Nr. 228
Montag, 1. Oktober 1934
108. Jahrgang
er Oesellsehatter
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700000 auf dem Bückeberg — Die Rede des Führers
blv. Hameln, 30. Tept.
Die deutsche Nation feiert ihr Erntedankfest. Die ganze deutsche Nation bekennt sich zum Nährstand des Volkes in einer gewaltigen, das ganze Reich umfassenden Kundgebung, es stellt die Verbindung her zwischen Stadt und Land, die in den Jahren der liberalistischen Herrschaft künstlich getrennt worden war. Blut und Boden sind der Urquell der Kraft jedes Volkes; das deutsche Volk hat zu diesen Urquellen seiner Kraft zurückgefunden dank seines Führers.
Würdig der Kräfte, die an diesem Tage gefeiert werden sollten, war das Fest. Während in allen Städten des Reiches, die dem Bauerntum zu Ehren reichsten Flaggenschmuck trugen, die letzten Vorbereitungen zum Erntedankfest, zum Anhören der Rede des Führers und zum Erntetanz getroffen wurden, rollten ans allen Gauen des Deutschen Reiches Hunderte von Sonderzügen nach Hameln, wo Reichsbauernführer Darre, Reichspropagandaminister Dr. Goebbels und der Reichsarbeitsführer Hierl bereits am Samstag nachmittag ein- geiroffen waren, um auch hier die letzten Vorbereitungen zu treffen. Die Reichswehr hielt für die Uebung vor dem Führer die letzte Generalprobe ab. der Arbeitsdienst übte noch ein an seinen Vorführungen. Weit dehnte sich das Zeltlager des Arbeitsdienstes, die Ver- taufshütten für die Verpflegung der Hundertlausende, die sich am Bückeberg am Sonntag um den Führer scharten.
Auch in Goslar herrschte feierliche Stimmung schon am Samstag. Flaggen, Girlanden und Erntekronen in allen Straßen der Reichsbauernstadt. Dr. Goebbels, Reichsarbeitsführer Hierl, vor allem aber Reichsbauernführer Darre werden von den Massen stürmisch begrüßt.
Goslar ehrk den Reichsbauernführer
In einem Festakt am Samstag abend wurde dem Reichsbauernführer Darre von der Stadt Goslar die Ehrenbürgerurkunde überreicht. Die Urkunde hat folgenden Wortlaut:
„Goslar, die Kaiserstadt und Reichsstadt im Ersten Reich der Deutschen, die Reichsbauernstadt des Dritten Reiches, hat den Reichs- bauernsührer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft R. Walter Darre zu ihrem Ehrenbürger erwählt in tiefer Dankbarkeit für den Wiederaufbau eines lebensstarken, an Blut und Boden gebundenen Bauerntumes, des unversiegbaren Quells deutschen Lebens."
Nachmittags überreichte Reichsarbertsführer Hierl den am Bückeberg zusammengezogenen Arbeitsdienstabteilungen ihre neuen Fahnen und wies in einer Ansprache auf die enge Verbundenheit von Arbeitsdienst und Bauerntum hin.
Reichsarbeilsführer Hierl — lehensläng liches Mikglied des Reichsbauernrakes
Reichsbauernführer R. Walter Darre hat den Reichsarbeitsführer Staatssekretär Hierl in den Deutschen Reichsbauernrat berufen, und zwar als ordentliches, das heißt lebenslängliches Mitglied.
