Nr. 300
Donnerstag, 27. Dezember 1934
108. Jahrgang
esellscliakler
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„Ws i«mr IMe Weihnacht feiern, ist Heimat in ihnen!'
Die Weihnachtsansprache des Stellvertreters des Führers Rudolf Heß
Der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß hielt wie im vergangenen Jahr auch am diesjährigen Weihnachtsabend eine Weihnachtsansprache, die insbesondere den auslandsdeutschen Volksgenossen galt.
Er betonte einleitend, daß es für ihn das schönste Geschenk sei, die Herzen des deutschen Vaterlandes verbinden zu dürfen mit den Herzen all derer, die auf deutscher Erde das deutscheste all unserer Feste feiern können. „Ich möchte glauben/ so sagte er. ..daß es für viele unserer Volksgenossen ebenso die schönste Weihnachtssreude ist. sich in diesem Augenblick mit den Deutschen im Reich, mit der Heimat verbunden zu fühlen. Für uns Deutsche umschließt dieser Heilige Abend Heimat und Gott. So viel Heimat. Friede und Heimatliebe gehört zur deutschen Weihnacht, daß wir alle dieses Fest wahrhaft glücklich nur in der Heimat erleben. Wo zur Heimat Deutschland fehlt, da ist Wehmut und Sehnsucht nach ihm stärker als Jubel und Festfreude.
Wo aber immer auf der Welt Deutsche Weihnacht feiern, da ist Heimat in ihnen: Ihres Volkstumes Wesen wird ihnen bewußt und es ist ihr höchstes Glück, als Deutsche deutsche Weihnachten zu feiern."
Dann gab der Stellvertreter des Führers in großen Zügen den Ausländsdeutschen ein Bild dieser Heimat. In einigen Ziffern um- riß er die Erfolge des Winterhilfswerkes, des Autobahnbaues, der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der Maßnahmen zur Hebung der Volksgesundheit und der Geburtenziffer und schilderte die schönen Erfolge der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude.
In einem Gesamtbild übermittelte er den Ausländsdeutschen den Eindruck, den die Heimat aus sie machen würde. „Ich wünschte nur", sagte Rudolf Heß, „daß alle Deutschen draußen das neue Deutschland sehen könnten im Sonntag und Alltag. Im Kleid der Bewegung, die Deutschlands Rettung wurde, marschieren die Formationen des Wiederaufbaues im gleichen Schritt des gleichen Willens über die Straßen der Großstadt, über die Anger und Dörfer. Bauer und Arbeiter, Student und Handwerker, sie arbeiten, den Spaten in der Hand, im Arbeitsdienst, um deutsches Neuland zu schaffen und als Werkzeuge eines neuen Willens der Erde neue Kräfte abzuringen. Kräfte, die wirksam wurden in einem kommenden Geschlecht. In ihren Lagern entwickeln die Mädchen der kommenden Generation sich zu einem neuen Typ der deutschen Frau und Mutter,, der einem zarten Gretchen so weltenfern ist wie dem mondänen Ideal des Zwischenreiches. Und wie die Jungen im Arbeitsdienst, die Mädel in ihren Lagern, so wird der Arbeiter. so wird der junge und der alte Bauer von einem neuen Idealismus erfaßt, der sich gründet auf das Bewußtsein der Rechte und Pflichten, die jeder als gleichwertiger Teil des Ganzen für das neue deutsche Volkstum hat. Was dieses neue Volkstum ist und will und was den Erwachsenen durch Dienst und Schulung ins Bewußtsein gehämmert wird, das nimmt das junge Volk im Hitlerreich unbewußt in sich auf als ein selbstverständliches Vermächtnis, das ihr eine Generation hinterläßt, der eine schwere Zeit es ge- lehrt hat. ein Volk zu sein.
Am Widerhall, den der neue Idealismus in den Herzen der Jugend gefunden hat, kann die Welt lernen, daß der Nationalsozialismus nicht schlechthin die politische Macht in Deutschland erobert hat, sondern daß der Führer die Herzen gewann. Kein Sieg der Waffen kann so groß sein, wie ihn der Führer errang, als er das werdende Deutschland für den Nationalsozialismus erkämpfte."
