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De» »rlellschafter
Donnerstag, den 1. Oktober 18X.
.Warum immer »och Petroleum?
Wenn jemand eine Abhandlung schreiben wollte über die praktischen Vorzüge unserer heutigen Werkzeuge gegenüber den Steinzeit-Werkzeugen, würde man das als müßig und. unnütz empfinden, denn ohne weiteres einleuchtende Selbstverständlichkeiten brauchen ja nicht erst lang und breit abgehandelk zu werden. Ähnlich empfindet man, wenn man die Vorzüge der elektrischen Beleuchtung gegenüber dem Petroleumlichk darstellen soll. Wenn auch erst eine Spanne von wenigen Jahrzehnten uns von der Zeit trennt, da man sich mühsam mit Petroleumlichk behelfen mußte, so bedeutet doch die elektrische Beleuchtung diesem gegenüber wohl kaum einen geringeren Fortschritt, als ihn, um bei Unserem Ausgangsvergleich zu bleiben, unsere heutigen Werkzeuge gegenüber denen der Steinzeit darstellen.
Elektrisches Licht — ein leichter Fingerdruck auf den Lichtschalter gleich neben der Türe, und das Zimmer erstrahlt in freundlicher Helligkeit. Welche Vorbereitungen und vielfältigen Hantierungen sind dagegen nötig, bis die Petroleumlampe nur brennt. Da muß
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zunächst dafür Sorge getragen werden, daß die Lampe überhaupt betriebsfähig ist, d. h. es muß ein Vorrat Petroleum in der Küche vorhanden sein — Vorsicht, daß nicht empfindliche Speisen von dem üblen Geruch etwas abbekommen! — und nun gilt es also zuerst die Lampe zu putzen und zu füllen. Wenn sie so gebrauchsfertig zur Stelle ist, müssen Streichhölzer herbeigeholt werden, um die Lampe umständlich anzuzünden. Den Brenner ein klein wenig zu hoch geschraubt, und er beginnt zu blaken und zu rußen. Wie absolut sauber und geruchlos ist dagegen das elektrische Licht. Aber Unbequemlichkeit und Ansauberkeit sind noch keineswegs die schwerstwiegenden Nachteile der Petroleumlampe. Denken wir vielmehr an die Feuersgefahr. Wie vorsichtig muß man mit ihrem Lichte umgehen, und wie ungeheuer zahlreich sind trotz aller Vorsicht noch die Brände, die alljährlich durch umgefallene Petroleumlampen entstehen, oder auch dadurch, daß die Flamme irgendwelchen feuergefährlichen Stoffen zn nahe kam. Das elektrische Licht dagegen ist feuersicher. Das kleinste Kind kann es ohne Gefahr ein- und ausschaAvn, und auch feuergefährliche Stoffe dürfen unbeschadet nächst der richtig montierten elektrischen Lampe lagern. Also Bequemlichkeit, Sauberkeit, Feuersicherheit — wie verhält es sich aber mit der Beleuchkungsgüte und Helligkeit der beiden in Frage stehenden, Licktauellen? Nun. die in ihrer Art beste >
Aormai-Pekroleumlampe brennr rm günstigsten Falle nur etwa ebenso hell wie die kleinste elektrische Normal-Lampen-Type, die 15 Watt-Lampe. Wie unzulänglich ist aber solch spärliches Licht, und als ganze Beleuch- tung noch gar, wenn auch nach Sonnenuntergang frohes, werktätiges Leben in Haus und Hof herrschen soll, wenn man eine überall reinliche Wirtschaft anstrebt, Hygiene und Gesundheit für Mensch und, auf dem Lande, auch Vieh. Mir wissen heute auf Grund wissenschaftlicher Untersuchungen, wie weitgehend Arbeikserfolg, Sicherheit und Gesundheit, und nicht zuletzt Stimmung und Arbeitsfreude durch gute, reichliche Beleuchtung gesteigert werden. Schöne Lichtfülle überall, in allen Räumen und Nebenräumen von Haus und Wirtschaft, als Allgemein- beleuchkung oder Sonderbeleuchtung, wo und wie immer das Licht jeweils am zweckmäßigsten erscheint — in dem mit elektrischer Installation versehenen Hause wird dieses Be- leuchkungsideal zur Wirklichkeit. And der Kostenpunkt? — Die Kosten des elektrischen Lichtes sind heute nur etwa so hoch wie die der entsprechenden Petroleumbeleuchtung! — Warum also immer noch Petroleum? Nur aus mangelnder Überlegung oder Scheu vor der Installation ist die Petroleum- Verwendung noch zu erklären. Die Anlage des elektrischen Lichtes läßt sich aber überall mit Leichtigkeit durchführen und die Kosten machen sich fraglos sehr schnell bezahlt durch Zeitgewinn und Arbeikserleichterung in der Wirtschaft, sowie durch Verschönerung und Verbesserung des Lebens in jeglicher Hinsicht. Also endgültig fort mit der Petroleumlampe! Ihr Platz dürfte heute wirklich nur noch im Museum sein, nicht anders, wie es bei den obenerwähnten Steinzeit-Werkzeugen der Fall ist. O-
Achlung!