Der Führer m Goslar
Schon morgens um 5 Uhr hallten Goslars enge Straßen wider vom Gesa»W marschierender Kolonnen. Die ganze BevWernng war aus den Beinen, um Spanier zu bilden für, die Einfahrt des Führers, den Führer zu festen und zu grüßen. SA-, SS. und BQ., Ab- und BdM.. Rai ionalsozialisLischer Front- lüinpserbnnd, sie alle säumten die Straßen ! und dazwischen Musikkapellen und Fahnen; ans dem Marktplatz vor dem Kaiserworth dis Goslarer Bergleute in ihren schwarzen Trachten und grünen Kappen. Je weiter man nach der Kaiserpfalz hinanfkam, desto dichter wurde das Gedränge. Vor der Kaiser- Pfalz waren zahlreiche Masten mit Erntekränzen errichtet worden, von denen im Winde bunte Bänder winkten. Vor der Kaiserpfalz Standarten und Fahnen der SA. und eine Ehrenkompanie der Reichswehr. Gefährlich ist das Gedränge auf der Straße zum Flughafen, wo die Menge oft 10—20 Meter tief gestaffelt steht. Es ist
nnmer das gleiche Brtd: Die rauschende Begeisterung und der stürmische Wille, den Führer wenigstens sehen zu dürfen. In den Bäumen sitzen sie, auf Zäunen in unbequemster Stellung, aus Dächern und selbst ans Schornsteinen. Auf dem Flughafen Ehrenformationen aller Gliederungen der NS.» DAP. Im übrigen ist der Flughafen umsäumt von SA., ein viele hundert Meter langes Ehrenspalier. Oberführer Schreck stellt eben die Wagenkolonne des Führers zusammen. Stabschef Lutze kommt, gleich darauf SA.-GruPPenführer Kasche, der Führer der Gruppe Niedersachsen. Gleich daraus erscheinen Reichsminrster Tr. Goebbels und Reichsarbeitsführer Hierl, Neichsminister Rust, der auch als Gauleiter in Goslar anwesend ist. Kurz nach 10 Uhr tauchen die beiden Maschinen, die um 8 Uhr morgens in München gestartet sind, rm Südosten aus. Um 10,08 Uhr sind die beiden Flugzeuge, die v 2600 des Führers und die Begleitmaschine gelandet. In der Begleitung des Führers befinden sich, wie immer, sein Adjutant, Gruppenführer Brückner, Oberführer Schaub und Neichspresseches Dr. Dietrich. Der Präsentiermarsch klrngt aus, das Deutschlandlied, als der Führer begrüßt wird und dann die Ehrenformation abschreitet. Bald darauf beginnt die Fahrt des Führers durch das Ehrsnspalier in der zauberhaften Giebekstadt Goslar, die zu einer bunten Farben- symphonie geworden ist. Vor der Kaiserpfalz steht stramm ausgerichtct, wie ans Erz ge- gvssen, die Ehrenkompanie der Reichswehr, Goslaer Jäger, die für ihren Oberbefehlshaber präsentieren. Reichsbauernführer und Reichsernährungsminister Darre empfängt und begrüßt den Führer, gefolgt von seinem Stab und geleitet ihn in den historischen Saal der Kaiserpfalz, wo die Bauernabordnungen aus allen deutschen Gauen versammelt sind.
Darre begrüßt den Führer
Im historischen Kaisersaal begrüßt nun Reichsminister Darre den Führer im Namen des Reichsnährstandes aus das herzlichste.
Dann stellte Reichsbauernführer Darre dem Führer die Bauernabordnungcn ans ocn einzelnen Gauen vor, die zum Teil im Braunhemd, zum Teil in der Tracht ihrer Heimat erschienen sind. Der Führer unterhält sich nun mit den einzelnen Bancrn- abordnungen lange Zeit und es entwickelt sich eine lebhafte Unterhaltung.
Das Gespräch des Führers mit den Bauern
Die Bauern erzählen von ihrem Wirken, sprechen über die Lage der Landwirtschaft und danken dem Führer für die tatkräftige Förderung ihrer Arbeit und dafür, daß er sie zum ersten Stand Deutschlands gemacht hat. Der Führer fragt, wie die Ernte gewesen sei, ob sie geborgen sei, erkundigt sich nach den Fruchtbeständen, nach der Pferdezucht, fragt die Bauern nach ihrem Schicksal. Und so hört man, wie das Geschlecht des einen Bauern schon tausend Jahre auf dem rheinischen Hof sitzt, daß Bauern von der Saar anwesend find, deren Familien seit Jahrhunderten mit der Scholle verwurzelt sind, man sieht Angehörige alter Bauerngeschlechter, die Deutschland schon tausend treuester Söhne geschenkt haben. Auch Bauern aus Danzig sind anwesend mit kernigen Gesichtern, mit schwieligen Fäusten und erdverwachsen die Niedersachsen. Alte Kampskameraden trifft der Führer wieder, die er schon in den Jahren des Ringens sah, und tauschte mit ihnen Erinnerungen aus. Landarbeiter sind da von der Wasserkante mit den goldenen Ehrenzeichen der Partei aus der Brust, Männer, die gegen Marxismus und Reaktion dem Nationalsozialismus in Meklenburg und Pommern kämpjend halfen.
