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Der SeseAsckattcr
Donnerstag, Sen 8. Dezember IM
Mitmachtsemkäuse nickt beim SckwarMn-ler tätige«!
Berlin, 4. Dez. Verschiedene Jndustrie- und Handelskammern haben an die Betriebssichrer und Gefolgschaften, wie überhaupt an die Öffentlichkeit anläßlich des Weihnachtsfestes einen Appell gerichtet, der weitgehende Beachtung verdient. Es wird auf die verschiedenen ministeriellen Erlasse verwiesen, wonach der Vertrieb von Waren an Beamte und Angestellte von Behörden und gewerblichen Betrieben unter Ausschaltung des Einzelhandels verboten ist. Daran wird der Wunsch geknüpft, Weihnachtseinkäufe beim Einzelhändler und nicht beim Schwarzhändler zu tätigen. Es liege im Interesse der Volksgemeinschaft, den Schwarzhandel zu unterbinden und dazu bei- zutragcn, daß die Weihnachtseinkäufe im re- -gulären Einzelhandelsgeschäft getätigt werden.
Allgemeine ArbeitsdjenWlickt ln Ginn
Schanghai, 4. Dezember.
Zur Beschleunigung der Wiederansbauarbeit in China hat Marschall Tschiangkaischeck in einem längeren Rundschreiben an die Gouverneure von 16 Provinzen mit Ausnahme der Provinzen Kwangtung, Kwangsi, Kweitschau und Szetschuan die Einführung der allge - meinen Arbeitsdienst Pflicht angeordnet. Die Pläne für die Wiederaufbauarbeiten, die Bewässerungsanlagen, Straßenbau und Aufforstung müssen innerhalb einer bestimmten Frist beim Hauptquartier des Marschalls in Nantschang eingereicht werden. Die Heranziehung der Bevölkerung zur Arbeit soll unter Rücksichtnahme auf wirtschaftliche Bedürfnisse turnusmäßig erfolgen. Tie Umgehung der Verordnung durch Gestellung von Ersatzleuten ist verboten. Beamte, die sich bei Durchführung der Arbeitsdienstpflicht Nachlässigkeiten zuschulden kommen lassen, sollen streng bestraft werden. Der Marschall hat außerdem befohlen, daß jede Division des chinesischen Heeres monatlich 30 Kilometer Straßen bauen muß.
Wie aus Nanking gemeldet wird, sprach der von einer Europareise zurückgekehrte Vizepräsident des Gesetzgebenden Reichsamtes, Dantschang, in einer Rede über die Lage in Europa. Die fortgesetzten Rüstungen veran- laßten zu pessimistischen Betrachtungen. Japan werde dadurch Gelegenheit zur Fortsetzung seiner imperialistischen Politik gegeben. Für China sei Einigkeit und der Wille zum Wiederaufbau notwendig. Auf seiner Reise durch Deutschland habe er den Eindruck gewonnen, daßdasdeutscheVolkinunerschüt- :erlich er Einigkeit unbedingtes Vertrauen zum Führer habe. Der Gei st der Hingabe un d die Einigkeit des deutschen Volkes sollten «in gutes Beispiel für das chine- sischeVolksein.
Die Geschichte vom MertruvvMrer Willibald
Eine heitere Erzählung aus dem Arbeitsdienst
Er hieß Willibald Bählmann und war ein braver Arbeitsdienstmann, irgendwo in einem Lager unseres schönen Schwabenlandes. Er war gerade zwei Wochen den Rockschößen der Mutter entwöhnt und manches aus dem Leben und Treiben der grauen Werksoldaren kam ihm verflucht spanisch vor. Das um so mehr, als man nicht behaupten kann, daß unser Willibald das Pulver erfunden hat. Aber, wer will mit dem Schicksal rechten? Viele andere unserer Zeitgenos-
! sen sind bei der Teilung der Geistesgüter auch . nicht besonders gut weggekommen und trvtz- j dem sind sie ehrenwerte und nützliche Glie- j der des menschlichen Panoptikums geworden, l Diese kurze Charakteristik unseres Freun- ! des Bählmann ist nötig, um nachstehende ! Geschichte verstehen zu können. Diese Geschichte fing damit an, daß ein Truppführer auf einer größeren Drainagemaßnahme eines Morgens beim Vesper seine Stirne in Falten legte und mit dem ernstesten Gesicht der Welt den staunenden Arbeitskameraden mitteilte, daß man zur Weiterarbeit unbedingt einen Höhenwinkel, einen ..Augenmaßständer" und eine „Kurvenschnur" brauchen würde. Aha! Tie meisten Kameraden begannen mit den Augen zu zwinkern und sich gegenseitig anzustoßen. Nur unser Willibald blieb todernst, was naturgemäß zur Folge hatte, daß der Baustellenleiter sofort AM. Bählmann beauftragte. die fehlenden Gegenstände im nahel'egenden Lager zu holen
Voll Pflichteifer machte sich Willibald aus die Socken, um schon nach einer kurzen Zeit unter großem Gekeuche und Geprüfte aui dem Arbeitsplatz zu erscheinen, vollbepackt mit abenteuerlich aussehenden Holzungetümen.
