Seite 8 Nr. 19

Der Gesellschafter

Samstag, den 13. Zanuar 1934.

Neujahr war diesmal ein besonderes Fest für uns: wir feierten es im Dritten Reiche zum erstenmal. Freude bewegt unser Herz bei dem Gedanken an das, was unter Adolf Hitlers Führung bisher erreicht worden ist. Die Jugend darf wieder aus eine glückliche Zukunst hoffen, nachdem sie zum Teil so Schweres hat durchmachen müssen.

Als wir in das Jahr 1933 eintraten, war die Hoffnung auf baldige Machtergreifung durch die NSDAP, noch sehr gering. Wohl fanden im Januar Unterredungen zwischen dein früheren Reichskanzler von Papen und unserem Führer statt, in welchen die Frage einer großen nationalen Einheitsfront be­sprochen wurde. Aber an dem für jeden Nationalsozialisten selbstverständlichen An­spruch Adolf Hitlers auf den Reichskanzler­posten schienen alle Verhandlungen zu schei­tern. Zu irgendwelchem Nachgeben schien die damalige giegiernng Schleicher nicht geneigt. Die Parteien aller Schattierungen standen gegen uns. Der Gedanke, Hitler den Reichs­kanzlerposten und damit die Macht im Staate zu übertragen, schien den führenden Männern von damals unmöglich. So man­cher alte Kämpfer der NSDAP, war schon schwankend geworden und zweifelte am Er- iolg. und wenn derNS.-Kurier" in jenen Tagen von dem bald bevorstehenden Sturze Schleichers sprach, schüttelte man ungläubig den Kops. Ta kam am 30. Januar 1933 das Plötzliche, für viele Unerwartete:Un­ser Führer zum Reichskanzler e r- nann t." DerNS.-Knrier" brachte es in riesengroßen Lettern und hämmerte es in die Herzen der Leser hinein. Der Jubel war un­beschreiblich. Das Alpdrücken der letzten ban­gen Monate war von uns gewichen; wir fühlten mit einemmal wieder eine Kraft und einen Glauben in uns. daß wir meinten, die Welt erobern zu müssen. Die Wahrheit hatte gesiegt. Ganz Deutschland war in einem Freudenräusche und huldigte unserem ge­liebten Führer, der den Glauben an sich und seine herrliche Idee niemals verloren hatte. Es war eine Zeit der seelischen Erhebung, die nach den furchtbaren Kämpfen und Opfern der vergangenen Jahre geradezu erschütternd wirkte und auch bis dahin verbitterte Gegner mit sich riß. Deutschland hatte ähnliches noch nie erlebt, auch nicht in den größten Zeiten seiner bisherigen ruhmreichen Geschichte.

Aber es war nicht die Art unseres Füh­rers, auf errungenen Lorbeeren auszurnhen. Wie er sich in den Jahren des Kampfes stets als Erster bewährt und in der vordersten Linie gestanden hatte, so blieb es auch weiter­hin. Die Arbeit des Wiederaufbaues unseres Vaterlandes begann. Der Führer ging mit staatsmännischer Weisheit und gewaltiger Schaffenskraft als lerichtendes Beispiel vor­an: ihm zur Seite standen seine besten, be- würtesten Mitarbeiter. Bei dieser Zusammen­arbeit vom Führer herunter bis zum letzten Hitlerjungen und letzten Hitlermädel würde schier Unmögliches vollbracht. Die Parteien wurden zerschlagen, ein Reich straffster Ord­nung und Sauberkeit, von einem einheit­lichen Willen geleitet, erstand. Der IS. No­vember krönte das Werk lind zeigte der Welt, daß Deutschland als Volk wieder einig war, wie nie in der Geschichte zuvor, und daß es seinem genialen Führer blindlings ver­traute.

Liebe Mädel! Großes haben wir erlebt, und wir dürfen stolz daraus sein, daß wir es erleben durften und daß wir mit unseren schwachen Kräften Mithelfer waren bei dem gewaltigen Werk, das der Befreiung und Be­friedung unseres Vaterlandes dienen soll.

