kektr 5 — Nr. 8t
Le» Gesellschafter
Foldene" llvd »TVerve" WzeiksMre
Wir blLttern jedes Zahl in alten „Gesellschafter-Bänden. die 50 und 25 Jahre zu- rilckliegen und hatten wir auch heute die Jahrgänge 1884 u. 1909 vor uns liegen, um die Hochzeitspaare von damals, sofern sie eine Anzeige aufgegeben hatten, und die nun „Goldene oder Silberne Hochzeit" feiern können, festzustellen, wie dies unsere Leser aus den letzten Jahren gewohnt sind.
Allen Genannten, soweit fie noch leben, sei herzlicher Glückwunsch entboten.
Verlag und Schristleitung.
Goldene Hochzeitspaare von 1884
Alteusteig:
7. 2. Karl Kemps, Maldhornwirts Sohn und
Katharine Kirn.
8. 5. Gustav Luz, Rotgerbers Sohn und Frie
derike Weitbrecht,
tü. 7. Larl Luz, Rotgerber und Marie Luz.
10. 10. Hermann Luz, Rotgerber und Friederike Walter.
Brihinge«:
26. 2. Andreas Keck. Bauer und Anna Maria Kußmaul.
10. 7. Michael Krauß. Schultheißen Sohn und Agatha Rieger.
Ebhausen:
>5. 5. Gottfried Braun, Schneider und Marie Ziefle.
2. 6. Christian Kogel. Oeler, u. Marie Dengler
14. 8. Johannes Feuerbacher. Schmied's Sohn
und Christine Braun.
>6. 12. I. E. Stempfle, Schmied und Ernstine Stoll.
Effringen:
15. 5. Jakob Bihler, Post- und Telegraphen
beamter und Sophie Grüninger. Emmingen:
7. 2. Johannes Huber. Rößleswirts Sohn u. Barbara Junger.
13. 11. Jakob Junger-Haslach und Kath. Deng- ler-Emmingen.
Güildringen:
12. 5. Anton Walchner, Konditor und Magda-
lene Möhrle.
Jselshausen:
l5. 7. Jakob Haizmann, Bierbrauer und Marie Rauser.
21 . 10. Michael Brenner, Bauer und Katharine
Walz.
25. 10. Christian Binder, Kübler und Rosine
Binder.
Mindersbach:
10. I. Joh. Eg. Henne. Bauer und Christiane
Günther.
Nagold:
29. 1. Johann Josef Brenner. Metzger u. Christiane Dorothea Tafel.
31. 1. Christian Fr. Luz, Hutmacher und Christiane Raaf.
19. 2. Joh. Christian Seeger, Metzger u. Anna Maria Theurer.
13. 3. Friedrich Stottele, Stricker u. Katharine
Lamparter.
14. 4. Johann Jak. Beutler. Steinhauer und
Philippine Christ. Klenk.
22. 4. Joh. Friedrich Raaf Totengräbers Sohn
und Christine Speer.
29. 4. Johann Gottlieb Hermann, Mechaniker und Anna Maria Rentschler.
11. 5. Friedrich Seyfried. Säger und Katha
rine Essig.
5. 6. Fritz Raüser, Metzger u. Louise Wagner. 10. 6. Gustav Rauser. Schiffwirts Sohn und
Anna Waidelich.
3. 7. Fritz Köhler. Bierbrauer u. Mina Binder.
6. 7. Gottfried Walz, Malzfabrik und Marie
Helber.
17. 7. Paul Schnabel und Emma Kappler.
14. 8. Friedrich Elutsch, Küfer u. Auguste Essig.
26. 8. Karl Rauser, Bäcker und Gottliebin
Bäuerle.
9. 9. Christian Ohngemach, Weichenwärter und
Christiane Späth.
11. 9. Christian Rauser. Schneider und Sara
Katharina Brezing.
o. ii. Gottlob Müller, Schreiner u. Katharina Benz.
25. 11. Gustav Eckert, Hausdiener und Anna Maria Seeger.
Oberjettinge»:
15 4. Friedrich Flaischle, Metzger und Katharine Aichele.
Oberschwandors:
20. 5. Christian Schumacher, Fuhrmann und Heinrike Ehret.
12. 6. Christian Dietle, Wagners Sohn und
Christiane Johanna Schumacher Rohrdors:
5. 2. Johann Peter Harr, Bäcker und Wilhelmine Walz.
