Dienstag, 9. Oktober 1934

108. Jahrgang

Nr. 235

er Gele lisch alter

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-Nationalsozialistische Tageszeitung

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keicksstsitdsller Allirr:

Weyen ist «ehr nlr Lehren!"

Festtagung der schwäbischen Erzieher

Stuttgart, 8. Oktober.

Den Höhepunkt des zweiten Gau­tages der schwäbischen Erzieher brachte gestern morgen die Festtagung in der Stadthalle. Die uniformierten Tagungsteilnehmer, etwa 3000. marschierten geschlossen zur Stadthalle, nachdem zuvor Ministerpräsident Mergenthaler. der stv. Gauleiter Schmidt, SA.-Gruppenfüh- rerLudin. der Landessührer des NSDFB. Len sch vor dem Neuen Schloß den Vor­beimarsch abgenommen hatten. Als Gäste waren in der Stadthalle anwesend die Spit­zen der Behörden und der Bewegung, dar­unter der Reichsamtsleiter des NS.-Lehrer- bundes und bayerische Kultusminister Sckiemrn, Reichsstatthalter Murr. Mini­sterpräsident Mergenthaler, der stv. Gauleiter Schmidt. Wirtschaftsminister Lehn ich, Gauarbeitsführer Müller, fer­ner Vertreter der Reichswehr und der Poli­zei. von SA.. SS.. HI. und DdM.

Nach dem feierlichen Einzug der Mahnen eröffnet? der Leiter des NS.-Lehrerbundes Württemberg-Hohenzollern, Ernst Huber, die Haupttagung. Er gedachte der Toten der Bewegung und des Weltkrieges und gab dann unter dem Beifall der Versammlung em Glückwunschtelegramm des NS.-Lehrer- bundes von der Saar bekannt. Nach dem Gesang des LiedesNoch ist die Freiheit nicht verloren" ergriff

Reichsstakkhalker und Gauteiker Murr

das Wort. Es liegt ein tiefer Sinn darin, so betonte er, wenn der nationalsozialistische Staat weniger vom deutschen Lehrer, als vom deutschen Erzieher spricht. Erziehen ist mehr als Lehren. Der deutsche Er­zieher hat zwei Aufgaben: 1. Das Wissen der deutschen Jugend zu vermitteln; 2. den Eha- , rakter der deutschen Jugend zu bilden.

Den Hauptwerk legen wir aus diecharak-

tcrliche Bildung, wobei die Vermittlung ^ des Wissens nicht in den Hintergrund zu treten braucht.

Der gesunde Menschenverstand wird dazu bei­tragen, daß auch die letzten Schlacken verschwin­den und sich der nationalsozialistische Erzieher herausbildet, der die gewaltige Verantwortung empfindet, die auf seinen Schultern ruht. Der Lehrer und Erzieher hat Kamerad und Führer der Jugend zu sein. Wenn die Lehrer den Schülern den unerschütterlichen Glauben an die deutsche Zukunft lehren und ihnen sagen,

> daß im Mittelpunkt allen Denkens die Nation ^ steht, dann wird die Nation einst groß, stolz

und glücklich sein.

Die Hauptansprache hielt sodann, von den i Anwesenden stürmisch gefeiert, der Reichsamts- j leiter des NS.-Lehrerbundes,

Kultusminister Schemm-München

In seiner Rede, die oft von begeistertem Bei­fall unterbrochen wurde, führte er aus, daß das Fundament des nationalsozialistischen Denkens und Arbeitens Rasse heißt. Daraus erst konnte das Bekenntnis zum Volk und zur Volksge- . meinschaft erwachsen. Erzieher, die ihre Arbeit unter den Begriffen Volk und Rasse prüfen, werden nicht irregehen. Vom Volk zum ein- zelnen gesehen, gilt das Gesetz der Liebe und des Sozialismus, vom Volk zur Welt gesehen, gilt . Ae Parole unseres Führers: Friede und Ehre.

> Wir wissen heute, wohin das deutsche Schiff ! lährt: Deutschland im Kampf um sein Leben ! nach oben zum Licht, zur Höherentwicklung.

