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Der Gesellschafter
Freitag, den !». November igz§
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Von Helmut Zelter
In acht Wochen wird Heiner vier Jahre alt. In acht Wochen. Jede Woche hat einen Sonntag und sechs Werktage. Acht Wochen haben acht Sonntage und — sehr, sehr viele Werktage. Acht Wochen ist eine lange Zeit für den kleinen Heiner.
Was hatte Hans gesagt, Hans, sein größerer Freund? O, Heiner wußte es genau.
„Wenn man vier Jahre alt ist, bekommt man eine eigene Fahrkarte auf der Eisenbahn, nicht vorher, denn da ist man noch klein, aber wenn man vier Jahre alt ist! Mein Vater hat gesagt, dann muß inan eme Karte lösen, sonst sei man nicht ehrlich und anständige Leute betrügen nicht."
Heiner träumte acht Wochen lang, wie er seine eigene Fahrkarte aus der Tasche hervor- zieht und sie dem Schaffner hinreicht wie die großen Leute. Jetzt wird der Schaffner nicht mehr über Heiner hinwegsehen oder sogar einen prüfenden Blick auf Heiner werfen und nach seinem Alter fragen. Wenn der Schaffner jetzt wieder fragen sollte, wollte Heiner sich gehörig in die Höhe recken, obwohl er groß für seine Jahre war, und Mutter, seine Mutter, würde mit Stolz verkünden, daß Heiner, ihr großer Heiner, schon vier Jahre alt ist.
Als der große Tag sich endlich näherte, wurde Heiner nach seinen Wünschen gefragt, und zur Verwunderung siiner Eltern hatte er gar keine Wünsche. Nur den einen, an '>-nem Geburtstage die Tante, zu oer man mit der Eisenbahn fahren mußte, besuchen zu dürfen. An und für sich liebte Heiner diese Besuch' nicht, aber Kinder sind nun manchmal unberechenbar, und, wenn dem Jungen daran liegt, will die Mutter an seinem Geburtstag mit ihm zur Tante fahren.
Am Geburtstagmorgen hatte Heiner merkwürdig wenig Ze>t für die schönen Geschenke: nur mit einer Frage bestürmte er immer und immer wieder seine Mutter:
„Wann geht der Zug?"
Endlich zieht die Mutter den Mantel an, endlich sind die Handschuh- zugeknöpft, endlich, endlich ist der Bahnhof in Sicht. Da es eilt, ist der VaWr voraus gelaufen, um die Fahrkarte zu besorgen. Beim Entsteigen muß es rasch gehen; eben hat der Vater noch Zeit, der Mutter die Fahrkarten in du Hand zu drücken, da rollt der Zug auch schon.
Mit fieberhafter Spannung erwartete Heiner den Schaffner, rnd aufmerksam beobachtete er die Mutter, die, obwohl ste ^ .nz gleichgültig tat, die große Neberraschung, die Fahrkarten, in der Tasche trug.
Und daun öffnete sich im Tür des Abteils; der Schaffner kam.
„Die Fahrkarten bitte!"
Die Mutter reichte eine Karte hin mit einer Miene, als ob nichts Besonderes wäre. Eine Karte! Hatte die Mutter, hatte der Vater vielleicht vergessen, für ihn, für Heiner, der heute vier Jahre alt isi, eine Fahrkarte zu lösen — weil es doch das erstemal war? Der Schaffner lochte die Karte und machte Miene, weiter zu
gehen, doch dann wandte er sich noch einmal um.
„Ist der Kleine noch nicht vier Jahre alt?" Heiner stockte der Atem. Keinen Blick ließ er vom Schaffner. Mit deutlicher Stimme sagte die Mutter:
„Nein, erst dreieinhalb."
Heiner glaubte nicht recht gehört zu haben. Erst dreieinhalb! Das war ja gar nicht war. Seine Mutter, die ihm immer gesagt hatte, er dürfe keine Unwahrheit sagen, log doch nicht. Das konnte doch nicht sein. Heiners Gesichtchen
verdüsterte sich, wie umgewandelt, in sich gekehrt, schweigsam war r darauf den ganzen Tag. Kein Wort kam über seine Lippen, ein schweres Geheimnis brannte auf seiner Seele.
Als Heiner schon längst im Bett lag, fragte der Vater die Mutter:
„Na, hat der Schaffner wegen Heiner Schwierigkeiten gemacht?"
Und die Mutter sagte:
„O, Heiner kann noch manchmal ohne Fahrkarte fahren. Er muß sich nur ein bißchen klein machen. Wir können dann noch oft das Geld für die Fahrkarte sparen."
