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Der »esekschofter

Mvltcher Not. «I» st« eben volljährig ge. worden war, starb dre Mutter, und daS ge- samt« große Vermögen des VaterS. der schon kurz nach ihrer Geburt gestorben war, fiel ihr zn. Wie sie es verwandt hat, daS habt ich schon vorhin geschildert. An ein eibenes Familienglück hat sie über ihrer Tätigkeil für andere noch gar nicht gedacht...'

Vor kurzem schrieb mir der alte Herr, das die Patenjungfer aus der Altstadt vor ein! qen Wochen geheiratet hat. Sie hatte sich einen wirklich würdigen Mann zum Vater ihrer Kinder gewählt ihrer Patenkinder sowohl als auch ihrer eigenen.

Diese kleine Geschichte siel mir wieder ein­mal ein, als ich von derWHW. - Paten- schaft' las. Wie anders sieht doch diesmal die Winterhilfe aus als in früheren Jahren! Und dock io viel Not das große Werl

Kleinrentner er

Wie die württ. Regieruug sich

De« Bezirksführer deS Reichsbundes der Kleinrentner für Württemberg, ORK. R öS- ler, veröffentlicht dieser Tage einen Aufsatz zur Frage der Unterstützung der Kleinrent­ner, welcher sicherlich weitestgehend die immer noch in manchen Kreisen bestehenden Bedenken gegen die Maßnahmen der Negie­rung zerstreuen wird. Wir geben diesen Aufsatz wörtlich wieder:

Die Verhältnisse der Kleinrentner, d. h. der betagten und nicht mehr erwerbsfähigen Angehörigen des Mittelstandes, die durch die Inflation ihre Ersparnisse ganz oder zum größten Teil eingebüßt haben und seit­her im wesentlichen aus die öffentliche Klein- rentnersürsorge angewiesen sind, haben sich durch die Brüning-Notverordnun­gen außerordentlich verschlechtert. Zumeist bleibt ihnen heute kaum eine Reichsmark täglich zum Leben nach der Bezahlung der Miete übrig.

Die Kleinrentner und ihre nun in die NS.-Vvlkswohlfahrt eingegliederte Organi­sation, derNeichsbund derKapital- und Kleinrentner, sind sich aber darüber völlig klar, daß nur der Sieg der nationalsozialistischen Be­wegung sie vor vollständiger Vernichtung gerettet hat und daß an eine durchgreifende Besserung ihres Loses erst dann gedacht werden kann, wenn durch das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsregierung die öffentliche Fürsorge für die Arbeitslosen so entlastet ist, daß auch für die Kleinrentner wieder Mittel frei werden. Wenn es deshalb leider bisher nicht möglich war, den Kleinrentnern das von ihnen heiß ersehnte Versorgungsgesetz zu gewähren, so ist es um so mehr zu begrüßen, wenn vorläu­fig wenigstens die am schmerzlichsten emp­fundenen Härten der Kleinrentnerversorgung soweitwie möglich gemildert wer­den. Ein dahingehender Erlaß des württ. Innenministeriums vom 8. Januar ds. Js. an die mit der Fürsorge befaßten Stellen verdient daher den besonderen Dank der Kleinrentner und ihrer Organisation.

In diesen, Erlaß weist das Innenministe­rium zunächst darauf hin. daß auch in neue­rer Zeit die Organisation der Kleinrentner über verständnisloses und unbilliges Vor­gehen mancher Bezirksfürsorgebehörden zu klagen habe und daß deshalb wiederholt und eindringlich an die Fürsorgebehörden die Mahnung ergehe, die besonderen Verhält­nisse der Kleinrentner sorgfältig und wohl­wollend zu prüfen und alles zu vermeiden, was die ohnehin vorhandene Erbitterung

des Führers auch schon gelindert'hat. es gilt noch viel, viel mehr zu helfen. Die WHW.- Patenschast sieht vor. daß kinderlose oder kinderarme Ehepaare oder alleinstehende Personen für die Dauer des Winterhilfs-. Werks die Patenschaft für das Kind einer? bedürftigen Elternpaares übernehmen. Die Paten verpflichten sich, für die Ernährung und, soweit möglich, für andere Bedürfnisse des Kindes auszukommen. Macht den Kin­dern die Jugend schön! Aus frohen Jungen und Mädels werden starke Männer und gute Frauen.Das Entzücken des Kindes.' so sagt unser deutscher Dichter Jean Paul, kann kein Tisch voll Kronen und Lorbeeren dem Manne erstatten und wiedergeben.' WHW.-Paten an die Front!

