3. Januar 1931.
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Der Gesellschafter
Samstag, den 13. Januar 1931.
Nr.
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(Sitzung vom 10. Januar.)
Anwesend: Bürgermeister Maier und sieben Stadträte.
Abwesend: Stadträte Kayser und Lang.
Vor Eintritt in die Tagesordnung der ersten Sitzung im neuen Jahr begrüßte Bürgermeister Maier' das Kollegium und wünschte ein gesegnetes Neujahr. Er dankte für die treue Mitarbeit bei der Verwaltung unserer Stadt im letzten Jahr. Er führte dabei weiter aus:
Wenn auch erst 8 Monate seit Ihrer Amtsei n- sctzung verflossen sind, so wird auch der kritische Kommunalpolitiker zugeben müssen, daß die Umgestaltung dss Gemeindeverfassungsrechts eine Vereinfachung und Erleichterung der gesamten Gemeindeverwaltung gebracht hat. Wohl sind die Befugnisse des Bürgermeisters erweitert worden, im gleichen Maße ist aber auch seine Verantwortung gewachsen. Diese Selbstverantwortung besteht sowohl der Gemeinde gegenüber, Sie er zu führen hat, als auch vor allem der größeren Gemeinschaft, dem Staat gegenüber, zu dem der Eemeindeführer heute in einem besonderen vorwiegend politischen und gesinnungsmäßigen Treuverhältnis steht. Aber der Gemeinderat ist trotz des Führerprinzips, oder gerade deshalb von ganz besonderer Bedeutung und gerade heute beim Aufbau des Staats- und Gemeindelebens, als Mittler zwischen Volksgenossen und Stadtverwaltung am allerwenigsten zu entbehren. Wenn nach dem nationalsozialistischen Grundsatz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" stets gehandelt wird, den allweg wahrzunehmen bei uns sowohl in der Verwaltung wie in der Vertretung eifersüchtig das Bestreben besteht, so sind Meinungsverschiedenheiten im allgemeinen leicht zu Überdrücken. Ganz im Gegensatz zum früheren System, wo die Partei-Grundsätze und Interessengegensätze vielfach scharfe Kämpfe hervorgerufen haben, die nur durch Mehrheitsbeschlüsse beendet werden konnten, aber auch dann in den beteiligten Kreisen noch lange fortgrollten. So hat sich das Zusammenarbeiten Zwischen Verwaltung und Gemeinderat auch in Nagold in der kurzen Zeit gut eingespielt. Jeder einzelne weiß, daß er persönlich für sein Tun und Lassen der Gesamtheit gegenüber, die er zu vertreten hat. verantwortlich ist, während er früher seiner Wählergruppc, den Klassen- und Jnteressentenhaufen nur glaubte, Rechenschaft schuldig zu sein. Nach dem zu erwartenden Aufbau des Ständestaats wird im untersten Organ der Staatsverwaltung, in den Gemeinden, noch klarer und schärfer zum Ausdruck kommen: „Einer für Alle. Alle für Einen".
