Nr. 278

Donnerstag, 29. November 1934

108. Jahrgang

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Der Ritterorden des Nationalsozialismus

Stuttgart. 28. November.

Marschtritte Hallen in den Straßen der Sladt. Trommelwirbel und schneidig ge­spielte Märsche branden an unser Ohr. Näher und näher kommt der aufrüttelnde j Rhythmus. Fackeln werfen ihren gespenster- j hasten Schein voraus und beleuchten die ! vorangetragenen Fahnen. Auf den Bürger­steigen stehen die Menschen Kopf an Kop!. Stuttgart ist auf den Beinen. Und wen» man dieses Bild sieht, fühlt man sich in die Kampfzeit zurückversetzt in die Zeit, da es noch ein Wagnis war, Nationalsozialist zu sein. Der alte revolutionäre Geist, der die Bewegung von jeher beherrschte, nt wieder auf dem Plan. Endlich . . . eine Welle der Begeisterung geht durch die Um­stehenden und lautlos recken sich hundert, ja tausend Arme den SA.-. SS.-. PO.- und Arbeitsmännern entgegen. Marine-SA., HI.. TAF.. BdM. und Angehörige der Tech­nischen Nothilfe marschieren im gleichen Tritt und Schritt, mit klingendem Spiel in z die größeren Säle der Stadt, um die Red? j des Reichsleiters Pg. Rosenberg zu! Horen, der in der überfüllten Stadthalle ? über das Thema:U m den Sieg der nationalsozialistischen Weltan-' ichauung" spricht. Die Säle der Stadt lind zum Brechen voll annähernd 40 000 Menschen sind Zeuge einer der größten volitischen Kundgebungen, die Stuttgart dieses Jahr gesehen hat.

Zn der Sladthalle

In der Stadthalle erlebte man wieder ein­mal ein Bild, wie man es in heißen Kamp:- tagrn gewohnt worden wa'-. Seit Tagen waren alle Plätze ausverkauft und es kann nicht wun­dernehmen, wenn vom Boden der Halle hinaus bis fast unmittelbar unter dem Dachstuhl kein Fleckchen unbesetzt geblieben war. Man wurde - leidenschaftlich an die großen Massenkund- i gedungen der Jahre 1931 und 1932 erinnern j und stimmte nachher im Stillen mit Rosenberg j überein, als er im Verlauf seiner Rede sagte: ! Wir müssen unsere großen Kundgebungen ^ immer und immer wiederholen, well sie uns : inzwischen zu kultischen Festlichkeiten geworden j sind." Fühlbare Spannung lag über den sechs- : tausend Menschen in der Halle in allen ! hatte schon seit langem der Wunsch gebrannt. ^ Rosenberg, denPrediger und Propheten" der nationalsozialistischen Idee in Stuttgart selbst i zu sehen und zu hören. j

Einige Minuten nach 8 Uhr betrat Alfred ^ Rosenberg tu Begleitung von Reichs- ! statthafter Murr und stellv. Gauleiter l Schmidt die Trübine. um auf den Ehren- i Plätzen Platz zu nehmen, auf denen sich in- j zwischen sämtliche Minister, sowie zahlreiche ! Vertreter der staatlichen und städtischen Be- , Hörden, der SA.. SS.. HI., der Reichswehr. Polizei u. a. eingefunden hatten.

Unter den Klängen der PO.-Kapelle voll­zog sich der Fahneneinmarsch. Nun begrüßte Gaupropagandaleiter und kommissarischer Kreisleiter Mauer die Anwesenden und vor allem auch Alfred Rosenberg, wobei er daraus hinwies, daß in 19 Parallelversamm­lungen nicht weniger als 30000 Volksgenossen angetreten sind, um von dem Reichsleiter für weltanschauliche Schulung das geistige Rüstzeug für den Kampf in den kommenden Wintermonaten entgegenzunehmen.