Rudolf Heß rief den Ausländsdeutschen zu, sie könnten auf ihr Vaterland stolz sein. „Und ich weiß, stolz seid ihr, denn noch nie ist ein Volk aus so tiefem Sturz in so kurzer Zeit zu dem gemacht worden, was es heute ist."
Heute weiß es die Welt und maßgebende Politiker anderer Völker haben es anerkannt, daß esdemFührerzuverdan- ken ist, wenn im letzten Jahr der europäische Friede bewahrt wurde, als er mehrfach schwer bedroht war. Als wirklicher Staatsmann hat sich der Führer auch in seinem Verhalten Frankreich gegenüber gezeigt, bei seinen ehrlichen Bemühungen, zur Entspannung des deutsch-französischen Verhältnisses beizu tragen. Unter einem Kanzler des Friedens ist es leicht, eine Rede in die Weihnacht, in die Nacht des Friedens zu halten.
Namens der Heimat dankte Rudolf Heß unseren auslandsdeutschen Volksgenossen für ihre Opfer und ihre Leistungen, die dem Wohle der Heimat gedient haben.
Wir vergessen euch nicht, was jene opferten, die sich frühzeitig zum neuen Deutschland bekannten. Und in tiefstem Mitgefühl gedenken wir der furchtbaren Leiden, welche die Deutschbewußten in Oesterreich tragen. In der Weihnacht sind unsere Herzen mehr denn je bei ihnen."
Die deutsche Frau und Mutter im Aus- land kann versichert sein, daß die Heimat besonders zu schätzen weiß, wie wertvoll ihre Arbeit an ihren Kindern für die große Ge-
meinicyasi auer Leuiicyen yi. L)urcy oie Auslandsorganisation der nationalsozialisti- ichen Bewegung, die das Bindeglied Deutsch, lands mit den Deutschen draußen ist. kennen wir die Beweise der Liebe und Treue der Ausländsdeutschen zur Heimat und wir kennen auch die Größe der Opsergaben für das Winterhilfswerk und für andere Werke des nationalen deutschen Sozialismus. Die Heimat ist stolz auf ihre Ausländsdeutschen.
Rudolf Heß schloß seine Ansprache: „Wir können dieser Stunde der Gemeinschaft der Deutschen auf der Welt keinen anderen Abschluß geben, als daß wir unsere Gedanken dem Manne zuwenden, den das Schicksal be- stimmt hat. Schöpfer eines neuen deutschen Volkes zu sein, eines Volkes der Ehre. Das Geschenk, das wir Deutschen auf der Welt Adolf Hitler erneut zur Weihnacht bringen, ist: Vertrauen. Wir legen ihm vorü neuem unser Schicksal in die Hände als Tank und Gelöbnis zugleich. Wir wissen, wenn abermals Weihnacht ist in Deutschland, können wir wiederum stolz, glücklich und dankbar sein, ihn zum Führer zu haben. Ihm werden wir danken, daß die Kinder eines friedlichen Deutschlands auch dann in Frieden singen werden von einer stillen, heiligen Nacht/
Reichswehr - McherWffeniriigerderRatisll!
Unterredung des Reichswehrministers mit dem amerikanischen
Journalisten Lochner
Berlin, 26. Dezember.
Der Berliner Ghefkorrespondent der „Associated Preß", P. Lochner, hatte eine Unterredung mit dem Reichswehrminister Generaloberst v. Blomberg, über die er u. a. berichtet:
Auf meine erste Frage über die deutsche Rüstungslage erklärte Generaloberst von Blomberg: „Zu einer solchen Auskunft bin ich natürlich nicht befugt. Eine Antwort aus diese rein politische Frage kann ich Jhneü als Fachminister nicht geben. Das liegt allein in der Hand des Führers und Reichs- kanzlers."
„Darf ich Ihnen ein Paar an mich aus Neuyork gedrahteten Fragen vorlesen?"
General von Blomberg nickte mit dem Kopse.
