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Der Gesellschafter

Mittwoch, de« 2t. Zmmar

Mer W Serbeü Norkus?

Am M i t-tsie och, dem 24. Januar, ist der Todestag Herbert Norkns'. Am sel­ben Tag.oerden in Potsdam in der Garni­sonkirche 342 Bannfahnen der ganzen deut­schen Hitlerjugend geweiht werden. Alle höheren Führer der HI., des BdM. und des JV. werden anwesend sein. Am Rundfunk­lautsprecher. wird die HI. in ganz Deutsch­land diese Gedenk- und Weihestunde mit- erleben. Der Geist Herbert Norkus lebt in uns weiter.

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Draußen, eine gute halbe Stunde von Ber­lin weg, in der Jungfernheide, liegt die che­misch-technische Reichsanstalt. Dort wohnt der Bater von Herbert Norkus, Ludwig Norkus. Er arbeitet als Heizer in der Reichsanstalt. Früher, da war er noch nicht Heizer gewesen, da war er noch selbständig gewesen. Drinnen in der Stadt, in Moabit, am Anfang des Beusselkietz, dort hatten er und seine Frau ein kle-irres Milch- und Lebensmittelgeschäft gehabt. Seine Frau stand hinter dem Ladentisch, er fuhr Taxe. 2 Jungs hatten sie. Den älteren, Herbert, konnten sie eine höhere Schule be­suchen lassen.

Ludwig Norkus, der Familienvater, wurde SA.-Mann. Eine Selbstverständlichkeit für den alten Soldaten. Da sammelte sich der Straßenmob der Kommune vor der Tür des Ladengeschäfts. Die Kunden werden aufge- pöbelt. Den Wahnsinn, im roten Beusselkietz SA.-Mann zu sein und ein Ladengeschäft zu haben, das mutzte dem Mann ausgetrieben werden. Verrecken mußte er.

Frau Norkus war oft allein. Steine flogen, Glas splitterte. Die arme Frau wagte sich kaum mehr in den Laden. War auch kaum nötig. Es kam ja fast niemand mehr. Boykott. Das Geschäft war verloren, Sorge und Angst drückte auf die Familie. Für die Frau wurde es zuviel. Eine gewaltige, un­heimliche Angst wuchs in ihr empor, umdü- sterte Gemüt und Verstand, sie starb in der Irrenanstalt,

Das Beusselkietz

Beusselkietz ein politischer Begriff für den Berlüter. Zehntausende von Arbeitern woh­nen hier mit ihren Familien. Früher haben sie fast alle Tag für Tag die weiten Fabrik­räume bevölkert. Nach dem Kriege ist das bald anders geworden. In den 14 Jahren Friedenszeit" leerten sich die Maschinensäle manchmal bis auf den letzten Mann. Dafür füllten sich die Straßen und die Wenigerl Plätze und Grünanlagen dieser Gegend mit Arbeits­losen,

Das Bürgertum schläft, der Staat verwaltet Alex und Moabit, die Kommune sät und erntet. Der deutsche Arbeiter wird zum Kämpfer für Moskaus Interessen. Ueber den Straßen des Berliner Nordens tvehen rote Fahnen, und rotes Blut fließt Nacht für Nacht aus den Wunden, die sich deutsche Arbeiter gegenseitig schlagen. Plumpe, Wedding und Beusselkietz sind die Hochburgen des Kommunismus.

In diese Hochburgen haben sich die tapfereil Gefolgsleute Adolf Hitlers, Männer und Knaben, hineingewagt und haben sie erobert, llnd das kostete viel Arbeit und Blut. Tenn wer damals nicht zur Kommune gehörte, der inachte vor einem kleinen Abendspaziergang durch Beussel-Moskau besser gleich sein Testa­ment. Wer hier für Adolf Hitler kämpfte, der mußte in jeder Sekunde seines Lebens ein ganzer Nationalsozialist sein. Hier, wo da? Menschenleben kaum eine Atolle niehr wert war, wurden eiserne Naturen gebraucht.

Die KameeaMast Msnd!

Zu diesem Beusselkietz steht eine Kamerad­schaft HitlerjungenS. Ein junger Bäcker führt sie: Gerhard Mondt. Der Kommune sind sie oerhaßter, denn die SA. Fast wehrlos gegen Sen Terror. Aber sie halten durch, werden sie auch noch so oft in dunkler Nacht durch die Straßen gehetzt. Sie werden mehr, nehmen zu. Sie nehmen den Kampf auf. In dieser Kameradschaft steht der 15jährige Herbert Nor- kus. Pflichtgetreu wie kaum ein anderer. Oft kommen seinem Bater Bedenken um den zar­ten Jungen. Aber dieser läßt sich durch nichts abbrzingen. Die Kommune warnt ihn. Er achtet es nicht.

