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Donnerstag, 15. November 1934
IV8. Jahrgang
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PutWöne der SM-EmMten erwiesen
Das Willkürregiment des Herrn Knox - Eine Denkschrift der
Deutschen Front
Saarbrücken, 14. November.
Laudesleitmig und Fraktion der Deutschen Front des Saargcbiets haben sich in einer großen Denkschrift an den Völkerbund gewandt, in der zunächst die kürzliche regierungsamtliche Denunziation der saardentfchen Bevölkerung scharf zurückgewicsen und anfsehen e r e g e n d e E n t h n I t n n g e n ü b e r d e v Terror der Einheitsfront und ihre p l a n müßige n V orbereit n n g e n . u m A n f r u h r gemacht werden.
Die Denkschrift setzt sich zunächst mit der Feststellung des Präsidente! der Regiernngskom Mission auseinander, daß die Deutsche Froiu des Saargebiets eine Fortsetzung der frühere» NSDAP, sei und bemerkt hierzu, daß die NSDAP, im Saargebiet eine vollkommen legale Organisation sei, die von der Saar- regicrnng niemals verboten wurde. Es sei lediglich Sache der Deutschen Front, ob sie sich als Nachfolgerin dieser vollkommen legalen Partei ansehe oder nicht. Die Deutsche Front an der Saar sei
die Eidgenossenschaft aller deutschen Menschen an der Saar,
die sich von allem Parteilichen losgelöst haben und die bereit sind, sich im Rahmen des gesetzlich Erlaubten für die Rückgliederung zum Deutschen Reich einznsetzen. Die Art der Bo richterstattung der Saarregiernng beim Völkerbund sei nur dazu geeignet, eine völlig falsche Beurteilung der Sachlage im Saargebiet her- vorznrnfen, wobei man zugunsten des Herrn Knox annehmen möchte, daß er bei seinen geringen Beziehungen zu der Bevölkerung die tatsächlichen Verhältnisse zu beurteilen nicht in der Lage ist.
Wenn Emigranten amtieren...
An Hand eingehenden Dokumentenmaterials und beigesügter eidesstattlicher Erklärungen 'weist die Denkschrift sodanr nach, daß die Polizeiorgane der Regierungskommission Spitzel in den Reihen der Deutschen Front unterhal- ren. Diese Beziehungen werden durch Emigranten, die bei der Regierungskommission beschäftigt sind, aufrechterhalten. Das seinerzeit bei der Haussuchung bei de. Deutschen Front beschlagnahmte Material ist ausschließlich von Leuten bearbeitet worden, deren entscheidender Lebensinhalt der Haß und die Feindschaft gegen die heutige politische Ordnung in Deutschland ist. Das beschlagnahmte Material wurde damals in das Amtsgebände der Regierungskommission gebracht und dort unter Leitung deZ Emigrantenkommissars Ritzel und einer Reihe Emigrant n und marxistischer Polizeibeamten gesichtet. Wie aus der eidesstattlichen Erklärung einer unmittelbar beteiligten Person hervorgeht, pflegte sich Ritzel nach Sichtung des Materials mit einigen der Führer der Separatistenfront regelmäßig zu treffen und dort in aller Freiheit zu erzählen, welches Material während des vorangegangenen Arbeitstages gesichtet worden sei. Dabei rief er des öfteren vergnügt aus: „Kinder, wenn wir das ausschlachten, gibt es eine feine Sache. Man mnß aber vorsichtig zu W>rkc gehe n." Dadurch ist erwiesen, daß der an leitender Stelle stehende Oberregierungsrat Ritzel mit den Gegnern des heutigen Deutschlands, ja sogar mit Personen, die im Solde der deutschfeindlichen Spionage stehen, den Inhalt des beschlagnahmten Materials besprochen und sich über dessen Auswertung unterhalten hat. Von diesem Treiben seiner Beamten hat der Kabinettchet und Leiter des saarländischen Polizeiwesens, Herr Heimburg, laut eidlicher Aussage gewußt. Die Deutsche Front bittet daher den Völkerbund, zu erwägen, wie weit er angesichts der Vorgänge, die bei der Beschaffung, Sichtung und Auswertung des Materials der Deutschen Front gespielt haben, es noch für nötig hält, das in der Denkschrift der Regierungskommission verwertete Material zu würdigen.
