Nr. 245

Samstag, 20. Oktober 1934

108. Jahrgang

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Gömbös in Warschau

Budapest, 19. Oktober.

Ministerpräsident Gömbös reiste Frei­tag früh in Begleitung des Leiters der Presse­abteilung des Außenministeriums, Legations­rat Mengele, und des Ministerialsekre- tärs Petnehazy nach Warschau.

Zurückweisung von Verleumdungen

Auf die Frage des Mitarbeiters des Ungarischen Telegraphen-Korrespondenzbüros. ob er die nach dem Marseiller Anschlag ent­standene Lage so ruhig beurteile, daß er das Land verlassen könne, antwortete der Mini­sterpräsident nur:

Ich beurteile die Lage absolut ruhig und begebe mich mit größter Ruhe, obgleich der internationale Verleumdungsfeldzug, den ein Teil der Presse gewisser Staaten gegen Ungarn führt, und der Ungarn als den Zündenbock in der Marseiller Tragödie hin­stellen will, gerade jetzt am heftigsten wütet, verlasse ich ruhig Ungarn auf einige Tage, um meinen lange geplanb-n Besuch bei der befreundeten polnischen Nation zu verwirk­lichen. Ich weiß nämlich, daß die europäische öffentliche Meinung die Wahrheit und nur die Wahrheit sucht, und Ungarn hat dabei nichts zu fürchten, sondern es muß im Gegen­teil auch seinerseits mit größter Energie Auf­klärung verlangen. Wenn erst die volle Wahrheit ermittelt ist, wird Ungarn rein und klar vor aller Welt dastehen; denn es wird sich unzweifelhaft Herausstellen, daß nicht nur die ungarische Regierung oder irgendwelche Regierungsstellen und amtliche^ Organe nichts mit dem schändlichen Verbrechen zu" tun haben, das auch nur anzunehmen un­möglich ist, sondern auch keine ungarischen Staatsbürger.

Tie der ungarischen Negierung nahestehen­den Blätter teilen mit, daß bei diesem ersten Besuch des Verantwortlichen Leiters der ungarischen Politik bei Marschall Pilsudsli Gelegenheit zu einem direkten Gedankenaus­tausch über sämtliche, die beiden Staaten ge­meinsam berührenden Probleme geboten iei. Tie Blätter weisen weiter darauf hin, daß Polen in Beantwortung der Ostpaktvor­schläge eine Garantie der südlichen Grenze der Tschechoslowakei abgelehnt habe. Vorn Pester Lloyd" wird die Lösung Polens aus dem starren System der französischen Bün- nispolitik und die Auflockerung der gesamten osteuropäischen Politik hervorgehoben. Tie Blätter wenden sich hierbei sehr scharf gegen die Tschechoslowakei, an deren Widerstand im Polnisch-sowjetrussischen Kriege von 1920 das ungarische militärische Hilfsangebot geschei­tert sei. Der bekannte Abgeordnete der Regie­rungspartei Gabriel Ugron schilderte im Pesti Naplo" die Kriegsgefahren, die heute in der Haltung der Kriegsindustrie und der hetzerischen Propaganda einiger Länder liegen.

Auch wird darauf hingewiesen, daß die deutschen und österreichischen Emigranten Aufnahme und Ausbildung in derTschechoslowakei gefunden hätten und daß

das geheimnisvolle Lager in der Tschecho­slowakei Zbraslav

weit gefährlicher sei, als das viel erwähnte frühere kroatische Lager Janka Pußta.

Tie gleichen Blätter bringen sehr warm gehaltene Begrüßungsartikel, sowie Bilder R''-"sv 7 i'wesers Horth und des Mini­sterpräsidenten und eine Reihe von Artklein über die kulturellen Beziehungen zwischen beiden Nationen.