Walddorf:
>3. 11. Jakob Walz, Küfer und Barbara Rau.
Wildberg:
l l. 3 Georg Roller, Stetnhauer und Dorothea Bühler.
Silberne Hochzeitspaare von 1S0S
Altest'teia:
8. 6. Friedrich Walz, Dreher und Anna Braun.
18. 10. Johannes Braun, Schreiner und Magdalena Weber.
Bösinaen:
29 4. Johann Georg Mast. Bauer und Katharine Eroßmann.
Ebhauken:
18. 2. Christian Binder und Anna Mast.
11. 5. Christian Ottmar, Sonnenwirt u. Rosa
Dürr.
18. 5. Ernst Glatt, Kaufmann und Marie
Rath.
31. 5. Paul Reißer und Marie Schüttle.
20. 7. Joh. Kg. Braun und Sovhie Dürr.
29. 7. Wilhelm Dittus. Mechaniker und Christine Holzäpfel.
Ebershardt:
28. 1. Johannes Vurkbardt u. Maria Schaible.
12. 4. Andreas Hartmann u. Katb. Schmelzte.
27. 4. Jakob Schaible und Marie Hanselmann.
8. 7. Georg Theurer. Schreiner u. Marie Kopp
7. 10. Christian Weik und Marie Weil.
Esfrinaen:
29. 10. Wilhelm Nikolaus. Metzger und Marie
Schmid.
Emmingen:
2. 2. Jakob Renz, Eoldarbeiter und Christine Martini,
12. 4. Joh. WM Weitbrecht. Schuhmacher und
KaroWM Renz.
20. 4. Gottfo^, Renz und Barbara Renz.
1. 5. Gustav Volz, Maschinist u. Marie Renz. ^ 5. 6. Wilhelm Lauer und Kath. Strienz.
15. 7. Friedrich Schroth und Maria Renz.
20. 7. Christian Renz. Hilfswärter und Marie
Renz.
Gaugenwald: i
13. 4. Georg Seeger, Postbote und Veronika
Theurer. j
Eültlingen: !
21. 1. Gottlob Schimpf, Kaufmann und Marie
Müller. !
Haiterbach: >
19. 1. Eugen Eanzhorn und Marie Haizmann. !
17. 4. Friedrich Brezing und Christine Helber.
23. 11. Friedrich Lehre, Schreiner u. Marie Keck.
27. 11. Gottlob Renz-Haiterbach/Spandau und !
Emma Renz-Hannooer.
Hochdorf: !
12. 4. Paul Walz, Steinhauer und Pauline !
Mezqer. !
9. 9. Friedrich Wurster und Marie Katz.
Versäumte Abonnements
a«f den »Gesellschafter"
können immer noch nachg holl weiden
Jselshausen:
12 . 4. Gottlieb Knorr, Maurer und Katharina
Haselmaier.
>5. 5. Wilhelm Schäfer und Katharine Fuchs. 25. 9. Jakob Schäle und Katharine Schäfer.
9. 10. Hermann Schatz. Schneidermeister und Christine Schimpf.
18. 11. Johannes Büxenstein u. Ernstine Rauser
4. 12. Karl Hofmannn und Christiane Renn. Mindersbach:
18. 19. Jakob Nerz. Schuhmacher und Roüne Kübler.
Monhardt:
28. 1. Philipp Weber und Katharine Kern. Nagold:
4. 1. Josef Münz und Emilie Venz.
27. 2. Josef Jlq. Eoldarbeiter u. Maria Huber.
2. 3. Emil Schittenhelm und Sara Sautter. >8. 5. Fr. Conzelmann, Kupferschmied und Barbara Müller.
3. 7. Friedrich Kächele, Steinhauer und Emma
Klingel.
3i. 7. Friedrich Krucker. Sekretariats-Assistent, und Sovhie Günther.
7. 8. Hans Kottmayer und Johanna Schwarz-
kavf.
25. 9. Albert Keppler. Schmied und Pauline Palmer.
20. 11. Friedrich Schüler. Schreiner und Marie Walz.
20. 11. Friedrich Frey. Zimmermann und Pauline Stottele.
13. 12. Rudolf Rumpel, Eisenbahn-Assistent u.
Marie Mauer.
14. 12. Wilhelm Körner. Kaufmann und Emilie
Wolf.
Mötzinaen:
25. 9. Friedrich Morlok. Metzger und Anna Deuble.