Nach dem gemeinsam gesungenen Saar- ned folgte das Lied ..Heilig Vaterland", von HI. und BdM. zum Vortrag gebracht. Ihm 'chloß sich ein eindringlicher Sprechchor an dem eine recht feinsinnige Darbietung eines HI- - Singchores mit Orchesterbegleitung unter dem Titel ..Die Fahne der Verfolgten". Gedichte von Baldur von Schirach, Musik von Wolfgang Leberecht, folgte.

Nun ergriff

kkellv. Gaulerker Schmidt

M einer einleitenden Ansprache das Wort.

Er empfand es als ein ganz besonderes Glück, . Alfred Rosenberg gerade auch einmal im mdwestdeutsckiei» Raum zu den deutschen

Reichsleiter Alfred RosenbergApricht in der Stuttgarter Stadthalle

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Volksgenossen sprechen und auf die großen Dinge Hinweisen wolle, die zu erfüllen mis die Aufgabe gestellt ist. In keinem anderen Teil des Reiches sei der Zusammenpraü zwi­schen der Weltmacht des römischen Impe­riums und des Papsttums und des germa­nischen Lebensempfindens so eindringlich und nachhaltig gewesen, wie in diesem. Von keinem Gebietsteil des Reiches her aber auch sei der Einfluß auf die politische Ge- staltung des Reiches stärker gewesen, als von Südwestdeutschland. Aus dieser Tradition heraus dürfen wir hier in Würt- temberg uns als die Vorposten der natio­nalsozialistischen Weltanschauung bezeich­nen. Heute hat der Führer in den Schwa­ben seine treuesten pol» lisch en Soldaten. Wer es wage, in diesem Lande Giftkeime in den Nationalsozialismus hineinzutragen, könne sicher sein, daß er bis aufs Messer bekämpft werde. Hier zu klären, sei auch Alfred Rosenberg nach Stuttgart gerufen worden.

Sie Rede Med Msellbrrgs

In seiner großen Rede in der Stadthall? am Mittwoch abend führte Reichsleiter Alfred Rosenberg u. a. aus:

Wir alle sind uns in dem 14jähr:gcn Kamps unserer Bewegung dessen bewußt gewesen, daß wir in einer großen Zeit des Umbruchs leben. Vom Jahr 1933 an hat dieser große Kampf aber andere Vorzeichen und andere Vorbedingungen bekommen. Wir sind in eine große Gestaltungsepoche gekom­men. Die Polemik ging früher nach außen, die Ge st altungsarbeit richtet sich im wesentlichen nach innen. Grundsätzlich ist zu sagen, daß man keinen Politischen Kampf mit der Hoffnung an» dauernden Erfolg führen kann, wenn man sich innerhalb der gleichen Ideologie und Weltanschauung bewegt, wie die Gegner, mit denen man kämpft. Jede wirklich große Wende in der Geschichte der Völker beginnt immer mit einem neuen Einsatz geistiger Art. immer mit einer neuen Anschauung der Welt. Die Entdeckung der Rassenseele ist

die revolutionäre Tat unseres Jahrhunderts.

Damit steigt eine neue Anschauung dessen heraus, was wir unter Wahrheit verstehen. Die neue Anschauung ist nicht so sehr in- tellektualistischer Natur, sondern sie sieht ihren Wert im Leben selber dargestelll. Wenn diese neue Weltanschauung Deutsch­land fruchtbar machen kann, dann ist sie für Deutschland einzig richtig und wahr.

Es handelt sich für uns also von vorn­herein nicht um Streitigkeiten über eine

religiöse Dogmatik, sondern «m das

Problem der Fruchtbarkeitsmachung des

deutschen Lebens.

Wenn z. B. ein großer Streit noch heute über die Slerilisierunasaesetze besteht, io

ewichewet zur uns nicht das. was vor 1060 Jahren einmal gesprochen wurde, sondern das. was heute lebensnotwendig ist. Wenn man sagt, daß die Rassekunde antichristlich sei. so gestehen wir. daß wir diese Bewer­tung für das, was in Deutschland notwen­dig ist. ablehnen. Unsere Partei, so sühn der Redner weiter aus. steht jetzt vor einer großen Prüfung, ob sie ihre Weltanschauung zu erhol- ten gewillt i st. oder ob sie vor den alten Mächten kapitulieren will. Wenn sie kapitulieren sollte, dann sind wir alle schwach gewesen, dann werden wir nur eine vorübergehende Episode in der deutschen Geschichte sein, unwürdig der Zeit, die wir angebrochen haben. Diese große Prüfung hat für uns alle erst jetzt be­gonnen.

