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Sir. 31
Der Geselljchnjter
leve Sowjetrnßland" wurden laut, mit Pultdeckeln wurde geklappt und in dem lauten Geheul und Gepfeife mußte der Kammerpräsidem die Sitzung, wie bereits erwähnt, unterbrechen.
Sertrauenöettlärutig für Salabier
Die Kammer nahm die von Daladier gestellte Vertrauensfrage wegen der Vertagung aller
Anfragen außer denen voll Dommange, Abarne Garays, Franklin-Bouillon und der Kommunistengruppe mit 283 gegen 196 Stimmen an.
Nach der Lesung des 'Abstimmungsergebnisses über die Vertrgüensfrage, das sich nach der letzten Auszahlung auf 300 gegen 217 stellte, wurde die Kammcrsitzung wieder ausgenommen. Nach den Reden einiger Abgeordneter betonte Ministerpräsident Daladier seinen festen Entschluß, das Regime gegenüber den Kundgebungen zu schützen. Er zweifelte daran, daß diese Kundgebungen gewisser ehemaliger Kriegsteilnehmer wirklich dem Wunsch derer entsprächen, die den Krieg mitgemacht hätten. Es seien von den Verhafteten die meisten erst nach 1900 geboren.
Sowjetrußlanb baut -je Verbindung nach Wladiwostolk aus
Moskau, 6. Febr. Molotow erstattete dem Parteitag Bericht über den 2. Fünf» sah res plan. Er befaßte sich u. a., wie die Telegraphen-Agentur der Sowjetunion meldet, mit Plänen zur Verbesserung des Verkehrswesens. Man beabsichtige, außer einer Steigerung des Güterverkehrs bei der Eisenbahn, sowie bei der Fluß- und Seeschiffahrt Legung eines zweiten Gleises bei den Eisenbahnlinien des Ural-Kusnez- Becke ns, des Donezbeckens und der Transbaikal-Bahn und der Us- i nri - Ba h n.
Van den neuziibanendeii Lamm sei besonders die Baikal-Amur Linie zu erwähnen.
vmWgise Werbeaktion kür den deuWen Straßenbau
Generaiinspcktor Todt
über den internationalen Straßenbaukongreß
Berlin, 6. Febr. Der Generalinspektor der Reichsautobahnen, Diplomingenieur Dr. Todt, wies auf einer Pressekonferenz auf zwei große propagandistische Ereignisse auf dem Gebiete des deutschen Straßenbaues in diesem Jahre hin
Fm September 1934 findet in München der 7. internationale Straßenbau ko ngreß statt. Es ist das erstemal, daß dieser Kongreß, der bisher seit 1908 in verschiedenen Weltstädten abgehalten wurde, in Deutschland stattfindet. Der Kongreß erhält seine besondere Bedeutung dadurch, daß Deutschland unter der Führung seines Kanzlers auf dem Gebiete des Autostraßenbaues durch die Errichtung der Reichsautobahn bahnbrechend und führend für die ganze Welt geworden ist. Der internationalen Vereinigung, die der Träger des Kongresses ist, gehören insgesamt 85 Nationen an.
Es war bisher üblich, mit dem internationalen Kongreß eine I u d u st r i e a u s st e l lung gemeinsam durchzuführen, ans der die Industrie messeartig zeigt, was gerade aus dem Gebiet des Straßenbaues zu zeigen war. Ter Reichskanzler hat selbst veranlaßt, daß der Rahmen dieser Industrie-Ausstellung erweitert wird, zu einer großen Straßenaiisstellnng allgemeiner Art, die von Jnui bis September in München stattfindet. Die Ausstellung wird alles zeigen, was mit der Straße zusammenhängt. Sie wird sich auf die Fahrzeuge und auf die Ballstoffe erstrecken, aus denen die Straßen gebaut werden.
rmsall dtt SMS- WkhSkiOcit in Länder«
Nur noch deutsche Staatsangehörigkeit
Berlin, 6. Febr. Amtlich wird initgeteil!: Nachdem die Länder durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches ihre Hoheit verloren haben, war eine Aende r u u g des bisherigen Staats- a n g e h ö r i a k e i t s r e ch t e s geboten. Der Neichsminister des Innern. Dr. F r i ck, Hai daher aus Grund'des Artikels 5 des Gesetzes über den Neuaufbau des Reiches vom 30. Januar 1934 eine Verordnung erlassen, in der bestimmt wird, daß die Staatsangehörigkeit in den deutschen Ländern fvrt- sällt. Es gibt von jetzt an nur eine deutsche Staatsangehörigkeit (ReichSangehörigkeit). Tie Landerregierun- gen tresseu jede Entscheidung ans dem Gebiet des Staatszugehvrigkeitsrechtes von jetzt an im Namen und Auftrag des Reiches, wobei jedoch die deutsche Staatsangehörigkeit nur mit Zustimmung des Reichsministers des Innern verliehen werden darf.
