Nr. 20

Donnerstag, 25. Januar 1934

108. Jahrgang

er,

re

er G esetlscli alter

Bezugspreise: In der Stadt bezw. durch Agenten monatl. RMk, 1.50, durch die Post monatlich RMl. 1.4» einschl. itjpfg.Aeförderunss-Gebüdr zuzügUch5bPfg-Zl>stellgebüyr Einzelnummer 10 Pfg. Bei höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zritung oder aus Rl'ickzah- luna deii Beniasprei'es.

Hlationatt-riattftifOe Tageszeitung

Alleiniges Amtsblatt für sämtliche Behörden in Stadt und Oberamtsbezirk Nagold

Beilagen: Pflug und Scholle Der deutsche Arbeiter Die deutsche Krau Brunnenstube - Das deutsche Mädel

Telegramm-Adresse:Gesellschafter" Nagold / Gegr. 1821

Bilder vom Tage Die deutsche Glocke Schwabenland-Heimatland Sport vom Sonntag - Hitlerjugend

§ Fernsprecher SA. 420 / Marktstraße 14 / Schließfach 88

p°stsch-»»on«o: Amt Stuttgart 70, ISSN ^Girokonto bet der OdcramtespaNaffe Ragold Ar, »»2 / Bet gerichtttckicr Bettreibung, Kontursen ulw, gelten nur die Brutirpretse

Anzeigenpreis»: Dielspatt. Millimeter-Zeile oder der«, Raum bPfg.,Familien-, Ver- eins-Anz, u. Stellenges. 5 pfg. Rekl. 18 pfg., Sammel-Anz. 50"/o Aufschlag. - Für das Er­scheinen von Anz. in bestlinmt. Ausgaben und an besonderen Plätzen, wie für telef.Aufli-äg« und Ehiffre - Anzeigen wird 'eine Gewäbr übernommen.

Oll

ü-

iiichl

die

Die

der

er

is-

zu

ou

ei

tt'

zu

oft

ese

ne

II-

IN

die

dik

sich

dic

tm

ne

ein

im.

iif.

Krönung des WinterhilsMrlres am Jahrestag der aatloaalen Erhebnag

Aufruf des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda

zum 30. Januar 1934

Am 30. Januar 1933 wurde der Führer durch deu hochherzigen Entschluß des Herrn Reichspräsidenten zur Kanzlerschaft des Rei­ches berufen. Damit war der Ausbruch der nationalsozialistischen Revolution gesichert.

Im Verlauf von zwölf Monaten hat die Regierung unter der Führung Adolf Hitlers auf alten Gebieten des öffentlichen Lebens grnndstürzende und umwälzende Reformen durchgeführt. Das vorläufige Ergebnis die­ser Reformen liegt offen zutage: Die Wirt­schaft befindet sich wieder im Aufstieg, zwei Millionen ehemals arbeitsloser Menschen sind in die Fabriken und Kontore zurück- gekehrt, der Bauernstand ist in seinen Lcbensgrnndlagen gesichert, das kulturelle Leben wurde von den schlimmsten Verfalls­erscheinungen gereinigt, das Reich ist gefe­stigt im Innern und steht eben im zähen Kampf um feine Ehre und Gleichberechl i- gnng nach außen.

Tie Regierung weiß sehr wohl, daß es ihr in diesem Jahre noch nicht gelungen ist, alle Not,zu beseitigen. Das wäre auch über Men- ichenkrast gegangen. Der Führer Hai bei der Wahl am 5. März 1933 vier Jahre Zeit ge­fordert, um seine großen Reformen endgül­tig durchznsühren. Ein Jahr davon ist ver­gangen, und schvn sehen wir allenthalben, wie neue Hoffnung und starkes Selbstver­trauen in alle Kreise des deutschen Holkes zurückgekehrt sind.

Der Jahrestag des Ausbruchs der natio­nalsozialistischen Revolution fällt mitten in den Winter, in einen Weltkrifenmvuat aller­ersten Ranges. Der Führer und seine Mit­arbeiter in der Negierung sind der Ueberzen- gung, daß man seiner, historisch gesehen, am ehesten gerecht wird, wenn man ihn ohne rauschende Feste in der Idee einer lebendig gewordenen Volksgemeinschaft durch eine grandiose und in diesen Aus­maßen nur selten dagewesene Demonstration sozialer Hilfs­bereitschaft begeht.