Bevor jedoch diese komischen Apparate aui dem Arbeitsplatz in „Tätigkeit" gesetzt nun- den, wurde in der Vesperpause der eigentliche Ulk inszeniert. Die Mannschaft versammelte sich an der Bauhütte und jeder bemühte sich, ein möglichst ernstes und feierliches Gesicht aufzusetzen. Ein Kamerad besteigt einen umgestülpten Schubkarren und verkündet mit lauter Stimme, daß der Ar- beitsmaim Bählmann, auf Grund einer soeben eingegangenen Meldung aus Stuttgart zum „Untertrupvführer" befördert worden sei. Der Grund sei darin zu suchen, daß sich AM. Bählmann in den ersten 14 Tagen so tadellos benommen habe, daß diese Auszeichnung nicht mehr wie billig sei.
Ein geheucheltes Oho ging durch die Reihen der Kameraden. Keine zwei Minuten stand es an und der neugebackene „UntertrnPP- führer" hatte bereits die „vorgeschriebenen" Litzen am Spiegel angenäht.
Dem nicht eingeweihten Leser sei hier verraten, daß es im Arbeitsdienst der Dienstgrad eines Untertruppführers überhaupt nicht gibt und daß zudem eine Beförderung nach den ersten zwei Wochen Dienstzeit eim glatte Unmöglichkeit ist.
Um nun das Blaß voll zu machen und um unserem Willibald vollends aus den „Trappen" zu verhelfen, machte man chm vor, daß
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I jedem neueingetretenen Arbeitsmann „der i Verstand" gemessen werden müsse. Ter ! Höhenwinkel von vorhin mußte zu dieser Prozedur herhalten. Nun konnte natürlich
> niemand mehr das Grinsen Verhalten und ^ schallendes Gelächter schlug unserem Freund
entgegen, als er sich unter das Gerüst stellte und mit Latte und Schnur an seinem Kops herumhantieren ließ.
Es half alles nichts. Willibald Bählmann j merkte nichts. Im Gegenteil, als er nach ge- taner Arbeit die Abteilung antreten lassen j durfte und auf dem Heimweg in der ersten j Reihe mit dem Wimpel auf der Schulter i marschierte, da wurde er sich erst seiner Bedeutung als „Untertruppführer" bewußt, j Dieser Stolz steigerte sich, als er sich beim j Mittagessen zum Abteilungsführer setzen j durfte und von anderen Kameraden bedient ! wurde, als ob er die wichtigste Persönlichkeit ! des ganzen Standorts wäre.
> Nach dem Mittagessen wurde die Urkunde ! nochmals verlesen und gerührt dankte
SAluüMbeit m
„Untertruppsührer" Bählmann dem Abtei- lungsführer für die Bemühungen, die dieser seinethalben angestellt habe. Unter der Hand erkundigte sich Kamerad Bählmann, wie teuer ein Faß Bier sei, denn schließlich ! wollte er sich als „Untertruppführer" auch nicht von der schlechtesten Seite zeigen.
