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Arrttag, den Ü. Aetruar Ucht

Was trennt, muß falten

Ohmbotische Entfernung der Greuzpsähle zwischen LLdeck und Oldenburg

Lübeck, 31. Ijanuar. Am Jahrestage der nationalsozialistischen ssievolution marschier­ten etwa 400 Jungens der Lübecker Hitler» Jugend die Schwartauer Allee hinaus zur Grenze zwischen Oldenburg und Lübeck. Ihnen wehte ihr neues Smnbol. der tu Potsdam verliehene Preußenadler mit Hammer und Schwert, voran. Ziel war. die Grenzsteine zwischen Olden, bürg und Lübeck zu beseitige n.

Gegen 22 Uhr war die Grenze erreicht. Auch Lie otdenbrrrgische Hitler-Jugend hatte sich eingefunden, um Zeuge des feierlichen Aktes zu sein. Beim Scheine lodernder Fäl­teln begann das Graben und Hacken. Tie Steine sahen tief und fest in der hartge- frorenen Erde. Erst nach zwei Stunden an­strengender Arbeit waren gegen Mitternacht die Steine heraus. Die Grenze war der» wischt! Feierlich nahm die Hitler-Jugend um die über Kreuz gelegten Steine Aufstellung. Unterbannführer Rockman n richtete dann eine Ansprache an die Hitler-Jugend. Der Hitler-Jugendmarsch beendete die feierliche Kundgebung

Wechsel in -er Gemilchten Kommission für Sberfchlelien

Gleiwitz, 31. Jan. Zum Mitglied der Ge» mischten Kommission ist an Stelle des ans­geschiedenen Dr. von Husen Oberregie- rungßrat Graf Ma tusch ka. der ver- tretungsweife mit der Führung der Land- ratsgefchäste in Gleiwitz betraut ist, ernannt worden.

Ar rulMen StrMMren- flieger tot ausgesliMn

^ London, 3l. Januar. WieReuter" aus Moskau meldet, sind die drei Insassen des sowjetrussischen Stratosphärenballons i n der Gondel des Ballons tot aus» g e f u n d e n worden. Die Fundstelle befindet sich in der Nähe des Torfes Potiusky an der Bahnlinie MoskauKazan.

Anscheinend ist die Gondel vom Ballon abgerissen und zu Boden gestürzt.

Mottet poltMea Klatsch!

Es ist im neuen Deutschland gefährlich geworden, politische Gerüchte zu ver­breiten, die eine gegen die Regierung oder die staatlich anerkannten Parteiorganisatio­nen gerichtete Spitze enthalten. Wer dabei an die falsche Adresse gerät, kann sich aus ein unangenehmes Strasversah- r e n gefaßt machen, das unter Umständen mit einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe endet. Ist durch die Tat ein schwerer Schaden für das Reich oder ein Land entstanden, so kann sogar aus Zuchthausstrafe erkannt wer­den.

Tie einschlägigen Strafbestimmungen sind im wesentlichen enthalten in der Verord­nung des Reichspräsidenten zur Abwehr heimtückischer Angriffe vom 2l. März 1933, die auch das unbefugte Tragen von Unifor­men lind Abzeichen der hinter der Regierung der nationalen Erhebung stehenden Verbände unter Strafe stellt. Im Gesetzestert (8 3) heißt es nun:Wer Vorsätzlich eine unwahre oder gröblich entstellte Behauptung tatsäch­licher Art aufstellt oder verbreitet . . ." Diese

Formulierung wird vom Reichsgericht dcchin ausgelegt, daß die Borstellung von der Un­wahrheit mindestens in der Form des be­dingten Vorsatzes vom Willen des Täters uniumsaßt werben muß, widrigenfalls man nicht mehr von einen:heimtückischen An­griff" sprechen kann. Voraussetzung für die Anwendung der Abwehrverordnung ist also entweder die Kenntnis der Unwahrheit des­sen. was verbreitet wird, oder auch eine Ver­breitung, die geschieht, ungeachtet denen, daß man mit der naheliegenden Möglickckeit rech­net. etwas Unwahres weiterzutragen.

Stellt öftere Arbeitskräfte ein!