Oberjettinge»:
20. 7. Simon Rinderknecht und Marie Renz. Oberkchwandori:
8. 6. Georg Bechtold Rosenwirts Sohn u. Chri
stiane Schuon.
15. 7. Friedrich Niethammer. Säger und Eli-
sabethe Schüler.
Pfrondorf:
3. 8. Johannes Renz, Hilfswärter und Marie Bihler.
14. 8. Wilhelm Renz und Maria Rentschler. Rohrdorf:
30. 3. Anton Hanauer und Pauline Walz
10. 7. Gregor Treiber und Anna Weber.
18. 10. Friedrich Dingler und Marie Bremmer.
20. 11. Karl Braun und Marie Spathelf. Rotfelden:
5. 8. Johann Jakob Reichert, Bauer und Pau
line Henne.
9. 9. Jakob Henne und.Christine Kath. Hoerz.
30. 9. Friedrich Weik, Metzger und Barbara
Ungerickt.
25. 11. Eottlieb Züffle und Maria Braun. Schönbron«:
21. 1. Wilhelm Schneider, Steinhauer und Ma
ria Wurster.
12. 4. Georg Ostertag. Schreiner und Marie Braun.
31. 7. Jakob Stoll, Küfer und Marie Wurster. Snlz:
18. 3. Adolf Weidle. Müller und Marie Rühm 12. 4. August Roller und Karoline Schechinger.
8. 6. Friedrich Köhler, Bauer und Katharine
Rühm.
27. 7. Georg Hürtter, Flaschner und Christine Ott. '
9. 11. Friedrich Eitel, Maurer und Sara Sche
chinger.
25. 11. Otto Rühm, Metzger und Marie Rühm,
llnterjettingen:
'1. 2. Friedrich Brösamle, Briefträger und Barbara Wolfer.
0. 5. Friedrich Brukner u. Katharine Henne. 2. 10. Johann Philipp Katz, Kettenmacher und Mina Dürr.
25. 11. Friedrich Rinderknecht u. Emilie Henne.
Unterschwandors:
31. 5. Friedrich Rapp und Marie Haselmaier. Untertalheim:
8. 2. Ignaz Klink, Schultheiß und Gertrud Gunkel.
Unseren Romanlesern zur Kenntnis,
daß versehentlich die Fortsetzungen Nr. 43 und 44 vor Nr 41 und 42 zum Abdruck kamen, welch letztere beiden wir heute nachholen.
Und damit rafft er seine Sachen zusammen, schlägt die Tür hinter sich zu, daß die Herren im Zimmer zusammenzucken.
„Theater!" tröstet sich einer der Kriminalkommissare.
„Na, na", erwidert der Dezernent zögernd, „ich weiß nicht. Die Sache gefällt mir gar nicht. Ader schließlich — Befehl ist Befehl."
Und damit ist die Angelegenheit für die Herren im Polizeipräsidium erledigt.
Nicht erledigt aber ist sie für Berlin
Nicht erledigt ist sie für die SA.
Und nicht erledigt ist sie für die Kommune.
*
Am 1. März wird Horst Wessel zur letzten Nutze gebettet.
An diesem Tage steht das ganze deutsche Berlin in den Straßen, durch die der Tranerzug sich bewegt, Kops an Kops, eine undurchdringliche, schwarze, trauernde und schweigende Mauer.
Kein Wort fällt. Kein Zuruf wird laut.
Und dann nähert sich der Leichenzug und er ist wahrhaft nicht prunkvoll.
Ein Wagen mit dem einfachen Sarg, der unter Blumen und Kränzen verschwindet. Dahinter ein zweiter Wagen mit der Mutier des Toten.
Tausend und tausend Hände heben sich langsam und unter diesem Spalier der Trauer und der Liebe zieht der Sarg dahin.
Man hört nur das leise Kratzen der Räder und den langsamen Hufschlag der
Pferde und dann und wann aus der Menge, die die Straße säumt, ein verhaltenes Schluchzen.
Niemals gab das deutsche Berlin einem Toten ein. würdevolleres, aber auch ein ergreifenderes Geleit. Es wird ein Student begraben, ein SA.- Mann mil Namen Horst Wessel, weiter nichts. Aber es ist einer der besten ans der vordersten Front und wenn auch seine Stimme nunmehr erloschen ist. so ist das Lied nicht erloschen, das diese Stimme einst zum ersten Male gesungen hat. Und in den Ohren und den Herzen der Taufende dröhnt dieses Lied leise, indessen der Sarg vorüberzieht.