Der ganze Zauber dauerte noch den Nachmittag über. In der darauffolgenden Nacht ! entfernten geheimnisvolle Hände die weißen Litzen vom Arbeitsanzug und mit schwarzen j Fingern wurde auf die Stirn des schlafenden j Willibald geschrieben: Oh Untertruppführer!! ! Als sich dann Willibald am anderen Mor- ! gen aus der Falle wälzte und verwundert in den Spiegel schaute, da begann es bei ihm langsam zu dämmern! Und als schließlich das grelle Licht der Erkenntnis über ihn kam. da schallte es ihm auch schon aus allen Ecken und Enden entgegen: „Guten Moraen Unt.-r- truppführer!" ...
H. S p a n n a g el.
KSWferlsch sei«!
Schulunqstaquna des Bolksbundes sür das Deutschtum im Ausland.
Die württ. Landesleilung des VDA. hatte ihre Kreiswarte und Vertrauensleute aus dem ganzen Land zu einer zweitägigen Schul ungstaguug nach Stuttgart in die Räume des DAJ. zusammengerufen, um ihnen für die Winterarbeit draußen in den Bezirken, die vor allein innerhalb der verschiedenen Organisationen der NSDAP, stattsinden wird, das nötige Rüstzeug für ihre Volkstnmsarbeit zu über- Mitteln. Es kam ein Kreis von Männern zusammen, die, dem ewigen Deutschland und seinem heutigen großen Führer tief verbunden, willens sind, im deutschen Volkstumskampf alle Kräfte der Heimat einzusetzen.
Grundlegende Ausführungen über „Die Ausgabe des VDA. im Dritten Reich" machte dabei der Landesleiter des VDA.. Studiendirektor Dr. Krehl. Die Volksdeutsche Bewegung geht heute mitten durch die verschiedenen Organisationen der Partei und hat hier und dem ganzen Volk gegenüber eine wichtige Erziehungsaufgabe. Der VDA. arbeitet an der Vorbereitung und Vertiefung des Wissens um das Grenz- und Auslandsdeutschtum und wirkt so für die Schaffung der Großdeutschen Volksgemeinschaft als einer durch Blut und Boden. Sprache und Geist gebundene Tat-, Schicksals- und Kampfgemeinschaft zur Bewahrung der deutschen Seele. Die Achtung vvr fremdem Volkstum ist dieser Haltung selbstverständlich. Nachdem der Geschäftsführer des VDA.. Dr. StumpP, der selbst Auslandsdeutscher ist. über die heute in einem mächtigen Auftrieb befindliche württ. VDA.-Orga- nisation berichtet hatte, gaben der Bibliothekar des TAI.. Kloß nnd Professor Dr. Wunderlich vom DAJ. interessante Aufschlüsse über Schrifttum, Sonderbuchdienst, Lichtbilder und Kartendienst des Ausland- Instituts. Diese Waffen sind ja heute schon eine mächtige Brücke zwischen der deutschen Heimat und den Deutschen in aller Welt. Das Kernstück der VDA.-Arbeit wird freilich wohl immer die Arbeit in den Schulen sein nnd bleiben In welcher Weise dies geschieht, das vernahm man aus Vorträgen von Studienrat T r a ii b und Lehrer Götz. Traub brachte aus der praktischen Erfahrung kommende Anleitungen für den Volksdeutschen Gesinnungsunterricht in der Schule, Götz behandelte mehr die Allgemein- und Auslese- schulung, bei der selbstverständlich Presse und Rundfunk eine wichtige Aufgabe haben. Er betonte die enge Zusammenarbeit mit dem NS.-Lehrerbund und unterrichtete über das Wirken im Arbeitsdienst, bei SA.. SS.. HI.
i und BdM. Der Grundtvn der Schulung^.
> arbeit müsse ein kämpferischer sein. Sachliche I Borträge allein genügen nicht. Es geht
darum, daß d i e D e u t s ch e n jen-
> seits der Grenze auch wirklich ! deutsch bleiben. Sehr rickitniiaiveiiend
j war auch, was Studien-Assessor Reichle j über die Arbeit einer VDA.-Schulungs-
> gemeinschaft aussührte.
