Seite K - Nr. 231

De» »rlellschafter

Donnerstag, den 1. Oktober 18X.

.Warum immer »och Petroleum?

Wenn jemand eine Abhandlung schreiben wollte über die praktischen Vorzüge unserer heutigen Werkzeuge gegenüber den Stein­zeit-Werkzeugen, würde man das als müßig und. unnütz empfinden, denn ohne weiteres einleuchtende Selbstverständlichkeiten brau­chen ja nicht erst lang und breit abgehandelk zu werden. Ähnlich empfindet man, wenn man die Vorzüge der elektrischen Beleuch­tung gegenüber dem Petroleumlichk dar­stellen soll. Wenn auch erst eine Spanne von wenigen Jahrzehnten uns von der Zeit trennt, da man sich mühsam mit Petroleumlichk be­helfen mußte, so bedeutet doch die elektrische Beleuchtung diesem gegenüber wohl kaum einen geringeren Fortschritt, als ihn, um bei Unserem Ausgangsvergleich zu bleiben, unsere heutigen Werkzeuge gegenüber denen der Steinzeit darstellen.

Elektrisches Licht ein leichter Finger­druck auf den Lichtschalter gleich neben der Türe, und das Zimmer erstrahlt in freundlicher Helligkeit. Welche Vorbereitungen und viel­fältigen Hantierungen sind dagegen nötig, bis die Petroleumlampe nur brennt. Da muß

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zunächst dafür Sorge getragen werden, daß die Lampe überhaupt betriebsfähig ist, d. h. es muß ein Vorrat Petroleum in der Küche vorhanden sein Vorsicht, daß nicht emp­findliche Speisen von dem üblen Geruch etwas abbekommen! und nun gilt es also zuerst die Lampe zu putzen und zu füllen. Wenn sie so gebrauchsfertig zur Stelle ist, müssen Streichhölzer herbeigeholt werden, um die Lampe umständlich anzuzünden. Den Brenner ein klein wenig zu hoch geschraubt, und er beginnt zu blaken und zu rußen. Wie absolut sauber und geruchlos ist dagegen das elektrische Licht. Aber Unbequemlichkeit und Ansauberkeit sind noch keineswegs die schwerstwiegenden Nachteile der Petroleum­lampe. Denken wir vielmehr an die Feuers­gefahr. Wie vorsichtig muß man mit ihrem Lichte umgehen, und wie ungeheuer zahlreich sind trotz aller Vorsicht noch die Brände, die alljährlich durch umgefallene Petroleum­lampen entstehen, oder auch dadurch, daß die Flamme irgendwelchen feuergefährlichen Stoffen zn nahe kam. Das elektrische Licht dagegen ist feuersicher. Das kleinste Kind kann es ohne Gefahr ein- und ausschaAvn, und auch feuergefährliche Stoffe dürfen un­beschadet nächst der richtig montierten elek­trischen Lampe lagern. Also Bequemlichkeit, Sauberkeit, Feuersicherheit wie verhält es sich aber mit der Beleuchkungsgüte und Helligkeit der beiden in Frage stehenden, Licktauellen? Nun. die in ihrer Art beste >

Aormai-Pekroleumlampe brennr rm günstig­sten Falle nur etwa ebenso hell wie die kleinste elektrische Normal-Lampen-Type, die 15 Watt-Lampe. Wie unzulänglich ist aber solch spärliches Licht, und als ganze Beleuch- tung noch gar, wenn auch nach Sonnenunter­gang frohes, werktätiges Leben in Haus und Hof herrschen soll, wenn man eine überall reinliche Wirtschaft anstrebt, Hygiene und Gesundheit für Mensch und, auf dem Lande, auch Vieh. Mir wissen heute auf Grund wissenschaftlicher Untersuchungen, wie weit­gehend Arbeikserfolg, Sicherheit und Ge­sundheit, und nicht zuletzt Stimmung und Arbeitsfreude durch gute, reichliche Beleuch­tung gesteigert werden. Schöne Lichtfülle überall, in allen Räumen und Nebenräumen von Haus und Wirtschaft, als Allgemein- beleuchkung oder Sonderbeleuchtung, wo und wie immer das Licht jeweils am zweckmäßig­sten erscheint in dem mit elektrischer In­stallation versehenen Hause wird dieses Be- leuchkungsideal zur Wirklichkeit. And der Kostenpunkt? Die Kosten des elek­trischen Lichtes sind heute nur etwa so hoch wie die der ent­sprechenden Petroleumbeleuch­tung! Warum also immer noch Petro­leum? Nur aus mangelnder Überlegung oder Scheu vor der Installation ist die Petroleum- Verwendung noch zu erklären. Die Anlage des elektrischen Lichtes läßt sich aber überall mit Leichtigkeit durchführen und die Kosten machen sich fraglos sehr schnell bezahlt durch Zeitgewinn und Arbeikserleichterung in der Wirtschaft, sowie durch Verschönerung und Verbesserung des Lebens in jeglicher Hin­sicht. Also endgültig fort mit der Petroleum­lampe! Ihr Platz dürfte heute wirklich nur noch im Museum sein, nicht anders, wie es bei den obenerwähnten Steinzeit-Werkzeugen der Fall ist. O-