Tie Verordnung, die das Datum vom 5. Februar l934 trägt, tritt am 7. Februar in Kraft.
Kündigungssrislen im Ruhrbllsbmi verlömert
Die erste Auswirkung des Gesetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit
Berlin, 6. Febr. Das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit hat nunmehr seine erste größere Auswirkung gezeitigt: die Arbeitgeber der Zechen des Ruhrbergbaues haben eine Mitteilung erlassen, wonach die Kündigungsfristen für sämtliche Arbeitnehmer im Rnhrbergbau verlängert werden.
Dieser Mitteilung kommt ganz besonders große Bedeutung zu, da sie nicht allein für 4 mehrere 100 000 Arbeitnehmer gtlt, sondern ; zudem den außerordentlichen sozialpolitischen Fortschritt anfzeigt, den die Unternehmergruppe gemacht hat. Es ist zweifellos, daß dieser Schritt Rückwirkungen auch auf die übrigen Industrien zeitigen wird.
Die Verlängerung der Kündigungsfristen wirkt sich dahin aus, daß den Arbeitnehmern znm großen Teil die bisher 14tägigen Kündigungsfristen zu einem Monat verdoppelt werden.
Keine AnWen jiir Msus MerbnniMtion
Deutliche Absagen aus Paris und London
oll. Wien, 6. Febr. Auf den kurzdauernden Rausch der Begeisterung im „vaterländischen" Lager über den Ministerratsbeschluß, den zu einem Konflikt mit dem Deutschen Reiche ausgebauschten innerpolitischen Kamps vor den Völkerbund zu bringen, ist bereits ein ausgiebigcr Katzenjammer gefolgt. Während man noch in der Vorwoche die obskursten Blätter zitierte, um das Wohlwollen der ganzen Welt für die „Staatsmänner" von Format der Tollfuß und Feh zu beweisen, muß man mm sowohl aus der Pariser wie auch aus der Londoner Presse entnehmen, daß der Beschluß der Wiener Regierung keineswegs den Beifall der Großmächte findet.
So schreibt der diplomatische Korrespondent der „Morningpost", Frankreich sei zwar für eine Berufung Oesterreichs an den Völkerbund. aber weder Großbritannien n o ch Italienseien darüber besondersbegeistert,Italiens v- gar grundsätzlich dagegen. Die britische Regierung wünsche nicht, daß die Aufmerksamkeit von ihrem AbrüstungSplau abgelenkt w: de.
Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" rechnet mit der Möglichkeit. daß Dr. Dollfuß eine Zwischenpause wünsche, sei es. nur einen neuen Gedankenaustausch mit Paris, Nom und London zu beginnen, sei es für eine neue Besprechung mit dem in Budapest weilenden italienischen Unterstaatssekretär Suvich.
Tie Anrufung des Völkerbundes stößt nach Ansicht des „Daily Telegraph" auf ernste legale Schwierigkeiten, abgesehen davon, daß der Völkerbundsrat sich vor jeder Handlung hüte, diealsEin- griffiu die in uerpolitis ch e u A n - g e I e ge n h e i t e u Oesterreichs a n s - gelegt und künftig von anderen Ländern als Berufuugsfall für eine Völkerbunds- jntervention benutzt werden könnte. Es sei die Aufgabe des Völkerbundes, einen Mit- gliedstaät gegen einen Angriff von außen her, nicht aber in einem Staat
eine Politische Partei oder Gruppe gegen eine andere zu unterst ü tz e u.
Auch in Paris ist man mit Dollfuß nicht zufrieden. Einen „e iusach ln ch e r- lichen Rückzug" nennt der Anßenpoli- tiker des „Echo de Daris" den Beschluß der österreichischen Regierung, an den Völkerbund zu appellieren. Seit zwei Wochen drohe sie Deutschland damit und mm sei der Bundeskanzler ermächtigt worden, den Genfer Weg, „seit er es für richtig halte", zu beschreiten. Offensichtlich fürchte d e r B ii n d c s k a n z l e r, d a ß d e r V ölkerb u n d s r a t v v r allcr Welt die Z e r s c tz u ngse r s ey c i n » n g e n in O e st c r r e i ch und dieOh n m a ch tdcs V ii n d e s k a n z l e r s a u S breite n könnte.