Das Jahr 1933 hat den totalen Sieg des Nationalsozialismus gebracht und bedeutet einen gewaltigen Wendepunkt nicht bloß in der Geschichte unseres Vaterlandes, sondern in der ganzen Welt. Das liberalistisch-marxistische Zeitalter ist endgültig vorbei, obs nun manchen, insbesondere auch den Lügenschreibern im Ausland gefällt oder nicht. Wir haben vollauf zu run, um in das Gedankengut des Nationalsozialismus, der auf Jahrhunderte hinaus Staat, Wirtschaft und Kultur beherrschen wird, immer mehr einzudringen und es zu erfassen und fein Wesen und seinen Geist überall, wo es gilt, auf dem Rathaus, in der Gemeinde, in der Gesellschaft und in der Familie zur Anwendung zu bringen! Was in dieser Beziehung im letzten Jahr vom Führer und seinen Unterführern' geleistet wurde, ist so gewaltig, daß wir kaum folgen konnten. Und auch in unserer Stadt, sind der 30. Januar, der 5. März, der 21. März, besonders der 1. Mai. als der Tag der Arbeit und der 1. Oktober als der Tag des Bauern, die Handwerkerwoche, der 10. November als Besuch des Herrn Reichsstatthalters und besonders der 12. November unter Führung unserer Ehrenbürger Dr. Stähle und Baetzner in bester Erinnerung und werden zeitlebens bei jedem Einzelnen unvergessen bleiben. Diese Erziehungsarbeit an unserem Volk zum neuen Staat wird ohne Zwei- rel im neuen Jahr seine Fortsetzung sinder? müs
sen. denn die Umstellung unseres Denkens und Handelns vom liberalen Ich zum nationalsozialistischen Dir. von Profitsucht und Eigennutz zu Gemeinsinn u. Gemeinnutz erfordert Zeit und j Vertiefung. Und so ist die Revolutionierung der Geister für den Nationalsozialismus mit dem Jahr 1933 nicht beendet, sondern schreitet, wie Neichspressechef Dr. Dietrich schreibt, im Dienst der Nation unaufhaltsam weiter: Wer die Kühnheit des Denkens unseres Führers kenne und von der inneren Fremdheit seines Wesens gegenüber allem Kleingeistigen und bürgerlich geruhsamen Leben weiß, der wird auch in den kommenden Jahren nicht weniger von ihm erwarten, als das, was er in den vergangenen für das deutsche Volk leistete.
Gegenüber diesem gewaltigen Geschehen im ^Lolke nimmt unsere Eemeindearbeit ein bescheidenes Plätzchen in der Volksgemeinschaft ein. Und doch darf diese Arbeit in der untersten Zelle des Staates nicht unterschätzt werden und in unserer Stadt ist der zwar nie ganz versiegte Glaube an eine Besserung der Verhältnisse und Zustände und an eine neue Zukunft dank der unermüdlichen und unerhörten Kämpserarbeit der führenden Männer, besonders auch un- i seres Stadtrats MdR. Baetzner und unseres Dr. Stähle neu erwacht und zum Gemeingut der Bevölkerung geworden. Mit diesem Glauben und Vertrauen im Herzen hat auch die Stadtverwaltung und -Vertretung ihre Aufgabe angefaßt und an der Weiterentwicklung unserer lieben Stadt Nagold gearbeitet. Im Mittelpunkt dieser Arbeit stand, wie im Reich, die Beschaffung von Arbeitsgelegenheit für die Arbeitslosen. Die infolge des letzten Hochwassers notwendigen Verbesserungen und Verbauungen von Klingen und Bächen und die Anlage neuer bedeutender Waldwege kamen zum Abschluß. Mit dem freiwilligen Arbeitsdienst wurde neben Arbeiten für die Gauführerschule und zur geschichtlichen und kulturellen Erforschung der Ruine Hohennagold fast das ganze Jahr das neue Siedlungsgebiet Weingarten und Galgenberg erschlossen. Ein Gebiet, in welchem sofort eine ganze Anzahl neuer Wohnhäuser erstanden ist. Ueberhaupt war das Baugewerbe im letzten Jahr überraschend gut beschäftigt. 16 Wohnhäuser wurden erstellt, neben den zahlreichen Um- und Einbauten und In standsetzungen infolge der Reichszuschüsse. Die letzteren verursachten in ihren vier Abschnitten immerhin einen Gesamtkostenaufwand von mehr als 200 000 Mark. Und auch für das neue Jahr sind infolge dieser Maßnahmen die Aussichten für das Baugewerbe keine ungünstigen.
