis 9.60 M.. Gerste 8.30 bis 9 Mk., Haber 7,50 bis 8 Mk.
Fruchtpreise. Balingc n: Gerste 8,50 Mk. Weizen 10 Mk. — Gicngen-Br.: Gerstc 8,30 Mk. — Heidcnheim: Kernen 10 Mk. Weizen 0,65 Mk. — Ravensburg: Weizen Festpreis je Doppelzentner 19,35 Mk., Besen 13,90 bis 14,10, Roggen Festpreis 16,30, Gerstc 17 bis 17,50, Haber 13,79 bis 14.02 Mk. jc Doppelzentner. Reutlingen: Dinkel 7,A bis 7,90. Weizen 9.50 bis 10. Gerste 8.50 bi-
9. Saatgerste 9.50, Haber 7,20 bis 8,50, Roggen 8,20 Mk.
Nürnberger Hopfenmarkt vom 9, Februar ! 100 Ballen Zufuhr, 200 Ballen Umsatz, Hallertauer 200 bis 235 Mk„ Spalter 255, Gebirgs- hopfen 175 bis 195, Tcttnanger 260 M. Tendenz: Sehr fest,
Gmünder Edelmetallpreise vom 12, Febr : Feinsilbcr Grundpreis 40,70 Mk,. Feüigvlt Verkaufspreis 2825 Mk. je Kilogramm. Neirw plantin 3,50, Platin 96 Proz.' mit 4 Proz, Palladium 3,45. Platin 96 mit 4 Proz. Kupfer 3.35 Mk. je Gramm.
Psorzheimer Edelmetallverkaufspreise vom
10. Februar: 1 Kilogramm Gold 2825, 1 Kilogramm Silber 40,90 bis 42.70, 1 Gramm
Neinplatin 3.50, 1 Gramm 96 Proz. Rein- Platin und 4 Proz. Palladium 3,45. 1 Gramm 96 R'wz. Neinplatin und 4 Proz. Kupfer 3,35 Mark.
Gestorbene: Friederike Schweizer geb. Wurth 59 u, Jahre, Vaiersbronn / Christine Großmann, Hafners Witwe, 81 J„ Pfalzgrasen weiler / Katharine Ade, Witwe geb. Katz, 70 I., Rohrdorf OA. Horb.
Der die Wetterlage Süddeutschlands beherrschende Hochdruck leistet den nördlichen Tiefdruckgebieten erfolgreichen Widerstand. Für Dienstag und Mittwoch ist vielfach heiteres j und nachts frostiges Wetter zu erwarten.
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