„Le Jour" fragt: „Wie wird der seltsame Völkcrbundsorganismiis auf diese Stimme in der Wüste reagieren?" Frankreich sei wohl in ihm vertreten, aber für einige Zeit lahmgelegt. Auf Mussolini könne man nicht rechnen und in London spreche man mir , noch von Abrüstungsdenkschriften. In Warschau habe Außenminister Beck den Rubikon überschritten. Er habe eine Rede gehalten, die ernst sei wegen dessen, was darin stehe, aber noch ernster durch das, was nicht gesagt sei. Beck habe erklärt, daß er niemals das Mißtrauen Europas gegen Hitler geteilt habe, lieber Frankreich gleite er hinweg > und Oesterreich erwähne er überhaupt nicht. > Und dieser Beck werde die Genfer Sitzung i leiten, in der über Oesterreichs Appell beraten werde. „Action franeaise" erklärt, ! die letzten Tage der österreichi - schen Re puplik rückten näher und näher, aber niemand rühre sich, auch Frankreich ni ch t.
Weber Massenverhastungen von Nationalsozialisten tn Tirol
Der Sicherheitsdirektor für Tirol übergibt der Presse die amtliche Mitteilung, daß er im Lause der letzten Tage die Verhaf-
Mittwoch, den 7, Februar lgzz
t u n g v » n 100 N a t i o n a I s o z I a l l st e n verfügt hat. Unter den Verhafteten befinden sich unter anderem drei Universitätsprofessoren, zwei Pensionierte Hofräte, ein Pensionierter Genera l m a j o r, ein Ritter und mehrere Aerzte. 109 Nationalsozialisten ans ganz Tirol seien in ein Konzentrationslager übergeführt worden.
Württemberg
»Ime§ Mlhmis in Stutlaart?
Stuttgart, 6. Febraur.
Tie Frage eines F u n k h a uses ist durch die Aufhebung der Sendegrnppe West und die damit zusammenhängende Steigerung der Prvgrammproduktion des Südfunks für Stuttgart wieder brennend geworden. Dazu kommt noch, daß mit der Fertigstellung des Mühlacker Senders der Südfunk den höchsten Holzsendeturm der Welt bekommt. Mühlacker hat die günstigste Welle. Leicht kann sich somit der Südfunk die größte kulturelle Geltung verschaffen, wenn in Stuttgart auch gute und moderne Senderäume vorhanden sind. Von der Notwendigkeit des Neubaus eines Funkhauses scheinen auch die Berliner zuständigen Stellen überzeugt zu sein. 5 Millionen Reichsmark waren für verschiedene Projekte im Reich bereits vorgesehen. Tie zuständigen Stellen wollen Mvch alle Neubaufragen vorerst noch zurückstcüen. weil das Fernsehprogramm rasch einer Lösung näher kommt.
Mttnburgs letzte Sopfenschranlie brennt
Rottenburg, 6. Febr. In der Nacht zum Dienstag gegen 2 Uhr früh brach in der Hopfenpräparier an st alt und Hvp- Mhalle von Clemens Heck Feuer aus, das in den Hopfenvorräten reiche Nahrung fand und den Gebäudekomplex einäscherte. Die Zahl der verbrannten Hopfenvorräte wird auf 80 bis 100 Ballen geschätzt. Mit der Heck'schen Hopsenpräparieranstalt ist die letzte der privaten Hopfenhallen ein Opfer des Feuer geworden. Es besteht jetzt
nur noch die Präparieranstnlt der Landwirtschaftlichen Verussgeiwssenschaft; die übrigen 4 Hopfenhallen sind früher schon eingeqan- gen. lieber die Brandursache ist noch nichts bekannt. Das Wohngebäude, ebenso wie die Nachbargebäude konnten gerettet werden. Nester die Höhe des Brandschadens lassen sich noch keine Angasten machen.