Men ihr Recht

für die Kleinrentner einfetzt.

und Gedrücktheit der Kleinreittiiertreije ver­schärfen könnte.

Im einzelnen hebt das Innenministerium hervor, daß die Sicherstellung der Ersatzansprüche der Fürsorge­behörden in neuerer Zeit von manchen Fürsorgevehörden verhältnismäßig häufig durchgesetzt und von den Rentnern beson­ders schmerzlich empfunden werde. Die Sicherstellung dürfe nicht die Regel bilden, sondern nur ausnahmsweise in be­sonders gelagerten Einzelfällen verlangt werden. Für Fürsorgekosten der Verga n- aenheit könne in keinem Fall Sicherstel­lung des Ersatzes verlangt werden. Als kleineres Vermögen', das von der Sicher­stellung nach den Reichsgrundsätzen grund­sätzlich freizulassen ist, sei mit der Bedeutung einer Untergrenze ein Vermögen von nickt mehr als 3000 RM. anzusehen. Aber je nach der früheren Lage deS Kleinrentners werde auch ein 3000 RM. wesentlich über­steigendes Vermögen vielfach noch in den Rahmen deskleineren Vermögens' fallen.

Der Wunsch der Kleinrentner, sich die Ver­fügung über ihre letzten Vermögensreste zu erhalten, sei vollkommen berechtigt. Sicherstellungen, die über diese Grenze hinausgegangen seien, seien alsbald auszuheben. Auch rn Durchführung etwaiger Ersatzansprüche sei möglichst schonend und rücksichts­voll zu verfahren. Insbesondere dürfen keine Schuldanerkenntnisse mehr ge- fordert und weitere Unterstützung nicht da­von abhängig gemacht werden, daß der Kleinrentner eine Ersatzverpflichtung aus- drücklich anerkenne. Der Erlaß endet mit dem ernsten Hinweis, daß in Fällen, wo auch künftig diese Weisungen nicht beachtet wür­den, gegen die Beteiligten daS Erforderliche verfügt werden müßte.

Der Nentnerbnnd hofft, daß auch ein wei­terer besonders dringlicher Wunsch demnächst erfüllt werden kann, daß nämlich die vom Reich jährlich gewährten Zu» schüsse zur Kleinrentnerversorgung wieder wie seither ohne Anrechnung aus die regel­mäßige Beihilfe unmittelbar an die Klein- rentner ausgeschüttet werden dürfen. Ein Lichtblick für die Kleinrentner ist weiter ihre Einbeziehung in die Winterhilse, die es auch ihnen leichter macht, über diese schweren Wintermonate hinwegzukommen. Nicht verzagen ist darum trotz allem heute der Ruf und die Bitte an die württembergischen Kleinrentner.

Weniger Eide dafür aber wahr

z In den vergangenen Jahren gab es fast keinen Prozeß, bei dem nicht geschworen werden mußte. Es war dies ein Symptom jenes angefaulten, glücklicherweise überwun­denen Zeitalters des Liberalismus, daß nur die Aussagen einigermaßen Gewicht hat­ten, die beschworen wurden. Selbstverständ­lich wurden so eine Masse Meineide geschwo­ren. von denen nur die wenigsten geahndet werden konnten. Der Schwörende, der ein Interesse am Ausgang des Prozesses hatte, durfte nur schwören, um die von ihm ge­wünschte Wendung herbeizuführen. Das Ge­richt mußte dem Schwur Glauben schenken und war verpflichtet, darauf die Urteilsfin­dung abzustellen. Diese Prozesse, die mit vollem Recht als M e i n e i d f a b r i k e n bezeichnet werden können, unterminierten zusammen mit der weltlichen Eides­formel die Heiligkeit des Eides.

Nun soll der Schwur als unbedingte Wahrheit wieder das wurden was er ist: Ein Bekenntnis, das abgegeben wird, gleich­viel ob zum Vor- oder Nachteil der eigenen Person. Um dem geschilderten Unwesen Ein­halt zu bieten, wird seit Anfang Dezember 1933 der Zeuge erst nach den Aussagen ver­eidigt und zwar nur, wenn es eine der be­teiligten Parteien ausdrücklich verlangt. Dadurch wird zweifelsohne der Wert des Eides gesteigert, und die Verantwortung, die der Schwörende gegenüber der staatlichen Rechtspflege und dem einzelnen Volksgenos­sen ans sich nimmt, wieder geweckt. Es ist unbedingt notwendig, daß der Eid wieder so hoch eingeschätzt wird, wie das reine Ver­sprechen unserer Vorvordern. Sollte trotz­dem, was sich nicht ganz vermeiden läßt, ein Meineid geschworen werden, so wird m i t unnachsichtiger Strenge vorge­gangen. Mildernde Umstände und allerlei Gnadenerweise find von nun an in solchen Fällen für da? Gericht unbekannte Größen.

