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Der Gesellschafter

Freitag, den 3V. Nooember igzz

Zm Seimbeschattuag der K.

GauamtSleiter Huber, öer Führer d«S ,S.-Lehrerümid«s Württemberg, erläßt zur eimbeschaffung der Hitlerjugend nachstehen­den Anfrm:

8S ist eine unbedingte Notwendigkeit, daß unsere Buben und unsere Mädel nicht nur draußen zwischen Wald und Feld zusammen wachsen, sondern daß sie um den gemein­samen Tisch versammelt, auch die geistige Erbschaft der Ration hegen und Pflegen. Dazu brauchen sie nun die nötigen Räum­lichkeiten. ES steht in Dorf und Stadt manch «in Raum leer oder ist mit Gerümpel an- ßefüllt, der sich mit leichter Mühe und ju­gendlichem Erfindergeist Herrichten läßt. Wir haben landauf landab die Jugendherbergen aus dem Nichts erschaffen. Wir wollen nun auch der heutigen Jugend behilslich sein, «inezünftige Stube" ausfindig zu machen. Sie wird es uns danken, indem sie ein Schmuckkästlein jugendsrischer, deutscher Art daraus macht.

Sport

Mitte Dezember großer Stübte-KuMurakamvs

Der Turnkreis VI Stuttgart führt nach dem großartig verlaufenen und begeistert ausgenvnunenen Frauen - Hallenturnfest in vier Wochen einen Kunstturnwett- kam Pf durch, an dem sich Mannschaften der Kreise München, Mannheim und Stutt­gart beteiligen. Wie der Turnkreis Stutt­gart, der die Oberamter Stuttgart Stadt und Amt. Eßlingen, Waiblingen, Böblingen, Leonberg und Nürtingen umfaßt, den weit­aus größten Turnkreis im Gau Württem­berg darstellt, so bedeuten auch die Kreise München und Mannheim die umfangreichste Einheit in den Gauen Bayern und Baden.

Die in den drei Mannschaften vertretenen Männer bilden die beste Auslese der Gipfel­turner dieser Kreise. Wenn schon Kunsttur­nen als die hohe Schule des Turnens über­haupt gilt, so ist bestimmt zu erwarten, daß in den Uebungen dieses Gerätewettkampfes, der am Abend des 15. Dezember in der Liederhalle" in Stuttgart aus­getragen wird, vollendete Bewegungskunst und Körperbeherrschung geturnt werden.

Die Vertrauensleute ttr Eis- mb RolWuWsrt

Mit dem Beginn der deutschen Wirrte c- sportzeit haben auch die Eisläuser die letz­ten Vorbereitungen für den Winter getrof­fen. In Württemberg wird der Eislauf in den meisten Städten von jung und alt ge­pflegt; es war aber bisher nur zu einem be­schränkten Teile möglich, dieses Heer von Eisläusern und Eisläuserinnen sportlich zu erfassen, d. h. in die deutsche Sportbewegung einzugliedern. In Württemberg gibt es eis­sporttreibende Vereine nur in Stuttgart, Ebingen. Heidenheim. Heilbronn. Ravens­burg, Trossingen, Wangen i. A. und Schwen­ningen. Der Gaufachamtsleiter für die Gaue Württemberg und Baden, Dipl.-Jng. Klernrn- Stuttgart ist nun an die Landesbeauftrag­ten von Baden und Württemberg heran- gelreten, in allen Orten, auch wo keine Eis­laufvereine bestehen, Vertretersürdas Fachamt 17 (Eislauf- und Rollschuhsport) einzu setzen. Der württ. Landesbeauf­tragte Dr. Klett hat darauf folgende Ver­treter für den Eislauf- und Rollschuhspvrl in den Ortsführerringen eingesetzt:

Pa»ks lachende Erben. Von Oskar 8krH. Ver­lag L. Staakmann. Leipzig.

Ein von lautester Fröhlichkeit durchsetztes, un­beschwert heiteres Buch. Eine verwickelte Erb- schastsgeschichte. in welcher der Verfasser Lebens- und Wesensart des Münchners von heute zeichnet. Trotzdem die Handlung heiter und abenteuerlich stt, ist sie nicht das Entscheidende. Hier ist ein echtes deutsches Volksbuch, voll behaglicher Stim­mung und urwüchsiger Kraft entstanden, das von unendlich viel Beobachtungsgabe und Mensche», kenntnis zeugt.