Der Anmarsch
der Massen zum Bückeberg
NM Wvnniagmorgen prangl me ;cyone MIL Weserstadt Hameln in nicht mtzhr zu übertreffendem Festschmuck, lieber allen Straßen hängen Girlanden und Transparente mit den Sinnsprüchen des Tages. Alle Häuserfronten sind reich mit Fahnen, Blumen und Teppichen bekleidet. In den Fenstern sieht man die Erzeugnisse des deutschen Bodens, Bilder des .Führers und das Hoheitsabzeichen der Bewegung. Am Samstagabend erstrahlte die Stadt in Hellem Glanz der Lichter. Die Fenster waren mit bunten Kerzen erhellt. Ans den Straßen brannten in langen Ketten die kleinen, perlenartigen Glühbirnen. Ruhe gab es in dieser Nacht nicht mehr.
Heute, am frühen Sonntagmorgen, drängte sich die ganze Bevölkerung und viele Zehntausende von Gästen in den Straßen; alles will hinaus zum Bückeberg. In der Nähe des Bahnhofs ist an ein Durchkommen kaum noch zu denken, obgleich die mit den Sonderzügen ununterbrochen crnkommenden Massen größtenteils außerhalb der Stadt ausgeloden werden und ohne großen Aufenthalt geschlossen abmarschieren. In den sonst so friedlichen kleinen Bahnhöfen an der Eisenbahnftrecke Hameln — Pyrmont laufen immer noch die Sonderzügc ein. Zweihunderttausend Menschen sind seit Samstag mittag hier ausgeladsn worden. Dazu kommen viele, viele Zehntausende, die mit Kraftwagen, mit Kraftomnibussen, auf Fahrrädern und zu Fuß gekommen sind. Immer neue Ströme von Menschen ziehen auf allen Straßen heran. Es hat den Anschein, als ob alle Städte und Dörfer der weitesten Umgebung ihre gesamte Einwohnerschaft hierher gesandt hatten. Den marschierenden Kolonnen sind sieben breite Wege vorgeschrieben. Transparente zeigen die Umleitungswege für den Verkehr an. Um den Bahnhof Hameln herum ist ein Fahrzeugsperrkreis gebildet worden. Aus dem an den Straßen aufgestellten Lautsprechern ertönen Marschmusik und Marschlieder. Man hört das Bauernlied. Man hört dazu noch ein neues, schönes Lied, das gerade auf den heutigen Tag Bezug hat: „Nach dem schweren Erntewerk wandern wir zum Bückeberg". Die schon auf dem Festplatz eingetröffenen Massen werden durch Freiübungen von 150 0 Arbeitsdien st männern, durch den Gesang von Kampf-, Volks- und Arbcitsdienst- liedern unterhalten. Der Gesang wird von den Massen der heranrückenden Kolonnen ausgenommen.
Immer noch ziehen um die Mittagsstunde herum die Massen zum Festplatz. 30 000 SA.- Männer Niedersachsens marschieren in gleicher Richtung. Der Feftplatz ist schon fast gefüllt, aber noch völlig unabsehbar sind die gewaltigen im Anmarsch befindlichen Kolonnen. Ueber das ganze Gelände sind etwa 80 rietiae Lautsprecher verteilt, die ein Gebiet von 200 000 Quadratmeter besprechen. Acht Mikrophone sind auf der Rednertribüne am Fuße des Berges und auf der Ehrenrribüne verteilt.
Die Abfahrt der Ehrengäste von Bad Pyrmont
Fast gleichzeitig mit der Beendigung des Bauernempfangs in der Kaiserpfalz zu Goslar rüsten auch die in Bad Pyrmont einquartierten zahlreichen Ehrengäste zur Abfahrt nach dem Bückeberg. Im Kurhaus von Bad Pyrmont wohnen eine ganze Reihe hoher SA.- und SS.-Führer, hoher Beamter des Reiches und der Länder. Die Reichsminister befinden sich heute morgen zum größten Teil schon in Goslar, anders kommen heute vormittag unmittelbar aus Berlin auf dem Festgelände an. In den Hotels von Bad Pyrmont stich etwa 300 Vertreter der in- und ausländischen Presse nntergebracht, die zum Teil bereits seit mehreren Tagen hier anwesend sind. Auch 1500 Bauern, die in einem Sonderzuge angekommen sind, wurden in Bad Pyrmont untergebracht und treten von hier aus den Marsch zum Bückeberg an. In mehreren Sonderomnibnssen wer- den die Pressevertreter gegen 13 Uhr zum Festplatz aefahren. Eine große Zahl von Kraft- wagen mit den Ehrengästen folgt kurz darauf. Die ganze 12 Kilometer lange Fahrt geht durch ein festlich geschmücktes und von Menschen- masten reich belebtes Gebiet. Zu beiden Seiten
l des Weges sieht man die Dörfer und die Häu- ! ser im Festkleid, die Menschen mit frohen, Hellen Gesichtern.