Das W.H.W. ist in Nagold in vollem Fluß. Die Ermegaben unserer Bauern und Landwirte s im Bezirk und die Eebefreudigkeit der Bevölkerung ermöglichen es, den zum großen Teil schon jahrelang arbeitslosen und deshalh aller Reserven baren Volksgenossen eine fühlbare zusätzliche Hilfe zu bringen. Der Winter scheint aber lang und hartnäckig zu werden. Die Hilfsbereitschafr darf deshalb auch in den nächsten Monaten noch nicht erlahmen, sondern sollte möglichst noch größer werden und wenn wir daran denken, wie es heute anders sein könnte, wenn die nationale Revolution nicht zum Sieg geführt hätte, so darf uns das Opfern niemals müde finden. Davon befreit auch nicht die leere allgemeine Ausrede, daß der oder jener Zeitgenosse sich der Hilfe nicht würdig zeige. Es hüte sich jedermann zu verallgemeinern. Die Schwierigkeiten auf diesem Gebiet sind so groß, daß trotz aller gewissenhaften und verantwortungsbewußten Prüfung auch einer bedacht werden kann, der es durch sein Verhalten oder seine Lebensführung nicht verdient. Es gibt nicht viele, aber es gibt solche die Allgemeinheit und das Winterhilfswerk schädigende Elemente, denen wir hoffen, das Handwerk in ganz kurzer Zeit vollends legen zu könnnen. Dazu ist aber nötig, solche Schädlinge einwandfrei festzustellen. Erst dann können wir gegen ihre Trunksucht, ihre Verschwendungssucht,
ihr unwirtschaftliches Haushalten und ihren ungeeigneten Lebenswandel entsprechende Maßnahmen ergreifen. Wo der Tatbestand feststeht, können Renten aller Art. aber auch Alu- und Kru-llntersiützungen in Naturalien umgewandelt werden. Wir werden aber auch vor dem Entmündigungsverfahren nicht zurückschrecken, wenn alle Mahnungen und Maßnahmen nicht helfen. Wer öffentliche Hilfe in Anspruch nimmt, hat sich dieser würdig zu zeigen und muß sich eine schärfere Kontrolle seines Lebenswandels gefallen lassen. Also nicht Kritik am ungeeig- , neten Ort üben und nicht verallgemeinern, wo ! es sich nur um einzelne zweifelhafte Zeitgenos- ! sen handelt, vielmehr freimütig und ohne Furcht ! dem Bürgermeisteramt oder den Mitgliedern der ! Ortsfürsorgebehörde oder den Ausschußmitglie- ! dern des WHW. Tatbestände angeben, die zur - Entlarvung unwürdiger Empfänger öffentlicher Gaben führen.
Was aus dem Gebiet der Fürsorge und des WHW. in Nagold geschieht, ist groß u. umfassend und im ganzen wird man sagen können, daß in Nagold niemand hungern und frieren muß. Alle Beteiligten, die Sammler und Sammlerinnen, wie die Verwaltenden und Verteilenden sind mit größter Hingabe und Aufopferung an Feit und Kraft dabei und ich möchte allen herzlichen Dank und Anerkennung aussprechen für ihre selbstlose und treue nur dem Gemeinwohl gewidmete Arbeit. Dies gilt ganz besonders den Spendern, die die Voraussetzung aller Wohlfahrtshilfe schaffen. Gewiß, das endgültige und in der Ferne leuchtende Ziel muß sein, jedem deutschen Volksgenossen wieder Arheit und Verdienst zu verschaffen und dieses Ziel muß und wird in den nächsten Jahren dank des gewaltigen Einsatzes der größten Mittel zur Bekämpfung ! der Arbeitslosigkeit durch die Reichsregierung ! und vor allem durch unseren Führer erreicht werden, dann wird hoffentlich die öffentliche Fürsorge und die Winterhilfe verschwinden können. Im neuen Jahr muß deshalb auf dem Rathaus wie bei Reich und Staat die Losung sein: „Arbeitsbeschaffung und wieder Arbeitsbeschaffung", um schließlich auch den letzten Arbeitslosen wieder einzugliedern in ein geordnetes Arbeitsverhältnis. Dann werden sich auch die moralischen und wirtschaftlichen Schäden, die ein falsches System und auch der Krieg und die Nachkriegszeit verursacht haben, weitgehend von selbst beheben. Bei gewissen Einrichtungen wie z. B. beim Schülerfrüystück und der Brotabgabe lassen wir bereits die Selbstkosten von allen Empfängern ersetzen und dieses System wird und muß aus moralischen Gründen immer weiter ausgebaut werden. Zu den Notleidenden gehören aber nicht nur Arme und Arbeitslose. Kriegs- und Jnflationsgeschädigte, Klein- und Sozialrentner, sondern auch manche Handwerker und Gewerbetreibende, die in diesen Jahren vielfach ohne eigene Schuld stark verschuldet sind und heute nicht mehr aus und ein wissen. Hilfe im Wege der Fürsorge oder des WHW. ist hier außerordentlich schwer, nur in einzelnen Fällen und mit ganz bescheidenen Mitteln konnte Erleichterung gebracht werden. Gewiß, durch Arbeit und Aufträge wird vieles gebessert. Aber bei manchen ist ohne bestimmte Schuldenregelung schlechterdings nicht geholfen. Bei der Landwirtschaft wird durch das gesetzliche Entschuldungsverfahren manchem,' der seine' Lage nicht selbst verschuldet hat. durch die Zinsherahsetzung, vielleicht in einzelnen geeigneten Fällen auch durch die Schuldenabwertung Erleichterung geschaffen werden. Für den gewerblichen Mittelstand und den Haushesitz wäre durch allgemeine Zinsherab- setzung und in manchen unverschuldeten nur durch tue Scheinblüte entstandenen Fällen auch eine Schuldenerleichterung im Interesse der Erhaltung solcher wertvollen Existenzen sehr zu wünschen. Dazu kann aber Fürsorge und WHW.