Hausbesitzer, denkt an Eure Pflicht und beleuchtet die Hausnummern! Denn damit erfüllt Ihr erstens eine selbstverständliche Pflicht unserer Zeit, zweitens handelt Ihr im Sinne des Arbeitsbeschaffungsprogramms der Reichsregierung und drittens dient Ihr damit der Allgemeinheit wie Euch selbst. Schließlich sind Neuerungen, die sich für wenig Geld am Hause anbringen lassen, nicht nur für Neubauten da. O—.
SchaLenverhukung in Küche und Kammer.
„Geistesgegenwart in der Küche" oder so ähnlich betitelt sich manches Feuilleton in den Frauenzeitschriften, darin praktische Ratschläge erteilt werden, wie man ungebrannte, versalzene oder sonstwie verunglückte Speisen und Gerichte mehr oder weniger „retten" kann. Ein noch wichtigerer Rat ist vielleicht der, daß man in erster Linie nach Kräften darauf bedacht sein soll, derartige Küchenunfälle zu verhü- > -v- -.-.z
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guten Wege, den z, i. j
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wollen, heißt: Be-? leuchtet die Küch" , gut! Denn auf d"ü Konto unzuläng » sicher Beleuchtung ist ganz zweifellos A-- ein großer Teil all ^
dieser mißratenen A.
Speisen zu verbu- chen, ebenso manche andere Küchenkakastrophe, Geschirrbruch, Verletzungen usw. Die Küche ist auch heute noch im allgemeinen der in bezug auf Beleuchtung stiefmükterlichst behandelte Teil der Wohnung, abgesehen vielleicht von den oft ganz und gar unbeleuchteten Nebenräumen. Selbst
in sonst recht mooern ausgestakkeken Küchen trifft man noch häufig als einzige Be-
leuchtung die licht-
schwache, blendende Klarglaslampe an. Kein Sonderlicht am Herde, keines am Spültisch, noch am Küchenkisch. Beim Hantieren an diesen Plätzen hat die Hausfrau unausbleiblich ihren eige- 'i H- > . A nen Schlagschatten
auf der Arbeiks- fläche, was naturgemäß erhöhte Anstrengungen bedeutet und nur allzuoft die erwähnten mißlichen Folgen zeitigt.
Änd doch ist es so einfach, die Küche wirklich gut und zweckmäßig zu beleuchten: eine Glühlampe von mindestens 100 Watt in blendungsfreier Opalglasleuchke, als Mittel- beleuchkung, wird den Küchenraum gleichmäßig hell und behaglich machen: zusätzlich, als Arbeitsbeleuchtung am Herd und am Spültisch, unter Amständen auch am Küchentisch, je eine blendungsfreie Wandleuchte mit einer Glühlampe von 40 Matt — damit dürfte ein schnelles, sicheres Arbeiten gewährleistet sein.
Ein Teil der Küche ist gewissermaßen auch die Speisekammer. Man vergesse auch hier keinesfalls, eine elektrische Leuchte anbringen zu lassen, zugunsten der Reinlichkeit, der besseren Übersicht und der bequemeren Greifbarkeit aller dort lagernden Vorräte.
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Beleuchtung in Werkstatt und Büro.
Da die meisten menschlichen Arbeiten vom Sehen abhängig sind, ist eine genügende Stärke der Beleuchtung Grundlage guter Arbeitsleistung. Diese Erkenntnis wird leider von vielen Betriebsleitern außer Acht gelassen oder zumindest als unwichtig behandelt.
