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Der Gcieü-chllster

Samstag, den 10. November Mz

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WMreiber

Von Karl Overdyck

E? wäre gewiß zu Phantastisch gedacht, wollten wir Nationalsozialisten deshalb, weil ach schon des öfteren ein überwiegend großer keil des Volkes zu dem Führer bekannt hat. »»nehmen, daß mit diesem Bekenntnis alle schlechten Eigenschaften im Volk getilgt seien and daß jeder nun treu und brav nach den krundsätzen des Nationalsozialismus handelt.

Wir find bislang keine Phantasten ge­wesen, sondern Idealisten mit einem recht starken Einschlag und Sinn für die Wirklich­keit und für die Dinge, wie sie sind. Die Menschen sind noch nie alle gut von Grund auf gewesen und werden es auch nicht durch­weg werden. Aber wo der Staat die Schwä­chen des Menschen als Tatsachen kennt und wenn sie sich nicht im Guten ausschalten las­sen, dann geht er dazu über, die bestehenden weltanschaulichen Grundsätze durch Gesetze zu stützen und ihre Beachtung und Befolgung zu erzwingen.

Wenn also gewisse Leute gegen die ein­fachsten Grundsätze dieses Staates verstoßen und auf Verwarnungen nicht hören, dann nimmt sie der Staat unter die Kontrolle eines Gesetzes! Insofern könnte man annehmen, daß auch das neue Gesetz gegen unberechtigte Preissteigerei ganz nüchtern betrachtet wer­den könnte, und daß nichts anderes zu tun sei, als der Oeffentlichkeit die Mitteilung zu machen, daß ein Gesetz gegen unberechtigte Preissteigerung erlassen sei.

Nein, unser Wirklichkeitssinn würde in dieser Angelegenheit doch recht stark ver­kannt. Im Prinzip waren wir uns gewiß darüber klar, d. h. eines Tages, wenn sich ein gewisser Typ Menschen, der den mora­lischen Grundsätzen dieses Staates unver­ständlich gegenübersteht und nichts fühlt von dem ungeschriebenen Gesetz des Gemein­nutzes, etwas dreister hervorwagt, ein sol­ches Gesetz nötig sein wird.

Daß diese Leute es wagen, schon jetzt ihre schmutzigen Finger nach den unendlich teu­ren Groschen des Volkes auszustrecken, schon jetzt, wo der Staat und die Partei noch un­ter den größten Anstrengungen und Opfern linnen und schaffen, wie für die zwei Millio­nen, die noch keine Arbeit haben, zu sorgen ist, schon jetzt ihre Raffgier und Prositsucht spielen lassen, wo der Staat selbst immer wieder feststellt, daß die Löhne des größten Teiles des Volkes noch unerträglich niedrig sind, das allerdings hat unser an sich nüch­

terner Wnkiichkettssiiiu nicht erwartet und deshalb halten wir es für nötig, die Seüent- lichkeit durch diese Worte ans das schänd­liche Verhalten der Leute hinznweisen, die die Veranlassung zu dein neuen Gesetz gaben.

Diese 'Menschen verdienen nicht die Rück­sichtnahme unseres Wirklichkeitssinnes, dahin daß es immer einen großen Teil Menschen geben wird, bei denen das Ich stärker ist als daa Wir. Wer heute trotz aller offensichtlichen Notlage die Grundsätze des einfachsten An­standes mißachtet und nur an seinen ver­fluchten Geldbeutel oder Geiz oder Vorteil für sich denkt, der stellt sich selbst an den Pranger und verdient die Verachtung aller anständigen Menschen und die ganze Schwere eines strafenden.Gesetzes.

Es wäre ein sonderbarer nationalsoziali­stischer Staat, der dulden wollte, daß die mit unendlichen Mühen und furchtbaren Blut­opfern erkämpfte Einigkeit und Volks­gemeinschaft durch Elemente gestört werden dürfte, die ihren Eigennutz höher stellen als die Einigkeit und Gemeinsamkeit des Volkes. Und dieser Staat wäre besonders strafbar leichtsinnig, hätte er auch nur einen Tag zu­gesehen, daß ausgerechnet die Lebensmittel deS Volkes durch die verdammte Raffgier einzelner verteuert werden.

Das ganze Volk hat es mit Genugtuung be­grüßt, daß die Regierung gegen eine solche verantwortungslose und leichtfertige Hand­lungsweise. die in ihrer Auswirkung nichts anderes bedeutet als die Sabotage des nativ- nalsozialistischen Staates und der endlich er- reichten Volksgemeinschaft, einen Mann ein­gesetzt hat. dem der Ruf vorausgeht nicht zimperlich zu lein, sondern zuzusassen.