Ich zog wahllos hervor: Jene Nachricht von der angeblichen Fabrikation eines neuen tödlichen Giftgases in Mißburg (Bayern) (?); die Mutmaßung des Sonderausschusses des amerikanischen Senats, daß Militärflugzeuge im geheimen von Amerika nach Deutschland geschmuggelt werden; Lammot Duponts Behauptung, Deutschland fabriziere große Mengen hochexplosiver Spreng- stoffe entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrages.
Ein amüsiertes Lächeln umspielte die Lippen des Ministers. „Wißen Sie", meinte er. „wir lesen täglich so viele absurde Behauptungen über unsere militärischen Angelegenheiten. daß wir es uns versagt haben, auch nur den Versuch zu machten, den offensichtlichen Unsinn, der den meisten dieser Behauptungen zugrunde liegt, zu dementieren."
Ich erlaubte mir eine weitere Frage: „Wie steht es mit der SA. und SS.?" kragte ich. „Im Ausland herrscht die Meinung vor diese seien fsu dem „potentiell de guerre" zu rechnen."
„Seit den Ereignissen des 30. Juni hat alle Soldatenspielerei in der SN. aufge- hört", entgegnete der Minister. „Es ist der feste Wille und ausdrückliche Befehl des Führers. daß die Reichswehr — und sie allein — der Waffenträger der Nation sein soll. Der neue Chef des Stabes der SA.. Lutze, findet sich hierin in voller Uebereinstimmung mit dieser Austastung."
Auf meine weitere Frage, ob die Regierung bald beabsichtige, die allgemeine Wehr- vflicht der Vorkriegszeit wieder einzuführen.
erwiderte der Minister, nachdem er sich die Antwort genau überlegt hatte:
„Zunächst ein Wort über unsere Reichswehr mit ihrer langen Dienstzeit. Sie werden mich nicht für unbescheiden halten, wenn ich behaupte, daß wir wirklich stolz sein ; können auf das Verteidigungsinstrument, ' das sich aus unserem kleinen Berufsheer entwickelt hat. Indem ich mich für die allgemeine Wehrpflicht ausspreche, wünsche ich keineswegs etwas gegen die Leistung des bisherigen Berufsheeres zu sagen. Im Gegenteil. Wenn Deutschland auch nur au Eroberungen oder sogar an Krieg dächte, so erkläre ich als Fachmann Ihnen offen, daß eine Armee, die sich aus Berufssoldaten mit : langjähriger Dienstverpslichtung zusammen» i setzt, für diese Zwecke bester ist, als ein Heer von kurz dienenden Militärpflichtigen. Aus i technischem Gebiet schreitet die Entwicklung ! so rasch in diesem Maschinenzeitalter fort, daß eine kleinere Anzahl von Männern, die jedoch durch viele Jahre hindurch ausgebil- ^ det worden ist. bester ist, als eine große l Maste von nur kurz Ausgebildeten. Un- , sere deutsche Auffassung über das Militär ist jedoch eine ganz andere. Wir sehen in ihm nicht ein Instrument des Angriffes und der Eroberung, sondern eine hohe Schule zur Bildung des Charakters. Alles jenes, wofür sich der Nationalsozialismus einsetzt — der Geist der Einigkeit, des Gehorsams, der Disziplin, des Zusammenwirkens, der Kameradschaft, alles dies ist und war stets ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Wehrmacht. Wir wünschen, daß jeder diensttaugliche Deutsche diese Schule für die Entwicklung des Charakters durchmache/
„Wie steht es aber mit der SA., der SS. und dem Arbeitsdienst? fragte ich. Sollen diese nicht Schulen zur Bildung des Charakters sein?"
„Das sind sie zweifellos", antwortete der Minister lebhaft. „Diese drei Organisationen der nationalsozialistischen Bewegung werden natürlich das hauptsächliche Reservoir bilden, aus welchem die Wehrmacht sich ergänzen kann. Jede dieser Organisationen hat ihre spezielle Funktion, die außerhalb der des Waffenträgers liegt. Sie werden unsere Arbeit insofern erleichtern. als ihre Angehörigen bereits gewohnt sein werden, Gehorsam. Disziplin, Ordnung und Kameradschaft zu pflegen. Soldaten aber find sie erst dann, wenn sie
im Heer ausgebildet sind. Der Dienst iü der Wehrmacht des Volkes wird alle Unters schiede ausgleichen. die heute zwischen diesen Organisationen bestehen."
