Nr. 20
Donnerstag, 25. Januar 1934
108. Jahrgang
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Krönung des WinterhilsMrlres am Jahrestag der aatloaalen Erhebnag
Aufruf des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda
zum 30. Januar 1934
Am 30. Januar 1933 wurde der Führer durch deu hochherzigen Entschluß des Herrn Reichspräsidenten zur Kanzlerschaft des Reiches berufen. Damit war der Ausbruch der nationalsozialistischen Revolution gesichert.
Im Verlauf von zwölf Monaten hat die Regierung unter der Führung Adolf Hitlers auf alten Gebieten des öffentlichen Lebens grnndstürzende und umwälzende Reformen durchgeführt. Das vorläufige Ergebnis dieser Reformen liegt offen zutage: Die Wirtschaft befindet sich wieder im Aufstieg, zwei Millionen ehemals arbeitsloser Menschen sind in die Fabriken und Kontore zurück- gekehrt, der Bauernstand ist in seinen Lcbensgrnndlagen gesichert, das kulturelle Leben wurde von den schlimmsten Verfallserscheinungen gereinigt, das Reich ist gefestigt im Innern und steht eben im zähen Kampf um feine Ehre und Gleichberechl i- gnng nach außen.
Tie Regierung weiß sehr wohl, daß es ihr in diesem Jahre noch nicht gelungen ist, alle Not,zu beseitigen. Das wäre auch über Men- ichenkrast gegangen. Der Führer Hai bei der Wahl am 5. März 1933 vier Jahre Zeit gefordert, um seine großen Reformen endgültig durchznsühren. Ein Jahr davon ist vergangen, und schvn sehen wir allenthalben, wie neue Hoffnung und starkes Selbstvertrauen in alle Kreise des deutschen Holkes zurückgekehrt sind.
Der Jahrestag des Ausbruchs der nationalsozialistischen Revolution fällt mitten in den Winter, in einen Weltkrifenmvuat allerersten Ranges. Der Führer und seine Mitarbeiter in der Negierung sind der Ueberzen- gung, daß man seiner, historisch gesehen, am ehesten gerecht wird, wenn man ihn ohne rauschende Feste in der Idee einer lebendig gewordenen Volksgemeinschaft durch eine grandiose und in diesen Ausmaßen nur selten dagewesene Demonstration sozialer Hilfsbereitschaft begeht.
Das Winterhilfswerk ist deshalb angewiesen worden, alle von ihm in diesem 'chweren Winter betreuten Volksgenossen durch eine besondere fühlbare und sichtbare Spende am 30. Januar zu erfreuen und ihnen damit zu zeigen, daß der neue Staat sie nicht im Stich läßt und ihnen gerade am Geburtstag seines nationalpolitischen Bestandes helfend zur Seite tritt.
Der nationale Spendentag des 30. Januar soll nicht in Sammelaktionen, sondern in Hilfsaktionen bestehen. Ohne daß dabei die ohnehin schon schwer in Anspruch genommene Opferbereitschaft des deutschen Volkes bemüht werden müßte, wird das Winterhilfswerk aus für diesen Zweck von der Regierung zur Verfügung gestellten Beständen am 30. Januar für die von ihm betreuten Volksgenossen zusätzlich zu seinen sonstigen Leistungen
15 Millionen Lebensmittelgutscheine im Werte von je 1 RM.
verausgaben. Der Bedürftige erhält für sich und für jedes zu seinem Haushalt gehörende bedürftige Familienmitglied nach Maßgabe obiger Menge je einen Lebensmittelgutschein.
Aus eigenen Mitteln des Winterhilfswerkes gelangen außerdem zusätzlich zu der regelmäßigen Zuteilung zur Ausgabe:
6,5 Millionen Gutscheine über je einen Zentner Steinkohle oder Braunkohlenbriketts
Davon erhält der Bedürftige mit eigenem Haushalt oder eigenem Mietszimmer nach Maßgabe obiger Menge je einen Gutschein.