Tie Jntzend hat ein Recht auf Arbeit. Das ist natürlich, denn sie sieht darin ihre leben­digste Hoffnung verkörpert. Aber gibt es da­neben hellte nicht vor allem ein Recht deS Aelteren ans Arbeit? Zweifellos befindet sich der ältere Arbeitnehmer in einer ungleich schwierigeren Lage als der jüngere, Leine meist vorgeschrittene Spezialisierung in einem Berufs gveig begrenzt ihm von vorn­herein die Möglichkeiten, wieder unterzu- kommen. Hat er einmal die 35er-Erenze überschritten, so werden für ihn die Aus­sichten von Jahr zu Jahr schlechter. Tie ge­fährliche Altersgrenze hat sich dann nach dem Krieg so weil nach unten geschoben, daß die ilrbeiiskrast schon des mittleren Alters in vielen Erwerbszweigen einiach verdrängt wurde. Ria» glaubte sie teurer bezahlen zu müssen, obgleich in manchen Wirtschafts­zweigen gar keiner oder nur ein geringer tariflicher Unterschied besteht. Man nahm dieses oil tragische Schicksal der älteren er­werbslosen Arbeitskraft mit Bedauern und Achselzucken hin, ohne einen ernsthaften Ver­such zu machen, die durchschnittlich besten Jahre des Menschen für die Arbeitsleistling wieder entsprechend nutzbar zu machen.

Tiefe Einstellung steht im Widerspruch zum neuen sozialen Empfinden und zum Gedan­ken volkshafter Verbundenheit. Der Gedanke der Volksgemeinschaft hat auch dir Frage der älteren Arbeitskraft erfaßt und der Ar­beitgeber, der das wertvolle Geschenk der Arbeit zu geben hat, steht in der Auswahl seiner Kräfte heute vor allem den sozialen Gedanken, nämlich die menschliche Pflicht, bei der Einstellung wenn irgend möglich ge­rade ältere Arbeitskräfte zu bevorzugen. Ver­gessen wir auch nicht, daß die älteren Ar­beitskräfte oft zu den indirekten Opfern des Krieges gehören.

LWir hören in Afrika den deutsche« Kurzwellensender

Aus dem Weihnachtsbries eines Ostafrikadeutsche»

DAJ. Zu Vieren saßen wir am Heiligen Abend beisammen und freuten uns an den vielen Lichtern unserer Zeder, die wir als Weihnachts­baum geschmückt hatten. Der älteste im Kreise erzählte, wie in den Vorkriegsjahren das Weih­nachtsfest hier draußen gefeiert wurde. Von allen Festen sei ihm das liebste gewesen, wo er als Obermaat von SMS.Königsberg" in Dares­salam Weihnachten gefeiert habe. Der andere der erst jung verheiratet ist erzählte sei­ner Frau und den beiden anderen, wie schön das Weihnachtsfest war. das er unten im Süden auf einer großen Insel mit einem Deutschen gefeiert habe, und wie sie alle Weihnachtslieder, die sie kannten gesungen hätten. So saß man und erzählte von hier und daheim, nur der Jüngste saßu.träumte. Erträumte vom nächsten Weih­nachtsfest. wo er wieder bei Muttern sein werde und in seinem geliebten Hamburg, denn der Urlaub stand nahe bevor, und wie kann man sich auf seinen Urlaub freuen, wenn man vier Jahre lang auf einer großen Pflanzung tätig war!

Da tönte plötzlich aus dem Lautsprecher, der bisher fast nur uns die berüchtigten Songs vom Nairobisender gebracht hatte, eine klare deutliche Stimme:Halloh. Afrika! Hier ist der deutsche Kurzwellensender mit der Richtstrahlen- antenne". Hui. gab es da eine Aufregung unter den Vieren, alles schwieg, denn der Ansager ver­kündete laut, daß der Stellvertreter des Führeis zum Weihnachtsfest eine Rede an die Ausländs­deutschen halten werde. Der Jüngste im Kreise hatte seit ein paar Monaten einen Rundfunk »parat und war ein unermüdlicher Bastler er tonnte sich rühmen. Deutschland sehr oftzu ! haben": allerdings war es kein Genuß, sich den ^ Deutschlandsender anzuhören, denn es gab zu > viel Störungen. i

Wie haben wir dann gelauscht, als der Stell­vertreter des Führers mit seiner Rede begann, als er uns die Grüße des Vaterlandes und des Führers übermittelte, und als er alle aufzählte, die heute in weiter Ferne seien und die teilweise keinen Tannenbaum hätten. Besonders erfreute uns auch der Gruß an die Oefterreicher, denn auch wir gedenken ihrer hier draußen stets. An­schließend durften wir die deutschen Glocken hö­ren. die das Christfest einläuteten. Still waren wir alle und freuten uns sehr, daß wir aus der Heimat gerade am Heiligen Abend solch guten Radioempfang hatten. Zum Schluß erklang das Horst-Wessellied und as Deutschland-Lied, und wenn wir auch nur zu vieren waren, so erhoben wir uns. und. getrennt durch Taufende von Kilometern, grüßten wir Deutschland unsere Heimat.