Wir haben so zu leben, z« arbeiten und

> auch zu sterben, daß die, die »ach «ns ! kommen, wieder von einem Vaterland

reden können.

Der deutsche Erzieher begrüßt besonders jubelnd die Tatsache, daß der Nationalsozialis­mus die Einheit des Volkes politisch, gesell­schaftlich und wirtschaftlich geschaffen hat, denn diese Einheit ist das Fundament seines Schaf­fens.

Wir dulden nicht, daß diese Einheit des deutschen Volkes jemals wieder gestört werde. Kvnsessionsstreit muß von der Ju­

gend völlig serngehalten werden. Wer auf dieser Erde seinen Mitmenschen und sein Volk vergißt, der wird auch vom Herrgott nicht gehört. Ueber aller Arbeit steht das Volk und das heiligt und weiht die Arbeit. Wir sind grundsätzliche Gegner, daß man unsere Jugend zuerst in Vas griechische und römische Heldentum und dann erst in das deutsche Heldentum einführt. Wir führen unsere Kinder zuerst nach Walhall und schauen dann von dort nach dem Olymp. Der Satz ist richtig, daß Jugend nur durch Jugend geführt werden kann, aber es komm! dabei nicht auf das Altern, sondern daraus an, daß der Jugendführer noch geistig jung ist. Nur geistig junge deutsche Lehrer können unsere Jugend in die ewige Jugend hinein- stihren und so mitgestalten Helsen, daß das letzte Ziel erreicht wird: Das deutsche Volk das jüngste Volk der Welt! Mit dem Gesang der nationalen Hymnen schloß die eindrucksvolle Kundgebung. Den Abschluß des 2. Gautags der schwäbischen Erzicher bildete am Nachmittag die feierliche Weihe des Lehrerschulungslagers Jung vorn hei Nürtingen mit An­sprachen von Gauamtsleiter Huber. Mini- isterpräfldent und Kultminister Mergenthaler und Rsichsleiter Hans Schemm.

Sranatenwechstl vor Emma

Ernster französisch-türkischer Flottenzwischenfall

Istanbul, 8. Oktober.

Anläßlich eines Besuches französischer Kriegsschiffe in türkischen Gewässern hat sich dem Vernehmen nach ein schwerer Zwischen­fall zugetragen. Bereits seit einigen Tagen war hier die Ankunft von zwei der inoden:- sten und größten französischen Torpedobvots- zerftörern,Guepard" undCassard", a»:° gemeldet, die in Istanbul einen amtlichen Besuch machen wollten. Beide Schiffe haben

§1. Paris, 8. Oktober.

Ter Marxistenaufstand in Spanien kann als niedergeworfen betrachtet werden. I n Madrid und in allen übrigen Aufstandsgebieten Spaniens herrscht Ruhe so gibt die Bladrider Zen- tralregterung am Montag nachmittag durch Rundfunk bekannt.

Mit der raschen Niederschlagung des sepa­ratistischen Aufruhrs in Barcelona war auch das Schicksal des marxistischen Aufstandes besiegelt. Die Schießereien in Barcelona und in benachbarten katalanischen Orten dauerten bis zum Montag morgen. Dann war der letzte Widerstand der Separatisten gebrochen. Die Regierungsgebäude wurden von rasch herbeigeholten Truppen der Zen- tralregierung besetzt.

Der Präsident der katalanischen Genera- lidad. Companys der Nachfolger des verstorbenen Katalanenführers Oberst M a- ci a. dessen Autorität Companys aber nie besessen hat erklärte, daß er die gesamte Verantwortung für die Ereignisse der Nacht von Samstag ans Sonntag auf sich nehme. Eine gleiche Erklärung gab der verhaftete Bürgermeister von Barcelona ab.

Mit der Leitung der katalanischen Gcne- ralidad ist Oberst Antonio Jimenez A r s- nas betraut worden.

