Freitag, 26. Januar 1934
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Brunnensiube - Das deutsche Madel vom Sonntag - Hitlerjugend
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Baldur von Schirach weiht 342 Bannfahnen der Hitlerjugend
Potsdam, 2ü. Jan. In der Garnisonkirche wurden am Mittwoch an der Gruft des großen Königs die 342 Bannfahnen der Banne der Hitlerjugend von dem Reichsführer Baldur v. Schirach geweiht. Unter den Gästen bemerkte man u. a. Reichsminister Dr. Goebbels, Neichsminister Dr. Fr ick, Stabschef Röh m, den Führer der Deutschen Arbeitsfront Dr. Ley und den Polizeipräsidenten Graf Helldorf. Das Innere des Gotteshauses war mit dei Fahnen des jungen Deutschland und mit den alten historischen Fahnen geschmückt. Nachdem auf der Orgel eine Fantasie zum Lied der Hitlerjugend „Die . Fahne stottert uns voran", vorgetragen war, : ergriff der Reichsjugendführer Baldur von ! Schirach das Wort zu der Weiherede. Er führte ! u. a. aus: !
Zum erstenmal in oer deutschen Geschichte j steht die geeinte Jugend an der Gruft unseres > größten Königs. Die jetzt noch verhüllten Fahnen der Hitlerjugend sind die Zeichen einer Revolution, die von Bauern und Arbeitern erkämpft wurde. Sie dienen darum dem Bestand des Werkes, das diese treuesten Söhne der Nation geschaffen haben. Sie sollen niemals mißbraucht werden für die Interessen einer Schicht, sind weder Fahne einer Kaste, noch einer Krone, sondern des ganzen Volkes und des Führers, der dieses Volk zusammenschloß.
Heute vor 2 Jahren wurde der Hitlerjunge Herbert Norkus von marxistischen Verbrechern auf furchtbare Weise ermordet. Herbert Norkus war das Sinnbild der jungen Generation. An seinem Geist hat sich nicht nur eine ganze Jugend erhoben, sondern auch alte Menschen fanden im Gleichnis seines Lebens die Kraft zu neuer Hoffnung. 21 starben wie er, und wenn wir „Norkus" sagen, meinen wir heute nicht mehr diesen einzelnen Jungen, sondern jene Formation, die ich einmal die „unsterbliche Gefolgschaft" genannt habe. Der Totalitäts- und Führungsanspruch, den die Hitlerjugend innerhalb der deutschen Jugend erhebt, ist in diesen Toten begründet. Sie geben uns das Recht, den Nachwuchs des Volkes in unsere harte Zucht zu nehmen.
Wenn ich das Programm der nationalsozialistischen Jugendbewegung in der kürzesten Form umreißen sollte, dann würde ich sagen: Wir haben die ganze Jugend zu Herbert Norkus hinzuführen. Damit ist das Wesen dieser für die Welt rätselhaften Jugendorganisationen enthüllt. Sie ist heroisch, und weil sie heroisch ist, ist sie die Erfüllung der Sehnsucht der Besten unserer Jugend. Wir meinen nicht ein Heldentum, das mit der Waffe zu tun hat, und keiner mißversteht uns mehr als der, der von uns behauptet, wir führten diese Jugend zu kriegerischem Handwerk. Die Herren Pädagogen haben uns immer die Vorsicht empfohlen, aber wir dachten an die Ehre und bekannten uns zu ihr. Darum haben auch die Pädagogen kein Recht ans diese Jugendbewegung.
Der Niedergang unseres Volkes und damit das unverschuldete Elend unserer Jugend war nur möglich, weil Klassen- und Kastengeist das Volk vernichtet hatten. Das wahre Erlebnis des Volkes haben unsere Väter und Brüder gehabt, die in den Schlachten des Weltkrieges die Geburt des deutschen Sozialismus erlebten.