Der Judas vom Rhein. Don Gruft Willi Ebel. Henry Burmester Verlag, Breme«.

Wie in einem Kaleidoskop zieht das schreckliche Schicksal au uns vorüber, das die deutsche Rhein- 'evölkerung in jenen dunkeln Tagen der Rhein- laudbcsetzmig getroffen hak. All die vielen Drang­sale und Grausamkeiten werden in diesem von liefster Vaterlandsliebe durchglühten Buche ge- -childert. Klar und eindeutig wird das schuftige Spiel der Separatisten entlarvt und ebenso leuch­tend wird der heldenhafte Abwehrkampf der Rheinbevölkerung geschildert. Gerade heute, ,ov es wieder darum geht, das deutsch,« Land an der Saar vor fremden Händen z» schützen, erhält dieses Sicherst spannend geschriebene Buch, seine liefimdere Bedeutung.

Deutsche Fliegerei." Herausgcben von Gerhard 3»was. dem Führer der Tanziger Flieger-Staffel.

Das Buch ist der Hitlerjugend gewidmet, die den Fliegcrnachmuchs stellt, und allen, die an Deutsch­lands Luftgeltung arbeiten. Man könnte das Werk auchHandbuch des Flugwesens" nennen, denn es ist eine zusammeugestellte Äufsatzreihe über die technischen Einzelheiten des Flugapparates, über die Arbeit. Sinn und Ziel der Luftfahrt und über das Fliegen als Erlebnis. Das sorgfältig aus­

Evtngen: Fritz Gern jg., Ebingen, Obere Dor­stadt;

Fellbach: Georg Haag, Fellbach. Cannstatter Straße 53;

Friedrichshafen: Otto Röller, Friedrichs­hafen, Bachstraße 3;

Gmünd: Viktor Maulen, Gmünd. Reichsbank:

Göppingen: Heinrich Künzler, Göppingen. Lorcher Straße 75;

Hall: Ludwig Deutsch. Hall, Bei der Nitters- brücke;

Heidenheim-, Joses Würz, Heidenheim a. Br.

Heilbronn: Karl Hollbusch-Heitbronn. Neckar- Halde 16;

! Lorch: Ernst Lönleber. Lorch, Turnverein

I Lorch.

! Ludwigsburg: Albert Schlack, Ludwigsburg. Auf der Wart 3;

Mühlacker: Richard Fischer, Turnlehrer, Mühlacker, Poststrabe;

Oberndorf a. N.: Eugen Dörfer. Oberndorf a. N., Tuchrahmstraße;

Ravensburg: Hugo Holdschuer, Reallehrer. Ravensburg, Karlstr. 7;

Reutlingen: Friedrich Cubasch. Reutlingen. Kruppstraße 8;

Schramberg: Ernst Kopf. Schramberg, Ram- steinstraße 36;

Schwenningen: Willi Eise, Schwenningen. Karlstraße.

Stuttgart-, Theo Klemm, Stuttgart Herdweg 29:

Tübingen: Pg. Klett. Tübingen, Kelterstr. 2;

Tuttlingen: Fritz Ströhle Tuttlingen, Gartenstraße 42:

Uhingen: Eugen Steinbuch. Uhingen;

Ulm a. D.: Karl Weimer, Ulm a. D.. Dnrq- steige 15;

Waiblingen: Albert Tieterle, Waiblingen, Andreästraße.

Deutschland braucht Frauen, die instinktiv sicher ihren Weg gehen, die leidenschaftlich die nationalsozialistische Idee und die Treue zum Führer leben, so daß sie ihren Kindern und damit der nächsten Generation über­haupt, durch ihr ganzes Wesen und Dasein künden von der nationalsozialistischen Welt­anschauung. Dies zu erreichen ist die Auf­gabe des BdM., denn unsere Mädels sind die Frauen von morgen!