BernMtes

Ein besonderer Wind

Jn der persischen Provinz Seistan weht ein lettener Winö, der in anderen Gegenden nicht bekannt ist. Er gleicht dem Monsun und ist in seiner Regelmäßigkeit besonder» interessant. Ende Mai oder Anfang Juni wird er spür­bar und weht bis Ende September. Darum heißt er120-Tage-Wind". Dieser Wind, der oft eine Geschwindigkeit von über 70 Stun­denkilometern erreicht, trägt eine Menge Sand und Staub in seinen untersten Schichten mit sich. In Gebieten, die weitab liegen, wer­den die Sandmassen abgelagert und in Form von Wanderdünen immer weiter verschoben. Dadurch ist schon viel Schaden angerichtet worden, da die verschleppten Sandmengen ganze Dörfer und kleine Wasserläufe verschüt­ten können. Die Windströmung wirkt wie eine scharfe Feile, so daß die Windseiten aller Ge­bäude in den betroffenen Bezirken völlig blankgescheuert sind. Alte Ruinen sind ein Be- weis dafür, baß dieser120-Tage-Wind" schon in frühhistorischeu Zeiten als besondere Eigenart des Klimas von Seistan geweht haben muß. Eine Erklärung dieses seltenen Windes gibt das Zirkulationssystem deS asta- tisch-indischen Kontinents. In der Höhe weht ständig ein Nordwestwind, der sehr heftigen Charakter trägt, und auch in der Zeit des eigentlichen indischen Südwestmonsuns im Winter über diesem regelmäßig zu beobachten ist. Es handelt sich hier vor allem um eine Ausgleichsströmung, die von den mächtigen Hochlandsmaffen Asiens dem Indischen Ozean zuweht.

Verühmte Ravoleonsammllmgm

Erst kürzlich ist auf St. Helena ein neues Napoleon-Museum eröffnet worden. Di» dort befindlichen Andenken ziehen zahlreiche Besucher an. Ueberall in der Welt gibt eS Sammler von Napoleon-Andenken. Der König von England zum Beispiel besitzt im Buckingham-Palast eme sehr schöne Napo­leon-Sammlung, m der sich zahlreiche eigen­händige Schriftstücke Napoleons befinden. Der berühmte Schiffsmagnat Lord Runzi- man hat in seinem Heim ein Zimmer, in dem Zeichnungen und Gemälde von Napoleon in allen Altersstufen zusammengetragen sind. In den Regalen stehen Kopien samt- sicher Bücher, die Napoleon herausgegeben hat. Der Filmstar Douglas Fairbanks jr. hatte in seinem Hause in Hollywood die eine der beiden vorhandenen Totenmasken Napoleons. Locken von Napoleons Haar sind ziemlich zahlreich vertreten, hoffent­lich find sie alle echt. Der Streichholzkönig Jvar Kreuger war ein eifriger Napoleon- Sammler; er besaß verschiedene wertvolle Miniaturen und Portraits deS großen Kor­sen. Das wertvollste Stück seiner Napoleon­sammlung war aber eine blau-goldene Schnupftabakdose. Kürzlich wurde die Napoleonsammlung Lord RoseberyS ver­steigert: die Andenken brachten mehr als ll 000 Pfund. Acht Liebesbriefe deS Kaisers wurden für 4 400 Pfund verkauft, während sein, von Elba anS an Marie Louise gerich- teter Abschiedsbrief 1000 Pfund erzielte.

Ser Lachskönlg

Die kleine masurische Stadt Nikolaiken in Ostpreußen hat in ihrem Stadtwappen einen gekrönten Lachs, und nähert man sich der Stadt von einer bestimmten Seite her, sieht man einen riesigen Lachs mit goldener Krone, aus Holz geschnitzt, vor der Brücke liegen. Dies Wahrzeichen ist auf einen alten Aberglauben zurückzusühren.