Kein Haus
ohne den „Gesellschafter"
die nationalsozialistische Tageszeitung
Ein Tatsachenbericht von den Kümpfen der NSDAP, uni die Neichshnnptstadt 2Ls Von Wilfrid Bade
IdZZ dy Verlag Haorr L öirkk L. m. b. ü. Macken
Zwei Stunden lang läßt sich die Ber- lammlnng untersuchen und hat einen ungeheuren Spatz dabei.
Der Schupo wird die Sache mit der Zeit nicht spaßhaft. Denn das Ergebnis ist gleich
Kein Geivehr, kein Revolver, keine Pitz kein Dolch, kein feststehendes Messer, kein gebrochener Baumast und keine Zaunl, nicht einmal ein harmloser Schlagring. Und sie ziehen wieder ab und von dam Die Versammlung ist zu Ende.
Sie ist lange nach Mitternacht zu 6 -gegangen. Und die SA. freut sich köntgli« „Hab ick nu recht gehabt oder habe nicht recht gehabt?" schreit der SA.--M Schulz vergnügt. „Keenen Krach, ki Saalschlacht und nischt. Die Sache m sich!"
„Darauf könnten wir mal einen trinki schlägt Ede vor.
„Klar", sagt Schulz, „viele kleine, nc freundliche Helle. Form Groschen det Stü Und sie gönnen sich einen und sind s ausgelassen. Nur Hernn.nn ist nicht bes ders guter Laune.
Er hat eine Saalfchlacht vorausgefagt und chm wäre persönlich eine runde reelle Saal- Wacht lieber gewesen. Und er äußert diese Meinung auch unumwunden.
Schulz stößt einen ellenlangen Seufzer.
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„Det is eben die Jugend", sagt er kopfschüttelnd, „nischt wie eene freche Schnauze und immerzu wollnse sich kloppen. Eene Schlacht is janz jut, Wenns jerade sein muß, aber een Loch im Kopp und mausetot is nich jut, Wenns nich jerade sein muß. Tenn wenn de tot bist, dann kommst» nich wieder. Ohne Schlacht ist besser."
Die SA. ist mit dieser Versammlung außerordentlich zufrieden.
Und der Doktor Goebbels auch.
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Bis der andere Tag kommt.
Und an diesem anderen Tage ist alles anders.
Am anderen Tage war in den Zeitungen zu lesen, daß die SA. einen Geistlichen überfallen hätte, einen geweihten Priester brutal zusammengeschlagen und in viehischer Weise mißhandelt.
Die SA. steht starr und greift sich an den Kopf.
Der Doktor bekommt einen sehr schmalen Mund.
„War ein Geistlicher in der Versammlung?" fragt er kurz.
Sein Adjutant reißt die Hacke» zusammen.
„Ich habe keinen gesehen."
„Haben Sie die Presse gelesen?"
„Jawohl!"
Der Doktor überlegt.