Das Winterhilfswerk ist deshalb ange­wiesen worden, alle von ihm in diesem 'chweren Winter betreuten Volksgenos­sen durch eine besondere fühl­bare und sichtbare Spende am 30. Januar zu erfreuen und ihnen damit zu zeigen, daß der neue Staat sie nicht im Stich läßt und ihnen gerade am Geburtstag seines nationalpolitischen Be­standes helfend zur Seite tritt.

Der nationale Spendentag des 30. Januar soll nicht in Sammelaktionen, sondern in Hilfsaktionen bestehen. Ohne daß da­bei die ohnehin schon schwer in Anspruch genommene Opferbereitschaft des deutschen Volkes bemüht werden müßte, wird das Winterhilfswerk aus für diesen Zweck von der Regierung zur Verfügung gestellten Be­ständen am 30. Januar für die von ihm be­treuten Volksgenossen zusätzlich zu seinen sonstigen Leistungen

15 Millionen Lebensmittelgutscheine im Werte von je 1 RM.

verausgaben. Der Bedürftige erhält für sich und für jedes zu seinem Haushalt gehö­rende bedürftige Familienmitglied nach Maßgabe obiger Menge je einen Lebens­mittelgutschein.

Aus eigenen Mitteln des Winterhilfswer­kes gelangen außerdem zusätzlich zu der regelmäßigen Zuteilung zur Ausgabe:

6,5 Millionen Gutscheine über je einen Zentner Steinkohle oder Braunkohlenbriketts

Davon erhält der Bedürftige mit eigenem Haushalt oder eigenem Mietszimmer nach Maßgabe obiger Menge je einen Gutschein.

Die näheren Einzelheiten werden durch das Winterhilfswerk der Oefsentlichkeit mit­geteilt.

Im übrigen wird die Bevölkerung aufge- ivrdert. von äußeren pomphaften Festen,

ft-acreizugen uno Aeynuchein, oer Not uno dem Ernst der Zeit entsprechend, Abstand zu nehmen, ihrer Freude, Zuversicht und herz­lichen Genugtuung aber über den durch den Führer kraftvoll begonnenen Aufbau des neuen Reiches, der mit unverminderter Stärke weiter fortgesetzt werden soll, dadnrll) sichtbaren Ausdruck zu verleihen, daß sie am 30. Januar von morgens 7 Uhr bis abends 6 Uhr die Fahnen des Reiches hißt.

Berlin, den 25. Januar 1934.

Ter Reichsminister

für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels.

Starke Zunahme -er Eheschließungen

4VV00 Eheschließungen mehr im Jahre 1933 allein in den Großstädten.

Berlin, 24. Jan. Nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamtes wurden im Jahre 1933 in den deutschen Großstädten im ganzen rund 209 000 Ehen geschlossen, 40 000 mehr als im Vorjahre. Die Heiratsziffer betrug in: Jahre 1933 10,7 auf 1000 Einwohner der Großstädte.

Ahrestag -er Seeschlacht bei -er

Gedenkfeier am Gefallenendenkmal des SchlachtkreuzersBlücher"

Kiel, 24. Jan. Am Gedenktag der Schlachi. bei der Toggerbank (24. Januar 1915) fand ani Gefallenendenkmal des Schlachtkreuzers Blücher" ans dem Kieler Ehrenfriedhos eine Gedächtnisfeier statt, an der zum ersten Male die Ueberlebenden des nach helden­haftem Kamps gegen eine feindliche Ueber- macht untergegangenen Schiffes gemeinsam mit den Verwandten der gefallenen Kämpfer teilnabmen.

Ter KreuzerKönigsberg" als Traditions­schiff der ersten Aufklärungsgruppe hatte eine Abordnung entsandt. Korvettenkapitän Fricke, der stellvertretende Kommandant derKönigsberg", legte nach einer ein­drucksvollen Schilderung des heldenmütigen Kampfes bei der Toggerbank einen Kranz nieder. Als das Schiff nach erbittertem Ringen gegen eine englische (Übermacht tank, seien 870 brave Seeleute und tapfere deutsche Soldaten in den Wellen versunken. Ten Geist dieser Gefallenen zu erhalten, sei heiligste Pflicht. Wiederum wehe über uns die Flagge des Sieges, das Hakenkrenz- üaniier und das Flaggentuch schwarz-weiß- rot. Wieder beseele uns ein Wille: Alle? für Deutschland.