Zum Schluß drückte ich dem Minister meinen Glückwunsch zu seiner Wiedergenesung aus. Der Minister entgegnete: „Vielen Dank. Wie Sie sehen bin ich wieder gänzlich hergestellt. Als jedoch während meiner Krankheit unser Führer mich zweimal besuchte, wurde ich natürlich totgesagt von jenen Herrschaften, die immer einen sechsten Sinn zu haben scheinen. Manche meinten, mein Ende sei kurz bevorstehend, was schon dadurch bewiesen sei, daß Adolf Hitler mir eine Art Abschiedsbesuch gemacht habe. Manche wieder wußten genau, daß ich demnächst demissionieren werde und daß die Besuche des Reichskanzlers den Zweck hatten, mit mir die Modalitäten zu vereinbaren. Wie Sie jedoch sehen, bin ich wieder wie üblich an meinem Arbeitstisch."
Frankreich verlängert die RilitSr-Iienftrett
London, 26. Dezember.
Aus Paris berichtet der französische Mitarbeiter des „Daily Telegraph", daß Sir John Simo n am 22. Dezember bei seinem Zusammentreffen mit Ministerpräsident Fl and in und Außenminister Ladal die französischen Staatsmänner zu einem baldigen Besuche in London singe! «den habe. Der Korrespondent sagt, beide würden der Einladung gern Folge leisten, doch sei man in französischen Kreisen der Ansicht, daß vor dieser Reise die Saarabstimmung erledigt sein müsse. Voraussichtlich würden zu diesem Zeitpunkte auch die französisch-italienischen Verhandlungen so weit gediehen sein, daß sie nicht mehr so viel von Lavals Zeit in Anspruch nähmen. Natürlich werde diese kommende Aussprache zwischen Flandin, Laval und den britischen Ministern von den Fragen des Augenblicks beherrscht sein. Alles deute aber darauf hin, daß die Frage der Abrüstungskonferenz wieder aufgeworfen werden würde.
Der Korrespondent fügt hinzu, entgegen allen amtlichen Ableugnungen seien die Vorbereitungen zu einerVerlängerungderMilitär» dienstzeitinFrankreichvomnsich- sten Frühjahr ab in vollem Gange.
Potemkin ln Varls beglaubigt
Der neue Sowjetbotschafter bei Lebru« Paris, 26. Dezember.
Ter Präsident der Republik, Lebrun, hat Montagnachmittag den neuen sowjetrussischen Botschafter Potemkin zur Ueberreichung seines BeglaubigungSschrei- bens mit dem üblichen Zeremoniell empfangen. Bei der Ueberreichung des Beglaubigungsschreibens erklärte der Botschafter u. a.. daß er die herzlichen Wünsche des Zentral- vollzugsausschustes für das Wohlergehen Frankreichs und seines Präsidenten überbringe. Er sei besonders glücklich, daß sich seine Tätigkeit als Botschafter in einer Atmosphäre des Vertrauens entfalten dürfe, die durch die kürzlich? Unterzeichnung zweier wichtiger Abkommen gekennzeichnet werde, die sich auf die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder bezögen.
Iks Wrttt WkihllMsseitt
„Ministerpräsident Göring hat mit dem
Weihnachtsmann gesprochen"
xir. München, 26. Dezember.
Wie alljährlich, so verbrachte auch in diesem. Jahre der Führer einige Zeit des Weihnachtsabends mit mehr als tausend der ältesten Münchener SA^ und SS.-Männer, die Adolf Hitler zu einem gemeinsamen Mittagesten eingeladen hatte. An die Kameraden der Kampfzeit, die sich in dem von Obergruppenführer Brückner und Gauleiter Adolf Wagner weihnachtlich geschmückten.Saal zusammengefunden hatten»