Verschiedenes

9üst Kilogramm an einem Spinnwebsaden

Der Spinnwebsaden ist ungefähr das stärkste Material, das es überhaupt gibt. Professor Jnglis in Cambridge hat ' fest- gestellt, daß Spinnfäden relativ stärker sind als der stärkste Stahldraht. Eine Klavier­saite von 1 Ouadratmillimeter Durchschnitt hält eine Höchstbelastung von 380 Kilo aus. Ein Spinnwebsaden gleicher Stärke würde eine Belastung von 900 Kilo tragen können, ohne zu zerreißen. Wenn man Spinnwebfäden in genügender Menge be­schaffen hönnte, könnte man die größten Brücken aus ihnen bauen.

Geld aus Sand

Daß auch Unwetter und Sturm willkom­men sein und einer Gegend zum Segen wer­den können, sieht man in der Nähe von Fleetwood in England. Dort werfen die heftigen Wes.stürme. die in jener Gegend häufig auftreten, so gewaltige Sandmassen an den Strand, daß die Bewohner sich eine gute Einnahmequelle durch den Verkauf dieses Sandes verschaffen, der ihnen wirk­lich nur io zuweht. In dem letzten halben Jahr hat man 100 000 Mark damit verdient. An andern Orten werden von den Stürmen Baumstämme an Land ge­worfen, was ebenfalls eine gute Einnahme­quelle ist

gewählte Bildmaterial gliedert sich in den Ge­samtaufbau des Buches, seinen Aufgaben entspre­chend. ein. Es ist ein Appell an alle, die Flie­gen lernen und Deutschland auch zur Lust wieder frei sehen wollen.

Der Heerbann ruft". Von Max Dreher. Ver­lag L. Staackmann. Leipzig.

Dieser Roman ist ein Bekenntnis zur Jugend, ein leidenschaftlich kraftvolles Bekenntnis für den Einsatz der Persönlichkeit und für wirkliches Gemeinschaftsgefühl. Im Mittelpunkt der durch französische Diplomaten umschmeichelte und von Spionen nmspitzelte König, der seinem Lande Preußen in bestem Sinne dienen will. Abseits, im schwersten Kampf zwischen soldatischer Pflicht und dem gewaltigenZug deS Herzens" der alte Jorck. Ein Buch, das den rückhaltlosen Ein­satz einer opferbereiten Jugend aufzeigt und das in unserer heutigen Zeit fast wie ein Gleichnis ai»s fernen Tagen wirkt.

Deutsches Schicksal an der Saar. Von Fritz Karl Roegels. Bergstadtverlag Wilhelm Gottl. Korn, Breslau.

Der Tag der Entscheidung liegt nahe, der Tag, an dem sich das deutsche Saarvolk einmütig zum deutschen Muttervolk bekennen wird. Viele deutsche Volksgenossen werden es begrüßen, wenn ihnen Gelegenheit geboten wird, sich über diese Frage, auch wenn sie keine Frage im problematischen Sinn ist. zu orientieren. Zn diesen« Zwecke dient das vor kurzem erschienene Buch:Deutsches Schicksal an der Saar" von Fritz Karl Roegels. In diesem Buch gibt der Verfasser den Kampf des Snarvolkes gegen den Einfluß eines fremden Nachbars wieder, der ans der Gesamtheit wie aus dem einzelnen durch wirtschaftliche Maß­nahmen materiellen Nutzen zieht. Eindrucksvoll wird das Unmaß der Opfer geschildert, die der Saarbevölkerung zugemutet worden sind. Damit vermittelt uns Reichsdeutschen das Buch erst den

Wichtig

für SaaraWrnmuilgsberechligte

der«« Eintragung in die Abstimmungslistev noch nicht feststeht

Der Bund der Saarvereine teilt uns mit:

Es besteht Veranlassung, daraus hinzuwei­sen, daß die Rekurse gegen die Entscheidung eines Kreisbüros auf den amtlichen, von der Abstimmung? - Kommission herausgegebenen weißen Formularen einzulegen sind. Diese müssen auf das Sorgfältigste ansgefüllt wer­den. Der Abstimmungsberechtigte läuft sonst Gefahr, daß der Rekurs wegen formeller Mängel verworfen wird. Wem ein solches Formular nicht zugegangen ist. wende sich an den Vertrauensmann, die Ortsgruppe oder die Geschäftsstelle des Bundes der Saar­vereine. Berlin 8W l l. Stresemannstr. 42. Di genannten Stellen find auch bei der Ausfüllung der Formulare behilflich.