Von jedem von uns wird verlangt, daß er nach einer Uebergangszeit seinen Posten so ausfüllt, daß er ein vollwertiger Zeuge dieses neuen Gedankens auf dem Platze ist, wo ihn der Führer hingestellt hat.

Inmitten aller Sorgen müssen wir uns des­sen immer bewußt sein, daß die Tat Adolf Hitlers nichts anderes war, als die Ret­tung Deutschlands vor blutigstem Unter­gang. Das wesentliche der nationälsozia- listischen Weltanschauung besteht zu aller­erst in dem Bekenntnis zur Tapferkeit. Wenn wir uns vor 14 Jahren täglich unsere Min- derwertigkeit und Sündhaftigkeit vorgewor­fen hätten, dann hätte kein Mensch von uns den Mut gehabt, an die Stärke des deut­schen Volkes zu glauben und den großen Kampf der Befreiung überhaupt zu begin­nen. Die Leute, die heute von den Horden der Bölkerwanderungszeit sprechen, verges­sen. daß diese Horden die Gründer aller nationalen Staaten in Europa gewesen sind.

Wir kämpfen nichr um Dogmen und streiten nicht um Konfessionsbekenntnisse, sondern wir kämpfen um hohe deutsche Werte. Wir glau- ben, daß die nationalsozialistische Weltanschau­ung in ihren fundamentalen Grundsätzen so weit gestaltet ist, daß innerhalb dieser Welt­anschauung «sine ganze Anzahl religiöse Be- kenntnisse Platz hat.

Wir haben Acktnua vor jedem echten Reli­gionsgefühl und vor jeder echten religiösen ileberzeugung und ihrer Vertretung. Wir wehren uns bloß dagegen, daß durch Maß­nahmen der Vertretung einer Konfession etwa politische Geschäfte gemacht oder deutsche Werte beschimpft werden sollen.

Die neue Lebensform,

die äußerlich im Dritten staatlichen Reich heut« besteht, hat noch nicht ihre letzte Prägung er­fahren. Und wenn in diesem Jahre das Wori von dem Orden gesprochen wurde, so ist dieser Begriff in diesem Jahre schon in wei­tere Volkskreise eingedrungen und der Begriff des Ordens ist heute schon ein stehendes Ge­sprächsthema für alle Nationalsozialisten ge- worden. Was das heutige Deutschland gestal­ten möchte, das ist aber nicht ein Bettlerorden, sondern ein Ritterorden.

Der ohnmächtige Formalstaat marxistischer und liberalistischer Art

w:r innerlich morsch, er hatte nicht den Wil­len und die Gestaltungskraft, um überhaupt mit den ganzen Problemen des Lebens fertig zu werden, weil er die Gegner des Marxis­mus genau so behandelte, wie seine Freunde. Und inmitten unseres heutigen Kampfes müssen wir als eine grundsätzlich« Parole folgendes feststellen:

Man kann keinen politischen Kamps mit der Hoffnung aus dauernden Erfolg füh­ren, wenn man sich innerhalb der gleichen Ideologie und Weltanschauung bewegt, wie die Gegner, mit denen man kämpft (Beifall.)

Wir sehen das in den großen geschichtlichen Ereignissen des deutschen Volkes. Das ganz« Mittelalter stand in diesem Riesenkampf zwi­schen zwei Polen, Kaisertum und Papsttum, ganz gleich, welche Motive im einzelnen di« verschiedenen Kaiser auäi aetrieben haben

l mögen. LKstr Kampf zvg blutschwangei ' durch mehrere Epochen deutscher Geschichte. Ich glaube, daß jede wirkliche groß« Wende in der Geschichte der Völker immer mit einem neuen Einsatz geistiger Art, immer mit einer neuen Anschauung der Welt be­ginnt. So ging das Christentum in eine sich selbst zerstörende römische Welt hinein, und weil es eine neue Anschauung der Welt brachte, deshalb konnte es damals siegen.