Die erste Erwähnung eines Taschentuches findet sich bei Albrecht Dürer, der in seinen „Lebenserinnerungen" mitteilt, daß ihm die Stadt Keulen im Jahre 1526, als er auf seiner Hollandreise dort Aufenthalt genommen hatte, zum Abschied ein Taschentuch verehrte. Dieses Tuch entsprach allerdings noch nicht dem heutigen Zweck, und war nichts weniger als ein praktischer Gebrauchsgegenstand. Es war das ganz im Gegenteil ein Prunkstück von großem Wert, das zwar in der Tasche getragen werden sollte, da'- aber viel eher als Zierde denn als zweckdienliche Sache gedacht war.
Die Taschentuchmode macht- sehr schnell die Runde durch alle europäischen Länder. Am französischen Hofe war das Taschentuch ein Prunkhafter und mit erlesener Kostbarkeit verfertigter Gegenstand. Man legte großen Wert darauf, daß das Taschentuch zu jeder Toilette genau Paßte. Die Herren trugen es in der Lasche, während es die Frauen für jedermann sichtbar in der Hand hielten. Damals verfertigte man die Taschentücher aus Seide, Kaschmir oder aus Damast, und die Schneider jener Zeit lieferten meist bei Anfertigung einer Herrenweste oder eines Damenkleides gleichzeitig das aus den Stoffresten zusammengesetzte, dazu passende Taschentuch. Erst im neunzehnten Jahrhundert, als die Nüchternheit der Kleidung bezw. der Mode zugleich mit -iner praktischeren Lebensauffassung einsetzte, ging man dazu über, das Taschentuch zu hygienischen Zwecken zu benützen, es wurde jetzt dem Schab der Wäsche einverleibt, weil es waschba^ ßergestellt werden mußte.
Die Entstehung des Strumpfes fällt, so sonderbar es klingen mag, erst in die Neuzeit. Im Altertum trug man .ogenartig wallende Gewänder, so daß der Fuß nur mit einer Sohle bekleidet zu werden brauchte. Diese Tracht, die sich auch noch im früheren Mittelalter fortsetzte, machte eine Bekleidung der Beine überflüssig. Dann wiederum kamen die weiten und gebauschten Hosen, schließlich gar die Pluderhosen in Mode, während die Ritter eiserne Fußschie- den trugen. Die Frauen verhüllten ihre nackten Beine durch lange Unterkleidung. Es gab damals kein Hemd,"das nicht bis zur Erde gereicht hätte. Erst nach dem Dreißigjährigen Kriege, da infolge der Verarmung der ganzen Welt eine einfachere, das ist kürzere Tracht aufkam, war die Entstehungsmöglichkeit des Strumpfes
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Nirgends ist die Langeweile gefährlicher als in der Ehe, und leider stellt sie sich nirgends leichter ein. ohne daß die Beteiligten eigentlich etwas dazu tun. Es ergibt sich so oft. daß Mann und Frau in ihre Phlegmatischen Gewohnheiten verfallen, während jedes von ihnen sich doch auch nach der Heirat ständig Mühe geben sollte, dem andern zu gefallen, ihm eine Freude zu bereiten, ihm irgendwie interessant zu sein. Und es gibt keinen schlimmeren Feind der Ehe als die Eintönigkeit. Man muß sich bei dem, was man unternimmt, davor hüten, daß irgend eine bestimmte Regelmäßigkeit eintritt. Das fängt bei dem Küchenzettel an. den die Hausfrau zusammenstellt. Viele lieben es, aus Bequemlichkeit und um sich Kopfzerbrechen zu ersparen, die gleichen Gerichte immer am gleichen Tage zu essen. Auch das verursacht Einförmigkeit. Es ist unangenehm, wenn man stets mit Sicherheit vorher weiß, was es zum Mittagessen geben wird. Auch in bezug auf das Essen soll die Frau versuchen, den Mann ein wenig zu überraschen.
Es gibt viele aufmerksame Ehemänner, die, wenn sie am Samstag nach getaner Arbeit nach Hause kommen, ihrer Frau einen Blumenstrauß mitbringen. Das ist sehr nett und liebenswürdig von ihnen und die Frau wird sich gewiß sehr freuen. Aber auch diese angenehme Aufmerksamkeit kann zu einer Gewohnheit werden, und das ist schade. Der Mann soll deshalb die hübsche Sitte, seiner Frau etwas zu schenken, nicht gerade auf diesen bestimmten Tag verlegen, und es müssen auch nicht immer Blumen sein, — es gibt ja auch Süßigkeiten, Obst, oder sonst
eine kleine Ueberrafchung, über die sich die Frau freut. Man soll sich ruhig ein wenig den Kopf zerbrechen, aus welche Weise man dem Lebensgefährten eine glückliche Stunde bereiten kann. Denn schließlich hat man doch auch deswegen die Ehe geschlossen, nicht wahr? Langweilen kann man sich auch mit Leuten, mit denen man nicht zum Standesamt gegangen ist.
