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Nr. 268

Der Geicllichoftrr

Mittwoch. Ven ll. November 1934

Ser Vatikan billigt beaKamvi des Ratioaaltvrialismus

gegen den Atheismus

Budapest, 12. November.

Der Berichterstatter großer katholischer Blätter, Bis. Enrico Pucci, der gute Bezie­hungen zum Vatikan unterhält, äußerte sich in einer Unterredung mit dem Vertreter des nationalenUj Magyarsag" eingehend über die gegenwärtige Stellung des Vatikans zum nationalsozialistischen Deutschland. Er erklärte u. a.: Der Vatikan macht niemals Politik im gewöhnlichen Sinne d°s Wortes. Seine Auf­gabe ist nicht die Politik, sondern die Religion.

Der Vatikan befaßt sich mit Politischen Fragen nur, wenn diese die religiöse Berufung des Vatikans berühren. Der Vatikan ist weder für noch gegen den Nationalsozialismus.

Fn gleicher Weise wie er niemals zu den poli­tischen Bewegungen anderer Länder Stellung nimmt. DerBatika n billig tden ent­schloss en eit Kampf des National­sozialismus gegen den Atheis- m usund die U u moral, während andere Punkte des nationalsozialistischen Programms, wie die Stellung zur Rassenfrage und zur Sterilisierung nach der Erklärung des Papstes nicht gebilligt werden können. Jedoch hat diese Stellungnahme des Vatikans keineswegs den Abschluß eines Konkordats mit dem heutigen Deutschland verhindert.

In dem Konkordat sind in gleicher Wcisc der Standpunkt des Vatikans wie auch die berechtigten Belange des deutschen Staats berücksichtigt worden. Leider sind jedoch in Deutschland nicht alle Vereinbarungen des Konkordats durchgesührt worden. Auf eini­gen Gebieten wurden sogar Bestimmungen erlassen, die im Gegensatz zum Konkordat stehen.

Jetzt aber hat sich die Lage gebessert.

Es besteht jetzt die Aussicht auf eine Einigung in vielen Fragen, in denen noch vor wenigen Monaten eine Einigung unmöglich erschien.

Zwischen dem Nationalsozialismus und dem Faschismus besteht in vielen Punkten weit­gehende Uebereinstimmung. Sowohl in Deutschland, als auch in Italien mußten die früheren katholischen politischen Par­teien verschwinden. Man kann selbstver­ständlich nicht von Deutschland, in dem nur ein Viertel der Bevölkerung katholisch ist. eine katholisch orientierte Politik erwarten. DieLage hat sich in Verletzten Zeit wesentlich gebessert und es besteht die Aussicht aus eine Einigung zwi­schen dem Vatikan und der nationalsozia­listischen deutschen Regierung, Wenn die Kirche und die Rechte der Katholiken von den Regierungen anerkannt werden, so werden die Katholiken sich immer als treue Bürger des Staats erweisen und gewissen­haft ans ihrer christlichen Gesinnung heraus die Gesetze des Staats einhalteu.

Ner Erzbischof von Mexiko für Friede und Freiheit

Mexiko, 12. November.

Die ZeitungPamabra" veröffentlicht einen Hirtenbrief des Erzbischofs von Mexiko. Pascial Diaz. In dem Hirtenbrief, der am Sonntag in allen Kirchen der Erzdiözese ver­lesen wurde, tadelt der Erzbischof die Störer der Ordnung. Es sei notwendig, so sagt er. in Frieden zu leben und alle übrigen Jn- irigen beiseite zu lassen. Der Erzbischof sagt dann weiter. Versuche, die Arbeiterfrage durch den Klassenkampf und durch die Ver-

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nichtung des Rechtes auf Eigentum zu listen, bedeuteten das Chaos und den Tod der Freiheit. Die Zivilisation würden da­durch für immer verbannt.

Die bedürftigen Klassen würden dadurch keine Besserung ihrer Lebenslage erreichen, sondern würden Sklaven einer Gruppe von Draufgängern, die mit Gewalt den Titel eines Vertreters der Gesellschaft trage.

Doumergue an die Vertreter -er nationalen Verbände

Paris, 12. November.

DerFigaro" veröffentlicht eine Erklärung Vaston Doumergues beim Empfang von Ver­tretern nationaler Verbände am Sonntag.

! Doumergue habe zunächst betont, daß die Ord- I nung der Verbände und der Menge starken i Eindruck auf ihn gemacht habe. Wie Paris sei , auch das Land an sich gesund. Leider vermittel- ! ten aber die meisten Volksvertreter nicht die ! tiefen Bestrebungen des Volkes. Die Bedürf- i nisse des Landes würden im Gegenteil von ' ihnen verkannt. Die politischen Sitten in Frankreich müssen geändert werden. Er sei der Chef gewesen und habe sich bemüht, als Chef zu handeln. Man habe es ihm aber nicht ge­stattet, mehr zu tun. Die von ihm geplanten Reformen hätten bald glückliche Wendungen ausgelöst. Das Wort Vaterland müsse wieder seinen vollen Sinn erhaltet,. Es müsse wieder zum heiligen Nährboden des Gemeinschafts­lebens werden. Die Vaterlandsliebe sei der moralische Glaube, ohne den kein Heil mög­lich sei.