Die Denkschrift befaßt sich sodann grundsätzlich mit der
Enügrankenpolrkik des Präsidenten Knox
! und brandmarkt scharf die parteiische Stellung- i j nähme des Soarpräsidenten, wie er die Emi- > i grauten im Saargebiet gewähren läßt und wie : : diese selbst in die Abstimmungsvorbereitungen
> der Saarbevölkerung eingreifen. Hierbei befinde i l sich der Saarpräsident in vollem Gegensatz zu ! i völkerrechtlich anerkannten Grundsätzen. Die ^ i Deutsche Front erhebt in ihrer Denkschrift !
daher erneut die Forderung auf Aus- ! ! Weisung aller nichtab st immungs- ^ ! berechtigten Personen, die aus ' ! politisöben Gründen Deutschland j : verlassen haben. Wie berechtigt diese I i Forderung sei, bewiesen die Zusammenhänge, ! ! die zweifellos zwischen dieser Emigrantenpolitik ! und gewissen militärischen Vorgängen in i Frankreich bestehen.
! Auf das Entschiedenst- Nurd sodann der Vor- ^ wurf zurückgewiesen, als habe die Deutsche : j Front eine Gefährdung der öffentlichen Ruhe > ^ und Sicherheit im Saargebiet zu verantworten, j : und hierbei auf die stets bewiesene und von > : den Mitgliedern der Deutschen Front beachtete j : disziplinierte Haltung binaewiejen. Stark ver- !
! wundern müsse allerdings, daß die Unterlagen. ! i besonders die vielen Drohbr'efe von gegneri- i j scher Seite und den illegalen Formationen, die , j bei der Aktenbeschlagnahm, bei der Deutschen i ! Front vorgefunden worden sind, der Regie- : , rnngskommission nicht Anlaß zu einem schär- ^
> seren Vorgehen gegen die Emigranten und die ? ! sogenannte Einheitsfront gegeben haben. Inter- ! ^ essant ist in diesem Zusammenhang eine eides- j ! stattliche Erklärung eines früheren Emigranten ! ! vor dem Amtsgericht in Ulm, der sich wäh- i : rend einiger Zeit in dem saarländischen Emi- t : grantenlager von der Heydt aufhielt. >
: Durch diese Aussage wird bekundet, daß in dem :
: Emigrantenlager regelmäßige Uebungsstunden i : unter Leitung eines ehemaligen Sergeanten i ^ aus Metz stattfanden. Bei den Jnstruktions- i ! stunden wurde immer wieder zum Ausdruck ! j gebracht, daß :
! Ende November oder Anfang Dezember ! 1934 eine revolutionäre Aktion im ! Saargebiet ^
i unternommen werden müßte, um der Re- !
> gierungskor Mission die Mittel i ! zu liefern, den Ab stim mu ngszeit- l ^ Punkt zu verschieben. Es wurde dabei ! i hervorgehoben, daß die Polizei des Saargebiets j i der Hauptfaktor sei; sie müsse mürbe gemacht ! i werden. Es wurde auch davon gesprochen, daß :
: beim Ausrücken der Polizei mit i ! Fahrzen gendiesemitleichtbrenn- , j baren Flüssigke'ten an geeig- !
: neten Stellen über gossen werden j ^ müßten. Die Aktionen seien so durchzufüh- ^
! ren, daß auch die Deutsche Front gezwungen i j werde, sich zu regelrechten Straßenkämpfen zu i ! stellen. Durch solche Verwirrungen könnte
i erreicht werden, daß die Regrerungskommission j ausländische Truppen zur Aufrechterhaltung ! der Ordnung für das Saargebiet anfordere. § Ans die Behauptung des Saarpräsidenten, daß sich die deutsche Regierung unzulässig in den Abstimmnngskampf einmische, wendet die Denkschrift mit Recht ein, daß es sich dabei vor allem um die sozialpolitische Betreuung gehandelt habe. Ohne diese sozialpolitische Lei- ! stungen wären die Sozialrentner und Kriegs- ^ opfer im Saargebiet zugrunde gegangen und : würde heute noch im Saargebiet ungeheure > j - Wohnungsnot herrschen. Die Denkschrift ver- ^
> wahrt sich jedocb mit aller Entschiedenheit da- ! gegen, daß der französische Staat unmittelbar ° oder mittelbar Gelder zur Gewinnung von ! Menschen deutschen Volkstums anfwende und
damit in unzulässiger Weise Einfluß auf die Abstimmung zu nehmen suche. Aus einer Reihe von Dokumenten sei erwiesen, daß den rückgliederungsfeindlichen Organisationen in hohem Maße
französische Propagandagelder
zur Verfügung gestellt wurden. Aus einer Ausstellung der Grnbeninspektion Luisental gehe hervor, daß allein von dieser Stelle aus für wenige Monate ein Betrag von 202 000 Franken aufgewendet worden sei.