„Der Vorwurf, der hier gemacht wird, ist nicht so einfach zu nehmen und die Würde der Partei erfordert sofort einen Schritt.
Sie haben also nicht gesehen, daß ein Geistlicher mißhandelt worden ist? Daß man einen Pfarrer kaputtgeschlagen hat? Ja, Himmeldonnerwetter, wir sind doch keine Idioten!"
Sein Gesicht färbt sich tiefrot vor Empörung.
' „Ich will wissen, was da los ist! Diese verlogene Journaille!"
Dann sagt er ruhig: „Prüfen Sic genau nach, was da Passiert sein soll. Und dann sofort ein Dementi Paragraph elf."
Tie wackeren SA.-Männer in Berlin sind ! wie vor den Kopf geschlagen. In den Sturmlokalen. auf den Büros, aus den Stempelstellen und auf ihren Arbeitsplätzen debattieren sic aufgeregt miteinander.
Sie verstehen überhaupt nicht, was da los j sein soll.
Sie sollen einen Pfarrer verprügelt haben? !
Sie sollen solche Schweine sein, sich an ^ einem Diener Gottes zu vergreifen? ^
Und es beginnt in der gesamten SA. ein ^ gewaltiges Fragen und Antworten. Die ! SSt. untersucht sich selber und Mann um ! Mann die ganze dämliche Geschichte. !
Keiner hat etwas gesehen und keiner hat etwas bemerkt. Niemand hat einen Schimmer von einem Pfarrer gesehen.
Auch Schulz zerbricht sich seinen Kopf und ist ratlos. Sv viel er weiß und soviel die anderen wissen, ist nur die Sache mit dem Besoffenen passiert.
Und wie sie hin- und herdenken, geht Schulz ans einmal eine ganze Stadt von Bogenlampen ans.
..Mensch", sagt er heiser, „ob das besoffene Schwein een Pfarrer jewesen sein kann?"
Sie sehen ihn an und halten ihn für verrückt.
Aber dann werden auch sic unsicher.
Und dann wird Schulz zum Doktor bestellt. Dort berichtet er, was eigentlich in jener Versammlung mit dem betrunkenen Mann geschehen ist. Er macht seine Meldung ! klar und einfach, wie er tausend und tausend- j
wenig beitragen. Die Heiligkeit der freiwillig übernommenen Schuldverpflichtungen, der Respekt vor denselben und der Erfüllungswille müssen unbedingt lebendig bleiben. Es ist ungemein schwer, den rechten Weg zu finden. Und doch werden gewisse gesetzliche Maßnahmen kommen müssen, die einen gerechten Ausgleich zwischen den berechtigten sittlichen Ansprüchen der Gläubiger und den berechtigten sittlichen Not- ! Wendigkeiten einzelner Schuldner schassen und freiwillige Vereinbarungen zwischen Gläubiger und Schuldner auf dem Boden gegenseitigen Vertrauens mehr noch als seither die Wege ebnen. Wenn auch für solche notleidenden Volksgenossen in allen Ständen und Berufen wieder geordnete Verhältnisse vorhanden sind, dann wird an den Abbau der außergewöhnlichen durch die Not der Zeit hervorgerufenen Notmaßnahmen herangegangen werden können und normale Verhältnisse in unserem wirtschaftlichen und kulturellen Leben und damit auch in den Gemeindeverwaltungen wieder richtunggebend sein.