Weder Staat noch Volk vertreten einen marxistischen Standpunkt, als ob der Ge­schäftsmann und Kaufmann nicht seinen ihm zustehenden Verdienst haben dürfte. Darüber braucht gar nicht debattiert zu werden. Wer aber den Verdienst zum Wucher aufbläht, den soll man auf das Maul und auf die Fin­ger schlagen, daß ihm die Vernunft wieder eingeht, die ihm abhanden kam. Der anstän­dige Kaufmann und Geschäftsmann wird an erster Stelle die Maßnahme der Regierung gegen solche Preistreiber begrüßen, denn er ist einer vom Volk und hat keine Lust, als Feind des Volkes in den Mund der Leute zu kommen, einmal weil er dadurch seine Exi­stenz und sein Geschäft gefährdet und das andere Mal. weil er kein schlechterer Deut­scher sein will als sein schwer und tapfer rin­gender ärmster Volksgenosse.

Preistreiber sind Wucherer. Wuckier aber ist an diesem Staat und an diesem Volk ein Verbrechen, das keiner Milde wert ist.

Diktator Roosevett

Zum Ausgang der amerikanischen Konqregwahlen

llrv. Neuyort, 9. November.

Es ist noch nicht acht Tage her, seit wir rn dieser Stelle einen klaren Sieg Roosevelts sorhersagten, obwohl einigeProbeabstim- nungeu" mit der Verdammung desNeuen Spiels" geendet hatten. Heute werden die ibschließenden Ergebnisse des Wahlgangs vom 6. November bekannt, und es schält sich rus ihnen heraus ein überwältigender Sieg »es amerikanischen Präsidenten und seiner Regierungsmethoden. Roosevelt hat das Erbe Abraham Lincolns aufs Beste verwaltet und hat in den beiden Häusern des Parlaments eine Zwei - Drittel - Mehrheit erzielt; ein Stimmenverhältnis, wie es seit dem Bürger­krieg im Jahr 1860 noch niemals dagewesen ist.

Amerikanische Stimmen bezeichnen die Wahlen als eine Revolution; denn noch nie­mals hat es sich ereignet, daß eine Partei in drei aufeinanderfolgenden Wahlen ihren Einfluß nicht nur steigern, sondern ihre Legner sogar fast vernichten konnte. <1930: 18 Demokraten, 47 Republikaner; 1932: 59 :36; 1934: 67 : 27 im Senat.) Die Repu- blikanische Partei, die nach den Worten eines amerikanischen Journalisten kein Geld, keine Energie, kein Programm und keine Per­sönlichkeiten besitzt, steht buchstäblich aus dem Aussterbe-Etat. Was sie überhaupt noch auf­rechterhält, das ist die Hoffnung auf eine Revanche, die angeblich kommen soll, wenn Roosevelt die finanziellen Sorgen seiner neu­artigen Staatswirtschaft wird tragen müs­sen. Daß dieser Zeitpunkt aber schon bei der Präfidentschaftswahl 1936 kommen werde, daran wird in den Kreisen der Opposition nach diesen Wahlen gezweifelt.

Als besonders kennzeichnend für denErd­rutsch". der sich ereignet hat, gilt die Tat­ache, daß der Staat Pennsylvania zum ersten Male seit dem Bestehen der Republikanischen Partei für den Senat demokratisch gewählt hat. Desgleichen gilt es als geradezu epoche­machend, daß der bisherige republikanische Senator Needs, zugleich einer der mächtig­sten Männer während der Hoover-Herrschaft und einer der bekanntesten und hervor­stehendsten Persönlichkeiten der liberalisti- schen Großindustrie, gegen einen verhältnis­mäßig unbekannten Demokraten unterlag.

Auf diese Weise ist der Sieg Roosevelts über seine Hauptfeinde zum Triumph gewor­den. Aber auch die radikalen Elemente in der eigenen Partei sind nicht zu den Erfolgen gekommen, mit denen man gerechnet hatte. Der Marxist Upton Sinclair, der als demo­kratischer Kandidat in Kalifornien aufgestellt worden war, kehrte trotz seiner oft von blü­hender Phantasie getragenen Versprechungen

und trotz eines ansehnlichen Stimmengewinns als geschlagener Mann aus dem Wahlfeld­zug heim, und mit ihm verschiedene radikale Kandidaten, die im zukünftigen Repräsentan­tenhaus und im Senat wahrscheinlich eine Belastung der Politik Roosevelts, zum min­desten aber recht unangenehme Zeitgenossen geworden wären.