Der Lederbeutel

von Th. Altenmüller

Das neue Krankenhaus wirkt unnahbar und fremd: und die Autostraße holt weit aus am Hang, ehe sie der Rückseite des mächtigen Baus zustrebt.

Es war der 23. Februar, der kälteste Tag im kältesten Winter seit langem.

Im Zimmer 37 des Krankenhauses, dorr, wo es am stillsten ist, lag Tante Martha im Ster­ben. Sie war 92 Jahre alt und nie krank gewe­sen. Seit 3 Jahren war ihre sonst frische Haut im Gesicht und äuf den Handrücken fleckig ge­worden: Die Haut starb ab. Immer schärfer wa­ren ihre Backenknochen, immer spitziger Kinn und Nase heroorgetreten, immer mehr Fältchen hat­ten sich wie feines Spinnengewebe über ihre ! Stirn gelegt. Sie war die Jüngste und Letzte , ihrer Geschwister. Alle waren in ihrer Pflege § von der Erde gegangen; und immer härter hatte ! sie den Tod hassen gelernt: Plötzlich alles lassen !

- das schien grauenhaft. >

Sie hatte selbst ein eigenes Häuschen; unten ; drin war zwar eine Bäckerei - aber es war ihr l Haus und einst das ihrer Eltern gewesen. Es ! lag in einem winkligen Gäßchen und. wer in « den dunteln Gang trat, mußte darauf achten, ! daß er nicht an das Gestell an der Wand stieß. « auf dessen Bretter der Bäcker seine Brezeln zur : Festigung der Form legte. Auf einer ausgetrete- ! nen knarrigen Stiege gelangte man dann in > den obern Öhrn, von dem gerade aus eine nie- > dere Tür in Tante Marthas Stübchen führte. ! In diesem Stübchen hauste sie zwischen längst > tapezierten Wänden voll Bilder aller Verwand- i ten, von der ersten Photozeit bis zu den modern- I sten Baby-Aufnahmen; zwischen Blumen, einem ! mächtigen Kachelofen, einer alten Kommode. ! einem blankgescheuerten Tisch und drei hochleh- . nigen Stühlen aus ihrer Eltern Hausrat: in z einer Nische hinter einem einst bunt geblümten j Vorhang stand ihr Bett. Jedem, der sie in ihrem ! Stübchen aufsuchte. erzählte sie, daß sie sich wohl ! ein schönes Haus leisten könnte, aber das Haus > begleite einen doch nicht in den Himmel. Und der ! Himmel schien ihr sicher verdient; denn Tante ! Martha hatte ihr Leben lang Kranke gepflegt f und verwaiste Haushalte geführt, bei all ihren Geschwistern und Geschwisterkindern.

Vor einem Monat war ihr Neffe Martin in Essen arbeitslos geworden, er war zwar bitter­arm, hatte zwei Kinder; er hatte sie gebeten, ihn, eine kleine Hilfe zu schicken, da er zu allem Elend hin krank geworden sei. Aber ihr Neffe hatte leichtsinnig ein Mädchen unter seinem Stande § geheiratet und mit seinem letzten Vermögen eine j Bürgschaft für seine Schwiegereltern gezahlt; « nun sollte er das Leben kennen lernen. ! Außerdem wußte sie nicht, wann sie das Geld j selber brauchte; und schließlich sollte alles ihre ! Nichte erben, die Tochter des einzigen Akademi- !

richtigen Eindruck dieses gigantischen Helden- kampfes.

Das Erbe der Heimat. Roman von Hubert Südeknm. 142 Seiten. Verlag Franz Borgmeyer, Hildesheim.