Im asturischen Kohlengebiet, dem Zentrum der marxistischen Aufstands­bewegung wo nach einem voreiligen Ge­ständnis der MoskauerPrawda" die Kom­munisten die Führung hatten wurde am Montag der Widerstand ebenfalls aebrocken.

unterdessen im Mittelmeer gekreuzt und wollten vorher den Hafen Smyrna anlaufen. Dieser Hafen gehört aber zu den von der türkischen Regierung offiziell als Kriegshafen erkürten Plätzen, zu denen jegliche Annähe­rung Fremder ausdrücklich verboten ist.

Die beiden französischen Einheiten sollen trotzdem versucht haben, den Hafen anzulau­fen, der Versuch soll jedoch durch mehrere scharfe Schüsse der türkt sch en Landbatterie verhindert worden sein, auf die von französischer Seite ebenfalls mit Schüssen geant­wortet sein soll.

Sonntag abend wird die türkische Regie­rung eine amtliche Verlautbarung über den Zwischenfall herausgeben.

Deutjch-polnWe

Wirtschaftsvemlibarlilig

Warschau, 8. Oktober

In den letzten Wochen haben in Warschau zwischen der deutschen und der polnischen Regierung Wirtschaftsverhandlungen statt­gefunden. Diese Verhandlungen hatten eine Ausweitung des deutsch - polnischen Waren­austausches zum Ziele. Sie haben am 6. Oktober zur Paraphierung einer Verein­barung geführt.

Während der jetzt geführten Wirtschafts­verhandlungen stand die Frage der Gegen­leistungen Polens aus dem Gebiete der Wareneinfuhr aus Deutschland für die deutsche Bereitschaft, Polnische land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse, insbesondere Gänse, Eier, Butter und Holz abzunehmen, im Vordergrund. Diese Gegenleistungen um­fassen eine Anzahl Kontingente für deutsche Industrie- und Landwirtschaftserzeugnisse, wobei durch die Polnische Regierung für Ringe dieser Waren die meistbegünstigten Vertragszollsätze zugestanden werden.

London, 8. Oktober.

Line froche Herausforderung haben sich Lon­doner Kommunisten erlaubt. Auf irgendwel­chen Schleichwegen erreichten sie das Dach der deutschen Botschaft und hißten dort eine weiße Fahne mit der Inschrift: Laßt Thälmann frei!

In Gijon mußten Schtfssgescyütze des Kreu­zersLibertad" eingreisen; auch in Bilbao kam es noch zu Schießereien.

In Madrid ist nach kleinen Schieße­reien Ruhe eingetreten. Allmählich gewinnt die Stadt wieder ihr normales Aussehen. Die Geschäfte werden wieder geöffnet, auch die Lichtspieltheater haben die Vorstellungen wieder ausgenommen. Nur im Verkehr gibt es noch große Lücken.

Die Regierung plant die Auflösung der marxistischen Gewerkschaften, um damit einen der bedeutendsten Unruheherde aus der Welt zu schaffen.

Sicherungsmaßnahmen in Portugal

Nach Beendigung einer Beratung, die zwi­schen dem Ministerpräsidenten, dem Kriegs­minister. dem Marineminister und dem Minister des Innern Portugals in Lissa- bon stattgefunden hat. wird eine amtliche Erklärung veröffentlicht, wonach sich die Re­gierung entschlossen hat. die gegenwärtigen Vorgänge in Spanien mit der größten Auf­merksamkeit zu verfolgen und die nötigen Sicherungsmaßnahmen zum Schutz Portu­gals zu ergreifen. Im Hinblick auf Gerüchte über umstürzlerische Versuche in Portugal seien Maßnahmen in Vorbereitung, um überall im Lande die Ordnuno aufrechtzu- erhalten.

Nach einer Reutermeldung aus Madrid wollen sich die aus den revolutionären Nn- ruhen der letzten Tage verursachten Verluste auf insgesamt 500 Tote und 2000 Verletzte beziffern.

RcichS«ü»ifter Dr. Frick erössnete in Ber­lin die Verwaltungswiffenschastkiche Woche für Standesbeamte.

Bei der Festtagung der schwäbischen Er­zieher in Stuttgart sprach Reichsstatthatter Murr und Kuttnsminister Schemm (Mün­chen).