Es war spät geworden, als wir den Apparat abstellten. Denn leider liegt die Zeit für den Empfang für uns noch sehr ungünstig: erst gegen Mitternacht können wir die neuesten Nach­richten hören, so daß ein Pflanzer nur in Aus­nahmefällen sich bis zu dieser Zeit am Radio aufhalten kann.

WirAfrikaner" haben keine Abwechslungen, wie man sie in Deutschland hat. Kann der Rund­funk uns diese bieten, so bringt er uns unsere Heimat wieder näher: dann wird es möglich sein - mehr als bisher noch - an den Gescheh­nissen in der Heimat teilnehmen zu können, und dann werden wir uns nie von der Heimat ab­geschnitten Vorkommen.

Lange saßen wir noch auf und erzählten uns, daß dieser Heilige Abend doch am schönsten ge­wesen sei. Uns hatte das Christkind wahrhaftig eine große Ueberraschung beschert!

Der Reichsverband Deutscher Rundfunk­teilnehmer sainmelt alle Kritiken am Rund­

funk. Wer sich über den Rundfunk freut oder ärgert, schreibe dies zur Weiterleitung an Kreisgruppe Groß-Stuttgart des Reichsverbands Deutscher Rundfunkteil nehmer, Stuttgart, Charlottenplatz 1.

Hüte nach Gewicht

Welcher Hutmacher könnte sich Vvrstellen, daß Plötzlich eines Tages jemand in seinen Laden einträte und fragen würde:Haben Sie einen Zweipfundhut?"

Ter Geschäftsmann würde den Kunden voller Zweifel daraufhin auseheu, vb er es nicht mit einem Irren oder doch mindestens sehr stark zerstreuten Professor zu tun hat.

Jedoch ist das für die Huthändler in Vera Cruz eine ganz selbstverständliche Sache. Man kennt die Riesenräder von Hüten, mit denen die Mexikaner unter ihrer brennenden Tropensonne sich gegen die Strahlen schützen müssen. Hier in Vera Cruz ist die Fabrika- tion der Sombreros für die Mexikaner zu Haufe. Und hier werden diese gewichtigen grauen Filzhüte hergestellt, die wie Wagen­räder auf dem Kops liegen und von denen die goldenen Hutschnüre blitzend herabbau­meln. lind diese Sombreros werden, eben weil sie so leicht sind, weil man natürlich gern einen leichten Hut haben will, nach Ge­wicht verkauft. In dem Gewicht drückt sich nicht zuletzt auch die Güte des Hutes aus. Neben den gewaltigen Erdölraffinerien und der ganz merkwürdigen Organisation der Straßenreinigung in Vera Cruz, die von Geiern mit roten nackten Hälsen und gewal- ligen Naubvogelschnäbeln ausgeübt wird, ist dieser Hutkauf nach Gewicht die dritte Eigen­tümlichkeit von Vera Cruz.

EntMmigSjtlirm am gemaltr Augenbrauen

Bekanntlich schätzt die Amerikanerin die gemalten Augenbrauen genau so, wie die Russin früherer Zeiten gelackte Fingernägel. Unter allen Ländern ist Amerika das Land, in dem das meiste Geld für die verschiedenen Formen der Bemalung der Frauengesichter ausgegeben wird. Jetzt haben sich die ameri­kanischer! Schönen veranlaßt gesehen, um die gemalten Augenbrauen die Streitaxt der Indianer anszugraben.

Den Anlaß dazu gab eine Denkschrift, die von der Kommission für die Gesundheit der amerikanischen Frauen hei der Regierung eingereicht worden ist. Darin wurde nichts Geringeres verlangt, als daß durch Gesetz oder Polizeiverordnung den Friseuren ver­boten werden soll, den Frauen weiterhin die Angen schwarz zu maleu. Diese Forderung wurde damit begründet, daß in jüngster Zeit eine Frau an einer Vergiftung gestorben sei. die sie sich durch die Bemalung ihrer Augen­brauen zugezogen hatte. Es wurde weiter behauptet, daß zwei andere Frauen aus der gleichen Ursache um ihr Augenlicht gekom­men sind. Für die Gesundheit könne nach den Ausführungen der Denkschrift die schwarze Tusche nur von äußerstem Schaden sein, weil sie auf der Basis von Anilin und Silbernitrat hergestellt wird.