! DasEcho de Paris" berichtet, Gaston Dou»

i mergue habe in einem Gespräch am Sonntag i erklärt, daß er Luftfahrtminister Denain und l Pensionsminister Rivollet, die nicht in das ! neue Ministerium Flandin eintreten wollten,

^ den Befehl gegeben habe, auf ihren Posten zu ! bleiben. Er habe General Denain diesen Be­fehl gegeben, weil ihn unter den gegenwärtigen ! Umständen niemand ersetzen könne. Rivollet , habe er diesen Befehl gegeben, weil er wünschte- daß der Vertreter der ehemaligen Kriegsteil­nehmer nicht in den politischen Kamps hinein- j gezogen würde. Petain habe sich trotz seiner ! Bitten nicht überzeugen lassen.

! Doumergue habe im übrigen gegen die Un- ! terstellung Einspruch erhoben, er hätte sich un- ! nachgiebig gezcugt, um auf diese Weise sein Amt i nieöerzulegen.

Englands Mtungsplank

! London, 12. November.

! Der militärische Mitarbeiter desDaily Telegraph" schreibt: Es besteht Grund zu der Annahme, daß die Stärke der Armee im näch­sten Jahr erheblich vermehrt und die Aus­rüstung modernisiert wird. Die Regierung hat, ^ wie verlautet, die Notwendigkeit erkannt, eine , Expeditionsstreitmacht zu besitzen, die der von ! 1914 vergleichbar ist. Die Pläne für eine Ver­stärkung der britischen Luftstreitmacht sind be- ! kannt. Die Admiralität und das Kriegsamt ! haben Pläne ausgearbeitet, um den Ansprü- i ! chen zu genügen, die sich aus der veränderten internationalen Lage ergeben. Es scheint jetzt, ^ daß eine Vereinbarung bezüglich des Heeres­programms erreicht worden ist. Die Mehrkosten für diesen Zweck dürften im nächsten Jahr 5 Millionen Pfund Sterling oder vielleicht

! noch mehr betragen. Diese Summe wird nur einen Anfang bedeuten. Die englische Heimats­armee hat gegenwärtig 5 Divisionen, vergleich­bar mit 6 Divisionen im Jahre 1914. In mili­tärischen Kreisen ist man sich seit langem dar­über klar, daß im Notfall nur ein Bruchteil dieser Streitmacht sofort mobil gemacht und über See geschickt werden könnte. Auch ihre Ausrüstung bleibt hinter den Erfordernissen eines modernen Krieges weit zurück. Abgesehen von der Beschaffung von Ersatzwaffen, Mu­nition und anderen Kriegsvorräten, die Wäh­rend der Zeit der Sparmaßnahmen einen ge­fährlichen Tiefstand erreicht haben, dürften auch mindestens zwei der Heimatdivisionen rest­los mit Motorfahrzeugen ausgerüstet werden.

Weltmeister Sztekker ermordet?

Wegen der geheimnisvollen Umstände, die den Tod des verstorbenen Ringkampfmeisters Sztekker umgeben, hat der Staatsanwalt in Stattgebung der von der Familie Sztek- kers diesbezüglich vorgebrachten Wünsche die gerichtliche Leichenöffnung an geordnet. Da der Meister zahlreiche persönliche Feinde in seiner Umgebung hatte, vermutet man, daß er das Opfer einer Vergiftung wurde.

»725 394 Rundfunkteilnehmer am 1. Rov.

Die Gesamtzahl der Rundfunkteilnehmer im Deutschen Reich betrug am l. November 5 725 894 gegenüber 5 574 VOl am l. Oktober. Mithin ist im Laufe des Monats Oktober eine Zunahme von 151 393 Teil­nehmern (2.7 v. H.) eingetreten.

Tftrft

(Urheberschutz durch T. Ackermann, Romanzentrale Stuttgart) 211

Christas Augen folgten der geliebten Gestalt. Das Feld war noch immer geschlossen. Da, mit einem Male schoß der eine Reiter ein Stück heraus. Die Ferngläser hoben sich.

Es ist Friesen," sagte irgend einer.

Atemlos hingen die Augen der Zuschauer anFee" und ihrem Reiter.Flattergeist" war ein gewaltiges Stück voraus. Unbeschreibliche Spannung. Wollte Rosen wirklich dem anderen so leicht den Sieg lassen? Oder was hatte er sonst vor? Aber vorläufig geschah nichts.

Rosen führte das Feld, welches immer noch im glei­chen Abstand hinter Friesen zurück war.