Auch die dritte Gruppe der Gegner des amerikanischen Präsidenten, die Kommu­ninsten. sind nicht zu irgendwelchen Erfolgen gekommen. Auf ihr Konto werden die zahl­reichen Zusammenstöße am Wahltage zu buchen sein, die viele Tote und Verwundete gekostet haben. Aber sie haben nirgends einen fühlbaren Einfluß gewonnen. Roosevelts arbeite» und bauernfreundliche Politik hat auf die breite Masse ihre Zugkraft nicht ver­fehlt. Der einfache Mann, der heute von der Hand in den Mund leben muß, und der Er­werbslose. der mit 16 oder 17 Millionen Lei- densgenosien in den Straßen des Landes um­herlungert, sehen in der Politik des Präsiden­ten die einzige Möglichkeit, jemals wieder in Arbeit und Brot zu kommen; geradeso wie die Millionenscharen der kleinen Farmer, die die tatkräftige Unterstützung der landwirt­schaftlichen Preispolitik durch Roosevelt nicht vergessen haben.

Der amerikanische Präsident hat zum min­desten zwei Jahre vor sich, um für die Durch­setzung desNew Deal" zu sorgen. Es wird ein gigantisches Ringen um die Seele und die Wohlfahrt des Volkes werden. In resi­gnierenden liberalistischenLeitartikeln wird im Hinblick auf die noch nie erlebte völlige Um- ung der Wählerschaft sestgestellt, daß dieses Jahrhundert eben dasJahrhundert der Gefolgschaften" sei, womit nicht zum mindesten auch auf die Errichtung des Drit­ten Reiches in Deutschland angespielt wird, die ja ebenfalls eine völlige Wandlung in den wirtschaftspolitischen Grundsätzen des Staates bedeutet hat.

Wir sind weit davon entfernt, Roosevelt alt einen völligen Neuerer und Reformator zu bezeichnen, aber die konsequente Durchfüh­rung der nun einmal eingeschlagenen Linie der Entwicklung wird ihn zweifellos je län­ger desto stärker zur Anwendung revolutio­närer Mittel zwingen. Die gewaltigen Auf­gaben lassen sich nach menschlichem Ermessen nur erfüllen, wenn über das bisher Ge­schehene hinaus auch das ganze Denken und die thpisch liberalistische Mentalität des ame­rikanischen Staatsbürgers im wohlverstan­denen sozialistischen Sinne beeinflußt wird.

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Enthüllungen

über einen angeblichen Putschplan

London, 9. November.

Das vom Unterhaus angenommeneGesetz wer Aufreizung zur Treulosigkeit" oder, wie !s in der Presse kurzweg genannt wird, das .Ausruhrgesetz". liegt gegenwärtig dem Oberhause vor. Ber der Aussprache am Don­nerstag suchte Lord Allen of Huri- vood «Nationale Arbeiterpartei) die Not- vendigkeit der Vorlage besonders herauszu­streichen. Er sagte, er habe von maßgeben­der Seite Mitteilungen über eine Art Orga- usation in England erhalten, die beabsich- cige, sich der Britischen Rundsunkgcsellschaft zu bemächtigen und einen Staatsstreich nach Art des Wiener Putsches auszuführen. Die ironische Frage eines Mitgliedes der Ar­beiteropposition. ob er diese Nachricht von MacDonald erhalten habe, mit dem Lord Allen persönlich befreundet ist, blieb unbe­antwortet. Lord Allen weigerte sich auch spä­ter, mitzuteilen, ob es- sich um einen Putsch der äußersten Rechten oder der äußersten Linken handeln sollte. Er sagte nur. an der Richtigkeit der Nachricht könne nicht gezwei­felt werden, da eine Gruppe von Leuten ge­meinsam Pläne erörtert habe, die sich Zu­gang zu dem Gebäude der Nundfunkgesell- schaft verschaffen und sich der technischen Ge­räte bemächtigen könne, um im Falle eines Staatsstreiches völlig vorbereitet zu sein.

Der weitere Verlaus der Oberhaussitzung war durch den hartnäckigen Widerstand der Opposition gegen das neue Gesetz gekenn­zeichnet. Die Arbeitervertreter bekämpften mit Unterstützung einiger Liberaler jeden einzelnen Satz der Vorlage. 10 oppositionel­len Peers standen 60 ministerielle Peers gegenüber und zogen die Erörterung beinahe endlos hin. Erst um 5.12 Uhr morgens MEZ. vertagte sich das Oberhaus nach zwölf- stündiger Sitzung. Es wird geglaubt, daß dies die längste Sitzung des Hauses seit 1887 war, wo die Frage der Selbstverwaltung für Irland erörtert wurde.