Aber nun gilt es, das Errungene festznhalten und zu vertiefen. Wie wir bisher unsere Pflicht getan haben, wird es in Zukunft noch viel mehr von uns verlangt. Wir müssen jederzeit bereit sein, den Anordnungen un­seres Führers und seiner Stellvertreter Folge zu leisten. Ein Ermatten darf es nicht geben. Wer Rechte will im Dritten Reiche, hat vor allem Pflichten zu erfüllen. Darüber sei sich eine jede von euch klar. Wir verlangen nicht zu viel, nur was das Werk unseres Führers

zu seiner Festigung und Erhaltung vedarf. Hier aber muß eine jede von euch am Platze sein. Denn die deutsche Jugend, die Zukunft unseres Volkes, ist berufen, dereinst die Ge­schicke unseres Vaterlandes zu bestimmen. Die Erziehung zum Deutschtum, zu deutscher Art und deutscher Sitte, vor allem aber zu wahrhaft deutscher Pflichtausfaisung, kann daher nicht streng genug sein. Eine jede von euch beherzige das, dann wird ihr die Erfül­lring übernommener Pflichten im VdM. nicht

zu schwer werden. Das Bewußtsein aber, daß man euch vertrant, daß man euch für würdig hält, am Wiederaufbau Deutschlands mitzuarbeiten. soll euch schönste Belohnung für eure Mühen sein. Alles für nnsern Füh­rer, alles für unser geliebtes deutsches Vater­land!

In diesem Sinne wünsche ich. daß das Jahr 1934 für euch und »ns alle ein gesegnetes werden möge. Heil Hitler!

A n n emarie Klicker in a n a.

Das in Mistern

Nun ist es Wirklichkeit geworden, daß der VdM. Württemberg ein eigenes Arbeits­dienstlager erhalten hat. Der Öbergau Würt­temberg steht mit dieser neuen Errungen­schaft mit an erster Stelle, denn bis setzt sind es in ganz Deutschland nicht mehr als drei bis vier BdM.-Arbeitsdienstlager. Wir Mädels können für diese Einrichtung nicht froh und dankbar genug sein, gibt man uns doch dadurch endlich wieder Gelegenheit, uns nach unserer weiblichen Veranlagung zu be­tätigen und herausznkommen aus Fabriken und Geschäftsstuben. Man warf uns seither Vermännlichung und Mangel an Hänslich-

radgeknatter stört die Ruhe und den Frie­den hier. Nur fröhliches Kinderlachen unter­bricht die Stille; ein paar Bauernbüble zie­hen sich gegenseitig im Schlitten auf der dick- gefrvrenen Eisdecke der Jagst. Aus den Häu­sern blinkt ein Licht nach dem anderen auf. Hunde schlagen an und melden Besuch, und die Bauern wissen, bald wird reges Leben sinSonnenwinkel" herrschen. Ja, Svnnen- winkel hat der BdM. sein Arbeitsdienstlager getauft.

Wir sind nun am unteren Gartenweg an­gekommen. Lustig flattert hier die Hsiler- jugendsahne. Am Eingang stehen zwei dunkle.

keit vor, ohne uns einen Weg zu zeigen, wie dem abzuhelfen sei; bis endlich die Idee des Führers uns auch hier ihren Segen gab.

Von Kirchberg a. d. Jagst läuft man un­gefähr eine halbe Stunde auf einem Wald­weg nach dem nächsten Ort, der tief im Tal eingebettet liegt, umgeben von einem herr­lichen Nadelwald, der wie eine Gebirgskette das Dörslein M i st l a n umschließt. Bevor wir den verschneiten und vereisten Abhang Hinunterrutschen und -klettern, hält uns nochmals der Wald in seiner winterlichen Schönheit gefangen. Dunkle Kiefern ver­mischen sich mit dem Hellen Grün der Tan­nen. und aus den Zweigen ruht gespenstisch weiß der Schnee. Eben eilt bei zunehmender Abenddämmerung ein Häslein in den nahen Wald. Von Kirchberg her läuten die Abend­glocken. Schon sind wir im Tale an- gelangl. Keine Autvhnpe und kein Mvtor-

Heute Allerheiligen soll Heimabend sein?" fragte man mich mittags zweifelnd. Gerade an einem solchen Feiertag wollen wir bei­sammen sein. Eine Stunde im gemeinsamen Gedenken an die Toten des Weltkrieges soll uns fester zusammenschließen zum lebendigen Bund.