Es ging nämlich die Sage, daß in dem Spirdmgsee in der Nähe der Stadt ein Lachskönig leben solle; der Fischer, dem es gelänge, diesen Lachskönig zu sangen, werde immer Glück beim Fang haben, da die Fische reichlich dorthin strömten, wo der Lachskömg gefangen gehalten werde. Auf Grund dieser Sage ließ der Rat der Stadt eines Tages einen riesengroßen Lachskönig ans Holz schnitzen und ihn vor der Brücke vor Anker legen. Man hoffte vielleicht, auf diese Weise die Fische zu überlisten. Jedenfalls ist der Fisch noch heutigestags erhalten.

Humor

Vor Neid geplatzt!

Stellen Sie sich vor gestern, als ich als Sieger vom Rennen heimfahre, begegnet mir unterwegs Emil Meier, der Sieger des vorjäh­rigen Rennens, Ich fahre ganz ruhig an ihm vorbei und sehe mich nicht nach ihm um . . . da. plötzlich ein furchtbarer Knall . . ."

Na? Hat er vielleicht geschossen? Sind Sie verletzt geworden?"

Ach nein. Es war viel schlimmer! Vor lauter Neid ist ihm ein Pneumatik geplatzt!"

Des Motorradfahrers Klag»

Mein Benzinlieferant pumpt mir nicht» mehr, meine Reparaturwerkstätte pumpt mir auch nichts mehr, das einzige, was ich mir noch pum­pen kann, das ist die Luft für meine Reifen!

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Herr Meier, ein Herr will Sie sprechen. Sieht er anständig aus? Ich weiß nicht, er sieht aus wie Sie.

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Ein Tatsachenbericht von den Kämpfen der NSDAP, um die Reichshmiptstadt 42j Von Wilfrid Bade

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Die Tausende auf dem Friedhof singen es mit und da geschieht etivas Sonderbares und Unwirkliches als das Lied zu Ende ist, Dr. Goebbels das Wort ergreift und in sei­nem Nachruf einen Satz ausspricht:

Und du wirst auserstehen .

In diesem Augenblick bricht die Sonne durch die trüben Wolken, die Fahnen, die bisher leblos und schwer an ihren Schäften gehangen hatten, beginnen plötzlich zu wehen, obwohl kein Windhauch zu spüren ist. mit einem Male flattern sie kurz auf und das alleS dauert nur wenige Sekunden.

Aber alle, alle haben es gesehen, daß das brennende Rot mit dem Kampfzeichen in der Mitte plötzlich ausleuchtete.

Es ist ein Schauder durch die Menge ge­gangen.

Und es ist. als ob Gott sich entschieden hatte, seinen heiligen Atem über das offene Grab und die Fahnen geschickt und den Toten gesegnet und alle, die zu ihm gehören.

Nun kommt die Zeit, in der Krieg herrscht. Erbitterter und entschlossener Krieg gegen die Pmizei und gegen die Kommune.

Die Verlustlisten der Bewegung werden langer und länger. Uebcr hundert Gefallene Vihlt die Partei in Berlin schon in ihrem Totenbuch.

Es ist kein schwungvoller und offener Krieg ! mehr, wie am Anfang mit rauschenden Saal- !

schlachten und großartigen Siegen und reel­len Geplänkeln in den Straßen.

Davon kann keine Rede mehr sein. In die Versammlungen kommt die Kommune schon lange nicht mehr. Sie hat erkannt, daß ge­gen den Saalschutz der NSDAP, kein Kraut gewachsen ist.

Dafür hat die Kommune jetzt einen Ersatz organisiert, nämlich den feigen und hinter­hältigen Kleinkrieg der Plötzlichen UebcrfäUe und der blitzschnellen Morde, de» Buschkrieg in der Dunkelheit und in abseitigen men schenleeren Straßen.

Ein Dolch schimmert für eine Sekunde. Ein Schuß peitscht von irgendwoher über die Straße, ein Toter liegt auf dem Pflaster.

Die SA. kann nicht viel gegen diese Vri- gantenmanier unternehmen. Sie schickt ge­legentlich einmal ein Rollkommando in die Gegend, in der ein besonders feiger Mord an einem der Ihren verübt worden ist. Diese Rollkommandos durchstreifen die Straßen, greifen sich, wenn es gerade klappt, den einen z oder den anderen oder einen Trupp Kommu- ! nisten heraus und vertrimmen sie mit der Gelassenheit und Gründlichkeit, die eine sol­che Sache verdient, das ist aber auch alles.