! Der zweite Tag brachte dann einen in den j Kern der augenblicklichen Gegenwartsfragen ves Auslandsdeutschtums führenden Vortrag von Dr. Rüdiger vom DAJ. und aufschlußreiche Berichte über die besonderen württ. Betreuungsgebiete Ungarn. (Krehl). Bessarabien (Stumpp) und Sathmar l Moser). Eine gründliche Aussprache über all das Gehörte, verschiedene Führungen, eine Filmvorführung und als Abschluß durch Oberlehrer Gabler heraus- gestellte 10 Merksätze über Volkse deutsches Denken und Handeln rundeten die Schnlnngstagung ab.
Sport
Ergebnisse
der Außba«WW.-Svtelr
13 VOV Reichsmark in Württemberg
Württembergs Fußballer halten einen großen Erfolg in der Winkerschlacht. An 157. Orten fanden Fußballspiele zugunsten der Winternothilfe statt, die einen Reinertrag von 13 000 NM. erbrachten. Gegenüber dem Vorjahr konnte also mehr als das Doppelte an das Winterhilfswerk abgeführt werden. Bei diesen Spielen waren i n sge > amt 1 7 0 0 0 Z ii i ch a ii e r anwesend. Das meist- öesuchteste Spiel fand naturgemäß m Z t u ttgart statt, hier waren es 700V Zuschauer, im übrigen waren die besibejuch- iesten Spielen in den Kreisen: Kreis I Hohenlohe: Heilbronn mit 1000 Zuschauern ,249.03 NM.): Kreis 2 Kocher/Jagst: Mer- gelstelten mit 850 Zuschauern <320.51 Reichsmark): Kreis 3 Hohenstaufen: Göppingen mit 1000 Zuschauern <350 NM.): Kreis 4 Alt Württemberg-Ost: Stuttgart mit 7000 Zuschauern <2352.77 RM.): Kreis 5 Alt Württemberg-West: Ludwigsburg mit 1000 Zuschauern <278.65 NM.): Kreis 6 Nördlicher Schwarzwald: Herrenberg mit 750 Zuschauern <241.29 RM.); Kreis 7
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Der ärmste Taqlöhner konnte ja nicht einfacher leben wie ihr alter, einsamer, reicher Vater. Sie hatte letzt auch eine Pflicht, eine schöne, heilige Pflicht.
Dietz' schönes, schmales Gesicht tauchte vor ihr auf. sie sah seine herrischen grauen Augen, die so oft bittend auf ihr geruht. Ase hatte diese bittenden Augen nicht verstehen wollen, sie hatte Worte von ihm hören wollen, heiße, betörende Liebesrvorte. Sie hatte ihn gequält, bis er sich sein Recht nahm. Sie hätte ihm vielleicht verzeihen können, wenn sie von einer wirklichen Liebe überzeugt gewesen wäre. Aber sie glaubte «cht daran. Er hatte sie vegehrt, wie er auch andere Frauen begehrte, und das verzieh sie ihm nicht
16. Kapitel.
Dietz hatte im letzten großen diesjährigen Rennen die Scharte wieder ausgewetzt. Er hatte einen glänzenden Sieg davongetragen und nun war er wieder auf das Gut 'eines Freundes zurückgekehrt. Das Gestüt erweckte sein »alles Interesse. Er ritt Pferde zu und war den ganzen Tag beschäftigt. Er dachte aber jetzt ernstlich daran, nach Hause zu reisen. Er hatte ab und zu an Christa geschrieben, doch keine Antwort mehr erhalten. Seine Gedanken «eilten oft bei ihr. Was mochte sie jetzt tun, wie mochte ihr Leben verbringen? Warum ging sie nicht endlich »on ihm, um der gegenseitigen Qual ein Ende zu machen? Seine wahnsinnige Handlung beschämte ihn tief, doch sie «ar nicht mehr ungeschehen zu machen. Das Leben, wel-
er geführt, erfüllte ihn mit tiefer Reue.
* Uber wenn er diesen Frieden hier verließ, würde er
sich dann nicht von neuem in den Strudel des Vergessens stürzen, um den folternden Gedanken zu entfliehen? Oft. wenn er das große, reine Glück des Freundes sah. dann wandte er sich ab in bitterm Schmerz. Und doch tat ihm der Aufenthalt hier so wohl. Sie fragten nicht, sie brachten ihm nur alle eine selbstlose Freundschaft entgegen. Die Hausfrau war zart und schlank, sie erinnerte ihn an Christa in ihrer freundlichen Fürsorge.