Die näheren Einzelheiten werden durch das Winterhilfswerk der Oefsentlichkeit mitgeteilt.
Im übrigen wird die Bevölkerung aufge- ivrdert. von äußeren pomphaften Festen,
ft-acreizugen uno Aeynuchein, oer Not uno dem Ernst der Zeit entsprechend, Abstand zu nehmen, ihrer Freude, Zuversicht und herzlichen Genugtuung aber über den durch den Führer kraftvoll begonnenen Aufbau des neuen Reiches, der mit unverminderter Stärke weiter fortgesetzt werden soll, dadnrll) sichtbaren Ausdruck zu verleihen, daß sie am 30. Januar von morgens 7 Uhr bis abends 6 Uhr die Fahnen des Reiches hißt.
Berlin, den 25. Januar 1934.
Ter Reichsminister
für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels.
Starke Zunahme -er Eheschließungen
4VV00 Eheschließungen mehr im Jahre 1933 allein in den Großstädten.
Berlin, 24. Jan. Nach den Feststellungen des Statistischen Reichsamtes wurden im Jahre 1933 in den deutschen Großstädten im ganzen rund 209 000 Ehen geschlossen, 40 000 mehr als im Vorjahre. Die Heiratsziffer betrug in: Jahre 1933 10,7 auf 1000 Einwohner der Großstädte.
Ahrestag -er Seeschlacht bei -er
Gedenkfeier am Gefallenendenkmal des Schlachtkreuzers „Blücher"
Kiel, 24. Jan. Am Gedenktag der Schlachi. bei der Toggerbank (24. Januar 1915) fand ani Gefallenendenkmal des Schlachtkreuzers „Blücher" ans dem Kieler Ehrenfriedhos eine Gedächtnisfeier statt, an der zum ersten Male die Ueberlebenden des nach heldenhaftem Kamps gegen eine feindliche Ueber- macht untergegangenen Schiffes gemeinsam mit den Verwandten der gefallenen Kämpfer teilnabmen.
Ter Kreuzer „Königsberg" als Traditionsschiff der ersten Aufklärungsgruppe hatte eine Abordnung entsandt. Korvettenkapitän Fricke, der stellvertretende Kommandant der „Königsberg", legte nach einer eindrucksvollen Schilderung des heldenmütigen Kampfes bei der Toggerbank einen Kranz nieder. Als das Schiff nach erbittertem Ringen gegen eine englische (Übermacht tank, seien 870 brave Seeleute und tapfere deutsche Soldaten in den Wellen versunken. Ten Geist dieser Gefallenen zu erhalten, sei heiligste Pflicht. Wiederum wehe über uns die Flagge des Sieges, das Hakenkrenz- üaniier und das Flaggentuch schwarz-weiß- rot. Wieder beseele uns ein Wille: Alle? für Deutschland.
Akttvterung -er Eie-llingspoMik
Tr. Lehnich in Berlin und beim Reichsbauerntag
Ueber grundlegende Fragender künftigen Siedl ungspolitik und die im Jahre 1934 zu treffenden Maßnahmen hat kürzlich eine wichtige Besprechung der führenden Männer auf dem Gebiete des Siedlungswesens im Reichs- ernährungsininisterium in Berlin stattgesunden. Von Württemberg waren in dieser Sitzung anwesend Wirtschaftsminister Prof. Dr. Lehnt ch und Landesbauernführer Arnold, beide alte Vorkämpfer der heutigen nationalsozialistischen Sied- limgspolitik. Im Anschluß an diese Sitzung begaben sich Wirtschaftsminister Tr. Lehnich und der Landesbauernführer nach Wei- m a r, um am ersten Reichsbanerntag teil- znnehmeii.
Letliimbtldmg des spanischen Kabinetts
Madrid, 24. Januar.