Da Deutschland an den Klassen zugrunde ing, können wir es nur durch Gemein- aft wieder aufbauen. Die Jugend ist gemäß dem Befehl ihres Führers Adolf Hitler Pionier dieser Gemeinschaftsidee. Sie ist Tag für Tag bestrebt, diese Idee in die Tat umzusetzen. Wir haben das Jahr 1933 dazu benutzt, um in diesem Geiste zu wirken. Alle marschieren heute in einer Front. Alle tragen das gleiche Hemd. So steht das junge Deutschland über Stände. Klassen und Konfessionen hinweg in einem großen Bunde zusammen. So wurde die Hitler- Jugend die größte Jugendorganisation der Welt. Je mehr die uns anvertraute Jugend alles Trennende überwindet, um so mehr können wir alle Gefahren bannen. Aus diesem Grunde dulde ich in der mir anvertrauten Jugend weder konfessionellen Streit nocki Vertretuna irsendwelcher Sonder
interessen. besonders aber keinerlei Propaganda für irgendeine bestimmte Staatsform. Ein Bekenntis zu Potsdam ist zugleich ein Kampfruf gegen die Reaktion, d. h. gegen jene bürgerliche Dummheit, die das Alte nur deswegen lobt, weil sie das Neue nicht sehen will. Die Jugend fühlt sich nicht mit den Einrichtungen verbunden, sondern mit Personen und zwar solchen Personen, die atemberaubende Ideen verkörpern. Das Volk ist unvergänglich, der Staat wandelt sich. Der Führer ist die Verkörperung des Volkes. Darin liegt seine weltgeschichtliche Bedeutung. Wenn diese Jugend vor allem dem Führer gehört, so ergibt sie sich damit dem Deutschtum überhaupt.
Vor mir stehen die 342 neuen Fahnen der Hitler-Jugend. Der Adler Friedrichs des Großen ist auf diese Fahnen geheftet. Das Vermächtnis Friedrichs des Großen weht in
ihnen für alle, die der Hitler-Jugend angehören. Euer Weg zur Unsterblichkeit führt durch diese Fahnen. Ich weihe sie dem Gedächtnis des großen Toten und für das Werk des größten Deutschen, der uns lebt."
Nach Beendigung seiner Rede legte Baldur von Schirach an der Gruft Friedrichs des Großen einen Lorbeerkranz nieder. In tiefem Schweigen verließen die Ncichsmini- ster und Ehrengäste das Gotteshaus. Tann begann im Lustgarten der Vorbeimarsch vordem Führer der Hitler-Jugend. Voran die Blutfahne, gefolgt von den übrigen Fahnen der Hitler-Jugend und dem Ehrenbann Brandenburg-Süd. Weiter ging der nach Zehntausenden zählende Zug durch die Straßen Potsdams hinaus nach Sanssouci, das. von 12 riesigen Scheinwerfern bestrahlt, sich vom winterlichen Abendhimmel abhob. Fackelträger hatten auf den Terrassen Aufstellung genommen. Von zwei hohen Kandelabern loderten Feuer auf. Rechts und links des Schlosses, auf dessen Dach die schwarz-weiße Preußenfahne wehte, nahmen die Bannfahnen Aufstellung. Dann wurden sie in das Schloß Sanssouci getragen.
Ne«es ««eitertes EmWWWsetz
für die Reichsregierung
Die Einberufung des Reichstages für den 30. Januar
Donnerstag vor- das Hauptbüro des
kk. Berlin, 25. Jan. mittag verlautbarte Reichstages:
„Am Dienstag, den 30. Januar, nachmittags 15 Uhr, Zusammentritt des Reichs- tages mit der Tagesordnung: Entgegennahme einer Erklärung der Reichsregierung".
Die Bedeutung dieser Reichstagssitzung geht schon aus dem Zeitpunkt hervor. Sie wird am ersten Jahrestage der nationalen Erhebung zu einem feierlichen Staatsakt werden, in deren Mittelpunkt der Reichskanzler einen Rechenschaftsbericht über das erste Jahr nationalsozialistischer Herrschaft geben wird. Diese Erklärung wird sowohl innenpolitisch wie auch außenpolitisch von größter Bedeutung sein. Außer den Mitgliedern der Rei'chsregierung. den Ländermiuisteru und Reichsstatthalteru
werden die Führer der SS. und SA., die politischen Leiter der NSDAP, und das diplomatische Korps der Sitzung beiwohnen.