Wien, 9. November.

Tie Anwesenheit des Ministerpräsidenten Gömbös aus dem Semmering gab der österreichischen Bundesregierung Gelegenheit zu einem großen Politischen Ttressen. Frc4- tag vormittag um 11 Uhr trafen auf dem Semmering der' Bundesminister für Aus­wärtiges. Freiherr von Berger-Wal- denegg, Vizekanzler Fürst Starhem­berg und der ungarische Gesandte Baron APor ein, nachdem Bundeskanzler Dr. Schuschnigg und der ungarische Ackerbauminister Kat lat» schon Donners­tag abend dorthin gereist waren. Freitag früh hat sich Ministerpräsident Gömbös nach dem steirischen Ort Neuberg begeben, um einen Bekannten zu besuchen, und kam dann ebenfalls um 11 Uhr auf den Semmering zurück. Die Teilnehmer zogen sich dann so­fort zu einer Beratung in den von den Zästen geräumten Salon des Semmering- Kurhauses zurück.

Ueber die Beratungen liegt geheimnis­volles Dunkel gebreitet. Die Wiener Blätter durften nicht einmal die Rachricht bringen, daß Minister­präsident Gömbös aus demSem- nerrng abge ft regen ser. Man ver- nutet aber wohl mit Recht, daß diese Ver- zandlungen rein politische Fragen retreffen und nicht wirtschaftlichen Ange- egenheiten gewidmet sind, da es aufsällt, der österreichische Handelsminister Stockinger, der Donnerstag mit dem Ackerbaumiuister Kallah unterhandelte, nicht ruf den Semmering gefahren ist. Die Ver­mutung liegt nahe, daß im Mittelpunkt die­ser Verhandlungen die römischen Be­sprechungen und die bei dem Besuch von Iömbös in Rom aufgeworfenen Probleme stehen.

M.-Sago im Kampf gegen unberechtigte Preissteigerungen

Berlin, 9. November.

Die Oberste Leitung der PO., Hauptamt der NS.-Hago, gibt bekannt:

Im Verfolg der Durchführung der Anord­nung über die Erhebungen von unberechtig­ten Preissteigerungen werden demnächst von allen Ortsgruppen-Amtsleitungen der NS.- Hago im gesamten Reichsgebiet Versammlun­gen für die Mitglieder der NS.-Hago und der Reichsbetriebsgemeinschaften 17 und 18 in der Deutschen Arbeitsfront veranstaltet werden, in denen die Mitglieder über den Sinn und die Durchführung der Aktion unter­richtet werden sollen. Auf diesem Wege wer­den noch einmal alle Mitglieder der NS.- Hago und der Neichsbetriebsgemeinschaften 17 und 18 daraus hingewicsen, daß ihr Er­scheinen zu diesen Versammlungen Pflicht ist.

Ferner werden im Rahmen der Aktion gegen unberechtigte Preissteigerungen von der NS.-Hago durch besondere Beauftragte Erhebungen in den Geschäften angestellt wer­den. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß diese Erhebungen lediglich als Material­sammlung zu werten sind. Mit der Anstel­lung dieser Erhebungen sind nur politische Leiter beauftragt worden, die mit einen: be­sonderen Ausweis versehen sind. Unsere poli-

! tischen Leiter sind daraus vermieten worden ! daß die Erhebungen nicht zu Eingriffen in ! die Preisgestaltung benutzt werden dürfen. ! Wir bitten alle Volksgenossen aus Handwerk ^ und Handel um die Unterstützung unserer

> politischen Leiter und erwarten insbesondere I von allen Parteigenossen aus Handwerk und j Handel, daß sic aus eigener Initiative aus ! ihrem Geschäft den zuständigen Ortsgruppen- j Amtsleitungeil der NS.-Hago Material über l unberechtigte Preissteigerungen zur weiteren

Verwendung zustellen.

! MMOmg eiMS beWchen i fluMugeS m Köln-Asutz

! Berlin, 9. November.

