Nr. 266
Der Gesellschafter
Mittwoch. Sen 14. November 1834
Leite 3
gebürtige Krankenschwester Rosa Möh- l ser. Sie war im bayerischen Wald tätig und hatte sich in Ausübung ihres Berufes , eine Infektion zugezogen, aber ungeachtet derselben ihren Dienst weiter versehen, bis sie todkrank ins Mutterhaus zurückkehrte und dort verstarb.
LjnMmrhrnlkbrn aus dem Grwmen?
Tübingen, 13. November. Vor dem hiesigen Schöffengericht hatte sich der 52jährige Heilpraktiker Albert Peter aus Kirchheim u. T.
-u verantworten. Der Angeklagte hatte im Jahre 1932 eine lungenleidende Frau aus Pfrondorf in Behandlung, wobei er sie mit Hilfe eines side rischen Pendels zu heilen versuchte. Die Krankheit der Frau machte unterdessen immer größere Fortschritte, so daß sie im März ds. Js., nachdem sie in hoffnungslosem Zustand in die Medizinische Klinik eingeliefert worden war, gestorben ist. Eine Reihe von sachverständigen Aerzten war geladen worden, um ihr Gutachten darüber abzugeben, ob der Angeklagte die für seine Heilpraxis notwendige Sorgfalt außer acht gelassen hat. Sie kamen zu dem Ergebnis, daß bei schweren Leiden nicht der Heilpraktiker, sondern nurderArztundFacharztin der Lage fei, diese zu beheben. Einer der Fachärzte stellte fest, daß die Frau mit hundertprozentiger Sicherheit sich heute noch am Leben befände, wenn sie sich in ärztliche Behandlung begeben hätte. Er vertrat die Ansicht, daß der Angeklagte ein Kurpfuscher in üblem Sinne sei.
Der Fachleiter des Heilpraktikantenbundes vertrat die Ansicht, daß die Methode, die der Angeklagte eingeschlagen habe, zwar nicht ausreichte, daß man aber den Heilpraktikern ihre Kenntnisse nicht absprechen dürfe. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnisstrafe von einem Jahr, wobei er den Heilpraktiker als Kurpfuscher anklagte. Das Gericht verurteilte Peter wegen fahrlässigen Verschuldens des Todes der Frau zu 2Monaten Gefän« nis bezw. 200 RM. Geldstrafe. Das Verfahren wurde jedoch auf Grund der Amnestie eingestellt, da der Angeklagte nicht vorbestraft war.
MWer Unfall beim Msrhvlen
Pforzheim, 13. November. Am Sonntagabend ereignete sich im benachbarten Berg- Hausen ein folgenschweres Unglück. Bei der Durchfahrt eines Stuttgarter Personenkraftwagens der zwei Personen überholen wollte, wurde der 20jährige Ring- llald vom Kraftwagen erfaßt und überfahren. Ringwald erlitt so schwere Verletzungen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die Untersuchung über die Sckmldfrage ist im Gang. Der Kraftwagenführer wurde vorläufig festgenommen.
Münsingen, 13. November. lTodesfa ll.) Infolge Herzschlages verschied mitten aus seinem Wirkungskreis Hauptmann und Kompaniechef Felix Schneider. Er war ein in Krieg und Frieden sehr bewährter Offizier, Inhaber des Eisernen Kreuzes 1. und, 2. Klasse sowie verschiedener anderer Orden.
In Sa lach, OA. Göppingen, ist ein Mädchen beim Austragen von Zeitungen so schwer hingefallen, daß cs an seinen Verletzungen bald darauf gestorben ist.
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Ein 18jähriger Mann aus Cleebronn, OA. , Vrackenheim, wollte mit einem alten Gewehr ßochzeitsschießen. Beim ersten Schuß zerriß es den Laus. Der Mann verlor einen Daumen und zwei Finger.
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In einem Uhrenmachergeschäft in Dußlingen, OA. Tübingen, wurden für 500—600 RM. Uhren gestohlen
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Der Liederkranz Gaildorf beging am Sonntag seine Jahrhundertfeier. Der Führer des Schwäbischen Sängerbundes, Innenminister Schmid, richtete herzliche Begrüßungsworte on die Gaildorfer Sänger.
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Die Familie Schiemer hielt in Neuenstein ihren ersten Familicntag ab. Es waren über 70 Familienmitglieder anwesend.