In naturgetreuer Schlichtheit und Klarheit gibt der Verfasser in dieser Erzählung Gestalten, die uns lieb werden. Leben und Farbe. Die zarte Liebesgeschichte eines Heimkehrers webt sich an­mutig durch die Kapitel, von denen jedes ein schlichtes Denkmal niedersächsischen Dorflebens und schönster Harzpoesie darstellt. Echtes Volkstum offenbart sich hier und nimmt »ns gefangen, und das Schicksal des heimgekehrten Studenten greiit uns ans Herz und wird nicht sobald vergessen. Die waldduftige, köstliche Erzählung wird dem jungen Verfasser, der sich durch seine fenilletoni- ftische Tätigkeit längst Anerkennung und einen Namen erwarb, viele neue Freunde bringen, und gehört in jedes Haus, wo Sinn ist sür wahres dichterisches Können.

Vorsicht, Feind hört mit. Herausgegeben von Hans Henning Freiherr Grote. Verlag Neilfeld lncd Henms. Berlin.

Das Bach erzählt sensationelle Erlebnisse und Ereignisse der Weltkriegs- und Nachkriegsspionage unter Einschluß der Rnhrbesetzung, der Separa­tistenkämpfe und der Industriespionage. Und merk­würdig. so viel man auch schon von Kriegs­spionage gelesen hat, dieses Werk packt den Leser mit fesselnder Gewalt: nicht zuletzt find daran die vielen schauerlich interessanten Bilder schuldig.

Zehn Jahre Kampf. Bon Alf. Krüger. Verlag Deutsche Knltnrwacht Berlin-Schöneberg.

Gedichte. Reden, Geschichten und Tatsachen­berichte bietet das Büchlein. Besonders eingehend find die schwersten Kampfjahre der Bewegung 1923 aus 1924 und 1932 ans 1933 in knapper und

kers ihrer Geschwister; auf diesen Bruder war sie sehr stolz gewesen. Und Martin würde ja nicht so schnell sterben.

Vor acht Tagen hctztte Tante Martha nicht inehr aufstehen können vor Schwindel. Sic woll­te nicht aus ihrem Stübchen, aber «nan halte sie hinausgetragen. Sie ließ nicht nach, bis man das Stübchen abgeschlossen und ihr den Schlüs­sel gegeben hatte und nun lag sie im Sterbe­zimmer des Krankenhauses. Der hohe Raum wollte ihr zuerst den Atem entziehen durch seine Helle Weite, und ihr wurde in angstvoller Leere bewußt, daß sie nun bald alles lassen müßte. Das Gewebe ihres Denkens war seltsam blöde ge­worden ; etwas anderes wollte darin nicht Raum haben als; nein nein - nein und diese graue Leere. Da krampfte sich ihre schon kalte Hand mit dem blauem Geäder und den braunen Flecken abgestorbener Haut um den Schlüssel und ein schweres Beutelchen aus abgegriffenem Leder, das sie auf der Brust trug. Schwester Elisabeth wollte es ihr abnehmen, weil es das Atmen erschweren mußte; da schrie sie stoßweise mit leiser hoher Stimme, und ihr Gesicht ver­zerrte sich zur Fratze eines angstvollen Geiers, der von seiner Beute versagt wird. Schwester Elisabeth verließ in entsetztem Grauen lautlos das Zimmer. Als sie gegen Abend wieder eintrat, um der schwachen Kranken etwas Speise einzu­geben, sah sie. daß Tante Martha auf der Bett­decke wie ein kleines Kind spielte mit lauter goldenen Münzen aus der Zeit vor dem Kriege, und ihr Gesicht schien seltsam verklärt bei dem leisen Klingen des Goldes. Da bemerkte die Kranke, daß jemand im Zimmer stand; mit zit­ternden Fingern füllte sie die Münzen in den Beutel und versteckte ihn scheu.

Heute, den 23. Februar, gegen 9 Uhr mor­gens. mußte Tante Martha sterben. Der Herz­schlag war derart schwäch geworden, daß man von Minute zu Minute auf den Tod wartete. Der alte Arzt des Krankenhauses stand im Zim­mer mit zur Maske erstarrten Eesichtszügen; neben ihm stand der junge Assistent mit beklom­mener Neugierde. Am Fenster stand Schwester Elisabeth. Tante Martha lag mit geschlossenen Lidern, unter denen das Dunkel der Pupillen wie ein Schatten durchschimmerte.