Die amerikanische Regierung soll gar nicht abgeneigt gewesen sein, ein der Petition ent­sprechendes Gesetz herauszugeben. Aber der Eutrüstungssturm, der sich um die ganze Angelegenheit erhoben hat, dürfte doch wohl hinreichend sein, um hier ein Eingreifen voll oben abzuwehren. Es ist der Regierung nämlich ein dickes Buch überreicht worden, in dem nicht weniger als 650 000 weibliche Unterschriften gesammelt worden sind, die unter einem Protestschreiben gegen das Memorandum der Kommission für die Ge­sundheit der amerikanischen Frau angebracht sind. Darin beklagen sich die schönenMale­rinnen", daß die Kommission sich ein Recht angemaßt habe, über die amerikanische Frauenwelt zu wachen, das ihr keineswegs zugestanden werden könne. Was von der Kommission behauptet wird, sei Unsinn. Die Schönen hätten darüber eine ganz andere Meinung. Künftig sollte die Kommission sich nennenKommission für die Gesundheit amerikanischer alter Jungfern". '

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Ein Tatsachenbericht van den Kämpfen der NSDAP, um die Reichr-Hauptstadt

Ssj Von Wilsrid Bade

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Gerkenrnth! Es gibt keine deutsche Kultur ohne einen deutschen Staat und es gibt leinen deutschen Staat ohne ein deutsches Volk.

Du weißt, daß ich mich niemals mit Phrasen abgebe. Und ich habe da soeben einen fundamentalen Satz meiner Weltanschauung gesagt.

Und jetzt werde ich dir die Anwendung dieser Weltanschauung sagen. Es hört sich ein wenig rauh an, aber wir sind im Kampf rauh geworden. Die Praktische Anwendung dieser Weltanschauung ist folgende: wer ein geistiger deutscher Mensch ist"

Horst Wessel unterbricht sich und beginnt »och einmal, ganz langsam und ganz ein­dringlich. als wolle er diese Erkenntnis in den Kops seines Freundes mit Hammer­schlägen einrammen.

Wer ein geistiger, deutscher Mensch ist. und wer die Kulturgüter dieser deutschen Nation tennt und wer sie liebt sein Leben lang, wer sie hüten will und Pflegen, wer seinen kleinen oder großen Teil dazu bei­tragen will, daß ne weiterhin blüht und wächst, wer sic als den kostbarsten Besitz empfindet gerade der, Hans, gerade der muß sie in dieser jetzigen, in dieser gegen­wärtigen Feit tür eine Weite zur Seite schieben. Denn erst muß das Haus für diese gesäubert werde», versiebst du? Vielleicht muß das Haus erst einmal ganz neu gebaut werden. Und wenn das Haus dasteht, sauber

uud würdig und gereinigt und klar durch und durch, dann sind wir soweit. Wer dieser Ueberzeuguug ist, daß dieses heutige deutsche Haus nicht würdig ist, die wahren deutschen geistigen Güter zu beherbergen, der muß erst einmal heraus aus den Theatern, heraus aus den Salons, heraus aus den Studier- stubcn. heraus aus den Elteruhäuseru, heraus aus der Literatur, heraus aus den Kouzertsälen und weißt du, wohin er muß? Er muß auf die Straße, er muß mitten hinein in das Volk und muß dort sprechen und rufen und, wenn es sein muß, um sich schlagen, damit das alte, verlotterte, deutsche Haus niedergelassen wird und ein neues ge­baut werden kann."

Horst Wessel strahlt seinen Freund aus zwei blanken, heißen Augen au.

Siehst du", sagte er leise, 'so stehen näm­lich die Tinge. Und so paradox es dir auch klingen mag, Haus: in diesen Proletarier- Vierteln. in denen ich mich aufhalte, in diesen Jammerburgen der Verzweiflung, der Not, des Verbrechens, des Elends und der Ver­hetzung. in diesen Stadtteilen, in denen du sicher noch niemals gewesen bist, die aber meine Heimat geworden sind uud wenn du hundertmal deine geistige Nase rümpfst hier wird die deutsche Kultur verteidigt von uns. von der SA., jene Kultur, mein Lieber, die du nur besitzen möchtest, für die du aber keinen Pfifferling tust, um sie zu erhalten.