Die Sitzung findet wieder in der Krolloper statt. Es sind aber Bestrebungen im Gange, die Reichstagssitzungen in einen anderen Raum zu verlegen, da die Benutzung der Krollrümne außerordentlich hohe Kosten verursacht. Es wird daher erwogen, die Neichstagssitzungen imPlenar- sitzungssaale des preußischen Landtags abzuhalten, wo der Platz für 670 Abgeordnete durch Beseitigung der Tische vor den Sitzreihen geschaffen werden könnte.
Wie man erfährt, ist es möglich, daß der Reichstag nach der Sitzung am 30. Januar nur auf kurze Zeit vertagt wird. Bei seinem Wiederzusammcntritt wurde er dann ein neues, erweitertes Er m ä ch t i g u n g s g e s e tz zu verabschieden haben.
Riesiges rotes MWager
Wien, 25. Jan.
Bei einer den ganzen Mittwoch vormittag andauernden Haussuchung wurden rn Schwechat 40 Maschinengewehre, 70 Gewehre, 200 bis 300 Handgranaten, davon 100 scharf geladen, rund 38 000 Schuß Infanterie-Munition und sonstiges Material des verbotenen marxistischen Republikanischen Schutzbundes gesunden und beschlagnahmt.
Bisher sind 3 0 Personen verhaftet worden, sämtlich Funktionäre des Schutzbundes und Gemeindeangestellte. Die Untersuchung geht noch weiter.
Handel und Gewerbe in Ssterreikk fordern Freundschaft mit dem Reich
» Auf der Tagung des Reichs-HNGO-Buu- des. der ältesten überparteilichen Spitzenorganisation des freien Handels und Gewerbes in Oesterreich, wurde eine Entschließung gefaßt, in der erklärt wird, daß die von der Regierung erlassenen Verordnungen zum wirtschaftlichen Neuaufbau Stückwerk bleiben müßten, wenn nicht die Voraussetzungen für eine wirkliche Aufbauarbeit geschaffen werden. Diese Voraussetzungen seien aber nur dann gegeben, wenn Oesterreich im? allen Nachbarstaaten in freundschaftlichem Verhältnis lebt. „Wir fordern", heißt es.in der Entschließung, „die Wiederherstellung der Freundschaft mit dem Deutschen Reiche. Bei Zurückstellung jeder Prestigepolitik sind die Voraussetzungen hierzu gegeben. Es wird erwartet, daß kein Mittel unversucht bleibt, um diese notwcndiae Grundlaae für einen
gesicherten Wirtschaftsneuaufban zu schaffen."
Die Zeitungen, die diese Entschließung veröffentlichten, u. a. das „Süddeutsche Tagblatt" in Graz und die „Grazer Tagespost", sind beschlagnahmt worden, und zwar wegen des Satzes von der Wiederherstellung des freundschaftlichen Verhältnisses mit dem Deutschen Reiche.
Sorft-Mssel-Lied an Sollfuß
Bei dem letzten Empfang, den der Bun deskanzler Dollfuß dem italienischen Staatssekretär Suvich gab. ertönte plötzlich inden Prunkräumen des Bundeskanzleramtes die Musik einer Spieldose, die den versammelten Diplomaten und deren Damen das Hör st-Wessel-Lied in Erinnerung brachte. Der Bundeskanzler gab sofort Anweisung, bei den Gästen nach dem Besitzer der Spieluhr zu suchen. Es gelang auch, die Spieluhr zu finden, aber erst, nachdem die vier Verse -es Horst-Wessel-Liedes abgespielt waren. Die Spieldose steckte in der großen Standuhr, die das Büfett des Speisesaales der Bnndeskanzlei ziert.