Einmal lag er im Gras hinter dem Haus nnd vom Garten tönte das Helle Rufen der zwei kleinen Mädchen herüber, die das Glück des jungen Paares waren. Und ein Gedanke durchfuhr ihn: „Zu was ist mein Leben überhaupt nütze?"
Er sprang plötzlich auf. Wie hatte der Dichter gleich gesagt? „Etwas Bleibendes schaffen und ein Kind haben."
Fort mir diesen Gedanken! Dietz lief davon. Grübeln und Nachdenken machten ihn verrückt. Er brauchte Zerstreuung. Am Abend kam Besuch aus der Nachbarschaft. Man besuchte sich gegenseitig des öfteren. Hier in dieser Ecke war man mehr als wo anders aufeinander angewiesen. Und die ostpreußische Gemütlichkeit herrschte dann. Wenn einmal nicht gleich Stimmung war, half der altbewährte ostpreußische Maitrank nach. Die harmlosen, biederen Landjunker mit ihren ein bißcben altmodischen Ansichten, die sie aber, wenn es sein mußte, bei passender Ge- legenheit mit einer gehörigen Portion Grobheit verteidigten, waren Dietz ein amüsanter, ungewohnter Menschenschlag.
Dietz gab sich redliche Mühe, sich nicht zu langweilen. Aber manchmal konnte er doch ein verstohlenes Gähnen nicht ganz unterdrücken, wenn die Rede auf die Nachbarn kam, ein kleines bißchen Klatsch plätscherte und eine Dame der andern Einkochrezepte gab. Dietz gedachte dann immer eines solchen Zusammenseins an den Abenden in seinem Heim, wenn Christa im Sessel saß, halb zurückgelehnt, und die Lampe farbige Reflexe auf ihrem schönen Gesicht spiegelte.
Die Sehnsucht packte ihn in lolchen Momenten mit Macht. Es beherrschte ihn dann immer wieder nur ein Gedanke: zu ihr hinzueilen, sie um Verzeihung zu bitten und alles, alles gut an ihr zu machen. Einmal schrieb er aus einer solchen Stimmung heraus einen Brief an Christa. Doch dann zerriß er ihn wieder. Nein, sie konnte das alles nicht verstehen, sie war ja eine kühle Natur, die den Sinn des Briefes nicht verstehen würde. Also hatte der Brief gar keinen Zweck. Da erhielt er eines Tages einen Brief von ihr. Das Herz klopfte ihm. und mit bebenden Händen öffnete er das Schreiben.
„Lieber Dietz!
Wenn Dich diese Zeilen erreichen, bin ich fort aus unserm Heim. Du kannst also jetzt kommen. Ich habe mich entschlossen, mich von Dir zu trennen. Scheidung will ich nicht. Ich gebe Dich frei, Dietz. Die Rücksichten, die Du vielleicht doch auf mich genommen, die brauchst Du nicht mehr. Frau Ahrens wird mich begleiten. Wohin ich gehe, braucht und wird Dich nicht interessieren. Mein Vater kennt meinen Willen und respektiert ihn. Wir haben uns beide namenlos wehe getan. Darüber hinaus gibt es keine Verzeihung. Und wenn es Verzeihung gibt, dann gibt es keine Brücke, je wieder zueinander zu kommen. Jene Stunde, die uns aus ewig hätte verbinden müssen, hat uns auf immer getrennt. Ich bitte Dich, in meiner Abwesenheit Deine Sachen ordnen und wegschaffen zu lassen. Wenn ich zurückkehre, will ich durch nichts mehr an Dich erinnert werden.
Christa."
Dietz drückte den Brief an seine Lippen. „Christa,
meine Christa, verzeihe mir!-"
In der Tat war Christa auf unbestimmte Zeit adge- reist, um ihre angegriffene Gesundheit zu stärken. Ihr Vater hatte ihr die Reisetasse überreich gefüllt. Sie wollte zuerst nach Bayern, ein paar Wochen Berglust genießen, ein Stück Winter in München verleben und später nach St. Moritz gehen. (Forts, folgt.)