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Der Gesellschafter
Samstag, den 29. Dezember 1834
w daß man sich selbst in ihrer MitteHe in rinem riesigen Kraftwerk fühlt? ,
Die Antwort lautet- Hitler. Ohne Hitler wäre nichts von alle- dem geschehen. Während der vergan- qenen Woche habe ich mehrfach Gelegenheit gehabt, mit diesem einzigartigen sichrer seiner Landsleute zu sprechen und ihm zu- zuhören. Es liegt etwas in Hitlers Person- lichkeit. was sich im Geist sofort und unaus- löschlich einprägt. Seine Augen haben^eme bemerkenswerte magnetische Kraft. Seine tiefe Stimme ist eindrucksvoll und überzcu- gend. Aber hinter dem äußeren Bilde eines, Mannes, der sich bereits in der modernen Geschichte Europas so entschieden ernge;e,ch- net hat. spürt man die Kraft seiner lieber- zeugung, daß er eine ihm vom Schicksal gestellte Ausgabe ersüllt: Deutschland wieder auf seine Füße zu stellen. Hitlers heftigster Kritiker wird schwerlich leugnen, daß er bei diesem Werk bereits ein sehr großes Matz an Erfolg erzielt hat. Das geeinte Deutschland vom Jahre 1935 läßt sich mit dem zer- rütteten. unglücklichen Deutschland, das er bei der Machtübernahme im Januar 1933 Vorsand, ebensowenig vergleichen, wie ein aufsteigender Adler mit der zerbrochenen Eierschale, aus der er hervorging.
Begreifen wir Engländer, was diese Genesung bedeutet oder ist unser Urteil noch immer getrübt von den Zerrbildern aus Vorurteil und Propaganda? Beinahe alle Nachrichten über das nationalsozialistische Regime, die sogar in unseren verantwortlichsten Zeitungen veröffentlicht werden, sind Unsinn. Sie haben z. B. den Eindruck erweckt. als ob die Juden in Deutschland beinahe das Leben gehetzter Tiere führen. Aber in deutschen Hotels und Gaststätten habe ich oft fröhliche und festlich gestimmte Gesellschaften von deutschen Juden gesehen, die kein Merkmal der Unsicherheit oder des Lei- dens zeigten. Ich halte das heutige Deutschland nicht nur hinsichtlich seiner Möglichkeiten. sondern auch tatsächlich für die stärkste Macht des europäischen Festlandes. Denn was an materieller Aufrüstung mangeln mag — und dies dürste nur wenig sein —. wird mehr als ausgeglichen durch den großartigen Geist der Nation und ihr ungemeines Vertrauen zu ihrem Führer.
Wir haben keinen Grund zum Streit mit diesem Volk. Wenn erst einmal einige der schlimmsten Ungerechtigkeiten der Friedensregelung beseitigt sein werden, wird es keinen Grund mehr geben, weshalb Europa nicht auf Jahre hinaus in vollem Frieden leben sollte. Wir und die Deutschen sind blutsverwandt. wie Herr Hitler einmal zu mir sagte. Unsere Nationen haben einander nur einmal bekämpft, während sie in vielen Feldzügen treue Verbündete waren. Wenn Deutschland und Großbritannien nach einer Entfremdung von mehr als 20 Jahren wieder zusammenkommen könnten, würde sich für beide eine neue Aera der Wohlfahrt eröffnen. Es wird niemals eine bessere Gelegenheit geben als jetzt, da alle Kraft und Energie dieses glänzenden Volkes in einer einzigen starken Hand zusammengefaßt sind. Wenn wir im Jahre 1935 diese bessere Stimmung zwischen diesen beiden Ländern zustande bringen können, dann wird das kom- mende Jahr eines der glücklichsten Jahre in der Geschichte der Menschheit werden.
Erneuerung des deutsch'schwedischen NerrechnuWsabkonrmens
Berlin. 28. Dezember.
Zwischen Vertretern der deutschen unv der schwedischen Regierung haben Verhandlun
gen über die Regelung des Zahlungsverkehrs nach dem mit dem 31. Dezember 1934 erfolgenden Ablauf des geltenden deutsch-schwedischen Zahlungsabkommens vom 28. 8. 1934 stattgefunden. Diese Verhandlungen haben jetzt ziem Abschluß von Vereinbarungen geführt. die im wesentlichen eine Verlängerung des bisher geltenden Zustandes zum Inhalt haben.
NmWI I.M. Zk-M-RnM»
Berlin. 28. Dezember.