Abschließend chitten Landesleitung und Frak
tion der Deutschen Front den Völkerbnndsrat, die Regierungskoinmission zu veranlassen, daß sie den vertragswidrigen Beziehungen zwischen Organen des französischen Staates und den Rückgliedernngsgegnern im Deutschen Volkstum künftig eine stärkere Aufmerksamkeit widme und nicht in einseitiger deutschfeindlicher Haltung die von ihr seit 15 Jahren geschuldete Betreuung deutscher Menschen an der Saar durcki das deutsche Volk seht zum Gegenstand von Anklagen gegen die Deutsche Front mache.
Notorische Lügner!
Ter Saarbevollmächtigte des Reichskanzlers, Gauleiter Bürckel, gibt zu den Angriffen. die in einigen berüchtigten Emigrantenblättern des Saargebietes erfolgten, und die sich mit dem Besuch des Saarbevollmächtigten bei Aloisi beschäftigen, folgende Erklärung ab:
1. Zwischen dem deutschen Botschafter und mir bestanden ebensowenig Differenzen über die Saarsrage als zwischen mir und dem Auswärtigen Amt oder sonst irgendwelchen Reichsstellen.
2. Die Barthousche Denkschrift wurde weder von mir, noch von dem italienischen Kabinettschef in irgendeiner Form zwischen uns beiden zur Diskussion gestellt.
3. Von der Grubensrage war ebensowenig die Rede.
4. Die Entsendung von Finanzsachverständigen geschah nicht im Gegensatz zu dem deutschen Botschafter oder im- Gegensatz zu den Wünschen des Auswärtigen Amtes, sondern iiz gemeinsamem Einvernehmen habe ich persönlich noch von Rom aus telegraphisch die Entsendung von Finanzsachverständigen beantragt und nach meiner Rückkehr durch persönliche Aussprache in die Wege geleitet.
5. Für meinen Aufenthalt in Rom war lediglich eine einzige Aussprache mit Herrn Aloisi vorgesehen.
6. Daß ich vom Führer von Rom ab- und zu ihm berufen worden wäre, ist selbstverständlich genau so lügenhaft wie alle übrigen sogenannten Feststellungen der separatistischen Presse. Ich werde in Zukunft auf Berichte genannter Zeitungen nicht mehr antworten, da ich der Auffassung bin, daß auch die gerissensten Lügen und Verleumdungen die aussichtslose Situation der Herren Separatisten nicht irgendwie ändern können.
Nur an die Adrette der Separatisten
Eine Bekanntmachung der Abstimmungskommission
Saarbrücken, 14. November.
Die Abstimmungskommission hat am Dienstag eine Bekanntmachung erlassen, in der sie hervorhebt, daß es hinsichtlich der Abstimmung drei vollkommen gleichberechtigte Parteien gebe, von denen keine als bevorzugt und ebenso als minderwertig anzusehen sei. Zu ihrem großen Bedauern habe die Kommission feststellen müssen, daß in politischen Versammlungen sowie in der Presse leider die eine oder die andere Partei in ihrer Gleichberechtigung angegriffen worden sei. In einzelnen Fällen sei man auch gegen politische Gegner mit so viel Druck und Drohung vorgegangen, daß es berechtigt scheine, von politischem Terror zu sprechen. Die Kommission sieht sich gezwungen, in Zukunft eine solche Haltung, die nach der geltenden Gesetzgebung unzulässig ist, dem zuständigen Staatsanwalt zur Kenntnis zu bringen.