Wir beginnen den Abend mit dem Deutsch­landlied, das uns der Ausdruck für de» Geist von 1914, für die hingebende Liebe zum deut­schen Vaterland ist. Dann sagen uns zwei Mädels Gedichte, die uns von dem höchsten Opfer, das ein Mensch bringen kann spre­chen:Die Drei" von P. Enderling und Mahnung" von W. Vesper:

Nun schwelge mir jeder von seinem Leid

Und noch so großer Not!

Sind nur nicht alle zum Opfer bereit ' Und zu dem Tod?

Eines steht groß in den Himmel gebrannt.

Alles darf nntergehn!

Deutschland, unser Kinder Vaterland.

Deutschland inuß bestellen!

Walter Fler hat uns in seinem Freund Ernst Wurche ein Bild des Helden ans dein Weltkrieg gezeichnet. Ich lese an diesem Abend Teile aris demWanderer zwischen beiden Welten" vor. Ernst Wurche hat uns im BdM. besonders viel zu sagen als Ver­treter des Wandervogels. Er kann uns den Weg zur Verwirklichung der Volksgemein­schaft im Bund, zur Heimatliebe, zum Volks­tum zeigen. Wozu sich der Wandervogel Ernst Wurche in Friedenszeiten bekannt hat, das lebte er im Krieg bis zur Vollendung vor. Von dem gleichen Geist zeugt das Ge­dicht das wir dann hören.Brüder" von dem Arbeiterdichter Heinrich Lersch. Im Ge­denken an die gefallenen Kämpfer im Braun­hemd singen wir das Horst-Wessel-Lied. Wir schließen mit der Frage:lind was können wir tun?" Sich dessen wert zeigen für das jene gekämpft haben: her Volksgemeinschaft.

Ehe wir uns trennen, stehen wir im Kreis und reichen uns mit dein GelöbnisTreue um Treue" die Hände.

VdM. Schelklingen.

große Tannen und geben dem Ganzen etwas Feierliches. Noch stehen die Riejenrüume leer, erst morgen kommt das viele junge Leben. Nur die Lagerführerin empfängt uns. Stolz zeigt sie uns die Räumlichkeiten. Im ersten Stock befinden sich die UnterrichtS- »nd Aufenthaltsräume, das Musikzimmer und das Zimmer der Lagerführerin, im zwei­ten Stock das Aerztezsinmer, die Zimmer für Säuglings- und Kinderpflege (l0 Säuglinge, Waisenkinder, finden bis znm 6. Lebens­jahr Pflege und Wartung durch gelernte Kindergärtnerinnen) und die Zimmer der Tanten". Im dritten und letzten Stock sind die sonnigen und luftigen Schlafräume. Ganz besonders sind noch zu erwähnen die ver­schiedenen Bäder und der Waschraum. Jin Erdgeschoß befindet sich eine wunderschöne große Küche. Das ganze Haus ist warm, im kleinsten Raum ist Zentralheizung.

Der Tag der Ankunft unserer Mädels ist angebrochen. Mir ist es. als strahle unsere Fahne mit dem leuchtenden Not und Weiß noch Heller als sonst. Schon kommt der erste Trupp. Alles lustige, fröhliche Mädels. Mit Singsang und Klingklang ziehen sie im Son­nenwinkel ein. Ich stehe am Fenster und sehe sie so alle, alle kommen; die erwarteten fünfzig werden bald beieinander sein. Aus so manchem Gesicht sehe ich freudige Ueber- raschung. Es wurde wieder Abend, bis sie alle eingetrofsen waren und bis sie sich im großen Lehrsäal bei der Lagerführerin ver­sammelt hatten. Freudig begrüßt wird von ihnen zunächst die Oberganführerin Maria Schönberge r. die freundliche, aber mah­nende Worte an die Mädels richtet. Und Sann spricht die Lagerführerin Luise Rte­il e r zu ihren Mädels. Sie erzählt ihnen von dem Sinn des Arbeitsdienstes, lind wie drin­gend notwendig er gerade für die weibliche Jugend ist an? der uns die zukünftigen Frauen und Mütter erwachsen. Sie betonte insbesondere, daß der BdM.-Arbeitsdienst zur Häuslichkeit und Mütterlich­keit erziehen solle, nicht aber zur Vermänn­lichung. wie es irrtümlicherweise oft aus- geleqt werde. So sei der weibliche Arbeits­

dienst in seinen Zielen ebenso wichtig wie der männliche, wenn auch die Erziehungs- grnndfätze naturgemäß verschieden fein müß­ten. So wie der männliche Arbeitsdienst zur Ertüchtigung des Körpers, der Gesundung der Seele und zu echter Kameradschaft ohne Standesvornrteile erziehe lind somit dem Volksverniögen unermeßliche Werte schaffe, so solle der weibliche Arbeitsdienst durch Er­ziehung geistig und körperlich gesunder Müt­ter in gleicher Weise unserem Vaterlande dienen. Daneben sollen die Mädchen zu be­wußten d e u t sch e n S t a a t s b ürgeri n- ncn im Sinne der nationalsozialistischen Revolution und zu Trägerinnen echten deut­schen Frauentums erzogen werden.