Wie wir von zuständiger Seite erfahren, hat man nach eingehender Prüfung aller in Frage kommender Umstände beschlossen, den Luftschiffhafen von Friedrichshasen nach dem im Bau befindlichen Rhein-Main-Flugplatz in unmittelbarer Nähe von Frankfurt a. Main zu verlegen.
Die erforderlichen Anlagen werden in kaum mehr als einem Jahr fertig sein, so daß mit Beginn der „Zeppelin-Saison" des Jahres 1936 der gesamte Luftschiff-Verkehr von dem verkehrstechnisch günstiger gelegenen Rhein-Main-Gebiet aus sich abwickeln wird. Natürlich bleibt die Werft zum Bau weiterer Luftschiffe in Friedrichshasen bestehen.
lieber die Gründe und die Zukunftsaussichten dieses bedeutsamen Entschlusses gewährte Dr. Eckener einem Pressevertreter eine ausführliche fernmündliche Unterredung, in der er u. a. sagte: Der Luftschiffbau Zeppelin habe sich schon teil langem mit dem Gedanken getragen, seinen Luftschifshafen wegen der ungünstigen räumlichen und meteorologischen Verhältnisse eine neue Heimat zu schassen, die geographisch gesehen gleichzeitig auch zentraler als Fried- richshasen liege. Die in Friedrichs- Hafen vorhandenen Hallen würden z u m Bau neuer Luftschiffe gebraucht. Es sei damit zu rechnen, daß nach der Bildung der von uns und den Amerikanern geplanten Nordtransatlantischen Verkehrs - Gesellschaft drei bis vier neue Luftschiffe für einen regelmäßigen Reise- und Postbetrieb zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gebaut werden müßten. Das Luftschiff „LZ. 129", das seiner Vollendung entgegengehe, solle ja zusammen mit dem .Grasen" ausschließlich dem Verkehr mit Südamerika Vorbehalten bleiben, und nur noch so lange Amerikafahrten machen, bis die neue Halle in Rio de Janeiro fertiggestellt sei. Ebenso sei von den Holländern ein Auftrag für den Ausbau ihres überseeischen Luftverkehrs zu erhoffen. Friedrichs Hafen seials Werst groß genug, als Luftschiff- hafen aber zu klein.
Mit der Anlage des Großflugplatzes Rhein- Main bei Frankfurt a. Main, wo sich künftig die großen Reichsautobahuen Nord-Süd und West-Ost kreuzen würden, sei die ideale Lösung des Problems gesunden gewesen. Auch sei nicht zu vergessen, daß Friedrichshafen 400 Meter über dem Meeresspiegel liege, während die Rheinebene um 300 Meter tiefer gelegen sei. Das bedeute für ein Luftschiff einen Mehrauftrieb von mehreren Tonnen. Auch rein klimatisch sei die Gegend bei Frankfurt dem Bodenseegebiet vorzuziehen. Außerdem sei eS für die holländischen, skandinavischen. englischen und anderen internationalen Fahrgäste ungleich bequemer, wenn der Startplatz der Lustschisse in Frankfurt statt in Friedrichshafen liege. „Wir können uns", so schloß Dr. Eckener, „zu dem neuen Luftschifshafen nur beglückwünschen, denn er ist der beste, den man in Deutschland finden konnte".
Württemberg
LmMerksmelsstr und Kausleute!
Stuttgart. 28. Dezember.
Am 3. und 4. Januar 1935 findet in Stuttgart eine Führer-Tagung sämtlicher Führer und Führerinnen des Gebietes 20 bzw. des Obergaues 2V der Hitler- Jugend statt. Diese Tagung ist für die gesamte Arbeit der HI. für das ganze Jahr richtunggebend.
Die RS.-Hago-Gauamtsleitung bittet di« Handwerksmeister und Kaufleute, HJ.-FÜH- rer, die bei ihnen beschäftigt sind, seien es Lehrlinge oder Angestellte, für diese Tage sreizugeben.
Gauleitung. Amt für RS.-Hago
Gau Württemberg-Höhenzollern.