Manchmal hilft es für einige Tage, manch­mal auch für einige Wochen und dann liegt wieder em SA.-Mann vor irgendeiner Haus­tür oder mitten auf der Straße mit einem Stich im Rücken oder einem Schuß im Hin­terkopf.

Es ist ein erbitterter, namenlos verzweifel­ter Kleinkrieg und eine heimtückische An­gelegenheit. vor der die SA. sich ekelt. Sie begreift diese Manier des Kampfes nicht, die von der Kommune eingeführt ist und sie macht diese Manier nicht mit.

Aber sie wehrt sich ihrer Haut.

Und sie ist tief erbittert.

Schulz spaziert durch die Jüdische Schweiz.

Diese feine Gegend ist die Blocklandschaft rund um die Dragonerstraße, wo die Ost- jiiden das Sprungbrett zu ihrer Berliner Karriere zimmern. Hier sind sie noch allzu bescheidene, allzu beflissene, allzu geschäftige,

! schmierige Gestalten in schmierigen Kleidern und mit schmierigen Manieren und mit schmierigen Beschäftigungen. Später, in Iah- s reu, fahren sie über den Kurfürstendamm in ! eigenen Autos, belachen die Zoten des Herrn , Nelson in den abendlichen Revuen dieser ^ Gegend und sind gemachte Leute. !

Schulz spaziert also gemächlich durch die ! Jüdische Schweiz.

Er ist aus dem Wege zu Haberlands Fest- sälen, denn es ist heute Sturmabend und die Sturmnbende bei Haberland sind beson­ders pfundig.

Nämlich deshalb, weil sie mitten in den > ieindlicheii Lagern liegen und weil das für , einen richtigen SA.-Mann einen besonderen Reiz hat. Denn jeder, der in dieser Zeit zu Sturmabenden in HaberlandS Festsäle geht, spielt mit seinem Leben. Keiner, der hingeht, kann dafür garantieren, daß er am andern Morgen wohlbehalten in seinem eigenen Bett aufwacht. Jeder muß darauf gefaßt sein, diesen anderen Morgen in einem Kran­kenhaus oder auf einer Rettungswache zu erleben... oder überhaupt nicht zu erleben.

Gegen halb zwölf ist der Sturmabend aus. Und nicht nur in das Gesicht von Schulz, sondern in alle Gesichter des Sturms kommt der bekannte, harte und zugleich böse lächelnde Zug.

Denn jetzt beginnt der entscheidende Teil der Veranstaltung und des ganzen Abends: daS Nachhausekommen.

Sie schlagen die Jackenkragen hoch, damit man von dem braunen Hemd nichts sieht. !

Sie stecken die Mützen in die Taschen und so gehen sie loS, zu zweien und zu dreien.

Eigentlich sind sie gar nicht zu erkennen als SA.-Männer. Sie sehen aus, wie alle in dieser Gegend aussehen, wenn sie gegen zwölf nach Hause gehen. Junge und ältere Män­ner, die so dahinschlendern, die Zigarette zwischen den Lippen und die Hände in den Hosentaschen.

Aber das nützt ihnen nichts. Sie müssen irgend etwas an sich und um sich haben, was man schwer erklären kann, was aber die Kommune auf hundert Meter riecht und erschiiuppert. Vielleicht liegt es in ihren Ge­sichtern, vielleicht liegt es in ihrer Haltung.

Und in der Dragonerstraße erfolgt auch prompt der erste Ueberfall. Er entwickelt sich, wie sich alle Ueberfälle der Kommune in die­ser Zeit entwickeln: aus Haustüren heraus brechen zwanzig bis dreißig dieser Wegelage­rer mit Schlagringen, Knüppeln uno ver­borgenen Dolchen und Revolvern.

Und da hilft nur immer wieder das eine.

Schulz reißt die drei Freunde, mit denen er zusammen geht, mit drei Rippenstößen und einem kurzen Zuruf zurück und sie jagen davon, dichtauf gefolgt von der Banditen­horde.

Die vier wetzen auf leichten und raschen Sohlen m die Münzstraße. Und da stehen Hunderte von bekannten Visagen herum. Zu­hälter aus allen Bürgersteigen, vor jeder Kneipe, vor jeder Haustür, die Mützen im Genick, die Zigarette in der Schnauze.

Die Frauenzimmer, die der ihnen stehen, kreischen aus. als die vier SA.-Männer an­gehetzt kommen und rm Handumdrehen hat die Meute begriffen, was los ist und was sie zu tun hat. Tenn Luden und Kommunisten, das ist in dieser Gegend so ziemlich dasselbe.