Aber auch in anderen Ohren dröhnt das Lied des Toten, den sie hier begraben wollen, nämlich in den Ohren der Haufen von Kommunisten, die sich vor dem Friedhof aufgebaut haben.
Sie Haffen den Mann, der hier vorüber- gefahren wird, noch bis in den Tod und als jetzt der erste Wagen um die Ecke biegt bricht ein brutales Gebrüll aus diesen Haufen und zugleich prasselt ein Hagel von Steinen über den Leichenzug weg.
„Nieder mit dem Bluthund!"
„Nieder mit dem Verbrecher Wessel!"
„Haut den Sarg in Stücke!"
„Zuhälter!"
„Achtgroschenjunge!"
Im Wagen, der dem Sarge folgt, sieht eine blasse Frau erschrocken hinaus.
Warum ist da draußen Lärm? Was schreien diese Menschen?
Und dann dauert es nicht lange und die Mutter Wessels, die hier ihren geliebten Sohn begräbt, den sie für Deutschland hingegeben hat, steht in die Gestchter des widerlichsten Gesindels, das sie jemals erblickt hat.
In dichten Rotten kommen fie brüllend ! und tobend näher. !
Die blasse Frau vernimmt deutlich die gellenden Rufe.
„Den Sarg heraus!"
„Schlagt den Deckel ein!"
„Auf die Straße mit dem Lumpen!"
Der kleine Trauerzug steht. Fassungslos verharrt er unter einer wüsten Lawine von Pfiffen, Flüchen, Steinen und Verwünschungen.
Und jetzt sind die Horden heran und in der nächsten Minute werden sie ihre unreinen und verbrecherischen Hände an die Kränze und Blumen legen, mit denen der Sarg zugedeckt ist. und dann werden sie —
Die Männer im Trauergefolge bekommen blutleere Lippen vor uferlosem Zorn.
Keine SA. ist in der Nähe, keine Polizei scheint —
Aber da ist schon, in der letzten Sekunde, die Polizei da, und sie bewahrt Berlin vorder ungeheuren Schande. Die Gummiknüppel fliegen über den Verbrechergesichtern und l sie schlagen den Toten heraus. >
Langsam schwankt dann der Sarg in den ! Friedhof! i
Auch hier warten seit Stunden viele Tau- ! sende von Menschen. Die SA. und die Stu- ! dentenchargen bilden Spalier. Die Rapiere der Studenten, die Fahnen senken sich, die Arme der SA. heben sich und durch ihre Mitte wird der Sarg getragen, bedeckt mit j der Hakenkrenzfahne und der Mütze der Korporation.
Es ist ein grauer und trüber Tag. Die ! Fahnen stehen reglos an der Gruft. Leblos ! hängt das Tuch am Schaft. !
Es sprechen an diesem Grabe die beiden ' Pfarrer von Sankt Nikolai, die Vertreter I
_ Donnerstag , den 8 . Februar 1481 .
Walddorf;
9. 3. Hermann Coblenzer. Metzgermeister und Mina Eänßle.
1 5. Rudolf Müller und Lina Schmid.
6. 5. Wilhelm Höpser. Kaufmann und Kath. Schwarz.
25. 5. Jakob Stickel. Maurer und Christine Walz
3l. 5. Christian Stickel. Gipser und Friederike Schroth.
4. 11. Wilhelm Volz und Christine Krauß.
Wart:
l8. 10. Johannes Blindt. Maurer und Lina Lutz 25. 11. Georg Walz. Gipser u. Margarete Kübler Wildberg:
30. 3. Georg Frey. Säger und Rosa Dieterle. 12. 4. Friedrich Rath. Gipser und Pauline Rivinius.
29. 5. Wilhelm Stähle und Sophie Steimle. 3. 6. Wilhelm Rothfuß und Paula Ott.
15. 7. Fr. Gerlach und Cmma Grom.
Sir Wtsnjuligltt
Bor einigen Jahren erlebte ich eine rüh- eende kleine Geschichte. Als ich an einem Zommertage am Fluß entlangging, stieß ich auf einen Menschenauflaus. Eine Frau wärmst ihrem Kinde ins Wasser gegangen, und obwohl ein Schiffer der Lebensmüden sofort nachgesprungen war. konnte nur der Säug- ling gerettet werden. Unbeholfen stand der triefende Mann da. Er hielt das schreiende Kind aus dem Arm und war von neugierigen Großstädtern umringt. Zwei Schutzleute beschäftigten sich damit, Notizen über den Vorfall zu machen. Da drängte sich eine junge Frau nach vorne und sprach einige lei'e ", den Schutzleuten. Die Poli
zisten grüßten, während die Frau das Kind an sich nahm und aus der staunenden Menge verschwand. Ein Mietsauto nahm die Sama> riterin auf und entführte sie mit ihrem wim- mernden Bündel nach der Stadt zu.