Auf dem Festplaß
Ueber die vom Arbeitsdienst neu gebaute Straße von Latferde werden die Ehrengäste auf die Höhe des Berges gefahren. Ein unbeschreiblich farbenfrohes Bild bietet sich hier dem Auge dar. Jetzt, gegen 14 Uhr ist der Anmarsch beendet. Der Hang des Berges und das ganze Tal, soweit man sehen kann, ist von Menschen ungefüllt. Ihre Zahl geht über eine halbe Million hinaus. Don der Nordsee, von den Alpen und von Ostpreußen, vom Rhein und aus dem Herzen des Reiches sind sie herbeigeeilt, alle von dem Wort erfüllt, das der Führer vor einem Jahre an dieser Stelle zu ihnen sprach: „Möge aus der Größe dieser Demonstration für alle die gegenseitige Achtung erwachsen und die Ueberzeugung, daß kein Stand für sich, aber alle wohl gemeinsam bestehen können".
Von diesem Berge blicken fit hinunter auf die gesegneten Fluren zwischen Strom und Hügel vor einem herrlichen Nund waldgekrönter Höhen.
Um 14 Uhr ist auch der Sonderzug der Diplomaten auf dem Bahnhof Welsede bei Bad Pyrmont eingetrosfen.
Die Trachlengruppen kommen
Tausende von Fahnen marschieren ein. Ter Jubel der Blassen schwillt an. Die Kampflieder der nationalsozialistischen Bewegung werden mit Begeisterung gesungen und dann bietet sich dem Auge ein neues, kräftiges und erhebendes Bild. Die Trachtengruppen marschieren ein. Heilrine und Händeklatschen grüßen sie. Es kommen Bauern, Landfrauen, die Landarbeiter und Landarbeiterinncn aus allen Teilen des weiten Vaterlandes und deutsch-stämmige Bauern aus der ganzen Welt. Da steht man die alten, schönen, eigenartigen Trachten der Friesen, der Schleswig-Holsteiner, der rheinischen Winzer, Schwarzwälder, der Mädel und Frauen aus dem bayerischen Alpenland, der Bückeburger, der Schwälmer und der Spreemäldler. Bei den Pommern fallen die Trachten der Mönchsguter Fischer besonders auf. Es kommen die Bergleute von der Saar, aus dem westlichen Industriegebiet. auS Schlesien, die Sachsen und die Danziger und schließlich, unter immer sich wieüerholciivem Jubel die Sudetendeutschen und die Siebenbürger. Sie stellen sich zu beiden Seiten des in der Mitte des Platzes gezogenen Weges auf, den der Führer später durchschreiten Wird.
Der Führer bringt in der Unterhaltung zum Ausdruck, daß die Arbeit der Bauernschaft ein tägliches Wagnis sei, da er gegenüber anderen Berufsständen niemals die Sicherheit habe, ob seine Arbeit auch bezahlt werde. Er sei abhängig von Wetter und Wind. Ein Tag könne ihm die Hoffnung eines Jahres rauben. So trage der Bauer das größte Risiko für die Ernährung des deutschen Volkes und dieses Risiko müsse man ihm danken.
Die Fahrt durch die Triumphstrahe
Als der Führer den Kaisersaal nach einer Stunde der Aussprache mit seinen deutschen Bauern wieder verläßt, überreichen ihm Bergleute aus dem Oberharz ein traditionelles Grubenlicht und tragen ihm eine Bitte vor. Nun tritt der Führer aus dem alten Bau der Kaiserpfalz heraus. Die Instrumente der Reichswehrkapelle funkeln in der Sonne, Marschmusik klingt auf. Dann besteigt der Führer seinen Wagen. Nun geht die Fahrt durch jene Triumphstraße, die der deutsche Bauer dem Führer bereitet hat. Mehr als hundert Erntetore muß der Wagen auf der hundert Kilometer langen Strecke zum Bückeberg durchfahren und 100 Kilometer steht das Spalier der Bauern und der Stadtbevölkerung, die an diesem Tage ihre enge Verbundenheit mit dem Bauernstand herzlich bekundet. Ueber- all hochbeladene und geschmückte Erntewagen, Bauern mit Sensen und Sicheln, Gärtner, Jäger in grüner Uniform. Inschriften, wie „DerjunqeBauerdanktDir, mein Führer seineScholle!" — „Wald- und Weidwerk grüßen den Führer". Niedersächsische Kernsprüche grüßen von Schildern und eine Stimmung liegt über dem Ganzen, die voll ist von einer Herrlichkeit, die Wohl von niclits zu