Akttvterung -er Eie-llingspoMik

Tr. Lehnich in Berlin und beim Reichsbauerntag

Ueber grundlegende Fragender künf­tigen Siedl ungspolitik und die im Jahre 1934 zu treffenden Maßnahmen hat kürzlich eine wichtige Bespre­chung der führenden Männer auf dem Gebiete des Siedlungswesens im Reichs- ernährungsininisterium in Berlin statt­gesunden. Von Württemberg waren in die­ser Sitzung anwesend Wirtschaftsminister Prof. Dr. Lehnt ch und Landesbauern­führer Arnold, beide alte Vorkämpfer der heutigen nationalsozialistischen Sied- limgspolitik. Im Anschluß an diese Sitzung begaben sich Wirtschaftsminister Tr. Lehnich und der Landesbauernführer nach Wei- m a r, um am ersten Reichsbanerntag teil- znnehmeii.

Letliimbtldmg des spanischen Kabinetts

Madrid, 24. Januar.

Durch den Rücktritt des Innenministers Avello ist eine Teilumbildung des Kabi­netts eingeleitet worden. Avello hat bei den letzten Wahlen kein Mandat erhalten. Nur aus Gründen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit war er bis jetzt im Amt geblieben. Es verlautet, daß Lerroux heute abend dem Staatspräsidenten folgende Lösung der Teilkrise Vorschlägen wird: Zum Innen-

NltkMNMtUUl skr ChlllltkWS

Paris, 24. Januar.

Nach Wiederaufnahme der Kammersitzuna setzte Henriot seine Angriff gegen die Regierung fort. Im Verlaufe seiner Aus­führungen kam es zu heftigen Auseinander­setzungen zwischen dein ehemaligen Minister­präsidenten Herriot und dem früheren Handelsminister N o l l i n, sowie zu häufi­gen lärmenden Kundgebungen von rechts iind links. Als Ministerpräsident Chau- temps die Tribüne bestieg, um auf die An­griffe Henriots zu antworten, mußte er sich ebenfalls ständig Unterbrechungen gefallen lassen. Von rechts wurde immer wieder in den allgemeinen Lärm hineingerufen:Un­tersuchungsausschuß , Untersuchungsaus­schuß!"

Der Ministerpräsident wies die von Herriot vorgebrachten Beschuldigungen als unzu- treffend zurück. Er habe eine Untersuchung in den einzelnen Ministerien zugesagt, die bereits im Gange und teilweise schon abgeschlossen seien. Man dürfe die notwendigen Maß­nahmen aber nicht überstürzen.

Schließlich schritt die Kammer zur Abstim­mung über die Rückverweisung eines Artikels des zur Aussprache stehenden JustizhauS- haltes, gegen die der Ministerpräsident die Vertrauensfrage gestellt hatte, um sofort das Mehrheitsverhältnis in der Kammer zu klären. Mit 367 gegen 201 Stimmen trat die Kammer für den Antrag der Regierung gegen die Nückverweisung ein und sprach ihr somit das Vertrauen aus.

Berittene Polizei reitet Attacke

Am Nachmittag kam es zu Kund­gebungen der Steuerzahler vor j

der K a in m e r. Me Polizei hat große Vorkehrungen getroffen. Bei den Kund­gebungen am Montagabend, die bis 2 Uhr morgens dauerten, wurden gegen 800 Per­sonen festgenommen.

Die Ecke Boulevard St. Germain und Boulevard Raspail war am Abend wieder der Schauplatz lärmender Kundgebungen, an denen sich viele Tausende von Menschen unter Führung derActwn Franxaise" be­teiligten. Die Gegend bildet den gleichen Anblick wie Montag: Umgeworfene Straßen­bänke, herausgerissene Baumschutzgitter, Polizeikolonnen, die überall gegen die De­monstranten vorrücken. Nur insofern hat sich das Bild verändert, als diesmal auch berittene Polizei eingesetzt w u rde, die in die Menschenmenge Hineinritt, wenn sie sich nicht auf die erste Aufforderung hin zurückzog. Von überall her ertönten Rufe, Pfiffe und Ge­sang. Aus vielen Fenstern wurden Knall­bomben gegen die anreitenden Polizisten ge­worfen. Auch Wasser wurde ans den ver­schiedenartigsten Gefäßen aus den Fenstern gegossen. An der Kirche St. Germain kam es zu einer erheblichen Schlägerei zwischen der Polizei und den Kundgebern. Dort waren Baumschutzgitter auf die Schienen der Straßenbahn geworfen worden, so daß blaue Stichflammen aufschlugen.