Die Kameradschaft Beusselkietz nimmt den .'tamps mit der Kommune auf. Wohl führen sie auch ein freies, schönes Jungenlcbe», aber uniner und immer wieder ruft und empfängt sie der unerbittliche blutige Krieg mir der Kommune, die ibre Propaganda unter allen Umständen unterbinden will.

am 24. Manual 19Z2 von X»min umstell eriuoretet

o starb Aerbert Norkus

Sonntagmorgen. Die Hitlerjugend Beussel- kictz verteilt Flugblätter. Aufrufe zu einer Jungarbeiterversammlung. Alle selbstver­ständlich ohne Uniform, in Räuberzivil. Wer jetzt am Morgen nach Hause kommt, könnte denken, es sind Zeitungsjungs, die das Unglück haben, auch am Sonntag arbeiten zu müssen. Die Jungen können einander gerade sehen. Es ist ein naßkalter, nebliger Morgen.

Alles geht gut. Man erreicht die Berli- chingenstraße und fängt mit der Verteilung an. Kaum haben sie ein paar Häuser Hinte/ sich, als Gerd und Gerhardt, die beiden Posten, plötzlich ein Motorrad auf sich zufahren hören. Sie Wundern sich; das Motorrad fährt ohne Licht und außerdem auf der falschen Seite. In der Dämmerung glauben sie einen der Kerle von der Kommune zu erkennen. Sie stellen sich möglichst harmlos. Ter Motorradfahrer fährt in Richtung Rostocker Straße zurück. Gerd weiß, was das bedeutet. Das bedeutet: innerhalb von 5 Minuten ist der ganze Häuser­block durch Pfiffe und Zeichen alarmiert. Und ein Entkommen unmöglich.

Gerd gibt sofort beschleunigten Rückzugs­befehl. Richtung Karserin-Augusta - Allee durch die Reuchlinstraße. Die Kaiserin-An- gusta-Allee ist ruhiger und ungefährlicher. Der Rückzug gelingt. In der Kaiseriu-Au- gusta-Allee ist kein Mensch zu sehen. Die Jungen tasten sich in der erprobten Weise vor bis zur Gohkowskhstraße, um hier ihr Verteilungsgeschäst fortzusehen.

Plötzlich packt Mondt Gerhardts Arm: Sieh' mal, was ist das dort drüben an der Haltestelle für ein schwarzer Hausen?"

Ach, das wird 'ne Gesellschaft Masken­baller sein", meint Gerhardt,die auf die erste Straßenbahn warten."

' Es ist so dunkel und nebelig, daß man die Maskenballer nicht genau erkennen kann. Auf die Straßenbahn scheinen sie allerdings nicht zu warten. Sie kommen auf ihre Seite rüber. Jetzt sind sie schon ganz nahe, da - erkennt Gerd, daß es ein Trupp von 3035 Kommunisten ist, der deutlich auf sie zu­marschiert. Iu diesem Augenblick kommen i Norkus und Krümel aus dem Haus, vor idem sie gerade stehen. Es ist immer noch ^ w dunkel, daß Gerd glaubt, die beiden kön­nen noch nicht entdeckt sein s Inzwischen ist es auch der Kommune klar : geworden. wen sie vor sich haben. Längst ^ sind Mondt und Gerhardi umzüngelt, harm- ^ lose Passanten, die sie sind, tun sie, als merk­ten sie es nicht. Was sollten sie auch an­deres tun? Flucht kam nicht in Frage. Zwei ; der Kameraden waren noch ungewarnt in ^ den Häusern. Mondt unterhält sich laut mit Gerhardi über Milch und Milchpreise. Das alles Hilst ihm nichts. Man hat ihn erkannt, drängt sich jetzt eng heran und ruft ^plötzlich:Halt, stehenbleiben, Hände aus ^ den Taschen!"

, Schon sieht er die Messer blitzen. Jetzt ^ommt es daraus an: Entweder Oder, z Gerd zieht die Pistole und läßt einen Schreck­schuß los, die Meute springt zurück und gibt die Bahn frei. Gerhardi kann entweichen. Kirschner, der gerade aus dem Hause ge­kommen war. hat den Schub gehört und die

Lage sofort übersehen. Er schließt sich Ger­hardi an. Sie kommen ungehindert bis zur Turmstraße, springen dort in eine Taxe und haben ihr Leben gerettet. Von allen Sei­ten, wie die hungrigen Wölfe, machen sie sich jetzt an Mondt heran. Nun blieb keine Zeit mehr abzuwarten. Die Jungen glaubte Mondt alle in Sicherheit. Er flieht jetzt schneller. Bis zur Emdenerstraße verfolgen ihn die Messerstecher, dann lassen sie ihn laufen.

Herbert war es nicht gelungen, wie seine Kameraden glaubten, sich im Hausflur zu verstecken. Die Kommune hatte sich bereits herangedrängt und die zunächstliegenden Eingänge versperrt. So waren einige Kxrle ihm dauernd auf den Fersen geblieben. Er floh.