Durch den Rücktritt des Innenministers Avello ist eine Teilumbildung des Kabinetts eingeleitet worden. Avello hat bei den letzten Wahlen kein Mandat erhalten. Nur aus Gründen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit war er bis jetzt im Amt geblieben. Es verlautet, daß Lerroux heute abend dem Staatspräsidenten folgende Lösung der Teilkrise Vorschlägen wird: Zum Innen-
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Paris, 24. Januar.
Nach Wiederaufnahme der Kammersitzuna setzte Henriot seine Angriff gegen die Regierung fort. Im Verlaufe seiner Ausführungen kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dein ehemaligen Ministerpräsidenten Herriot und dem früheren Handelsminister N o l l i n, sowie zu häufigen lärmenden Kundgebungen von rechts iind links. Als Ministerpräsident Chau- temps die Tribüne bestieg, um auf die Angriffe Henriots zu antworten, mußte er sich ebenfalls ständig Unterbrechungen gefallen lassen. Von rechts wurde immer wieder in den allgemeinen Lärm hineingerufen: „Untersuchungsausschuß , Untersuchungsausschuß!"
Der Ministerpräsident wies die von Herriot vorgebrachten Beschuldigungen als unzu- treffend zurück. Er habe eine Untersuchung in den einzelnen Ministerien zugesagt, die bereits im Gange und teilweise schon abgeschlossen seien. Man dürfe die notwendigen Maßnahmen aber nicht überstürzen.
Schließlich schritt die Kammer zur Abstimmung über die Rückverweisung eines Artikels des zur Aussprache stehenden JustizhauS- haltes, gegen die der Ministerpräsident die Vertrauensfrage gestellt hatte, um sofort das Mehrheitsverhältnis in der Kammer zu klären. Mit 367 gegen 201 Stimmen trat die Kammer für den Antrag der Regierung gegen die Nückverweisung ein und sprach ihr somit das Vertrauen aus.
Berittene Polizei reitet Attacke
Am Nachmittag kam es zu Kundgebungen der Steuerzahler vor j
der K a in m e r. Me Polizei hat große Vorkehrungen getroffen. Bei den Kundgebungen am Montagabend, die bis 2 Uhr morgens dauerten, wurden gegen 800 Personen festgenommen.
Die Ecke Boulevard St. Germain und Boulevard Raspail war am Abend wieder der Schauplatz lärmender Kundgebungen, an denen sich viele Tausende von Menschen unter Führung der „Actwn Franxaise" beteiligten. Die Gegend bildet den gleichen Anblick wie Montag: Umgeworfene Straßenbänke, herausgerissene Baumschutzgitter, Polizeikolonnen, die überall gegen die Demonstranten vorrücken. Nur insofern hat sich das Bild verändert, als diesmal auch berittene Polizei eingesetzt w u rde, die in die Menschenmenge Hineinritt, wenn sie sich nicht auf die erste Aufforderung hin zurückzog. Von überall her ertönten Rufe, Pfiffe und Gesang. Aus vielen Fenstern wurden Knallbomben gegen die anreitenden Polizisten geworfen. Auch Wasser wurde ans den verschiedenartigsten Gefäßen aus den Fenstern gegossen. An der Kirche St. Germain kam es zu einer erheblichen Schlägerei zwischen der Polizei und den Kundgebern. Dort waren Baumschutzgitter auf die Schienen der Straßenbahn geworfen worden, so daß blaue Stichflammen aufschlugen.
Die Kundgebungen haben gegen 21 Uhr abends nachgelassen. Die Polizei hat wieder das Feld behauptet. Der Polizeipräfekt leitete persönlich die Abwehrmaßnahmen. Der Boulevard St. Germain gleicht stellenweise einem Trümmerfeld. Ueberall liegen herausgeriffene Bäume, nmgeworfene Bänke usw. Viel« Personen sind verletzt worden.
Jas Neueste tu Kürze
Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda hat zum Jahrestag der Nationalen Erhebung eine großartige Hilfsaktion für alle Bedürftigen angekündigt.