Kind tödlich MerWren
Böblingen, 28. Dez. Donnerstag nachmittag ereignete sich aus der Dagersheimer Eisenbahubrücke ein schwerer Verkehrsunfall, dem ein Kind zum Opfer fiel. Eine an- gehende Kindergärtnerin wollte drei ihr anvertrauten Kindern von der Brücke aus den Eisenbahnverkehr zeigen. Plötzlich rannte eines der Kinder, ein zweieinhalb Jahre alter Junge, über die Straße, wurde von einem eben vorbeisahrenden Lastwagen ersaßt und zu Boden geschleudert. Der Knabe erlitt so schwere Verletzungen, daß er kurz darauf starb. Der Führer des Lastwagens, der durch Sichtbehinderung das Kind erst spät bemerkte, bremste so stark, daß sich der Lastwagen quer über die Brücke stellte.
Wiederholte Brandstiftung
Trugenhofen. OA. Neresheim. 28. Dez. In der Nacht zum Donnerstag brach m dem inwesen des Bauern Leonhard Baur ein Brand aus, dem die vor wenigen Jahren an das Wohngebäude angebaute Scheuer mit Stall zum Opfer fiel. Der Schaden ist bedeutend. Es ist dies innerhalb Jahresfrist der zweite Brand in dem Anwesen des Baur. denn im Februar ds. Js. brannte eine bei Trugenhofen stehende Feldscheuer mit Frucht und landwirtschaftlichen Maschinen nieder. Auch in diesem Fall erlitt der Brandgeschädigte großen Schaden. In allen Fällen liegt vermutlich vorsätzliche Brandstiftung vor und es ist zu verstehen, daß in dem sonst ruhigen Dorf große Erregung herrscht.
' Ludwigsbnrq. 28. Dez. (Lokomotiv- iührer Hvsler gestorbpn.) Donnerstag nacht ist der verheiratete, 55 Jahre alte Lokomotivführer Karl Höfler aus Stammheim im Kreiskrankenhaus Ludwigsburg den schweren Verletzungen, die er am Montag bei dem Zugzusammenstoß in K o r n w e st h e i m erlitten hatte, erlegen. Höfler war der Führer der elektrischen Lokomotive des Personenzuges Kornwesthcim—- Untertürkheim. Tie übrigen Verletzten befinden sich aus dem Weg der Besserung.
M eigenes Kind getötet
Ravensburg. 28. Dezember. Am Mittwochbormittag hat eine hier wohnhafte Frau, vermutlich in einem Aufall von Schwermut, ihr UA Jahre altes Kind durch Halsschnitte getötet und sich selbst erhebliche Schnittwunden beigebracht, die ihre sofortige Einlieserung in das Krankenhaus erforderlich machten. Lebensgefahr besteht nicht. Die Untersuchung ist eingcleitet.
Hn»r6nuns «ies t^linillek'pi'älidentsn sn keköi'öen und öesmte
Wir haben schon wiederholt darauf hm- gewiesen, daß an Stelle des ..Staatsanzeigers" im „Stuttgarter NS.-Kurier". dem Gauorgan der NSDAP., vom 1. Januar ab eine amtliche Beilage. „Regierungsanzeiger für Württemberg", erscheint. Ministerpräsident Mergenthaler erläßt aus diesem Anlaß im Namen des Staatsministeriums eine Bekanntmachung, in der es u. a. heißt:
Sämtliche Behörden des Staats, der Kreise und Gemeinden sowie aller sonstigen öffentlich-rechtlichen Körperschaften und Anstalten sind verpflichtet, an Stelle des ..Staatsanzeigers" künftig ab 1. Januar 1935 den „NS.-Kurier" zu halten, desgleichen alle amtlichen und halbamtlichen Bekanntmachungen sowie die amtlichen Veröffentlichungen für den Anzeigenteil im selben Umfang, wie bisher dem ..Staatsanzeiger", vom 1. Januar 1935 ab dem „Stuttgarter „NS.- Kurier" zuzuleiten.
Die Anschrist für alle, den Regierungsanzeiger betreffenden Einsendungen lautet ab 1. Januar 1935 bis auf weiteres: NS.- Kurier-Verlag, Abteilung Regierungs- anzeiger, Stuttgart. Königstraße 42. Einsendungen je sür die nächste Nummer des Regie-, rungsanzeigers für Württemberg müffch spätestens am Tage vorher bis nachmittags 4 Uhr eingeliefert sein.
Beim Einsteigen tödlich verunglück
Bad Mergentheim, 28. Dezember.
In Bad Biergentheim ist der Eisenbahnoberschaffner Bernhard Gabel aus Stuttgart beim Einsteigen in den Zug tödlich verunglückt. Ueber die näheren Umstände des Unglücks ist noch nichts bekannt.