Die amtlicheGazeta Polska" erinnert an die Freundschaft beider Völker und Staaten, die in einer tausendjährigen Erfahrung der Geschichte beider Völker begründet sei. Nach dem Weltkrieg befänden sich Polen und Ungarn in grundsätzlich verschiedener Poli­tischer Lage, wodurch die Zusammenarbeit eingeengt sei. Ihre Freundschaft habe aber verhindert, daß sie sich jemals gegeneinander gestellt hätten. Heute sei die Frage der Ver­hältnisse im Donauraum eine der am mei­sten besprochenen Fragen Europas. Polen wische sich grundsätzlich in Fragen dieses

Raumes nicht ein. Sooft es aber in Einzel- sällen geschah, fei es in der Richtung der Stärkung der Zusammenarbeit der dortigen Verhältnisse erfolgt, niemals aber um die Spannungen zu verstärken. Auf diesem Standpunkt stehe Polen auch heute. Diese Zurückhaltung bedeute jedoch nicht, daß Polen nicht ernsthaft daran interessiert sei was im Donauraum geschehe. Ter Besuch des Ministerpräsidenten Gömbös sei ein Be­weis dieses Interesses. Darüber hinaus sei er der Ausdruck der unveränderlichen Freundschaft beider Völker.

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MW

Berlin, 19. Oktober.

Der bekannte deutsche Heerführer aus dem Weltkriege, Generaloberst a. D. von Kluck, ist am Freitag um 17 Uhr in seiner Privat- Wohnung in Berlin-Grnnewald im Alter von 88 Jahren gestorben.

Mit dem prenß. Generaloberst Alexan­der v. K l u ck ist eine der populärsten Persön­lichkeiten der alten deutschen Armee von uns gegangen; er war einer der wenigen Generals der Vorkriegsarmec, die, ohne dem Generalstab angehört zu haben, ausschließlich im Front­dien st zu den höchsten Stellen aufgerückt sind.

Am 20. Mai 1846 zu Münster iu Westfalen geboren, aus altem Adel, wurde er 1906 Kom­mandierender General des ö., 1907 des 1. Armeekorps. Nachdem er 1913 als Geueral- inspekteur der 8. Armeemspektion gewirkt hatte, ernannte ihn bei Kriegsausbruch der Oberste Kriegsherr zum Oberbe.ehlshaberder 1. Armee, die er siegreich durch Belgien bis zur Marne führte. Seine großen taktischen Fähigkeiten lassen den kühnen Vorstoß in Rich- tung Paris gelingen; er ist im Begriff, mit sei­ner Armee die Franzosen zu umfassen, als ihn der ihm unverständliche Befehl der OHL. er­reicht, den Angriff abzubrechen und hin­ter die Aisne zurüLzugehen. Zähneknir­schend gehorcht er, zieht sich zurück; das Schick­sal des Großen Krieges ist besiegelt. Seine Stellung wäre entscheidend für die Vernichtung der französischen Armee gewesen. Auch er war ein Opfer des nie ganz geklärte,, Falles Hentsch.

1916 wurde er zur Disposition gestellt. Seit­her lebte er gänzlich zurückgezogen in Berlin. Vor einiger Zeit traf ihn das harte Geschick, seine Tochter Mul.no v. Kluck bei einein Antounfall' in Südfrankreich verlieren zu müssen.

Zwei Bücher schrieb er, die sein Leben ent­halten:Wanderjahre, Kriege, Gestalten"

(1929) undDer Marsch auf Paris" (1926). Er war ein warmer, gütiger Mensa) und zu­gleich einer der besten und leistungsfähigsten Offiziere der preußischen Armee.

Veileidstelesramm des Führers

Berlin, 19. Oktober.

Der Führer und Reichskanzler hat an die Witwe des Generalobersten von Kluck fol­gendes Beileidstelegramm gerichtet:

Zu dem Tode Ihres Herrn Gemahls, des Herrn Generalobersten von Kluck, spreche ich Ihnen mein herzliches Beileid aus. Mit Ihnen betrauert das deutsche Volk den

2 wv eines ruhmvollen, um die deutsche Wehr­macht in Krieg und Frieden hochver­dienten Heerführers, dessen Name in der Geschichte des Weltkrieges inEhren weiterleben wird.