I» Wiesbaden fand das erste Laee-ostrefse« -er Deutschen Arbeitsfront statt, an de» 80 «80 Amtswalter der DAF. teitnahmen.

Gegen den Angeklagte« Hausttman« ist der Dritte Grad" der Untersuchung «»gewendet worden.

A«S WoÄa« wird gemeldet, daß hohe SowWbeamte Wege« Sabotage der Mnte verhaftet wurden.

Da der deutsche Botschafter'von London ab­wesend ist, war die deutsche Flagge nicht aufge­zogen. Heute, Montag, kurz vor 15 Uhr, be­merkte ein Mitglied der deutschen Botschaft eine Weiße Fahne mit roter Inschrift. Die Fahne wurde sofort heruniergeholt. Das Gebäude der Botschaft wurde daraufhin genau nach dem later untersucht. Es ließ sich jedoch noch kein Anhaltspunkt dafür finden, wie die Eindring­linge auf das Dach der Botschaft gelangt sind, ohne entdeckt zu werden. Man vermutet, daß sie von einem Nachbarhaus auf das Botschafts­dach gestiegen find. Die Polizei wurde sofort von dem Vorfall unterrichtet und hat umfas­sende Maßnahmen zur Feststellung der Täter getroffen.

Aach NMreichr Marxisten geschlagen

Paris, 8. Oktober

Ein um '/»4 Uhr französischer Zeit vom Innenministerium ausgegebenes Wahlergeb­nis umfaßt ungefähr die Hälfte de, Ergebnisse der Kantonalwahlen, und zwar 1518. Danach erhielten:

Stichwahl

Konservative 65 (5) 3

Rechtsrepublikaner

(Richtung Marin) 227 (ft- 9) 41

Linksrepublikaner 246 (ft- 4) 47

Unabhäng. Radikale 122 ( 7) 29

Radikalsozialisten 400 (ft- 1) 101

Nepubl. Sozialisten 48 (ft- 3) 25

Neusozialisten 15 (ft- 1) 11

Sozialistische Partei 58 (5) 48

Kommunisten 11 (1) 3

Von bekannten Persönlichkeiten, die im ersten Wahlgang bereits gewählt sind, sind zu nennen die Senatoren Elemente!, de Jouvenel, de Trocquer, Raynaldy, sowie die Abgeordneten Palmade, Chappedelaine und der Abgeordnete Campinchi. Alle vier Mi­nister, die kandidiert hatten (Sarraut, Flau- din, Marquet, Marin), sind im ersten Wahl­gang gewählt worden.

Nachdem die Beratungen des marxistische« Gewerkschaftsverbandes EGT. in der Nacht zum Sonntag mit einer Entschließung ihren Abschluß gefunden hatten, die sich für einen Zu­sammenschluß der marxistischen und der kom­munistischen Gewerkschaftsverbände aussprach, hat der Präsident des kommunistischen Gewerk­schaftsverbandes am Sonntagmorgen nochmals über die Frage des Zusammenschlußes berate» und sich mit den Vorschlägen der marxistischen Gewerkschaften einverstanden erklärt. Der fran­zösische kommunistische Gewerkschaftsführer M o n m o us s e a u, der soeben von einer Reise aus Moskau zurnckgekehrt ist und augenschein­lich neue Richtlinien mitgebracht hat, sprach sich bezeichnenderweise für die Einigung aus. Am nächsten Dienstag wird je eine Abordnung beider Gewerkschaftsverbände zusammentreten, um über die Vorarbeiten für die Einigung zn verhandeln. Bis dahin dürste auch der Wort­laut der Entschließung bekannt werden, mit der die Kommunisten dem Zusammenschluß zuge­stimmt haben. Grundsätzlich scheint die Eini­gung so gut wie zustandegekommen zu sein, nachdem die kommunistischen Gewerkschaften den marxistischen Gewerkschaften in mehreren Punkten entgegengekommen sind.

Das Ende des Wischen Ansrnhrs?

Letzte Kämpfe in Katalonien und Asturien Auflösung der marxisti­schen Gewerkschaften