Das Feuer wurde gegen 1 Uhr nachts durch einen heimkehrenden Nachbarn wahrgenommen, der sofort den Besitzer des brennenden Hauses aus dem Schlaf weckte und unmittelbar darnach die Feuerwehr alarmierte. Die Weckerlinie war um 1.15 Uhr zur Stelle. Bei der großen Ausdehnung des Feuers wurden acht Schlauchleitungen gelegt. Die großen Strahlrohre erhielten ihr Wasser durcl, die Motorspritze ans dem nahen Neckarkana? zugepumpt. Nach etwa einer Stunde ließ der Wasserdruck von dort ziemlich nach. Ter in: Kanal hängende Saugkorb war bei der strengen Kälte rundum zugefroren und ließ kein Wasser mehr hindurch. Nachdem die Störung beseitig: war, funktionierte das Pumpwerk wieder. Allein das Spritzen half bei dieser Braudlcige nicht mehr viel. Zu retten w a r s o gu: wie nichts mehr. Mit donueraeägein Getöse stürzte um 1.30 Uhr der Dachstock mitsamt dem zweiten Stock ein. Tann griffe:, die Feuerwehrmänner, die in dieser kalten Nacht — am Neckar waren es 15 Grad unter Null — in ihrer unzulänglichen Kleidung einen harten Dienst hatten, zu ihren langen Reißhaken, setzten an der obersten Manerkaiitc an und brachten so die verschiedenen bedrohlich überueigenden Wände zum Einsturz. Um 4.30 Uhr morgens galt der Brand als gelöscht, lieber die Entstehnngsursache ist noch nichts bekannt. Es wird vermutet, daß durch den Motor des Aufzugs K nrzs ch l n ß oder ahn liches entstanden ist und dadurch da? Feuer hervorgerufen wurde. Ter Schaden ist beträchtlich. In der Halle sind auch 120 Ztr. Hopfen und etwa 2000 Hopsensäcke re.it- verbrannt.
Waiblingen, 6. Febr. (Eisenbahnerlos.) Montag abend 5.20 Uhr geriet der 33jährige verheiratete Rangierer A. Scho- ger bei der Wagenverschiebung aus bisher nicht genau festgestellter Ursache zwischen die Puffer zweier Güterwagen. Der Schwerverletzte wurde sofort nach dem Bezirkskrankenhaus verbracht, wo er nach kurzer Zeit starb.
Der Leser hat das Wort
Die fünf prämiierten Arbeiten des Deutsche» Journalistenwettbewerbs.
Wir verönentlichen beule die vierte von den fnns Arbeiten deS Deutschen Jonrnalisten- wettbewerbs. Ausgabe des Lesers ist es nun. wie schon auSsübrlich in der Samstagnummer dargelegt wurde, festzustetlen, welche der stink Arbeiten vom Preisgericht mit dem I., 2., 8., 4. und 5. Preis ausgezeichnet worden ist. Die Einsendungen, denen die lebte Bezugs- ailttkung der Zeitung beilteacn muh. sind bis zum 18. Februar an den Neichsverband der Deutschen Presse, Berlin W 10. Tbicrgnrten- strahe ia, zu richten.
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Mdk und Serzm
NSK. Als der Baß der Lambertiglocken zum siebenten Male erdröhnte, bog Will Harmsen um die Ecke der Tystenallee. Vom hastigen Laufen war er in Schweiß geraten. Dreckig, wie er vor der Kohle stand, hatte er in der Waschkaue schnell die Kleider gewechselt, ein paarmal durch die Luft gespuckt, und war dann in den regnerischen Herbstabend hinaus. Und kam verdammt doch zu spät, denn kurz nach sechs Uhr hatte die SS. die Zugänge zur Ausstellungshalle abgeriegelt. Bitten und Protestieren war umsonst. Die Front der schwarzen Leiber gab dem Stemmen einlaßbegehrender Menschen zwar nach, aber zerreißen ließ sie sich nicht. Der Kanzler, der zu den Frauen und Männern der Roten Erde sprechen wollte, war schon durch. „Aus", knurrte Harmsen. und am liebsten hätte er wie der Steiger Nidden geflucht. Da stand er mit seinem Fahrschein ins Dritte Reich, und natürlich sauste ihm der Förderkorb hart an der Nase vorbei. So ein Deubelspech! Zu was war es gut. daß er hier in der Nässe herumschlich, daß ihm der Wind die Jacke durchpustete, wenn er den Mann nun doch nicht zu sehen bekam! An einer Gaslaterne, die ihr trübes Geleucht in die Gegend streute, machte er halt. Irgendwo aus dem Dunkel rumortr ein Lautsprecher. „Achtung. Achtung!" bellte eine heisere Stimme, „der Reichskanzler hat das Wort!" Der Führer sprach.