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Der letzte Ehinger Altvetcran. Neuhauswirt Daigger, ist im Alter von SO Jahren gestorben.
Aus Stadt uud Land
Nagold, den 14. November 1934.
Hitlerworte:
Ehret die Arbeit und achtet den Arbeiter. Es mag einer tätig sein, wo immer er soll, er darf nie vergessen, daß die Nation nur lebt durch die Arbeit aller.
Rede am Tag der Arbeit. 2. S. 33.
Dienftnachrichten
Der Herr Reichsstatthalter hat im Namen des Reichs auf Ansuchen in den Ruhestand versetzt: Hauptlehrer Ringwald in Herrenberg.
Justizdienst-Prüfung
Bei der im Herbst dieses Jahres abgehaltenen Prüfung für den mittleren Iustizdienst sind die Prüflinge zur llebernahme der in 8 1 der Verordnung des Staatsministeriums vom 8. Juli 1931 IReg.Vl. S. 328) bezeichneten Aemter für befähigt erklärt worden. Sie erhalten die Bezeichnung Notariatspraktikant.
H ö r m a n n. Wilh. von Nagold: Schill. Gustav von Nagold: Graf. Karl von Fren- denstadt: Nestle, Otto von Dornstetten: Raib- l e, Joses von Eöttelsingen: Reichert. Fritz von Neuenbürg.
Regelung der ldw. Schuld» erhältniffe
.4) Erössnung von Schuldenregelungsversah- ren: Amtsgericht Nagold : Müller, Emilie, Witwe und die Erben des verstorbenen Ehemanns, Joh. Georg, Wilhelm und Maria Regina Müller, Gompelscheuer Gde. Enztal. Gack Lutz ei me r, Johs. Eheleute. Schäfer. Eültlingen: Rath. Johannes, Eheleute, Gärtner, Egenhausen. Amtsgericht Neuenbürg: Kober, Friedrich und Marie, Langenbrand.
6) Erteilung der Ermächtigung zum Abschluß eines Zwangsvergleichs: Amtsgericht Calw: Zeeb, Johann David. Eheleute. Bautechniker. Altbnlach. Schneider. Gottlob. Eheleute. Melchiors Enkel. Deckenpfronn. Amtsgericht Herrenberg: Kuß maul. Christian und Julie. Bondorf.
O) Rechtskräftige Aushebungen und Einstellungen von Entschuldungs- und Zwangsvergleichs- verfahrcn: Amtsgericht Freuden st adt:
Schmieder. Christian, Eheleute, Vaiersbronn.
Der Butztag
am Mittwoch, den 21. November 1934 ist ein gesetzlicher, bürgerlicher Feiertag. Vielfache Anfragen veranlassen uns. dies hiermit zur allgemeinen Kenntnis zu bringen.
Achtung! Betrüger!
Vor kurzer Zeit wurden Geschäftsleute der Umgebung von einem Betrüger heimgesucht, der vorbrachte, er komme im Auftrag seines Dienstherrn um Ware zu holen. Der Betrüger gab jeweils zur Bestätigung seines mündlichen Auftrags ein verschlossenes Schreiben ab, das er mit einem falschen Namen des angeblichen Auftraggebers unterschrieben hatte. Bei den Unterzeichneten Namen handelt es sich um bekannte Landwirte von Nachbarortschaften.
Bei der erschwindelten Ware handelt es sich um Viehketten. Seiler- und Korbwaren, die der Betrüger wieder im Hausierhandel absetzte.
Der Betrüger ist festgenommen. Vorgänge dieser Art wollen alsbald dem Landsäger-Stationskommando Herrenberg gemeldet werden.
Erweiterung der Bedarfsbefcheini- guugspflicht für unedle Metalle
Nach einer Mitteilung des Reichswirtschaftsministeriums vom 6. li. 34 hat die praktische Erfahrung ergeben, daß die Freistellung von gewalzten Anoden, sowie von Lötzinn in Stangen und Stengeln eine Aenderung der erlassenen Bestimmungen notwendig gemacht hat. Infolgedessen unterliegen von nun an Anoden jeder Art also sowohl gewalzte, gegossene wie auch Gitteranoden als handelsübliche Formen von Rohmaterial der Vedarfsbescheinigungspflicht. Aus demselben Grunde dürfen Lötzinn Lagermetall und ähnliche Legierungen in sogenannten Stangen oder Stengeln ebenfalls nur gegen Bedarfsbescheinigung abgegeben werden. Anträge sind an die Handwerkskammer zu richten. In diesem Zusammenhang muß daran erinnert werden, daß die Herstellung und Verwendung von Lötzinn mit mehr als 40 Prozent Zinngehalt verboten ist, außer wenn es sich um solches Zinn handelt, das zur Herstellung von Gegenständen verwandt werden soll, die mit dem Mund oder mit Nahrungsmitteln in unmittelbare Berührung kommen. Formulare zur Antragsstellung können von der Handwerkskammer Reutlingen bezogen werden.