Achlung!

Hausbesitzer, denkt an Eure Pflicht und beleuchtet die Hausnummern! Denn damit erfüllt Ihr erstens eine selbstverständliche Pflicht unserer Zeit, zweitens handelt Ihr im Sinne des Arbeitsbeschaffungsprogramms der Reichsregierung und drittens dient Ihr damit der Allgemeinheit wie Euch selbst. Schließlich sind Neuerungen, die sich für wenig Geld am Hause anbringen lassen, nicht nur für Neubauten da. O.

SchaLenverhukung in Küche und Kammer.

Geistesgegenwart in der Küche" oder so ähnlich betitelt sich manches Feuilleton in den Frauenzeitschriften, darin praktische Rat­schläge erteilt werden, wie man ungebrannte, versalzene oder sonstwie verunglückte Spei­sen und Gerichte mehr oder wenigerretten" kann. Ein noch wichtigerer Rat ist vielleicht der, daß man in erster Linie nach Kräften darauf bedacht sein soll, derartige Küchen­unfälle zu verhü- > -v- -.-.z

ten, und einer der t . ^

guten Wege, den z, i. j

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wollen, heißt: Be-? leuchtet die Küch" , gut! Denn auf d"ü Konto unzuläng » sicher Beleuchtung ist ganz zweifellos A-- ein großer Teil all ^

dieser mißratenen A.

Speisen zu verbu- chen, ebenso manche andere Küchenkakastrophe, Geschirrbruch, Ver­letzungen usw. Die Küche ist auch heute noch im allgemeinen der in bezug auf Beleuchtung stiefmükterlichst behandelte Teil der Woh­nung, abgesehen vielleicht von den oft ganz und gar unbeleuchteten Nebenräumen. Selbst

in sonst recht mooern ausgestakkeken Küchen trifft man noch häufig als einzige Be-

leuchtung die licht-

schwache, blendende Klarglaslampe an. Kein Sonderlicht am Herde, keines am Spültisch, noch am Küchenkisch. Beim Hantieren an diesen Plätzen hat die Hausfrau unaus­bleiblich ihren eige- 'i H- > . A nen Schlagschatten

auf der Arbeiks- fläche, was natur­gemäß erhöhte Anstrengungen bedeutet und nur allzuoft die erwähnten mißlichen Folgen zeitigt.

Änd doch ist es so einfach, die Küche wirk­lich gut und zweckmäßig zu beleuchten: eine Glühlampe von mindestens 100 Watt in blen­dungsfreier Opalglasleuchke, als Mittel- beleuchkung, wird den Küchenraum gleich­mäßig hell und behaglich machen: zusätzlich, als Arbeitsbeleuchtung am Herd und am Spültisch, unter Amständen auch am Küchen­tisch, je eine blendungsfreie Wandleuchte mit einer Glühlampe von 40 Matt damit dürfte ein schnelles, sicheres Arbeiten ge­währleistet sein.

Ein Teil der Küche ist gewissermaßen auch die Speise­kammer. Man ver­gesse auch hier kei­nesfalls, eine elek­trische Leuchte an­bringen zu lassen, zugunsten der Rein­lichkeit, der besseren Übersicht und der bequemeren Greif­barkeit aller dort lagernden Vorräte.

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Beleuchtung in Werkstatt und Büro.

Da die meisten menschlichen Arbeiten vom Sehen abhängig sind, ist eine genügende Stärke der Beleuchtung Grundlage guter Arbeitsleistung. Diese Erkenntnis wird leider von vielen Betriebsleitern außer Acht ge­lassen oder zumindest als unwichtig behandelt.