Vachingen a. d. Fildern. 28. Dezember. (Zwei Todesopfer.) Tie Diphtherieepidemie. die seit einiger Zeit hier herrscht, hat unter den Kindern in der letzten Zeit bedauerlicherweise wieder zwei Todesopfer gefordert, so daß sich ihre Zahl auf sechs erhöht. Es besteht Hoffnung, daß die Epidemie nachläßt.
Langenargen, 28. Dez. (Zwischen de» Näder n.) Das vierjährige Söhnchen eines hier wohnhaften Maurers wurde vo» einem Kraftwagen erfaßt und überfahren. Das Kind hatte jedoch das Glück, zwischen die Räder zu liegen zu kommen, so daß es nur eine Verletzung am Kopf und einige Schürfungen erlitt.
Am Donnerstag bemerkte der 20jährige Eugen Gauch von Degmarn, OA. Neckarsulm, den V-S- Uhr-Zug nicht. Es wurde ihm der rechte Arm abgefahren. Auch erlitt er eine Verletzung an der Wirbelsäule.
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Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler hat beim 11. lebenden Kind des Landwirts August Schiferle von Kerkingen, OA. Neresheim, die Ehrenpatenschaft übernommen.
Die Asche des am 8. September in Berlin verstorbenen Ministerialrats und MajorS a. D. Hans Drück wurde am Donnerstag mittag auf dem Ulm er Friedhof beigesetzt.
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Auch das obere Echaztal hat wieder seinen Ehristbaum wie im vorigen Jahr. Aus einem vorspringenden Felsen hat der Pächter der Wirtschaft zum Forsthaus beim Lichtenstein einen mächtigen Christbaum ausgestellt.
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1.
Die Bremsen eines Autos schrien mit kreischendem Mißton aus.
Erschrocken fuhren die zwei Fußgänger zu- rück, und Brigitte klammerte stch sür Sekunden fest an Roberts Arm. Dicht vor ihnen hielt der Wagen, aus dem sich mit wütendein Gesicht der Chauffeur beugte, der um beleidigende Ausdrücke nicht verlegen war.
Robert wollte ausfahren. doch Brigitte hielt ihn zurück.
„SM. Robby! Der Mann hat ja recht. Wir haben wieder mal nicht ausgepaßt und die Lichtfignale übersehen."
Da standen sie an einem Bordstein wie zwei Ausgestoßene und blickten auf den regen- feuchten, glitzernden Asphalt des Kurfürsten» damms. Vor ihnen rauschten mit leisem Surren elegante Autos vorüber, an ihnen vorbei flog wie ein Filmband der lärmende Verkehr dieser frühen Abendstunde. Der Schwarm der Menschen hastete auf den Bürgersteigen entlang, Gesprächsfetzen trafen ihr Ohr, fremde Idiome erklangen, und alle Gesichter waren überspielt von dem Widerschein einer jagenden Lichtreklame. Don den noch kahlen Aesten der Bäume sielen Regentropfen. Die Luft dieses Märzlages war mit Feuchtigkeit gesättigt. Es atmete sich schwer.
Robert wurde unruhig. Er ertrug nicht länger den Lärm und das Lichterspiel. Mit
einem Ruck steckte er die Hände in die Taschen des Mantels, dem man selbst bei dieser Beleuchtung ansah. wie abgetragen er war. Daksn trat er von einem Fuß auf den andern, musterte aufdringlich eine pelzbekleidete Dame, und es klang, als unterdrücke er mühsam einen Fluch.
„Wollen wir nun nicht endlich weiter- gehen?" fragte er schroff.
„Nicht nervös werden. Robby!" mahnte die vernünftige Brigitte. „Laß dich doch nicht an unfern Grundsatz erinnern: Kopf hoch. Robby!"
„Entschuldige, Gitta! Du hast recht, ich bin ein völlig unbeherrschter Mensch. Aber ist es- denn ein Wunder, wenn ich vollkommen zermürbt bin, wenn ich sehe, daß niemand mich braucht, daß ich überflüssig bin! . . . Und auch noch Projekte hat dieser Mensch, die in die Millionen gehen!"
„Robby, ich weiß bestimmt, daß du deine Pläne eines Tages aussühren wirst."
Robert sah nachdenklich vor sich hin. Ans einmal hörte er nichts mehr von dem Brausen des Verkehrs, in dessen Brandung sie standen. Er sah stch an einem langen Tisch stehen, auf dem Pläne ansgearbeitet lagen. SiedlunaZPläne für eine Stadt, die weit aufgelockert im Grünen liegen sollte. Er sah sich arbeiten wie ein Pferd, unaufhörlich. Tag und Nacht. Er sah im Geist, wie er über die Baustellen ging, wie er die Arbeiter an- senerte. er sah. wie seine Stadt aus dem Boden wuchs.