Will Harmsen hatte die Hände in den Taschen seines fadenscheinigen Mantels vergraben, den Kragen hochgestellt und die blaue Schirmmütze tief über die Ohren gezogen. „Immerhin etwas fürs Geld", sagte er sich und musterte aus verkniffenen Augen seine Nachbarn, die er nm mehr als Haupteslänge überragte. Links neben ihm stand ein alter Mann. Will konnte senkrecht in den Kniff des abgetragenen Hutes nicderseheu, iu dem sich das Regenwasser wie in einer Dachrinne sammelte. Jetzt vernahm Harmsen die Stimme metallen über sich.
„Was verlangen wir denn Großes von der Welt!", jagte sie schneidend durchs Dunkel. Und nach einer Pause, einsam und beherrscht: „Arbeiten wollen wir!" Klatschend schlug Harmsen der Regen ins Gesicht. Aber ihm wurde wann. So sprechen ... Donner- wptter! Da konnte sich der Schmitt, der immer noch das Maul weit anfriß, glatt hinter verkriechen. War ja auch man nur so'n Spuckt! Was hatte er neulich im Pütt
gemeckert? Schlimmer als der Zar wäre Hitler, den Krieg wolle er. Und waS Krieg ist.... ua, das brauchte Harmsen ums Verrecken keiner erzählen!
Als habe die Stimme »m die heimlichen Einwändc des Mannes unter der Laterne gewußt, ertönte sie wieder dicht vor seinen Ohren. „Wir Frontsoldaten haben die Schrecken des Krieges erlebt ... Ein Walm- sinn. an Krieg auch nur zu denken ...!" Wil! Harmsen nickte schwerfällig. Langsam begann er sich der Führung dieser stimme anznver- trauen, die da ans dem Dunkel zu ihm her- äberhämmerte. „Ja!", ries er, als er von Hetzern und VvlkSverrätern hörte, und er chrie es so laut, daß die Umstehenden die Kesichier zu ihm hoben und der Alte mit der ttegentrause am Filz einen ganzen Schub Kasser ans seinen Hintermann entleerte. .Verzeihung", jagte er demütig, aber da war 'chvn wieder die Stimme und um sie her ein inbeschreibliches Brausen, als lärmten hundert Sirenen zugleich über den Himmel. Und Nützlich brach das Stimmengewirr ans dem insichtbaren Apparat auf den pechschwarzen Platz in die vielen tausend Menschen ein. Im Augenblick war die Streike erbellt. Ein Auto hupte, Schutzpolizei im Djchato, Sturmriemen verhängt, ein, zwei, drei, vier Reihen hintereinander. Und wieder Hupensignal. Vorsichtig wuchteten ein paar Reifen heran. Hinter der Windschutzscheibe hochausgerichtel eine Gestalt im Hellen Trenchcoat, ohne Hut, ein Schnitt dunklen Haares wehte in die linke Stirn. Große ernste Augen.
Will Harmsen starrte durch Regenichlerei in ein Gesicht nahe vor dem seinen. Jetzt hob der Führer die Hand, beugte sich halb aus dem offenen Wagen. Und da riß der Hauer Will Harmsen die Fäuste aus den Taschen und reckte sie der schmalen Hand entgegen, die sich sekundenlang in sie hinein- legte. Und andere Hände tasteten sich aus dem Menschenstrom, und alle fanden sie den Führer, der ihrer nicht müde wurde.
Harmsens Nachhauseweg unter den Sternen des Herbsthimmels, die den Nachtregen- schlcier durchdrangen, war ein Heimsinden ans Irrtum und Zweifel. Vieles ging ihm durch den Kops, und sein Herz war bcwegt- Große fordernde Augen sah er vor sich, kühlte die warme vertrauende Hand. Langsam zog er die Fäuste aus dem Mantel. Unter einer Laterne hielt er den Schritt an. Zum erstenmal war Liebe und Achtung in seinem Blick, ein Verstummen ohne Haß und Bitterkeit. als er die Risse und Schwielen betrachtete. Diese Hände..., dachte er. Haben keine Arbeit gescheut, packten die Karre so hart ! wie den Kohlenmeißel. Spielten mit dem Buben, drückten dem Vater die Augen zm Wie lange war das her! Wurden verführt, aber blieben, was sie waren: rauh und rechtschaffen! Und nun hatte der Führer sie ergriffen. So hatte er sie ergriffen. Wikl Harmsen mußte seine Hände falten, ob er wollte oder nicht, und mit einem guten, stillen Lächeln trug er sie heim.
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