! Am Donnerstag nachmittag landete aus ! vem Ausstellnngsgelände im Rheinpark in l Köln-Deutz ein belgisches Militärstng- ^ zeug. Ter Flugzeugführer hatte wegen be- - sonders schlechten Wetters deutsches Gebiet ^ amsuchen müssen. Bei der Notlandung

> wurde das Flugzeug leicht beschädigt, wüh- ! rend der Führer unverletzt blieb. Seinem ! Wunsche entsprechend wird mit Unterstützung i der Deutschen Lufthansa das Flugzeug ab- j montiert und voraussichtlich noch heuÄ am j dem Bahnweg nach Belaien zurückbefördert ^ werden.

Berlin, 9. November.

Bei der Bevölkerung herrscht immer noch ünklarheit über die festgesetzten Eintopssonn­tage während des Winterhilfswerkes. Des­halb werden von der Reichswerbestelle des Winterhilfswerkes noch einmal die Termine bekanntgegeben. 18. November 1931 . 16. Dezember 1934, 13. Januar 1935, 17. Fe­bruar 1935, 17. März 1935.

ZUM EjMWfM

rinen Polizeihund mitnshmen!

lim. Prag, 9. November.

Im Zentrum der Stadt, ganz in der Nähe des großen Museums, kam es zu einer auf- ! sehenerregenden Szene. Tie Frau des Ge- i Heimpolizisten Bubnik ging in Begleitung ! eines Polizeihundes Einkäufe besorgen und ! wurde plötzlich auf offener Straße von einem unbekannten Mann eingefallen, der ihr die Handtasche entreißen wollte. Der. Hund stürzte sich auf den Unbekannten, riß ihn zu Boden und wurde nur durch den Maulkorb daran gehindert, den Verbrecher schwer zu verletzen. Dem Räuber gelang es. zu entkommen.'

! Der Nundfunkprozeß

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! Millionen-Ausgaben für Rundiunkvrrivaltu«-

! und Rundsunk-Programmc

; Berlin, 9. November.

In der Freitag-Sitzung schilderte der An­geklagte Dr. Bredow die Haushaltsgestal­tung der einzelnen Sendcgesellschasten.

Sodann gab Magnus einen interessan­ten Ueberblick über die gesamten Verwal- tungs- und Programmkosten der Sendegesell­schaften. Die Verwaltungskosten betrugen im Jahre 1927 insgesamt 5,3 Millionen RM., stiegen 1928 auf 6 Millionen und sanken dann 1929 wieder auf 5,4 und 1930 auf 5,1 Millionen. Demgegenüber zeigten die Pro­grammkosten ständig eine aufsteigende Rich­tung. Während sie 1927 noch 9,5 Millionen betrugen, stiegen sie 1928 auf 12,2, 1929 auf 15,8 und 1930 auf 17,3 Millionen. Diese Steigerung der Kosten für die Programm­gestaltung ergaben sich aus dem immer grö­ßeren Ausbau der einzelnen Programme und hatten ihre Begründung auch m den au> Grund der steigenden Hörerzahl erheblich vermehrten Einnahmen. Trotzdem sorgte die Reichsrundfunkgesellschaft vom Jahre 1930 an dafür, daß ein weiteres Anwachsen der Programmkosten vermieden wurde. Die Post bekam im Jahre 1926 12 Millionen, 1927 8 Millionen, 1928 23.7 Millionen, 1929 29,4 Millionen und 1930 38,6 Millionen Reichs­mark aus Hörergebühren. Während Mag­nus für diese Jahre die Unterlagen vorlegen konnte, konnte er die Einnahmen der Reichs- Post für die Jahre 1931/32 bloß schätzungs­weise angeben. Sie betrugen seiner Auffas­sung nach 45 und 47 Millionen.

In der Nachmittagssitzung des Rundfunk- Prozesses am Freitag stellte der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Dr. Rose mann, die Personalakten Bredows zur Erörterung. Der Vorsitzende teilte in diesem Zusammenhang mit. daß bei den Akten ein Abkommen zwi­schen dem damaligen Neichspostminister Stingl und Bredow liege, das vom 4. Juni 1926 datiert und in dem festgelegt worden sei, daß Bredow als Rundsunkkom- missar de? NeichsPostministerS sowie Vertre­ter der Reichsvost bei der Reichsrundfunk­gesellschaft und Vorsitzender des Verwal­tungsrats dieser Gesellschaft mit den Bezügen eines Staatssekretärs zu der Reichsrundfunk- gescllschaft übertrete. In diesem Abkommen ist ausdrücklich vorgesehen, daß Bredow von der Reichspost keinerlei Bezüge zu erhalten habe. Der Angeklaate Bredow schilderte dann kurz noch einmal seine eigentliche Tätigkeit al?- Nundfnnkkommissar.

Die Verhandlung wurde daraus ans Mon­tag vertagt.

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