Brigitte stieß ihn an.
„Träume nicht. Robby! . . . Jetzt bringst du mich noch bis znn. Zoo. und dann versprichst du mir. schleunigst nach Hause zu fahren und zu arbeiten."
Robert nickte und drückte Brigitte? Hand. Sie überquerten den Fahrdamm, schlenderten
langsam Arm in Arm die Joachimsthaler Straße hinunter und kamen znm Bahnhot Zoo. Und dann warteten sie wieder an der Haltestelle des Autobusses.
Warten! Und Geduld haben! Diese beiden Begriffe waren die wichtigsten in ihrem Dasein. seitdem das gleiche Schicksal sie ereilte, wie Millionen andere.
„Don Bürger keine Nachricht!" sagte Robert. „Vorgestern nicht, gestern nicht und heute auch nicht. Es ist zum Verrücktwerden! Ich warte nicht länger. Wenn morgen keine Nachricht da ist, fahre ich nach Wannice hinaus und überfalle den gewaltigen Fahren- kainp in seiner Höhle."
„Ob d» nicht doch besser noch einen Tag wartest. Robby? Du kennst w die Empfindlichkeit der Geldleute. Und wenn Bürger dir sagte, daß Fahrentainp sich sür dein Projekt interessiert ..."
„Dann hat Fahrenkamp das in einer Laune i gesagt, die am nächsten Tag schon nichts mehr zu bedeuten har."
„Das glaube ich nicht. Du kannst doch nicht verlangen, daß Fahrentanip sich von einem Tag zum andern entscheidet."
„Von einem Tag zu», andern? Er hat meine Pläne doch schon einen Monat! Einen Monat. Gitta! In dreier Zeit kann ein Mensch verhungern!"
Brigitte nahm seine Hand und lächelte.
„Geduld, Robby. Eines Morgens liegt ein Brief da und dann kvmmst du zu mir ge- > rannt, Rvbby. und dann geht die wirkliche Arbeit los . .
„Hör aus. Gitta! Daran wage ich gar nicht mehr zu denken . . . Und — wenn er ablehnt. der Fahrenkamp?"
„Er lehnt nicht ab. Robby. Du mußt so scharf daran denken, daß FcchrenkamP angenommen hat, daß ..."
„Daß der Sturz in den Abgrund um so schlimmer ist. wenn er niiii doch ablehnt."
Brigitte wandte sich ab. Tie Hoffnungslosigkeit ihrer Lage kam ihr mit aller Deutlichkeit znm Bewußtsein. Sie hatte Mühe, die Tränen zurückznhalten. die Robert nicht sehM durfte. Er würde sonst vollständig ziisainmen- brechen.
„Da kommt dein Autobus. Robby!" ries sie. froh, der schlimmen Situation entronnen zu sein. „Versprich nur. nichts Unüberlegtes zu tun. Und sei morgen pünktlich!"
„Nichts Unüberlegtes, du vernünftige Brigitte? Um dich brauche ich allerdings keine Lwrge zu haben. Du wirst niemals einen Finger breit abweichen von den harten Wegen der Tugend und der Verminst."
„Bist du dessen so sicher?" fragte sie mir einem Lächeln, aber mit einem Blick, der ihm nicht gcsicl.
„Ich weiß das bestimmt, Gitta . . . Alm los, der Autobus wartet nicht. Ans Wiedersehen morgen!"
Ein flüchtiger Kuß streifte ihre Wange. Robert sprang mit einem Satz auf das Trittbrett des fahrenden Autobusses, wandte sich, um, rvinrte noch einmal, dann kletterte er^ die schmale Treppe hinaus.
Ter Wagen bog um die Ecke. Brigitte war nicht mehr zu sehen.
2 .
Robert Nandolph liebte es. von den oberen Regionen des Autobusses die fiebernde Weli- stadt zu betrachten. Er setzte stch möglichst weit nach vorn, um einen freien Ausblick zu haben. Dort saß er nicht eingekeilt zwischen Menschen; er brauchte dort nicht seinen Ge- danken, die von Tag zu Tag quälender wurden, nachzuhängen, hier wurde er abgelenkt., in jeder Sekunde gab es etwas anderes M scheu.
Ksrtsetn« folgt)