Adoli Hitler."

Achtung

Heute Samstag, 18 Uhr, bringt der Reichs, sender Stuttgart eine Sendung:3V Zei­tungen in der Sekunde". Versäumen Sie nicht, diesen interessanten und aufschluß­reichen Hörbericht aus einem modernen Zei­tungsbetrieb mitzuerleben.

»Wie, EamStag, i« MKaltm!

Sie Wichtigkeit der BeniWemt«»

1,3 Millionen Jugendliche kommen zu Ostern in die Berufe

Berlin, 19. Oktober.

Im Sitzungssaal der Reichsanstalt für Ar­beitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung fand am Freitag mittag eine Prefsebesprechung über die wichtige Frage der Berufsberatung und Lehrstellenvermittlung für die im nächste? Frühjahr zur Entlassung kommende Schul­jugend statt. Vizepräsident Dr. Rachler erklärt« u. a.: Die Berufsberatung hat die Aufgabe, den jungen Menschen beim Verlassen de? Schule in solche berufliche Bahnen zu lenkeq daß später die Nachfrage nach Arbeitskraft«! wirtlicht gedecrt werden kann. In verschiede­nen Zweigen der Industrie ist mit zunehmen­der Verminderung der Arbeitslosigkeit immer lauter der Ruf nach beruflich gut ausgebilde­ten Facharbeitern vernehmbar. Der Rednei wandte sich an alle Lehrmeister, Betriebsinha­ber und Betriebsleiter im Namen der deutsche« Jugend, Lehr- und Ausbildungskräfte bereit­zustellen. Mehr als 600 000 Knaben unj 600 000 Mädchen würden Ostern 1935 aus de« Schulen entlassen. Dazu kämen 100 000 Ab­gänge von mittleren und höheren Lehranstalten

Der Sachbearbeiter für Berufsberatung, Oberregierungsrat Handrick, führte u. a. aus, die öffentliche Berufsberatung der Reichs­anstalt befände sich bereits mitten in dei Arbeit, den Jugendlichen und ihren Eltern und Erziehern unter Mithilfe aller der Kreise, die um die berufliche Leitung unserer deutschen Jugend besorgt sind, bei der verantwortlichen Entscheidung für die Berufswahl Rat unk Hilfe zu leisten. Im nationalsozialistischen Staat sei die Berufswahl nicht mehr nur eine persönliche Angelegenheit, sondern eine Ange­legenheit des ganzen Volkes. Es sei notwendig, daß der einzelne an der Stelle sich in die Volks- Wirtschaft einordnet, an der er zum ganzen Volk auszugehen am dringendsten gebraucht werde. Um die ganze Volkswirtschaft im höch­sten Maße leistungsfähig zu erhalten, sei es dringend erforderlich, den Berufsgruppen, die unter Mangel an Facharbeitern leiden, dK» notwendigen Nachwuchs zuzusühren.

Sei« Deutscher schlickt sich um MuterWstwerk mr

Ausruf des Reichsinnenministers an die Beamten, Angestellten und Arbeiter

kir. Berlin, IS. Oktober.

Umfassender noch als im Vorjahre soll daS Winterhilfswerk, diese Großtat national­sozialistischer Weltanschauung, in diesem Jahre werden. Es darf keinen Deutschen, der in Arbeit ist. geben, der sich davon aus­schlösse.

Reichsinnenminister Dr. Frick hat nun einen Aufruf an alle Beamten, Angestellten und Arbeiter im ganzen Reichsgebiet gerich­tet, sich monatlich mit einem festen Betrag am Winterhilfswerk zu beteiligen. Diese Spenden werden von den Dienststellen bei 8-v «Aekiatts. bnv. Lolmaus-takluna einbe­

halten und dem WHW. zugeführt. Beträgt die Spende in den Monaten November und Dezember 1934 20 vH. und von Januar bis März 1935 15 vH. der Lohnsteuer, so erhal­ten die Spender eine von der Reichsführung des WHW. hergestellte Plakette. Den zur Einkommensteuer Veranlagten wird emp­fohlen, darüber hinaus einen festen Betrag zu spenden, der monatlich etwa 3 vH. der Cinkommensteuerschuld für 1933 beträgt. Ge­halts- und Lohnempfänger, die keine Lohn­steuer zu entrichten haben, erhalten die Pla­kette bei einer Monatszahlung von 25 Pfg.