Die Kundgebungen haben gegen 21 Uhr abends nachgelassen. Die Polizei hat wieder das Feld behauptet. Der Polizeipräfekt leitete persönlich die Abwehrmaßnahmen. Der Boule­vard St. Germain gleicht stellenweise einem Trümmerfeld. Ueberall liegen herausgeriffene Bäume, nmgeworfene Bänke usw. Viel« Per­sonen sind verletzt worden.

Jas Neueste tu Kürze

Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda hat zum Jahrestag der Nationalen Erhebung eine großartige Hilfs­aktion für alle Bedürftigen angekündigt.

Aus Dillingen im Saargebiet wird ein Uebersall auf einen Hitlcrjungen durch zwei Kommunisten gemeldet. Der Hitlerjunge wurde schwer mißhandelt. Die Täter find entkommen.

Die Ausnahme m den freiwilligen Arbeits­dienst mußte wegen zu starken Andrangs bis 25. Februar gesperrt werden.

Der katholische Arbeiterverein in Ulm wurde gestern wegen tätlicher Angriffe ein­zelner Mitglieder gegen die Polizei aufgelöst.

Ter internationale Gerichtshof in Kairo hat gestern die Klage der Weltliga zur Be- kämpfung des Antisemitismus kostenpflichtig abgewiesen.

Ein Personenzug Madrid Santander ist gestern abend infolge Dammbruchs entgleist. Man befürchtet 9 Tote und 4V Verletzte.

minister wird der bisherige Kriegsminister Martiuez Barrios ernannt. An feine L-telle tritt der Abgeordnete der Radikalen Partei Diego Hidalgo. Der bisherige Innenminister Nico Avello wird Oberkom­missar in Spanisch-M«rokko. Hinsichtlich des Außenministers Pita Romero ist noch keine Entscheidung gefallen. Jedoch steht fest, das: für ihn das Einverständnis als Botschafter am Vatikan eingeholt worden ist. Die Ueber nähme dieses Postens ist nur eine Zeitfrage. Dann werde Lerroux selbst das Anßenmini sterium mit übernehmen.

Der bevorstehenden Ernennung des jetzige!. Außenministers zum Botschafter beim Vati­kan kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie seit dem Sturz der Monarchie im April 1931 den ersten Schritt zu einer Wiederauf­nahme normaler Beziehungen Spaniens mit dem Vatikan darstellt. Wie verlautet, wird der Botschafter zunächst nur die Herstellung eines Modus vivendi in Rom zu betreiben haben. Hinsichtlich eines späteren Konkordats­abschlusses bleiben die Bedingungen des Vati kans abzuwarten.

Mebürgermeisler von Sims- bruik verhaftet

Innsbruck, 24. Jan. In den Abendstunden des Dienstag wurde auf Weisung der BundeS- polizei der Großdentsche stellvertretende Bür­germeister von Innsbruck, Dr. Walter Pem - baur, verhaftet, lieber die Gründe der Ver­haftung, die in Innsbruck großes Aufsehen erregte, ist noch nichts bekannt. In der letzten Zeit wurden allerdings hauptsächlich in der christlich-sozialen Presse heftige Angriffe gegen Dr. Pembanr wegen seiner politischen Einstel­lung erhoben.

Der Rektor der Innsbrucker Universität har durch einen Anschlag am Schwarzen Brett be­kannt gegeben, daß für jeden Papier­böller, der im Universitätsgebäude gesunden werde, zwei Hörervonder Hochschule ausgeschlossen würden.

Sie Klottenkonferenz in Singapore

Singapore, 24. Jan. Die britische Flotten konferenz im Hafen von Singapore wurde am Dienstag an Bord des KreuzersKent" unter den strengsten Vorsichtsmaßnahmen für eine Geheimhaltung der Besprechungen eröffnet. Fünf Kriegsschiffe, nämlich drei Kreuzer, ein Flugzeugmutterschiff und ein Kanonenbool sind im Hafen von Singapore zu diesem Zweck versammelt. Das Interesse an der Konferenz ist dura, die Erklärungen des japanischen Außenministers Hirota und dem amerika­nischen Vorschlag für den Bau von 120 neuen amerikanischen Kriegsschiffen erhöht worden. Das Programm der Flottenkonferenz umfaßt, wie man annimmt, nicht nur einen Ausbau des Hafens von Singapore als Flottenstützpunkt, sondern die gesamte Lage im Fernen Osten. Die Anwesenheit australischer und neuseeländischer Vertreter läßt vermuten, daß auch die kam mende Entwicklung im Stillen Ozean bei den Verhandlungen zur Erörterung kommen wird.