Alsdann las die Lagerführerin aus einer Rede Adolf Hitlers folgenden Abschnitt vor: ..... Ihr Jungen, glaubt eines: Wir haben euch gelehrt, nicht vornehm, bürgerlich ge­dämpft. nichtnational" zu sein mit Mäßig­keit, sondern deutsch zu sein mit heißer, verzehrender Glut! Wir haben euch Jungen weiter gelehrt, daß alle berufen sind, die eines guten Willens sind! Wir haben euch die Weltanschauung der Achtung vor der Arbeit, vor der Ehrlichkeit, vor Opferwillig­keit gelehrt! Wir haben euch gelehrt, nur einen Wertmesser anszustellen: Wie stehst du zu deinem Volk? Erfüllst du die höchsten Pflichten gegenüber deinem Volk? Wenn ;a. dann bist du unser Bruder! Wenn nicht, dann bist du Todfeind für lins ...!"

Anschließend hieran jagte die Lagerfüh­rerin weiter: So wollen auch wir uns stets fragen, sind wir Nationalsozialisten in die­sem Sinne? Prüfen wir uns doch fortwäh­rend daraufhin! Laßt es unser Bestreben sein, uns immer mehr in diese Gedanken hsiicinznkominen, laßt uns Nationalsozia­listen werden!

Und nun kommt der Tagesplan zur Ver­lesung: 6 Uhr Wecken. Gymnastik, Waschen. Anziehen. Bettenmachen, feierliches Aufziehen der Fahne, die abends ebenso wieder ein­geholt wird. Dann Kaffeetrinken, wonach die verschiedenen Gruppen an ihre Arbeit gehen. Diese Gruppen sind wie folgt eingetcilt: Haushaltung, Näh- und Handarbeit. Säug­lings- und Kinderpflege sowie Landwirt­schaft, Gartenbau und Geflügelzucht, wofür SO Morgen Wald und 50 Morgen Feld zur Verfügung stehen.

Und nun all deii frischen und fröhlichen Mädels im Sonnemvinkel ein kräftiges Sieg- Heil aus ihren Arbeitsweg! A. Kl.

Auuicktttts eitle* Ortsgruppe iti .Ä/erti/rettit

Manch ein still gehegter Wunsch unserer Jgershesiner Mädchen ging nun in Erfül­lung, als die Ringführerin und Ortsgrup­penführerin des BdM. von Mergentheim mit einer stattlichen Schar Hitlermädels in unserem Schnlhans einzog, um einen Werbe­nachmittag abzuhalten und unsere Orts­

gruppe zu gründen.

Nach einem flott gesungenen Lied begrüßte die Ringführerin die anwesenden Gäste. Ihr besonderer Gruß galt den Mädchen von

JgerSheim. In begeisterten Worte führte sie Jgersheim. In begeisterten Worten führte sie ihnen Zweck nndZiel des BdM. vvrAngen und entfachte in den jungen Herzen die Flamme der Begeisterung für unser» großen Führer Adolf Hitler und sein Werk. Aller Augen hingen mit wachsendem Interesse am Vinn de der Ringführerin, sprach sie doch mit so viel Wärme, daß alle mitgerissen wurden. Nach

Beendigung der etwa halbstündigen Rede

: holten auch gleich l6 Mädels ihre Aufnahme- ! Erklärungen ab.

Dann wurde noch die Führerin der Jgers- heiiner Mädelschaft ernannt. Die Mergent- hesiner B^M.-Mädels verschönten den Nach­mittag durch Lieder und Gedichtvortrnge.

Die junge Ortsgruppe Jgersheim hat nun schon den ersten Heimabend abgehalten. Sic wird sich treu einreihen in des Führers tap­fere Schar.