Zu gleicher Zeit, als Luther auftrat, vollzog sich durch die Entdeckung des Kopernikus ein» entscheidende Wende. Und heute können wii ebenfalls sagen: wenn lrüher die Menschen di» Gesetze des Kosmos neu entdeckten, wenn si< sich Rechenschaft zu geben bemüht waren übei die Gesetze des Blutkreislaufs, so hat die heutige Zeit sich wieder bemüht eine neue Rechenschaft abznlegen von de» Gesetzen des Blutes, des Charakter und de» Seele, und die Entdeckung der Rassenseele is» die revolutionäre Tat des Jahrhunderts (Beifall.)

Damit steigt eine neue Anschauung dessen her­auf, was wir unterWahrheit" verstehen.

Die neue Anschauung

ist nicht so sehr individualistischer Natur, ihi Wert liegt nicht darin, daß sie nun lang« logische Schlüsse zu ziehen bereit ist, sondern si« sieht ihren Wert im Lebin selber dargestellt Es handelt sich für uns von vornherein al'o nicht um Streitigkeiten über eine rein- giös? Dogmatik, sondern um das Pro­blem der Fruchtbarke itmachuns

des deutschen Lebens. Wenn z. B ein großer Streit doch heute über die St?- rilisierungsgesetze besteht und wenn mar darauf hinweist, was vergangene Jahrhun. derte darüber eventuell ausgssaat Haber mögen, so entscheidet für uns nicht darüber was vor 1000 Jahren einmal gesprochen wurde, sondern das, was heute Lebensnotwen- digkeit ist. (Lebhafter Beifall.)

Wir glauben, daß es höchste Zeit ist, nichi Paläste für Kranke und Idioten zu bauen sondern Wohnungen und die Stärkung de« gesunden Menschentums in Deutschland zr fördern. (Lebhafter Beifall.) Das ist nichi ein Angriff auf unschuldig Kranke, sonder, das ist unter Umständen eine Erlösung sin hunderttausende Kranke, die nach unsere« Gesetzen dann nicht mehr kommen werden

Wir wißen nur zu genau, daß in den ver- gangenen tausend und hundert Jahren so mancher Gedanke und so manche Entdeckung von den Mächten der damaliaen Zeit sofort als antichristlich hingestellt wurde und nach etlichen Jahrzehnten oder Jahrhunderten dann als ein urchristliches Erbgut in An- spruch genommen worden war. (Sehr rich­tig! Beifall.) Im dritten Jahrhundert nach Christo sollte das Kreuz eingeführt wer­den. Da haben sich noch viele Menschen gegen dieses christliche Kreuz gewandt. Jahrhundertelang haben die alten Mächte die Muttersprache bekämpft und es als eine Frechheit bezeich­net, sie so viel zu gebrauchen, und diese Muttersprache hat sich Gott sei Dank durch­gesetzt und war die Voraussetzung alles dessen, was wir als deutsche Kultur bezeich­nen. (Beifall.)

Und ich glaube, so wie es den Forschern in der Vergangenheit erging, so ist es auch uns 14 Jahre ergangen, indem wir alle- das. was wir forschend uns bemühten, dar­zustellen und ins Bewußtsein zu bringen, alsantichristlich" hingestellt sahen. Heute aber können wir wohl mit Stolz sagen, daß dieser Gedanke eines neuen Forschungs- Willens und eines neuen Selbstbcwußtseins uns überhaupt die Kraft zu diesem ^jäh­rigen Kampfe gegeben hat, und es ist nun­mehr an den Mächten der Vergangenheit, sich mit diesem Gedanken abzufinden. (Bei­fall.)

Wenn die nationalsozialistische Bewegung, nur eine politische Partei, und sei es auH die stärkste, unter anderen Parteien ge­wesen wäre, dann hätten wir alle umsonst gekämpft, denn die alten Welranschau-