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Le, «esellschaftrr

Samstag, den 18. September 1>U

Zeit. Lme« Stock noch dem andern nochackt

sie sorgsam, zieht ihn vorsichtig heraus und schüttelt die Knollen ab. Dann aber wird der Boden noch völlig durchgehackt, daß ja keine einzige Kartoffel drinbleibt.

Die 15jährige Rose! ist eifrig bei der Sache; aber das 12jährige Jörgle hat noch keine rechte Freude daran. Der Rücken tut ihm weh von dem vielen Bücken, und der Boden ist so naß und kalt. Hu, wie man heute förmlich im Dreck bohren muß! Und immer wieder versucht er, den nassen Boden von den Händen zu schlenkern und macht dabei ein Gesicht wie drei Tag Regenwetter. Mt einer geheimen Sehnsucht blickt er nach dem Schul­haus. da8 über die anderen Häuser heraus» guckt. Ach, wenn nur die Herbstvakanz voll­ends herum wäre und das Glöcklein wieder in die Schule riese! Dort iscks trockener, und im Ofen brennt ein wohltätiges Feuer.

Aber die Mutter spricht ihm immer wieder zu und verspricht ihm ernen besonderen Kirbekuchen, und der Vater stellt ihm einen ordentlichenMarktkreuzer' in Aussicht. Ha, und übermorgen ist Herbstmarkt! Das lockt, und er stellt jetzt leinen Mann. Es geht besser. Eine Handvoll um die andere wird in den Korb geworfen. Immer liegen Würfe wie Kugelregen in der Luft über dem Acker. Immer wieder wird ein Korb geleert, das macht Freude. Kartoffelsack reiht sich an Kartoffelsack. Man steht, was geschafft ist.

Und nun ist es Mittag. Vom Dorf her iommt die Ahne mit einem verheißungsvollen Korb aus dem Kops. Sie stellt ihn ab. Wohl- nngepackt in Tücher steht ein mächtiger Kaffeehafen drin. Man gehl heute nicht heim zum Mittagessen, daß man vollends an die Anwand kommt. Der warme Kaffee und das weiße Brot dazu munden köstlich, da wachen die Lebensgeister wieder auf.

Mittlerweile blickt auch die Sonne ein Uein wenig heraus und trocknet die umherliegen­den Kartoffelkräuter. Der Jörgle trägt sie auf einen Haufen und macht Feuer. Wie züngeln die Flammen auf und wie steigt der Rauch in die Höhe! Da bekommt der Tag einen schönen Schein. Uralt ist ja die Freude deS Menschen an lohenden Feuern draußen in der Natur, und urtief sitzt sie in der Seele.

Die Sonne ist zwar bald wieder verschwun­den, und feuchte Nebel brauen nun über den Feldern. Aber die Arbeit geht gut von der Hand. Man kommt der Anwand immer näher, und abends holt der Vater das Fuhr­werk. Die Kartoffelsäcke werden ausgeladen, und das Jörgle reitet, obwohl ihm vor Kälte die Nase geht wie ein Schleiserskübele. die Hände bis an die Ellenbogen in den Hosen­säcken, auf dem obersten Kartoffelsack groß­artig nach Hause.

Vauernamgabe und Nauernelm

Die Gefunden und Klaren, die an ihr Volk glauben und aus ein Morgen rechnen, dür­fen den Wettlauf um die vermeintliche Gant- maffe des darniederliegenden Vaterlandes nicht mitmachen. Denn wenn der Staat in die Brüche geht, ist auch sie verloren. Der Stand, der Deutschland in die Hohe bringen will, muß opfern können. Das muß das Bauerntum vermögen, daß es der Lebens­quell wird »md bleibt, dessen Kräfte das dar- aiedergetr»ene Deutschland aufrichten, unser geschwächtes Volksleben stark und die kranke Heimat gesund machen können.

Wir Bauern müßten in besonderem Sinn Sie Hüier von Ehrlichkeil und Menschlichkeit fein. wir. die wir den Schoß bewahren, aus Sem alles Leben kommt. Alles Leben! Und Vas darf nicht vergiftet werden. Die Men­schen in der Stadt, in Fabrik und Schreib­stube find der Heimat und Natur entfremdet. Sie fühlen und haben Sonnenschein und Regen, Kälte und Hitze nicht mehr so aus erster Hand wie wir. und ich meine oft. des­halb ist auch ihr Denken und Fühlen ver­schoben, und wir Bauern müssen es be­wahren wie ein anvertrautes Gut.