Die Stärke der Beleuchtung richtet sich in Arbeitsräumen nach der Art der Arbeit und des Arbeiksgukes.
Man trifft heute leider nicht oft auf gute und wirkschaftlicheBeleuchtungsanlagen, wenn nian einen Gang durch die verschiedenen Betriebe macht. Der tiefere Grund scheint darin zu liegen, daß viele Menschen glauben, eine solche Beleuchtungsanlage ganz nach ihrem persönlichen Geschmack gestalten zu dürfen. Es ist den meisten also nicht klar, daß die Beleuchtung in Werkstatt und Büro zu einem der wichtigsten Werkzeuge gehört.
In Wirklichkeit sind die Leuchtenanordnung, deren Lichtleistung und Verkeilung von so verschiedenartigen Faktoren abhängig, daß man immer einen wirklich berufenen Fachmann mit der Ausführung der Lichtanlage betrauen sollte. Nachträgliche Amänderungen der Anlage sind meist die unausbleibliche Folge einer nur nach dem Gefühl hergestellten Installation. Die Amänderung seibst ist dabei nicht einmal die unangenehmste Begleiterscheinung, sondern vielmehr der ziffernmäßig garnichk erfaßbare und in großen Betrieben unter Umständen riesige Verlust an weniger geleisteter Lohnarbeit, der durch ungeeignete Beleuchtung entstand.
In jedem Betrieb sollte schließlich darauf geachtet werden, daß die einmal geschaffene richtige Beleuchtungsanlage pfleglich behan
delt wird. Durch Ädlagerung von Staub wird die Durchlässigkeit und Reflexion der! Leuchten beeinflußt: die hierdurch bewirkte Beleuchkungsabnahme kann in einem normatj benutzten Raum bereits nach 4 Wochen runlL 25 betragen. Die regelmäßige Reinigung! der Leuchten, die durch bequeme Zugänglich-' keit erleichtert werden soll, schützt demnach vor erheblichen Lichkverlusken. O—
, Omi»«! sjil-lii'KlnWürdul» s 0-, r.
„Kleiner Mann, was nun? —"
va, da steht man nun, in der Hand den Leuchier und die Bodenschlüssel und einem gegenüber die Strenge des Gesetzes: oder,
Haft bis zu 14 Tagen wird bestraft, wer mitl unverwahrkem Feuer oder Licht ..."! Also/ was darf man eigentlich mit auf den Boden nehmen, wenn man etwas sehen will? Eine Laterne? Wer hat heutzutage noch eine La-, kerne? Auf dem Lande soll es ja hier und? da noch welche geben — aber in der Stadt?;
Ein erlösender Gedanke: die historische! „Küchenlampe", die so lieblich nach Petro-! leum duftet, die die Finger auf 24 Stunden, parfümiert und die herrlichsten Fettflecke"' macht! Aber mit ihr kommt man wenigstens! nicht mit dem Gesetz — 60 Mark oder 14 Tage Haft! — in Konflikt! Oder doch? —> Da ist doch noch so eine Fußnote — wahr-! hastig! Auch die Petroleumlampe ist streng verboten! Kleiner Mann — oder kleine Frau — was nun? —
Es bleibt die elektrische Taschenlampe» deren Bakterie aber bei längerem Suchen' oder Kramen durch die lange Brennzeit stark! beansprucht wird. Oder — und das ist der, einzig richtige Weg, zwecks Vermeidung von! Verstößen gegen den Gesetzesparagraphen —^ ein ernstes, sehr ernstes Wort mit dem Haus- wirk wegen der elektrischen Beleuchtungsanlage des Bodens. !
Keinem MiekeOkann es verübelt werden, wenn er sich auf den Standpunkt stellt, daß der Hauswirt für eine gefahrenfreie elektrische Bodenbeleuchtung zu sorgen hak, und daß da, wo der Hauswirt sie trotz! der verhältnismäßig geringen Kosten nicht anbringen läßt, Leben und Eigentum des!! Mieters durch den Leichtsinn jedes Änvor-, sichtigen gefährdet ist. Ein Haus, das keine elektrische Beleuchtung in den Bodenräumen! besitzt, ist rückständig, wenn es auch sonst elektrische Beleuchtungen aufweist. Wenn, der Hauswirt selbst nicht an diese Nok-1 Wendigkeit denkt, ist es Sache der Mieters ihn immer wieder darauf hinzuweisen. O—