Am io. Dezember landwirtschaftliche Einkommensteuervorauszahlung füllig
Berlin, 13. Nov. Es sind Zweifel darüber entstanden, ob bei Land- und Forstwirten die nächste Vorauszahlung wie bisher am 15. November oder, wie es das neue Einkommensteuergesetz vorschreibt, am 10. Dezember, zu leisten ist. Das Reichsfinanz. Ministerium weist darauf hin, daß das neue Einkommensteuergesetz bereits in Kraft getreten ist und daß Land- und Forstwirte daher ihre nächste Einkommensteuervorauszahlung nicht wie bisher am 15. 11., sondern erst am 10. Dezember 1934 zu entrichten haben.
Verbot der Ausfuhr von Klee- und Grasfaaten
Durch eine am 12. November 1934 in Kraft tretende Verordnung des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft wird nunmehr auch die Ausfuhr folgender Saaten verboten bezw. unter Bewilligungszwang gestellt: Rotkleesaat, Luzernesacch Seradellasaat, Weißkleesaat (und sonstige a. n. g. Kleesaaten), Ray- gras, Timotheesaat, andere Grassaat.
Staatsseind
Wildberg. In einer hiesigen Wirtschaft wurde ein etwa aOjähriger verheirateter Mann wegen beleidigenden Aeußerungen gegenüber der Reichsregierung festgenommen und in das Amtsgerichtsgefängnis Nagold eingeliefert.
Schwerer llnsall
Deckenpfronn. In den letzten Tagen begannen in Deckenpfronn die Holzhauerarbeiten. Leider ereignete sich gleich am ersten Tage ein Unfall. Der 38jährige Albert Süßer wollte gerade einer fallenden Tanne ausweichen und kam dabei zu Fall. In dem kurzen Augenblick konnte er sich auf dem Boden nicht mehr ganz in Sicherheit bringen. Die Tanne schlug ihm ein Bein ab. Aerztliche Hilfe war bald zur Stelle. Am andern Tage wurde er in das Kreiskrankenhaus Herrenberg verbracht.
Die ersten Schiläufer unterwegs
Die letzten Vorbereitungen vor der Saison
Vom Schwarzwald, 13. November. Nene Schneefälle und verschärfte Fröste haben im gesamten hohen Schwarzwald die Winterstimmung wieder hergestellt. Ans den Kuppen und Kämmen des südlichen Gebirgs- teiles hat die Schneedecke sich gesetzt und einer Reihe von Schiläufern über das Wochenende die Möglichkeit gegeben, beschränkte Uebungs- fahrten zu unternehmen. Vom Massiv des Feldbergs zieht sich eine gut geschlossene Schneedecke von etwa 25 Zentimeter Mächtigkeit bis zu den Waldgrenzen nieder. Während die Talzone noch völlig schneefrei geblieben ist. leuchten die ragenden Schwarz- waldgipfel im schimmernden Weiß. Die Inhaber der Berghotels und die Gemeinden ha- ben alle Vorbereitungen für den Auftakt der allgemeinen Wintersporlsaison getroffen. Eine Reihe von Bahnschlitten mit Raupenschlepper stehen zum unmittelbaren Einsatz für sämtliche Höhenzufahrtsstrecken bereit. Die höchstgelegenen Schwarzwatdgaststätten haben bereits die ersten Fremdenänmeldun- gen für die Weihnachtszeit erhalten, woraus auf das frühzeitige Interesse für den Wintersportbetrieb im Gebirge geschlossen werden darf.
Letzte Nachrichten
Erster beutfcher Lehrstuhl für Bolksgefun-beit
München, 13. November.
An der Universität München wurde die erste Professur für Volksgesundheitslchre nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt errichtet. Der mit dem Lehrauftrag betraute Staatskommissar für das Gesundheitswesen in Bayern, Professor Dr. Schultze, hielt am Montag abend seine Antrittsvorlesung. Das Interesse der Studentenschaft war so aroß. daß der Riesensaa,
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Schwarzes Brett
Parteiamtlich. Rach-rack verböte»».