«Aus dem RomanDer Väter Gut'. Bon vanS ReMng.t

Schenk srrvbtg wir der Vmm

Laß nicht den Armen Hunger leiden: Laß ihn nicht Herzenskälte spüre«,

ein Haus, ei« Herd, ein Volk, ein Gott Gib gern, schenk freudig wie der Baum, d« selbst erduldest bittre Not und Seelentod. ^ so schön im Raum

läßst d« de« Bruder Hunger leide«. ^ ^ich. HerzenS^A^ "

Vielleicht stehst du mit leeren Hände« auch einmal da vergiß das nicht!

Laß leuchten warm wie ein Gedicht

des Herdes Sicht

für dich und ihn. Schenk armen Hände«»!

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Erntetest t» Mm am S. Ansatz 1817 <Di« erste« Garbe«)

Nach einem BUS se». von X. Anvi

Mer »es Emtefeftes in tllm am 5. NuM M7

Und seht! Ein schöner Tag ist aufgegarigen O laßt mit Dankeshymnen es empfange«: Und Freude lacht aus jedes Menschen Blick! Nun kehret bald uns schönre Zeit zurück! Des Feldes Segen und des Volkes Glück! Dann möge dieses Bild den strnen Tagen s zieht heran mit Jauchzen und mit Noch unfern Schmerz und unsere Freude

Prange«

MM bei einer Enbeibenke

S-er: W»e das Areneli den Baumwollhandler mit Buchen scheiten behandelt

Erzählt von Jeremias Gotthelf

Das alte Bauernehepaar von der Glungge hat seinen Hof dem wackeren Meisterknecht Uli zu Lehen verpachtet, weil der Schwiegersohn, der Baumwollhandler, ein ausgejagter Spitz­bube, ihnen in alles dreinregiert, ihre Erzeug­nisse verkauft, aber das Geld einfach behält.

Bei der Festsetzung der Pachtfumme, es ist zur Zeit der Sichelhenke, will er noch etwas extra für sich herausschlagen. Während nämlich man darüber im Stübli stritt, versuchte der Baumwollenherr Privatgeschäfte bei Breneli. der schönen Braut des tüchtigen Meister­knechts Uli; wollte mit ihm so unterhandeln, daß, wenn es ihm nachgebe, so wolle er auch mit dem Akkord nachgeben, und ließ sich wohl nah zu ihr heran. Sie aber, nicht faul, nahm ein buchenes Scheit, fuhr auf ihn dar wie eine Furie und traktierte ihn jämmerlich. Das gab gräßlichen Spektakel.

Vreneli schlug; der Tochtermann schrie; die ganze Verwandtschaft schoß zu allen Türen aus und sah den Herren vor Vrenelis Scheck in alle Ecken fliehen. Die einen lachten, die andern schrien; Johannes hatte gute Lust, zuzugreifen; niemand gab Auskunft; es war

sagen.

Zeuge« mit, wer« er ei« Müdche« verjähre« will. Aber es wäre böse, wen« «i» Mädchen sich seiner Ehre nicht mehr wehre» ickrfk, so stark eS mag, oder es hätte Zeugen; «nd wen« es einem den Grind abschl^ge und nicht nur Zähne in den Hals!"Wir wolle« sehe«, was der Richter sagt," rief der Baumwollen» Händler.Meinethalben kann er sagen, was er will, und wen« er ein Bock ist wie d« und dir recht gibt, so mache ich «L chm wie dir. Wenn das Gesetz M die Hnreububen «nd Diebe »nd Händler und Richter da ist, so schlägt man euch dock Besetz »m d'Gr' (Kopf), bis ihr gesetzlich zufrieden gestellt Ich btt» nur ein MertMr «wer «S nimmt Wunder, ob ich diese« Weg das Gesetz nicht viel kräftiger auweudeu könnte als so ein ab» Böcklei«, wie bist n»d mancher <m- , ist d« dich «icht still, so wollen wir sehend" Aber der Händwr hatte sich nicht still, räsonierte fort und fort, jedoch ungefähr so wie eine Kolonne, die sich zmmckziehen will, um so hitziger feuert, um den Rückzug z« decken. Er sagte dem Elifi: In einem solchen Haus bleibe er «icht langer, wo er sei wie vogelsrei und jedes Rindvieh auf ihn schlagen dürfe und ein ledes ertaubete Mädchen; dem wolle er es aber zeigen und chm 'agen, wie und mit wem er es augetroffen. Er machte einen Lärm mit seiner Unschuld, daß d'S Elifi auch halb taub wurde, begriff, d'S Vreneli hatte eigentlich seinen Man« verführen wollen, und eilenden Schrittes ging, diesem wüst zu sagen. Während eS sich dort fast Schläge holte, ging er in den Stall, befahl anzuspannen und begegnete dabei den- Uli, der bereits von der andern Geschichte wußte, so puckt (protzig), daß er ihm sagte, wenn er sich nicht alsobald zum Stall aus mache, so werfe ihn ins Bschüttiloch; er wolle ihm seine Hitz vertreiben.