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Mrt Beschwerde tn Berlin
Nachträgliche Richtigstellung österreichischer Behauptungen
Berlin, 25. Jan. Ausländische Blätter haben in den letzten Tagen wiederholt gemeldet, die österreichische Negierung habe sich an den Nölkerbnndsrat aewandt. um dort
Ins Neueste ln Kürze
Der Reichstag ist zur Entgegennahme einer Regierungserklärung auf den 30. Januar einberusen worden.
Das bulgarische Königspaar ist in Bukarest eingetroffcn, wo die Verhandlungen über den eventuellen Beitritt Bulgariens zum Valkanpakt fortgesetzt werden.
In Danzig erbrachte der Prozeß gegen einen Kommunisten den Beweis eines geplanten bewaffneten Aufstands der Kommunisten im gesamten Osten.
Das Schloß Friedensburg in Thüringen stcht in Flammen.
In den Edelstahlwerken in Völklingen ereignete sich ein folgenschü r es Exvlosions- nnglück. 1 Toter, mehrere Verletzte.
das deutsch-österreichische Verhältnis zur Sprache zu bringen.
Zn diesen Nachrichten ist zunächst daraus hinzuweisen. daß der österreichische Bcvoll- ! mächtigte in Genf selbst in Abrede stellt, bei seinem letzten Besuch bei dem Generalsekretär des Völkerbundes andere Dinge als rein österreichische Fragen zur Sprache gebracht j zu habe::.
^ Richtig ist. daß der österreichische Gesandte üu Auswärtigen Amt im Aufträge seiner Regierung vorstellig geworden ist und eine Reihe von Beschwcrdepuukten über angebliche Einflußnahme gewisser reichsdeutscher Kreise auf die nationalsozialistische Bewegung in Oesterreich zur Sprache gebracht hat mit dem Hinweis, daß Oesterreich sich au den Völkerbund wenden würde, falls diesen Beschwerden nicht Rechnung getragen werden sollte.
Tie einzelnen Behauptungen werden zurzeit in Berlin geprüft und. wie jetzt schon gesagt werden kann, auf Grund des Ergebnisses dieser Prüfungen binnen kurzem nach- ! drücklich richtiggesleÜt werden.
Dollsutz verkauf! seine „MaWkgigken" um 3 v Millionen Schilling
Neue politische Bindungen für den tschechoslowakischen Änlejheanteil
ek. Wien, 25. Jan. Während der österreichische Bundeskanzler in seiner Angst vo- dem Wachstum der nationalsozialistische: Bewegung in Berlin „Demarchen" unternehmen läßt und in den Schoß des Völkerbundes zu flüchten beabsichtigt, hat sich hinter den Kulissen ein Ereignis vollzogen, das, in Oesterreich sorgsam gehütet, nun durch Veröffentlichungen der Budapcster Zeitung ..Magtzarsag" gelüftet wird und nichts weniger als den Verkauf der „Unabhängigkeit" der österreichisch e n N e g i e r n n g u n d d e s S t a a- tes an die tschechoslowakisch- französischen Kreise zum Inhalt hat.
Das genannte Bndapester Blatt stellt fest, daß die Flüssigmachung des tschechoslowakischen Anteils der Lausanner Anleihe für Oesterreich in der Höhe von 30 Millionen Schilling erst erfolgt, wenn folgende Bedingungen erfüllt werden: Keine offene Diktatur, Ausschaltung des Poli- tischenEinslusses der Heim wehr. Weiterbestand der ö st erreicht- schen Sozialdemokratie, Weiterbestehen des sozialdemokratischen Einflusses auf die Regierungsgeschäfte und Vermeidung jeder Aktion zur wirtschaftlichen oder Politischen Vereinigung mit Ungarn.
Finanzministe/ Dr. Bnresch. besten Reise nach Prag bereits erfolgt ist, wird nach Unterzeichnung dieser Bedingungen den Anleihebetrag persönlich in Empfang nehmen können.
Englische Warnungen
In der englischen Presse zeigt sich nichts weniger als Sympathie für den von der österreichischen Regierung angekündigten Schritt beim Völkerbund gegen Deutschland. Sogar die „Times" warnen davor, da ein solches Unterfangen nur die ohnehin schwierige politische Lage in Europa erschweren würde.
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