Zu diesem Erlaß der Abstimmungskonunis- ston ist darauf hinzuweisen, daß deutscher- seits immer wieder der Wunsch laut geworden ist. den Abstimmungskampf in ruhigster und gemäßigtster Form abzuwickeln, da in der saardeutschen Bevölkerung weder die Neigung noch die Verantwortung besteht, den Kampf um die gesicherte deutsche Abstimmung mit unnötiger Schärfe zu betreiben. Durch die von der Regierungskommis- sion widerspruchslos geduldete Einmischung landfremder und nicht abstimmungsberechtigter Elemente wurde der Abstimmungskampf erst in ein Stadium gebracht, das die Abstimmungskommission zu vorstehender Warnung veranlassen konnte. Es sei hier auf das unverantwortliche Treiben der Marley-Kommisfion hingewiesen, die wochenlang im Sinne ihrer separatistischen Geld
geber im Saargebiet ihr Unwesen trieb und in der Welt einen Verleumdungsfeldzug gegen die deutsche Sache an der Saar entfesselte. Eine Beruhigung im Abstimmungskampf an der Saar würde sofort eintreten. wenn man sich endlich zu einer Entfernung der ohne jede innere Berechtigung in die Saarabstimmung eingreifenden Emigranten entschließen würde. Damit würde der Verwirklichung des Wunsches der Abstimmungskommission nach einer reibungslosen Abwicklung des Abstimmungskampfes am wirksam- sten Rechnung getragen werden.
AußkNpMWe Nede Avals am Freitag
Paris, 14. November.
Außenminister Laval wird am Donnerstag nachmittag vor dem auswärtigen Kani- merausschuß und, wie bereits angekündigt. am Freitag nachmittag vor dem auswärtigen Senatsausschuß über die auswärtige Politik der Regierung und über seine Pläne für die Völkerbundsarbeiten sprechen. _
Irr Mer M deW-pM- schm DekstSvdiWg
Feierliche Uebcrreichung des Beglaubigungsschreibens des polnische» Botschafters Lipski
kk. Berlin, 14. November.
Zur Besiegelung der deutsch-polnischen Verständigung und Annäherung haben bekanntlich beide Staaten ihre gegenseitigen diplomatischen Vertretungen in den Rang von Botschaften erhoben; das Deutsche Reich hat damit Polen als Großmacht anerkannt. Ter an diesem Verständigungswerk wesentlich beteiligte bisherige polnische Gesandte in Berlin, Josef Lipski, hat nun am Mittwoch mittag dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler im Hause des Reichspräsidenten sein Beglaubigungsschreiben überreicht.
Eine Ehrenwache der Reichswehr leistete bei der Ankunft des Botschafters Lipski und des Botschastspersonals die Ehrenbezeugungen. Botschafter Lipski richtete an den Führer und Reichskanzler eine Ansprache in polnischer Sprache, in der er seiner Genugtuung darüber Ausdruck gab, in seiner neuen Eigenschaft an der Annäherung der beiden Völker Weiterarbeiten zu können. Die bisherigen Ergebnisse der Erklärung vom 26. Januar 1934 stellen zweifellos einen der wichtigsten und vielleicht wesentlichsten der in letzter Zeit in Europa aus dem Gebiete der Festigung des Friedens erzielten Gewinne dar.
Der Führer und Reichskanzler erwiderte darauf:
„Herr Botschafter! Ich habe die Ehre, aus Ihren Händen das Schreiben entgegenzunehmen, mit dem der Herr Präsident der Republik Polen Sie als Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafter bei mir beqlau- bigt-
Auch ich sehe in der Erhebung der beiden Vertretungen Deutschlands und Polens zu Botschaften ein erfreuliches Zeichen für di? glückliche Entwicklung, die die Beziehungen zwischen unseren Ländern genommen haben. Der Neugestaltung Vieser Beziehungen, die sich auf den übereinstimmenden Entschluß der deutschen Regierung und der polnischen Regierung stützt, kommt angesichts der mannigfachen Schwierigkeiten in der gegen- wärtigen politischen Lage Europas eine ganz besondere Beden- t n n g z u. Sie ist geeignet, nickt nur der Förderung der Interessen der beiden Länder zu dienen, sondern auch ein wichtiger Faktor für die Sicherung des allgemeinen Friedens zu sein. Die bisher schon erzielten Ergebnisse können uns nur bestärken in dem Willen, ans dem eingeschlagenen Wege weilet iortzuschreiten. die Zusammenarbeit auf den verschiedenen Gebieten unserer Beziehungen immer mehr zu vertiefen, um so in gegenseitiger Achtung und in gegenseitigem Verstehen ein festes und dauerndes freundnachbarliches Verhältnis zwilchen Deutschland und Polen zu begründen. Auch au? wirt'cha't^chem Gebiet