Ich sage dir: jede kleine Prügelei mit einem Kommunisten an irgendeiner Stra­ßenecke, jeder kleine Aufmarsch der SA. in einer verwilderten Gegend, jede Saatschlacht ist ein Schritt vorwärts auf der Ltraße der deutschen Kultur, und jeder Kops eines SA.- Maunes, der von der Kommune eiugc- ichtageu wird, wurde hingehalteu für das Volk, tür das Reich, für das Haus der beut scheu Kultur.

Tu siehst, ich kann dir genau erklären, um was es sich dreht, eben weil ich ein geistiger Mensch bin. Und ich mache meinen SA.- Dicnst Tag um Tag und Nacht um Nacht, ich will, solange es sein muß. nichts anderes setn als ein Feldsoldat Adolf Hitlers. Ich will mich, so oft es nur geht, mit Kommu­nisten herumschlagen, lind hart auf hart, sage ich dir, will ich mich herumschlagcn!

Ich weiß, daß cs lluiversitätsprofessvrcu gibt uud Schriftsteller uud Maler uud Musi- tcr, von denen man sagt, sie seien die Hüter und die Träger der geistigen Güter dieses Landes. Zurzeit stimmt das nicht. Zurzeit sind das die namenlosen Männer, die Pla­kate ankleben und Flugblätter verteilen, die den Saalschutz für unsere Versammlungen machen, die arbeitslos werden, die hungern und dürsten und frieren und betteln gehen, die ihre Gesundheit und ihr Leben in jeder Sinnde riskieren.

Lieber Haus, in Zeiten, in denen Schick­sale im Großen entschieden werden müssen, muß man manchmal ganz Primitive Tinge tun. Wie der Mensch essen muß, um arbeiten zu können, so müssen wir kämpfen, damit die Nation gesichert wird.

Tie SA. marschiert nämlich für Goethe, für Schiller, für Kant, für Bach, für den Kölner Dom und den Bamberger Reiter, für Nobalis und Hans Thoma, für die deutsche Kultur.

Sie wollen, daß Deutschland wieder voll­kommen deutsch wird, das heißt, daß Deutschland nationalsozialistisch wird. Ent­weder gelingt das oder es gelingt nicht. Aber es muß gelingen.

Uud es wird gelingen mit dieser SA., aus die du heruntersiehst, weil sie sich in den Straßen herumprügelt. Tu kennst den Hyperion, nicht wahr? Tie kennen ihn nicht. Und weil ich ihn kenne, will ich mit dafür

sorgen, daß Hölderlin noch viele Male über deutschen Boden wandelt, aber er muß erst deutschen Boden vorfiuden und den helfe sch' bereiten uud deshalb, mein sehr geehrter Herr Kommilitone deshalb marschiere jch mit hundert wilden und robusten Burschen durch den Friedrichshain und haue jedcmi Kommunisten in die Schnauze. .Punkt. Ans. Fertig."

Ter Doktor Gerlenrath seufzt etwas un­geduldig.

Bester Wessel", sagt er,es kann ja sein, daß es so ist. Aber ich kann mir eben nicht Vörstetten, daß auch aus Umwegen, diese wilden Kerle vom Wedding etwas mit deut­scher Kultur zu tun haben. Daß ihr mit euer» blutigen Saalschlachten Goethe hul­digt, uud daß ihr mit euerm überlauten, anreißerischen Geschrei uud euer» unge­hobelten. schrecklichen Planieren Kultur­träger seid. Uud daß du besonders alles weg- wirfst, was"

Ach Gerlenrath!" antwortet Wessel ge­lassen,es gibt ein oft zitiertes Wort, das du selber gerne im Munde führst. Es heißt: Wirf weg,' damit du nicht verlierst. Also wir sind dabei, wir, die SA., wegzuwerfen, damit wir nicht verlieren, sondern wiedergewinneu uud ihr steht dabei und seht zu und findet das höchst unfein, höchst ungehobelt ja. zum Donnerwetter, Kampf ist keine sehr ge­hobelte Angel ciheit und mit Füllfeder­haltern und ^..hreibmaschinen kann man die deutsche Kultur nun nicht mehr vertei­digen und noch weniger zurückerobern. Wir müssen jetzt, mein lieber Kommilitone, für Goethe mit Bierkrügen und Stuhlbeinen arbeiten. Und wenn wir gewonnen haben, nun, dann werden wir wieder die Arme breiten und unsere geistigen Güter an unser Herz drücken und uns an ihnen freuen."

Fortsetzung folgt.