Tie Neichspost hat wie im Vorjahre wie­der eine Reihe von Erleichterungen für die Beförderung von Gaben für die Winterhilfe in Postgut­paketen bis zu 7 Kilogramm geschaffen.

Auch bei den volksdeutschenGrup- pen im Auslande nimmt man am Winterhilsswcrk regen Anteil. Die mittel­amerikanischen deutschen Kolonien haben das Winterhilfswerk gleichzeitig in den Dienst der Pflege der Volksgemeinschaft gestellt und werden mit Vorträgen und Konzerten urRer den dort siedelnden Deutschen großzügig jnr das neue Deutschland werben.

Der Landesverrat des ZeatrumsWrers Behrendt

Danzig, 19. Oktober.

Zu der bereits gemeldeten Verhaftung des -Oberrogierungsrates Behrendt teilt die Pressestelle des Danziger Polizeipräsidiums mit:

Der Danziger Staatsangehörige, Ober- regierungs- und Schulrat Joses Behrend t, der als Referent beim Danziger Senat, Ab­teilung für Volksbildung, Wissenschaft, Kunst und Kirchenwesen (Schulverwaltung) tätig war, wurde am 14. ds Mts. durch Beamte der Politischen Polizei in seiner Wohnung wegen dringenden Verdachtes schwerer Amts- Pslichtverletzungen festgenommen und dem Polizeigefängnis zugeführt. Oberregierungs­und Schulrat Behrendt hat sich wiederholt hinter dem Rücken seiner Vorgesetzten Be­hörde mit einem höheren Beamten einer aus­wärtigen Macht getroffen und diesem pflicht­widrig berufliche Vorgänge vertraulichen Charakters mitgeteilt. Die letzte dieser Zu­sammenkünfte fand auf Veranlassung des anderen Teils am 13. ds. Mts. von 2022 Uhr im Hotel Centralny in Gdingen statt.

Wie hierzu noch bekannt wird, ist nun end- gültig erwiesen, daß Behrendt in Gdingen mit einem polnischen Legationsrat über An­ordnungen der Danziger Schulverwaltung, die er als hoher Danziger Beamter streng geheim zu halten hatte, Bericht erstattet hat. Behrendt hat inzwischen in der Vorunter­suchung auch schon ein Teilgeständnis abgelegt.

Oberregierungs, und Schulrat Behrendt wurde dem Gerichtsgesängnis zugeführt. Gegen ihn ist wegen dringenden Verdachtes des Vergehens gegen die Paragraphen 93 d und 353 b des Strafgesetzbuchs Haftbefehl er­lassen und die gerichtliche Voruntersuchung eröffnet.

Früherer Volkskommissar semaßreselt

Moskau, 19. Oktober.

Der frühere Volkskommissar für Kunst uns Bi.s ing in der ukrainischen Republik, Kar- Pen k o, der später zum Vorsitzenden des Rundfunkwesens in der Ukraine ernannt wurde, ist wegen Verletzung der Parteidiszi­plin aus der Partei ausgestoßen worden. Wie weiter verlautet, ist gegen Karpenko und an­dere ein Verfahren eingekeitet worden.

Roch immer AWandstiMr m Spanien

Die Bilanz des Aufstandes in Asturien Madrid, 19. Oktober.

Nach Zeitungsmeldungen scheinen sich in Asturien immer noch Unruheherde zu befinden, in denen sich die Reft- be stände der Aufständischen zu­sammengezogen haben und den Polizei, und Militärtruppen weiterhin zu schassen machen. In der astnrisrben Haupt-