Abendllck eines Bauersmanns

Von Matthias Claudius

Das schöne, große Tag-Gestirne

Vollendet seinen Lauf;

Komm wisch den Schweiß mir von der Stirne.

Sieb Wech, und denn tisch auf!

Kannst hier nur auf der Erde decken.

Hier unterm Apfelbaum:

Da Pflegt es abends gui zu schmecken.

Und ist am besten Raum.

Und rufe flugs die kleinen Gäste,

D«m hör', mich hungert^ sehr;

wie beim Turm- bau zu Babel. Endlich schoß der Herr in eine ge­öffnete Tür. und Vreneli wurde vom Verfolgen ab­gehalten. Wie eine glühende Sie­gesgöttin stund es da mit dem Scheit in der Hand, oder wie ein En­gel mit flammen­dem Schwerte vor dem Paradiese der Unschuld, und r.'s

Da pflegt es abends gut ,« schmecke« Rudolf Schäfer lAus .Deutsche Heimat'»

dem fliehenden blutenden Baumwollenhändler nach:Weißt du jetzt, wie ein Berner Meitschi akkordiert, und mit was es den Akkord unterschreibt, du keibelige Unflat!" Und frank weg oone Hehl erzählte es, was der Lumpenhund ihm für Anträge gestellt. Da öffnete dieser die Türe und rief:Du lügst!" Aber ehe das Wort noch recht aus dem Munde war, fuhr das buchene Scheit aus Vrenelis

starker Hand akkurat durch die geöffnete Türe dem Lügner ins Gesicht mitten hinein, und rückwärts siel er, fuhr mit der Hand ins Ge­sicht und drei ausgeschlagene Zähne rollten ihm ntgegen. Nun neuer Lärm von allen Seiten. , Des Johannese, des Schwagers, Stimme ^ challte vor allen in gewaltigem Lachen. D's Elisi, die Frau des Geschlagen-«, wußte nicht, ^ sollte es auf den Mann los oder auf Vreneli, und machte nach beiden Seiten seine kleberigen Vreneli rief:Sag noch einmal,

Danket de« Herr» denr er Itz frenndN»

Lnbwts Richter

ich lüge, wenn du darfst! Es sind noch mehr Scheiter da!' Die weiche Mutter lies nach Was­ser und einem Lumpen. Joggeli schüttelte den Kopf, ging ins Stübli uns las den Akkord wie­derum. Sobald der Baumwollenhändler das Blut sich ausgewischl und recht wieder reden konnte, begehrte er auf über Vreneli, redete vom Verklagen, und wie er es nicht tue, daß es hier auf dem Hofe bleibe, und Joggeli nickte mit dem Kopfe dazu. Vreneli aber stund un» gesinnet vor ihm und hätte ihn gleich noch ein­mal in die Finger genommen, wenn die Mutter ihns nicht gehalten; aber seine Zunge konnte ihm niemand halten.Verklag du nur," rief es,ich will dann mir den anderen Jung­frauen kommen; sie können auch sagen, was f:e von dir erfahren; vielleicht wissen die Knechte auch etwas."Beweise es, daß ich etwas mit dir gewollt oder mit den Jungfrauen. Ich kann beweisen, wie du mich geschlagen."Du Kuh! Da ist einer nicht ein Esel und nimmt

Bring auch den kleinsten a«S dem Neste, Wenn er nicht schläft, mit her.

Dem König bringt man viel zu Tische. Er, wie die Rede geht.

Har alle Tage Fleisch und Fische Und Panzen und Pastet;

Und ist ein eigner Mann erlesen.

Von andrer Arbeit frei.

Der ordert chm sein Taselwesen Und Präsidiert dabei.

Gott laß ihm alles wohl gedeihen!

Er hat auch viel zu tun.

Und muß sich Tag und Nacht kasteien, Daß wir in Frieden ruhn.

Und haben wir nicht Herrensutter;

So haben wir doch Brot.

Und schöne, frische, reine Butter,

Und Milch, was denn für Not?

Das ist genug für Bauersleute.

Wir danken Gott dafür.

Und halten offne Tafel heute Vor allen Sternen hier.

Es Präsidiert bei unserm Mahle Der Mond, so silberrein!

Und guckt von oben in die Schale Und nit den Segen h'netn.

Nun Kinder esset, eßt mit Freuden.

Und Gott gesegn' es euch!

Sieh. Mond! Ich bin wohl zu beneiden. Bin glücklich und bin reich!

Herausgegeben un Auftrag ver NS.-Presse Würt­temberg von Hans Reyhing llllm a. Dy,