Aus Dillingen im Saargebiet wird ein Uebersall auf einen Hitlcrjungen durch zwei Kommunisten gemeldet. Der Hitlerjunge wurde schwer mißhandelt. Die Täter find entkommen.
Die Ausnahme m den freiwilligen Arbeitsdienst mußte wegen zu starken Andrangs bis 25. Februar gesperrt werden.
Der katholische Arbeiterverein in Ulm wurde gestern wegen tätlicher Angriffe einzelner Mitglieder gegen die Polizei aufgelöst.
Ter internationale Gerichtshof in Kairo hat gestern die Klage der Weltliga zur Be- kämpfung des Antisemitismus kostenpflichtig abgewiesen.
Ein Personenzug Madrid — Santander ist gestern abend infolge Dammbruchs entgleist. Man befürchtet 9 Tote und 4V Verletzte.
minister wird der bisherige Kriegsminister Martiuez Barrios ernannt. An feine L-telle tritt der Abgeordnete der Radikalen Partei Diego Hidalgo. Der bisherige Innenminister Nico Avello wird Oberkommissar in Spanisch-M«rokko. Hinsichtlich des Außenministers Pita Romero ist noch keine Entscheidung gefallen. Jedoch steht fest, das: für ihn das Einverständnis als Botschafter am Vatikan eingeholt worden ist. Die Ueber nähme dieses Postens ist nur eine Zeitfrage. Dann werde Lerroux selbst das Anßenmini sterium mit übernehmen.
Der bevorstehenden Ernennung des jetzige!. Außenministers zum Botschafter beim Vatikan kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie seit dem Sturz der Monarchie im April 1931 den ersten Schritt zu einer Wiederaufnahme normaler Beziehungen Spaniens mit dem Vatikan darstellt. Wie verlautet, wird der Botschafter zunächst nur die Herstellung eines Modus vivendi in Rom zu betreiben haben. Hinsichtlich eines späteren Konkordatsabschlusses bleiben die Bedingungen des Vati kans abzuwarten.
Mebürgermeisler von Sims- bruik verhaftet
Innsbruck, 24. Jan. In den Abendstunden des Dienstag wurde auf Weisung der BundeS- polizei der Großdentsche stellvertretende Bürgermeister von Innsbruck, Dr. Walter Pem - baur, verhaftet, lieber die Gründe der Verhaftung, die in Innsbruck großes Aufsehen erregte, ist noch nichts bekannt. In der letzten Zeit wurden allerdings hauptsächlich in der christlich-sozialen Presse heftige Angriffe gegen Dr. Pembanr wegen seiner politischen Einstellung erhoben.
Der Rektor der Innsbrucker Universität har durch einen Anschlag am Schwarzen Brett bekannt gegeben, daß für jeden Papierböller, der im Universitätsgebäude gesunden werde, zwei Hörervonder Hochschule ausgeschlossen würden.
Sie Klottenkonferenz in Singapore
Singapore, 24. Jan. Die britische Flotten konferenz im Hafen von Singapore wurde am Dienstag an Bord des Kreuzers „Kent" unter den strengsten Vorsichtsmaßnahmen für eine Geheimhaltung der Besprechungen eröffnet. Fünf Kriegsschiffe, nämlich drei Kreuzer, ein Flugzeugmutterschiff und ein Kanonenbool sind im Hafen von Singapore zu diesem Zweck versammelt. Das Interesse an der Konferenz ist dura, die Erklärungen des japanischen Außenministers Hirota und dem amerikanischen Vorschlag für den Bau von 120 neuen amerikanischen Kriegsschiffen erhöht worden. Das Programm der Flottenkonferenz umfaßt, wie man annimmt, nicht nur einen Ausbau des Hafens von Singapore als Flottenstützpunkt, sondern die gesamte Lage im Fernen Osten. Die Anwesenheit australischer und neuseeländischer Vertreter läßt vermuten, daß auch die kam mende Entwicklung im Stillen Ozean bei den Verhandlungen zur Erörterung kommen wird.