„Wer jvar denn das?" so lief ein Fragen durch die Reihen. Da erhob ein alter Mann seine Stimme: „Ich kenne sie. Man nennt sie in der Altstadt nur die P a t e n j u n g f e r." Schon seit einigen Jahren hat sie ihr Hüus- chen zu einem Waisenhaus umgewandelt und was sie nicht selbst verpflegen kann das bringt sie bei guten Bekannten unter. Außerdem sucht sie arme Familien mit vielen kleinen Kindern auf und bringt ihnen Lebensmittel, Bettzeug und was so ein kleines Menschlein alles zum guten Gedeihen braucht. Den ganzen Tag ist sie unterwegs und läuft sich die Hacken ab, um ihre Schutzbefohlenen zu versorgen.
„Ach was," meinte ein junger Mann „wer ist denn heutzutage so selbstlos? Sie wird schon irgend etwas davon haben, das verrückte Frauenzimmer!" Da fuhr ihn de. Alte an: „Mein lieber Junge, wenn Du ka° noch einmal sagst, dann..Und nicht niü auf dem Gesicht des Alten wetterleuchtete es drohende Blicke trafen den vorlauten Bur- schen von allen Seiten.
Die Menge zerstreute sich, und während wir nach Hause gingen, erzählte mir bei alte Herr die Geschichte der Patenjnngfer „Sie hat eine freudlose Jugend gehabt, denk ihr ist das schlimmste begegnet, was einen Kinde widerfahren kann: Sie hatte ein, ! Mutter, die keine Mutter war. Eine jene,
> Frauen, die einen Stein in der Brust haben ! wo anderen das Herz sitzt. Dieses Kind abe, hatte nichts von seiner Rabenmutter geerbt / es besaß ein weiches und zartes Gemüt, da- die fehlende Liebe doppelt vermißte. Dock kein noch so großer Kummer konnte es ver Härten, und als sie herangewachsen war kannte sie nur einen Wunsch, daß kein Kin! eine so freudlose Jugend haben möge, ,w» sie, sei es aus reiy seelischer oder sei es an
der beiden studentischen Korps, denen Wessel angehörte und dann der oberste SA.-Fnhrer von Pfeffer und Dr. Joseph Goebbels.
AlS das unsterbliche Lied vom Guten Kameraden erklingt, die Fahnen sich neigen und nahe am offenen Grabe das Schluchzen und Weinen übermächtig wird, in diesem frommen Augenblick des Abschieds brichl draußen noch einmal die widerliche Hölle los: gellendes Pfeifen schrillt durch die Luft, ein Steinregen fliegt über die Mauer und gröhlend übertönt die Internationale das Tranerlied der SA.
Frauen brechen zusammen. Männer ducken sich entsetzt hinter Grabsteinen. Ueber Grabhügel hinweg und zwischen den Zypressen und Grabkreuzen sieht man flüchtende Menschen.
Die SA. steht, aber ihre Backenmuskeln treten wie Stricke hervor, ihre Lippen wer- den schmal wie ein Strich und über mehr als ein Gesicht rollt plötzlich eine Träne der unbändigsten Wut und der unbändigsten Scham. Die SA. steht und rührt sich nichl. Sie weiß, noch bis in die letzte Muskelfaser der geballten Faust, daß in diesen Augen blicken nicht nur die Grablegung eines tote» Kameraden würdig verlausen muß und ohne Schlacht, sie weiß auch, daß dies eine der Prüsungsstunden für die Bewegung ist. Sie werden diesen feierlichen Akt nicht verun- ehren. Treue um Treue, und sie stehen und rühren sich nicht. Sie werden stehen bleibe» und sich nicht rühren, wenn sie auch, einer wie der andere, an diesem offenen Grabe Mann um Mann erschlagen werden.
Und sie beginnen zu singen. Sie singe» das Lied des toten Horst Wessel und sie setzen schwer und wuchtig und drohend ein: ..Die -Tabnc liocb..."
(Fortsetzung stehe Seite 6).