Dem Assistenten zerrte die dünne Luft des Sterbezimmers an den Nerven: Er wandte sich ans Fenster.Sehr kalt heute", sagte er leise zur Schwester; sie nickte dann;Wird Mar­tin heute sterben?" Schwester Elisabeth sah ihn mahnend an; denn diese beiden gelispelten Sätze klangen durch die Totenstille des Zimmers spitz wie klirre Eisnadeln - und Tante Martha öff­nete die Augen mit einem Schreck, der ihren Atem stocken machte. Dann bewegte sich ihr Mund, und sie tastete mit einer Hand nach ihrer Brust.

Und wie des Menschen Seele nicht an die räumlichen Schranken des Körpers gebunden ist. so flogen die Gedanken der Sterbenden plötzlich in die ferne Stadt: Dort lag ein Mann iir dunkler Stube, sie war kalt wie Eis; zwei blei­che Kinder, eingepackt in alte Kleider, standen unbeweglich an seinem Bett. Der Mann hüstele schwach: seine Frau stand ruhig neben ihm; er flüsterte ihr zu;Schreibe an Tante Martha sie ist so gut". Und die Kinder sahen fragend auf ihre junge Mutter; die nickte traurig.

Da tastete Martha in dem Hellen Raum des warmen schönen Krankenhauses nach dem Beu­tel voll Geld. Ihre Hände wurden immer ver­krampfter vor Schwäche. Ihr Gesicht verzerrte sich. ^

Unter der Adresse Tante Marthas kam ein Brief an vom Datum des Todestages, in dem die Frau des Neffen Martin den Tod ihres Mannes mitteilte und um eine kleine Hilft bat. bis sie selber Arbeit gefunden habe.

Im Testament der Tante Martha war aber ihre Lieblingsnichte zur Allein-Erbin und Eigen­tümerin des Hauses eingesetzt.

Wer selber nie in Not war, weiß nicht, was Not ist. Die böseste Not aber ist. nicht mehr helfen zu können, wenn man möchte. - Drum gib heute noch dem Winterhilsswerk.

wahrheitsgetreuer Form ivieöergegeben. Nicht nur einer schildert hier sein Leben und seine Er­lebnisse, sondern ein Teil der Revolutionäre. Be­sonders das Arbeitertnm hat ein bleibendes Denk­mal der Erinnerung erbalten.

Aufstand der Ratio». Von Ernst Günter Diek­mann. Trommler-Verlag Magdeburg.

Das Buch ist nicht als historisches Quellenwerk gedacht, sondern will dem Leser Anhaltspunkte für Verlaus und Bedeutung des Revolutivnsjahres geben und die Marksteine in diesem Zeitraum auf­zeigen. Ans der Darstellung spürt man das Ma- erleben des Verfassers.

Die nationalsozialistische Revolution. Von Dr.

Walter Gehl. Verlag Ferdinand Hirt in Breslau.

Hier liegt die erste Ouellensammlung von Kriegsbeginn an bis zur ersten Feier der natio­nalen Arbeit vor. Nichts Wichtiges fehlt in dieser Auswahl. Dies ist ein Buch für jeden Deutschen, nicht zuletzt für jeden deutschen Jungen und jedes deutsche Mädchen.

Heintze - Carcorbi.Die deutsche» Familien­namen". lBuchhandlg. des Waisenhauses Halle/S- Berlin).

lO-> Seiten A b h chn d l n n g über Entstehung der Namen, ihre Verteilung im SprachgeAvl über Kürzungen. Sproßformen. Latinisierungen. jüdische Namen, Einflüsse der antiken u»o der lebenden Fremdsprachen ans die deutschen Fami­liennamen ilsiv. Der Verleger hat dieses Werk zur rechten Z^it neu heransgegeben. Denn heute wo wir wieder Sinn süri-Ahnenforschnng haben ist dieses Werl ein guter Wegweiser. Mag da-> Bnch auch noch so trocken wissenschaftlich anssehen- nach kurzer Lesearbeit wird man bald voll Span­nung die Herkunit der «einzelnen Familiennamen verfolgen.

Oben besprochene öücker sind ru belieben clurctr O. V7. 2 ^ 18 LIk, üukdbsnttlruißJ Nstzsollt

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