Muß der Mann von seiner Arbeitsstätte mit der Bahn nach einem Vorort fahren, so ist es sehr hübsch, wenn die Frau ihn bisweilen vom Bahnhof abholt oder ihn hinbegleitet, aber. . . auch dies darf sie nur ja nicht täglich und regelmäßig tun. Das Abgeholtwerden muß immer eine kleine unerwartete Sonderfreude bedeuten! Sonst ist die wartende Frau für den Mann auch gar nichts anderes wie etwa der Zeitungsverkäufer oder der Obsthändler, die er an dem gleichen Bahnhof zu sehen gewöhnt ist.
Auch Vergnügungen soll man nicht regelmäßig unternehmen. Es ist zum Beispiel grundfalsch, einen bestimmten Tag in der Woche für den Besuch des Kinos, des Theaters oder des Konzerts anzusetzen. Man soll sich ein Vergnügen gönnen, wenn einem gerade danach zu Mut ist, etwas zu unternehmen.
Abwechslung und Ueberraschungen sind die schlimmsten Feinde der Langeweile und vertreiben sie am sichersten. Und je mehr man sich Mühe gibt, nichts in seinem Leben zu einer feststehenden Gewohnheit werden zu lassen, um so sicherer ist man, daß alles, was man unternimmt, immer wieder den Reiz der Neuheit hat.
gegeben. Jetzt verlangte jeder Mann, jede Frau plötzlich nach einem derartigen Bekleidungsstück, nnd die Geschichtsschreiber jener Zeit berichten, daß es Plötzlich mehr nackte Beine als Strümpfe gab. Denn auch die langen, schleppenden Frauengewänder waren plötzlich aus der Mode gekommen, man trug kürzere, nicht ganz bis zum Boden reichende Röcke. Die Frauen brauchten daher ebenfalls Strümpfe, und da diese wie gesagt in solchen Mengen nicht vorhanden wären, bürgerte sieb eine merkwürdige Sitte ein: die Kavaliere jener Zeit überließen ihre Strümpfe zum Zuerstanziehen jener Dame, die ihrem Herzen an. nächsten stand. Noch heute gibt es in Schweden ein altes Sprichwort, das auf diese Sitte Bezug nimmt und besagt: „Gemeinsamer Strumpf, gemeinsames Leben."
Das Strümpfestricken, das dann zur notwendigen Beschäftigung der Frau wurde, blieb lange bezeichnendes Symbol einer weiblichen und häuslichen Wesensart.
Die ^teAeste E DmeF
Auch sie war nett, verliebt und jung, vom Lindenhof die'Jette, die erste bei dem Feuersprung, die letzte stets im Beile.
Gemälde von der Ausstellung de, Münchner Künstle? im Stuttgarter Kuiistgcbäude
Was sie erlebt, wie sie geschafft, steht deutlich im Gesichte.
Die Runen künden von Bauernkraft, von Mutterwitz und Mutterschaft. Lebendige Dorfgeschichte.
„Wie. auch am Alltag soll ich ständig den Tisch festlich decken? Das erwartet meine Familie gar nicht, die zufrieden ist. wenn die Mahlzeit rechtzeitig und genußfertig aufgetragen wird. Zudem würde eS mir auch an Zeit fehlen, da ich jetzt alle Arbeit ohne Hilfskraft erledige!" So äußerte sich erst kürzlich eine gute Bekannte von mir, als sie mir mit ihren Kindern in den städtischen Anlagen begegnete und meinen Strauß bunter Herbstblätter bewunderte, die ich am Wege aufgelesen, um sie als Vasenschmuck zu verwenden.
„Geht es mir denn besser wie Ihnen?" fragte ich ganz verwundert, da sie doch meine Verhältnisse kannte.
„Trotzdem schmücken Sie noch täglich den Tisch?"
„Gewiß, zumal es mich zurzeit nicht einmal etwas kostet, da mir der Herbst den nötigen Schmuck umsonst spendet!"
„Aber er muß bei seiner Vergänglichkeit doch wohl auch täglich erneuert werden, nicht wahr?" fragte meine Bekannte etwas spöttisch.