Ich habe im Vorjahr über die gesamte Stadtverwaltung und über die vielseitige Arbeit in j den letzten 20 Jahren eingehend berichtet. So reizvoll es an sich wäre, vermochte ich bei ihrer ungewöhnlich starken Inanspruchnahme, den i städt. Aemtern nicht zuzumuten, Heuer schon wieder Geschäftsberichte zu erstatten. Ich möchte k mich darauf beschränken, allgemein zu erklären, daß dank einer vorsichtigen und sparsamen Haushaltführung unsere Finanzen geordnet sind, aber besondere Aufwendungen nicht ertragen können. Das beste Kennzeichen der Lage ist der unheimliche Rückgang des Gewerbekatasters, das sich nur langsam wieder erholen dürfte und unsere Hoffnung können wir nur auf eine Besserung der Waldrente setzen. Unsere bescheidenen Mittel müssen wir auch im neuen Jahr für Notstandsund FLrsorgearbeiten und für Arbeitsbeschaffung tauch für das Handwerk) verwenden. Eine vorübergehende Entlastung des Haushalts ist durch die Verwendung der hiesigen Arbeitslosen beim Staatsstraßenbau Nagold—Altensteig eingetreten. Neue Anforderungen werden auf dem Gebiet der allgemeinen Verwaltung und beim Schulwesen an die Stadtverwaltung gestellt. Es wird sich zeigen, was hievon erfüllt werden kann und was zurückgestellt werden muß. Ich kann auch Heuer mit Befriedigung feststellen, daß die städt. Beamten-. Angestellten- und Arbeiterschaft unter Einsatz ihrer ganzen Kraft die große Arbeit des letzten Jahres bewältigt hat. Indem ich dafür herzlich danke, hoffe ich, daß sie auch im neuen Jahr unverdrossen und mit neuem Mut und neuer Kraft die nicht geringe Arbeit leisten wird, zum Wohl der uns anvertrauten Stadt. Mit einem „Sieg Heil" auf den Führer und den Reichspräsidenten schloß Bürgermeister Maier seine allgemeinen Ausführungen.
(Fortsetzung folgt).
Befreiung von Berg-'igungsjteuer
Ein Erlaß des Innen- und des Finanzmini- steriums bestimmt: Mit Rücksicht auf die besonderen Ziele des Winterhilfswerks hat der Neichsminister der Finanzen die Landesregierungen gebeten, die Gemeinden anzuweisen, ausnahmsweise und mit den gebotenen Einschränkungen auch solche Veranstaltungen von der Vergnügungssteuer frei zu lassen, mit denen T a n z b e l u st ig u n- gen verbunden sind. Beschränkt werden muß die Ausnahme auf Vergnügungen, die von Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt im Nahmen des Winterhilfswerks veranstaltet werden und deren Ertrag ausschließ- ltch und unmittelbar dem Winterhilfswerk zugute kommt. Tie Verpflichtung zur A n m e l d u n g der Vergnügungen i bleibt bestehen. Die Gemeinden sind j angewiesen worden, Veranstaltungen der ge- : nannten Art bon der Verqnüannasstener j freizustellen.
mal an der Westfront seine Meldungen gemacht hat.
Der Doktor erinnert sich genau an jenen Vorfall.
Der SA.-Mann Schulz bekommt keinen Vorwurf zu hören. Er hat nicht den geringsten Fehler gemacht, sondern nur seine Pflicht getan und daran ist nichts zu rütteln und der Doktor denkt auch nicht daran zu rütteln. Er gibt Schulz die Hand und sagi ihm einen Haufen freundlicher Worte. Und dann denkt der Doktor nach, wie dieser Giftpfeil unschädlich gewacht werden kann.
Denn die Presse hat jetzt ein Stichwort das verhängnisvoll werden kann. Und das Polizeipräsidium mischt sich ein und beginnt eine Untersuchung. Die Nachrichten über diesen Fall überstürzen sich und die Gerüchte werden immer dicker und immer fetter, jede neue Nummer jeder neuen Zeitung weiß etwas Neues zu erzählen.
Und bevor viernndzwanzig Stunden im, sind, gelten die Nationalsozialisten alZ gefährliche Bestien, die man ansrotten muß oder wenigstens alle miteinander einsperren. Jedenfalls dürften sie unter gar keinen Umständen in den Straßen von Berlin frei herumlaufen.
Es wird nicht mehr lange dauern, daun werden sie noch toller und noch gefährlicher werdeil und die Reichshanptstadt wird in Blut und Mord ersticken.
Haben sie nicht auf dein Bahnhof in Lichterfelde auf wehrlose Arbeiter geschossen?
Haben sie nicht auf dem Kurfürstendamm ein wildes Pogrom veranstaltet?
Ihnen ist alles und jedes zuzutrauen und deshalb, was gedenkt die Polizei gegen sie zu unternehmen?
Fortsetzung folgt.