Amt für Volkswohlfahrt — Wiuterhilfswerk
Die Abrechnung der Ästerblumen hat bis spätestens 15. November 1934 zu erfolgen. Bis zu diesem Tage ist der Erlös an die Kreiskasse, Girokonto 84 abzuführen. Die Kohlenbedarfsmeldung der Ortsgruppen und Stützpunkte muß bis zum gleichen Zeitpunkt bei uns eintreffen.
Kreisamtsleitung.
Deutsche Arbeitsfront. Rechtsberatungsstelle Heute nachmittag von 5—6 Uhr Sprechstunde.
DAF. Deutsche Angestelltenschaft Nagold mit Berufsgemeinschaft weiblicher Angestellten
Heute abend 8 Uhr „Linde" Monatsversammlung mit Vortrag von Stud.-Assessvr Altenmüller über „Die Wikinger als ein heroischer Stamm unseres Volkes". Vollzähliges Erscheinen ist Pflicht.
Voranzeige: Samstag. 17. Nov. Bunter Abend in der Waldlust.
vorzeitig geschlossen werden mußte. Auch die Spitzen der Partei und der staatlichen Stellen wohnten dem Vortrag bei. Der Leiter der deutschen Ärzteschaft Dr. Gerhard Wagner sprach im Namen der Parteileitung die Eröfsnungsworte und teilte dabei mit, daß der Errichtung dieses ersten Lehrstuhles für Volksgesundheit die weiteren Lehrstühle folgen werde.
Professor Dr. Schultze wurde bei seinem Erscheinen am Lehrpult von der akademischen Jugend stürmisch begrüßt. In großen Strichen zeichnete er zunächst die negative Seite seines Lehrauftrages, nämlich die Bekämpfung der Jrungen der Medizin infolge der Spezialisierung. Nach der positiven Seite nannte er als Aufgaben der neuen wissenschaftlichen Disziplin rassische Ueberwachung und Betreuung, Wohnungs- und Siedlungsproblem, Sozialversicherung usw., alles mit dem einen großen Ziele: Volksgesundheit bedeutet Politische Macht. Die Ausführungen des Vortragenden wurden mit großem Beifall ausgenommen.
Zwei Dampfer zufammensestoßen
17 Menschen ertrunken
Mexiko-Stadt, 13. November.
Zwei Vergnügungsdampfer, die Ausflügler beförderten, sind infolge eines heftigen Sturmes auf der Höhe der Carmen-Inseln an der Küste des Staates Campeche im Golk von Mexiko zusammengestoßen. 17 Menschen, unter ihnen auch Frauen und Kinder, sind ertrunken.
Sowjet-Schecks ln Namlvml
Madrid, 13. November.
Bei Haussuchungen in Barcelona hat die Polizei Schriftstücke beschlagnahmt. Unter diesen befinden sich Tcheckabschnitte, aus denen hervorgeht, daß die katalanischen Aufständischen bedeutende Getonnter st ützungen aus der Sow,etur. ion bezogen haben.
In Valencia wurden von unbekannten Tätern zwei Bombenanschläge verübt, wobei das Versammlungslokal einer rcchtspolitischen Vereinigung und die Wohnung eines Pfarrers schwer beschädigt wurden.
Daö Burgenland bleibt - deutfch!
ell. Wien, 13. November.^
In der letzten Zeit verstärkte sich die vom westungarischen Grenzgebiet und von den Herrensitzen des madjarischen Feudaladels im Burgenlande ausgehende Propaganda für die Rückgliederung des Burgenlandes an Ungarn. Das gab bei der Eröffnung des neuen burgenländischen Landtages in Eisen- stadt dem Landeshauptmann, Ina. Silvester, Anlaß, diese ungarischen Bestrebungen zurückzuweisen. Daß er es dabei unterließ, vor allem den deutsch e n Eliaratter des Burgenlandes als entscheidend für die Nichtrückkehr in den ungarischen Staatsverband anznführen, dürfte wohl nur auf die von innerpolitischen Gründen diktierte gegensätzliche Gegenüberstellung der Begriffe „Deutsch" und „Lesterreichisch" zurückzusiiy- ren sein, obwohl man erwarten könnte, daß in Fragen des deutschen Lebensranmes diese Gegensätzlichkeit zurückgestellt wird.
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