Da ging ein Rauschen durch die Zuschauer.Fee" marschierte plötzlich aus dem Felde heraus, es im Bruch­teil weniger Minuten hinter sich zurücklassend. Das ge­fährlichste Hindernis, die hohe Mauer kam.Flattergeist" tat einen etwas dürftigen Sprung und büßte ein.Fee" flog wie der Wind durch die Luft über die gefährliche Mauer hinweg und hatte im AugenblickFlattergeists" Hufe erobert. Nur noch eine halbe Pferdelänge war Frie­sen mitFlattergeist" voraus. Friesen sing an. aufFlat- tergeist" wütend zu spurten. Er und den Sieg aus der Hand geben? An diesen da? Niemals! Cr war nicht um­sonst der Teufelsreiter. Das Feld war weit zurück. Die zwei da vorn ritten auf Leben und Tod. das sah zuletzt jeder. Frau von Rosen, die sonst sehr stolz auf ihren Sohn war, faßte, wie einen Halt suchend, Christas zitternde Hand. Der alte Herr von Rosen konnte seine Besorgnis nicht verbergen.

Christa lehnte halb ohnmächtia auf ihrem Platz. Sie betete inbrünstig:

Lieber Gott, laß das entsetzliche Rennen endlich vorüber sein. Sie versuchen dich sa. Strafe sie nicht für ihre Vermessenheit!"

Die beiden Reiter waren jetzt dicht am Ziel.

Dietz dachte:Gisella, ich komme, ich will es so. .Fee,' du armes Tier, verzeihe mir, daß ich dich mit zu Tode Hetze."

Atemlos vor Entsetzen blieben die Zuschauer. Der Spurt Rosens. der jetzt einsetzte, peitschte die Nerven bis zum äußersten auf.Fee" ragte um eine halbe Länge voraus, schließlich zwei Längen Dietz wußte, das war kein Reiten mehr, er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das SchnaufenFlattergeists" tönte dicht hinter ihm. Doch da war das Band. Dietz passierte es.

Da prallte mit furchtbarer WuchtFlattergeist" an Fee."Fee" bäumte hoch auf. Dietz konnte das gepei­nigte Tier nicht mehr meistern. Es schleuderte seinen Rei­ter in hohem Bogen aus dem Sattel und raste weiter. Ein einziger Aufschrei ertönte. Ohnmächtig war Christa zu­sammengesunken. Alles drängte nach der Unglücksstelle. Rosens waren mit zuerst hingeeilt.

Da ertönte ein einstimmiger Schrei der Empörung. Friesen hatteFlattergeist" erschossen! Der maßlos er­regte Mann hatte seiner sinnlosen Wut auf diese Art Luft gemacht. Einige Herren nahmen ihn in ihre Mitte und führten ihn weg.

Dietz dagegen lag lang ausgestreckt im Gras. Das Gesicht war totenbleich, die Augen halb geschlossen. Auf den bläulichen Lippen stand ein einziger Heller Blutstrop­fen. Die rechte Hand hatte sich lief in den grünen Rasen hineingekrampft. Zwei Aerzte 'nieten neben ihm. Nach der ersten flüchtigen Untersuchung sahen sie sich bedeu­tungsvoll an.

So schnell wie möglich in die Klinik zu Professor Dr. Körner!" tagte der Äeltere.

Die Sanitätsmannschaft war schon da. Von ih: wurde Dietz auf die Bahre gelegt. Das Auto fuhr heran vorsichtig legte man den Todwunden hinein und langsam letzte sich der Wagen in Bewegung.

Bankier von Rosen fuhr mit seiner Gattin voraus um den Sohn in der Klinik zu erwarten. Keines von bei den dachte an Christa, die doch in erster Linie an die Seite des Gatten gehört hätte.

Es dachte wohl überhaupt niemand an sie.

Oder doch?

Der alte Mann, der jetzt ganz gebrochen die Stufen der Tribüne herabkam, sah sein Kind verlassen und ein sam in der Loge zusamengesunken. Da forderte die Na tur endlich ihr Recht. Nikisch fühlte ein allmächtiges Er barmen mit seinem Kind.

Nickisch netzte Christas Lippen und die Stirn. Da schlug sie endlich die Augen auf.

Dietz!" flüsterten ihre bleichen Lippen.

Da sah sie ihren Vater und ihre Augen weiteten sich in stummem Entsetzen.

Was-was ist mit Dietz?" und sie richtete sich

auf. Er sah stumm vor sich nieder. Dem harten, düsteren Mann fehlten die Worte, die hier am Platz gewesen wären. Christa sah mit verzerrten Zügen in sein Gesicht.

Vater, ist Dietz tot?" fragte sie.

Ich weiß es nicht. Christa, ich war nicht bei ihm. Ich sah dich hier und du tatst mir leid, weil sie dich so allein gelassen hatten, aber ich will einmal fragen."

Mit diesen Worten erhob er sich.

Christa war erst jetzt imstande, sich über des Vaters plötzliche Güte zu wundern. Aber dann trat sofort wieder alles zurück vor der Angst um Dietz' geliebtes Leben.

Da kam der Vater zurück. Sie sah es an seinem Ge­sicht, er brachte keine gute Nachricht.

Vater?" kam es leise von ihren Lippen.

sForts. folgt.)