Auch Krümel wurde von einem Teil der Bande verfolgt. Er rannte, so schnell ihn seine kleinen Beine tragen konnten, in ein Halls. Schnell hastete er über den Hos. Er hörte das Gejohle der Verfolger ganz nahe. Da kommt er auf den Gedanken, sich in einen der geleerten. Mülleimer zu verstecken. Er ist gerettet. Ratlos sucht die Kommune ihn, gibt es dau auf.

Krümel verläßt sein Versteck, betritt vor­sichtig einen Hausflur, er öffnet die Halis­tür drüben, bei der Hansamolkerei wälzt sich ein Knäuel.

Da erkannte Krümel plötzlich Herbert. Sein Herz krampfte sich zusammen. Er mußte ! sehen, wie Herbert sich erhob und losriß. ! wie er die rettende Tür zur Hansamolkerei ! zu erreichen versuchte. Vergebens die große Eisentür, sonst zu dieser Stunde längst ! geöffnet. mußte vom Portier soeben vor dem ; flüchtenden Herbert verschlossen worden 'ein. ' Wenn er doch Helsen könnte.

Aber daS war ja Wahnsinn. Die Roten waren überall auf der Straße. Er wäre nur ein willkommenes Opfer gewesen, ohne Herbert zu helfen. Die Verfolger waren Herbert jetzt wieder dicht auf den Fersen. Herbert lief zu dem gegenüberliegenden Milchladen eine Blutspur zeigt später den Weg die rote Mordpest hinter ihm her. Da war der retlende Milchladen. Krü­mel atmete auf. Er sah, wie Herbert die Ladenklinke ergriff. Aber er konnte nicht rein. Von innen hatte man den Schlüssel umgedreht. Verschlossen! Noch hatte Herbert einen kleinen Vorsprung, denn die Roten kamen nicht ganz so schnell mit. Die meisten hatten die ganze Nacht durch in der Kneipe gesessen und waren nicht ganz sicher auf den Beinen. Er hetzte zur Schulhaus­tür. um in seiner Todesangst das Haus" zu erreichen, das ein Teil seiner täglichen Hei­mat war. Aber es war Sonntag und auch diese Tür verschlossen.

Das war seine letzte Hoffnung gewesen, nun konnte er nicht mehr weiter. Die letzte Station dieses Leidensweges, seine Schule, öffnete nicht ihre Tore. Kein Wunder ge­schah in diesem Augenblick. Ganz allein sah sich Herbert der tobenden Mente ans Mesiu geliefert, die ihr Opfer haben wollte. Scho» mehreremal war er gefallen oder zu Bodeu geschlagen worden. Immer wieder hatte er sich aufgerafft und hatte mit seinen harte,- Fäusten um sich gehauen, hatte Lust vekom men und war weiter gerast. Die Hetze macht ihn müde, der Blutverlust fast ohnmächtig. Noch einmal raffte er sich aus; da war ein Laternenpfahl, da konnte er stehen. Da brauchte er nicht gleich umzusatten. Aber da riß ihn die johlende Menge zu Boden, und dann trampelten sie aus dein Wehr­losen herum. Er sah Messer olitzeu, fühlte ein paar Stiche.

Herbert stürzte aus einen Plättladen zu den er kannte, bei dem er ja schon so oft Kunde gewesen war. Natürlich, auch diese Tür verschlossen! Verschlossene Türen, ver­schlossene Türen! Und dann hörte Herberl zum letztenmal KlingbeilS Stimme:Na. brauner Hund, jetzt krichste den Rest!" Und mit dem Stiefelabsatz gab's eine iu die Fresse. Am Hausflur neben dem Plättladeu hatten sie es geschasst, da war Herberr .usamweu- gebrochen, es war so dunkel vor ihm gewor­den, das Blut troff ihm von der Stirn in die Augen, aber hartnäckig kämpfte das Leben sich seinen Weg, es wußte, da muß ein Plättladen sein mit Menschen, die freundlich zu dir sind, die dich kennen, dik dir Hilfe bringen. Ter Körper .chleppte sich weiter und kroch durch den Hausflur an die Wohnungstür. Die blutbelchmierie Hand griff nach der Klingel, ste griff ins Leere. An der Wand blieb ihr blusiger Abdruck als letzter stummer Schrei eines wehrlosen Kna­ben. Der lag in seiueiu Blute und winselte: Helft mir doch helft mir!" Dann hatte er das Bewußtsein vmloren und während er dalag. trieb jeder Herzschlag das Blui aus sechs Stichwunden.

Dann flohen die Mörder. - Krümel fand Herl Lisi Norkus aus. Jetzt kan: auch ein Schutze dazu. Der Rettungswagen kam. Aber Herbert Norkns wa-Ate nickst metzr auf.

AusHerbert Nurkus, die guuueu voir Beusselkietz", Berlin.

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