„Nein — das nicht! Zunächst dienen die buntfarbigen Blätter, mit etwas Oel und Watte rasch überrieben, als reizvolle Girlande rings um die Mitte des Tisches im Oval nebeneinander geordnet. Am nächsten Tage lasse ich die besten von ihnen auf flacher Glasschale in etwas Wasser schwimmen und schließlich ordne ich sie noch einmal mit etwas Draht zu einem Strauß, der auch ohne Wasser sich noch einige Tage gut hält. Immer aber mache ich mit diesem Tischschmuck meiner Familie eine besondere Freude, die immer behauptet, daß es ihr bei diesem Anblick ganz besonders gut schmecke, auch wenn das eine oder andere Gericht nicht gerade den ungeteilten Beifall aller findet!"
„So - — und wenn das Herbstlaub ein Ende hat. dann müssen Sie Ihren Tischschmuck doch kaufen? Tut Ihnen denn das Geld dafür nicht leid?"
„Nein — ganz gewiß nicht. Tannen- und Kiefernzweige oder irgendein exotisches Blattwerk gibt es den ganzen Herbst und Wintex über ganz billig zu kaufen und durch ständig neue Anordnung sind auch sie immer wieder von besonderem Reiz für meine Familie. Wir halten es allesamt mit dem bekannten Sprichwort bei allen unseren Mahlzeiten: Wenn Herz und Mund sich daran laben, dann will das Auge auch was haben! Fehlt mir doch einmal der nötige Tisch- und Vasenschmuck, dann verziere ich meine Schüsseln um so mehr mit frischem Grün, wie Petersilie, etwas Grün- oder Krauskohl. Kohlrabi- oder Möhrenkraut, kurzum. mit dem, was mir gerade zur Hand ist
und seien es auch nur ein paar Stengel vom frischen Nankengewächs im Fenster, die sogar nach Gebrauch wieder anwachsen. Meine ! Losung ist eben stets: „Keine Mahlzeit am ! ungeschmückten Tuche."
! Rostflecke sind Wäjcheseinde
Sie zerstören, werden sie nicht sofort nach ihrem Entstehen entfernt, die Gewebefaser des betreffenden Wäschestückes, so daß oft schon nach einige» Wäschen ein mehr oder minder großes Loch entstanden ist. Die Beseitigung dieser Art Flecken ist aber sehr einfach. Man bereite sich in einer kleinen , Schale mit Wasser und einen Eßlöffel Burmol eine Flecklösung, die man ständig kochend erhält und tauche die befleckten Stellen hinein. Mit klarem ! Wasser nachgewaschen, hat man die Gewähr, daß die Wäsche in keiner Weise durch diese Behand- > lung angegriffen wird. Erwähnt sei noch, daß i diese Anwendung nur für weiße Wäsche bestimmt
Hst.
Vorzüglicher Kitt für Glaswaren
In einem kleinen Töpfchen koche man, am besten ! ins Wasjerbad gestellt, gleiche Gewichtsteile (iu s Gramni gemessen) Spiritus. Essig und weiße ! Gelatine zu leimartiger Masse.
j Was man noch lernen kann
Weggepackte Sommerkleider müssen ! unbedingt vorher gewaschen werden. Staub und ! Schmutz schädigt die Stosfaser bei längerem Liegen außerordentlich. Zu bügeln sind die Kleider dann allerdings nicht.
Zerdrückte Krawatte» verstimmen dem Hausherrn. Ständiges Bügeln tut dem meist billigen Stoff auch nicht wohl. Man schneide sich also aus festem Karton genau passende Einlagen, die man abends in den Selbstbinder einführt, und der bis zum Morgen den Stoff wieder glatt- gespannt hat.
Nudelsuppe mit Huhn
1 altes Huhn, I Pfund Suppennudeln, 1 Zwiebel, Suppengrün. Gewürze.
Die einfachste, aber deshalb nicht die schlechteste Art, eine alte Henne zu verwenden, ist zu Suppe, in die Nudeln eingekocht werden.
Das Huhn wird mit allen Zutaten wie Zwiebeln, Salz, Petersilienwurzel in kaltem Wasser zugesetzt und im Dampftopf gekocht. Dann wird die Suppe abgegossen, das Fleisch in kleine Stücke geschnitten und über die in Salzwasser gekochtem Suppennudeln angerichtet.
Speckbohnen
2 Pfund weiße Bohnen, 2 Pfund Kartoffeln. i/< Pfund Speck. Zwiebeln, Suppengrün, Mehl und Gewürze.
Die Bohnen werden mit den geschnitzelten Kartoffeln im Dampftopf weich gekocht. Dan« röstet man die Zwiebeln im Speck lichtgelb und fiB diese mit dem Suppengrün und etwas Bohnen- ! kraut an die Bohnen. Wenn notwendig, wird das ! Gericht mit Mehl eingedickt.