Die Stärke der Beleuchtung richtet sich in Arbeitsräumen nach der Art der Arbeit und des Arbeiksgukes.

Man trifft heute leider nicht oft auf gute und wirkschaftlicheBeleuchtungsanlagen, wenn nian einen Gang durch die verschiedenen Betriebe macht. Der tiefere Grund scheint darin zu liegen, daß viele Menschen glauben, eine solche Beleuchtungsanlage ganz nach ihrem persönlichen Geschmack gestalten zu dürfen. Es ist den meisten also nicht klar, daß die Beleuchtung in Werkstatt und Büro zu einem der wichtigsten Werkzeuge gehört.

In Wirklichkeit sind die Leuchtenanord­nung, deren Lichtleistung und Verkeilung von so verschiedenartigen Faktoren abhängig, daß man immer einen wirklich berufenen Fach­mann mit der Ausführung der Lichtanlage betrauen sollte. Nachträgliche Amänderungen der Anlage sind meist die unausbleibliche Folge einer nur nach dem Gefühl hergestell­ten Installation. Die Amänderung seibst ist dabei nicht einmal die unangenehmste Begleit­erscheinung, sondern vielmehr der ziffern­mäßig garnichk erfaßbare und in großen Be­trieben unter Umständen riesige Verlust an weniger geleisteter Lohnarbeit, der durch un­geeignete Beleuchtung entstand.

In jedem Betrieb sollte schließlich darauf geachtet werden, daß die einmal geschaffene richtige Beleuchtungsanlage pfleglich behan­

delt wird. Durch Ädlagerung von Staub wird die Durchlässigkeit und Reflexion der! Leuchten beeinflußt: die hierdurch bewirkte Beleuchkungsabnahme kann in einem normatj benutzten Raum bereits nach 4 Wochen runlL 25 betragen. Die regelmäßige Reinigung! der Leuchten, die durch bequeme Zugänglich-' keit erleichtert werden soll, schützt demnach vor erheblichen Lichkverlusken. O

, Omi»«! sjil-lii'KlnWürdul» s 0-, r.

Kleiner Mann, was nun?"

va, da steht man nun, in der Hand den Leuchier und die Bodenschlüssel und einem gegenüber die Strenge des Gesetzes: oder,

Haft bis zu 14 Tagen wird bestraft, wer mitl unverwahrkem Feuer oder Licht ..."! Also/ was darf man eigentlich mit auf den Boden nehmen, wenn man etwas sehen will? Eine Laterne? Wer hat heutzutage noch eine La-, kerne? Auf dem Lande soll es ja hier und? da noch welche geben aber in der Stadt?;

Ein erlösender Gedanke: die historische! Küchenlampe", die so lieblich nach Petro-! leum duftet, die die Finger auf 24 Stunden, parfümiert und die herrlichsten Fettflecke"' macht! Aber mit ihr kommt man wenigstens! nicht mit dem Gesetz 60 Mark oder 14 Tage Haft! in Konflikt! Oder doch?> Da ist doch noch so eine Fußnote wahr-! hastig! Auch die Petroleumlampe ist streng verboten! Kleiner Mann oder kleine Frau was nun?

Es bleibt die elektrische Taschenlampe» deren Bakterie aber bei längerem Suchen' oder Kramen durch die lange Brennzeit stark! beansprucht wird. Oder und das ist der, einzig richtige Weg, zwecks Vermeidung von! Verstößen gegen den Gesetzesparagraphen^ ein ernstes, sehr ernstes Wort mit dem Haus- wirk wegen der elektrischen Beleuchtungs­anlage des Bodens. !

Keinem MiekeOkann es verübelt werden, wenn er sich auf den Standpunkt stellt, daß der Hauswirt für eine gefahrenfreie elek­trische Bodenbeleuchtung zu sorgen hak, und daß da, wo der Hauswirt sie trotz! der verhältnismäßig geringen Kosten nicht anbringen läßt, Leben und Eigentum des!! Mieters durch den Leichtsinn jedes Änvor-, sichtigen gefährdet ist. Ein Haus, das keine elektrische Beleuchtung in den Bodenräumen! besitzt, ist rückständig, wenn es auch sonst elektrische Beleuchtungen aufweist. Wenn, der Hauswirt selbst nicht an diese Nok-1 Wendigkeit denkt, ist es Sache der Mieters ihn immer wieder darauf hinzuweisen. O